merker-1988-Heft-1 - HTL Ottakring
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!I<br />
Osterreichs Strornstra ßen<br />
sind die wichtigsten Europas,<br />
Aucn Oer Strom hat ein Verkehrs- nung, Ferntransporte werden mit<br />
netz mit Schnellstraßen, Bundesstraßen,<br />
Landstraßen und Nebenstraßen:<br />
Leitu n<br />
sen<br />
gungskapazitäten befördern die<br />
Höchstspannung abgewickelt.<br />
Zur Zeit erweitert der Verbund sein<br />
versch iedener übertra- :;::13l.är,;:r'flt[T,äTfi:<br />
kostbare Energie vom Kraftwerk<br />
zum Verbraucher. lm Nahverkehr<br />
reist der Strom mit niedriger Span-<br />
Versorgungssicherheit noch mehr<br />
zu erhöhen, sollen Östeneichs<br />
Städte über eine Ringleitung von<br />
zwei Seiten versorgt werden können.<br />
Dabei nimmt man auf höchstmöglichen<br />
Umwelt- und Landschaftsschutz<br />
Bedacht. Zum Beispiel<br />
hat der Verbund rund 500 Millionen<br />
Schilling Mehrkosten in Kauf<br />
genommen, um den Wienenuald<br />
großräumig umgehen zu können.<br />
Das österreichische Höchstspannungsnetz<br />
ist die wichtigste Stromstraße<br />
der Europäischen Strom-<br />
Gemeinschaft - über eine ,,Drehscheibe"<br />
im Umspannwerk Dürnrohr<br />
verbindet sie die Verbundnetze<br />
des Westens und Ostens.<br />
Dies ermöglicht den europäischen<br />
Ländern gegenseitigen Stromaustausch<br />
und Hilfe bei Engpäsen.<br />
Das Musterbeispiel eines Vereinten<br />
Europas...<br />
Wir müssen uns<br />
Energiefragen stellen.<br />
Tun wir es gemeinsam.<br />
tcfrruilcn tie wt: lerlanl, Pssthcfr 17,000,1011 llien,
Leserbriefe<br />
4<br />
Wenn Abends.-ir<br />
Matura in K;:::<br />
len. clanr .. - Poslenschocher<br />
-<br />
. '- I<br />
,,Zum Kotzen" nannte<br />
Unt.-;'. . -. . -.. -. '<br />
einmal der Wiener Stadtschulratspräsident<br />
a]'. ,. >. . :, - merkll<br />
' -:- :-<br />
mut Zrlk die Postenvergabe<br />
im Schulwesen<br />
Seire 8<br />
Geldregen<br />
I1{HALT<br />
Edirorial<br />
4<br />
Euro-lng.<br />
Wird die <strong>HTL</strong>-Ausbildung<br />
nicht..bald reformiert, so werden<br />
Osterreichs Ingenieure<br />
-<br />
was die EG betrilft<br />
- bald<br />
draußen vor der Tür stehen.<br />
seire lo<br />
Zukunft<br />
In der Automatisationstechnik<br />
liegt die Zukunft<br />
eines großen Teils des Masch<br />
i nen ba us<br />
5chülervertreter<br />
Der Schulsprecher berichtet<br />
über seinen Werdegang<br />
und über seine Probleme<br />
U§-Spormeister<br />
In Amerika geht, was bei<br />
uns angeblich nicht geht:<br />
Energiesparen durch eine<br />
Elekt rizitätsgcsellschalt.<br />
die dabei auch noch verdient<br />
----<br />
2O Jcrhre donoch<br />
Das Jahr 1968 ist es sicher<br />
wert, daß man sich daran<br />
erinnert. Das meiste von<br />
dem, was die Jugend heute<br />
a1s selbstverständlich<br />
hinnimmt, wurde damals<br />
vorbereitet<br />
- *-<br />
13<br />
t6<br />
Unsere Lehrer<br />
,,Unsere Lehrer" heißt ein<br />
äußerst provokanter und<br />
vorlaut verfaßter,,Schulaulsetz"<br />
eines österrcichischen<br />
Schriltstellers<br />
--,<br />
24<br />
Schulboll<br />
Ein Bild sagt mehr als tausend<br />
Worte. Als Ballbericht<br />
lassen wir deshalb<br />
einfach Fotos zu Wort<br />
kommen 26<br />
lmpressum<br />
Redaktionsschluß ---<br />
für die nächste<br />
Nummer:<br />
29. April <strong>1988</strong><br />
19<br />
<strong>merker</strong> 3
Liebe Leser !<br />
Skandale, Skandale, Skandale.<br />
Es ist wirklich nicht<br />
leicht, heute eine Zeitung zu<br />
machen, die nicht den ganzen<br />
Sumpf der österreichischen Politik<br />
durchwatet, die nicht über<br />
Waldheim schreibt, die nicht<br />
über die Regierung<br />
-<br />
im Ganzen<br />
oder in Teilen<br />
- herftillt.<br />
Wir schweigen aber sicher<br />
nicht deswegen, weil wir Scheu<br />
gehabt hätten, die Dinge und<br />
die Gauner beim Namen zu<br />
nennen. Aber schließlich ist es<br />
doch unsere primäre Aufgabe,<br />
eine Schulzeitung zu machen.<br />
Und in diesem Bereich gibt es<br />
wohl auch Skandale genug, wie<br />
beispielsweise jenen, den Sie<br />
aul Seite 5 linden. Wir können<br />
uns dem Ausspruch Helmut<br />
Zilks, er finde die Parteibuchwirtschaft<br />
im Schulwesen<br />
,,zum Kotzen", nur anschließen.<br />
Was wir nicht geschafft<br />
haben: Wir konnten am ,,Gedenkjahr"<br />
<strong>1988</strong> nicht vorbei.<br />
Ich glaube aber. daß wir eine<br />
gute Lösung gefunden haben:<br />
Nicht der Anschluß direkt sollte<br />
unser Thema sein, sondern<br />
Nebenaspekte, die nicht schon<br />
überall zehnmal breitgetreten<br />
worden sind. Wir haben in der<br />
Bibliothek der Schule den Jahresbericht<br />
des Schuljahres<br />
1937/38 aufgestöbert und zeigen<br />
damit, daß auch unsere<br />
Schule Teil der Geschehnisse<br />
war. Wir haben einen Artikel<br />
über das Jahr 1968 ins Blatt<br />
genommen, weil wir glauben,<br />
daß für unsere Gegenwart dieses<br />
Jahr wesentlich mehr an<br />
merkbaren Einflüssen gebracht<br />
hat als etwa 1938, das<br />
für die junge Generation nur<br />
mehr Geschichte ist.<br />
Und dann haben wir durch<br />
Zufall einen Text gefunden,<br />
den ein österreichischer<br />
Schriftsteller als,,Schulaufsatz"<br />
verfaßt hat und der ,,Unsere<br />
Lehrer" heißt. Diesen<br />
durch und durch bösen Text<br />
kann man auch einfach ablehnen.<br />
Wir verstehen ihn sicher<br />
nicht als Kränkung der Lehrer,<br />
sondern einfach als ein Stück<br />
Literatur, das sich äußerst kritisch<br />
mit einem der wichtigsten<br />
Berufsstände dieses Landes<br />
auseinandersetzt. Und das tut<br />
wahrscheinlich manchem weh.<br />
Aber wir wollen ja keine bequeme.<br />
pflegeleichte Zeitung<br />
machen, so sieht es jedenfalls<br />
Ihr<br />
Herbert Zach<br />
4 <strong>merker</strong><br />
LTPPEN<br />
Zum letzten <strong>merker</strong>-Cover<br />
gab es verschiedene Meinungen.<br />
Zuerst möchte ich sagen,<br />
daß mir die neue Art des <strong>merker</strong><br />
sehr gut geftillt: Die Vielfalt<br />
von Themen ist interessant, die<br />
Artikel sind sehr gut gemacht,<br />
die Fotos ansprechend und<br />
auch die Ideen für diverse<br />
Wettbewerbe finde ich sehr<br />
gut.<br />
Nun aber meine Kritik:<br />
Beim Anschauen des letzten<br />
Titelbildes srellt sich mir die<br />
Frage: Lieber <strong>merker</strong>, wie hast<br />
BEEINDRUCKT<br />
Gratulation! Ich habe als<br />
,,Chefredakteur" zusammen<br />
mit einigen Klassenkollegen<br />
selbst ein Jahr (1982,283) den<br />
<strong>merker</strong> gestaltet und weiß daher,<br />
mit welchen Schwierigkeiten<br />
die Herstellung einer Zeitung<br />
verbunden ist. Abgesehen<br />
von der Zeit, die man als Schüler<br />
sowieso nicht hat, braucht<br />
man Ideen und gute Geister.<br />
die sie zu Papier bringen. Und<br />
so hinterläßt jede Redaktion<br />
ihr Bild, manifestiert im Aussehen<br />
des Produktes. Aber wa;<br />
Ihr erreicht habt, hat mich sehr<br />
Leser schreiben an<br />
den <strong>merker</strong><br />
Du es mit den Frauen? Ein<br />
sinnlich geöffneter Mund<br />
-<br />
offenbar soll er aufdie Schönheit<br />
der Technik hinweisen?<br />
Die Verwendung von weiblichen<br />
Attributen, um auf irgendwas<br />
hinzuweisen, das mit<br />
diesem Attribut in überhaupt<br />
keinem Zusammenhang steht.<br />
Für mich macht es keinen Unterschied,<br />
ob man dafür weibliche<br />
Beine, weibliche Popos,<br />
Busen oder Lippen verwendet.<br />
Für mich als Frau ist es immer<br />
eine Beleidigung, in Teile zerlegt<br />
zu werden und als Werbung<br />
für irgendwas benützt zu<br />
werden. Und ganz gemein finde<br />
ich das, was außerdem<br />
durch die Verwendung weiblicher<br />
Stücke (zerlegt oder im<br />
Ganzen) in der Werbung passiert:<br />
Wir Frauen sind mit uns<br />
unzufrieden, weil uns suggeriert<br />
wird, daß wir mangelhaft<br />
seien, wenn wir nicht so toll<br />
aussehen, und die Männer sind<br />
wahrscheinlich auch unzufrieden,<br />
weil die Frau, Freundin<br />
nie an dieses Schönheitsideal<br />
herankommt.<br />
Ich frage Dich, lieber <strong>merker</strong>:<br />
Hat eine so gute Zeitung so<br />
was nötig?<br />
Brigitte Dorau<br />
<strong>HTL</strong> Wien I<br />
Trot z ntichtelanger Diskussionen<br />
konnten wir auf diesen<br />
Leserbrief keine Antwort finden.<br />
Vielleicht sollte aber jeder<br />
einmal über dieses Thema nachbeeindruckt:<br />
Ihr habt aus der<br />
Schülerzeitung eine Zeitschrift<br />
gemacht, die man immer wieder<br />
gern zur Hand nimmt.<br />
Dennoch sei mir nach all<br />
dem Lob auch Kritik gestattet:<br />
In Eurem Artikel über den<br />
,,Aktiven Absolventenverband"<br />
ist die Rede von Exkursiorren.<br />
dle bestimmt sehr inter-<br />
--__ - -_ \<br />
I essant waren. Nur kann rch<br />
I ilim-,il*Til#rn erinnern. daß<br />
Ijemals eine derartige Veran-<br />
I staltung angekündigt wurde.<br />
I Meine Klassenkollegen teilen<br />
/ mein Schicksal und kennen die<br />
' Aktivirät des AV ebenfalls lediglich<br />
aus der Ankündigung<br />
und Durchführung der alljährlichen<br />
Rätselrally. Vielleicht<br />
könnte sich der <strong>merker</strong> dieses<br />
Problems annehmen und ein<br />
wenig auch als Sprachrohr des<br />
Absolventenverbandes auftreten.<br />
Ansonsten wünsche ich<br />
mir, daß Ihr weiterhin thematisch<br />
so vielseitig bleibt (auch<br />
die Farbe ist gut da nehme<br />
ich sogar<br />
-<br />
den erhöhten Werbeanteil<br />
in Kauf). Nur weiter<br />
so! -<br />
Woffigang Kraus (M84B)<br />
Matthias-Schönerer-Gasse 1 5<br />
1150 Wien<br />
Ein kleiner Traum ist wahrgeworden.<br />
Ein ehemaliger <strong>merker</strong>-Macher<br />
rührt sich und<br />
schreibt. Ein grofies Dankeschön!<br />
Wir werden auch versuchen,<br />
die Kommunikqtion<br />
mit dem Absolyentenverband<br />
denken. Die Red. zu yerbessern. Die Red.<br />
BLUMEN<br />
Es ist mir ein Bedürfnis.<br />
dem gesamten <strong>merker</strong>-Team<br />
für die ausgezeichnete Arbeit<br />
zu danken, die Ihr seit der Herausgabe<br />
des ,,Neuen <strong>merker</strong>"<br />
Ieistet. Im Gegensatz zum ,,alten"<br />
<strong>merker</strong>, dessen eigenwillige<br />
Paarung von steriler Kritiklosigkeit<br />
und amateurhafter<br />
Gestaltung mich immer eher<br />
gelangweilt als angesprochen<br />
hat, lreue ich mich, nun ein so<br />
interessantes und lebendiges<br />
<strong>Heft</strong> in Händen zu halten. Die<br />
ungezwungene Art und Weise,<br />
in der die Artikel verfaßt sind.<br />
alsammen mit der Auflockerung<br />
durch Gedichte, Bilder<br />
und Photos verdienen größtes<br />
Lob. Dazu kommt ein Layout,<br />
das sich durchaus mit dem professioneller<br />
Magazine messen<br />
kann, und das für eine Schülerzeitung<br />
wirklich einzigartie ist.<br />
tclihoffe, Ihr könnt di{»<br />
Stil auch in Zukunft beibehf<br />
ten und vielleicht noch ausbauen.<br />
Ich wünsche dem Team<br />
viel Erfolg bei der weiteren Arbeit<br />
und freue mich schon sehr<br />
aul die nächste Ausgabe.<br />
Herbert Götz<br />
Spiegelgasse 9<br />
1010 Wien<br />
Danke für die Blumcn.<br />
Die Red.<br />
PHOTOS<br />
Es freut mich, daß es bei<br />
Euch einen Photo-Wettbewerb<br />
gab. Ich kümmere mich sellst<br />
um Jugendarbeit im Zr Le)t<br />
VOAV (Verband österreicFr<br />
scher Arnateurfotografen-Vereine),<br />
d. h. Fotoworkshops,<br />
Jugendmeisterschaften u.s.w.<br />
Wenn Euch die Photografie interessiert,<br />
und das nehme ich<br />
an, werde ich Euch Informationen<br />
über geplante Workshops<br />
und sonstige Aktivitäten<br />
zukommen lassen. Ich würde<br />
mich freuen, wenn wir auch in<br />
Zukunft gemeinsame Aktionen<br />
durchführen könnten,<br />
zumal meine ersten SW-Photos<br />
auch in der Dunkelkammer<br />
der Schellinggasse das Rotlicht<br />
der Welt erblickten.<br />
Auf baldige und gute Zusammenarbeit<br />
R. Strejcek<br />
Mohsplatz2l/18<br />
1030 Wien<br />
Tel. 75 2618-33
ZumKotzen<br />
Ausschreibung bei Postenvergabe nur Feigenblatt?<br />
ach der Pensionierung<br />
der Direktorin<br />
an der Bundesakademie<br />
für Sozialarbeit<br />
in Wien erfolgte<br />
im August 1986<br />
ordnungsgemäß eine Ausschreibung<br />
dieses Postens. Es<br />
bewarben sich drei Kandidavon<br />
denen zwei. nämlich<br />
lf ^, arro.*le-rrotessoren Johann<br />
Reiter und Otto Saipt, eine<br />
mehr als zehnjährige Lehrpraxis<br />
als vollbeschäftigte Lehrer<br />
an der Akademie für Sozialarbeit<br />
nachweisen können,<br />
pragmatisiert sind, Reiter zusätzlich<br />
noch ein diplomierter<br />
Sozialarbeiter. Alles Bedingungen,<br />
die in der Ausschreibung<br />
gefordert wurden. Der<br />
dritte Kandidat, Dimiter Martin<br />
Hoffmann, konnte, unbeschadet<br />
seiner sonstigen Qualifikationen,<br />
diese Bedingungen<br />
nicht annähernd erftillen.<br />
Nachdem zumindest<br />
nach außen hin nichts ge-<br />
-<br />
schah. wandte sich schließlich<br />
nach einem Jahr, im Juli 1987,<br />
die Lehrerschaft an das zulndiee<br />
fulinisterium um Aus-<br />
Vnr,, woraul lnr Descnleden<br />
wurde, daß die Bestellung aufgrund<br />
der einschlägigen Gesetze<br />
erfolgen werde.<br />
Inzwischen sickerte aber<br />
seitens der zuständigen Gewerkschaft<br />
durch, daß der dritte<br />
Bewerber, der wenig Kontakt<br />
mit dem Schulwesen hatte<br />
und der vor seiner etwaigen<br />
Ernennung überhaupt erst in<br />
den öffentlichen Dienst aufgenommen<br />
werden müßte, den<br />
beiden anderen Kandidaten<br />
vorgezogen und an erster Stelle<br />
gereiht wurde, unter Hinweis<br />
auf seine umfangreiche Publikationstätigkeit.<br />
Der Unmut der Lehrerschaft<br />
der Sozialakademie<br />
wird vielleicht verständlich,<br />
wenn man weiß, daß Publikationen<br />
im Ausschreibungstext<br />
nicht vorgesehen waren und lung ein, daß Dimiter Martin<br />
der Präsident des Wiener Hoffmann zum Direktor ernannt<br />
werden soll. Informell<br />
Stadtschulrates, Hans Matzenauer,<br />
in einem Schreiben an die wurde dies mit der wissenschaftlichen<br />
und publizisti-<br />
,,Presse" (31. Dezember 1986)<br />
ausdrücklich betonte, daß schen Tätigkeit dieses Bewerbers<br />
begründet.<br />
Schulleiter aufgrund der Beurteilung<br />
ihrer Dienstleistungen, Wurde damit ein innovativer<br />
Außenseiter den im Dienst<br />
der Dauer der Dienstzeit, der<br />
Leistungen, die über das normale<br />
Maß der Tätigkeit hin-<br />
Wohle der Schule vorgezogen?<br />
ergrauten Professoren zum<br />
ausgehen: dem Verhalten im Läßt sich die klare Verletzung<br />
der Ausschreibungsricht-<br />
Umgang mit Menschen sowie<br />
aufgrund der sozialen Situation<br />
ausgewählt werden sollen, seren Kandidaten rechtfertilinien<br />
durch die Wahl des bes-<br />
um dann fortzufahren, daß ein gen?<br />
Punktesystem abzulehnen sei, Stellt man weiter bohrende<br />
bei dem die Gefahr bestünde, Fragen, dann bröckelt die Fassade<br />
eines zwar behäbigen,<br />
,,daß durch die Überbetonung<br />
von außerschulischen Leistungen<br />
(Mitarbeit in Vereinen und fahrens immer mehr ab und<br />
aber gesetzeskonformen Ver-<br />
Organisationen, publizistische nimmt die grotesken Zige eines<br />
im Parteifilz erstarrten Sy-<br />
Tätigkeitlder Typus des motivierten<br />
pädagogisch<br />
orientierten<br />
und in<br />
der Schulpraxis<br />
erfolgreich<br />
tätigen Lehrers<br />
eher vernachlässigt<br />
wird."<br />
Nachdem<br />
weiterhin kein<br />
Direktor bestellt<br />
wurde,<br />
wandte sich die<br />
Lehrerschaft<br />
erneut im September<br />
1987 an<br />
das Ministerium<br />
und an<br />
Bürgermeister<br />
Helmut Zilk,<br />
der sich in der<br />
Öffentlichkeit ,,Wir höfien do einen vorzüglichen Bewerber<br />
-<br />
vehement gegen eine politische stems an.<br />
Besetzung von Lehrerposten<br />
Da wird hinter vorgehalteausgesprochen<br />
hat. Bürger- ner Hand kolportiert, daß ja<br />
meister Zilkterlte mit, daß das schon vor der Ausschreibung<br />
Verfahren abgeschlossen sei; feststand, wer schließlich Kanvom<br />
Zentralausschuß beim didat sein würde; da wird dar-<br />
Bundesministerium für Unter- über gesprochen, daß einflußricht,<br />
Kunst und Sport langte reiche Parteiengrößen sich einschließlich<br />
ein Schreiben am setzten und man zwar gerne<br />
15. Jänner <strong>1988</strong> mit der Mittei- anders entschieden hätte, aber<br />
halt nicht konnte. Da wird von<br />
Kollegialorganen erzählt, wo<br />
die Vertreter der einen Couleur<br />
sich nicht wirklich frir die<br />
Kandidaten interessierten, weil<br />
die Schule ja von Vertretern<br />
der anderen Couleur zu besetzen<br />
sei. Oder, der historisch<br />
notwendig gewesene Solidaritätsgedanke<br />
artet in der Skurrilität<br />
eines Versorgungsdenkens<br />
aus, wo jemand die unkündbare<br />
Stelle gegen eine andere ausgetauscht<br />
bekomme, weil er<br />
sich aufseiner alten Stelle nicht<br />
mit seinem Vorgesetzten vertrug.<br />
Was auf geduldigem Papier<br />
wie eine wohlüberlegte Entscheidung<br />
aussieht, hinterläßt<br />
den üblen Nachgeschmack einer<br />
ungebrochenen Macht der<br />
Apparatschiks.<br />
-C<br />
0īool<br />
o)<br />
C<br />
l<br />
C<br />
hier ist seine Personolokre!"<br />
Glasnost ä la Zilk? Mit den<br />
Schulen als Spielwiesen? I<br />
Dieser Beitrag ist eine Gemeinschaftsorbeit<br />
des Lehrerkollegiums<br />
der Bundesakademie für<br />
Sozialarbeit in Wien und wurde<br />
am 10, März <strong>1988</strong> in der Zeitschrift<br />
,,Die Furche" veröffentlicht.<br />
Ị 9oNa<br />
ö<br />
<strong>merker</strong> 5
f-<br />
Die Z'il.*nft hat b.gonnen<br />
In der <strong>HTL</strong> vermitteh man Spezialkenntnisse der Automatisierungstechnik.<br />
re<br />
Automatisierungstechnik<br />
beschäftigt<br />
sich im wesentlichen<br />
mit allen<br />
theoretischen und<br />
praktischen Methoden,<br />
die dazu dienen, einen<br />
Arbeitsprozeß ganz oder teilweise<br />
selbständig ablaufen zu<br />
lassen. Nicht-Techniker nennen<br />
das Ergebnis einfach ,,Roboter".<br />
Die Automatisierungstechnik<br />
und ihre Teilgebiete<br />
Prozeßmeßtechnik, Leittechnik<br />
(Steuerungstechnik, Regelungstechnik),<br />
Rechentechnik<br />
erleben in ietzter Zeit durch<br />
die Einführung neuer Produk-<br />
technik hängen von denjeweils<br />
spezifischen Voraussetzungen<br />
und Rahmenbedingungen ab.<br />
Die grundsätzliche Notwendigkeit,<br />
in österreichischen Betrieben<br />
verstärkt Automatisierungsmaßnahmen<br />
durchzufü<br />
h ren. isr jedoch unbestritten.<br />
Daher besteht sowohl in<br />
vom Bundesministerium für<br />
Wissenschaft und Forschuns<br />
Rechnung getragen und in Zu]<br />
sammenarbeit mit den verschiedensten<br />
Stellen<br />
unserer - auch<br />
Lehranstalt das<br />
,,Aus- und Weiterbildungspro.<br />
-<br />
gramm" erstellt. Es ist modular<br />
aufgebaut, wobei sich das<br />
Spektrum der einzelnen .,Module"<br />
von Einzelkursen über<br />
gital- und Steuerungstechnik,<br />
Regelungstechnik, Prozeßmeßtechnik)<br />
O Rechentechnik (Mikrocomputertechnik.<br />
Programmieren)<br />
Ḋer gebotene Lehrstoff<br />
rvird durch praktische übungen<br />
sowie Lehrausgänge und<br />
Exkursionen vertieft.<br />
Jedes Semester wird mit einem<br />
staatsgültigen Zeugnis<br />
abgeschlossen. welches bereits<br />
tionstechnologien und den<br />
Zwang zur Senkung der produktionskosten<br />
einen nahezu<br />
explosionsartigen Auf-<br />
schwung.<br />
Dieser Aufschwung wird<br />
auch von der Geräteseite durch<br />
die verstärkte Verwendung<br />
von digitalen Automatisierungseinrichtungen<br />
überwiegend<br />
in Form von Mikrorechnern<br />
unterstützt. Beispiele<br />
hierfür sind Industrieroboter.<br />
NC- und CNC-Maschinen,<br />
CAD/CAM-Systeme, mikrorechnerbestückte<br />
Steuerungen,<br />
Regelungen und Prozeßleitsy-<br />
steme-<br />
Art und Ausmaß des Einsatzes<br />
der Automatisierungs-<br />
Osterreich als auch im Ausland<br />
derzeit eine verstärkte Nachfrage<br />
an Personen mit fundierten<br />
Kenntnissen auf diesem<br />
zukunftsträchtigen Fachgebiet.<br />
Nicht nur österreichische<br />
Groß-, sondern insbesondere<br />
auch Klein- und Mittelbetriebe<br />
benötigen Fachleute, die neuere<br />
technische Entwicklungen<br />
beherrschen und ellizient einsetzen<br />
können.<br />
Das fachübergreifende<br />
Wesen der Automatisierungstechnik<br />
erfordert es, Personen<br />
unterschiedlicher,,Grundausbildung"<br />
(Mathematik, Informatik,<br />
Physik, Elektrotechnik,<br />
Nachrichtentechnik, Maschinenbau,<br />
Verfahrenstechnik<br />
usw.) mit einem Spezialwissen<br />
auszustatten, das sie beftihigt,<br />
mit Fachleuten anderer<br />
Grundausbildung hinsichtlich<br />
automatisierungstechnischer<br />
Fragestellungen zusammenzuarbeiten.<br />
Diesen Umständen wurde<br />
Speziallehrgänge und Abtei<br />
lungen an <strong>HTL</strong>'s sowie Hochschullehrgänge<br />
bis zu einem<br />
Studienschwerpunkt oder sogar<br />
einer eigenen Studienrichtung<br />
erstreckt.<br />
Ein Modul dieses Programmes<br />
stellt der an unserer<br />
Lehranstalt seit vier Jahren<br />
laufende zweisemestrige Speziallehrgang<br />
..Automatisierungstechnik"<br />
in der Abteilung<br />
BM dar. Hier wird Absolventen<br />
von <strong>HTL</strong>'s oder Praktikern<br />
mit gleichwertigen Kenntnissen<br />
die Möglichkeit geboten,<br />
sich in diesem ,,High-tech"-<br />
Fachgebiet weiterzubilden.<br />
Der Unterricht ist kostenlos,<br />
findet an vier Abenden der<br />
Woche statt und umlaßt:<br />
O Grundlagen (Verfahrenstechnik,<br />
Leistungselektronik,<br />
Wirtschaftliche Bildung und<br />
Rechtskunde)<br />
O Automatisierungstechnik (Di-<br />
ä:trffi'.'Hä?:l:::H.t,<br />
liche Karriere war. Falls auch<br />
Sie Interesse an diesem Lehrgang<br />
haben, informieren Sie<br />
sich an der<br />
<strong>HTL</strong> Wien I,<br />
Schellinggasse 13<br />
1010 Wien<br />
Tel. 513 16lt/Dw<br />
(Abteilungsvorstand Dipl. Ing.<br />
K. Hein),<br />
wo auch Anmeldungen entgegengenommen<br />
werden.<br />
Noch ein Tip zum Schluß:<br />
Melden Sie sich bald an<br />
- letztes<br />
Jahr konnten zahlreiche Interessenten<br />
wegen Platzmangels<br />
nicht aufgenommen werden.<br />
I<br />
Von Dr. Peter Kopacek<br />
6 <strong>merker</strong>
Aus dem Leben eines<br />
Schulsprechers o . .<br />
Ein Schrilervemeter ist ein armer Mensch,<br />
in Schülervertreter ist<br />
ein armer Mensch.<br />
Ein Schülervertreter<br />
wird von Lehrern,<br />
vom Abteilungsleiter<br />
und natürlich auch<br />
von unserem allseits beliebten<br />
üHi*t'3[hTtJ,?:Hf<br />
erfreulichen Erfolgserlebnissen,<br />
da er oft von oben angeführten<br />
Personen gehindert<br />
wird. produktiv zu arbeiten.<br />
Ich möchte Euch gerne erzählen,<br />
wie ich Schulsprecher<br />
geworden bin. Begonnen hat<br />
alles mit einem sehrungleichen<br />
Zweikampl. Ich gegen einen<br />
gewissen Chemieprofessor<br />
namens Dieter B. Völlig überraschend<br />
verlor ich diesen<br />
Kampf, und so durfte ich ehrenhalber<br />
die erste Klasse wiederholen.<br />
In jenem Schuljahr<br />
begann dann meine Tätigkeit<br />
als Klassensprecher, jene<br />
Funktion, die ich auch heute<br />
noch inne habe. Ab der dritten<br />
Klasse arbeitete ich aktiv mit<br />
(*iää"i:ff,*1:'Hi:'fü<br />
Grund dieser Arbeit wurde ich,<br />
im darauffolgenden Jahr, zum<br />
Schulsprecher gewählt, und da<br />
die Zusammenarbeit mit dem<br />
Direktor und allen anderen<br />
mehr oder weniger autoritären<br />
Personen an unserer Schule so<br />
gut klappte, bin ich auch heuer<br />
Schulsprecher geworden. Zu<br />
guter Letzt ist noch zu meiner<br />
Person zu sagen, daß ich für<br />
dieses Schuljahr auch zum<br />
stellvertretenden Landesschulsprecher<br />
frir den Bereich<br />
BHS/BMS gewählt wurde.<br />
Da mir damals die Aufgaben<br />
dieses Amtes und der Aufbau<br />
der Schülervertretung bis<br />
zu meiner Wahl noch relativ<br />
unbekannt waren und ich annehme,<br />
daß es auch anderen so<br />
geht, möchte ich Euch ein bißchen<br />
darüber aufklären.<br />
Die Basis der Schülervertretung<br />
bilden die Klassensprecher<br />
und deren Stellvertreter,<br />
die von allen Schülern einer<br />
Klasse gewählt werden.<br />
Die Klassensprecher wählen in<br />
der Folge dann den Abteilungssprecher,<br />
den Schulsprecher<br />
und deren Stellvertreter.<br />
Am Ende eines Schuljahres<br />
werden von allen Schulsprechern<br />
eines Bundeslandes die<br />
drei Landesschulsprecher (für<br />
die Bereiche AHS, BHS/BMS<br />
und BS) und deren Stellvertreter<br />
sowie weitere sechs Schüler,<br />
die den Landesschülerbeirat<br />
(LSB) bilden, gewählt. Aus allen<br />
Landesschulsprechern wird<br />
der Bundesschülerbeirat (BSB)<br />
gebildet. Aus diesem Beirat<br />
werden dann der Bundesschulsprecher<br />
und seine drei Stellvertreter,<br />
für die bereits angeführten<br />
Bereiche, gewählt. Unsere<br />
derzeitige Bundesschulsprecherin<br />
kommt aus dem BG<br />
10, Ettenreichgasse 4I-43,<br />
und heißt Nadja Kayali.<br />
Wie sich wohl jeder von<br />
Euch vorstellen kann, ist es in<br />
unserer Schule nicht gerade<br />
einfach, gewisse Pläne zu verwirklichen.<br />
Eines der größten<br />
Probleme stellt das letzte<br />
Zimmer im zweiten Stock dar.<br />
In diesem Raum sitzt jemand,<br />
der erst diese gewissen Pläne<br />
bewilligen sollte. bevor man sie<br />
durchführt. Diese Bewilligungen<br />
haben allerdings Seltenheitswert.<br />
Eine weitere, sehr frustrierende<br />
Aufgabe eines Schulsprechers<br />
ist es, beim Schulgemeinschaftsausschuß<br />
(SGA)<br />
mitzuwirken. Dieser SGA ist<br />
ein Treffen zwischen 3 Lehrer-,<br />
3 Eltern-, 3 Schülervertretern<br />
und dem Direktor. Der Direktor<br />
ist zwar Vorsitzender, aber<br />
bei etwaigen Beschlüssen nicht<br />
stimmberechtigt. Die meisten<br />
Anträge werden wegen finanziellen<br />
Notstandes oder aus organisatorischen<br />
Gründen für<br />
Null und Nichtig erklärt.<br />
Dies ist allerdings nur ein<br />
Problem von vielen, das ich<br />
habe. Zum Beispiel ist es für<br />
mich schwierig, mit den einzelnen<br />
Klassen ständig in Kontakt<br />
zu stehen. Wird einmal eine<br />
Klassensprechersitzung gehalten,<br />
so ist meist nur die<br />
Hälfte der Klassensprecher<br />
anwesend.<br />
Falls es irgendwann zu<br />
Problemen kommt, würde ich<br />
Euch bitten, entweder zu mir<br />
(Raum 321) oder zu meinem<br />
Stellvertreter Sascha Strohmer<br />
(Raum 318) zu kommen. Wir<br />
können Euch sicher weiterhelfen.<br />
In diesem Sinne wünsche<br />
ich Euch, im Namen der Schülervertretung,<br />
einen erfolgreichen<br />
Abschluß dieses Schuljahres.<br />
Euer Schulsprecher<br />
,,Blacky" Atietalla<br />
Die neue HAB&GUT Eigenheim- und Wohnungsversicherung<br />
der,,Bundesländef' bietet Quadratmeter für<br />
Quadratmeter Sicherheit.<br />
Und das ProblemUnterversicherung ist ein für allemal gelöst.<br />
Sie sehen, so einfach ist es, die eigenen 4 Wände richtig zu<br />
versichern.<br />
<strong>merker</strong> 7
Karenz fiir Abendschiiler vor der Matura<br />
Anleitung zlrm Glücklichsei<br />
er <strong>merker</strong> hat sich auf den<br />
Weg durch den Behördenund<br />
Beihilfendschungel<br />
gemacht und will mit dieser<br />
Geschichte allen, die<br />
auch vorhaben, vor der<br />
Matura zu Hause zu bleiben, eine<br />
Bresche schlagen, auf daß sie es ein<br />
bißchen leichter haben.<br />
Zuerst gilt es einmal, sich frühestens<br />
6 Monate vor der Matura von<br />
jeder offiziellen Arbeit zu trennen.<br />
Grundsätzlich gibt es dafür zwei Wege:<br />
Der eine ist,ernenZettel zur Hand<br />
zu nehmen, als Betreff ,,Kündigung"<br />
anzuführen und darunter die notwendigen<br />
Floskeln, um das ganze<br />
rechtskräftig zu machen, anzureihen.<br />
Für in der Firma ,,geschätzte"<br />
Arbeitnehmer gibt es allerdings auch<br />
die Möglichkeit, einen unbezahlten<br />
Urlaub bei ihrer Firma zu beantra-<br />
gen. Bei Genehmigung durch die<br />
Firmenleitung hat dies den Vorteil,<br />
daß man nach der Matura sofort<br />
wieder Arbeit hat und dabei den<br />
eventuellen Abfertigungsanspruch<br />
nicht verliert. In jedem Fall muß man<br />
sich aber den neuen Status (arbeitslos<br />
oder karenziert) schriftlich von der<br />
Firma bestätigen lassen.<br />
Jetzt gilt es mit dem Rechenstift<br />
in der Hand eine neue Entscheidung<br />
zu Ilillen: Auf zum Arbeitsamt oder<br />
auf zum Stadtschulrat? Falls man<br />
nämlich mehr als 8000 Schilling Arbeitslosengeld<br />
erwarten kann, ist der<br />
gewinnbringendere Weg der zum<br />
Arbeitsamt. Wenn man noch dazu<br />
seit zwei Jahren Gewerkschaftsmitglied<br />
ist, kann man zusätzlich zw<br />
Arbeitslosen auch noch auf eine monatliche<br />
Unterstützung von maximal<br />
600 Schilling hoffen.<br />
Oder wie<br />
man als<br />
Abendschüler<br />
zu Geld<br />
kommt,<br />
ohne arbeiten<br />
zu<br />
müssen.<br />
I<br />
Für all jene, die keine Arbeitslosenstatistik<br />
aufbessern wollen, gibt es<br />
jetzt allerdings nur den Weg zum<br />
Stadtschulrat. Bewaffnet mit dem in<br />
der Direktion aufliegenden Formular<br />
(natürlich ausgefüllt und abgezeichnet),<br />
der Lohnsteuerkarte, dem<br />
Gehaltszettel des letzten Monats und<br />
der Bestätigung der Firma spricht<br />
man bei dem netten Fräulein im<br />
Stadtschulrat vor. Man übergibt ihr<br />
den Haufen Papier und erfährt, daß<br />
man 55fi) Schilling im Monat bis zur<br />
Matura auf sein Konto überwiesen<br />
bekommt. Auch erzählt sie einer<br />
einiges über Sozi<br />
träge, die man selbst zu entrichten<br />
habe und nach der Matura, unter<br />
Vorlage der Belege, mit dem Stadtschulrat<br />
rückverrechnen kann.<br />
Auch muß man einen Zettel tnterzeichnen,<br />
auf dem man sich verpflichtet,<br />
während des Unterstützungszeitraumes<br />
keiner lohn- oder<br />
einkommensteuerpflichtigen Beschäftigung<br />
nachzugehen. Wenn<br />
man dem schönen Fräulein dann<br />
noch tief in die Augen blickt, bekommt<br />
man auch noch eine schriftliche<br />
Bestätigung, daß man soeben um<br />
eine ,,besondere Schulbeihilfe in der<br />
Höhe von 5500 Schilling monatlich"<br />
angesucht hat.<br />
Falls man in den letzten drei Jahren<br />
an die Kammer für Arbeiter und<br />
Angestellte brav Beiträge be zahlt hat,<br />
kann man sie auch zur Ader lassg,<br />
Man sagt. daß von der AK f'ür ein&1<br />
Karenzierungszeitraum von mindestens<br />
drei Monaten 13.000 Schilling<br />
als einmalige Zuwendung zu bekommen<br />
sind. Leute, die kirzereZeit<br />
arbeitsabstinent sind, bekommen allerdings<br />
nur einen aliquoten Anteil<br />
davon.<br />
Zuerst schreibt man einen Lebenslauf<br />
und ein ,,formloses" Ansuchen<br />
(bitte trotzdem auf Briefpapier)<br />
um Gewährung eines Stipendiums<br />
für den Zeitraum von bis und<br />
-<br />
schickt dies an die Bildungsabteilung<br />
der AK. Nach einiger Zeit bekommt<br />
man dann drei Dinge zugeschickt:<br />
Einen Fragebogen, einen Vordruck,<br />
auf dem die Schule Stellung nehmen<br />
soll, und ein Merkblatt, wie das alles<br />
auszufüllen, bzw. was noch alles beizulegen<br />
sei. Beizulegen ist: ein Lohnzettel<br />
über das letzte Arbeitsjahr, die<br />
Bestätigung vom Stadtschulrat und<br />
8 <strong>merker</strong>
das letzte Zeugnis (mit dem man hoffentlich<br />
einen guten Schulerfolg<br />
nachweisen kann).<br />
enn man das alles gesammelt.<br />
unterschrieben<br />
und, wo verlangt,<br />
von der Schule bestätigen<br />
hat lassen, packt<br />
man es in ein Kuvert<br />
(man braucht ein großes) und schickt<br />
es wieder an die Bildungsabteilung<br />
der AK. Achtung: Wer einen der beiden<br />
Einreichungstermine, Mitte Dezember<br />
bzw. Ende April, verpaßt,<br />
flällt um sein Geld um. Auch sollte<br />
beachtet werden, daß die Ansuchen<br />
in der Reihenfolge des Eintreffens in<br />
der AK bearbeitet werden, das heißt,<br />
je früher man das Kuvert zur Post<br />
schleppt, umso früher hat man auch<br />
sein Geld.<br />
Falls sich doch jemand arbeitslos<br />
gemeldet hat, sollte er trotzdem die<br />
Tortur des Ansuchens an die AK auf<br />
sich nehmen. Er bekommt dann<br />
*ll;l*ä3#:ffi,',,i:,[",]",,ä::<br />
Summe, die er bekommen hätte, bezöge<br />
er die Schulbeihilfe und das AK<br />
Stipendium, ausbezahlt. Alimente,<br />
schulpflichtige Kinder und unterhaltspflichtige<br />
Angehörige werden<br />
bei der Bemessung des Stipendiums<br />
auch noch berücksichtigt.<br />
Schlußendlich gibt es für alle, die<br />
sich nicht arbeitslos gemeldet haben<br />
und trotzdem bei der Gewerkschaft<br />
sind, einen wirklichen finanziellen<br />
Rausreißer: Jedes Gewerkschaftsmitglied.<br />
das mit dem Maturazeugnis<br />
in der Hand bei seiner Gewerkschaft<br />
vorstellig wird, bekommt von dieser<br />
Einige Karenz-Beispiele<br />
Fa. Siemens @ngectellte)<br />
Karenzudaub kein Problem. Resturlaubstage<br />
und von der Personalabteilung-Förderungsrü/eseR<br />
20 Tage Studienurlaub<br />
(bezahlt) und 700 §chilling<br />
je §emester (exklusive Vorbereitungsjahr).<br />
, .<br />
Bundesbahn:<br />
Ansuchen um Gewährung van Urlaub<br />
mit Kartnz der Gebühreru '<br />
Ansuchen'än die BB-Dion beinheltet<br />
Lebenslauf, besgchten §chultyp und<br />
Zeugnis. '<br />
Maximale Dauer des ohne Umstände<br />
gewährten Karenzurlaubes beträgt<br />
drei Monate.<br />
Während des Karenzurlaubes wird<br />
der Personalausweis (Fahrbegünst!<br />
gung) eingezogen, und die Pensionsbeiträge<br />
sind auf der Grundlage der<br />
1000 Schilling (in Worten: eintausend)<br />
auf die Hand . . .!<br />
Jetzt muß ich aber einmal rechnen:<br />
Sieben Jahre Gewerkschaftszugehörigkeit<br />
mit, sagen wir 100 Schilling<br />
pro Monat Beitrag, das macht<br />
. . .? Wahnsinn, das ist eine Rendite!<br />
Von Heinz Waldbauer (4JMB)<br />
fiktiv gebührenden Bezüge zu entrichten.<br />
Post<br />
Yorsprechen beim Personalchef'<br />
Karenzbeudaubung frei entscheidbar,<br />
bis 6 Monate, eventuell auch<br />
1änger.<br />
Nach einnronatigsr Wartezeit. positive<br />
Bestätigung der Direktion.<br />
Pro abgeschlossenes Jahr erhält man<br />
, vo* der Gewerkschaft 1000 Schifline.<br />
'Karenzurlaub ist von Bauamt zu<br />
Bauamt verschieden.<br />
Philips :<br />
Bis zu sechs Monate ohne Probleme<br />
vom Personalbüro edaubt. Es muß<br />
der Abteilungsleiter einverstanden<br />
sein,<br />
oder vorher vielleicht die entsprechende Landessprache zu srudieren . . .<br />
oder sich doch lieber auf ein gutes Vörterbuch und einen entsprechenden<br />
Sprachführer zv Yerlassen . . .<br />
dann wissen Sie ja ohnehin:<br />
Die erste Adresse, nicht nur, aber auch, für Reiseführer, Landkarten, Vörterbücher,<br />
Sprachführer und so weiter, ist nun einmal die<br />
Buchhandlung des Österreichischen Bundesverlages<br />
im Haus der <strong>HTL</strong>.<br />
<strong>merker</strong> 9
EuropaJngenieur<br />
Draußen vor der Tür<br />
Wenn die Türen in die EG au{gehen, wird du <strong>HTL</strong>-Ingenieur paradoxerweise<br />
dnu{lenbleiben, es sei denn, man ändert die Ausbildung,<br />
m Gegensatz zur österreichirchen<br />
<strong>HTL</strong>-Ausbildung ist in<br />
der EG für die Erlangung des<br />
Ingenieur-Titels eine zusätzliclie<br />
Ausbildung erforderlich.<br />
Bis 1992 soll der ,,europäische<br />
Binnenmarkt" realisiert sein, die<br />
EG will r.lirklich ein gemeinsamer<br />
Markt werden. Der momentane<br />
Trend in Österreich geht in Richtung<br />
einer größtmöglichen Teilnahme an<br />
diesem Markt ohne Grenzen und<br />
Zö11e, wahrscheinlich sogar in Richtung<br />
Beitritt.<br />
Im Bereich der <strong>HTL</strong>-Ausbildung<br />
(aber nicht nur dort) wird man vieles<br />
reformieren müssen. will man nicht<br />
riskieren, daß etwa unser Ingenieur-<br />
Titel, aufgrund stark abweichender<br />
Ausbildungsstrukturen, nicht anerkannt<br />
wird. Ein <strong>HTL</strong>-Absolvent<br />
würde im EG-Raum nur als schlichter<br />
Maturant gelten. ,,Ingenieur" darf<br />
sich dort nur nennen, wer nach dem<br />
Schulabschluß noch mindestens eine<br />
ffi§M:§X-:<br />
" ",<br />
-- *3' ä+-<br />
A<br />
j§<br />
;<br />
zweijährige Fachhochschule absolviert<br />
hat. Das heißt, daß in Österreich<br />
bald etwas passieren müssen wird,<br />
eine Verlängerung der derzeit fünfjährigen<br />
<strong>HTL</strong> um ein Schuljahr wäre<br />
wahrscheinlich zu wenig und auch<br />
nicht sehr sinnvoll.<br />
nabhängig von einem<br />
Vollbeitritt oder einer<br />
sonstigen, weitgehenden<br />
Integration in den EG-<br />
Binnenmarkt müßte darüber<br />
diskutiert werden, ob<br />
die momentane <strong>HTL</strong>-Ausbildung<br />
noch zeitgemäß ist, oder ob wir es<br />
hier mit einer teilweise veralteten und<br />
praxisfremden Schulform zu tun haben.<br />
So meint beispielsweise Herbert<br />
Krejci, der Generalsekretär der Industriellenvereinigung,<br />
daß die Allgemeinbildung<br />
der Absolventen momentan<br />
zu wünschen übrig lasse. Allgemeinbildung<br />
und die Fähigkeit zu<br />
kreativem, flexiblem Denken werde<br />
aber immer wichtiger, die Spezialausbildung<br />
übernehmen viele Betriebe<br />
lieber selbst. Krejci: ,,Man darf<br />
nicht nur Angst vor den Menschen<br />
haben, die nach Einführung des Binnenmarktes<br />
bei uns arbeiten dürfen.<br />
auch hinausgehen können."<br />
Konkrete Reformvorschläge und<br />
Modelle hat unter anderem die Bundeswirtschaftskammer<br />
entwickelt,<br />
10 <strong>merker</strong>
die natürlich nicht nur auf die <strong>HTL</strong>-<br />
Ausbildung beschränkt sind. Das<br />
Bundeskammer-\Iodell bietet sicher<br />
eine sute Grundlase für rveitere Diskussiorrcn<br />
de: Themas.<br />
\\'ährend die <strong>HTL</strong>-Grundstufe<br />
t.\bbildun_e l) wahrscheinlich nur in<br />
einigen _qroßen Ausprägungen, wie<br />
Elektro, Metall, Bau, Holz u. a. un_<br />
geboten würde, sollte eine daran an_<br />
schließende Technische Akademie al_<br />
le nur mögiichen Spezialisierungen<br />
aufweisen. Die Allgemeinbildung<br />
sollte im wesentlichen in der <strong>HTL</strong>I<br />
/!gundstule abgesch lossen, nur Rhe-<br />
!,^<br />
r,,, rqurursuncs Engrjscn solrten<br />
in der Technischen Akademie<br />
weitergeführt werden. Im Zusammenhang<br />
mit einer solchen grundle_<br />
genden Reform könnten die allge_<br />
meinbildenden Gegenstände in der<br />
Grundstufe verstärkt werclen. even_<br />
tuell mit einer geringfügigen Senkung<br />
Abbildung l: Vergleich Konzepr ,,Neue HT[,, _ HTI heute<br />
Schu lstufe<br />
(Alrer)<br />
(22)<br />
(21)<br />
(20)<br />
(te)<br />
(lB)<br />
(17)<br />
(16)<br />
(l s)<br />
(14)<br />
16<br />
t5<br />
14<br />
1a IJ<br />
12<br />
1t<br />
t0<br />
9<br />
o<br />
INGENIEUR<br />
,,NEUE <strong>HTL</strong>"<br />
Quelle, Bundeswirtscho{tskommer'l 9g7<br />
<strong>HTL</strong>-MATURA mit<br />
ollen Berechtigungen<br />
<strong>HTL</strong>-MATURA<br />
TEIL-MATURA + Pflichtproxis<br />
Universitöt<br />
Kfm. Kolles<br />
Verkürzte techn. Lehre<br />
Pfl ichtp rox is<br />
ollg. Schulpflicht<br />
INGENIEUR<br />
<strong>HTL</strong> heute<br />
<strong>merker</strong> 11
der Pflichtstundenzahl (hier wären<br />
etwa 38 Pflichtwochenstunden denkbar).<br />
Die Technische Akademie müßte<br />
zweijährig sein und mit einer Technischen<br />
Matura oder Ingenieurprüfung<br />
abschließen, die den Berechtigungsumfang<br />
der derzeitigen <strong>HTL</strong>-Matura<br />
aufweist. Eine solche Ingenieurprüfung<br />
wäre eine technische Prüfung<br />
und würde vor allem eine Projektarbeit<br />
und eine mündliche Prüfung umfassen.<br />
Man könnte, um EG-konform<br />
zu werden, das anschließende<br />
obligatorische Praxisjahr in diese<br />
Projektarbeit integrieren, indem diese<br />
während des Praxisjahres ergänzt<br />
Abbildung 2: Konzept sechsiöhrige <strong>HTL</strong><br />
Schu l-<br />
stufe<br />
t5<br />
14<br />
t3<br />
12<br />
ll<br />
t0<br />
I<br />
8<br />
HAK<br />
etc.<br />
Ouelle, Bundeswirlschoftskommer 1987<br />
und zum Gegenstand eines Teils der<br />
mündlichen Prüfung gemacht wird.<br />
Der Vorschlag der Bundeskammer<br />
geht in Richtung einer Neugliederung<br />
der <strong>HTL</strong>s, wie sie in Abbildung 2<br />
dargestellt ist. Diese Technische<br />
Akademie könnte sehr gut in das übrige<br />
Bildungssystem eingegliedert<br />
werden.<br />
Wesentlich wäre, daß durch Aufbaulehrgänge<br />
auch der direkte Weg<br />
für begabte und leistungswillige<br />
Lehrlinge nach der Lehre und für<br />
AHS-Maturanten in die Technische<br />
Akademie mit einem nicht allzu<br />
großen<br />
-<br />
Zeitverlust möglich wäre.<br />
-<br />
§;;äi€i<br />
. r:i@i:t:,<br />
!ti!!!!!@<br />
.s*ätc<br />
§$9<br />
Man kann auch erwarten, daß<br />
nicht wenige Schüler die <strong>HTL</strong> nach<br />
der Grundstufe verlassen, weil sie etwa<br />
mit dieser technischen Grundausbildung<br />
ein kaufmännisches Kolleg<br />
besuchen wollen, eine verkürzte<br />
technische Lehre absolvieren oder<br />
studieren.<br />
Zugönge zur Technischen Akodemie<br />
AHS<br />
<strong>HTL</strong><br />
Reifeprüfung<br />
!:*:+:: t\ Techn. Akod.<br />
Au{ )ou-<br />
I ehr! long<br />
(Teil<br />
MATURA<br />
)<br />
I<br />
Reifeprüfung<br />
<strong>HTL</strong>-<br />
Grundstufe<br />
^<br />
Fochschu le<br />
LEHRE<br />
Schul pfl icht<br />
Die Folgen aus dem Bundeskammervorschlag:<br />
1. <strong>HTL</strong>-Schüler, die ein technisches<br />
Studium absolvieren wollen,<br />
sind nicht gezwungen, eine im technischen<br />
Studium ohnehin Platz greifende<br />
technische Spezialisierung<br />
vorwegzunehmen; für solche Schüler<br />
verkürzt sich der bisherige Bildungweg<br />
um ein Jahr.<br />
2. Absolventen der <strong>HTL</strong>-Grundstufe,<br />
die ein betriebswirtschaftliches<br />
Studium oder ein kaufmännisches<br />
Kolleg absolvieren wollen, verfügen<br />
dadurch über ausreichende Allgemeinbildung,<br />
aber auch technische<br />
Fundierung, um in vielen wirtschaftlichen<br />
Bereichen, die eine Kombination<br />
von technischem und wirtschaftlichem<br />
Wissen verlangen, Beschäftigung<br />
zu finden.<br />
3. Die Neugestaltung der <strong>HTL</strong><br />
ermöglicht trotz einer Kürzung<br />
der Pflichtwochenstundenzahl<br />
-<br />
- eine<br />
Vertiefung bzw. Erweiterung der<br />
Allgemeinbildung, insbesondere f -<br />
Ricltung sprachl-icher Kommunil[,<br />
tion.<br />
4. Die neue <strong>HTL</strong> + Technische<br />
Akademie bietet gute Chancen, daß<br />
Österreich bei einschlägigen Verhandlungen<br />
eine Anerkennung seines<br />
Ingenieur-Titels auf europäischer<br />
Ebene erreicht.<br />
5. Die Technische Akademie ist<br />
Bestandteil einer <strong>HTL</strong> und bleibt<br />
damit Bestandteil des Schulwesens<br />
(ähnlich den Pädagogischen Akademien).<br />
Anrechnungen für ein späteres<br />
Hochschulstudium erfolgen keine;<br />
sie erübrigen sich auch durch die<br />
Möglichkeit des Umstieges aufgrund<br />
der HTl-(Teil-)Matura nach der 12.<br />
Schulstufe.<br />
6. Die Absolvierung des Aufbaulehrganges<br />
bzw. eines Vorbereitungslehrganges<br />
gibt die Möglichkeit {."<br />
Eint-ritti in die Techniicne ntaQmie.<br />
Gemäß der Stufung der Lehrgänge<br />
dient der Aufbaulehrgang vor<br />
allem auch der Nachholung und Ergänntng<br />
der allgemeinbildende n Gegenstände,<br />
die in der <strong>HTL</strong>-Grundstufe<br />
vermittelt werden; im Gegensatz<br />
dazu ist der Vorbereitungslehrgang<br />
lür AHS-Maturanten ein ausschließlich<br />
lachlich orientierter<br />
Lehrgang ohne allgemeinbildende<br />
Gegenstände, die in der AHS ja bereits<br />
abgeschlossen wurden. Vorbereitungslehrgang<br />
* Technische Akademie<br />
ersetzen die bisherigen <strong>HTL</strong>-<br />
Kollegs, die sich damit dem Konzept<br />
entsprechend ebenfalls um<br />
-<br />
-<br />
ein Jahr verlängern.<br />
Man wird darüber diskutieren<br />
müssen, will man im Bereich des berufsbildenden<br />
Schulwesens nicht<br />
zum Entwicklungsland werden.<br />
Von Thomas Sandri (IJNB)<br />
12 <strong>merker</strong>
Sparen mit Flirn<br />
:-<br />
ll\lill<br />
,\'f,l<br />
i'\"'<br />
\<br />
,,Die Leut rwerden immer wos zum Meckern hoben! Schließ_<br />
lich sind dofür die Umbolfölle nicht verbout wo"den.,,<br />
Seit 1979 hat die TVA nun genau<br />
das zweite getan: So engagierte das<br />
Unternehmen u. a. rund 300,,Energy<br />
doctors", die unzählige Industrien<br />
und Haushalte berieten und mit ihnen<br />
energetische Sanierungskonzepte<br />
erarbeiteten. Kernstück der Maßnahmen<br />
bildete die verbesserte Isolierung<br />
der Wohnhäuser, zu deren<br />
Finanzierung die TVA teilweise zinsenlose<br />
(!) Darlehen gewährte. Die<br />
Kredite mußten nach der Gebäuderenovierung<br />
ratenweise mit der<br />
Stromrechnung zurückbezahlt werden.<br />
Dabei wurde der Sanierungsvorschlag<br />
jeweils so berechnet, daß<br />
die neue Stromrechnung (nach der<br />
Sanierung) plus Darlehensrückzahlung<br />
kleiner war als die Stromrechnung<br />
vor der Sanierung. Die TVA<br />
investierte also statt in neue Kraftwerke<br />
in die Häuser ihrer Kunden,<br />
denen nach Abzahlung der Kredite<br />
eine dauerhafte Wertsteigerung zum<br />
Oktober 1987 war David<br />
Freeman, der frühere Chef der<br />
,,Tennessee Valley Authority"<br />
(TVA). auf Vortragsreise in<br />
Europa. Auch in österreich<br />
hielt er ein Referat über ,,verbraucherseitige<br />
E nergiepoltik".<br />
Die TVA, die im Südosten der<br />
USA ein Gebiet von der Größenordnung<br />
der BRD mit elektrischer<br />
Energie versorgt, setzt seit Jahren auf<br />
Energiesparen statt auf den Neubau<br />
von Kraftwerken. Sie verfolgt damit<br />
denselben Weg, den prof. Lötsch<br />
vom Osterreichischen Institut für<br />
Umweltwissenschaften mit plastischen<br />
Worten beschreibt: ,,Wenn ich<br />
mich in eine Badewanne setze, die ein<br />
Loch hat, dann rinnt mir das Wasser<br />
im Laufder Zeit davon. Ich kann nun<br />
entweder dauernd den Hahn aufgedreht<br />
lassen und Warmwasser entnehmen<br />
oder einfach das Loch<br />
abdichten." -<br />
Ein<br />
Energiet<br />
ctsot-<br />
9un9sun.<br />
ternehmen<br />
als<br />
Sparmeister,<br />
ln<br />
den USA<br />
geht's.<br />
I<br />
gute kam.<br />
Die Erfolge in Zahlen: Der Gesamtstromverbrauch<br />
im Versorgungsbereich<br />
der TVA ist von einem<br />
Höchstwert von 123 TWh (l TWh :<br />
1 Terawattstunde: I Milliarde kWh)<br />
im Jahre 1919 auf 108 TWh im Jahr<br />
1985 gesunken! (Freeman war von<br />
1977 bis 1984 Generaldirektor der<br />
TVA). In derselben Zeit ist der Gesamtstromverbrauch<br />
in Österreich<br />
von 31 auf 37 TWh gestiegen. Während<br />
die E-Wirtschaft bei uns weiterhin<br />
Wachstumsprognosen produziert,<br />
die aus Gründen der ,,Bedarfsdeckung"<br />
immer neue Kraftwerke<br />
nötig machen, will die TVA bis weit<br />
in die 90er Jahre hinein einen jährlichen<br />
Verbrauchsrückgang von zwei<br />
Prozent erzielen.<br />
Bemerkenswert ist vor allem, daß<br />
für die Strategie der TVA keinerlei<br />
(partei-)politische Gründe maßgeblich<br />
waren (bei uns führen ja alle Poli<strong>merker</strong><br />
13
DEIt{<br />
FERilWE}l.<br />
PR()GRAMM<br />
o<br />
coaoa<br />
o<br />
oo<br />
O<br />
oo<br />
Clubferien<br />
Flüge weltweit<br />
Studienreisen<br />
Sprachferien<br />
Aktivurlaube<br />
Sport- und<br />
Hobbyaufenthalte<br />
Schifahren<br />
Badeferien<br />
Fern reisen<br />
Fäh rd ienste<br />
Maturareisen<br />
Eu rotrain<br />
Bah nfah rten<br />
REISEN FUR JUNGE<br />
LEUTE BIS 33<br />
A-1090 Wien<br />
Türkenstraße 4<br />
Tet. (0222) 3475 26-0<br />
NEUE FILIALE<br />
1040 Wien<br />
Karlsgasse 3<br />
Tel. (0222) 65 01 28<br />
tiker den ,,verantwortungsvollen<br />
Umgang mit Energie" auf ihren Lippen),<br />
sondern bei einem privatwirtschaftlichen<br />
-<br />
Unternehmen kaum<br />
erstaunlich lediglich handfeste<br />
wirtschaftliche<br />
-<br />
Interessen. Laut<br />
Auskunft der TVA entsprechen die<br />
Einsparungen in Freemans Amtszeit<br />
etwa einem 1000 Mw-Atomkraftwerk,<br />
kosteten jedoch<br />
- abgesehen<br />
von den seit Harrisburg und Tschernobyl<br />
offenkundigen Risken der<br />
Atomenergie nicht einmal 20 Prozent<br />
der Kosten eines solchen AKWs.<br />
-<br />
(Übrigens: Seit 1978 ist in den USA<br />
kein einziges AKW bestellt worden<br />
viele der schon in Bau befindlichen<br />
-<br />
AKWs werden nicht mehr fertiggestellt.)<br />
Dieser Erfolg fiel allerdings nicht<br />
vom Himmel: Bis September 1985<br />
wurden 935.53'l Häuser eingehend<br />
untersucht und 444.808 davon (!) mit<br />
Mitteln der TVA saniert. 36.003<br />
Wärmepumpen, 65 88 Sonnenkollektorsysteme<br />
sowie 97 .238 Energiekontrollsysteme<br />
(Lastspitzenabbau) installiert.<br />
Ein Energie-Bildungsprogramm<br />
erreichte 1 12.000 Studenten.<br />
Rund l5.000,,Energiesparhäuser"<br />
wurden bisher errichtet jedes von<br />
-<br />
ihnen wird die Winterspitzenlast der<br />
TVA um 1,6 kW senken. Das hört<br />
sich wenig spektakulär an; bei den<br />
15.000 Häusern handelt es sich jedoch<br />
schon rm 24 MW. Darüber<br />
hinaus [au[en Demonstrationsprojekte<br />
für Windenergie, Photozellen,<br />
Biogas und viele andere ,,Alternativtechnologien".<br />
Ubrigens: Was bringt wohl mehr<br />
Arbeitsplätze: der Bau eines einzigen<br />
AKWs oder die Sanierung von<br />
400.000 Häusern?<br />
Die TVA hat sicher Pionierarbeit<br />
geleistet. Sie setzte eine Kettenreaktion<br />
in Gang, die heute bereits mehr<br />
als zwei Drittel aller amerikanischen<br />
Stromproduzenten erfaßt hat. Warum<br />
nicht auch Osterreich?<br />
nahmen<br />
Die Verbundgesellsch.aft:,,Das TVA-<br />
Modell ist nicht auf Osterreich übertragbar."<br />
Dipl.-lng. Karl Hönigmann von<br />
der Verbundgesellschaft hat sich intensiv<br />
mit dem TVA-Konzept befaßt<br />
und in einer Studie den Verbrauchsrückgang<br />
der TVA analysiert. Im<br />
Zeitraw 1979 bis 1985 ist vor allem<br />
der Stromverbrauch der Großindustrie<br />
stark zurückgegangen, und zwar<br />
um 35 Prozent. Dies kam durch die<br />
Abwanderung von stromintensiven<br />
Industrien (Aluminium, Chemie,<br />
Urananreicherung) sowie die weltwirtschaftliche<br />
Rezession zustande.<br />
Der Haushaltsstrombedarf stieg jedoch<br />
in sechs Jahren um insgesamt<br />
4,5 Prozent. Das spricht allerdings<br />
nicht gegen die Wirksamkeit des<br />
TVA-Konzeptes ohne Sparmaß-<br />
-<br />
wäre der Strombedarf wohl<br />
wesentlich stärker gestiegen (zum<br />
Vergleich: Zunahme des Haushaltsstromverbrauchs<br />
in Osterreich von<br />
1979 bis 1985:22 Prozent!).<br />
Hönigmann führt weiter an, daß<br />
Einsparungen von einem höheren I<br />
Verbrauchsniveau aus leichter I<br />
durchzuführen seien. So hätten vor<br />
I<br />
Beginn der TVA-Kampagne 40 Pro- j<br />
zent der Haushalte eine elektrische I<br />
Heizgng und Kühlung besessen,<br />
während in Osterreich nur neun Prozent<br />
der Haushalte mit Strom beheizt<br />
werden. Der durchschnittliche<br />
Stromverbrauch pro Haushalt läge<br />
im TVA-Versorgungsgebiet jetzt<br />
immer noch etwa beim Dreieinhalbfachen<br />
des österreichischen Durchschnittsverbrauchs<br />
(1979 hingegen<br />
fast beim Fünffachen). Da in Osterreich<br />
mit Energie schon immer sorgsamer<br />
umgegangen worden sei (2. B.<br />
von Haus aus bessere Wärmeisolation<br />
der Gebäude), sei es schwerer,<br />
jetzt noch weitere Einsparungen zu<br />
erzielen.<br />
V<br />
n dieser Argumentation ist<br />
sicher viel Wahres dran. Sie<br />
geht allerdings nicht auf die<br />
grundlegend verschiedenen<br />
Auffassungen ein, die TVA<br />
und die österreichische<br />
Verbundgesellschaft offenbar von ihrer<br />
Aufgabe haben: Wollen die einen<br />
die Nachfrage verringern, so setzen<br />
die anderen auf eine Erhöhung des<br />
Bedarfs. Da auch in Österreich<br />
-<br />
durch die Vernunft der Strombezieher<br />
jährliche Wachstum schon<br />
lange -das<br />
hinter dem prognostizierten<br />
zurückbleibt, muß,,überschüssige"<br />
Energie mit Diskontmethoden an<br />
den Mann gebracht werden (man<br />
erinnere sich an die erst jüngst von<br />
der E-Wirtschaft durchgeführte<br />
Werbekampagne für Elektroheizungen).<br />
Steigt der Verbrauch dann i<br />
folge der Werbung wirklich stärßp-,<br />
an, ist die ,,Berechtigung" für neue<br />
Wachstumsziffern und neue Kraftwerksprojekte<br />
gegeben.<br />
Bei dieser Gelegenheit flällt einem<br />
unwillkürlich ein, daß ein neues<br />
Kraftwerk eine Menge gutbezahlter<br />
neuer Posten bringt, für die ein Parteibuch<br />
- vorsichtig ausgedrückt -<br />
sicher nicht von Nachteil ist. (Die<br />
Durchschnittsgehälter in der E-Wirtschaft<br />
werden ja auch vom Rechnungshof<br />
immer wieder kritisiert.)<br />
Wenn einem dann noch einftillt, daß<br />
die Stromproduktion in Österreich<br />
im Gegensatz zur USA verstaatlicht<br />
ist und die politischen Parteien somit<br />
letztlich das Unternehmenskonzept<br />
(mit)bestimmen dann wird einem<br />
klar, warum das<br />
- TVA-Modell auf<br />
Österreich wohl derzeit wirklich<br />
nicht übertragbar ist.<br />
Von Dipl.-Ing. Dan Jakubowicz<br />
14 <strong>merker</strong>
Zeitsumpf<br />
Es scheint uns demnach gar nicht so<br />
wichtig, wessen wir gedenken,<br />
Hauptsache, wirtun's, und die übrige<br />
Welt ist zufrieden. Unser Geschichtsbewußtsein<br />
währt dann gerade<br />
solange, als das Radio oder der<br />
Fernsehapparat laufen und wird mit<br />
denselben auch wieder abgeschaltet.<br />
Aber unsere Gesellschaft neigt ja<br />
von Grund auf zu solcher Art von<br />
Heuchelei. Gedenktage, Gedenkjahre<br />
sowie Gedenksendungen und Gedenkstunden<br />
schleichen quer durch<br />
den Kalender, erinnern uns ein- oder<br />
mehrmalig an Vergangenes, welches<br />
entweder wert wäre, öfter als nur zum<br />
Jubliäum gefeiert zu werden oder<br />
ohnehin in Ruhe gelassen werden soll-<br />
@<br />
'rL'<br />
- -<br />
"t-t-.<br />
1<br />
J<br />
ch bin weder ein alter Nazi<br />
noch mißachte ich die Bedeutung<br />
der Geschehnisse im 38er<br />
Jahr. Aber die ewige Gedenk-<br />
Heuchelei finde ich<br />
- Pardon<br />
zum Erbrechen.<br />
Das<br />
-<br />
schlechte Gewissen nagte an<br />
der Seele des österreichischen Volkes<br />
und die braune Suppe kochte auch<br />
schon wieder, als endlich (?) das Jahr<br />
<strong>1988</strong> n. Chr. begann, ein besonderes<br />
Jahr, nämlich das 50. Jahr nach dem<br />
Anschluß Österreichs an das Deutsche<br />
Reich.<br />
Endlich bot sich die Gelegenheit,<br />
mit Hilfe eines reumütigen Gedenkjahres<br />
das Gewissen reinzuwaschen<br />
und die Bevölkerung vor der neobraunen<br />
Gefahr zu warnen. Tatsächlich<br />
wäre es viel wirkungsvoller<br />
gewesen, wenn es all die Jahre (wenn<br />
auch nicht so pompös) hindurch getan<br />
worden wäre, anstatt nur einmal<br />
und im politisch richtigen Moment<br />
wie eine Neujahrsrakete in den<br />
Himmel zu steigen.<br />
Kampf<br />
der ewigen<br />
Ge.<br />
denk-<br />
Heuchelei.<br />
I<br />
Aber was hift es uns, wenn wir<br />
jetzt wieder und alle 50 oder 100 Jahre<br />
danach immer wieder denselben<br />
braunen Brei aufwärmen? Soll das<br />
ein Schuldbekenntnis sein? Oder ein<br />
Mahnjahr? Wird jetzt jeder von uns<br />
ein ganzes Jahr lang versuchen, über<br />
die Vorgänge im 38er Jahr nachzudenken?<br />
Uber welche Vorgänge?<br />
Sind wir doch ehrlich: Was hat<br />
das Jahr 1938 schon groß damit zu<br />
tun?<br />
Der Beschluß zum Anschluß fiel<br />
doch schon viel früher. Die Hitler-<br />
Deutschland-Propaganda hatte<br />
schon jahrelang das österreichische<br />
Volk verseucht. Der Anschluß war<br />
keine Sache des Jahres 1938 allein.<br />
Das zu behaupten, ließe auf mangelnde<br />
Geschichtskenntnisse oder<br />
-beachtung schließen. Der ganze Sinn<br />
dieses Gedenkens geht dadurch verloren,<br />
daß man sich aus der Geschichte<br />
die Zeilen Jänner 1938 bis<br />
Dezember 1938 herausschneidet und<br />
den Abfall in den Papierkorb wirft.<br />
te. Sie tauchen für kurze Zeit aufaus<br />
dem Zeitsumpf, um dann nach Gebrauch<br />
wieder in den Schlick des<br />
Vergessens zu sinken.<br />
Nach diesem Muster soll eine Ilnzahl<br />
von Gedenkmomenten wie das<br />
Jahr des Kindes, das Haydn-Jahr,<br />
zahlreiche Feiertage, deren einziger<br />
Nutzen aus einem freien Tag mehr<br />
besteht, In-Memoriam-Sendungen,<br />
Heuchelansprachen und ähnliches<br />
wieder gutmachen und,/oder verdecken,<br />
was vor langer Zeit getan<br />
oder unterlassen wurde. Sie erinnern<br />
uns an große Künstler oder berühmte<br />
Persönlichkeiten, wie zum Beispiel<br />
Mozart, der sich sicher gefreut hätte,<br />
hätten ihn seine ,,Bewunderer" nicht<br />
nach einem kärglichen Leben in irgendeinem<br />
Massengrab enden lassen.<br />
Nein, Freunde. Mich braucht ihr<br />
nicht zu ehren. Wenn ich einmal den<br />
Löffel abgegeben habe, streut meine<br />
Asche in alle Winde und vergeßt<br />
mich<br />
I<br />
Tom<br />
<strong>merker</strong> 15
Ak die Steine ins Rollen kamen<br />
Traue keinem über 30<br />
Rolling<br />
Stones,<br />
Beat,<br />
Rock,<br />
Woodstock,<br />
Flower<br />
Power,<br />
Hippies,<br />
Love and<br />
Peace,<br />
Vietnam<br />
-<br />
ein anderes<br />
Gedenkjahr<br />
-<br />
'r 968<br />
I<br />
Teenoger onno dozumol vor der Korlskirche<br />
Die Steine komen ins Rollen und wurden zur Lowine<br />
er historische Frühjahrsputz,<br />
der derzeit in Osterreich<br />
stattfindet, weht uns<br />
auch ganz schön Sand in<br />
die Augen.<br />
In mehr oder weniger<br />
sinnvoilen Apellen und Erlässen wird<br />
speziell die Jugend zur Auseinandersetzung<br />
mit der jüngsten Geschichte<br />
aufgerufen.<br />
Eben diese jüngste Geschichte hat<br />
aber noch andere, sicher genauso<br />
denkwürdige Kapitel, die sich heuer<br />
jähren, etwa das Jahr 1968.<br />
Man könnte also auch einen andq*<br />
ren Einschnitt setzen und ein 68er-<br />
Gedenkjahr ausrufen, es hätte<br />
ebenso seine Berechtigung. Wir werden<br />
seit Monaten mit Informationen<br />
über 1938 überhäuft, aber wer weiß<br />
schon, was 1968 los war? Würde man<br />
Umfragen unter Jugendlichen starten,<br />
dann wären die Ergebnisse sicher<br />
nicht viel besser als die über 1938.<br />
Die ,,Roaring Sixties" waren das<br />
Jahrzehnt der Jugend. Allmählich<br />
aus dem Taumel des Wirtschaftswunders<br />
erwacht, begann man heftig<br />
an der extrem materialistischen und<br />
angepaßten Fassade der Elterngeneration<br />
zu kratzen. Was zum Vorschein<br />
kam, waren ausgeprägter Untertanengeist<br />
und jede Menge Tabus,<br />
die es bloßzustellen galt' Die Abkehr<br />
von den Idealen der Nachkriegsgeneration<br />
war radikal. Man glaubte. eii<br />
bessere Zukunlt schalfen zu könnE-'*<br />
ehrlich, frei, mit den Schlagworten<br />
Liebe und Frieden.<br />
n den Schulen und vor allem<br />
an den Universitäten<br />
gärte es. Mit dem Schlachtruf<br />
,,Unter den Talaren<br />
Mief von 1000 Jahren"<br />
^ I ging der hoffnungsvolle<br />
Nachwuchs auf die Straße, um zu<br />
demonstrieren, anstatt brav die Hörsäle<br />
zu füllen. Nicht nur ehrwürdige<br />
Professoren gerieten ins Schleudern'<br />
In Frankreich führten die Studentenproteste<br />
(der berühmte ,,Mai<br />
1961") zu einer Regierungskrise.<br />
Charles de Gaulle mußte einlenken.<br />
In Berlin wurde auf den linken Studentenführer<br />
Rudi Dutschke ein Attentat<br />
verübt. Die Folge waren neuerliche<br />
Unruhen. In Mexiko-CitY<br />
schossen Soldaten in eine Studentenkundgebung.<br />
Ergebnis: 500 Tote'<br />
1,6 <strong>merker</strong>
t-<br />
dttenSie gerne<br />
l
In Osterreich gab es Proteste gegen<br />
einen Universitätsprofessor mit NS-<br />
Vergangenheit. Ein Toter. An der<br />
Wiener Uni veranstalteten Aktionisten<br />
wie otto Mühl läkale Happenings.<br />
Diese Unruhen brachten in der<br />
Folge das Universitätsorganisationsgesetz<br />
und später die heute geltenden<br />
Schulgesetze (vorher waren Schüler<br />
völlig rechtlos).<br />
1968 war kein friedliches Jahr, es<br />
war gekennzeichnet durch Gewalt<br />
und Terror. Im April 1968 wurde<br />
Martin Luther King, der Anführer<br />
der Bürgerrechtsbewegung, in den<br />
USA ermordet. Im Juni fiel Robert<br />
Kennedy einem Attentat zum Opfer.<br />
Im August 1968 scheiterte das politische<br />
Experiment des Alexander<br />
Dubcek in der CSSR. Die Hoffnungen<br />
des Prager Frühlings wurden von<br />
sowjetischen Panzern niedergewalzt.<br />
Damals wurde ein deutliches Zeichen<br />
gesetzt, daß innerhalb des Warschauer<br />
Paktes keinerlei abweichleri<br />
sche Ideen Platz haben. Es sollte 12<br />
Jahre dauern, ehe wieder jemand<br />
aufzumucken wagte; Polen im August<br />
1980.<br />
ber auch bei der anderen<br />
Großmacht eskalierte die<br />
Gewalt. 1968 erreichte der<br />
Vietnamkrieg seinen Höhepunkt.<br />
Die Bilder des<br />
Massakers von My Lai.<br />
bei dem alle 500 Bewohner dieses<br />
nordvietnamesischen Dorfes umgebracht<br />
wurden, erschütterten die<br />
Welt. Die gesamte Friedensbewegung<br />
der 80er Jahre hat ihre Wurzeln<br />
Der Troum<br />
1B <strong>merker</strong><br />
in den weltweiten Protesten gegen<br />
den Vietnamkrieg.<br />
,,Love and Peace" und,,Make Love<br />
not War" waren die neuen Parolen,<br />
denen sich nicht nur die Jugend<br />
Amerikas verbunden fühlte.<br />
Prominente Künstler und Popstars<br />
wurden schon 1968 zuTrägern politischer<br />
Ideen. Die ,,Bed-ins" von John<br />
Lennon und Yoko Ono waren<br />
ebenso Teil dieser neuen Bewegung<br />
wie das legendäre Dreitage-Festival<br />
von Woodstock. Bob Geldof hat mit<br />
seiner Live-Aid Kampagne gegen<br />
den Hunger in der Dritten Welt also<br />
nur eine neue Facette politischen Engagements<br />
von Musikern ins Spiel<br />
gebracht.<br />
Damals wie heute ist die Musik der<br />
Soundtrack zu den Veränderungen<br />
und Bindeglied einer Generation.<br />
Damals aber kamen Proteste und<br />
Kritik meist aus ehrlicher Überzeugung,<br />
während heute viele Popstars<br />
bei ihrer ,,Gesellschaftkritik" eher auf<br />
die Plattenverkaufszahlen schielen.<br />
Wenn die Beatles von ,,Revolution"<br />
sangen, Mick Jagger sein ,,I can get<br />
no satisfaction" röhrte oder langhaarige<br />
Hippies im Kultmusical ,,Hair"<br />
über die Bühne tobten, dann beschrieben<br />
sie das Lebensgefühl eines<br />
Jahrzehnts und machten damit auch<br />
handfeste Politik.<br />
Es war in manchen Dingen ein<br />
glückliches Jahr: 1968 hatte ein Schüler<br />
einige Lücken im Wortschatz, die<br />
heute fast unvorstellbar sind: Wörter<br />
wie Schulstreß, Umweltverschmutzung,<br />
Energiesparen, Technikfeind-<br />
Erstm<br />
schte<br />
vieler Schüler: Ein mögliches Ergebnis der R.evolution<br />
ols noch<br />
Gewolt<br />
dem<br />
wied<br />
Krieg beherrer<br />
die Stroßen<br />
lichkeit, Arbeitsplatzprobleme, No<br />
future existierten noch gar nicht. Und<br />
schon gar nicht Angst vor der Zukunft,<br />
im Gegenteil, man war zutiefst<br />
überzeugt, daß alles besser werden<br />
würde.<br />
Ein 4Ojähriger, der sich heute den<br />
Hals nach einem Minirock verrenkt,<br />
muß nicht unbedingt ein Lüstling<br />
sein, er erinnert sich vielleicht nur<br />
ffilT'ä#nr#x;lf;?'H)<br />
modischen wie auch einer sexuellen<br />
Revolution. Jetzt ist er wieder da, der<br />
Mini. Und in einer österreichischen<br />
Zeitung war vor kurzem zu lesen:<br />
,,Wien. Die mit dem Frühling kürzer<br />
werdenden Röcke erhöhen nach Ansicht<br />
österreichischer Kriminalpsychologen<br />
die Gefohr von Sexualdelikten.<br />
In manchen Situationen stelle<br />
der Minirock einen zusdtzlichen Anreiz<br />
dar und könne selbst Mönner animieren,<br />
die ursprünglich gor keine böse<br />
Absicht gehabt hdtten. Die Minirockträgerin<br />
solle vor allem nicht prov<br />
o zieren. D ie sp tit er en V e r br e chens opfer<br />
zögen oft ohne Begleitung von Diskorhek<br />
zu Diskothek und stiegen sogar<br />
zu fremden Mrinnern ins Auto . . ."<br />
Wer also trägt die Schuld und vor<br />
allem die Verantwortung für männliches<br />
Fehlverhalten? Die Minirockträgerin.
Anno 1968 schienen die Männer<br />
noch gefestigter ob solcher Versuchungen.<br />
Im Sittendezernat in München<br />
wurden damals 169 Fälle von<br />
Notzucht untersucht. und in einem<br />
einzigen dieser Fälle redete sich der<br />
Täter darauf hinaus, die Frau, die er<br />
zu vergewaltigen vcrsuchte, habe einen<br />
kessen, kurzen Rock getragen.<br />
Auch dic Berliner ,,Sitte" stellte keinen<br />
Anstieg der Verbrechensstatistik<br />
f est.<br />
ine Mini-Trägerin aus dem<br />
Jahr 1968 erinnert sich:<br />
.,Fur mich war der Mini mit<br />
fünfzehn, sechzehn Jahren<br />
ein Stück Rebellion. Weg<br />
mit allen Normen und<br />
Rocklängen-Diktaten. Je kürzer, desto<br />
provozierender. Ob dicke oder<br />
dünne Beine Hauptsache<br />
shocking. -<br />
Und der Mini, den die Engländerin<br />
Mary Quant l965,,erfand",<br />
schockte nicht nur die Männer. Auch<br />
)pte Emma. die e. einfach empö-<br />
J. ,rnu. \\re rercnaearg orc i\rrochcn<br />
mit ihren Beinen umgingen. Ihre<br />
cigenen hielt sie sorgf,ältig unter<br />
Stolf versteckt. Wahrscheinlich. um<br />
sie lür ihren Mann aufzusparen. mit<br />
dem sie im abgedunkelten Schlafzimmer<br />
schlief und der heimtich großcn<br />
Gefallen an den unbedeckten<br />
m<br />
Beinen junger Mädchen fand."<br />
Die Pille, seit 1967 auf dem Markt,<br />
machte sie mögiich, die freie Liebe,<br />
ohne Angst vor unerwünschtem<br />
Kindersegen. Ein Gedanke, der heute,<br />
in Zeiten von AIDS, schon wieder<br />
vielen den kalten Schauer über den<br />
Rücken jagt und von einer neuen<br />
Moral reden läßt. Die Freigabe der<br />
tt<br />
Pille war aber auch<br />
ein wichtiger Schritt<br />
in Richtung Unabhängigkeit<br />
und<br />
Selbstbestimmu ng<br />
der Frauen. Die<br />
Frauenbewegung hat<br />
seit den 60er Jahren<br />
die gesellschaftliche<br />
und politische Landschaft<br />
in wesentlichen<br />
Punkten mitgeprägt.<br />
Auch die Jeans<br />
waren Teil einer<br />
Weltans chauung.<br />
Wer denkt heute<br />
noch an Revolution<br />
und Auflehnung,<br />
wenn er Jeans trägt?<br />
Die ehemalige Protestkleidung<br />
ist zu einem<br />
modischen Accessoire<br />
geworden.<br />
Dennoch wurde das<br />
Outfit der Jugend in<br />
den letzten 20 Jahren immer mehr zum Ausdruck gesellschaftlichen<br />
Unbehagens.<br />
Auch wenn die ,,glory days" längst vorüber sind<br />
und das Stones-Zitat ,,You can't always get what you<br />
want" für manche 68er zur Realität geworden ist, so<br />
wundern sie sich doch, wie angepaßt und brav die<br />
Jugend in den späten 80er Jahren großteils wieder<br />
geworden ist.<br />
Von Maria Scheitel<br />
Der Mini: Ein 5tück der Rebellion und Provokotion<br />
Herausgeber:<br />
Ma-q. Herbert Zach<br />
Redaktion:<br />
Mag. Herbert Zach, Thomas<br />
Sandri (1 JNB), Peter Györgyfalvay<br />
(2 JN), Erwin Kett-<br />
^ner (2 J N ). Christian Koczera<br />
I I .]fuf ). Atfred Kovacs (2 JN).<br />
Hubert Steinhardt (3 HEC),<br />
Peter Vlasak (3 JE), Heinz<br />
Waldbauer (4 JMB), Thomas<br />
Zausner = TOM (5 HMB)<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Peter Fürst (1 JE), Gerhard<br />
Grandits (1 JNB), Dipl.-Ing.<br />
Dan Jakubowicz, Dr. Peter<br />
Kopacek, Hans Kreuter (1<br />
JNA), Martina Praglowski (3<br />
HEB), Dr. Werner Reiss,<br />
Mag. Maria Scheitei<br />
Fotos:<br />
Franz Walch, Renato Langersek,<br />
Fotozentrum am<br />
Schwarzenbergplatz, Archiv<br />
Layout und Montage:<br />
Peter Györgyfalvay, Thomas<br />
Sandri, Mag. Herbert Zach<br />
Satz:<br />
Fischer Filmsatz,<br />
1070 Wien, Zieglergasse 1<br />
Druck:<br />
Berger Ferdinand und Söhne<br />
GesmbH,<br />
3580 Horn,<br />
Wiener Straße 2l-23<br />
Medieninhaber:<br />
Verein zur Förderung der<br />
<strong>HTL</strong> Wien I<br />
Anschrift:<br />
l0l5 Wien.<br />
Schellinggasse 13,<br />
Tel.513 16 11,<br />
Klappe 12DW<br />
Bankverbindung:<br />
Creditanstalt-Bankverein,<br />
Kto.-Nr. 0966-4507 2/ 0t<br />
<strong>merker</strong> 19
Die Schellin ggasse I93B<br />
uch unsere Schule hat ihre<br />
Anschluß-Geschichte.<br />
Aus dem Vorwort zum<br />
Jahresbericht 1931/38,<br />
das der blitzartig eingesetzte,,Kommissarische<br />
Leiter" verfaßt hat, soll hier ohne<br />
Kommentar zitiert werden.<br />
,,Als Mitte September 1937 das<br />
abgelaufene Schuljahr begann, lag<br />
ryi. auf dem ganzen damaligen<br />
Osterreich auch auf unserer Schule<br />
der Druck des Regierungssystems<br />
Schuschnigg. Daß Schüler und Lehrer<br />
gerade unserer Anstalt schwer unter<br />
diesem Drucke seufzten, wird verständlich,<br />
wenn man weiß, daß diese<br />
unsere Schule in der Offentlichkeit,<br />
sogar in Zeitungen als ,,Schule aus<br />
dem dritten Reiche", als ,,Braunes<br />
Haus Nr. 2" usw. bezeichnet wurde,<br />
daß die Heimwehrl zweimal das<br />
Schulgebäude stürmte und dergleichen<br />
mehr.<br />
Daß ihr diese Bezeichnungen<br />
nicht ganz zu unrecht gegeben wurden,<br />
dafür mag zeugen, daß viele, viele<br />
Schüler, die anderwärts wegen nationalsozialistischer<br />
Betätigung ausgeschlossen<br />
worden waren, gastliche<br />
Aufnahme und damit die Möglichkeit<br />
fanden, ihre Studien forlarsetzefl<br />
und zu beenden, dafür zeugt auch,<br />
daß der größte Teil des Lehrkörpers<br />
unter Führung der lllegalen2, als<br />
Schuschnigg seine berüchtigte<br />
Volksabstimmung durchführen wollte,<br />
rasch entschlossen ablehnte, sich<br />
an der Abstimmung zu beteiligen,<br />
daß ferner unter den Schülern eine<br />
stattliche Anzahl Illegaler war, die<br />
zum größten Teile der illegalen HJ,<br />
zum kleineren auch schon der S. A.<br />
und der S. S. angehört hatten.<br />
Mit namenlosem Jubel wurden<br />
unter solchen Umständen die Märztage<br />
1938 von Schülern und Lehrern<br />
begrüßt, die sich begeistert in den<br />
Umbruchtagen in den Dienst der<br />
Bewegung stellten, wissend, daß<br />
nunmehr eine neue Zeit anbreche, eine<br />
neue Zeit nicht nur für Österreich<br />
und seine Bevölkerung. eine neue<br />
Zeit auch für Schule, für Lehrer und<br />
Schüler.<br />
Die neue Zeit wirkte sich sofort<br />
dahin aus, daß im Anstaltsgebäude<br />
das Oberkommando der achten Armee<br />
untergebracht wurde und darin<br />
durch etwa einen Monat bis zur Unterbringung<br />
im Gebäude des<br />
Auszüge<br />
aus dem<br />
Vorwort<br />
des Jah-<br />
resbe-<br />
richts<br />
1937 /34<br />
(damals<br />
noch<br />
Staatsgewerbe-<br />
schule).<br />
I<br />
Die Volkschüler mußten die neue gymnostische Übung<br />
erlernen. Mon nqnnte es den ,,Deutschen Gruß"<br />
Kriegsministeriums auf dem Stubenring<br />
verblieb.<br />
Die neue Zeitbrachte aber auch<br />
einen Wechsel in der Leitung der<br />
Schule, indem an die Stelle des bisherigen<br />
Direktors Ing. Heinrich Bilek<br />
ein kommissarischer Leiter trat.<br />
Aber auch im inneren und äußeren<br />
Gefüge der Schule trat ein Wandel<br />
ein. Das schon in der Verbotszeit<br />
entstandene vertrauensvolle Verhältnis<br />
zwischen illegalen Schülern<br />
und illegalen Lehrern vertiefte sich<br />
und begann immer weitere Kreise zu<br />
ziehen. Damit aber begann sich im<br />
Schulbetrieb der Sinn der Volksgemeinschaft<br />
zu regen, eine Erscheinung,<br />
die für die Zukunft zu den besten<br />
Hoffnungen berechtigt.<br />
Wenn all das trotz aller Schwierigkeiten<br />
und sie waren nicht immer<br />
klein<br />
- in der kurzen Zeit seit<br />
dem Umbruch<br />
-<br />
teils bereits verwirklicht,<br />
teils der Verwirklichung entgegengeführt<br />
werden konnte, dann<br />
spricht daraus der Geist restloser<br />
Aufgeschlossenheit den Bedürfnissen<br />
des neu entstandenen großdeutschen<br />
Reiches. der Ideenwelt des Fühf<br />
und der N. S. D. A. P. gegenübV.<br />
Es spricht daraus aber auch das nie<br />
verlöschende Dankgefühl für den<br />
Führer, der seit den Märztagen 1938<br />
offen und vor aller Welt der Führer<br />
Österreichs und damit unserer Schule<br />
wurde.<br />
Sein Geist sei dem Geist unserer<br />
Schule heute und immer dar.<br />
Heil Hitler!<br />
Der komm. Leiter"<br />
Wer sich mehr für die Geschichte der<br />
Schule interessiert, kann sich die Jahresberichte<br />
in der Bibliothek, die sich<br />
im l. Stock befindet, ausleihen. I<br />
Thomas Sandri (IJNB)<br />
I Heimwehr: Bürgerkriegsarmee der Christlichsozialen<br />
Partei Österreichs (als Gegcnpol dazu der<br />
Republikanische Schutzbund der Sozialisten).<br />
2 Illegale: Mitglieder der N. S. D. A. P. und deren<br />
Um[eldorganisationen. Diesc Orga nisationen uaren<br />
in Österreich vor 1938 verboten.<br />
20 <strong>merker</strong>
In tiefer Trauer<br />
Zuviele<br />
haben<br />
nur ihre<br />
Pf I icht<br />
getan,<br />
zuweni-<br />
T l.ll:Hlä.x' l,::J,.ä}];.fä:<br />
t<br />
I<br />
ge tun es<br />
I<br />
heute.<br />
.5 bewältieuns bekannt.<br />
xaÄ sin*..en Versäumf<br />
nissen in den letzten Jahrzehnt.,<br />
konnten selbst die geballten<br />
verbalen Versuche der Bewältigung,<br />
aus berufenem Munde, nichts daran<br />
ändern.<br />
Die Trauerfeiern finden im Jahre<br />
<strong>1988</strong>, insbesondere im März, statt.<br />
Die Nachrufe waren und werden<br />
noch aus dem Munde der gescheiterten<br />
Redner zu hören sein.<br />
Die trauernde Gemeinde<br />
Herr und Frau Österreicher,<br />
insbesondere deren Kinder<br />
Die gonze broune Suppe<br />
brochte ouch eine Art Noturreligion,<br />
nömlich einen etwqs eigenortigen<br />
Körperkult mit sich:<br />
Bewegung in der freien Notur,<br />
möglichst unbekleidet, dos bedeutete<br />
einen neuen Menschen,<br />
frei von ollen qlten Hüllen, den<br />
neuen deulschen Menschen<br />
eben, dos leuchtende Bild der<br />
germonischen Rqsse. lnteressontwöre<br />
es gewesen, einen Hitler,<br />
Himmler oder Göring ols<br />
Freikörperkulturisten zu sehen.<br />
V<br />
ää:$qW<br />
Klingt ja richtig provokant, diese<br />
Anzeige, oder?<br />
Betrachte ich diese Vergangenheitsbewältigungsbemühungen<br />
von<br />
meiner Warte aus, so treten nämlich<br />
ziemliche Schwierigkeiten auf. Wie<br />
,ii ich die letzten 50 Jahre bewälti-<br />
§, *"nn ich selbst erst 25 Jahre alt<br />
bin?<br />
Normalerweise sollte der 12.<br />
März nur'ein Gedenktag sein. Aber<br />
auf Grund der Gedächtnislücken<br />
damals bereits Lebender wurde dieser<br />
Tag zum Vergangenheitsbewältigungstag<br />
aulgebauscht. In dem ,,Gedenkjahr"<br />
werden alle möglichen<br />
Versuche unternommen, den Mantel<br />
des Schweigens, der über diesen Geschehnissen<br />
liegt, abzuheben. Reichlich<br />
spät, finde ich. Mindestens 40<br />
Jahre zu spät.<br />
In dieser Zeit kam es zu einer subiektiven<br />
und voll beabsichtigten Veränderung<br />
der Vergangenheit, die sich<br />
unter anderem darin äußert, daß zum<br />
Beispiel auf einmal auch die Staaten<br />
Europas mitschuld sind an der<br />
Heimholung Österreichs ins Dritte<br />
Reich, da sie gegen den Anschluß<br />
rricht protestierten. Doch wer berei-<br />
tete den Weg für den Nationalsozialismus?<br />
Anscheinend niemand. Denn<br />
es gab ja offensichtlich keine Mitglieder<br />
der NDSAP in Osterreich. Und<br />
überhaupt war ja Adolf Hitler der<br />
alleinig Schuldige. Er allein brachte<br />
es zuwege, daß Osterreichs Widerstand<br />
im Ausland oder im KZlandete.<br />
Bewunderswert, wozu Einzelkämpfer<br />
fähig sind, wenn sie, total<br />
alleingelassen, ohne irgend eine Mithilfe<br />
und ohne irgendwelche Sympathisanten<br />
handelnl!!<br />
Dieses und vieles mehr führte dazu,<br />
daß man uns heute die Vergangenheit<br />
vorwerfen kann. Wobei man<br />
anmerken muß, daß viele der Beteiligten<br />
immer noch unter Erinnerungslücken<br />
leiden.<br />
Und gerade diese honorigen Bürger<br />
finden sich heutzutage in entscheidender<br />
Position von Politik und<br />
Wissenschaft. Sozusagen als Vorbilder<br />
der Jugend.<br />
<strong>merker</strong> 21
Spricht man sie dann direkt auf<br />
ihre Rollc in dieser Zeit an. so passiert<br />
folgendes: Sie tun so, als hätten sie<br />
die Frage nicht verstanden, und<br />
schweigen. Bohrt man aber weiter. so<br />
erhält man so vage Aussagen wie ,,So<br />
genau kann ich mich auch nicht mehr<br />
erinnern" oder ,,Ich war ja nur ein<br />
ganz kleines Rad in dieser großen<br />
Maschine" bzw. ,,Was hätte man tun<br />
sollen" usw. Hier liegen die Wurzeln<br />
der Nichtbewältigung.<br />
Denn bevor sie, ihrer Rolle als<br />
Vorbild entsprechend, offen zu den<br />
Geschehnissen von damals Stellung<br />
beziehen, versuchen sie uns mit fadenscheinigen<br />
Ausflüchten für<br />
dumm zu verkaufen. Und dagegen<br />
verwehre ich mich. Denn als mündig<br />
denkender Mensch bin ich nicht bestrebt,<br />
irgendwelche Schuldzuweisungen<br />
vorzunehmen, sondern<br />
möchte einzig und allein wahrheitsgetreu<br />
informiert werden, mehr<br />
nicht. Doch das können sie nicht verstehen.<br />
Lieber bringen sie eine ganze<br />
Nation in Verruf, als einmal darüber<br />
nachzudenken.<br />
Und solange sie das nicht kapieren,<br />
werden wir alle nicht imstande<br />
sein, die Vergangenheit zu bewältigen.<br />
Gerhard Grandits l1JLSl<br />
*'<br />
*<br />
I<br />
Die Unzufnedenen<br />
Ja. so kann der Mensch sich eben<br />
täuschen,<br />
es längt immer wieder einer an.<br />
Statt daß Ruhe wäre auf dem Feld<br />
der Ehre,<br />
wird der Eichmann eine<br />
Staatsafläre.<br />
Wenn sie kennten, mechtn's ihn<br />
zerfleischen,<br />
Sie wissen: Aug'um Aug'und<br />
ZahnumZahn.<br />
Wenn wir's richtig sehen, hat er<br />
durch ldeen,<br />
praktisch mehr als seine Pflicht<br />
getan.<br />
Der Eichmann hat doch nur die<br />
trahne hochgehalten,<br />
und für Deutschland sich eingesetzt,<br />
aber schließlich tat das jeder von<br />
uns furchtbar<br />
alten Kämpfern, man war verhetzt.<br />
Der Eichmann war hypnotisiert<br />
durch den Führer,<br />
innerlich hat er sich sehr gewehrt,<br />
gut, er war vielleicht ein<br />
Liquidierer,<br />
doch das istjuristisch längst<br />
verjährt.<br />
Wie oft hat man uns gepredigt,<br />
daß uns sicher nichts passiert.<br />
unsere Akten sind erledigt, wir sind<br />
entnazifiziert.<br />
Was sind das lür Garantien, wo<br />
bleibt da das Menschenrecht?<br />
Man kann nicht einmai entfliehen,<br />
ich schlal nicht, und wenn, dann<br />
schlecht.<br />
Ist das nicht schaurig, ist das nicht<br />
traurig,<br />
auf allen Linien, sogar in<br />
Argentinien,<br />
ja so kann der Mensch sich eben<br />
täuschen,<br />
Eichmann ging bescheiden ins Exil.<br />
Früher hat man drüben in New<br />
York geschrieben,<br />
wieviel Aufwand Emigranten<br />
trieben.<br />
Und der Eichmann lebt in einer<br />
Keusch'n,<br />
weit am Stadtrand und trägt Zivil,<br />
ist nicht aufgeblasen, denkt nicht<br />
ans Vergasen,<br />
seine Ruh' ist alles. was er wi1l.<br />
Und geschnappt hat ihn die Ba<br />
doch,<br />
und er ging fest geschlossen we<br />
übers Meer.<br />
-. Na, am End'passiert das noch<br />
.:<br />
-r anderen Parteigenossenl<br />
r.r' P.. wär' nicht fair.<br />
Ich hab nichts gesagt. von meinem<br />
:'. Dienst in Mauthausen,<br />
,was mach'ich, wenn einer kommt<br />
t' und mich verschleppt?<br />
war schr icht<br />
I Yu;.il:eit<br />
l! nrr. es hat's nicht jeder überlebt.<br />
*l Es ist zu blöd.,<br />
man gab für Deutschland so vieles<br />
her,<br />
hat Belehle mutig ausgeführt,<br />
und hat den Mund all die Jahre<br />
gehalten,<br />
und hat tapfer und brav liOuidiel<br />
Diese Leute setzen sich doch niemals<br />
zur Wehr.<br />
diese Clique. sie schlug ja nie<br />
zurück.<br />
Ja, so kann der<br />
täuschen,<br />
Mensch sich eben<br />
niemand dachte an den alten Zwist,<br />
man lebt brav und bieder,<br />
ist's ein Wunder, daß man wieder<br />
gegen diese Juden ist!<br />
-<br />
1960 schrieben Bronner und Wehle<br />
Kabarett (mit H. Qualtinger) eine<br />
Nummer über den berüchtigten Nazi<br />
Eichmann, der in Südamerika entdeckt<br />
und in Israel vor Gericht ''' " gestellt ö'"'-.'' *'<br />
wurde. Hier unterhalten sich zv,ei Na- li+<br />
zis über Vergangenheit und ZukunJt. *;§<br />
l .iii:':11 . *<br />
€{..#<br />
- #?<br />
€#: '_i +<br />
r,.
Der<br />
dies prägt nicht nur das Jahr<br />
Fehler<br />
1938,<br />
sondern unsere gesamte Entwicklung<br />
bis zum Jahr <strong>1988</strong>.<br />
Alternativen denken können. Das<br />
heißt, eine Kraft einzubringen, die die<br />
Fehler der Vergangenheit auch in der<br />
Gegenwart entdeckt, damit andere<br />
Entscheidungen möglich werden.<br />
Die Schule<br />
as Jahr<br />
ist eine<br />
<strong>1988</strong> ist kein glückliches<br />
Jahr, um sich<br />
Institution, die<br />
genau dieselben Schwächen<br />
an<br />
und<br />
1938 zu erinnern. Es wäre<br />
schön gewesen, in untadeligem,<br />
demokratischem<br />
Selbstbewußtsein zu,,gedenken",<br />
daß wir heute anders sind,<br />
anders leben, anders denken als die<br />
Generation der Opfer und Täter.<br />
Wer anfTingt sich zu erinnern, wird<br />
von der Erinnerung eingeholt. Was<br />
heißt das?<br />
Es gibt zwei Arten des Erinnerns.<br />
Die eine sagt: ,,Laßt's uns in Ruh. mit<br />
den alten G'schichten. Aus der Vergangenheit<br />
nehmen wir in die Zukunft<br />
mit, was wir brauchen.,, (Der<br />
fllast wird entsorgt). Unlängst<br />
$de eiri zielstrebigeiJingling na'ch<br />
dem ,,Club 2" wegen dieser Haltung<br />
sehr gefeiert, ausgerechnet im traditionsbewußten<br />
Großformat, der<br />
,,Presse", die sich auf ihre Geschichtspflege<br />
viel einbildet. Die andere<br />
Art des Erinnerns? Das ist die<br />
Erinnerung, die sich aufdrängt, willkommen<br />
oder unwillkommen, gefragt<br />
und ungefragt.<br />
Ich möchte es noch einmal ordinär<br />
ausdrücken. Das erste Erinnern sagt:<br />
,,Vergeßt das Unnötige, schwer Verständliche".<br />
Das zweite Erinnern hat Der Rollbolken der Geschichre f öllr<br />
mit entlegenen Geschichten zu tun.<br />
Vorzüge hat wie alle anderen Institutionen.<br />
Das heißt: In öden Schulfei-<br />
Da ist die Geschichte von jüdischen<br />
Geschäftspartnern, die nach dem<br />
ern ist immer das gefeiert worden,<br />
März 1938 zu meiner Familie auf Besuch<br />
kamen, nicht ungefährlich.<br />
haben. Die einzelnen, die an die<br />
was die jeweiligen Regime verlangt<br />
Warum erzählt mir meine Mutter<br />
Front mußten oder sich nach dem<br />
diese Episode ausgerechnet jetzt? Ich<br />
Krieg unter schwierigsten Bedingungen<br />
eine Existenz aufbauen mußten,<br />
Erinnern<br />
C:,:il,','# rHl t;ä3 hrr aus der<br />
Geschichte hervor, als vorher mög-<br />
- Ver- werden sich ihren Reim darauf ge-<br />
drängen<br />
lich war. Das Unangenehme meldet<br />
sich wieder. Komischerweise hat die<br />
zweite Art des Erinnerns mehr mit<br />
der Zukunft zu tun als die erste.<br />
Funktionstüchtig zt sein, das<br />
schaffen die meisten. Um welchen<br />
Preis? Weg mit der Vergangenheit?<br />
Keineswegs. Ich glaube, jeder tüchtige<br />
Techniker muß auch in Alternativen<br />
denken können. Also aus Fehlern<br />
lernen, wie sonst. Die Fehler der<br />
Vergangenheit deuten, auf eine Zukunft,<br />
die anders sein kann.<br />
Die beschämenden Fehler österreichs,<br />
das Lagerdenken, der primitive<br />
Antisemitismus, das naive Vertrauen<br />
der Kirche. es sich mit den<br />
jeweils Mächrigen arrangieren zu<br />
können, die Freude darüber, daß unbequeme<br />
Intelligenz endlich weg ist<br />
(vergast, verschollen, wo immer), all<br />
,<br />
I<br />
- Vergessen<br />
macht haben.<br />
Aber das Gegenteil findet auch statt:<br />
Viele Kolleginnen und Kollegen (und<br />
Schüler!) finden sich mit dieser Art<br />
von Vergangenheitsbewältigung<br />
nicht ab. Die schlichte Frage ,,Wie<br />
war es wirklich?" führt doch zu alternativem<br />
Denken.<br />
Ich unterrichte Religion. Religion<br />
hat mit der ,,Vergegenwärtigung des<br />
Heils" zu tun. Die Ahnung davon,<br />
daß wir miteinander eine sinnvolle<br />
Existenz aufbauen können, muß<br />
konkret werden. Dazu gehört das<br />
produktive Erinnern. Nicht die persönliche<br />
Schuld unserer Vorgänger<br />
übernehmen, aber sehr wohl die Last<br />
der Geschichte, die uns prägt. Ohne<br />
diese Ubernahme wäre unsere Ausrichtung<br />
auf die Zukunft ein reines<br />
Gefasel-<br />
I<br />
Dr. Werner Reiss<br />
Einfach<br />
nJm<br />
Nachdenken...<br />
DLebens?<br />
er Mensch<br />
- Selbstmörder<br />
oder Spieler?<br />
Das Leben Spiel mir<br />
tödlichem<br />
-<br />
Ausgang.<br />
Der Tod Ende des<br />
Spielens oder<br />
-<br />
Anfang des<br />
Das russische Roulett ist schon lang<br />
aus der Mode gekommen. Ein<br />
Mensch als Einsatz ist viel zu wenig,<br />
heute spielt man um Millionen.<br />
Auch ist es langweilig, im voraus zu<br />
wissen, wen es treffen kann. Der Reiz<br />
des Spielens ist das Ungewisse. Niemand<br />
weiß, wer wann auf der Strecke<br />
bleibt. Gewiß ist nur, daß es sehr viele<br />
sein werden.<br />
Der größte Teil des vorhandenen<br />
Geldes wird in dieses Spiel investiert.<br />
Die Spiele der Großen sind die Rüstungs-<br />
und chemische Industrie, die<br />
Atomkraft. . .<br />
Die Spiele der Kleinen sind die harten<br />
Drogen, der Alkohol, der tägliche<br />
Glimmstengel, der Betrieb des eigenen<br />
Kraftfahrzeuges. . .<br />
*r
Unsere Lelrrer<br />
Von Engelbert Habersberger<br />
ielleicht werde ich<br />
auch einmal Lehrer.<br />
Der Sepp sagt, für einen<br />
Bauern wäre ich<br />
ohnehin zu deppert,<br />
und ein Fleischhackerlehrplatz<br />
wird immer<br />
nur für gehobene Schichten innerhalb<br />
der OVP reserviert.<br />
Ich habe Angst vor den<br />
Buben im Dorf, wenn die<br />
draufkommen, daß ich Lehrer<br />
werden möchte, da dieser Beruf<br />
nur für blöd gebliebene<br />
Kinder von Akademikern reserviert<br />
ist und dadurch wahrscheinlich<br />
ohnehin hoffnungslos<br />
überbelegt. Diesen sieht<br />
man zum Großteil ihre Herkunft<br />
schon im Gesicht an, es<br />
ist aber sehr schwer, diesen<br />
Blick zu üben, da er angeboren<br />
ist und dadurch nicht gleich<br />
von jedem nachmachbar.<br />
Vor der Aufnahmsprüfung<br />
brauche ich keine Angst haben,<br />
weil das sozialistische<br />
Schulreformgesetz diesem Zustand<br />
Rechnung trägt. Der<br />
Sepp sagt, ich brauche nur drei<br />
Viertel von dem vergessen, was<br />
ich schon weiß, dann passe ich<br />
genau in den novellierten<br />
OlrreWode<br />
Dieser<br />
Text<br />
stammt<br />
aus dem<br />
Band<br />
,rEin<br />
Lehrbuch<br />
für Politverdros-<br />
sene - 14<br />
des<br />
Schulaufsätze<br />
Berg-<br />
bauern-<br />
buben<br />
Sebastian<br />
Moderschrottef<br />
tt.<br />
I<br />
Lehrplan als Musterkandidat.<br />
Nur die Mama geniert sich sehr<br />
und sagt immer wieder das<br />
gleiche, und zwar, ich soll doch<br />
versuchen, etwas Anständiges<br />
zu erlernen.<br />
Unsere Herrn und Frauen<br />
Lehrer sind aber auch sehr<br />
arm, da sie alle einen Eid<br />
schwören mußten, damit sie<br />
immer schön brav bleiben und<br />
alles nachplappern, was ihnen<br />
ihre jeweils amtierenden<br />
schwindlichen Vorgesetzten<br />
vorplappern, ganz wurscht, ob<br />
sie erst Schwarze waren, dann<br />
Nazi, dann Kommunerln,<br />
dann wieder Sozi und wieder<br />
Schwarze. Dalür können sie<br />
beim Handarbeits-Unterrichten<br />
so gut die Hampelmandeln<br />
auswendig, die mit Schnurzug<br />
entweder ,,Heil Hitler" oder<br />
,,Freundschaft" hampeln. Ihre<br />
Gewerkschaften unternehmen<br />
aber nichts dagegen, da auch<br />
die Betriebsräte einer gewissen<br />
Grußrichtung angehören und<br />
selber Lehrer sind. Vor drei<br />
Dingen haben unsere Lehrer<br />
Angst: Vorm Direktor, vor der<br />
Schulmilchaktion und vorm<br />
Schulinspektor. da letzterer in<br />
der Lage ist, die Vorrückung<br />
ztr rupfen. Daher ist der<br />
lvtünerldrerTyp<br />
Brutoler Typ<br />
t,,<br />
1,<br />
;,<br />
,!t<br />
Yr<br />
Ti<br />
24 <strong>merker</strong>
___<br />
Schulinspektor der größte<br />
Feind der Lehrer.<br />
Wenn ein lieber Schulinspektor<br />
endlich stirbt oder<br />
Gottseidank im normalen A1-<br />
ter in Pension geht, wozu die<br />
meisten geschupft werden<br />
müssen, beginnt in den Unterschichten<br />
ein richtiges Haxelbeißen<br />
und Hackelschmeißen.<br />
iejenigen, welche<br />
das falsche Parteibuch<br />
haben, werden<br />
Oberlehrer, die<br />
dummen bekommen<br />
eine hohe staatliche<br />
Auszeichnung für keine<br />
Verdienste um die Republik<br />
und jene, die die meisten Bittund<br />
Vernadererbriefe schreiben,<br />
den Direktorposten.<br />
Der neue Direktor sagt<br />
dann zu Hause seiner Alten<br />
meist, daß er viel besser ist als<br />
der alte war, nur die restlichen<br />
Ixhrer saeen alle. daß er blö-<br />
3i,r,. abir cias sasen sre wegen<br />
dem Konferenzgeheimnis<br />
den Schülern nie, höchstens<br />
den Eltern.<br />
Kurz vor der totalen Verkalkung<br />
werden viele durch die<br />
Partei, bei der alle freiwillig<br />
sein müssen. auf ein Monat in<br />
eine Grabenschule versetzt.<br />
Das ist meist ein Doppelposten<br />
und beinhaltet auch den des<br />
Schuldieners. Dort wird er,<br />
weil er keinen größeren Scha-<br />
'\ '\<<br />
1- ---y'--17 /,t<br />
.r-//--<br />
_<br />
\\\-\ \\\ /-r<br />
' \',2fll)r<br />
;, + z>,t7, @<br />
ee,*<br />
u@<br />
Geföhrlicher Typ<br />
s*-<br />
I<br />
qBo<br />
-&<br />
a<br />
H<br />
I<br />
[-1<br />
U<br />
den anrichten kann, Direktor,<br />
was auch dessen Alte sehr erfreut.<br />
Letztere läßt sich dann in<br />
Lignano Frau Direktor betiteln,<br />
weil dies besser klingt als<br />
Amalia Saurucker.<br />
iele Weiber von Direktoren<br />
waren vor<br />
der Ehe irgendwo in<br />
einem Dorf Dienstmentscher.<br />
Nach der<br />
Ernennung des Mannes<br />
nehmen sie sich aber meist<br />
selber eines. Dieses muß dann<br />
in den Hof hinuntergehen und<br />
bis zum dritten Stock hinaufschreien:<br />
,,Frau Direeeeektor .<br />
. . Frau Direeeeektor . . .", daß<br />
alle Proletenweiber in der Bassena<br />
wissen, daß die Frau Direktor<br />
jetzt eine Frau Direktor<br />
ist.<br />
In der Gesellschaft der Intellektuellen<br />
werden sie aber<br />
gemieden, weil sie ja durch den<br />
Titel geistig weder vor- noch<br />
nachgerückt sind. Lustig sind<br />
sie beim Kaufmann zu beobachten,.wenn<br />
sie mit den Arbeiterweibern<br />
zur Kassa mit<br />
den Einkaufswagerln wettfahren.<br />
Dabei bleiben die Lehrerweiber<br />
immer Sieger, weil die<br />
gescheiteren nachgeben, weil<br />
sie Angst haben, daß sie ihren<br />
Zornber den Gfrastern in der<br />
Schule auslassen, und weil ihre<br />
Ladungen viel geringer sind.<br />
Sie kaufen meist nach dem<br />
Kochrezept ein. Sie genieren<br />
sich, wenn sie einen Polenta<br />
kaufen. Da fragen sie immer<br />
laut, daß es alle hören, ob der<br />
Polenter auch sicher dem Waldi<br />
nicht schadet zum Frolic.<br />
Dabei haben sie gar keinen<br />
Waldi. Da ist schon die alte<br />
Rieglerin vom Parterre ehrlicher.<br />
Die sagt immer: ,,Bitte<br />
um 10 Schilling Hundsfutter,<br />
aber nicht zu fett, sonst speibt<br />
mein Mann."<br />
eil sie vor allen<br />
Sachen mit Vorschriften<br />
Angst<br />
haben und daß sie<br />
bei ihren Vorgesetzten<br />
immer<br />
schön brav sind, behandeln sie<br />
uns Schulkinder immer sehr<br />
gut und sind immer lieb zu uns,<br />
wenn wir dadurch auch blöd<br />
bleiben. Wir wissen nur, daß<br />
auch wir, wenn wir keinen anständigen<br />
Lehrplatz bekommen.<br />
einen Eid ablegen müssen,<br />
wie unsere großen Vorbilder<br />
in der Schule und bei der<br />
Gendarmerie.<br />
Eine hat einmal einen Bauern<br />
gefragt, wieviel Kilo<br />
Fleisch er am Tag an seine<br />
Pferde verfüttert. Diese unterrichtet<br />
in unserer Hauptschule<br />
Naturgeschichte. Ich glaube,<br />
unser Sepp hatte recht. Mir<br />
steht wirklich nichts im wege,<br />
einmal ein Herr Lehrer zu<br />
werden.<br />
I<br />
Enge lber t H ab ersb er g er v er öffentlicht<br />
seine Text im Eigenverlag.<br />
Karrikaturen ous: Johannes<br />
Hickel,,,Sanfter Schrecken",<br />
Bltitter aus dem pädagogischen<br />
Alltag. Quelle & Meyer.<br />
Überprüfter Pödogoge<br />
<strong>merker</strong> 25
Km&n#-ffimää<br />
Zwei der hier Abgebildeten woren nicht om Schulboll. Wenn<br />
Sie's herqusfinden, gibt es einen Preis: Sie dürfen eine Leberkässemmel<br />
in den Merker einwickeln.<br />
26 merke r
DAS ITETIUI{TERGAilGS-SPIET I2. RÜ1{DEI<br />
s<br />
Bringen Sie die<br />
Antarktis zum Schmel zen.<br />
iL-i<br />
iL'i<br />
LL-i<br />
s<br />
llie Antarktis speichert drei Uiertel aller Süßwasservoruäte der Erde. Gibt<br />
Zugvögeln Platz zum Brüten, Pinguinen Raum zum Ieben. Zwanzig Staaten haben<br />
dort Erdö1, Erdgas, Uran und Eisen entdeckt. Das wollen sie hahen. Sie sprengen<br />
Pinguinkolonien, um Flugplätze zu bauen. Sie errichten Förderanlagen, deren<br />
Schmutz das Eis bedeckt. Bis es schmilzt. Alle Städte in Meereshöhe werden<br />
dann überschwemmt. Unwiederbringlich. Das Spiel beginnt, wenn der Schutzvertrag<br />
der Antarktis endet. 1991.<br />
IUenn lhnen dieses grausame Spiel gefällt, schneiden Sie die abgebildeten<br />
Anlagen aus und stellen Sie die Antarktis damit voll.<br />
IIenn Sie dieses grausame Spiel nicht mitspielen wollen, können Sie sehr viel<br />
tun. Schicken Sie uns den Goupon. Wir inf ormieren Sie über die Antarktis und wie<br />
man sie retten kann.<br />
la, ich rill mehr über Greenpeace und mehr über die lntarltis uissen. lch schicle diesen Coupon noch heute ab.<br />
Anschrill<br />
- -<br />
Abschicken an: Greenpeace, ilariahiller Gürtel 32, 1060 Wien.
Vatermördern geht es an den Kragen. Die Fahndung<br />
läuft. Zweigstellen in aller Welt sind ständig<br />
über Wort und Bild miteinander verbunden. Computer<br />
übermitteln Daten. Bis ztr 10.000 Telefonanschlüsse,laufen<br />
heiß. Die Vatermörder verlieren ihr<br />
letztes Hemd. Als Stehkrägen auf vornehmen<br />
Frackhemden hatten sie bislang eine weiße Weste.<br />
Doch jetzt wurden sie als Ladenhüter entlarvt und<br />
ihre Produktion gestoppt.<br />
Das elektronische Informationssystem einer<br />
Schrack Multidat Telekommunikationsanlage brachte<br />
den Unternehmer sehr rasch auf die richtige Spur.<br />
Just-in-time-management. Durch laufenden Überblick<br />
über Unternehmen und Marktsituation konnte<br />
die Produktion einmal mehr optimal der Nachfrage<br />
angepaßt werden. Deshalb sollten sich auch Rüschenblusen<br />
nicht allzusicher fühlen. Schrack Multidat.<br />
Kopf und Kragen des Unternehmens.<br />
D<br />
*<br />
SEflNÄEß<br />
,,Ver an Utopieru nicht glaubt, mu$ sie realisieren.* (E. Harald Schrack)