Aktueller BERGretter Tirol Nr. 29 - Österreichischer Bergrettungsdienst

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PORTRÄT Der Lawineneinsatz nahm früher meist ein trauriges Ende. Der erste Hubschraubereinsatz im Hochschwab-Gebiet. Zwei Retter seilen einen Verletzten mittels Kurztrage ab. Im Einsatz ein anderer Mensch Der Satz „Passen Sie auf den Buben auf, ich muss in den Einsatz“, stammt aus dem Mund des <strong>Tirol</strong>ers Max Nagiller, der seinen Sohn während eines Ausflugs in die Obhut des Seilbahnpersonals gab, da in der Nähe eine Lawine abgegangen war. Die Geschichte erzählt nicht er selbst, sondern seine Frau Margot, die den damals Fünfjährigen wieder einsammeln musste. „Mein Vater hat immer gesagt, dass der Max eine andere Stimme, einen anderen Gang und einen anderen Gesichtsausdruck hatte, wenn er in den Einsatz ging“, erinnert sie sich noch lebhaft an die Zeit, in der er immer wieder plötzlich aus der elterlichen Metzgerei in Innsbruck verschwand, um die Bergrettung zu unterstützen. Das Einsatzgebiet war groß, die Anfahrtswege waren oft lang, denn bis zur Einrichtung der Ortsstelle Sellrain wurden die Einsätze von Innsbruck aus abgewickelt und an einen Einsatzhubschrauber war noch nicht zu denken. „Ich hatte meine Ausrüstung immer hergerichtet und war schnell unterwegs, wenn ein Alarm kam“, berichtet Max, der auch oft mit seinem Zwillingsbruder Helmut, selbst Bergretter, in den Einsatz ging. Zur Bergrettung kam er über die Pfadfinder, denen er als junger Mann angehörte. Der Leiter der Gruppe war bei der Bergrettung und da Max öfter mit ihm in den Bergen unterwegs war, hat er ihn irgendwann mit zur Bergrettung genommen. „Unter dem Motto ‚Jeden Tag eine gute Tat‘ bin ich dann dazugegangen.“ Ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm ein ganz besonderer Einsatz auf der Muttereralm. Die Informationen waren schon merkwürdig: Zwei Menschen sollten gleichzeitig auf dem Weg zum Birgitzköpfl schwer verunglückt sein. „Mir war klar, dass das sehr unwahrscheinlich war. Als wir ankamen, haben wir einen Mann tot aufgefunden und seine Frau war schon auf dem Weg in die Klinik. Es stellte sich heraus, dass es sich um Mord handelte. In dem Moment hab ich mich auch nicht mehr ausgekannt“, gibt er unumwunden zu. Über die Hintergründe der Tat hat er nie Genaueres erfahren. Und mit welchen Gefühlen ging er damals in den Einsatz? „Wie heute auch noch mussten wir oft in Gebiete, die von Steinschlag oder Lawinen bedroht waren. Ich war dann schon sehr angespannt, denn schließlich gingen wir dorthin, wo man eigentlich nicht mehr hingehen sollte“, hatte Max durchaus Respekt vor der Gefahr. Noch heute ist Max täglich mit seinem Hund unterwegs, fährt gern mit dem Rad und geht noch immer in die Berge. Zwar ist er seit 15 Jahren nur noch passives Mitglied der Bergrettung, schätzt aber genau wie Josef Kröll und Rudolf Federspieler nach wie vor den Kontakt zu den alten Kameraden. Auch die Liebe zu den Bergen und der Bergrettung eint die drei altgedienten Bergretter und so zeigen sie sich in einem Punkt absolut einig: „So lange wir können, bleiben wir dabei!“ Ein Beispiel früher Zusammenarbeit: die Übergabe eines Verletzten an das Rote Kreuz. 16
nachruf Erinnerung an einen besonderen Kameraden Die Berge und das Bergsteigen waren für Günter Mitterer Beruf und Berufung. Text: Anton Eberharter | Fotos: Michael Knauer In seinem kurzen Leben hat Günter wohl viele schöne Seiten des Berges erleben dürfen. Die Tour auf einen seiner Lieblingsberge, den Großen Löffler, wurde aber zur Tragödie. Viel hat der Berg genommen: Vater und Mutter den Sohn, der Frau den Mann, den Kindern den Vater. Unser aller Mitgefühl gehört den Trauerfamilien. Aber nicht nur die Berge waren Günter wichtig. Nicht wenig seiner knappen Zeit opferte er der Feuerwehr Finkenberg und vermittelte in vielen Schulungsabenden sein Können. Er war Bindeglied zwischen Bergrettung und Feuerwehr bei Ausbildung und gemeinsamen Einsätzen. Ausnahmetalent am Berg Günter war 1997 der Bergrettung beigetreten, die ihm wohl der wichtigste Verein war. In jungen Jahren schon Bergführer, war er eine wertvolle Stütze der Ortsstelle Mayrhofen. Insbesondere seine Zeit als Ausbildungs- und Einsatzleiter von 2000 bis 2007 ist hervorzuheben. Nicht nur seine Erfahrung und sein bergsteigerisches Ausnahmetalent waren für unsere Ortsstelle einmalig. Sein sportlicher Ehrgeiz und unbändiger Wille hatten zweifelsohne prägende Vorbildwirkung, von der wir alle profitieren. Als Ortsstelle mit jährlich bis zu 70 Einsätzen ist jeder Einzelne in unserer Einsatzmannschaft außerordentlich gefordert. Ein Höhepunkt unseres Ausbildungsprogramms besteht seit 20 Jahren im rein vereinsinternen Skiberglauf über 1250 Höhenmeter von Mayrhofen auf den Ahorn. Der Sieger war jeweils für ein Jahr der „Primus inter pares“ der Ortsstelle Mayrhofen. Günter gewann davon acht Rennen mit Zeiten rund um 1.05 Stunden – wahrlich sportliche Höchstleistungen. Hoher Einsatz für Hilfesuchende Wer Günter kannte, der weiß, dass er nicht selten abends der Letzte am Hüttenstammtisch und der Erste morgens auf dem Gipfel war. Bewundernswert, wie er sich zur Rettung von in Bergnot Geratenen mit hohem persönlichen Einsatz und Risiko einsetzte. Viel zu früh musste unser lieber Günter sein Leben am Berg lassen. Uns bleiben viele schöne Erinnerungen an gemeinsame Touren und Gipfelsiege, an gesellige Stunden voller herzlicher Heiterkeit. Der Berg gibt viel, er nimmt viel – er hat uns Günter genommen. Wir sind dankbar für die Zeit, die wir gemeinsam mit Günter verbringen durften. Er wird uns immer und überall auf unseren Bergen in Erinnerung bleiben! Bergsteigerisch war Günter ein Ausnahmetalent. Wiederholt gewann er den Mitterer-Hannes-Gedächtnislauf. <strong>Tirol</strong> 17
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