Shell BDH Hauswärme-Studie - HWWI
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<strong>Shell</strong> <strong>BDH</strong> <strong>Hauswärme</strong>-<strong>Studie</strong><br />
28 29<br />
Trendszenario<br />
3.2 Trendszenario<br />
Strukturen und<br />
Determinanten<br />
Die Szenarien zur <strong>Shell</strong> <strong>BDH</strong> <strong>Hauswärme</strong>-<strong>Studie</strong><br />
werden mit einem Wärmemarkt-Modell<br />
erstellt, das den Markt für <strong>Hauswärme</strong>, das<br />
heißt Raumwärme einschließlich Warmwasser,<br />
im Wohnungsbereich abbildet. Die<br />
Grundlage des Wärmemarkt-Modells bilden<br />
zwei interagierende Teilmodelle – ein Wohnungs-<br />
und ein Wärme- bzw. Heiztechnik-<br />
Teilmodell.<br />
Das erste Wohnungsmarkt-Teilmodell basiert<br />
auf einer Erweiterung und Aktualisierung des<br />
<strong>HWWI</strong>-Wohnungsmarktmodells (Bräuninger<br />
et al. 2006). Die demografischen und<br />
sozioökonomischen Trends und Strukturen<br />
des Wohnungsteiles sind relativ robust und<br />
aus Sicht des Wärmemarktes weitgehend<br />
exogen. Relevante Trends und Strukturen<br />
werden daher nur einmal für alle folgenden<br />
Szenarien in die Zukunft projiziert.<br />
Im Wohnungsteilmodell wird zunächst auf<br />
Basis der demografischen Entwicklung eine<br />
Prognose für die Zahl der Wohngebäude<br />
und deren Größe in Quadratmetern erstellt.<br />
Dabei wird zwischen Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
einerseits und Mehrfamilienhäusern<br />
andererseits unterschieden. Die<br />
Wohnungsmarkt-Szenarien zeigen, wie sich<br />
in Abhängigkeit von der Bevölkerungs- und<br />
Haushaltsentwicklung die Zahl der Ein- und<br />
Zweifamilienhäuser, die Zahl der Mehrfamilienhäuser,<br />
deren Wohnflächen und auch die<br />
Wohnflächen insgesamt entwickeln werden.<br />
Der aktuelle und auch der projizierte Gebäudebestand<br />
werden sodann in energetische<br />
Klassen differenziert. Die Einteilung erfolgt<br />
anhand des Zustandes des baulichen<br />
Wärmeschutzes in „unsaniert“, „saniert“ und<br />
„vollsaniert“. Der Anteil an den jeweiligen<br />
Klassen ändert sich zum einen durch Neubau<br />
und Abriss von Wohngebäuden, zum<br />
anderen durch energetische Sanierung des<br />
Gebäudebestands. Dabei wird unter „Sanieren“<br />
immer eine Maßnahme des baulichen<br />
Wärmeschutzes verstanden, die ein „unsaniertes“<br />
Gebäude in Klasse „saniert“ oder<br />
„vollsaniert“ bringt.<br />
Das zweite Teilmodell bildet die Dynamik<br />
der Wärmeerzeuger ab. Es wird zum einen<br />
der Wechsel zwischen Energieträgern und<br />
zum anderen aber auch der Wechsel von<br />
Heiztechnologien – teilweise bzw. größtenteils<br />
innerhalb der einzelnen Energieträger<br />
– dargestellt. Unter der Modernisierung<br />
von Heiztechnologien wird der Wechsel der<br />
Heiztechnologie verstanden, unabhängig<br />
davon, ob diese mit einem Wechsel des Energieträgers<br />
verbunden ist oder nicht.<br />
Dann werden die Wärmeerzeuger den<br />
Gebäuden bzw. Wohnungen zugeordnet.<br />
Auf Basis der Kombination Gebäude und<br />
Wärmeerzeuger wird daraufhin der flächenspezifische<br />
Brennstoff- bzw. Endenergieverbrauch<br />
errechnet. Über die durchschnittlichen<br />
Gebäudegrößen kann nun der aggregierte<br />
Endenergieverbrauch berechnet werden.<br />
Unter Verwendung brennstoffspezifischer<br />
Treibhausgasemissionsfaktoren ergeben sich<br />
damit die CO 2<br />
-Emissionen.<br />
20/Modellstruktur<br />
Neubau<br />
Modernisierung<br />
Beheizungsstruktur<br />
Technologie<br />
Energieträger<br />
THG-Emissionen<br />
Energiepreise<br />
Investitionskosten<br />
Energieverbrauch<br />
Energiekosten<br />
(einsparungen)<br />
Die zentralen Determinanten des Energieverbrauchs<br />
sind die Beheizungsstruktur und die<br />
Wohnungsstruktur. Die Beheizungsstruktur<br />
kann durch Neubau und Modernisierung, die<br />
Wohnungsstruktur durch Neubau und Sanierung<br />
verändert werden. Beides verursacht<br />
Investitionskosten. Denen stehen die Energiekosten<br />
gegenüber, die sich aus dem Energieverbrauch<br />
und den Energiepreisen ergeben.<br />
Investitionen in Wärmeschutz und Heiztechnik<br />
führen in der Regel zu Brennstoffkosteneinsparungen.<br />
Im Folgenden wird ein Trendszenario dargestellt.<br />
Ausgehend von projizierten Wohnungsmarkttrends<br />
– Neubau, Abriss und Sanierung<br />
– werden Sanierungsraten des baulichen<br />
Wärmeschutzes sowie Modernisierungsraten<br />
für Heizungen aus der Vergangenheit fortgeschrieben.<br />
Im Trendszenario werden im Kern<br />
die Technologien abgebildet, die schon heute<br />
verwendet werden. Als Ergebnis erhält man<br />
eine mögliche Entwicklung von Beheizungsstruktur,<br />
Energieverbrauch und CO 2<br />
-Emission,<br />
sofern sich die Trends aus der Vergangenheit<br />
fortsetzen. Außerdem können die Investitionskosten<br />
für baulichen Wärmeschutz sowie für<br />
Modernisierungen der Heizanlagen differenziert<br />
abgebildet und darüber hinaus mit den<br />
Betriebskosten verglichen werden.<br />
Neubau<br />
Sanierung<br />
Wohnungsstruktur<br />
Energetische Qualität<br />
Wohnfläche<br />
Demografie<br />
Haushaltszahl<br />
Haushaltsgröße<br />
Quelle: <strong>HWWI</strong><br />
Wohnungsmarkt-Trends<br />
Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung<br />
Ausgangspunkt der Szenarien für den Wohnungsmarkt<br />
ist die Prognose der Haushaltsentwicklung<br />
in Deutschland. Aus dieser werden<br />
Projektionen über die Zahl der Wohneinheiten<br />
in Häusern und im Geschosswohnungsbau<br />
abgeleitet. Die Entwicklung der Zahl und<br />
der Struktur der Haushalte stellt neben dem<br />
Einkommen eine wesentliche Einflussgröße für<br />
die Wohnungsnachfrage dar. Konkret baut<br />
die Projektion künftiger Wohneinheiten auf<br />
der Prognose der Haushaltszahlen auf, die<br />
vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung<br />
(BBSR 2012 Markt) im Rahmen<br />
der Raumordnungsprognose 2030 erstellt<br />
wurde. Die Grundannahme der Raumordnungsprognose<br />
lautet, dass die Bevölkerungszahl<br />
zwischen 2010 und 2030 sinken wird,<br />
so dass im Jahre 2030 die Einwohnerzahl<br />
Deutschlands 79,3 Mio. beträgt.<br />
Neben einer Fortschreibung der Geburtenund<br />
Sterberaten geht auch die Zuwanderung<br />
als ein zentraler Einflussfaktor in die Prognose<br />
ein. Hierbei geht der BBSR davon aus, dass<br />
sich der Wanderungssaldo innerhalb der<br />
Bandbreite entwickelt, die in den mittleren<br />
Varianten der 12. Bevölkerungsvorausberechnung<br />
des Statistischen Bundesamtes<br />
angenommen werden. Die mittleren Varianten<br />
unterstellen dabei einen Nettozuzug<br />
von 100.000 Personen pro Jahr ab 2014<br />
(Variante 1 W1) und im oberen Szenario eine<br />
Nettozuwanderung von jährlich 200.000<br />
Personen ab dem Jahre 2020 (Variante 1<br />
W2). Alles in allem bewegt sich der prognostizierte<br />
Rückgang des BBSR-Szenarios<br />
Haushalte in Tsd.<br />
42.000<br />
41.000<br />
40.000<br />
39.000<br />
38.000<br />
37.000<br />
36.000<br />
damit innerhalb der Bandbreiten der mittleren<br />
Varianten der 12. Bevölkerungsvorausberechnung<br />
des Statistischen Bundesamtes (StaBu<br />
2009).<br />
Wie Abbildung 21 illustriert, wird die Zahl<br />
der Haushalte in den kommenden zwei<br />
Jahrzehnten gleichwohl insgesamt zunehmen.<br />
So werden im Jahre 2030 mit 41,5 Mio.<br />
Haushalten etwa 1,2 Mio. mehr Haushalte<br />
in Deutschland zu verzeichnen sein als im<br />
Jahr 2010. Dabei wird der Anstieg bei den<br />
Haushaltszahlen in den Jahren 2010 bis<br />
2020 deutlich stärker sein als im darauf<br />
folgenden Jahrzehnt, da sich bereits zur Mitte<br />
des laufenden Jahrzehnts die Zunahme der<br />
Haushaltszahlen kontinuierlich abschwächen<br />
und am Ende des Prognosezeitraums sogar<br />
negativ werden wird.<br />
Neben der allgemeinen Haushaltsentwicklung<br />
ist auch die regionale Entwicklung der<br />
Haushalte für den Bau von Wohneinheiten<br />
und insbesondere deren Verteilung auf Einund<br />
Zweifamilienhäuser sowie den Geschosswohnungsbau<br />
von Bedeutung. Die regionale<br />
Entwicklung wird dabei durch mehrere sich<br />
überlagernde Einflüsse und Trends beeinflusst,<br />
die zu zum Teil erheblichen regionalen<br />
Differenzierungen führen werden. Diese<br />
Trends sind vor allem die voranschreitende<br />
Alterung der Gesellschaft, die Entwicklung<br />
der Zuwanderung sowie die Entwicklung der<br />
Binnenwanderung von den ländlichen Regionen<br />
in die städtischen Zentren und deren<br />
Umland (vgl. Bayern LB 2009). Vor allem<br />
die Alterung der Gesellschaft führt zu einer<br />
größeren Zahl der Haushalte und tendenziell<br />
zu einer höheren Wohnnachfrage. Dies liegt<br />
21/Entwicklung ENTWICKLUNG der DER Haushaltszahlen HAUSHALTSZAHLEN in Deutschland IN DEUTSCHLAND<br />
Quellen: BBSR (2012); <strong>HWWI</strong><br />
Veränderungen gegenüber Vorjahr<br />
darin begründet, dass die demografische<br />
Entwicklung eine Zunahme der Zahl kleinerer<br />
Haushalte begünstigt, da zum einen die<br />
geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre<br />
in eine Lebensphase eintreten, in der die<br />
Kinder ausziehen und eigene Haushalte gründen.<br />
Zum anderen verlangsamt sich die Zahl<br />
der Abgänge der Haushalte auch infolge der<br />
steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung<br />
und der damit zunehmenden Bedeutung der<br />
Senioren-Haushalte.<br />
Die regionale Wohnnachfrage wird ferner<br />
durch Zuwanderung und Binnenmigration<br />
beeinflusst. Während für die Nettozuwanderung<br />
die bereits oben genannten Annahmen<br />
getroffen werden, lassen sich bei der<br />
Binnenmigration in den kommenden Jahren<br />
zwei Trends identifizieren. Zum einen wird<br />
in Ostdeutschland die Abwanderung – vor<br />
allem jüngerer – Einwohner anhalten, zum<br />
anderen dürfte der gegenwärtig wieder<br />
beobachtbare Trend zur Urbanisierung, aber<br />
auch die anhaltende Suburbanisierung vor<br />
allem im alten Bundesgebiet weiter anhalten.<br />
Neubau<br />
Eine Zunahme der (regionalen) Haushalte<br />
führt zu einer höheren Nachfrage nach<br />
Wohneinheiten und damit auch zu einer steigenden<br />
Zahl von Wohngebäuden. Steigende<br />
Haushaltszahlen erfordern dabei aber nicht<br />
zwingend eine Zunahme der Nachfrage<br />
in gleicher Höhe, da vor allem in Städten<br />
Haushalte in substanzieller Zahl in Wohngemeinschaften<br />
leben und mehrere Haushalte<br />
sich somit eine Wohneinheit teilen. Sofern<br />
eine eventuelle Mehrnachfrage nicht durch<br />
am Markt vermittelbare Leerstände gedeckt<br />
Anzahl der Haushalte<br />
Veränderungen in Tsd.<br />
200<br />
2010 2015 2020 2025 2030<br />
160<br />
120<br />
80<br />
40<br />
0<br />
-40