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Der Hitzesommer 2003 - OcCC

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Wie aussergewöhnlich war der<br />

<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong> im Vergleich zu den<br />

letzten Jahrhunderten?<br />

Forum <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong>,<br />

Bern, 7. Juli 2005<br />

Dr. Jürg Luterbacher und MitarbeiterInnen<br />

NCCR Climate und Geografisches Institut, Uni Bern<br />

Email: juerg@giub.unibe.ch


Inhalt<br />

! Wie ‚extrem‘ war der Sommer <strong>2003</strong> im Kontext des<br />

letzten halben Jahrtausends auf gesamteuropäischer<br />

Ebene?<br />

! Gibt es ähnlich heisse Sommer?<br />

! Wie verhalten sich die einzelnen Sommermonate <strong>2003</strong> im<br />

Vergleich zu den letzten Jahrhunderten?<br />

! Ist der Sommer <strong>2003</strong> regional sogar der heisseste der<br />

letzten gut 1000 Jahre?<br />

! Fazit


<strong>Der</strong> <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong> aus globaler Sicht


<strong>2003</strong>, der heisse europäische Sommer


Sommertemperaturvariabilität<br />

Europas 1901-2004


Klimainformationen aus Europa


Witterungstagebuch aus Nürnberg,<br />

8. Juni 1576<br />

Glaser und Stangl 2005


Verlauf der europäischen<br />

Sommertemperaturen 1500-2004<br />

Luterbacher et al. 2004


Sommer <strong>2003</strong> versus Sommer 1540<br />

Luterbacher et al. 2004


1540, der heisseste alpine Sommer vor <strong>2003</strong><br />

Casty et al. 2005


1540, der trockenste alpine Sommer vor <strong>2003</strong><br />

Casty et al. 2005


<strong>2003</strong>, der heisseste Juni im Kontext<br />

der letzten 345 Jahre


<strong>2003</strong>, der heisseste Juli im Kontext<br />

der letzten 345 Jahre


<strong>2003</strong>, der heisseste August im Kontext<br />

der letzten 345 Jahre


BeNeLux Sommertemperaturen 1169-2004,<br />

<strong>2003</strong> warm, aber nicht aussergewöhnlich<br />

Van Engelen et al. 2001<br />

Shabalova und van Engelen <strong>2003</strong>


<strong>2003</strong>, heissester Burgunder<br />

Sommer seit mindestens 1370<br />

<strong>2003</strong><br />

Chuine et al. 2004


<strong>2003</strong>, heissester „zentraleuropäischer, alpiner“<br />

Sommer seit AD 755<br />

Büntgen et al. 2005


Fazit<br />

• EUROPA: <strong>Der</strong> Sommer <strong>2003</strong> war sehr wahrscheinlich der<br />

wärmste seit mindestens 500 Jahren<br />

• EUROPA: Juni, Juli und August <strong>2003</strong> waren<br />

wahrscheinlich die wärmsten seit 1659<br />

• EUROPA: Mehr hochaufgelöste Klimainformationen nötig<br />

um Aussagen über die letzten 1000 Jahre zu machen<br />

• REGIONAL: Nicht aussergewöhnlich heisser Sommer<br />

<strong>2003</strong> in den BeNeLux Staaten (1200-jährige<br />

Klimageschichte)<br />

• REGIONAL: <strong>Der</strong> Sommer <strong>2003</strong> war in Zentraleuropa<br />

(alpiner Raum) wahrscheinlich der wärmste seit mehr als<br />

1250 Jahren (Büntgen et al. 2005)


1<br />

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich<br />

Swiss Federal Institute of Technology<br />

<strong>Der</strong> <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong>:<br />

Meteorologischer und klimatologischer Kontext<br />

Forum und Workshop “<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong>”<br />

7. Juli 2005, Bern<br />

Christoph Schär<br />

Institut für Atmosphäre und Klima, ETH Zürich<br />

schaer@env.ethz.ch<br />

Dank an:<br />

Erich Fischer, Martin Hirschi, Daniel Lüthi,<br />

Sonia Seneviratne, Reto Stöckli<br />

Reto Stöckli (ETH Zürich, NASA Modis)<br />

Schär, ETH Zürich<br />

Inhalt<br />

2<br />

<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

1. Charakteristiken<br />

2. Meteorologische Faktoren<br />

3. Klimatologischer Kontext<br />

4. Nachspiel<br />

Schär, ETH Zürich<br />

1


Räumliche Ausdehnung<br />

3<br />

Abweichung vom<br />

1961-1990 Mittel<br />

Sommer <strong>2003</strong><br />

Farbe:<br />

Temperatur<br />

Kontouren:<br />

normiert<br />

mit Standard-<br />

Abweichung<br />

ºC<br />

Daten:<br />

ECMWF / ERA-40<br />

Schär, ETH Zürich<br />

(Schär et al. 2004, Nature, 427, 332-336)<br />

Zeitlicher Verlauf<br />

4<br />

Zentral-<br />

Europa<br />

(Black et al. 2004)<br />

Zürich<br />

(Bader 2004)<br />

Schär, ETH Zürich<br />

2


Niederschläge<br />

5<br />

Abweichung von<br />

1961-1990 Mittel<br />

Sommer <strong>2003</strong><br />

%<br />

Daten: GPCC<br />

Schär, ETH Zürich<br />

Auswirkungen des Sommers <strong>2003</strong> in Europa<br />

6<br />

• Ernteverluste:<br />

12.3 Milliarden US$ (SwissRe)<br />

Reto Stöckli (ETH Zürich, NASA Modis)<br />

• Stromverknappung, Spitzenpreise<br />

am Spotmarkt (EEX, Leipzig)<br />

• Teilweise ernsthafte Problem mit<br />

Frischwasserversorgung (Italien),<br />

Fischsterben (Schweiz),<br />

Waldbränden (Portugal)<br />

• Hitzetote:<br />

zwischen 22’000 und 35’000<br />

vorzeitige Todesfälle (sogenannte<br />

“excess mortality”)<br />

Temperaturen August <strong>2003</strong>, relativ zum Mittel 2000-2004<br />

Schär, ETH Zürich<br />

3


Inhalt<br />

7<br />

<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

1. Charakteristiken<br />

2. Meteorologische Faktoren<br />

• Hochdruckeinfluss (=> Vortrag Cornelia Schwierz)<br />

• Strahlungsantrieb (=> Vortrag Rolf Philippona)<br />

• Austrocknung des Bodens<br />

• Anomale Ozean-Temperaturen<br />

3. Klimatologischer Kontext<br />

Schär, ETH Zürich<br />

4. Nachspiel<br />

Geopotential 500 hPa<br />

8<br />

Abweichung vom<br />

1961-1990 Mittel<br />

Summer <strong>2003</strong><br />

m<br />

Schär, ETH Zürich<br />

Mark Liniger<br />

4


Strahlungsbilanz<br />

9<br />

Sonneneinstrahlung (Netto) an der Erdoberfläche:<br />

250<br />

200<br />

Frankreich:<br />

<strong>2003</strong><br />

150<br />

100<br />

50<br />

Durchschnitt<br />

W/m 2 Jan Feb Mar Apr May Jun Jul Aug Sep Oct Nov Dez<br />

Im globalen Mittel wird mehr als 80% der verfügbaren<br />

Strahlungsenergie für Verdunstung (und nicht Erwärmung!)<br />

aufgewendet.<br />

Simulation,<br />

Erich Fischer, ETH Zürich<br />

Entscheidend für Entstehung einer Hitzewelle ist der Mangel an<br />

Wasser an der Erdoberfläche (Sommertrockenheit).<br />

Schär, ETH Zürich<br />

Rolle des Bodenwassers<br />

10<br />

Sensitivitätsexperimente mit regionalem Klimamodell.<br />

Modifikation des Bodenwassers am 1. April <strong>2003</strong>:<br />

CTRL – Klimatologie DRY – CTRL WET – CTRL<br />

Trockene Böden => reduzierte Verdunstung => reduzierte “latente” Abkühlung<br />

Schär, ETH Zürich<br />

Erich Fischer, ETH Zürich<br />

5


Inhalt<br />

11<br />

<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

1. Charakteristiken<br />

2. Meteorologische Faktoren<br />

3. Klimatologischer Kontext<br />

4. Nachspiel<br />

Schär, ETH Zürich<br />

Häufigkeit von Hitzetagen: Trend 1958-2000<br />

12<br />

Zunahme<br />

Abnahme<br />

um 5 Tage<br />

Sommer 1958-2000<br />

An extremen<br />

Standorten: Zunahme<br />

von 7 auf 13 Hitzetage<br />

Schär, ETH Zürich<br />

Anzahl Hitzetage basierend auf 90% Perzentil (txhw90)<br />

(Malcolm Haylock, UEA, STARDEX)<br />

6


Schweizer Sommertemperaturen 1864-<strong>2003</strong><br />

13<br />

Durchschnitt der Stationen Zürich, Basel, Berne, Geneva<br />

Schär, ETH Zürich<br />

(Schär et al. 2004, Nature, 427, 332-336)<br />

Schätzung der Rückkehrperiode<br />

14<br />

Durchschnitt der Stationen Zürich, Basel, Berne, Geneva<br />

1000 Jahre<br />

100 Jahre<br />

10 Jahre<br />

Mittel<br />

10 Jahre<br />

100 Jahre<br />

1000 Jahre<br />

extrem<br />

selten<br />

Schär, ETH Zürich<br />

(Schär et al. 2004, Nature, 427, 332-336)<br />

7


Veränderung des Mittels<br />

Veränderung der Variabilität<br />

15<br />

Frequency<br />

Temperature<br />

cold warm cold warm<br />

Zunahme von<br />

extrem warmen Bedingungen<br />

Zunahme von<br />

extrem warmen/kalten Bedingungen<br />

Für Extreme weit weg vom Mittel:<br />

Variabilität ist wichtiger als Mittelwert<br />

Schär, ETH Zürich<br />

Katz and Brown 1992<br />

Folland et al, IPCC, 2001<br />

Regionale Klimaszenarien<br />

16<br />

Treibhausgas-Szenario<br />

(IPCC SRES A2)<br />

Gekoppeltes GCM<br />

(HadCM3, ~300 km)<br />

Atmosphärisches GCM<br />

(ECHAM5 | HadAM3, ~120 km)<br />

Regionales Klimamodell (RCM)<br />

(CHRM / ETH, 56 km)<br />

Zeitscheiben Experimente<br />

CTRL (1961-1990)<br />

SCEN (2071-2100)<br />

Schär, ETH Zürich<br />

( NCCR Climate P2.1 und P2.2, EU-Projekt PRUDENCE)<br />

8


Szenarien Alpenraum<br />

17<br />

2071-2100 versus 1961-1990<br />

Änderungen im Jahresgang (2 AGCMs, 9 RCMs)<br />

Temperatur [ºC]<br />

Niederschlag [%]<br />

7<br />

+60<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Jan Mar May Jul Sep Nov<br />

Schär, ETH Zürich<br />

ETH<br />

HadAM3<br />

+40<br />

+20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

ETH<br />

Jan Mar May Jul Sep Nov<br />

Modelle stimmen in wichtigsten Aussagen überein.<br />

Aber: Unsicherheiten unvollständig repräsentiert.<br />

(Jacob et al. 2005, PRUDENCE)<br />

Änderung der Temperatur !T<br />

Änderung der Variabilität !"/"<br />

18<br />

Schär, ETH Zürich<br />

[ºC]<br />

Sommer (JJA)<br />

[%]<br />

(Schär et al. 2004, Nature, 427, 332-336)<br />

9


Vergleich mit Beobachtungen Europas<br />

19<br />

Zunahme der Variabilität<br />

1961-1990<br />

1974-<strong>2003</strong><br />

Beobachtungen seit 1961:<br />

• deutliche Erwärmung<br />

(statistisch signifikant)<br />

• leichte Zunahme der<br />

Variabilität<br />

(nicht statistisch signifikant)<br />

Schär, ETH Zürich<br />

Erwärmung<br />

(Scherrer et al. 2005)<br />

Inhalt<br />

20<br />

<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

1. Charakteristiken<br />

2. Meteorologische Faktoren<br />

3. Klimatologischer Kontext<br />

4. Nachspiel<br />

Schär, ETH Zürich<br />

10


FRAGE:<br />

Welches ist der unrealistischste Aspekt des Films<br />

21<br />

Schär, ETH Zürich<br />

ANTWORT:<br />

Es hatte keine Juristen!<br />

(Myles Allen)<br />

Extremereignisse und Klimaänderung<br />

22<br />

VORSICHT:<br />

Ein Einzelereignis kann aus prinzipiellen Gründen nicht direkt auf<br />

Klimaänderung zurückgeführt werden.<br />

ABER:<br />

Die Wahrscheinlichkeit eines Einzelereignisses unter<br />

• natürlichen Bedingungen und<br />

• anthropogen beeinflussten Bedingungen (CO 2 )<br />

kann geschätzt werden.<br />

MÖGLICHES JURISTISCHES NACHSPIEL:<br />

Im Anglo-Amerikanischen Rechtssystem ist es in Haftungsklagen<br />

ausreichend, zu zeigen dass die Wahrscheinlichkeit des Schadensfalles<br />

mindestens verdoppelt wurde.<br />

Schär, ETH Zürich<br />

11


Rolle der Klimaänderung für den Sommer <strong>2003</strong>?<br />

23<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

Wahrscheinlichkeit eines<br />

<strong>2003</strong>-ähnlichen Sommers<br />

natürliches Klima<br />

beeinflusstes Klima<br />

der Gegenwart<br />

Etwa 75% der<br />

Wahrscheinlichkeit eines <strong>2003</strong>-<br />

ähnlichen Ereignisses ist durch<br />

menschgemachte<br />

Treibhausgase verursacht<br />

Könnte letztendlich zu<br />

Haftungsklagen führen<br />

Gegenwärtige Studie hat (noch)<br />

gewisse Mängel. Betrachtet<br />

wird:<br />

• zu grossräumiges Ereignis<br />

• zu langer Zeitraum<br />

Schär, ETH Zürich<br />

(Stott et al. 2004; siehe auch: Schär and Jendritzky 2004; Allen and Lord 2004)<br />

<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong> ….<br />

24<br />

… hatte gewaltige Konsequenzen.<br />

… ist in der Gegenwart auch aus heutiger Sicht sehr selten.<br />

… ist spätestens ab Mitte des Jahrhunderts vermehrt zu erwarten.<br />

… hatte wahrscheinlich eine anthropogene Komponente.<br />

Schär, ETH Zürich<br />

12


Die Ozonwelle <strong>2003</strong><br />

André Prévôt, Carlos Ordóñez<br />

Labor für Atmosphärenchemie, Paul Scherrer Institut<br />

Christoph Hüglin<br />

Abteilung Luftfremdstoffe, Umwelttechnik, EMPA<br />

Besten Dank für die<br />

finanzielle Unterstützung durch BUWAL, Kanton Bern<br />

Daten von BUWAL/EMPA, Kanton Bern, Ostluft, Kanton Graubünden;<br />

Modellresultate vom Institut Pierre Simon Laplace, Paris<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Inhalt<br />

• Beobachtungen und Modell<br />

• Was hat die Hitze mit dem Ozon zu tun?<br />

• Feinstaub und <strong>2003</strong>?<br />

• Schlussfolgerungen<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Ozon in der Schweiz am 7. August <strong>2003</strong><br />

Grenzwert<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Ozongrenzwertüberschreitungen<br />

(Stunden über 120 µg/m 3 ) in der Schweiz<br />

www.ozonok.ch<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Ozongrenzwertüberschreitungen<br />

(Stunden über 120 µg/m 3 ) in der Schweiz<br />

www.ozonok.ch<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Ozongrenzwertüberschreitungen<br />

(Informationsschwellwert)<br />

(Stunden über 180 µg/m 3 ) in<br />

Europa<br />

Durchschnittliche Anzahl Tage mit<br />

Stundenmitteln über 180 µg/m 3<br />

European Environmental Agency<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Ozon und meteorologische Faktoren im Sommer<br />

Wichtigste meteorologische für die täglichen Ozonmaxima<br />

• Temperatur am Nachmittag<br />

• Anzahl Tage seit letzter Front<br />

• Strahlung am Morgen<br />

Ordóñez et al., ACP (2005)<br />

PAYERNE<br />

Ozonmaxima (ppb)<br />

Ozonmaxima (ppb)<br />

Ozonmaxima (ppb)<br />

Nachmittagstemperatur (°C) Anzahl Tage seit letzter Front Morgenstrahlung (W/m 2 )<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Warum ist das Ozon erhöht bei hohen Temperaturen?<br />

Stickoxide (Verkehr<br />

(Diesel!), Industrie)<br />

Kohlenwasserstoffe<br />

(Industrie, Verkehr,<br />

natürliche Quellen)<br />

Sonne 3<br />

2 3 hängt von den Vortagsbedingungen<br />

3. Mehr Emissionen:<br />

Evaporation und biogene<br />

2. Chemie :<br />

1. Mehr Strahlung<br />

Emissionen von Bäumen<br />

PAN NO 2 (Temperatur) ....... Zeit : einige Stunden bis mehrere Tage<br />

NO 2<br />

+ Strahlung NO + O OZON 4. ‚Memory-Effekt‘ : die<br />

Temperatur und das Ozon<br />

O + O O<br />

ab.<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Ozon im <strong>2003</strong> versus 1992-2004<br />

Ozonmaxima (ppb)<br />

Nachmittagstemperatur (°C)<br />

Ozonmaxima (ppb)<br />

Ozonmaxima (ppb)<br />

Anzahl Tage seit letzter Front Morgenstrahlung (W/m 2 )<br />

1992-<br />

2004<br />

22.6 °C<br />

2.6 Tage<br />

386 W/m 2<br />

Nachmittagstemperatur (°C) Anzahl Tage seit letzter Front Morgenstrahlung (W/m 2 )<br />

<strong>2003</strong><br />

27.3 °C<br />

3.4 Tage<br />

438 W/m 2<br />

Nachmittagstemperatur (°C)<br />

Anzahl Tage seit letzter Front<br />

Morgenstrahlung (W/m 2 )<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Ozontrends vor und nach meterologischer Korrektur<br />

Sion<br />

vorher<br />

nachher<br />

Weerswilen<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Ozonsommer <strong>2003</strong> versus 1992-2002 für verschiedene<br />

Stationen im schweizerischen Mittelland<br />

<strong>2003</strong><br />

1992 - 2002<br />

• Ozon im Jahre <strong>2003</strong> war wie die Temperatur 5 Standardabweichungen<br />

von der Norm entfernt<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Feinstaub PM10 µg/m 3 )<br />

Jahr<br />

Feinstaub und <strong>2003</strong><br />

Feinstaub PM10 µg/m 3 )<br />

Maximales Ozon (ppb)<br />

Stickoxide (Verkehr<br />

(Diesel!), Industrie)<br />

Kohlenwasserstoffe<br />

(Industrie, Verkehr,<br />

natürliche Quellen)<br />

Sonne 3<br />

Semivolatile Moleküle sind als Gas<br />

vorhanden oder sind am Aerosol<br />

adsorbiert<br />

....... Zeit : einige Stunden bis mehrere Tage<br />

OZON<br />

Sekundäre Partikel<br />

Erhöhung der Temperatur<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


The August <strong>2003</strong> Heat Wave: ozone evolution every 6h at<br />

1500m<br />

Vautard et al. (2005)<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Schlussfolgerungen<br />

• Ozon war stark erhöht im Sommer <strong>2003</strong>, wie die Temperatur<br />

etwa 5 Standardabweichungen von Norm entfernt<br />

• <strong>Der</strong> Hauptgrund für die hohen Werte, war die hohe mittlere<br />

Temperatur und die grosse Anzahl von Tagen mit hoher<br />

Temperatur<br />

• Feinstaubkonzentrationen waren auch erhöht, aber nicht so<br />

dramatisch wie Ozon.<br />

• Bei vermehrt heissen Sommern in Zukunft wird auch die<br />

Ozonkonzentration ansteigen, falls die Emissionen nicht<br />

deutlich gesenkt werden.<br />

• 10-40% der zusätzlichen Todesfälle im Sommer <strong>2003</strong> (in der<br />

Schweiz total 975) wird den erhöhten Ozon- und<br />

Feinstaubkonzentrationen zugeschrieben (Studien<br />

verschiedener Länder in Europa)<br />

July 2005 <strong>Hitzesommer</strong>


Extremer Gletscherrückgang<br />

! und tauender Permafrost <strong>2003</strong><br />

Wilfried Haeberli,<br />

Frank Paul (Satellitenbilder)<br />

Regula Frauenfelder, Martin Hoelzle, Andi Kääb,<br />

Horst Machguth, Jeannette Noetzli, Christine Rothenbühler,<br />

Daniel Vonder Mühll, Michael Zemp<br />

Glaciology and Geomorphodynamics Group<br />

Physical Geography, University of Zurich<br />

Montag, 3. Juni 2013


Morteratschgletscher<br />

August 2001<br />

C. Rothenbühler<br />

29. 6. <strong>2003</strong><br />

Montag, 3. Juni 2013


Bernina-Biancograt<br />

17.08.2002 09.08.<strong>2003</strong><br />

C. Rothenbühler<br />

Montag, 3. Juni 2013


Montag, 3. Juni 2013<br />

Murtèl/Corvatsch


www.glaziologie.de<br />

Massenbilanz Vernagtferner<br />

Montag, 3. Juni 2013


(m)<br />

0.60<br />

0.40<br />

0.20<br />

0.00<br />

-0.20<br />

-0.40<br />

-0.60<br />

Great Aletsch Glacier<br />

Average mass balance<br />

0 - 50<br />

100 - 150<br />

200 - 250<br />

300 - 350<br />

400 - 450<br />

500 - 550<br />

600 - 650<br />

700 - 750<br />

800 - 850<br />

900 - 950<br />

1000 - 1050<br />

1100 - 1150<br />

1200 - 1250<br />

1300 - 1350<br />

1400 - 1450<br />

1500 - 1550<br />

1600 - 1650<br />

1700 - 1750<br />

1800 - 1850<br />

1900 - 1950<br />

t (AD)<br />

0.7 m/a<br />

0.60<br />

Great Aletsch Glacier<br />

Average mass balance<br />

0.40<br />

0.20<br />

0.00<br />

-0.20<br />

-0.40<br />

-0.60<br />

0 - 100<br />

100 - 200<br />

200 - 300<br />

300 - 400<br />

400 - 500<br />

500 - 600<br />

600 - 700<br />

700 - 800<br />

800 - 900<br />

900 - 1000<br />

1000 - 1100<br />

1100 - 1200<br />

1200 - 1300<br />

1300 - 1400<br />

b (m)<br />

1400 - 1500<br />

1500 - 1600<br />

1600 - 1700<br />

1700 - 1800<br />

1800 - 1900<br />

1900 - 2000<br />

t (AD)<br />

J. Noetzli, M. Zemp<br />

! ±! max min 20 th 2x<br />

Step 50! ± 0.31 + 0.43 - 0.48 - 0.26 - 0.52<br />

Step 100! ± 0.25 + 0.48 - 0.53 - 0.51 - 1.02<br />

mean! ± 0.28 + 0.46 - 0.51 - 0.39 - 0.77<br />

Haeberli and Holzhauser <strong>2003</strong><br />

Alpengletscher-Massenbilanzen<br />

Montag, 3. Juni 2013


Swiss Glacier Inventory<br />

Landsat/GIS-Fusion<br />

F. Paul<br />

Alpengletscher-<br />

! Inventaranalyse<br />

Montag, 3. Juni 2013<br />

glacierized area 1970/80:! ! 2909 km 2<br />

glacier volume 1970/80:! ! ! 100 km 3<br />

sea-level equivalent:! ! ! 0.3 mm<br />

mean mass balance 1850-1970/80:! ! - 0.25 m/year<br />

mean mass balance 1980-2000:! ! - 0.65 m/year<br />

mean mass balance <strong>2003</strong> alone:! ! ca. 2.5 meters<br />

area loss 1850-1970/80:!! ! ca. 40 %<br />

volume loss 1850-1970/80:! ! ca. 50 %<br />

volume loss 1970/80-2000:! ! > 25 % of 1970/80<br />

estimated volume loss 1970/80-2025:! ca. 50 % of 1970/80<br />

estimated volume loss 1970/80-2100:! ca. 95 % of 1970/80<br />

volume loss <strong>2003</strong> alone:! ! ca. 5-10% of 2000


weltweiter Vergleich<br />

M. Zemp, R. Frauenfelder, J. Noetzli<br />

Montag, 3. Juni 2013


Gran Paradiso 1998<br />

stabil<br />

Schnee<br />

Rückzug<br />

Eiszerfall<br />

Auflösung<br />

Rückzug &<br />

Seebildung<br />

Ausapern von<br />

Felsinseln<br />

300 m Rückgang<br />

ASTER 2004<br />

120 m Rückgang<br />

Montag, 3. Juni 2013


Bernina <strong>2003</strong><br />

Montag, 3. Juni 2013


Oetztaler Alpen 1985<br />

Montag, 3. Juni 2013


ASTER 2004<br />

Ausaperung<br />

Plaine Morte<br />

Ex Taelligl.<br />

Seebildung<br />

Montag, 3. Juni 2013


Albedo-Reduktion<br />

1985 <strong>2003</strong><br />

Falschfarben<br />

0<br />

0<br />

Albedo<br />

1<br />

1<br />

Montag, 3. Juni 2013


LANDSAT<br />

H. Machguth<br />

Alpengletscher <strong>2003</strong><br />

Montag, 3. Juni 2013


TM 1985<br />

TM 1998 ASTER 2004<br />

Taelligl.<br />

E. Peguiron<br />

Eiszerfall<br />

Steingletscher<br />

Montag, 3. Juni 2013


Montag, 3. Juni 2013<br />

St. Biegger, St. Gruber


L. Trucco<br />

6.00<br />

M. Davies<br />

4.50<br />

Factor of Safety<br />

3.00<br />

a=70, b=40<br />

a=70, b=35<br />

a=60, b=35<br />

a=60, b=30<br />

1.50<br />

0<br />

-5 -4 -3 -1 0<br />

Temperature<br />

St. Biegger, St. Gruber<br />

Montag, 3. Juni 2013


-2.0<br />

-3.0<br />

-3.0<br />

-3.1<br />

24.09.1987<br />

03.08.1988<br />

01.10.1989<br />

01.09.1990<br />

23.09.1991<br />

28.08.1992<br />

23.08.1993<br />

12.09.1994<br />

16.08.1995<br />

29.08.1996<br />

15.09.1997<br />

21.08.1998<br />

31.08.1999<br />

30.08.2000<br />

05.09.2001<br />

05.09.2002<br />

24.08.<strong>2003</strong><br />

07.09.2004<br />

Tiefe [m]<br />

-4.0<br />

-5.0<br />

-6.0<br />

-7.0<br />

-8.0<br />

Max. Tiefe der Auftauschicht [m]<br />

-3.2<br />

-3.3<br />

-3.4<br />

-3.5<br />

0.2 m/10a!<br />

-9.0<br />

-3.6<br />

3<br />

2<br />

Sanetsch (6)<br />

Gemmi (1)<br />

Gemmi (4)<br />

2 °C/10a!<br />

MAGST (°C)<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 <strong>2003</strong> 2004<br />

MAGST (°C)<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Ritord (17)<br />

Mille (7)<br />

Yettes C. (3)<br />

Lapires (2)<br />

Réchy (2)<br />

-1<br />

-2<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 <strong>2003</strong> 2004<br />

20<br />

Montag, 3. Juni 2013


Eisreicher Schutt:<br />

! Bohrlochtemperaturen<br />

! ! Murtèl/Corvatsch<br />

0. 8 °C/10a<br />

0. 4 °C/10a<br />

J. Noetzli<br />

Montag, 3. Juni 2013


Bohrlochtemperaturen im<br />

! europäischen Peermafrost<br />

0<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

St. Gruber<br />

120<br />

D. Vonder Mühll<br />

140<br />

-7°C -6°C -5°C -4°C -3°C -2°C -1°C 0°C 1°C<br />

J. Noetzli<br />

Montag, 3. Juni 2013


St. Gruber<br />

14 Sensoren:<br />

0.88 mittleres R 2<br />

1.2 °C mittlere absolute<br />

Differenz der MAGT<br />

Montag, 3. Juni 2013


St. Gruber<br />

Base data: Corvatsch/Jungfraujoch, 1982-2002, MeteoSwiss<br />

St. Gruber<br />

most rock falls <strong>2003</strong><br />

Montag, 3. Juni 2013


Main messages:<br />

Montag, 3. Juni 2013<br />

<strong>Der</strong> <strong>Hitzesommer</strong> brachte eine ausserordentliche Schmelze für die Alpengletscher<br />

und damit eine Verstärkung der ohnehin schon rapiden Schwundtendenz.<br />

Die Massenverluste lagen deutlich höher als im bisherigen Rekordjahr 1998 und<br />

rund eine Grössenordnung über den mittleren jährlichen Massenverlusten des 20.<br />

Jahrhunderts.<br />

Insgesamt dürften die Alpengletscher 5 - 10% ihres verbleibenden Volumens<br />

eingebüsst haben.<br />

Starke Albedoreduktion, zunehmende Anzeichen von grossflächigem Zerfall und<br />

lokale Seebildung sind markante Folgen der beschleunigten Schwundtendenz.<br />

Die Reaktion des Permafrostes ist komplexer und weit weniger gut bekannt,<br />

insgesamt dürfte der langjährig-tiefgründige Erwärmungstrend verstärkt<br />

worden sein.<br />

Besonders grosse Auftautiefen wurden in relativ eisarmen Felspartien erreicht.<br />

Die auffällige Felssturzaktivität bei trockenem Wetter dürfte auf diese extremen<br />

Auftauprozesse zurückzuführen sein, ist aber weit weniger gut verstanden als<br />

gemeinhin angenommen wird.<br />

In eisreichem Schutt waren sowohl Erwärmung wie auch Auftautiefen deutlich<br />

aber nicht extrem (Effekt der latenten Wärme beim Schmelzen von Eis).


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Felsstürze im Hochgebirge als Folge<br />

erhöhter Temperaturen<br />

H. R. Keusen, Geologe, GEOTEST AG<br />

1) Häufung von Felsstürzen im Jahr <strong>2003</strong><br />

2) Temperaturen in Nordwänden grosser Höhe<br />

3) Entstehung von Felsstürzen<br />

4) Mögliche Entwicklung, Prognose


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Eigernordwand<br />

6.8.<strong>2003</strong>, 3200 m ü. M.<br />

17.8.<strong>2003</strong>, 3600 m ü. M.


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Mt. Blanc, Drus<br />

8.8.<strong>2003</strong>, ~ 3200 m ü. M.


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Matterhorn<br />

August <strong>2003</strong>, 3500 m ü. M.


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Mönch, NW-Wand<br />

3.9.<strong>2003</strong>, 3800 m ü. M.


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Grindelwald<br />

Mettenberg, Stieregg<br />

Felsstürze seit 2000<br />

2800 m ü. M.


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Grindelwald<br />

Breitlouwina<br />

11.8.<strong>2003</strong>,<br />

2600 m ü. M.


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Felsstürze <strong>2003</strong>: Was fällt auf?<br />

• Ausbrüche in Höhen oberhalb 2800 m ü. M.,<br />

meist weit über 3000 m ü. M.<br />

• Ausbrüche häufig aus nördlich exponierten<br />

Felswänden<br />

• Grosse Kubaturen > 100 m 3


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Temperaturen im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Messstelle<br />

Eigernordwand<br />

2880 m ü. M.


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Eigerwand, 2880 m ü. M., Lufttemperatur<br />

Temperatur-Tagesgang 11. August <strong>2003</strong><br />

Temp. [°C]<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

T max<br />

19.93 °C<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0:00 2:00 4:00 6:00 8:00 10:00 12:00 14:00 16:00 18:00 20:00 22:00 0:00<br />

Tageszeit


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Eigerwand, 2880 m ü. M., Lufttemperatur<br />

Vergleich Wärmeinput 2002/<strong>2003</strong>/2004<br />

Anzahl Anzahl Stunden Stunden<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

2002 <strong>2003</strong> 2004<br />

> 6 °C<br />

> 9 °C<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Felstemperaturen Sphinx Nordwand,<br />

3600 m ü. M.<br />

N<br />

T12<br />

(- 3 m)<br />

3'575 m ü. M.<br />

S


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Felstemperaturen Sphinx Nordwand,<br />

3600 m ü. M.<br />

Temperatur [C°]<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

+ 0.8 °C<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 <strong>2003</strong> 2004 2005 2006


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Wie sind diese Ereignisse<br />

felsmechanisch zu erklären?<br />

Klufteis<br />

auftauend =<br />

Wasserdruck<br />

(10 m = 1 bar)<br />

behinderter<br />

Abfluss


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsdeformation [mm]<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Pfeiler Eigerwand<br />

Messungen Felsdeformation und Temperatur<br />

2.50<br />

2.00<br />

1.50<br />

1.00<br />

0.50<br />

Felsdeformation<br />

Felstemperatur<br />

14.00<br />

12.00<br />

10.00<br />

8.00<br />

6.00<br />

4.00<br />

2.00<br />

Temp. [°C]<br />

0.00<br />

0.00<br />

-2.00<br />

-0.50<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 <strong>2003</strong><br />

-4.00


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Matterhorn, Liongrat, , ~ 3800 m ü. M.<br />

Felssturz August <strong>2003</strong>


Proclim / Forum 7.7.2005<br />

Felsstürze im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Was lehrt uns der <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong>?<br />

• Hohe Temperaturen können Felsstürze in grosser<br />

Höhe auslösen.<br />

• Betroffen sind vor allem nördlich exponierte<br />

Felswände in Höhen oberhalb 2800 m ü. M.,<br />

welche bis vor kurzem durch Permafrost konserviert /<br />

versiegelt waren.<br />

• Im Zuge der Klimaerwärmung wird es gehäuft zu<br />

Ereignissen wie <strong>2003</strong> kommen.


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Deuxième niveau<br />

Troisième niveau<br />

Quatrième niveau<br />

Cinquième niveau<br />

Grundwasser auf dem Prüfstand<br />

Ronald Kozel, Marc Schürch<br />

Bundesamt für Wasser und Geologie, Sektion Hydrogeologie<br />

Forum zum <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

7. Juli 2005 in Bern<br />

ProClim, <strong>OcCC</strong>, ACP,<br />

GeoForumCH


2/25<br />

Das Schweizer Grundwasser<br />

- Presseschlagzeilen im Sommer <strong>2003</strong> -<br />

Berauschender Überfluss<br />

(<strong>Der</strong> Bund 29. Juli)<br />

Trinkwasser geht nicht aus<br />

(Aargauer Zeitung 28. Juni)<br />

Es hat noch genug Grundwasser<br />

(Schweizer Bauer 11. August)<br />

Grundwasser-Vorräte noch nicht in Not<br />

(St.Galler Tagblatt 14. August)<br />

Restriction d‘eau<br />

(La Presse 14. August)<br />

Grundwasserspiegel so tief wie noch nie<br />

(Solothurner Zeitung 20. August)<br />

Wassermangel auf Alpweiden<br />

Linderung durch Helikopter und Gewitter<br />

(<strong>Der</strong> Bund 23. August)<br />

Nullpunkt ist bald erreicht<br />

(<strong>Der</strong> Toggenburger 13. August)<br />

Auch der Rislauhoger trocknet aus<br />

(<strong>Der</strong> Bund 27. August)<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


3/25<br />

Das Schweizer Trink-/Grundwasser<br />

– ungleich verteilt und ungleich beschaffen<br />

83 % des Trinkwassers<br />

stammen aus Grundwasser<br />

- 44% aus Quellen<br />

- 39% aus Förderbrunnen<br />

17 % aus Seewasser z.B.<br />

- Zürich<br />

- Lausanne<br />

- Genf<br />

- Biel<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


4/25<br />

Das Schweizer Trink-/Grundwasser<br />

– ungleich verteilt und ungleich beschaffen<br />

Hydrogeologische Verhältnisse bestimmen<br />

die Aufenthaltszeit im Grundwasser<br />

- Lockergesteine<br />

- Karst<br />

- Kluft<br />

- meist oberflächennah / selten tief<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


5/25<br />

Grosse Lockergesteins-Grundwasserleiter<br />

• 6% der Landesfläche<br />

• 40% des Trinkwasserverbrauchs<br />

• ausschliesslich Förderbrunnen<br />

• langsamer Grundwasserfluss, ergiebig<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


6/25<br />

Karst-Grundwasserleiter<br />

- 16% der Landesfläche<br />

- 20% des Trinkwasserverbrauchs<br />

- ausschliesslich Quellfassungen<br />

- schneller Grundwasserfluss, periodisch ergiebig<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


7/25<br />

Kluft-Grundwasserleiter<br />

- 78% der Landesfläche (unter Deckschichten)<br />

- 20% des Trinkwasserverbrauchs<br />

- ausschliesslich Quellfassungen<br />

- variabler Grundwasserfluss, wenig ergiebig<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


8/25<br />

Das Schweizer Trink-/Grundwasser<br />

– ungleich verteilt und ungleich beschaffen<br />

Niederschlagsverteilung und hydrologische Regime<br />

prägen die Grundwasser-Neubildung<br />

Infiltration<br />

aus<br />

Fliessgewässern<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


9/25<br />

Beobachtung der Grundwasserquantität<br />

Wo?<br />

„Flache“<br />

Quelle<br />

„Tiefe“<br />

Quelle<br />

Grundwasserbrunnen<br />

Piezometer<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


10/25<br />

Entwicklung der Grundwasserstände und<br />

Quellschüttungen im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

(und danach) am Beispiel typischer<br />

Grundwasserleiter der Schweiz<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


11/25<br />

Grundwasserfliessregime in Talschottern<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


12/25<br />

Lockergesteins-Grundwasserleiter mit alpinem Fliessregime<br />

Piezometer<br />

Maienfeld (GR)/<br />

Rheinschotter<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


13/25<br />

Hohe Grundwasserstände im Sommer<br />

<strong>2003</strong>: ab Sommer nahe langjährigem Minimum<br />

2004: Grundwasserstände ganzjährig unter dem<br />

langjährigen Mittelwert<br />

Piezometer<br />

Maienfeld (GR)/<br />

Rheinschotter<br />

Maximum<br />

2005<br />

2004<br />

Mittel<br />

<strong>2003</strong><br />

Minimum<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


14/25<br />

Lockergesteins-Grundwasserleiter mit mittelländischem<br />

Fliessregime<br />

Piezometer<br />

Nebikon (LU),<br />

Wiggerschotter<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


15/25<br />

<strong>2003</strong>: stetig sinkende Grundwasserstände<br />

ab Frühsommer<br />

2004: mittlere Grundwasserstände<br />

Piezometer<br />

Nebikon (LU),<br />

Wiggerschotter<br />

Maximum<br />

2005<br />

2004<br />

Mittel<br />

<strong>2003</strong><br />

Minimum<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


16/25<br />

Lockergesteins-Grundwasserleiter mit südalpinem<br />

Fliessregime<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand<br />

Piezometer<br />

Lamone (TI),<br />

Vedeggio-Schotter


17/25<br />

<strong>2003</strong>: ab Sommer sehr tiefe Grundwasserstände<br />

2004: mittlere Grundwasserstände<br />

Piezometer<br />

Lamone (TI),<br />

Vedeggio-Schotter<br />

Maximum<br />

2005<br />

2004<br />

<strong>2003</strong><br />

Mittel<br />

Minimum<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


18/25<br />

Langsam reagierender Lockergesteins-Grundwasserleiter<br />

Piezometer<br />

Niederbipp (BE),<br />

Gäu-Grundwasserleiter<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


19/25<br />

<strong>2003</strong>: hohe bis mittlere Grundwasserstände<br />

2004: sehr tiefe Grundwasserstände<br />

Piezometer<br />

Niederbipp (BE)<br />

<strong>2003</strong><br />

Maximum<br />

2004<br />

Mittel<br />

2005<br />

Minimum<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


20/25<br />

Karst-Grundwasserleiter<br />

Areusequelle,<br />

St-Sulpice (NE)<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


21/25<br />

<strong>2003</strong>: geringe Quellschüttung im Sommer,<br />

aber konstanter Niedrigwasserabfluss<br />

2004: schneller Rückgang der<br />

Quellschüttung nach Niederschlägen<br />

Areusequelle<br />

St-Sulpice (NE)<br />

Maximum<br />

2005<br />

<strong>2003</strong><br />

2004<br />

Mittel<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


22/25<br />

Absehbare Auswirkungen auf das Grundwasser bei<br />

Häufung von <strong>Hitzesommer</strong>n und den gängigen<br />

Klimaszenarien (Prozesse)<br />

• Verstärkte Grundwasserneubildung im Winter infolge vermehrten<br />

Niederschlags als Regen<br />

• Geringere Grundwasseranreicherung im Frühling/Sommer infolge<br />

schwächerer Schnee- und Gletscherschmelze<br />

• Geringere Grundwasseranreicherung im Sommer und Herbst<br />

infolge zunehmender Trockenperioden<br />

• Zunehmende Grundwassernutzung im Sommer, insbesondere<br />

infolge steigendem Brauchwasserverbrauch in der Landwirtschaft<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


23/25<br />

Absehbare Auswirkungen auf das Grundwasser bei<br />

Häufung von <strong>Hitzesommer</strong>n und den gängigen<br />

Klimaszenarien (Fazit)<br />

• Drastischer Rückgang der Quellschüttung bei oberflächennahen<br />

Quellen mit kleinem Einzugsgebiet<br />

(können im Sommer und Herbst versiegen)<br />

• Starke Auswirkungen auf Grundwasservorkommen in Talschottern<br />

mit mittelländischem Fliessregime<br />

(markant sinkende Grundwasserstände im Sommer und Herbst)<br />

• Vorerst schwache Auswirkungen auf Grundwasservorkommen in<br />

Talschottern mit alpinem Fliessregime<br />

(leicht sinkende Grundwasserstände)<br />

• Rückgang der Grundwasserstände in tiefen Grundwasserleitern<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


24/25<br />

Von solchen Schlagzeilen werden wir jedoch trotzdem<br />

vorerst verschont bleiben:<br />

La sécheresse la plus grave<br />

depuis 50 ans en France<br />

Le Temps 14.04.2005<br />

Spanien leidet unter<br />

der Rekorddürre<br />

Tagesanzeiger 29.06.2005<br />

Eau. L‘Espagne est complètement à sec<br />

Tribune de Genève 15.06.2005<br />

Dürre im Mittelmeerraum:<br />

Regenfabrik soll helfen<br />

20 Minuten 29.06.2005<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


25/25<br />

Das aktuelle Bulletin der Grundwasserstände<br />

und Quellschüttungen in der Schweiz finden<br />

Sie jeweils unter<br />

www.bwg.admin.ch<br />

www.bwg.admin.ch/themen/geologie/d/gwbt.htm<br />

ProClim-Forum Bern, 07.07.05 - Grundwasser auf dem Prüfstand


Abweichung der pflanzenbaulichen<br />

Erträge <strong>2003</strong>:<br />

Nationale und regionale Unterschiede<br />

Jürg Fuhrer<br />

Agroscope FAL Reckenholz<br />

Eidg. Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau<br />

Lufthygiene/Klima<br />

Zürich<br />

Montag, 3. Juni 2013<br />

06/03/13 Page


Gewinner und Verlierer<br />

Optimale Witterung im Frühjahr bescherte<br />

dem Gemüsebau Rekordernten<br />

Rekordtemperaturen und Niederschlagsmangel<br />

im Sommer verursachten Ernteausfälle<br />

im Ackerbau und Futtermangel in<br />

der Tierhaltung<br />

Sehr gute Bedingungen im Herbst<br />

begünstigten den Weinbau<br />

Montag, 3. Juni 2013


Empfindliche Phase der Ertragsbildung<br />

Blühstadium<br />

Trockenheit<br />

Das Risiko von Ertragsverlusten infolge Trockenheit ist bei<br />

Ackerkulturen mit empfindlichen Stadien zwischen Mitte Mai und<br />

Ende Juni besonders hoch.<br />

06/03/13/Seite 3<br />

Montag, 3. Juni 2013


Ertragsabweichungen in der Schweiz<br />

Abweichung im Ertrag<br />

(<strong>2003</strong> in % des Mittels 1991-99)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

Montag, 3. Juni 2013<br />

Winterweizen<br />

Sommerweizen<br />

Wintergerste<br />

Sommergerste<br />

Körnermais<br />

Heu Kunstwiese<br />

Heu Naturwiese<br />

Emd Kunstwiese<br />

Emd Naturwiese<br />

Silomais<br />

Kantonale Daten von<br />

AG, BE, BL, FR, LU,<br />

SG, SH, TG, VD, ZH<br />

Keller & Fuhrer, 2004


Regionale Ertragsunterschiede<br />

Winterweizen<br />

Kunstwiese 2. Schnitt<br />

Montag, 3. Juni 2013


Berechnete Bodenfeuchte<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

August<br />

September<br />

trocken<br />

feucht<br />

Keller & Fuhrer, 2004<br />

Montag, 3. Juni 2013


Regionale Ertragsunterschiede<br />

Kantonale Ertragsdaten für Winterweizen von 1975-<strong>2003</strong><br />

Blau: Standardabweichung 1975-2002 (E’), Gelb: Anomalie <strong>2003</strong> (!), Grün: normalisierte<br />

Anomalie (E’/!). Daten sind ohne Trend<br />

Ertrag, dt/ha<br />

8<br />

4<br />

0<br />

-4<br />

-8<br />

-12<br />

-16<br />

! E’/! E'<br />

NE FR SH GE JU SO AG BL BE TG ZH GR VD LU ZG SG<br />

Keller & Fuhrer, 2004<br />

Montag, 3. Juni 2013


Montag, 3. Juni 2013<br />

Erträge <strong>2003</strong> in Europa


Montag, 3. Juni 2013<br />

Erträge <strong>2003</strong> in Europa


Erträge im Obstbau<br />

Äpfel:<br />

Tiefe Erträge in der ganzen Schweiz (ausser in der VD).<br />

Besonders im Nordwesten und Norden der Schweiz bis SH lagen<br />

die Erträge <strong>2003</strong> nur bei knapp 20% des Durchschnitts von<br />

1990-2000.<br />

Birnen:<br />

In vielen Kantonen lagen die Erträge über dem Durchschnitt von<br />

1990-2000, und höher als 2004.<br />

Zwetschgen:<br />

Gute Ernte, etwas höher als 2004<br />

Kirschen:<br />

Schlechte Ernte im Vergleich zu 2004<br />

Montag, 3. Juni 2013


Qualitätsverluste im Obstbau<br />

Die Früchte haben eine mangelnde Reifung<br />

und sind zu klein<br />

28.5.2004 - Bern - Das Angebot von Gala-Äpfeln im Handel ist<br />

sehr stark reduziert. In den Kühlräumen sind zuhauf verfaulte,<br />

zerplatzte und überreife Früchte gefunden worden. Für die<br />

ungewohnten Schäden ist die Hitzewelle <strong>2003</strong> verantwortlich...<br />

... Bei den andern Lagersorten sei die Konservierung gut und<br />

die geschmackliche Qualität sei im Allgemeinen sogar besser<br />

als in den vorangehenden Jahren.<br />

Montag, 3. Juni 2013


Montag, 3. Juni 2013<br />

Schäden an Wiesen


Gemessene Bodenfeuchte und NEE*<br />

Grasland mit intensiver oder extensiver Bewirtschaftung<br />

Oensingen<br />

SWC [Vol-%] ; rain [mm/d]<br />

60<br />

rain<br />

50<br />

SWC (-30cm)<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Jan 2002 Jan <strong>2003</strong> Jan 2004<br />

Ammann C. et al, subm.<br />

NEE: Net Ecosystem Exchange<br />

Montag, 3. Juni 2013


NEE von Grasland<br />

(!mol CO 2 m -2 s -1 )<br />

SINK<br />

SOURCE<br />

Montag, 3. Juni 2013


Fazit für die CH Landwirtschaft<br />

Die Ernteerträge lagen um durchschnittlich 20% zu tief<br />

Einkommensverlust der Landwirte ca. 500 Mio SFr<br />

(Bundesamt für Landwirtschaft)<br />

Massnahmen des Bundes<br />

Schrittweise Aufhebung der Grenzabgaben für Heu und<br />

Silofutter zur Erleichterung des Imports<br />

Erleichterungen beim Anbau von Biofutter und bei der<br />

Bewirtschaftung der Wiesen<br />

Ausgleich bei den Direktzahlungen aufgrund niedriger<br />

Tierbestände und Betriebsunterstützung in Härtefällen<br />

Fazit: Als Einzeljahr hatte <strong>2003</strong> keine nachhaltigen<br />

Auswirkungen auf die Landwirtschaft in der Schweiz<br />

Montag, 3. Juni 2013


EINFLUSS AUF DIE<br />

PFLANZENENTWICKLUNG<br />

Forum zum <strong>Hitzesommer</strong><br />

<strong>2003</strong><br />

7. Juli 2005<br />

Claudio Defila,<br />

MeteoSchweiz


Phänologie:<br />

Ein Beispiel aus der Phyto-Biometeorologie<br />

Wetter/Klima<br />

Menschen<br />

Tiere<br />

Pflanzen


Pflanzenphänologie<br />

Im Jahresablauf periodisch<br />

wiederkehrende Wachstums- und<br />

Entwicklungserscheinungen der<br />

Pflanzen<br />

Phaenophasen<br />

Blüte Blattentfalt Fruchtreife Blattverf. Blattfall


Pflanzenphänologie in der Schweiz<br />

! Phänologische Beobachtungen seit 1951<br />

! 160 Beobachtungsstationen<br />

! 26 verschiedene Pflanzenarten<br />

! 69 Phänophasen


Pflanze und Umwelt


Einfluss der Temperatur auf den<br />

phänologischen Frühling<br />

Frühlingsbeginn Anomalie (Tage)<br />

Temperatur<br />

R = - 0.94<br />

Jahre


BLÜTE DER KIRSCHEN IN JAPAN<br />

SEIT 705


Blattausbruch der Rosskastanie von<br />

Genf


Blattausbruch der Rosskastanie in Genf<br />

seit 1808


Aus den Witterungsberichten der<br />

MeteoSchweiz<br />

! November 2002: Milde Luftmassen sorgten für einen<br />

Wärmeüberschuss.<br />

! Dezember 2002: <strong>Der</strong> Dezember war viel zu warm. Vor<br />

allem die zweite Monatshälfte zeigte sich frühlingshaft<br />

mild.


Temperatur-Trend Winterhalbjahre 1864-<strong>2003</strong><br />

Niederungen der Alpennordseite: + 1.5 °C / 100 Jahre<br />

Temperatur der Winterhalbjahre in den Niederungen der Alpennordseite<br />

Mittel der Stationen Basel, Bern, Genf und Zürich<br />

(Bader, 2004)


Blüte der Kirschen in Liestal seit 1894


Markante Witterungssprünge<br />

Tagesmittel-Temperatur Zürich <strong>2003</strong><br />

Anfang April <strong>2003</strong>: Minimumtemperaturen im Mittelland auf den für<br />

April seltenen Tiefwerten von -3 bis -5 °C<br />

Anfang Mai <strong>2003</strong>:<br />

- Hochsommerliche Tagesmittel-Temperaturen<br />

- Maximumtemperaturen im Bereich der Hitzegrenze von 30 °C<br />

Massiver Wintereinbruch im Oktober, Schnee z.T. bis in die Niederungen<br />

(Bader, 2004)


Temperatur-Trend Sommerhalbjahre 1864-<strong>2003</strong><br />

Niederungen der Alpennordseite: + 0.7 °C / 100 Jahre<br />

Temperatur der Sommerhalbjahre in den Niederungen der Alpennordseite<br />

Mittel der Stationen Basel, Bern, Genf und Zürich<br />

(Bader, 2004)


Phänologische Spätfrühlings- und<br />

Sommerphasen<br />

! Vollblüte Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) (22 Stationen)<br />

! Vollblüte Margerite (Leucanthemum vulgare) (28 Stationen)<br />

! Vollblüte Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) (22 Stationen)<br />

! Vollblüte Sommerlinde (Tilia platyphyllos) (14 Stationen)<br />

! Vollblüte Winterlinde (Tilia cordata) ( 9 Stationen)<br />

! Vollblüte Weinrebe (Vitis vinifera) ( 8 Stationen)<br />

! Fruchtreife Vogelbeere (Sorbus aucuparia) (19 Stationen)


Phänologische Herbstphasen<br />

! Vollblüte Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) (17 Stationen)<br />

! Blattverfärbung Buche (Fagus sylvatica) (22 Stationen)<br />

! Blattverfärbung Rosskastanie (Aesculus hipp.) (19 Stationen)<br />

! Blattfall Buche (Fagus sylvatica) (21 Stationen)<br />

! Blattfall Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) (17 Stationen)<br />

! Weinlese (7 Stationen)


Statistik


Klassierungen im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Phänologischer Spätfrühling und Sommer<br />

<strong>2003</strong><br />

Anzahl Fälle<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

sehr früh früh normal spät sehr spät


Rekorde <strong>2003</strong> in der Zeitperiode<br />

1951-<strong>2003</strong><br />

! Vollblüte Rosskastanie 5 von 22 Zeitreihen<br />

! Vollblüte Margerite 5 von 28 Zeitreihen<br />

! Vollblüte Schwarzer Holunder 6 von 22 Zeitreihen<br />

! Vollblüte Sommerlinde 5 von 14 Zeitreihen<br />

! Vollblüte Winterlinde 6 von 9 Zeitreihen<br />

! Vollblüte Weinrebe 4 von 8 Zeitreihen<br />

! Fruchtreife Vogelbeere 6 von 19 Zeitreihen<br />

! Total 37 von 122<br />

Zeitreihen<br />

! 30% neue Rekorde im Jahr <strong>2003</strong>


Beispiele extrem früher Eintrittstermine<br />

bei der Blüte der Sommerlinden<br />

Mittel <strong>2003</strong><br />

! Sargans (480 m/M) 21. Juni 29. Mai<br />

! Liestal (350 m/M) 20. Juni 9. Juni<br />

! Sarnen (500 m/M) 23. Juni 10. Juni<br />

! Wyssachen (850 m/M) 30. Juni 10. Juni<br />

! Andeer (985 m/M) 10. Juli 19. Juni


Trends im <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong><br />

Verfrühung pro Phaenophase <strong>2003</strong>,<br />

Sommer<br />

VB Winterlinde<br />

VB Weinrebe<br />

VB Sommerlinde<br />

VB Schw. Holunder<br />

FR Vogelbeere<br />

VB Rosskastanie<br />

VB Margerite<br />

-25 -20 -15 -10 -5 0


Vollblüte der Winterlinde in Witikon (ZH)<br />

Vollblüte der Winterlinde in Witikon<br />

1965-2004<br />

Tage seit Jahresbeginn<br />

230<br />

220<br />

210<br />

200<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

1965<br />

1968<br />

1971<br />

1974<br />

1977<br />

1980<br />

1983<br />

1986<br />

1989<br />

1992<br />

1995<br />

1998<br />

2001<br />

2004


Vollblüte der Winterlinde in Witikon (ZH)<br />

Abweichungen von der Norm der<br />

Winterlinde in Witikon, 1965-2004<br />

Tage<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

1965<br />

1968<br />

1971<br />

1974<br />

1977<br />

1980<br />

1983<br />

1986<br />

1989<br />

1992<br />

1995<br />

1998<br />

2001<br />

2004


Klassierungen im Herbst <strong>2003</strong><br />

Phaenologischer Herbst <strong>2003</strong><br />

50<br />

Anzahl Fälle<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

sehr früh früh normal spät sehr spät


Rekorde <strong>2003</strong> in der Zeitperiode<br />

1951-<strong>2003</strong><br />

! Vollblüte Herbstzeitlose 6 von 17 Zeitreihen<br />

! Blattverfärbung Buche 3 von 22 Zeitreihen<br />

! Blattverfärbung Rosskastanie 5 von 19 Zeitreihen<br />

! Blattfall Buche 0 von 21 Zeitreihen<br />

! Blattfall Rosskastanie 2 von 12 Zeitreihen<br />

! Weinlese 5 von 7 Zeitreihen<br />

! Total 21 von 103 Zeitreihen<br />

! 20% neue Rekorde im Jahr <strong>2003</strong>


Trends nach dem <strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong> im<br />

Herbst<br />

Verfrühung/Verspätung pro<br />

Phaenopase <strong>2003</strong>, Herbst<br />

Weinlese<br />

VB Herbstzeitlose<br />

BV Rosskastanie<br />

BF Rosskastanie<br />

BV Buche<br />

BF Buche<br />

-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10


Beispiele extrem früher Weinlese<br />

Mittel <strong>2003</strong><br />

! Cartigny (400 m/M) 5.10. 12.9.<br />

! Vira (210 m/M) 3.10. 15.9.<br />

! Leytron (480 m/M) 8.10. 17.9.<br />

! Rafz (515 m/M) 15.10. 22.9.


Die Gräserpollensaison <strong>2003</strong><br />

! Gräserpollensaison in Zürich <strong>2003</strong>: sehr kurz aber intensiv<br />

28 Tage mit starker Belastung (Mittel 24 Tage)<br />

350<br />

300<br />

12.5. – 30.6.<br />

19.5. – 14.7.<br />

250<br />

200<br />

150<br />

<strong>2003</strong><br />

Mean 89-03<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1.4.<br />

10.4.<br />

20.4.<br />

1.5.<br />

10.5.<br />

20.5.<br />

31.5.<br />

10.6.<br />

20.6.<br />

30.6.<br />

10.7.<br />

20.7.<br />

31.7.<br />

10.8.<br />

20.8.<br />

1.9.<br />

10.9.<br />

20.9.<br />

30.9.


Historische Beobachtungen aus einem<br />

Tagebuch<br />

! 1. Januar 1873: Blühende Schlüsselblumen in<br />

der Lenk<br />

! 2. Januar 1912: Im Aargau ein Fuder Gras<br />

gemäht<br />

! 12. März 1912: Auf dem Markt in St. Gallen die<br />

ersten Erdbeeren per Stück<br />

Fr. -.50


Bauernregeln (Malberg <strong>2003</strong>)<br />

! Im Jahr 1420 war der Winter und das Frühjahr so<br />

gelind, dass im März die Bäume schon blühten.<br />

Im April hatte man schon zeitige Kirschen, und<br />

der Weinstock blühte. Im Mai gab es schon<br />

ziemliche Trauben-Beerlein.


Schlussfolgerung<br />

<strong>Der</strong> Hitzsommer <strong>2003</strong> hat die Vegetationsentwicklung stark<br />

beeinflusst. Doch war der Einfluss nicht nachhaltig. 2004 hat<br />

sich die Vegetation wieder normal entwickelt. Mehrere solche<br />

Extremereignisse könnten aber die Biosphäre stark<br />

schädigen.<br />

<strong>Der</strong> Sommer <strong>2003</strong> hat den Trend bei den phänologischen<br />

Zeitreihen bestätigt und verstärkt.


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit


ProClim Forum ‚<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong>‘ Bern, 7. Juli 2005<br />

Gesundheit: Freud und Leid<br />

in der Hitze<br />

Charlotte Braun-Fahrländer Institut<br />

für Sozial- und Präventivmedizin<br />

Universität Basel


Gesundheitsrisiken als Folgen der<br />

Klimaveränderung<br />

!<br />

!<br />

!<br />

!<br />

Direkte Wirkungen von extremen Temperaturen und<br />

Wetterereignissen<br />

Indirekte Wirkungen als Folge von Störungen der<br />

Ökosysteme wie<br />

- Verbreitung von Parasiten,<br />

- Wasser- und nahrungsmittelgetragene Infektionskrankheiten,<br />

- Nahrungsmittelproduktion<br />

Indirekte Wirkungen auf Gesundheitswesen durch<br />

soziale, demographische und ökonomische<br />

Auswirkungen der Klimaveränderung<br />

Grosse Unsicherheit in Prognosen über zukünftige<br />

Gesundheitseffekte


<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong> in der<br />

Schweiz


Wärmeregulation des Menschen<br />

• Thermoregulation = autonomes Regelsystem mit<br />

Kälte- und Wärmerezeptoren<br />

• Hitze: verstärkte Durchblutung (Vasodilatation)<br />

grosser Oberflächen, rückfliessendes Blut ‚kühlt‘<br />

Körperkern (bei Kälte gegenläufiger Prozess)<br />

• Wärmeabgabe trocken über Abstrahlung, feucht<br />

über Verdunstung (Schweiss)<br />

• Hitze: vermehrte Beanspruchung des<br />

Herzkreislaufsystems (Blutdruckanstieg, erhöhte<br />

Atem- und Herzfrequenz)


<strong>Hitzesommer</strong> <strong>2003</strong> in der Schweiz<br />

Sterblichkeit 1990-2002 versus <strong>2003</strong><br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

jahr03<br />

jahr90-02


Unterschiede nach Regionen<br />

Differenz: beobachtet – erwartet in %<br />

%<br />

Übersterblichkeit im Sommer <strong>2003</strong><br />

Übersterblichkeit in %<br />

Zusätzliche<br />

Todesfälle<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

*<br />

6,7<br />

*<br />

7,1<br />

2,1<br />

10,2<br />

7,9<br />

1<br />

Schweiz NordCH SüdCH Stadt Agglom. Land<br />

975 960 15 387 544 44<br />

*<br />

*


Übersterblichkeit im Sommer <strong>2003</strong><br />

Übersterblichkeit in %<br />

Zusätzliche<br />

Todesfälle<br />

Unterschiede nach Alter<br />

Differenz: beobachtet – erwartet in %<br />

%<br />

**<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3,8<br />

5<br />

3,3<br />

8,8<br />

20-39 40-59 60-79 80+<br />

13 70 161 659<br />

*


Übersterblichkeit Juni-August <strong>2003</strong><br />

in grösseren Städten<br />

Übersterblichkeit in %<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

% *<br />

*<br />

24,3<br />

17,4<br />

1,7<br />

13,5<br />

4,8<br />

-3<br />

Basel Bern Genf Lausanne Lugano Zürich<br />

*


Übersterblichkeit in den Städten in einzelnen Monaten<br />

Basel<br />

Bern<br />

Genf<br />

Lausanne<br />

Lugano<br />

Zürich<br />

Juni Juli August


Meteorologische Verhältnisse in<br />

Innerstädten<br />

Basel<br />

Bern<br />

Genf<br />

Lausanne<br />

Lugano<br />

Zürich<br />

Max.<br />

Temperatur<br />

nachts °C<br />

22.9<br />

22.9<br />

25.0<br />

24.6<br />

25.1<br />

24.6<br />

Max.<br />

Temperatur<br />

tag °C<br />

37.3<br />

36.0<br />

38.4<br />

35.8<br />

35.3<br />

37.3<br />

Anzahl Tage<br />

>30°C Tag +<br />

>20°C Nacht<br />

13<br />

1<br />

22<br />

1<br />

1<br />

1


Temperatur- und Ozonverlauf <strong>2003</strong><br />

am Beispiel Payerne<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Jan<br />

Fe<br />

Ma<br />

Apr<br />

Mai<br />

Jun<br />

Jul<br />

Au<br />

Se<br />

Okt<br />

Nov<br />

De<br />

Ozonmaxima<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

Monate <strong>2003</strong><br />

Ozon<br />

Temperatur


Zusammenfassend <strong>Hitzesommer</strong><br />

<strong>2003</strong> Schweiz<br />

¬ Erhöhte Sterblichkeit v.a. in Städten und<br />

Agglomerationen der Alpennordseite und bei<br />

betagten Personen<br />

¬ Kombination von hohen Temperaturen am Tag<br />

und nachts v.a. in Basel und Genf<br />

¬ Erhöhte Sterblichkeit nicht alleine durch<br />

vorzeitigen Tod von ohnehin Schwerkranken<br />

erklärt (‚Sensemann-Effekt)<br />

¬ Gleichzeitig erhöhte Ozonbelastung für 20-30%<br />

der Übersterblichkeit verantwortlich<br />

¬ Hitzewarnsysteme und präventive Massnahmen<br />

der Kantone notwendig


Opfer von Hitzwellen<br />

• Ältere Menschen und Personen mit<br />

vorbestehenden Krankheiten<br />

– Körperliche Anpassung an Hitze reduziert<br />

– Reduziertes Durstgefühl (Flüssigkeitsmangel)<br />

– Medikamente die Flüssigkeitsverlust verstärken<br />

– Altersbedingte Beeinträchtigung, individuelles Verhalten<br />

anzupassen<br />

• Kleinkinder<br />

• Personengruppen, die Verhalten der Hitze nicht<br />

anpassen oder der Hitze ausweichen können<br />

– Alleinstehende, sozial isolierte und bettlägerige<br />

Menschen<br />

– Personen mit niedrigem Einkommen<br />

– Psychisch Kranke


Verhaltensempfehlungen bei Hitze<br />

(WHO)<br />

¬ Ausreichend Flüssigkeit<br />

¬ Innenräume am Morgen gut lüften, dann<br />

Sonneneinstrahlung vermeiden (Fensterläden)<br />

¬ Schattenplätze, gekühlte Räume aufsuchen<br />

¬ Kleidung anpassen (leicht, hell, bequem)<br />

¬ Wenig alkoholische, koffeinhaltige, stark gesüsst<br />

oder sehr kalte Getränke<br />

¬ Klimatisierung der Räume mit Ventilatoren oder<br />

Klimaanlage<br />

¬ > 35°C wirken Ventilatoren kaum mehr, dann kalte<br />

Dusche oder Bad<br />

¬ Niemanden in geschlossenem Fahrzeug lassen<br />

¬ Mit älteren oder einsamen Personen vermehrt Kontakt<br />

aufnehmen


Indirekte Klimawirkungen


Zecken und Zeckenübertragene<br />

Krankheiten in der Schweiz<br />

¬ Zecken können nebst Virus auch Bakterium<br />

(Borrelia burgdorferi) auf Menschen übertragen<br />

¬ CH: 5-30% der Zecken mit Borrelia infisziert<br />

¬ Jährlich ca. 3000 Fälle von Borreliose<br />

95 Fälle von Zeckenencephalitis (Impfung)<br />

¬ Endemiegebiete: TG, SG, LU, ZG, AG,<br />

Ansteckung bei Freizeitaktivitäten<br />

¬ Wirkung von Klimaerwärmung:<br />

– Sukzessive Verschiebung der Zeckenausbreitung nach<br />

Norden und in die Höhe<br />

– tiefe Lagen der CH könnten bei 2-3°C<br />

Temperaturzunahme Zeckenfrei werden


Zeckenübertragene<br />

Hirnhautentzündungen ndungen in der Schweiz


Klima und wasserbedingte<br />

Infektionen<br />

¬ In wohlhabenden Ländern Trinkwasserqualität<br />

gut, sporadische Ausbrüche von<br />

trinkwasserbedingten Infektionen<br />

¬ Wasserknappheit zwingt in armen Ländern zu<br />

Konsum von kontaminiertem Trinkwasser<br />

¬ Wasserknappheit: Klimaerwärmung wird für 20%<br />

der Zunahme verantwortlich gemacht (UNO-<br />

Schätzung)<br />

¬ Überflutungen in armen Ländern mit Trinkwasserbedingten<br />

Infekten assoziiert<br />

¬ Vermehrter Planktonbildung (Algen), direkt<br />

infektiös oder Reservoir z.B. für Cholera


Temperatur und nahrungsmittel-<br />

bedingten Krankheiten<br />

¬ Hohe Temperaturen verbessern<br />

Vermehrungsbedingungen von Bakterien in<br />

Lebensmitteln (z.B. Salmonellen, Coli-Stämme)<br />

¬ Studien belegen deutlichen Zusammenhang<br />

zwischen Temperatur und Auftreten<br />

nahrungsmittelbedingten Magendarminfektionen<br />

¬ Deutlich mehr ‚Lebensmittelvergiftungen‘ in den<br />

Sommermonaten<br />

¬ Vermehrte Beachtung der Lagerung von<br />

Nahrungsmitteln (Kühlkette) insbesondere<br />

Fleisch(produkte), Geflügel, Eier


Saisonales Muster der gemeldeten<br />

Salmonellenfälle lle (1990-2000)<br />

Kovats et al. Epidemiol. Infect. . 2004


Beziehung Temperatur - Salmonellenfälle<br />

lle<br />

Kovats et al. Epidemiol. Infect. . 2004

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