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Shell BDH Hauswärme-Studie - HWWI

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54<br />

3.4 Alternativszenarien<br />

Das Alternativszenario stellt dar, welche Ergebnisse bezüglich Energie- und Treibhausgaseinsparungen sowie der Einbindung<br />

erneuerbarer Energien durch (noch) ambitioniertere Maßnahmen als im Trend erreicht werden können. Ausgangspunkt ist wie<br />

im Trendszenario die Beheizungsstruktur im Jahr 2011. Anders als bei den Maßnahmen-Programmen, die für Analysezwecke nur<br />

jeweils über einen begrenzten Zeitraum (von vier Jahren) durchgeführt werden, sind sämtliche Maßnahmen im Alternativszenario<br />

– ebenso wie im Trend – wiederum dauerhaft.<br />

Die Analyse der Szenaretten in Abschnitt 3.3 hat gezeigt, dass die<br />

Modernisierung der Heiztechnik sehr viel kosteneffizienter ist als die<br />

Sanierung des baulichen Wärmeschutzes. Deshalb muss die Modernisierung<br />

der Heiztechnik der erste Schritt einer sinnvollen Sanierungsstrategie<br />

sein. Um dem Rechnung zu tragen, wird das Alternativszenario<br />

in zwei Schritten abgeleitet. Im ersten Schritt wird eine gegenüber<br />

dem Trend ambitioniertere Modernisierung von Heizungen vorgenommen.<br />

Die Ergebnisse werden als Alternativszenario A zusammengefasst.<br />

Im zweiten Schritt wird zusätzlich die Sanierungsrate<br />

des baulichen Wärmeschutzes erhöht. Die Ergebnisse werden als<br />

Alternativszenario B zusammengefasst.<br />

Vor dem Hintergrund ökonomischer Effizienz liegt der Fokus im ersten<br />

Schritt auf der Modernisierung der Heiztechniken. Dabei ist insbesondere<br />

der Austausch von alten und ineffizienten Wärmeerzeugern<br />

ein Kernelement erfolgreicher Energieeinsparungsmaßnahmen. Als<br />

wichtigstes Teilelement des Alternativszenarios werden deswegen die<br />

Austauschzahlen der Wärmeerzeuger gegenüber dem Trendszenario<br />

dauerhaft verdoppelt. Die Elektro-Wärmepumpe legt ebenfalls<br />

gegenüber dem Trend deutlich zu. Ein weiterer (leichter) Ausbau von<br />

Holzheizungen kann zur weiteren Reduktion von Treibhausgasemissionen<br />

wie auch zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien im<br />

Alternativszenario beitragen. Ein zusätzlicher Bestandteil ist der forcierte<br />

Einsatz von solarthermischen Anlagen; sowohl im Hinblick auf<br />

die Reduktion des Endenergieverbrauchs zur Raumwärmeerzeugung<br />

und Warmwasserbereitstellung als auch zur Erhöhung der erneuerbaren<br />

Energien im privaten Wärmesektor.<br />

Als weiterer wesentlicher Unterschied zum Trendszenario werden<br />

im Alternativ-Szenario verstärkt neue Heiztechnologien eingesetzt.<br />

Alternativszenario A: Heizungsmodernisierung<br />

Beheizungsstruktur<br />

Heiztechniken im Neubau<br />

Die Beheizungsstruktur im Neubau unterscheidet<br />

sich von derjenigen im Gebäudebestand.<br />

Im Alternativ-Szenario findet vor allem<br />

im Neubau ein ambitionierter Einsatz von<br />

neuen Technologien statt.<br />

Danach haben Wärmepumpen in Ein- und<br />

Zweifamilienhäusern künftig den größten<br />

Anteil. Es wird angenommen, dass in knapp<br />

der Hälfte der neu errichteten Häuser eine<br />

elektrische Wärmepumpe – insbesondere<br />

Sole- bzw. Luft-Wasser als auch Luft-Luft –<br />

installiert wird. Ein Drittel der Neubauten<br />

erhält einen Gas-Brennwertkessel. Pellet-<br />

Heizungen und Beheizung mit Fernwärme<br />

haben im Alternativszenario einen Anteil von<br />

8% bzw. 5% der im Neubau von Ein- und<br />

Zweifamilienhäusern verwendeten Heiztechniken;<br />

Öl-Brennwertkessel haben nur<br />

noch einen Anteil von 1%. Außerdem wird<br />

angenommen, dass bei 6% der Neubauten<br />

der Ein- und Zweifamilienhäuser eine Mikro-<br />

KWK-Anlage respektive eine „stromerzeugende<br />

Heizung“ in Verbindung mit einem<br />

Brennwertkessel installiert wird. Darüber<br />

hinaus steigt die Bedeutung von Gas-/Öl-<br />

Wärmepumpen, die nicht Strom, sondern<br />

Gas oder Öl verwenden und nochmals<br />

eine deutlich höhere Energieeffizienz als<br />

Brennwerttechnik haben. Diese können den<br />

spezifischen Verbrauch um bis zu 30% redu-<br />

Dazu gehören unter anderem brennstoffbetriebene bzw. Gas-/Öl-<br />

Wärmepumpen als Weiterentwicklung von Brennwerttechnik, eine<br />

vermehrte Integration von Elektrowärmepumpen mit Luftheizungen/<br />

kontrollierter Be- und Entlüftung (in vollsanierten Häusern) sowie<br />

Mikro-KWK-Anlagen im Ein- und Zweifamilienhausbereich. Ab<br />

2015/16 finden sich darunter auch erste Brennstoffzellengeräte.<br />

Stromerzeugende Heizungen in Form von Mikro- und Mini-KWK-<br />

Anlagen wie auch stromverbrauchende und energiespeichernde<br />

Wärmeerzeuger wie Wärmepumpen (mit Pufferspeicher) können die<br />

Integration von Wärme- und Strommarkt voranbringen. Die Analyse<br />

und Bewertung des Alternativszenarios erfolgt nach dem Kriterien-<br />

Raster aus Endenergieverbrauch, Treibhausgasemissionen und Kosten.<br />

In zweiten Schritt wird in Variante B des Alternativszenarios zusätzlich<br />

zur Modernisierung der Wärmeerzeuger eine permanente Verdopplung<br />

der Sanierungsquote des baulichen Wärmeschutzes durchgeführt<br />

und analysiert. Das heißt, dass pro Jahr anstatt 1% wie im Trend<br />

nun bei 2% des Gebäudebestandes eine Sanierung des baulichen<br />

Wärmeschutzes durchgeführt wird; im Zuge der Sanierung wechselt<br />

der Sanierungsstand entweder von „unsaniert“ zu „saniert“ oder zu<br />

„vollsaniert“. Bis zum Jahr 2016 liegt der Anteil der Sanierungen hin<br />

zur Klasse „vollsaniert“ bei 25% und steigt bis 2030 kontinuierlich auf<br />

100% an, während der Anteil der Gebäude, die vom „unsanierten“ in<br />

den „sanierten“ Zustand wechseln, von 75% im Jahr 2016 bis 2030<br />

stetig absinkt.<br />

Abschließend werden beide Varianten des Alternativszenarios analysiert<br />

und untereinander sowie mit dem Trendszenario verglichen.<br />

zieren. Sie werden deswegen zunehmend<br />

(auch) an Stelle von Brennwert-Technologie<br />

verwendet; daher wird angenommen, dass<br />

sie vom Jahr 2016 an bis 2030 Gas- und Öl-<br />

Brennwertkessel zu wachsenden Teilen ersetzen.<br />

Im Jahr 2016 liegt ihr Anteil im Neubau<br />

bei knapp 1% und steigt kontinuierlich auf<br />

fast 14% im Jahr 2030. Außerdem wird die<br />

Installationsquote von Solarthermie-Anlagen<br />

zur Heizungsunterstützung bzw. Warmwasserbereitung<br />

auf über 50% erhöht.<br />

Beim Neubau von Mehrfamilienhäusern<br />

kommt es im Vergleich zum Trendszenario vor<br />

allem zum vermehrten Einsatz von Mini-KWK-<br />

Anlagen in Verbindung mit einem Brennwertkessel;<br />

ihr Anteil steigt auf 6%. Gas-Brenn-<br />

wertkessel erreichen bei der Verwendung im<br />

Neubau weiterhin einen Anteil von knapp<br />

drei Viertel und Öl-Brennwertkessel 2%. Holzpellets-<br />

bzw. Hackschnitzel-Anlagen machen<br />

8% und die Beheizung mit Fernwärme etwa<br />

10% aus. Abbildung 46 fasst die Anteile der<br />

Heiztechnologien im Neubau im Alternativ-<br />

Szenario zusammen.<br />

ANTEIL DER HEIZTECHNIKEN IM NEUBAU IM ATERANTIVSZENARIO<br />

46/Anzahl der heiztechniken im Neubau Alternativszenario A bis 2015<br />

Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

35%<br />

Quelle: <strong>HWWI</strong><br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

1%<br />

5% 6% 45%<br />

8%<br />

Gas-Brennwert*<br />

Mehrfamilienhäuser<br />

Öl-Brennwert*<br />

10% 6%<br />

Mini-KWK<br />

74%<br />

Mikro-KWK<br />

Fernwärme Wärmepumpe Holzheizung<br />

* von 2016 an sukzessive ergänzt durch brennstoffbetriebene Wärmepumpen<br />

ANTEIL VON HEIZTRÄGERN AM AUSTAUSCH VON HEIZGERÄTEN<br />

47/Wechselraten ALTERNATIVSZENARIO beim Austausch von Heizgeräten Alternativszenario A<br />

im Jahr 2016<br />

73<br />

10<br />

5<br />

10<br />

68<br />

25<br />

5<br />

50<br />

EZFH MFH EZFH MFH EZFH MFH<br />

Abgang Öl-Heizungen Abgang Strom-Heizungen Abgang Gas-Heizungen<br />

(ohne Gasthermen)<br />

Öl-Brennwert Gas-Brennwert Holzheizung<br />

Wärmepumpe Mikro-KWK Fernwärme<br />

5<br />

5<br />

Modernisierung Heiztechnik im<br />

Gebäudebestand<br />

Auch die Modernisierung der Wärmeerzeuger<br />

im Gebäudebestand verschiebt sich im<br />

Alternativszenario rascher als im Trend zu<br />

neuen Heiztechniken. Dabei unterscheiden<br />

sich die Wechselraten zwischen den Energieträgern<br />

sowie zwischen Ein- und Zweifamilienhäusern<br />

einerseits und Mehrfamilienhäusern<br />

andererseits. Als Ersatz für veraltete Technologien<br />

wird auch im Alternativ-Szenario im<br />

Wesentlichen Brennwerttechnik eingesetzt.<br />

In Ein- und Zweifamilienhäusern werden bei<br />

Gas über 80% und bei Öl über 70% der<br />

abgehenden Anlagen durch Brennwerttechnik<br />

mit dem jeweiligen Energieträger ersetzt.<br />

Bei Mehrfamilienhäusern liegen diese Ersatzraten<br />

noch etwas höher als bei Ein- und Zweifamilienhäusern.<br />

Jedoch wird bei Ein- und<br />

Zweifamilienhäusern analog zum Neubau<br />

angenommen, dass Gas-/Öl-Wärmepumpen<br />

an Bedeutung gewinnen und zunehmend als<br />

Substitut für Brennwerttechnik genutzt werden.<br />

Der Anteil von Gas-/Öl-Wärmepumpen<br />

bei der Bestandsmodernisierung von Ein- und<br />

2%<br />

10<br />

83<br />

5<br />

10<br />

8%<br />

83 93<br />

5<br />

5<br />

Quelle: <strong>HWWI</strong><br />

<strong>Shell</strong> <strong>BDH</strong> <strong>Hauswärme</strong>-<strong>Studie</strong><br />

Alternativszenarien<br />

55<br />

Zweifamilienhäusern steigt von etwas unter<br />

einem Prozent im Jahr 2016 kontinuierlich<br />

auf knapp 14% am Szenariohorizont. Die<br />

Installationsquoten von elektrischen Wärmepumpen<br />

– vorwiegend Luft-Wasser aber<br />

auch Luft-Luft-Wärmepumpen in vollsanierten<br />

Gebäuden – verdoppeln sich im Vergleich<br />

zum Trendszenario. Im Bereich der Ein- und<br />

Zweifamilienhäuser erhöht sich der Anteil<br />

eingebauter Holzvergaser- und Pellet-Kessel<br />

und bei Mehrfamilienhäusern die Quote der<br />

installierten Holzpellet- bzw. Hackschnitzelanlagen<br />

bei der Bestandsmodernisierung.<br />

Die jeweiligen Zu- und Abgangsraten sind<br />

wiederum in Abbildung 47 für das Jahr 2016<br />

zusammengefasst.<br />

Entwicklung der Beheizungsstruktur<br />

Tabelle 48 zeigt die Entwicklung der Beheizungsstruktur<br />

bezogen auf die Heiztechnik<br />

und den jeweiligen Gebäude-/Wohnungsbestand<br />

bis 2030 im Alternativszenario.<br />

Durch die permanent erhöhten Austauschzahlen<br />

im Alternativszenario ändert sich der<br />

Bestand an zentralen Wärmeerzeugern stark.<br />

Mit 16,2 Mio. Stück dominieren Gas- und<br />

Öl-Kessel auch unter ambitionierten Bedingungen<br />

in 2030 die Beheizungsstruktur.<br />

Dabei überwiegen bei beiden Energieträgern<br />

die Brennwertkessel deutlich die Heizwertkessel.<br />

Bei Gas-Niedertemperaturkesseln wird<br />

dabei bis 2030 ein Plateau von ungefähr 4<br />

Mio. Gasgeräten, die vorwiegend Gasetagenheizungen<br />

sind, erreicht. Bei Öl sinkt der<br />

Bestand an Nieder- und Konstanttemperaturkesseln<br />

auf 540.000 Stück. Die Gesamtzahl<br />

der Gaskessel geht im Vergleich zu 2011 um<br />

knapp 0,8 Mio. auf 11,7 Mio., die der Ölkessel<br />

um knapp 1,4 Mio. auf 4,5 Mio. zurück.<br />

Die Rückgänge sind deutlich stärker als im<br />

Trendszenario, da Öl- und Gaskessel durch<br />

Gas-/Öl-Wärmepumpen ersetzt werden.<br />

Ungeachtet der beschleunigten Modernisierung<br />

gibt es auch 2030 noch 4,6 Mio.<br />

Heizwertgeräte. Bei den neuen Heiztechniken<br />

etabliert sich zahlenmäßig vor allem die<br />

brennstoffbetriebene Wärmepumpe als Weiterentwicklung<br />

der Brennwerttechnik. Gas-/<br />

Öl-Wärmepumpen erreichen bis 2030 einen<br />

Bestand von fast 800.000 Wärmeerzeugern.<br />

Die Anzahl von (zentralen) Holzheizungen<br />

steigt bis 2030 kontinuierlich von anfänglich<br />

800.000 auf über 1,5 Mio.<br />

Die Zahl der strombetriebenen Wärmepumpen<br />

erhöht sich bereits im Trend<br />

um über 1 Mio. Einheiten und steigt im<br />

Alternativszenario auf rund 2,2 Mio. an.<br />

Bei Mini- und Mikro-KWK-Anlagen ergibt<br />

sich ein deutlicher Anstieg, wenn auch von

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