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Nr. 1/2013 - Humanité

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zur sache<br />

Zeitfresser und unüberlegte Handlungen<br />

wirken sich verheerend aus. Deshalb<br />

sind im Rettungswesen Farben, Schilder,<br />

Nummern und Bezeichnungen überlebenswichtig.<br />

Und selbstverständlich die<br />

ständige Weiterbildung.<br />

Auf Behandlungsstelle 3<br />

«Ich mache heute also den Globi», scherzt<br />

Rettungssanitäterin Gaby Bissig und zieht<br />

sich für die Übung die rot-schwarz-karierte<br />

Weste an, welche tatsächlich an die<br />

Hose der Comicfigur erinnert. Was spassig<br />

klingt, ist jedoch eine sehr ernste Aufgabe.<br />

Gaby Bissig ist jetzt «Chef Behandlung»<br />

und übernimmt die Koordination<br />

für die Behandlungsstelle 3 mit den grünmarkierten<br />

Kisten. Wortwörtlich sind wir<br />

noch im grünen Bereich, denn hier werden<br />

die Leichtverletzten versorgt. «Mit statistischer<br />

Wahrscheinlichkeit ist bei einem<br />

Grossereignis die Hälfte der Menschen<br />

leicht verletzt und ein Fünftel schwer»,<br />

erklärt Paula Schnüriger, die als Einsatzleiterin<br />

die Gesamtsituation überblickt.<br />

Mit einem Triage-Chef würde sie zuerst<br />

abschätzen, wer schwer verletzt ist und<br />

dringend Hilfe braucht. Solche Patientinnen<br />

und Patienten haben Priorität und<br />

werden sofort an die Behandlungsstelle 1<br />

für Schwerverletzte überwiesen. Jede verletzte<br />

Person wird mit dem leuchtorangen<br />

Patientenleitsystem aus wasserfestem<br />

Plastik etikettiert. Damit wird sie zu<br />

einer Nummer, von der Unfallstelle bis ins<br />

Spital. Unpersönlich, aber effizient.<br />

Aber zurück zur Übung. Die Teammitglie-<br />

der, welche die Verletzten simulieren, klagen<br />

über unterschiedliche Schmerzen. Die<br />

Sanitäterinnen und Sanitäter prüfen zuerst<br />

die bereits bekannten Fakten auf dem Patientenleitsystem<br />

und erfragen Details. Im<br />

Unterschied zu den Behandlungsstellen<br />

2 und 3 sind bei den Leichtverletzten fast<br />

alle ansprechbar. Man könnte denken, dass<br />

dies einfacher ist. Das ist aber nur bedingt<br />

der Fall. «Stellen Sie sich vor, die Verletzten<br />

fragen immer wieder verzweifelt nach Angehörigen<br />

oder sie schreien vor Schmerzen»,<br />

gibt Paula Schnüriger zu bedenken.<br />

Die Patientinnen und Patienten werden<br />

je nach Art der Verletzung auf Bahren gelegt<br />

und mit Rettungsdecken vor der Kälte<br />

geschützt. «Wir müssen uns darauf einstellen,<br />

hier zwei oder mehr Stunden zu<br />

warten, bis die Ambulanzen Kapazität für<br />

die Leichtverletzten haben», ruft Gaby Bissig<br />

in Erinnerung. Infusionen werden gesteckt,<br />

wo nötig wird ein Schmerzmittel<br />

verabreicht. Jedes Medikament wird auf<br />

dem Patientenleitsystem eingetragen,<br />

«Mit statistischer Wahrscheinlichkeit<br />

ist bei einem<br />

Grossereignis die Hälfte der<br />

Menschen leicht verletzt und<br />

ein Fünftel schwer.»<br />

ebenso die Werte von Blutdruck sowie<br />

Puls vor und nach der Medikamentenabgabe.<br />

Später sollen alle Massnahmen zurückverfolgt<br />

werden können. Verschlechtert<br />

sich der Zustand einer Person, wird sie<br />

auf Behandlungsstelle 2 oder 1 verlegt.<br />

Gaby Bissig, Anästhesiefachfrau und dipl.<br />

Rettungssanitäterin<br />

Nach der Übung kritisieren Paula Schnüriger<br />

und Gaby Bissig die Details: Infusionen<br />

besser fixieren, damit sie auch<br />

beim Transport halten. Nicht vergessen<br />

– persönliche Utensilien der Verletzten<br />

und angebrochene Medikamente<br />

mit einer Etikettennummer aus dem Patientenleitsystem<br />

kennzeichnen. Auch<br />

im Stress die bereits behandelten Personen<br />

immer wieder überprüfen und gegebenenfalls<br />

Schmerzmittel nachspritzen.<br />

Abfälle in durchsichtige Tüten stecken,<br />

damit nichts irrtümlich entsorgt wird.<br />

Einiges ist anders als im Spital, und für<br />

das Einsatzpersonal ist es schon gar nicht<br />

alltäglich. Denn nebst dem Fachpersonal<br />

sind rund die Hälfte Samariterinnen und<br />

Samariter, die sich im Samariterverein<br />

weiterbilden und ansonsten einen völlig<br />

anderen Beruf ausüben.<br />

Benedikt Bauer und<br />

Paula Schnüriger<br />

haben die mobile<br />

Sanitätshilfestelle<br />

Uri aufgebaut<br />

Das Team mit dem roten Rucksack<br />

Benedikt Bauer ist sehr zufrieden, wie<br />

sich die Mobile Sanitätshilfestelle Uri entwickelt<br />

hat. Es sind Menschen, die sonst<br />

nicht zusammenarbeiten in dieser Form<br />

und sich dennoch an den Ausbildungstagen<br />

als Team beweisen müssen. Nach<br />

dem Kurstag schultern die Mitglieder<br />

der Mobilen Sanitätshilfestelle Uri ihren<br />

schweren, roten Rucksack. Sie werden ihn<br />

zu Hause zusammen mit der Einsatzkleidung<br />

griffbereit an einem leicht zugänglichen<br />

Ort aufbewahren. Hoffen wir, dass<br />

er bis zum nächsten Kurstag dort bleibt.<br />

➔ srk-uri.ch<br />

<strong>Humanité</strong> 1/<strong>2013</strong> 23

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