Ausgabe 3|2013 (PDF) - Diakonisches Werk Hamburg
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<strong>Hamburg</strong><br />
Mitglieder-<br />
Informationen<br />
3 | 2013<br />
Diakonie-Report<br />
Die Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit<br />
fördert Jugendprojeke in <strong>Hamburg</strong><br />
Die Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit startet ihre Aktivitäten zum neuen<br />
Schwerpunkt „jugend@hamburg – Freiheit spüren“. Im ersten Schritt werden zwei<br />
Preise ausgeschrieben: Der Förderpreis MitMenschlichkeit in Höhe von 10.000<br />
Euro für Einrichtungen der Jugendhilfe und ein Kreativpreis für Jugendgruppen.<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Zum letzten Mal schreibe ich das Editorial des<br />
Diakonie-Reports – eine gute Gelegenheit,<br />
mich von Ihnen herzlich zu verabschieden.<br />
Die 14 Jahre als Landespastorin und Leiterin<br />
des Diakonischen <strong>Werk</strong>es haben mich erfüllt,<br />
ich bin dankbar, dass mir diese Aufgabe<br />
anvertraut worden ist. Ich habe sie sehr gern<br />
wahrgenommen – so gut ich eben konnte.<br />
Ich habe meine Arbeit für die Diakonie immer<br />
als Dreiklang verstanden: Vertretung unserer<br />
Mitglieder, Anwaltschaft für die, die unseren<br />
Beistand brauchen, und nicht zuletzt als sozialpolitische<br />
Zeitansage. Wir haben mit unseren<br />
vielfältigen Erfahrungen im Sozial- und<br />
Gesundheitsbereich einen einmaligen Blick<br />
auf die Menschen, die in <strong>Hamburg</strong> leben. Den<br />
gilt es einzubringen – gegenüber der Politik,<br />
aber auch in und mit der Kirche.<br />
Ich danke für alle Zusammenarbeit und bitte<br />
um Nachsicht, wo ich Ihre Erwartungen nicht<br />
erfüllt habe.<br />
Ich gebe diese große und schöne Aufgabe<br />
gern in die Hände des neuen Landespastors<br />
Dirk Ahrens.<br />
Neben „Herausforderung Demenz“ bringt die Stiftung damit ein weiteres gesellschaftlich<br />
wichtiges Thema in die Öffentlichkeit und unterstützt Projekte. Der Förderpreis prämiert<br />
Konzepte, die es ermöglichen, dass Jugendliche nicht in geschlossenen Heimen untergebracht<br />
werden. Hier wird der Begriff Freiheit ganz konkret. Der Kreativpreis richtet sich an<br />
alle Jugendgruppen aus Kirche und Diakonie in <strong>Hamburg</strong>. Prämiert werden Filme, Musik<br />
oder andere kreative Beiträge zum Thema Freiheit.<br />
Warum Freiheit als Thema?<br />
Die Frage ist: Welchen Freiraum wollen wir jungen Menschen eröffnen? Denn Jugendliche von<br />
heute gestalten die Gesellschaft von morgen. Etwa ein Fünftel aller <strong>Hamburg</strong>er Jugendlichen<br />
bekommt Hartz IV. Finanzielle Sorgen der Familie, enge Wohnungen, Arbeitslosigkeit oder<br />
Erkrankungen in der Familie belasten viele von ihnen. Wie aber kann sich jemand frei entfalten,<br />
wenn der Alltag gefüllt ist mit Sorgen – oder wenn es in der Wohnung keine ruhige Ecke gibt?<br />
Und in vielen finanziell besser gestellten Familien haben Jugendliche oft so volle Terminkalender,<br />
dass freie Zeit und Freiraum Fremdwörter geworden sind.<br />
Erwachsen werden braucht Freiheit<br />
Der Appell der Diakonie-Stiftung lautet: Erwachsen werden braucht Freiheit. Freie Zeit für<br />
Gedanken und freien Platz, um sich mit anderen Jugendlichen zu treffen – nicht nur virtuell über<br />
facebook & Co. Jugendgruppen in Kirche und Diakonie bieten solche Freiräume und können<br />
eine große Stütze sein für diejenigen, die zu Hause wenig Halt finden. Diese Arbeit soll durch<br />
die Stiftung gefördert werden – auch in der öffentlichen Wahrnehmung. „Ich freue mich auf<br />
dieses lebendige Thema. Denn freie Entfaltungs- und Erkundungsräume sind unverzichtbare<br />
Voraussetzung für die Herzensbildung des Menschen. Diesen Impuls wollen wir in die Debatten<br />
um Ganztagsschulen oder Kürzungen in der freien Jugendarbeit einbringen“, so Dirk Ahrens,<br />
zukünftiger Landespastor und damit Vorstand der Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit.<br />
Kontakt: Jutta Fugmann-Gutzeit | 040 30 62 0-261 | stiftung@diakonie-hamburg.de<br />
Ausschreibungsunterlagen und weitere Informationen: www.mitmenschlichkeit.de<br />
Inhalt<br />
02 Diakonie bringt in Bewegung<br />
Sieben innovative und modellhafte Projekte<br />
06 Tipps zur Fort- und Weiterbildung<br />
Online-Fundraising, DFA, Freiwilligenarbeit<br />
Landespastorin Annegrethe Stoltenberg<br />
04 Diakonie persönlich<br />
Wechsel an der Spitze der Diakonie<br />
und im Hilfswerk<br />
07 Begleiten und betreuen mitten in<br />
der Gesellschaft<br />
Das Rauhe Haus im Mitgliederporträt
2 Diakonie-Report 3 | 2013<br />
Diakonie-Report 3 | 2013 3<br />
Das bewegt uns<br />
Diakonie bringt in Bewegung<br />
„Das bewegt uns“, so ist diese Doppelseite im Diakonie-Report überschrieben. Doch diesmal müsste sie heißen: „Das<br />
bewegen wir.“ Mit innovativer, modellhafter Arbeit greift das Diakonische <strong>Werk</strong> <strong>Hamburg</strong> soziale Herausforderungen in der<br />
Stadt auf, setzt auf Qualifizierung von Mitarbeitenden und gibt Impulse, von denen die Mitgliedseinrichtungen profitieren.<br />
Ein Überblick über sieben Projekte:<br />
Inklusionsprojekt läuft bis 2015<br />
Wie Kitas erfahrene Fachkräfte halten ...<br />
Fit als Führungskraft in der Pflege<br />
Um Personalentwicklung in<br />
der Pflege geht es seit Juni<br />
2011 im Projekt „fit for<br />
care“. 19 ambulante und<br />
stationäre Einrichtungen<br />
der Diakonie und anderer<br />
Wohlfahrtsverbände<br />
werden umfangreich<br />
beraten und begleitet:<br />
Einrichtungsleitungen<br />
mit Blick auf Veränderungen<br />
in der Organisation; Pflegedienst-,<br />
Wohnbereichs- und Einsatzleitungen mit Blick<br />
auf ihre Führungsrolle. Projektleiterin Birgit<br />
Das Inklusionsprojekt<br />
„Selbstverständlich<br />
Freiwillig“ kann bis<br />
2015 weiterarbeiten:<br />
„Drei Jahre<br />
lang hat uns die<br />
Aktion Mensch<br />
gefördert, jetzt<br />
schließt sich eine<br />
Finanzierung<br />
durch Kollektengelder<br />
der Ev.-luth. Kirche Deutschland<br />
an“, sagt Projektleiterin Britta Habenicht im<br />
Diakonischen <strong>Werk</strong> <strong>Hamburg</strong>.<br />
„Selbstverständlich Freiwillig“ unterstützt<br />
Menschen mit Behinderungen, die sich<br />
engagieren wollen, zum Beispiel in Kirchengemeinden,<br />
in der Seniorenarbeit, bei kulturellen<br />
Aktivitäten oder im Naturschutz. Den Einsatzstellen<br />
wird Beratung und Qualifizierung<br />
angeboten. Außerdem finden Fachveranstaltungen<br />
zum Engagement von Menschen mit<br />
Behinderungen statt. Das innovative Projekt<br />
Für das Projekt „Alternsgerechte Arbeitsplatzgestaltung<br />
in evangelischen Kitas“<br />
hat das dritte und letzte Jahr begonnen.<br />
„Kitas und ihre Träger greifen mit unserer<br />
Unterstützung gezielt die Bedürfnisse von<br />
langjährigen Fachkräften auf“, erklärt Projektleiter<br />
Michael Schaaf. „Damit reagieren<br />
sie auf den Fachkräftemangel und bleiben<br />
als Arbeitgeber attraktiv. Mehr als 20 Kitas<br />
in <strong>Hamburg</strong> und Schleswig-Holstein entwickelten<br />
Maßnahmen, damit pädagogische<br />
Fachkräfte „gesund, motiviert und qualifiziert<br />
bis zum Eintritt ins Rentenalter arbeiten<br />
können“, so Schaaf.<br />
Initiiert hat das Projekt der Fachbereich<br />
Kinder- und Jugendhilfe. Gefördert wird es<br />
im Rahmen des Programms „rückenwind“<br />
durch das Bundesministerium für Arbeit und<br />
Soziales und den Europäischen Sozialfonds.<br />
Kontakt: Michael Schaaf | 040 30 62 0-415<br />
schaaf@diakonie-hamburg.de<br />
www.kita-alternsgerecht.de<br />
Szezinowski: „Damit wollen wir Arbeitsbedingungen<br />
in der Pflege verbessern, Belastungen<br />
reduzieren, Zufriedenheit steigern und<br />
Fluktuation verringern.“ Bis Mitte 2014 wird<br />
ein Praxisleitfaden von und für Leitungskräfte<br />
in der Pflege vorliegen, um die Erfahrungen<br />
auch anderen Einrichtungen zugänglich zu<br />
machen. Gefördert wird „fit for care“ im Rahmen<br />
des Programms „rückenwind“ durch den<br />
Europäischen Sozialfonds.<br />
Kontakt: Birgit Szezinowski<br />
040 30 62 0-427 | szezinowski@diakoniehamburg.de<br />
| www.fitforcare.de<br />
war 2010 an den Start gegangen, die Idee<br />
hatte eine Arbeitsgruppe im DW entwickelt.<br />
Kontakt: Britta Habenicht | 040 30 62 0-361<br />
habenicht@diakonie-hamburg.de<br />
www.selbstverständlich-freiwillig.de<br />
Mehr Infos: Ein Praxisleitfaden mit Erfahrungen<br />
aus dem Projekt und zahlreichen<br />
Arbeitsmaterialien kann per Mail oder Telefon<br />
bestellt oder von der Website heruntergeladen<br />
werden.<br />
... und wie Kitas<br />
Familien unterstützen<br />
Drei Jahre<br />
lang lief das<br />
Modellprojekt<br />
„Evangelische<br />
Kitas – Plus<br />
für Familien“:<br />
14 Einrichtungen<br />
in Altona und Eimsbüttel entwickelten<br />
zusätzliche Angebote für Familien,<br />
zum Beispiel Erziehungsberatung, Babysitter-<br />
Vermittlung oder Themen-Abende für Eltern.<br />
Das Projekt unterstützte die Kitas dabei und<br />
sorgte für Vernetzung und Fortbildung.<br />
„Evangelische Kitas – Plus für Familien“<br />
wurde vom Diakonischen <strong>Werk</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
begleitet und vom Evangelischen Kindertagesstättenverband<br />
<strong>Hamburg</strong> finanziell<br />
gefördert. „Der Abschlussbericht steht nun<br />
den Kita-Trägern zur Verfügung“, sagt die<br />
scheidende Projektleiterin Elke Forman. „Auf<br />
dieser Grundlage können sie in eigener Regie<br />
Maßnahmen ergreifen, damit Familienunterstützung<br />
ein Qualitätsmerkmal der evangelischen<br />
Kitas wird.“<br />
Mehr Infos: www.diakonie-hamburg.de<br />
Fachthemen Kitas<br />
ZAA: Erfolgreiche Arbeit finanziell gesichert<br />
Mehr als 3.000 Menschen haben sich seit<br />
2010 bei der Zentralen Anlaufstelle Anerkennung<br />
(ZAA) beraten lassen, ob ihre im<br />
Ausland erworbene Ausbildung auch in<br />
Deutschland gilt. Das Diakonische <strong>Werk</strong> hatte<br />
mit diesem Angebot Neuland betreten. Die<br />
erfolgreiche Arbeit ist auch künftig gesichert:<br />
Bisher teilten sich Stadt und Europäischer<br />
Sozialfonds die Kosten, ab 2014 übernimmt<br />
die Stadt die gesamte Finanzierung.<br />
Die Ratsuchenden kamen bisher aus 130<br />
Ländern, die meisten aus Russland, gefolgt<br />
von Polen, dem Iran, der Türkei und der<br />
Ukraine. 75 Prozent der Ratsuchenden sind<br />
einer Studie zufolge sehr zufrieden; mehr als<br />
zwei Drittel konnte zu einer<br />
Anerkennung oder Teilanerkennung<br />
des Abschlusses<br />
verholfen werden. Die ZAA<br />
steht auch allen Mitgliedseinrichtungen<br />
rund um<br />
Fragen der Anerkennung<br />
von Abschlüssen aus dem<br />
Ausland zur Verfügung.<br />
Kontakt:<br />
Michael Gwosdz<br />
040 30 62 0-254<br />
gwosdz@diakonie-hamburg.de<br />
www.anlaufstelle-anerkennung.de<br />
Netzwerk für bessere Wundversorgung<br />
Leistungserbringer in der<br />
Versorgung von Menschen<br />
mit chronischen<br />
Wunden haben sich<br />
im Sommer 2013 zum<br />
Netzwerk Wund<strong>Werk</strong> zusammengeschlossen.<br />
Ambulante Pflegedienste der Diakonie<br />
<strong>Hamburg</strong> kooperieren mit niedergelassenen<br />
Fachärzten auf Grundlage eines gemeinsam<br />
festgelegten Versorgungsstandards.<br />
Das Diakonische <strong>Werk</strong> hat das Netzwerk<br />
federführend mitinitiiert und unterstützt den<br />
Auf- und Ausbau.<br />
Ziel von Wund<strong>Werk</strong> ist es, die Lebensqualität<br />
und die Selbstbestimmung von Menschen<br />
mit akuten und chronischen Wunden<br />
Hilfe für Obdachlose aus Osteuropa<br />
Viele Menschen aus Osteuropa sind auf der<br />
Suche nach Arbeit oder fliehen vor Krieg<br />
und Verfolgung. Sie kommen in Großstädte<br />
wie <strong>Hamburg</strong> – und stranden oft in Niedriglohnjobs<br />
und in der Obdachlosigkeit. Das<br />
fordert das soziale Hilfesystem heraus. Für<br />
die neuen Zielgruppen sind neue Konzepte<br />
und Kompetenzen nötig: Sprachkenntnisse,<br />
interkulturelles Wissen, Einblick in europäisches<br />
Sozialrecht, Vernetzung mit Partnern.<br />
Im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose<br />
sind deshalb seit Mitte des Jahres zwei<br />
Sozialarbeiterinnen tätig: Doinita Grosu und<br />
Desislava Manavska, die aus Rumänien bzw.<br />
Bulgarien stammen. Die Stelle, die sie sich<br />
zu erhalten und zu fördern. Insbesondere<br />
geht es darum, chronische Wunden zu<br />
vermeiden, die Versorgung von Betroffenen<br />
zu verbessern und die Rahmenbedingungen<br />
weiterzuentwickeln und zu professionalisieren.<br />
Das Wund<strong>Werk</strong> <strong>Hamburg</strong> bildet die<br />
organisatorische Plattform für qualitätsgesicherte<br />
Leistungserbringung, regelmäßige<br />
Fallbesprechungen und Fortbildungen,<br />
Evaluation und die Pflege der bestehenden<br />
Kooperationen.<br />
Kontakt: Sonja Schneider-Koch<br />
040 30 62 0-201 | schneider-koch@diakonie-hamburg.de<br />
| www.diakonie-hamburg.de<br />
Fachthemen Altenpflege<br />
teilen, ist bis 2016 aus Spenden und Eigenmitteln<br />
finanziert.<br />
Um die Menschen auf der Straße zu erreichen,<br />
bietet die Diakonie Infoblätter in<br />
rumänischer und bulgarischer Sprache an.<br />
Außerdem werden Deutschkurse eingerichtet.<br />
Peter Ogon, Leiter des Fachbereichs<br />
Existenzsicherung: „Damit die Menschen<br />
auf der Suche nach einer Lebensperspektive<br />
nicht im Elend enden, setzen wir uns für eine<br />
menschenwürdige Behandlung auf allen<br />
Ebenen ein.“<br />
Kontakt: Peter Ogon | 040 30 62 0-309<br />
ogon@diakonie-hamburg.de<br />
AM RAND<br />
Zukunftsfähig<br />
ins neue Jahr<br />
BEMERKT<br />
So viel Zukunft wie heute war nie.<br />
Nein, nicht wegen der Prognosen und<br />
Trendmeldungen fürs neue Jahr, die<br />
uns im Dezember traditionell überfluten.<br />
Es ist der Begriff. Denn er wird so<br />
häufig verwendet, dass man Verdacht<br />
schöpfen muss.<br />
Da gibt es Zukunftsfragen und<br />
Zukunftsaufgaben, über die in Zukunftswerkstätten<br />
diskutiert wird.<br />
Manager schauen auf Zukunftsmärkte,<br />
Jugendliche nutzen den Zukunftstag<br />
zur Berufsorientierung, Unternehmen<br />
schließen Zukunftsverträge mit den Gewerkschaften,<br />
und für einen Zukunftsfonds<br />
spenden wir natürlich viel lieber<br />
als für eine müde Gegenwartsstiftung.<br />
Je schneller sich die Welt dreht und je<br />
weniger unsere Lebenslinien festliegen,<br />
je ungewisser die Zukunft also ist, desto<br />
mehr pochen wir auf den Begriff, so<br />
scheint es. Auch recht Gewöhnliches<br />
erstrahlt verheißungsvoll, indem wir es<br />
zur Zukunftsfrage erheben.<br />
Kirche und Diakonie sind auf dieser<br />
Reise gern dabei. Beispiele gefällig?<br />
Eine leitende Pastorin spricht über<br />
„Zukunftsperspektiven in der Stadt“<br />
(als könnte man auf Vergangenheitsperspektiven<br />
eingehen). Ein Oberkirchenrat<br />
sieht „Herausforderungen<br />
zukunftsgerichteter Planung“ (wohin<br />
soll man auch sonst planen?). Und<br />
im kirchlichen <strong>Hamburg</strong>er Westen ist<br />
sogar schon eine „Junge Akademie für<br />
Zukunftsfragen“ tätig.<br />
„Prognosen“, stellt der Schriftsteller<br />
Mark Twain treffend fest, „sind schwierig,<br />
besonders wenn sie die Zukunft<br />
betreffen.“ Doch wir wollen tröstlich<br />
enden und wenigstens eine Vorhersage<br />
wagen: Eine Zukunft haben wir alle.<br />
Sie hat sogar schon begonnen, gerade<br />
eben wieder.<br />
Haben Sie gar nicht bemerkt? Dann<br />
sollten Sie für Ihre Zukunftsfähigkeit<br />
unbedingt noch etwas tun.
4 Diakonie-Report 3 | 2013<br />
Diakonie-Report 3 | 2013 5<br />
Aus dem Vorstand<br />
Landespastorin Stoltenberg mit Festgottesdienst verabschiedet<br />
Vor rund 500 Gästen wurde am Freitag, 29. November, Landespastorin Annegrethe Stoltenberg in der Hauptkirche St. Katharinen<br />
mit einem Festgottesdienst in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Gerhard Ulrich, Landesbischof der Nordkirche<br />
dankte Stoltenberg für ihren Dienst<br />
als Landespastorin, Synodale und Mitglied<br />
in Kuratorien und Aufsichtsräten: „Ich<br />
danke Dir für Deine Warmherzigkeit, die<br />
in bewegten Zeiten einfach gut getan hat.<br />
Immer schon hast Du kompromisslos Partei<br />
ergriffen für die Schwachen, für die, die<br />
ausgegrenzt an den Hecken und Zäunen der<br />
Dr. Tobias Woydack<br />
neuer Leiter des Diakonie-<br />
Hilfswerks <strong>Hamburg</strong><br />
Bereits am<br />
6. September<br />
wählten der<br />
Aufsichtsrat<br />
des Landesverbandes<br />
und der<br />
Diakonie-Hilfswerksausschuss<br />
Dr. Tobias Woydack zum neuen Leiter des<br />
Diakonie-Hilfswerks <strong>Hamburg</strong>. Woydack ist<br />
damit gleichzeitig Mitglied des vierköpfigen<br />
Vorstandes des Diakonischen <strong>Werk</strong>es <strong>Hamburg</strong>.<br />
Der 39jährige Pastor tritt seine Stelle<br />
am 1. Januar 2014 an. Er ist Nachfolger<br />
von Pastor Dirk Ahrens, der ebenfalls ab<br />
1. Januar 2014 seinen Dienst als Landespastor<br />
des Diakonischen <strong>Werk</strong>es <strong>Hamburg</strong> beginnt.<br />
Der gebürtige Bielefelder Woydack absolvierte<br />
nach seinem Theologiestudium in <strong>Hamburg</strong><br />
sein Vikariat an der <strong>Hamburg</strong>er Hauptkirche<br />
St. Nikolai. Seit seiner Ordination arbeitet<br />
Woydack als Gemeindepastor in der Maria-<br />
Magdalena-Kirchengemeinde in <strong>Hamburg</strong>,<br />
Osdorfer Born, einer Gemeinde mit ausgeprägtem<br />
stadtteildiakonischen Profil. Woydack<br />
ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />
Gesellschaft standen und stehen.“<br />
Sozialsenator Scheele betonte: „Sie, liebe Frau<br />
Stoltenberg, waren in den vergangenen Jahren<br />
das Gesicht der Diakonie in <strong>Hamburg</strong>. Es ist<br />
Ihnen gelungen die Vielfalt der Diakonie in der<br />
Stadt sichtbar zu machen.“<br />
Der Präsident der Diakonie Deutschland,<br />
Johannes Stockmeyer würdigte Stoltenbergs<br />
Engagement für die Bundes-Diakonie: „Die<br />
Diakonie Deutschland ist dankbar dafür, dass<br />
Annegrethe Stoltenberg seit 2001 viel Zeit und<br />
Kraft eingebracht hat, damit der Bundesverband<br />
als leistungsfähige und politisch wirksame<br />
Organisation dort ankommen konnte, wo<br />
er heute seine spezifischen Aufgaben erfüllt.“<br />
Pastor Dr. Torsten Schweda, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
des Diakonischen <strong>Werk</strong>es <strong>Hamburg</strong><br />
sagte: „Nach einem Motto von Martin Luther<br />
Bitte vormerken:<br />
Einladung<br />
Einführung des neuen Landespastors<br />
15. Februar 2014 | 15 Uhr | Hauptkirche St. Michaelis<br />
haben Sie, Frau Stoltenberg, die Küche der<br />
Diakonie gestaltet: Gar, klar und wahr. Immer<br />
mit einer großen Portion Humor und Gelassenheit<br />
dabei. Und Ihre Zutaten sind Menschlichkeit,<br />
Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit.“<br />
In ihrer Predigt setzte sich Stoltenberg mit<br />
der geistlichen Dimension diakonischer Arbeit<br />
auseinander: „Das Konkrete symbolisch<br />
verstehen, im alltäglichen Tun, im beruflich diakonischen<br />
Handeln die spirituelle Dimension<br />
sehen –davon wünsche ich mir mehr – auch in<br />
der Diakonie. Unser ganz gewöhnliches Tun ist<br />
eine heilige Handlung. Unser Leben kann nicht<br />
aufgeteilt werden in heilig und unheilig.“<br />
Die Predigt von Annegrethe Stoltenberg<br />
finden Sie unter www.diakonie-hamburg.de<br />
Über-unsLandespastorin<br />
In einem festlichen Gottesdienst mit Landesbischof Ulrich<br />
und Bischöfin Fehrs werden am Sonnabend, 15. Februar 2014,<br />
15 Uhr Pastor Dirk Ahrens als neuer Landespastor und<br />
Pastor Dr.Tobias Woydack als neuer Vorstand des Diakonie-<br />
Hilfswerks eingeführt. Dirk Ahrens: „Ich lade ganz herzlich<br />
alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der<br />
<strong>Hamburg</strong>er Diakonie ein, mit Tobias Woydack und mir einen<br />
farbenfrohen Gottesdienst mit viel Musik im Michel zu feiern!“<br />
Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es Kaffee,<br />
Punsch und Kuchen.<br />
Begleitung beim Behördengang<br />
Seit zehn Jahren ehrenamtlich im Einsatz: Im Dezember 2003 begleitete erstmals eine<br />
Ämterlotsin der Diakonie eine alleinerziehende Mutter zum Sozialamt. Heute arbeiten bei den<br />
Ämterlotsen rund 30 Engagierte zwischen 38 und 75 Jahren. Sie unterstützen Menschen, die<br />
meist von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen sind und sich mit Anträgen und beim Besuch<br />
von Ämtern überfordert fühlen. Mehr als 500 Ratsuchende im Jahr nutzen das Angebot, die<br />
Begleitung ist vertraulich und kostenfrei und wird in sechs Sprachen angeboten.<br />
Finanziert wird die Arbeit allein aus Spenden und kirchlichen Mitteln. Projektleiterin Sabine<br />
Braun: „In einer Gesellschaft, in der sich hilfebedürftige Menschen zunehmend ausgegrenzt<br />
und alleingelassen fühlen, ist es von unschätzbarem Wert, wenn ehrenamtlich Engagierte ihre<br />
Zeit und ihre Fähigkeiten einbringen, um dieser Not zu begegnen.“<br />
Kontakt: Sabine Braun | 040 30 62 0-366 | braun@diakonie-hamburg.de | www.aemterlotsen.de<br />
Zusätzliche Plätze für Obdachlose<br />
Mit 700 Plätzen startete am 1. November das bislang größte Winternotprogramm<br />
in <strong>Hamburg</strong>. Es bietet zusätzliche Unterbringung für<br />
Obdachlose während der Wintermonate und ist für alle obdachlosen<br />
Menschen zugänglich – ohne Anträge zu stellen und Bewilligungen<br />
abwarten zu müssen. Die Plätze werden in der Spaldingstraße, im<br />
Pik As und in zwei leerstehenden Schulen bereitgestellt. Besonders<br />
beliebt sind etwa 100 Plätze in Containern, die sich auf 20 Standorte<br />
vor allem in Kirchengemeinden verteilen. Hier ist die Nachfrage in jedem Jahr größer als<br />
das Angebot. Am Abend vor Beginn des Winternotprogramms folgten knapp 200 Menschen<br />
dem Aufruf des „<strong>Hamburg</strong>er Aktionsbündnisses gegen Wohnungsnot“ und demonstrierten vor<br />
dem Hauptbahnhof für bezahlbare Wohnungen und bessere Unterbringung von obdachlosen<br />
Menschen. Dem Bündnis gehört auch das Diakonische <strong>Werk</strong> <strong>Hamburg</strong> an. „Der Senat muss<br />
das städtische Unternehmen SAGA GWG in die Pflicht nehmen. Von jährlich rund 9.000 Neuvermietungen<br />
muss ein erheblich größerer Teil an wohnungs- und obdachlose Menschen gehen“,<br />
sagte Bettina Reuter vom Aktionsbündnis.<br />
Kontakt: Stephan Nagel | 040 30 62 0-221 | nagel@diakonie-hamburg.de<br />
Ein Film sagt mehr als viele Worte<br />
Seit Anfang Dezember geben kurze Filme auf www.<br />
pflege-und-diakonie.de Einblicke in die verschiedenen<br />
Bereiche der Pflege bei der <strong>Hamburg</strong>er Diakonie. Dabei<br />
stehen Seniorinnen und Senioren selbst im Mittelpunkt. Sie<br />
<br />
berichten sehr persönlich darüber, was Alter und Pflegebedürftigkeit<br />
für sie bedeuten und welche Unterstützung sie<br />
bei der Diakonie erhalten.<br />
„Gott sei Dank, hier zählt der Mensch!“ Unter diesem Motto<br />
wirbt die Qualitätsgemeinschaft für die Pflege bei der Diakonie. Alle fünf Episoden drücken dies<br />
in einfühlsamer Weise aus. Angehörige und Interessierte können einen Eindruck gewinnen über<br />
die Unterstützung zu Hause, die Tagespflege, den Alltag in einer Demenz-Wohngemeinschaft, das<br />
Leben im Senioren- und Pflegeheim oder über das Besondere in einem Hospiz. Ergänzt werden<br />
die Episoden durch Interviews mit Pflegekräften oder Angehörigen. Die Pflegeeinrichtungen der<br />
Diakonie vermitteln mit diesem Video-Projekt, wie das Leben im Alter mit Unterstützung gelingt.<br />
Kontakt: Katrin Kell | 040 30 62 0-299 | kell@diakonie-hamburg.de<br />
www.pflege-und-diakonie.de/videos<br />
Meldungen<br />
Die ehrenamtlichen Ämterlotsen, links Sabine Braun<br />
Ingo Zamperoni las bei<br />
der Diakonie<br />
Mit einer Lesung hat „Tagesthemen“-Moderator<br />
Ingo Zamperoni erneut die Obdachlosenarbeit<br />
der Diakonie unterstützt. Rund<br />
50 Beiträge waren bei einem Geschichten-<br />
Wettbewerb des Diakonischen <strong>Werk</strong>es zum<br />
Thema „Winternächte“ eingegangen. Ausgewählte<br />
Texte trug Zamperoni Ende Oktober<br />
im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose vor.<br />
„Es ist traurig, dass in so einer reichen Stadt<br />
wie <strong>Hamburg</strong> die Angebote für obdachlose<br />
Menschen so wichtig geworden sind“, sagte<br />
der Moderator, der das Diakonie-Zentrum<br />
bereits Anfang des Jahres mit einer Spende<br />
bedacht hatte.<br />
Bischöfin eröffnet 55.<br />
Aktion Brot für die Welt<br />
In einer musikalischen Vesper im Michel<br />
eröffneten Bischöfin Kirsten Fehrs und Landespastorin<br />
Annegrethe Stoltenberg am 1.<br />
Advent die 55. Sammelaktion von Brot für die<br />
Welt für <strong>Hamburg</strong>. Das Motto „Land zum Leben<br />
– Grund zur Hoffnung“ thematisiert den<br />
weltweiten Kampf um fruchtbares Ackerland.<br />
Durch Landraub werden Kleinbauern vertrieben.<br />
Doch ohne Land keine Hoffnung, ohne<br />
Land droht Hunger. Brot für die Welt setzt sich<br />
weltweit gegen Landraub und für die Rechte<br />
von Kleinbauern ein. Traditionell unterstützen<br />
evangelische Kirchengemeinden in ganz <strong>Hamburg</strong><br />
diese Arbeit mit der Heiligabend-Kollekte.<br />
Das ist Grund zur Hoffnung.<br />
Kontakt: Jutta Fugmann-Gutzeit | 040 30 62<br />
0-261 | fugmann-gutzeit@diakonie-hamburg.de<br />
www.brot-fuer-die-welt.de/hamburg
6 Diakonie-Report 3 | 2013<br />
Diakonie-Report 3 | 2013 7<br />
Tipps<br />
Online-Fundraising im Web 2.0<br />
Am 19. Februar findet im Dorothee-Sölle-<br />
Haus das Fundraising Forum für Kirche und<br />
Diakonie statt. Von 17.30 bis 21 Uhr geht<br />
es um Chancen und Möglichkeiten des<br />
Fundraisings im Web 2.0. Für Haupt- und<br />
Ehrenamtliche aus Kirche und Diakonie ist<br />
die Teilnahme kostenlos.<br />
Anmeldung: spenden@diakonie-hamburg.de<br />
Kontakt: Jutta Fugmann-Gutzeit<br />
040 30 62 0-261<br />
fugmann-gutzeit@diakonie-hamburg.de<br />
Fort- und Weiterbildung<br />
in Pflege, Gesundheitswesen<br />
und Eingliederungshilfe<br />
Das DFA bietet 2014 über 50 Seminare und<br />
Leitungsqualifizierungen an. Im Programm<br />
2014 ergänzen viele neue Angebote (z. B.<br />
Wundexperte ICW, MediAkupress) das<br />
breite Angebot im Bereich Pflege, Palliative<br />
Care, Gerontopsychatrische Pflege und<br />
Spiritual Care. Das Team vom DFA ist auch<br />
auf der Let`s Care Messe am 16./17.01.2014<br />
vertreten.<br />
Das vollständige Fortbildungs-<br />
Programm, Infos und Kurs-<br />
Anmeldung: www.dfa-hamburg.de<br />
Kontakt: Monika Meyer-Rentz<br />
040 8 06 06 71-50<br />
monika.meyer-rentz@dfa-hamburg.de<br />
Fortbildungen „Erfolgreich mit<br />
Freiwilligen zusammenarbeiten“<br />
Unter diesem Motto planen wir auch 2014<br />
kompakte Kurse für Qualifikation und<br />
Austausch. Die Angebote richten sich an<br />
haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/<br />
innen, Pastorinnen und Pastoren, die mit<br />
Freiwilligen zusammenarbeiten (wollen)<br />
oder die Zusammenarbeit koordinieren. Die<br />
Kurse sind eine Kooperation der Diakonie<br />
<strong>Hamburg</strong> mit dem Institut für Engagementförderung<br />
(Kirchenkreises <strong>Hamburg</strong>-Ost)<br />
sowie dem Kirchenkreis <strong>Hamburg</strong>-West/<br />
Südholstein.<br />
Neue Termine und Kurse unter<br />
www.diakonie-hamburg.de Fachthemen<br />
Freiwilligenengagement<br />
Kontakt: Marjan van Harten | vanharten@<br />
diakonie-hamburg.de | 040 30 62 0-214<br />
Diakonie und Politik<br />
Dokumentiert: Alltag in der „Verwahranstalt“<br />
Die Evangelische Stiftung Alsterdorf (ESA)<br />
hat im Rahmen ihres 150-jährigen Stiftungsjubiläums<br />
das Buch „Mitten in <strong>Hamburg</strong>“<br />
veröffentlicht. Die Dokumentation nimmt sich<br />
des bislang unerforschten Zeitraums von<br />
1945 bis 1979 in den damaligen Alsterdorfer<br />
Anstalten an. Herausgekommen ist – auch<br />
dank der Befragung zahlreicher Zeitzeugen –<br />
ein spannender, differenzierter und erschütternder<br />
Bericht über die damalige Zeit.<br />
„In dem Buch wird der bedrückende Alltag<br />
in der Verwahranstalt deutlich, der durch<br />
Personalmangel, Überbelegung und<br />
Unterfinanzierung geprägt war“, sagt ESA-<br />
Vorstandsmitglied Birgit Schulz. „Damit<br />
befanden sich die Alsterdorfer Anstalten<br />
in ‚guter’ Gesellschaft mit allen anderen<br />
Großeinrichtungen für Menschen mit Behinderung<br />
weit über Deutschland hinaus.“<br />
Das Buch dokumentiert ausführlich, wie es<br />
in Alsterdorf bis in die 1970er-Jahre hinein<br />
Dialog <strong>Hamburg</strong> – Dar es Salaam<br />
Experten aus den<br />
Partnerstädten <strong>Hamburg</strong><br />
und Dar es Salaam<br />
haben Mitte September<br />
über Herausforderungen<br />
im Gesundheitswesen<br />
diskutiert. Eingeladen hatten das Diakonische<br />
<strong>Werk</strong> und Brot für die Welt. Schwerpunkte<br />
des Dialog-Forums waren die Finanzierung<br />
von Gesundheit, etwa der Aufbau eines<br />
Versicherungssystems in Tansania und die<br />
mögliche Rolle der Kirchen dabei sowie der<br />
Zugang zu Leistungen für benachteiligte und<br />
zu den unhaltbaren Zuständen kommen<br />
konnte, die Mitarbeitende zum Teil vehement<br />
angeprangerten und die schließlich zu dem<br />
bekannten „Zeitmagazin“-Artikel aus dem Jahr<br />
1979 führten, der einen Wandel in die Wege<br />
leitete.<br />
Birgit Schulz: „Viele Ergebnisse dieser<br />
Dokumentation haben uns erschüttert und<br />
machen uns zugleich bewusst, wie sehr die<br />
Fortschritte in unserer jüngeren Stiftungsgeschichte,<br />
aber auch die Gestaltung der<br />
Gegenwart und Zukunft von<br />
einem Lernen aus der damaligen<br />
Zeit abhängen.“<br />
Gerda Engelbracht,<br />
Andrea Hauser: Mitten in<br />
<strong>Hamburg</strong>. Die Alsterdorfer<br />
Anstalten 1945-1979.<br />
Kohlhammer-Verlag,<br />
19,90 €<br />
besonders schutzbedürftige Gruppen. Diakonie-Vorstand<br />
Gabi Brasch: „Es gab angeregte<br />
Diskussionen. Die Metropolen Dar es Salaam<br />
und <strong>Hamburg</strong> haben bei aller Unterschiedlichkeit<br />
viele Gemeinsamkeiten im Bereich von<br />
Public Health.“<br />
Der Austausch soll fortgesetzt werden.<br />
Ausführlicher Bericht: www.diakonie-hamburg.de<br />
Fachthemen Partnerschaftsarbeit<br />
Kontakt: Susanne Hesemann | 040 30 62<br />
0-232 | hesemann@diakonie-hamburg.de<br />
Sozialsenator würdigt Arbeit der Kaffeeklappe<br />
Seit 40 Jahren ist die Kaffeeklappe auf St.<br />
Pauli ein Ort der Begegnung, Unterstützung<br />
und Beratung für Sexarbeiterinnen. Aus<br />
diesem Anlass fand Mitte Oktober ein Fachtag<br />
statt. Der Leiter des Diakonie-Hilfswerks,<br />
Pastor Dirk Ahrens, forderte einen kontinuierlichen<br />
„Runden Tisch Prostitution“ für<br />
<strong>Hamburg</strong>, an dem staatliche und zivilgesellschaftliche<br />
Akteurinnen zusammenarbeiten.<br />
Sozialsenator Detlef Scheele erklärte, seine<br />
Behörde wolle weiterhin dazu beitragen, die<br />
Beratung von Prostituierten zu verbessern,<br />
Ausbeutungsverhältnisse zu reduzieren und<br />
Wege aus der Prostitution zu bahnen. An das<br />
Team der Kaffeklappe gewandt sagte Scheele:<br />
„Ich möchte Ihnen ausdrücklich für Ihre häufig<br />
sehr schwere und belastende Arbeit danken.“<br />
Ausführlicher Bericht: www.diakoniehamburg.de<br />
Rat&Hilfe Prostitution<br />
Kontakt: Angela Bähr | 040 30 62 0-219<br />
baehr@diakonie-hamburg.de<br />
Begleiten und betreuen mitten in der Gesellschaft<br />
Eine Bauernkate in Horn, damals noch ein<br />
Dorf vor den Toren der Hansestadt, war die<br />
Keimzelle der heutigen Stiftung. Dort nahm<br />
Wichern 1833 zwölf Jungen auf – das erste<br />
Rettungshaus für notleidende Kinder in<br />
<strong>Hamburg</strong> entsteht. In den Folgejahren baut<br />
der evangelische Sozial refor mer das Hilfsangebot<br />
für verwaiste und verwahrloste Kinder<br />
aus den Elendsvierteln weiter aus.<br />
Heute sind es fast 3.800 Menschen, die<br />
durch die Stiftung betreut, unterstützt und<br />
ausgebildet werden. Das Engagement gilt<br />
wie zur Gründungszeit der Linderung sozialer<br />
und menschlicher Not. Das Spektrum der<br />
Leistungen jedoch ist vielfältiger ge worden,<br />
die Strukturen sind den aktuellen Anforderungen<br />
angepasst: Die Stiftung ist in sechs<br />
miteinander verzahnte Bereiche ge gliedert:<br />
Kinder- und Jugendhilfe, Behindertenhilfe,<br />
Sozialpsychiatrie und Altenhilfe, Wichern-<br />
Schule, Evangelische Hochschule für Soziale<br />
Arbeit & Diakonie sowie die Evangelische<br />
Berufsschule für Altenpflege. Rund 1.100<br />
Mitarbeitende und 220 Ehrenamtliche sind<br />
für das Rauhe Haus tätig. 12.000 Förderer<br />
unterstützen die Stiftung.<br />
Jeder soll nach seinen Möglichkeiten<br />
dabei sein<br />
Unterricht erhielten die Kinder im Rauhen<br />
Haus bereits zu Wicherns Zeiten – eine<br />
Schule wurde 1874 gegründet. Denn Wichern<br />
wollte nicht nur begleiten und betreuen,<br />
sondern auch individuell fördern und sozial<br />
einbinden. Sein Ziel: Die Kinder und Jugendlichen<br />
sollten in der Gesellschaft ihren Platz<br />
finden. Ein Anliegen, das im Rauhen Haus<br />
Mitgliederporträt<br />
Vor 180 Jahren gründete Johann Hinrich Wichern das Rauhe Haus in <strong>Hamburg</strong> und legte damit den Grundstein für die<br />
moderne Diakonie. Heute zählt die Stiftung zu den großen diakonischen Trägern in <strong>Hamburg</strong>. Eines der wichtigsten Ziele ist<br />
Inklusion: Die gleichberechtigte Teilhabe jedes Einzelnen am gesell schaftlichen Leben.<br />
bis heute Bestand hat. Es spiegelt sich in<br />
zahlreichen Angeboten und Projekten für<br />
unterschiedliche Zielgruppen wieder. So<br />
verknüpft die Stiftung individuelle Förderung<br />
und soziale Einbindung auch, um Inklusion<br />
– die gleichberechtigte Teilhabe jedes<br />
Menschen – zu verwirklichen.<br />
Ein gelungenes Beispiel ist das Kaufhaus<br />
Ran&gut! in Kisdorf bei Kaltenkirchen. Hier<br />
finden Menschen mit Behinderung seit Juli<br />
2012 eine sinnstiftende, bezahlte Arbeit. Das<br />
Kaufhaus ist eine günstige Einkaufsmöglichkeit<br />
für die Menschen aus der Umgebung.<br />
Kleidung, Fahrräder, Möbel, Schlittschuhe,<br />
Toaster – all das gehört zum Sortiment.<br />
Jeder ist zum Stöbern willkommen oder<br />
kann gut erhaltene Haushaltsgegenstände<br />
abgeben. Zugleich sorgt Ran&gut! dafür,<br />
dass Menschen mit Behinderung Teil des<br />
öffentlichen Lebens werden. „Das verhilft<br />
ihnen zu größerem Selbstbe wusstsein, weil<br />
sie merken: Ohne mich geht’s nicht! Sie werden<br />
geschätzt und sind wichtig“, sagt Detlef<br />
Boie, Leiter des Bereichs Arbeit und Kultur in<br />
der Behindertenhilfe.<br />
Das Projekt verwirklicht das Rauhe Haus<br />
gemein schaftlich mit regionalen Unterstützern.<br />
Detlef Boie freut sich darüber, dass<br />
auch Menschen mit hohem Förder bedarf in<br />
seinem Kaufhaus-Team ihren Platz und ihre<br />
Aufgabe finden – echte Inklusion.<br />
Bürgermeister lobt Einsatz für Inklusion<br />
Ihr 180-jähriges Bestehen feierte die Stiftung<br />
im September mit einem Festakt. Dabei würdigte<br />
<strong>Hamburg</strong>s Erster Bürgermeister Olaf<br />
Scholz das Engagement für Inklusion: „Das<br />
Das Rauhe Haus verwirklicht Inklusion<br />
– zum Beispiel mit dem Kaufhaus<br />
Ran&gut! Rechts: der Leiter des<br />
Bereichs Arbeit und Kultur in der<br />
Behindertenhilfe, Detlef Boie.<br />
Rauhe Haus leistet hier Herausragendes –<br />
etwa in der indivi du ellen Tagesförderung<br />
und der individuellen Arbeitsbegleitung.“<br />
Auch die Ein be ziehung nachbarschaftlicher<br />
Strukturen sei gängige Praxis, genauso wie<br />
der Ausbau dezentraler, ambulanter Wohnformen,<br />
lobte Scholz. Bischöfin Kirsten Fehrs<br />
betonte in ihrem Festvortrag, die Impulse<br />
aus der Geschichte der Stiftung wirkten<br />
bis heute nach. Sie bezeichnete das Rauhe<br />
Haus als „Mutter aller kirchlich-diakonischen<br />
Einrichtungen“.<br />
Eine der vielen Ideen von Johann Hinrich<br />
Wichern wird in diesen Tagen wieder sichtbar:<br />
Die Tradition des Adventskranzes. 1839<br />
stellt Wichern den ersten Adventskranz der<br />
Welt im damaligen Betsaal auf dem Stiftungsgelände<br />
in <strong>Hamburg</strong>-Horn auf und gilt<br />
seither als sein Erfinder. Dieser Kranz trägt<br />
für jeden Wochen tag bis zum Heiligen Abend<br />
eine kleine rote Kerze und für die Sonntage<br />
eine große weiße. Seinen Schützlingen<br />
wollte Wichern damit die sinnliche Freude<br />
in der Vorweih nachts zeit nahebringen. Ein<br />
Brauch, der auch in diesem Jahr mit dem<br />
originalen Kranz in den Einrichtungen des<br />
Rauhen Hauses an vielen Orten in der Stadt<br />
gepflegt wird.<br />
Diakonie-Mitglied seit Beginn<br />
Stiftung Das Rauhe Haus<br />
Beim Rauhen Hause 21 | 22111 <strong>Hamburg</strong><br />
Tel. 040 655 91-111 | Fax 040 655 91-230<br />
kommunikation@rauheshaus.de<br />
www.rauheshaus.de
8 Diakonie-Report 3 | 2013<br />
Eine von uns<br />
Das Goldene Kronenkreuz<br />
der Diakonie<br />
haben erhalten:<br />
01.10.2013 Roswitha Güttler<br />
Seit 17 Jahren im Diakonischen<br />
<strong>Werk</strong> tätig, verabschiedet in den Vorruhestand<br />
30.10.2013 Frank Craemer<br />
Leiter des Lukas Suchthilfezentrum des<br />
Diakonischen <strong>Werk</strong>es <strong>Hamburg</strong>-West/<br />
Südholstein 25-jähriges Dienstjubiläum<br />
Einsatzstellen gesucht für<br />
junge Freiwillige<br />
■ im Programm FSJ 4 YOU<br />
für 15- bis 26-jährige, die auf dem Ausbildungs-<br />
und Arbeitsmarkt benachteiligt<br />
sind für ein Jahr (Einstieg jederzeit) in Kitas,<br />
Schulen, Behindertenhilfe, Seniorenheim,<br />
Gemeinden<br />
■ im Programm FSJ 4 CARE<br />
für 18- bis 26-jährige mit Interesse an der<br />
Altenpflege mit Qualifizierungsmöglichkeit<br />
zur Betreuungskraft (nach § 87b Abs. 3 SGB<br />
XI) für ein Jahr (Einstieg zum August) in der<br />
stationären Altenhilfe oder Tagespflege<br />
Wir beraten Sie gern! Auch auf der<br />
Let`s Care Messe 16./17.01.14<br />
Kontakt: Alexandra Hachmeister | 040 30 62<br />
0-224 | hachmeister@diakonie-hamburg.de<br />
www.freiwillig-diakonie-hamburg.de<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Diakonisches</strong> <strong>Werk</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
Information und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Königstraße 54 | 22767 <strong>Hamburg</strong> | 040 30 62 0-323<br />
www.diakonie-hamburg.de<br />
diakonie-report@diakonie-hamburg.de<br />
V.i.S.d.P. Landespastorin Annegrethe Stoltenberg<br />
Texte: DW-Fachbereiche | Stabsstelle ÖA und FR<br />
Detlev Brockes (S. 3: Glosse, S. 8 Text)<br />
Claudia Lohse (S.7: Rauhes Haus)<br />
Fotos: © yanlev + Nongnuch Leelaphasuk - Fotolia.com<br />
Team ÖA S. 4 | Woydack Studioline Photographie S. 4<br />
Winternotprogramm, Thomas Kanehl S. 5 | Ämterlotsen<br />
Team ÖA S. 5 | Pflege Stefan Albrecht S. 5 | Dialog Team<br />
ÖA S. 6 | Stiftung Das Rauhe Haus, Johannes Groht S. 7<br />
Sebastian Vollmert S. 8<br />
Redaktion: Kirsten Ruhnke und Detlev Brockes<br />
Gestaltung: Jenny Poßin<br />
Erscheinungsweise: 3x jährlich, Auflage: 5.100<br />
Diakonie-Report 3 | 2013: Dezenber 2013<br />
Bestellungen oder Abbestellungen:<br />
Bitte per Fax an Bianca Carstensen | 040 30 62 0-315<br />
oder Mail: carstensen@diakonie-hamburg.de<br />
Susanna Müller<br />
Von Routine keine Spur: „Jeder Tag ist anders“,<br />
sagt Susanna Müller, die das Evangelische<br />
Kindertagesheim „Zu den zwölf Aposteln“ in<br />
<strong>Hamburg</strong>-Lurup seit bald 32 Jahren leitet. „Die<br />
Kita muss den gesellschaftlichen und sozialpolitischen<br />
Anforderungen gerecht werden. Aber<br />
die wichtigste Aufgabe ist, gemeinsam mit dem<br />
Team Kindern und Eltern zu vermitteln: Ihr seid<br />
willkommen!“ Die 62-Jährige ist immer noch<br />
Fragen an Susanna Müller<br />
begeistert: „Das ist eine der dankbarsten<br />
Tätigkeiten.“<br />
Schon oft hat Susanna Müller an Kita-übergreifenden<br />
Themen mitgearbeitet. Aktuell<br />
nimmt das Kindertagesheim am Projekt<br />
„Alternsgerechte Arbeitsplatzgestaltung in<br />
evangelischen Kitas“ teil (siehe S. 2-3). Dabei<br />
geht es zum Beispiel um Gesundheitsmanagement<br />
oder Qualifizierung für pädagogische<br />
Mitarbeitende. „Bereichernd sind auch<br />
die Reflexion zur Arbeitszufriedenheit, die<br />
Teamentwicklung und die Entwicklung konkreter<br />
Maßnahmen für die eigene Kita“, lobt<br />
Susanna Müller.<br />
Eine Frage liegt der Leiterin dabei besonders<br />
am Herzen: „Was ist das Evangelische an<br />
der alternsgerechten Arbeitsplatzgestaltung<br />
in unseren Kitas?“ Da gebe es nicht nur eine<br />
Antwort, doch eins sei sicher: „Dieser Aspekt<br />
kann ein Qualitätsmerkmal sein!“<br />
1. Der größte Schatz der Diakonie … ist ein Haus, in dem sich alle wohlfühlen können<br />
– es ist die Vielfalt der Begegnungen zwischen Menschen, die miteinander reden,<br />
lachen, weinen, nachdenken, beten und arbeiten und helfen wollen. Besonders begeistert<br />
mich die Zeitschrift Hinz&Kunzt, in der so deutlich über die Diakonie zu lesen ist,<br />
dass sie zu den Menschen geht – kreativ, tröstend, orientierend und voller Hoffnung.<br />
2. Als Landespastorin, als Chefin der Diakonie <strong>Hamburg</strong> würde ich sofort …<br />
jede Woche in einer Institution – etwa Kita, Altersheim, Sozialstation oder Kirchengemeinde<br />
– oder unter den Brücken mein Frühstücksbrötchen essen und zuhören.<br />
3. Das lila-blaue Erscheinungsbild der Diakonie ist … herausfordernd, gewagt,<br />
aber auch nachhaltig und heimatlich, denn auf Kurzreisen entdecke ich es in anderen<br />
Bundesländern und fühle mich sofort „zu Hause“.<br />
4. Wo wohnt Gott? Das Kind in mir sagt: im Himmel. Die Erwachsene sagt: überall – und<br />
wenn ich „ehrlich“ bin: auch in mir.<br />
5. Was ist Ihr Lebensmotto? Mein Taufspruch: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in<br />
Trübsal, haltet an am Gebet (Römer 12, 12). Erst während des Studiums habe ich ihn<br />
„entdeckt“ und gemerkt, dass er mich schon die ganze Zeit geleitet hatte<br />
6. Sie bleiben im Fahrstuhl stecken. Der Hilferuf ist abgesetzt. Jetzt heißt es<br />
warten. Was tun Sie? Trotz des Hilferufes bliebe die Angst – ich würde beten und hoffen,<br />
dass die Tür bald wieder aufgeht. Und zwischen beten und hoffen würde ich schauen,<br />
ob mir ein Gedicht einfällt, ein Spruch oder Bibelvers, ich würde atmen, atmen, atmen.<br />
7. Ihr Tipp zur Stressbewältigung? Stehen bleiben, Augen schließen, durchatmen, bis<br />
drei zählen, weitermachen.<br />
8. Wie beschreiben Sie einem Gehörlosen Ihren Lieblingsmusiktitel? So wie es<br />
steht: be-schreiben – ich schreibe, skizziere, gestikuliere.<br />
9. Haben Sie eine Marotte? Nur eine? Also: Ich laufe raus, wenn es im Tatort zu spannend<br />
wird. Ich mag mich nicht gern fotografieren lassen. Wenn ich essen gehe, bestelle<br />
ich im Restaurant zu 98 % ein Essen, das nicht auf der Speisekarte steht. Wenn der<br />
Song „Pata Pata“ von Miriam Makeba im Radio spielt, fange ich – egal wo ich bin – zu<br />
tanzen an. Und über die anderen Marotten rede ich ungern …<br />
10. Welchen Fehler entschuldigen Sie am wenigsten? Meine Ungeduld, mein Lauterwerden<br />
in Rede und Bewegung. Und dennoch müssen meine Nächsten das ertragen,<br />
denn ich kann nicht anders: „I am what I am“ (Gloria Gaynor).