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28 19. Juli 2013<br />

MAGAZIN<br />

Wegweiser<br />

Der Monte Generoso ist als Aussichtsberg mit<br />

360°-Rundblick bekannt. Doch das Panorama auf über<br />

1700 m ü. M. umfasst auch den Blick in den Weltraum<br />

DEM STERNENHIMMEL UND DER<br />

SONNE EIN STÜCKCHEN NÄHER<br />

von Martina Kobiela<br />

Es gibt nur wenige Stellen im Kanton, an denen so<br />

viel vom Sternenhimmel zu sehen ist, wie auf dem<br />

Monte Generoso. Im Tessin lassen die Berge den<br />

Talbewohnern oft nur einen schmalen Streifen<br />

Sicht auf den Nachthimmel frei. Viele Lichtjahre<br />

entfernte Sterne müssen mit Scheinwerfer von<br />

Fussballstadien, Strassenlampen und Leuchtreklamen<br />

um die Wette strahlen. Die starke Lichtverschmutzung<br />

im Kanton (siehe TZ vom 12. Juli)<br />

sorgt dafür, dass besonders weit entfernte Sonnen<br />

von den Lichtquellen am Boden überstrahlt werden.<br />

Doch weit oben in den Bergen, ein Stückchen<br />

näher am Himmel, ist es noch möglich die Milchstrasse<br />

mit blossen Auge zu erkennen. Der Monte<br />

Generoso eignet sich nicht nur wegen seines 360<br />

Grad-Panoramas am besten zur Beobachtung des<br />

funkelnden Sternenhimmels, sondern auch wegen<br />

der mit einem Sonnenteleskop ausgestatteten<br />

Sternwarte, wo regelmässig Sternbeobachtungen<br />

durchgeführt werden.<br />

Patin der 1996 eingeweihten Sternwarte ist die italienische<br />

Astrophysikerin Margherita Hack, die<br />

am 29. Juni dieses Jahres im Alter von 91 Jahren in<br />

einem Triester Krankenhaus verstarb. Nachdem<br />

ihr bereits 1998 die Goldene Verdienstmedaille für<br />

Wissenschaft und Kultur verliehen worden war,<br />

erhielt sie 2012 das Grosskreuz des Verdienstordens<br />

der italienischen Republik. Die überzeugte<br />

Atheistin war die erste Frau, die in Italien ein Observatorium<br />

leitete. Der 1995 entdeckte Asteroid<br />

8558 ist nach ihr benannt und heisst nun “Hack”.<br />

Massstab von eins zu einer Milliarde<br />

Jeder der sich schon einmal für Astronomie interessiert<br />

hat, weiss, dass die eigentliche Faszination<br />

nicht nur im Betrachten der schönen Sterne liegt,<br />

sondern, dass der Blick durch das Teleskop besonders<br />

dann wertvoll wird, wenn man weiss, was<br />

man betrachtet, und dann versucht die schier unvorstellbaren<br />

Entfernungen zwischen den Himmelskörpern<br />

zu begreifen. Genau dabei hilft der<br />

Planetenpfad auf dem Monte Generoso. Gleich<br />

nach der Gipfelstation der orange-blauen Bergbahn<br />

auf 1704 m ü. M. führt der Pfad hinter dem<br />

Restaurant ins Weltall. Der Pfad hinter dem Restaurant<br />

Vetta stellt das Planetensystem auf einem<br />

Parcours von 600 Metern im Massstab 1:10 Milliarden<br />

dar. Bei jedem Planetenmodell werden die<br />

wichtigsten Eigenschaften beschrieben. Das erste<br />

Ausstellungsobjekt ist ein dreidimensionales Modell<br />

der Sonne, worauf in massstabgerechten Abständen<br />

die Informationstafeln zu den Planeten<br />

folgen.<br />

Der Sonne und ihrer Beobachtung und Erforschung<br />

wird auf der Sternwarte des Monte Generoso<br />

besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

Mit dem neuen Teleskop Lunt LS152, einem der<br />

modernsten und stärksten aller öffentlichen Teleskope<br />

in der Schweiz, lässt sich die Sonne tagsüber<br />

beobachten. Dank einem speziellen Filter mit<br />

hoher Lichtabsorption ist es möglich, das von der<br />

Oberfläche herrührende Licht fast vollständig auszuschalten,<br />

also über es hinauszugehen, um die<br />

Sonnenflecken und alle Eruptions- und Explosionsphänomene<br />

zu beobachten, die sich in mehreren<br />

zehntausend Kilometer hohen Flammen aus<br />

glühendem Material zeigen.<br />

Sternschnuppenregen im August<br />

Die Sternwarte steht Besuchern jeweils an den von<br />

der Monte Generoso-Bahn veranstalteten Abenden<br />

zur Verfügung, privaten Gruppen hingegen<br />

auch auf Anfrage. Diesen Samstag zum Beispiel<br />

kann auf dem Monte Generoso der Aufgang des<br />

grossen Pegasus-Quadrats im Osten beobachtet<br />

Die Aussicht vom Monte Generoso ist atemberaubend, egal ob man mit blossem Auge auf den Luganersee und die Alpen...<br />

werden. Auf Anfrage kann das Teleskop auf jeden<br />

beliebigen Himmelskörper gerichtet werden, wie<br />

zum Beispiel den Mond, der sich am 20. Juli in der<br />

Wachstumsphase befindet. Am nächsten Samstag,<br />

den 27. Juli, richtet sich das Augenmerk auf den<br />

Sternhaufen von Skorpion, Schütze und der Galaxien<br />

vom grossen Bär. Der Saturn kann dann tief<br />

im westlichen Horizont gesehen werden. Am ersten<br />

Samstag im August kann der Untergang des<br />

Sternbilds der Jungfrau im Westen beobachtet<br />

werden, während im Osten Kassiopeia und Andromeda<br />

mit der Galaxie M31 aufgehen. Einer<br />

der lohnenswertesten Abende zur Beobachtung<br />

des Nachthimmels von der Sternwarte des Monte<br />

Generoso aus ist jedoch wohl Samstag, der 10.<br />

Klettersteig<br />

1’500 Meter tiefer<br />

glitzert der Luganersee<br />

Wer eine sportliche Herausforderung sucht, findet<br />

auf dem Monte Generoso von rasanten<br />

Mountainbikefahrten zu Gleitschirmflügen allerlei<br />

Angebote. Eine besondere Herausforderung ist<br />

der Klettersteig des Monte Generoso. Mit Stahlseilen<br />

gesichert und an den vertikalsten Stellen<br />

auf Eisentreppen, klettert und läuft man vor dem<br />

unendlich weiten Panorama des Luganersees,<br />

dessen blaues Wasser sich 1500 Meter tiefer<br />

kräuselt. Für den dreistündigen Parcours, dessen<br />

Schwierigkeitsgrad sich zwischen leicht und mittelschwer,<br />

zwischen einer Wanderung und Freiklettern<br />

bewegt, sollte man jedoch körperlich fit,<br />

schwindelfrei und ausdauernd sein. Wer noch<br />

wenig Erfahrung hat, kann den Klettersteig in der<br />

Gruppe mit einem Führer begehen. mk<br />

...oder mit dem Teleskop in den Himmel blickt<br />

August, wenn der dunkle Nachthimmel von<br />

Sternschnuppen übersäht ist. Denn die sogenannten<br />

Perseiden streifen dann die Erdumlaufbahn.<br />

Die Sternbeobachtungen finden jeden Samstag<br />

im Anschluss an den Tessiner Abend mit Musik<br />

statt. Die Bahn fährt um 19.15 Uhr an der Talstation<br />

in Capolago ab. Es ist aber auch möglich, nur<br />

die Sternwarte zu besuchen, ohne am Tessiner<br />

Abend teilzunehmen. Die Sonnenbeobachtung<br />

ist, bei ausreichenden Wetterverhältnissen, in den<br />

Sommermonaten am Sonntag Nachmittag von<br />

14.15 Uhr bis 16.30 Uhr möglich. Die Sonne und<br />

ihre Aktivität kann einerseits mit dem mit einem<br />

Filter ausgestatteten Linsenfernrohr oder mit<br />

dem LUNT LS152 beobachtet werden.

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