Zusammenfassung_A.Zirkel_de - Tourismus & Klimawandel
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Auswirkungen <strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls auf <strong>de</strong>n Gesundheitstourismus<br />
in Deutschland<br />
am Beispiel <strong>de</strong>r heilklimatischen Kurorte im Schwarzwald<br />
Masterarbeit<br />
zur Erlangung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s eines „Master of Arts“ (M.A.)<br />
an <strong>de</strong>n Fachbereichen Wirtschaft und Landschaftsnutzung und Naturschutz<br />
im Masterstudiengang „Nachhaltiges <strong>Tourismus</strong>management“<br />
<strong>de</strong>r<br />
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswal<strong>de</strong> (FH)<br />
vorgelegt von<br />
Annemarie <strong>Zirkel</strong><br />
11207730<br />
Erstgutachter: Prof. Dr. Wolfgang Strasdas<br />
Zweitgutachterin: Dipl.-Geogr./M.A. Runa Zeppenfeld<br />
Eberswal<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n 02.09.2013
<strong>Zusammenfassung</strong><br />
Für die <strong>Tourismus</strong>wirtschaft ist die Einbeziehung <strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls im Sinne <strong>de</strong>r Planung<br />
eines nachhaltigen <strong>Tourismus</strong> und entsprechen<strong>de</strong>r Klimaanpassungsmaßnahmen von<br />
Be<strong>de</strong>utung. Je nach geografischer Lage und touristischem Angebot sind die Destinationen<br />
unterschiedlich vulnerabel gegenüber <strong>de</strong>m Klimawan<strong>de</strong>l.<br />
Der Gesundheitstourismus gewinnt im Zuge <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>ls, <strong>de</strong>r<br />
gesellschaftlichen Entwicklung und <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Trends zunehmend an Be<strong>de</strong>utung für<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen <strong>Tourismus</strong>. Die Angebotsinhalte <strong>de</strong>s Gesundheitstourismus haben sich u.a.<br />
durch <strong>de</strong>n Strukturwan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Krankenkassen geän<strong>de</strong>rt. Es ist nicht länger die klassische Kur<br />
unter diesem <strong>Tourismus</strong>zweig zu verstehen, son<strong>de</strong>rn auch alle Angebote zu Wellness,<br />
Prävention und gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Aktivitäten in <strong>de</strong>r Natur. Diese wer<strong>de</strong>n vermehrt in<br />
Anspruch genommen. Aufgrund <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n prognostizierten Nachfrage stellt sich die<br />
Frage, inwiefern <strong>de</strong>r Gesundheitstourismus in Deutschland in Zukunft von <strong>de</strong>n Folgen <strong>de</strong>s<br />
Klimawan<strong>de</strong>ls betroffen sein wird. Zentrale Elemente dieser Arbeit sind die systematische<br />
Darstellung <strong>de</strong>r Beziehung von Klimawan<strong>de</strong>l und Gesundheitstourismus in Deutschland und<br />
die Wie<strong>de</strong>rgabe von Meinungsbil<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Praxisakteure in klimaabhängigen Kurorten<br />
bezüglich ihrer Klimavulnerabilität.<br />
Die verschie<strong>de</strong>nen Segmente <strong>de</strong>s Gesundheitstourismus weisen eine unterschiedliche<br />
Klimavulnerabilität auf. Während reine Wellness-Destinationen klimaunabhängig sind, gibt<br />
es Kurorte, die eine hohe Klimaabhängigkeit aufweisen. Dazu gehören neben <strong>de</strong>n<br />
Seeheilbä<strong>de</strong>rn die heilklimatischen Kurorte. Diese weisen nach Begriffsbestimmung das<br />
Heilklima in Verbindung mit <strong>de</strong>r Nutzung von Terrainkurwegen als natürliches Heilmittel auf<br />
und liegen meist im Mittelgebirge. Der Südwesten Deutschlands wird laut Klimaprojektionen<br />
am stärksten von Hitzebelastungen und Schwüle betroffen sein. Deswegen wer<strong>de</strong>n die<br />
heilklimatischen Kurorte im Schwarzwald als Fallbeispiel für die Klimavulnerabilität <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschen Gesundheitstourismus herangezogen. Die Forschungsergebnisse wer<strong>de</strong>n aus<br />
Sekundärforschung und primärer Datenerhebung mittels qualitativ ausgewerteter<br />
Experteninterviews erzielt. Es zeigt sich, dass die Betroffenheit <strong>de</strong>r Region durch <strong>de</strong>n<br />
Klimawan<strong>de</strong>l aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Praxisakteure mit <strong>de</strong>n theoretischen Projektionen <strong>de</strong>r<br />
Klimaforschung vorwiegend übereinstimmen. Es wird davon ausgegangen, dass sich die<br />
Wärme- und Schwüle-Belastung in <strong>de</strong>n heilklimatischen Kurorten geringfügig erhöht und am<br />
nahegelegenen Oberrhein die entsprechen<strong>de</strong>n Belastungen stärker ausfallen. Die Zunahme<br />
von Stürmen und Extremwetterereignissen wird projiziert und bereits wahrgenommen. Die
lufthygienischen und klimatischen Verhältnisse in <strong>de</strong>n heilklimatischen Kurorten wer<strong>de</strong>n<br />
langfristig qualitativ hochwertiger sein als in <strong>de</strong>n Quellgebieten. Der Klimawan<strong>de</strong>l wird laut<br />
Primärforschung überwiegend als Chance für <strong>de</strong>n <strong>Tourismus</strong> in <strong>de</strong>n heilklimatischen<br />
Kurorten gesehen, ihre Position als <strong>de</strong>utsche Destinationen für <strong>de</strong>n Erholungs- und<br />
Tagestourismus zu stärken. Insgesamt fin<strong>de</strong>t das Heilklima für Therapiezwecke seltener<br />
Anwendung und dient eher als positiver Nebeneffekt. Da <strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l ein globales<br />
Phänomen ist, können die Kurorte nur bedingt <strong>de</strong>n Folgen gegensteuern. Das Klima und die<br />
Lufthygiene wer<strong>de</strong>n aufgrund <strong>de</strong>r Richtlinien <strong>de</strong>r Begriffsbestimmungen für die<br />
Prädikatisierung von Kurorten zum Erhalt <strong>de</strong>s Prädikates überwacht. Dadurch und durch ein<br />
entsprechen<strong>de</strong>s Problembewusstsein <strong>de</strong>r Praxisakteure folgen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Klimaschutzmaßnahmen und Anpassungsmaßnahmen. Die heilklimatischen Kurorte sind<br />
unabhängig vom Klimawan<strong>de</strong>l von unbeständigem Wetter geprägt und haben <strong>de</strong>swegen auch<br />
viele wetterunabhängige Wellness-Angebote. Daraus folgt, dass die heilklimatischen Kurorte<br />
gut auf <strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l vorbeireitet sind. In <strong>de</strong>r Flexibilität <strong>de</strong>r Angebotsgestaltung, <strong>de</strong>r<br />
Kooperation <strong>de</strong>r Orte untereinan<strong>de</strong>r sowie bei <strong>de</strong>r Beratung <strong>de</strong>s Gastes hinsichtlich seiner<br />
individuellen gesundheitlichen Belastbarkeit in Abhängigkeit von <strong>de</strong>n klimatischen<br />
Verhältnissen besteht weiterer Handlungsbedarf.<br />
Die be<strong>de</strong>utendste negative Folge <strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls ist die Gefahr <strong>de</strong>s Prädikatsverlustes<br />
einiger Kurorte, da sie aufgrund <strong>de</strong>s abnehmen<strong>de</strong>n Kältereizes und <strong>de</strong>s zunehmen<strong>de</strong>n<br />
Hitzestresses die Richtlinien für das Prädikat nicht mehr erfüllen können. Daraus ergibt sich<br />
für die Praxisakteure die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Richtlinienanpassung. Bezüglich <strong>de</strong>r konkreten<br />
Umsetzung besteht eine Diskrepanz zwischen Klimaforschung, <strong>Tourismus</strong> und<br />
Kurortmedizin. Zum einen dient das Prädikat „Heilklima“ als Imageträger und soll stärker als<br />
Alleinstellungsmerkmal vermarktet wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>swegen erhalten bleiben, zum an<strong>de</strong>ren<br />
müssen die Richtlinien auch weiterhin <strong>de</strong>m therapeutischen und <strong>de</strong>r Gesundheit dienlichen<br />
Zweck gerecht wer<strong>de</strong>n. Aus touristischer Sicht stellt sich die Frage, ob das Prädikat<br />
„Heilklima“ als Entscheidungskriterium für <strong>de</strong>n Urlauber ausschlaggebend ist, wenn die Kur<br />
als Aufenthaltsgrund weiterhin an Relevanz verliert, von präventiven Erholungsaufenthalten<br />
verdrängt wird und die Gäste ohnehin das Klima in <strong>de</strong>n Orten als attraktiv und behaglich<br />
empfin<strong>de</strong>n.<br />
Insgesamt ergibt sich aus <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>r Arbeit eine geringe Vulnerabilität <strong>de</strong>r<br />
heilklimatischen Kurorte im Schwarzwald gegenüber <strong>de</strong>m Klimawan<strong>de</strong>l. Im finalen Teil <strong>de</strong>r<br />
Arbeit wer<strong>de</strong>n Literaturanalyse und empirische Ergebnisse zusammengeführt und Hypothesen<br />
generiert, auf welchen eine weitere quantitative Forschung basieren könnte.