Shell BDH Hauswärme-Studie - HWWI
Shell BDH Hauswärme-Studie - HWWI
Shell BDH Hauswärme-Studie - HWWI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
48<br />
<strong>Shell</strong> <strong>BDH</strong> <strong>Hauswärme</strong>-<strong>Studie</strong><br />
Szenaretten<br />
49<br />
41/Anzahl an Wärmepumpen und Mini-KWK-Anlagen im Vergleich<br />
2011 2015 2020 2030<br />
Trend Strom Trend Strom Trend Strom Trend Strom<br />
Wärmepumpen 440.539 440.539 654.512 762.851 953.578 1.171.587 1.507.901 1.720.593<br />
Mini-KWK 15.896 15.896 18.812 20.291 23.544 26.726 33.972 37.205<br />
Quelle: <strong>HWWI</strong><br />
Zukunft ist die Elektro-Wärmepumpe, die nicht<br />
nur Strom, sondern zusätzlich Umweltwärme<br />
nutzt. Damit Wärmeerzeugung und -verbrauch<br />
zeitlich im Haushaltssektor (besser)<br />
entkoppelt werden können, sind zusätzlich<br />
leistungsfähigere Pufferspeicher (statt der<br />
bisher verwendeten kleineren Warmwasserspeicher)<br />
erforderlich. Pufferspeicher könnten<br />
zwar grundsätzlich auch durch preislich<br />
sehr günstige Elektroheizstäbe „aufgeladen“<br />
werden. Ein vermehrter Einsatz von Heizstäben<br />
dürfte sich aber aufgrund ihres hohen<br />
Strombedarfes nicht ergeben.<br />
Auf der Versorgungsseite könnten stromerzeugende<br />
Heizungen, mit Erdgas und Heizöl<br />
betriebene Mikro- und Mini-KWK-Anlagen<br />
zur Abdeckung von Netzlastspitzen beitragen,<br />
insbesondere wenn sie überwiegend<br />
stromgeführt betrieben werden. Für überschüssige<br />
Wärme wären entsprechende<br />
Pufferspeicherkapazitäten zu installieren.<br />
Mini-BHKW sind vor allem in Mehrfamilienhäusern/Wohnblocks<br />
mit entsprechendem<br />
Effizienzstandard und Wärmebedarf eine<br />
Option. In der Strom-Szenarette wird daher<br />
angenommen, dass in Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
verstärkt Wärmepumpen, in<br />
Mehrfamilienhäusern mehr KWK-Anlagen<br />
installiert werden.<br />
Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern verdoppelte<br />
sich die Zunahme der Wärmepumpen<br />
gegenüber dem Trendszenario. Im Jahr<br />
2018 sind dann 1,05 Mio. Wärmepumpen<br />
installiert und damit rund 220.000 mehr als<br />
im Trendszenario.<br />
Dabei werden verschiedene Wärmepumpentechnologien<br />
eingesetzt. Im Bestand und bei<br />
einfach sanierten Gebäuden im Wesentlichen<br />
Luft-Wasser-Wärmepumpen, bei vollsanierten<br />
Gebäuden und im Neubau auch Sole-<br />
Wasser-Wärmepumpen. Zudem werden in<br />
Mehrfamilienhäusern Mini-KWK-Anlagen<br />
gefördert. In den vier Jahren des Programms<br />
werden jeweils etwa 800 Anlagen zusätzlich<br />
installiert, so dass im Jahr 2018 fast 25.000<br />
eingesetzt werden. Da Wärmepumpen und<br />
Mini-KWK-Anlagen mit Preisen zwischen<br />
13.000 und 29.000 € deutlich teuer sind<br />
als Brennwertgeräte, deren Kosten zwischen<br />
5.000 und 10.000 € liegen, ergeben sich<br />
durch das Programm zusätzliche Investitionskosten.<br />
Die zusätzlichen Investitionskosten in<br />
der Szenarette liegen bei 1,8 Mrd. €.<br />
Der vermehrte Einsatz von Wärmepumpen<br />
und Mini-KWK-Anlagen wird den statistisch<br />
erfassten jährlichen Endenergieverbrauch<br />
vermindern. Er liegt 2030 etwa 0,8 Mrd.<br />
kWh unter dem Trendverbrauch. Kumuliert<br />
wird der Endenergieverbrauch von Brennstoffen,<br />
Strom und Fernwärme gegenüber dem<br />
Trend bis 2030 um 17 Mrd. kWh verringert.<br />
Dabei werden 2030 fast 22,5 Mrd. kWh<br />
– und damit 2,5 Mrd. kWh mehr als im<br />
Trendszenario – an Umweltwärme verwendet.<br />
Die Mini-KWK-Anlagen produzieren<br />
2030 fast 0,2 Mrd. kWh an Strom. Kumuliert<br />
über den Zeitraum bis 2030 sind es 3,1 Mrd.<br />
kWh Strom. Den erzeugten Strom mit den<br />
Bezugskosten für Haushaltsstrom bewertet,<br />
entspricht das einer Stromkosteneinsparung<br />
von insgesamt 1,1 Mrd. € bei dreiprozentiger<br />
Preissteigerung und 775 Mio. € bei konstanten<br />
Preisen.<br />
Derzeit liegt der Preis für Heizstrom unter<br />
dem Preis für Haushaltsstrom. Dennoch liegt<br />
er deutlich über dem von Gas und Öl. Auch<br />
wurden „feste“ Strompreise bzw. kontinuierlich<br />
steigende Strompreise unterstellt. In den<br />
nächsten Jahren dürften sich die Strompreise<br />
jedoch sehr viel stärker differenzieren.<br />
Besonders die Bezugszeiten (saisonal, tageszeitlich,<br />
Werktag oder nicht) werden einen<br />
starken Effekt auf die Preisbildung haben.<br />
Stromerzeugende bzw. stromverbrauchende<br />
Heiztechniken wie elektrische Wärmepumpen<br />
und Mini-KWK-Anlagen im Zusammenspiel<br />
mit Speichern (Strom oder Wärme) könnten<br />
diese Schwankungen im Strompreis<br />
(aus)nutzen.<br />
Mit dem Energieverbrauch gehen auch die<br />
Treibhausgasemissionen zurück. Die Reduktion<br />
der Emission bis 2030 steigt gegenüber<br />
dem Trendszenario von 21,7% auf 22,1%.<br />
Insgesamt werden zusätzlich zum Trend bis<br />
2030 rund 9 Mio. t CO 2 vermieden.<br />
Holz<br />
Holz war der Heizenergieträger, dessen<br />
Einsatz sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />
am stärksten erhöht hat. So ist der<br />
Verbrauch sonstiger Energieträger – der vorwiegend<br />
Holz enthält – in der UGR von 24,6<br />
Mrd. kWh im Jahr 1995 auf 75 Mrd. kWh im<br />
Jahr 2010 gestiegen. Damit spielt Holz in der<br />
häuslichen Wärmeversorgung bei den erneuerbaren<br />
Energien – weit vor Solarthermie<br />
und Umweltwärme – eine dominante Rolle.<br />
Wenn der Anteil von erneuerbaren Energien<br />
im <strong>Hauswärme</strong>sektor steigen soll, könnte<br />
bzw. müsste Holz hierzu einen (wesentlichen)<br />
Beitrag leisten.<br />
Holz kann zur Diversifizierung der Energieversorgung<br />
und zur Verringerung der Brennstoffkosten<br />
beitragen, insbesondere dann, wenn<br />
die Beschaffung von Holz im Selbstbezug<br />
erfolgt. Holz hat den Vorteil gegenüber<br />
fossilen Energieträgern, dass es aufgrund<br />
geringer spezifischer Treibhausgasemissionen<br />
signifikant zu CO 2 -Emissionsminderungen<br />
beitragen kann. Außerdem ist der Rohstoff<br />
Holz in Deutschland – im Vergleich zu anderen<br />
Ländern – in großen Mengen vorhanden.<br />
(siehe dazu Kasten auf Seite 49).<br />
Zusätzlich setzt die aktuelle Energieeinsparverordnung<br />
(EnEV) weitere Anreize für den<br />
Einsatz des Energieträgers Holz: Bezogen auf<br />
den Energieverbrauch bewirkt der niedrigere<br />
feuerungstechnische Wirkungsgrad von<br />
Holzzentralheizungen zwar höhere Endenergieverbräuche<br />
pro kWh erzeugter Wärme<br />
als Gas- und Öl-Brennwerttechnik, allerdings<br />
verhält es sich bei einer primärenergetischen<br />
Betrachtung anders. Nach der DIN 4701-10<br />
beträgt der Primärenergiefaktor beim Brennstoff<br />
Holz 0,2 und bei Gas sowie Heizöl 1,1.<br />
Bezogen auf die Kenngröße „Primärenergie“<br />
zur Bestimmung des energetischen Ressourcenverbrauchs<br />
liegen Holzzentralheizungskessel<br />
dafür günstiger als Brennwerttechnik<br />
auf Basis rein fossiler Energieträger.<br />
In dieser Szenarette wird ein größerer Holzeinsatz<br />
bei der häuslichen Wärmeerzeugung<br />
betrachtet, um festzustellen wie sich dies auf<br />
den Endenergieverbrauch, die Energiekosten<br />
und die Treibhausgasemissionen auswirkt. Es<br />
wird angenommen, dass alte Öl- und Gaskessel<br />
verstärkt durch zentrale Holzkessel,<br />
wie Holzvergaser-, Pellet- oder Hackschnitzelkessel,<br />
ersetzt werden. Im Vergleich zum<br />
Trendszenario wird im Maßnahmen-Zeitraum<br />
in den Jahren 2014 bis 2017 die doppelte<br />
Anzahl an Holzheizungen installiert. Während<br />
im Trendszenario 2018 etwa 928.000<br />
ANZAHL DER HOLZHEIZUNGEN<br />
42/Anzahl TRENDSZENARIO der Holzheizungen VS. HOLZSZENARIO<br />
Tsd.<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
0<br />
Mio. kWh<br />
400<br />
Hackschnitzelanlage<br />
Pelletkessel<br />
Holzvergaserkessel<br />
Trend Szenarette Holz Trend Szenarette Holz Trend Szenarette Holz<br />
2015 2020 2030<br />
Quelle: <strong>HWWI</strong><br />
HÖHERER ENERGIEVERBRAUCH UND CO 2<br />
-EINSPARUNGEN<br />
43/Energieverbrauch GEGENÜBER TRENDSZENARIO<br />
und Treibhausgasemissionen in Holzszenarette<br />
gegenüber Trend<br />
Mehrverbrauch<br />
CO 2 -Einsparung<br />
2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030<br />
Quelle: <strong>HWWI</strong><br />
Holzheizungen und der Brennstoff Holz haben in den vergangenen Jahren<br />
deutlich an Bedeutung gewonnen. So stellt sich die Frage, wie viel Holz gibt<br />
es in Deutschland? Und wie viel Holz steht als Brennholz zur Verfügung?<br />
Deutschland ist ein waldreiches Land. Im Jahre 2011 gab es in Deutschland 11,3 Mio.<br />
Hektar Wald. Dabei hat die Gesamtwaldfläche in den letzten Jahren zugenommen,<br />
alleine im Jahr 2011 gegenüber 2010 um 18.557 Hektar, was 0,2% der deutschen<br />
Waldfläche entspricht. Jährlich wachsen ca. 110 Mio. Festmeter (FM) Holz (einschließlich<br />
Rinde) nach, von denen 97 Mio. FM verwendbar sind und rund 86 Mio. FM<br />
verwendet wurden (StaBu 2012 UGR Bericht).<br />
Gut die Hälfte (52,6%) des Holzes aus der deutschen Forstwirtschaft wurde im Jahre<br />
2011 im Holzgewerbe beispielsweise als Bauholz oder Holzwaren, 10,7% als Faserholz<br />
in der Zellstoffindustrie eingesetzt. Ein gutes Drittel (36,6%) werden in Heiz(kraft)<br />
werken oder im Hausbrand energetisch genutzt (StaBu 2012 UGR Bericht). Dabei hat<br />
sich der (Brenn)Holzverbrauch der privaten Haushalte von 2000 bis 2010 von 12 auf<br />
aktuell etwa 34 Mio. FM deutlich erhöht (Mantau 2012).<br />
Grundsätzlich wird weiteres – wenn auch mittelfristig nach oben begrenztes – Potenzial<br />
für ein zusätzliches einheimisches Holzangebot gesehen (FNR 2011, dena 2011).<br />
Die zusätzliche Holznachfrage der in dieser <strong>Studie</strong> berechneten Szenarien (Trend- und<br />
Alternativszenario) ließe sich durch verbleibende einheimische Vorkommen decken,<br />
sofern die anderen Verwendungen von Holz nicht auch (wesentlich) ausgeweitet werden.<br />
Umso mehr muss künftig auf einen effizienten Brennholzeinsatz geachtet werden.<br />
Sollte es dennoch langfristig vermehrt zu Holzimporten kommen, ist – ähnlich schon<br />
wie bei der flüssigen Biomasse – verstärkt auf die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien<br />
zu achten (vgl. IINAS/IFEU 2012).<br />
Mio. t<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,0<br />
zentrale Holzheizungen eingebaut sind, liegt<br />
die Anzahl der installierten zentralen Holzheizungen<br />
aufgrund der höheren Austauschrate<br />
in der Szenarette bei fast 1 Mio. Bis 2030<br />
steigt die Anzahl der Heizungen, die mit Holz<br />
befeuert werden, auf über 1,3 Mio. an.<br />
Diese setzen sich zusammen aus 45.000<br />
Hackschnitzelanlagen, die Mehrfamilienhäuser<br />
beheizen, sowie etwas über 400.000<br />
Holz-Pelletkessel und etwa 850.000 Holzvergaserkessel<br />
in Ein- und Zweifamilienhäusern.<br />
Die Anzahl der zentralen Holzheizungen ist<br />
für Szenario und Szenarette im Zeitverlauf in<br />
der Abbildung 42 dargestellt.<br />
Der Einbau von Holzheizungen ist wesentlich<br />
teurer als der von einem Öl-/Gas-Brennwertkessel.<br />
Ein Holzvergaserkessel für ein<br />
Ein- und Zweifamilienhaus kostet 15.000 €;<br />
die Anschaffung einer Pelletanlage zwischen<br />
15.500 € und 16.000 € exklusive Einbau<br />
eines Lagers mit automatischer Bestückung.<br />
Für eine Hackschnitzelanlage im Mehrfamilienhaus<br />
fallen reine Investitionskosten für den<br />
Kessel zwischen 16.800 € und 21.100 € an,<br />
exklusive Lagerkosten und Bestückung. Dies<br />
spiegelt sich auch in den unterschiedlichen<br />
Investitionskosten im Trendszenario und in der<br />
Holzszenarette wider.<br />
Die zusätzlichen Investitionskosten durch die<br />
im Vergleich zum Trendszenario schnellere<br />
Umstellung auf Holz liegen in Summe bei<br />
1,7 Mrd. €. Holzheizungen haben höhere<br />
spezifische Energieverbräuche; Holzvergaserkessel<br />
verbrauchen beispielsweise je nach<br />
baulichem Wärmeschutz 170 bis zu 271<br />
kWh pro Jahr und m 2 Wohnfläche und auch<br />
Pellet- und Hackschnitzelanlagen haben in<br />
den verschiedenen Sanierungsklassen jeweils<br />
einen höheren Energieverbrauch als ein Gasoder<br />
Öl-Niedertemperaturkessel. Infolgedessen<br />
erhöht sich der jährliche Endenergieverbrauch<br />
in der Holzszenarette im Vergleich<br />
zum Trendszenario. Im Jahr 2030 werden<br />
in dieser Szenarette 0,3 Mrd. kWh mehr an<br />
Endenergie für Raumwärme und Trinkwassererwärmung<br />
verbraucht als im Trendszenario.<br />
Höheren Investitionskosten bei der Holz-Szenarette<br />
gegenüber dem Trendszenario sind<br />
niedrigere Betriebskosten gegenzurechnen.<br />
Über den gesamten Beobachtungszeitraum<br />
2011 bis 2030 hinweg kumulieren sich die<br />
Betriebskosteneinsparungen bei jährlich<br />
steigenden Preisen auf über 1,4 Mrd. €. (Die<br />
Holzpreise beinhalten die Lieferung von Holz.<br />
In vielen Fällen werden die Betreiber von<br />
Holzheizungen das Holz sehr viel günstiger<br />
im Selbstbezug erstehen. Dann ist aber deren