Nr. 1/2013 - Humanité
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vor ort<br />
«Ich kann bis heute nicht<br />
glauben, was geschehen ist.»<br />
Feuer ist in diesen Tagen überlebenswichtig<br />
für die Familie der vierjährigen<br />
Pamela. Denn ohne Holzofen keine<br />
Wärme. Und Wärme braucht es dringend<br />
an diesem bitterkalten Januartag<br />
in Tuzla, der Industriestadt im Nordosten<br />
von Bosnien und Herzegowina.<br />
Draussen ist es neblig, trüb und grau.<br />
Die Luft über der Stadt ist von den Holzund<br />
Kohleheizungen rauchgeschwängert.<br />
Unzählige Einschusslöcher in den<br />
bröckelnden Hausfassaden zeugen vom<br />
Krieg, der hier von 1992 bis 1995 viel<br />
Leid und Zerstörung brachte und von<br />
dem sich Land und Leute bis heute nicht<br />
erholt haben.<br />
Die Familie erhält<br />
vom SRK Grundnahrungsmittel<br />
wie<br />
Mehl, Öl, Reis, Zucker<br />
und Salz<br />
Zivorad holt in der<br />
Suppenküche das<br />
Mittagessen für die<br />
Familie ab<br />
Hab und Gut verloren<br />
Feuer war es aber auch, das Pamela, ihrer<br />
Mutter Srbjianka Radosavljević (41) und<br />
ihren drei Brüdern Zivorad (10), Mirko (8)<br />
und Milorad (2½) grosses Leid brachte.<br />
Vor drei Monaten brach im Haus der Familie<br />
wegen eines elektrischen Defekts<br />
mitten in der Nacht ein Brand aus. Die<br />
Mutter konnte sich mit ihren vier Kindern<br />
in letzter Sekunde aus dem Haus<br />
retten. Doch dem Vater, der leicht gehbehindert<br />
war, gelang die Flucht aus<br />
den Flammen nicht. Die Mutter und ihre<br />
Kinder mussten mit ansehen, wie das<br />
Haus mit dem eingeschlossenen Vater<br />
bis auf die Grundmauern niederbrannte.<br />
«Ich kann bis heute nicht glauben,<br />
was geschehen ist, es ist so furchtbar»,<br />
sagt Srbjianka Radosavljević und drückt<br />
ihr Gesicht an den kleinen Körper ihres<br />
jüngsten Sohnes, den sie auf den Armen<br />
trägt. Der Bub legt seine Ärmchen um<br />
den Kopf seiner Mama und tätschelt sie<br />
sanft.<br />
Die Witwe, die beim Hausbrand ihr gesamtes<br />
Hab und Gut verlor, hat von den<br />
Gemeindebehörden eine vorübergehende<br />
Unterkunft in einem herunter-<br />
<strong>Humanité</strong> 1/<strong>2013</strong> 25