5 1 Einleitung 1.1 Pflanzliche Sekundärstoffe als Signale und Toxine ...
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<strong>Einleitung</strong> 21<br />
Die Bindung der Mitosehemmstoffe Colchicin <strong>und</strong> Podophyllotoxin an Tubulin wurde<br />
ebenfalls effektiver durch Sanguinarin im Vergleich zu Chelerythrin inhibiert [Wolff <strong>und</strong><br />
Knipling 1993].<br />
Sanguinarin hemmt, wie auch Aspirin <strong>und</strong> Glucocorticoide, die Aktivierung des<br />
Transkriptionsfaktors NF-B [Chaturvedi et al. 1997]. Dieser reguliert die<br />
Genexpression verschiedener Cytokine, die u. a. an entzündlichen Prozessen beteiligt<br />
sind. Die inhibitorische Wirkung von Sanguinarin wird durch reduzierende Agentien<br />
aufgehoben. Dies spricht für eine Beteiligung von Sulfhydrylgruppen an der Aktivierung<br />
von NF-B. Die strukturellen Analoga Chelerythrin sowie Berberin zeigten keinen<br />
Effekt. Antiphlogistische Eigenschaften der Benzophenanthridine wurden durch andere<br />
Arbeitsgruppen bestätigt [Lenfeld et al. 1981, Vavreckova et al. 1996a]. Vavreckova<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter vermuten eine spezifische Enzyminteraktion von Sanguinarin <strong>und</strong><br />
Chelerythrin, die zur Hemmung der 5- sowie 12-Lipoxygenase führt.<br />
Zahlreiche Studien belegen die Cytotoxizität von Benzophenanthridinen auf zellulärer<br />
Ebene. Dabei scheint eine noch unverstandene Umsetzung mit GSH eine wesentliche<br />
Rolle zu spielen. So hemmen Chelerythrin (IC 50 0,53 M) [Herbert et al. 1990] sowie<br />
Sanguinarin (IC 50 0,9-3,3 M) [Debiton et al. 2003] das Wachstum von Tumorzellen<br />
<strong>und</strong> Keratinocyten (IC 50 Sang 0,2 M) [Vavreckova et al. 1996b]. Debiton <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter [2003] zeigten, daß die Inkubation von Tumorzellen mit Sanguinarin zur<br />
Absenkung des intrazellulären Glutathions führt <strong>und</strong> nachfolgend Apoptose induziert.<br />
Sie demonstrierten indirekt, daß Sanguinarin mit reduziertem GSH reagiert, identifizierten<br />
jedoch keine Reaktionsprodukte. Sie vermuten eine direkte Interaktion des<br />
Iminiumions mit GSH unter Bildung einer Pseudobase.<br />
Die intraperitoneale Applikation von Sanguinarin (10 mg/kg) führt in Mäusen zu einem<br />
signifikanten Abfall von reduziertem Glutathion in der Leber verb<strong>und</strong>en mit einer<br />
Verringerung von Cytochrom P-450-Enzymaktivitäten [Williams et al. 2000]. Die<br />
Vorbehandlung mit 3-Methylcholanthren, einem Induktor von Cyt P-450-Enzymen,<br />
senkt die toxischen Effekte des Sanguinarins. Vermutlich bindet das elektrophile<br />
Alkaloid an Cyt P-450-Enzyme <strong>und</strong> wird dadurch entgiftet. Modriansky et al. [2001]<br />
bestätigten eine Interaktion von Benzophenanthridinen mit Cytochrom P-450-<br />
Enzymen. An humanen Lebermikrosomen demonstrierten sie inhibitorische Wirkungen<br />
von Sanguinarin <strong>und</strong> Chelerythrin auf die Cyt P-450-Isoenzyme CYP1A (IC 50 Sang<br />
11 M, IC 50 Chel 16 M) sowie CYP3A4 (IC 50 Sang 25 M, IC 50 Chel 30 M).