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Shell BDH Hauswärme-Studie - HWWI

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24<br />

3<br />

Der erste Teil der <strong>Shell</strong> <strong>BDH</strong> <strong>Hauswärme</strong>-<strong>Studie</strong> hat den aktuellen<br />

Stand sowie künftige Trends in der Wärme- und Heiztechnik für den<br />

Wohnbereich untersucht. Aufbauend auf der Analyse der technischen<br />

Potenziale von häuslicher Wärme- und Heiztechnik werden mit Hilfe<br />

von Szenario-Technik im zweiten Teil mögliche Entwicklungspfade der<br />

Wärmeerzeugung sowie ihrer Nutzung im Haushaltsbereich bis in das<br />

Jahr 2030 untersucht. Dabei erstrecken sich die folgenden Szenarien<br />

sowohl auf die Heiz- und Wärmetechnik einschließlich der eingesetzten<br />

Brennstoffe; sie schließen jedoch auch Projektionen des baulichen<br />

Wärmeschutzes mit ein. Schwerpunkte der folgenden <strong>Hauswärme</strong>-<br />

Szenarien sind jedoch Optionen und Variationen in der Entwicklung<br />

von Wärme- und Heiztechnik einschließlich der eingesetzten<br />

Brennstoffe.<br />

Im Weiteren wird zunächst ein kurzer Überblick über die wichtigsten<br />

Daten und Fakten zum Wohn- und <strong>Hauswärme</strong>bereich gegeben.<br />

Die anschließende Szenarien-Analyse unterteilt sich in drei Teile.<br />

Zunächst wird ein Trendszenario aufgestellt. Hierbei werden zum<br />

einen Technik- und Markttrends der jüngeren Vergangenheit fortgeschrieben.<br />

Zusätzlich fließen schon beschlossene oder als sehr wahrscheinlich<br />

erwartete Regulierungen – wie zum Beispiel der deutschen<br />

Energieeinsparverordnung oder die europäischen Verordnungen<br />

zur Ökodesign-Richtlinie – bereits mit in die weitere Entwicklung der<br />

<strong>Hauswärme</strong> ein. Das Trendszenario dient im Folgenden als Referenzszenario,<br />

ist jedoch schon anspruchsvoller als eine reine Trendfortschreibung<br />

wie in einem Business-As-Usual-Szenario.<br />

Im Rahmen kleiner Mini-Szenarien (Szenaretten) werden im<br />

Anschluss an das Trendszenario eine Reihe von befristeten politischen<br />

Maßnahmen-Programmen vorgestellt, die eine Energiewende im<br />

<strong>Hauswärme</strong>sektor beschleunigen könnten. Zu den diskutierten Maßnahmen<br />

gehören sowohl ein beschleunigter baulicher Wärmeschutz<br />

als auch eine zügigere Modernisierung von Heiztechnik.<br />

<strong>Hauswärme</strong>-<br />

SZENARIEN<br />

Aufbauend auf dem Trendszenario und der Analyse von Programm-<br />

Maßnahmen wird schließlich ein ambitioniertes Alternativszenario entwickelt.<br />

Das Alternativszenario wiederum ist kein Zielszenario – wie<br />

etwa die Zielszenarien für das Energiekonzept der Bundesregierung<br />

(Prognos/EWI/GWS 2010/2011) oder der Internationalen Energieagentur<br />

zur Erreichung des 2-Grad-Ziels der Klimapolitik (IEA 2012).<br />

Das Alternativszenario baut vielmehr auf Experten-Abschätzungen<br />

von Technik- und Markttrends sowie der Analyse politischer Programm-Maßnahmen<br />

auf und beschleunigt Markt- und Technikentwicklungen<br />

gegenüber dem Trend (nochmals); dazu gehört auch die<br />

Einführung neuer (Heiz)Techniken (wie stromerzeugender Heizungen<br />

oder brennstoffbetriebener Wärmepumpen), die bislang noch kaum<br />

im <strong>Hauswärme</strong>markt vertreten sind – einschließlich der Abschätzung<br />

ihrer Potenziale und möglichen Auswirkungen.<br />

Ziel der <strong>Hauswärme</strong>szenarien ist es, zu ermitteln, welchen Beitrag<br />

der <strong>Hauswärme</strong>sektor zur Energiewende in Deutschland wie<br />

beitragen kann. Aktuelle politische Programme und Regulierungen<br />

bieten eine Vielfalt von Zielen und Kriterien zur Beurteilung der<br />

Nachhaltigkeit der Wärmeversorgung im Wohnbereich: darunter<br />

finden sich die Sanierungsgeschwindigkeit des Wohngebäudebestands,<br />

die Schaffung eines klimaneutralen Gebäudebestands oder<br />

der Anteil erneuerbarer Energien an der <strong>Hauswärme</strong>erzeugung<br />

(Bundesregierung 2010; EEWärmeG 2011). Das eigentliche Ziel<br />

einer nachhaltigen <strong>Hauswärme</strong>versorgung ist jedoch Ressourcen- und<br />

Klimaschutz – und das bezahlbar bzw. zu möglichst wirtschaftlichen<br />

Bedingungen. Im Rahmen der Szenarien-Analyse werden daher<br />

Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen sowie Investitionen und<br />

Energiekosten(einsparungen) betrachtet.<br />

3.1 Daten und Fakten<br />

Wohnungsmarkt heute<br />

2011 existierten in Deutschland 39,7 Mio.<br />

Wohneinheiten in Wohngebäuden, weitere<br />

800.000 fanden sich in Nichtwohngebäuden.<br />

Die Wohngebäude setzen sich aus 15,1<br />

Mio. Ein- und Zweifamilienhäusern (11,5 Mio.<br />

und 3,6 Mio.) und 3,1 Mio. Mehrfamilienhäusern<br />

zusammen. Von den insgesamt<br />

39,7 Mio. Wohnungen befinden sich 18,7<br />

Mio. und damit 47% in Ein- und Zweifamilienhäusern<br />

(11,5 Mio. und 7,2 Mio.) und<br />

die verbleibenden 21 Mio. Einheiten bzw.<br />

53% in Mehrfamilienhäusern (StaÄBL 2013).<br />

Insgesamt nahm die Zahl der Wohneinheiten<br />

im Zeitraum 1995 bis 2011 um 4,4 Mio. bzw.<br />

12,5% zu. Die Wohnfläche erhöhte sich im<br />

Zeitraum 1995 bis 2011 von rund 3 Mrd. m 2<br />

auf gut 3,5 Mrd. m 2 (siehe Abbildung 14).<br />

Dies entspricht einem Wachstum von 17%.<br />

Gleichzeitig stieg auch die Wohnfläche von<br />

37 m 2 auf 43 m 2 pro Kopf an.<br />

Dabei ist die Zahl fertiggestellter Wohnungen<br />

von über 600.000 im Jahre 1995 auf weniger<br />

als 160.000 im Jahre 2009 gesunken.<br />

Gleichzeitig stieg der Anteil der in Ein- und<br />

Zweifamilienhäusern befindlichen Wohneinheiten<br />

an der Gesamtzahl der neu errichteten<br />

Wohneinheiten. Aufgrund der geringen Neubautätigkeit<br />

lag jedoch die absolute Zahl der<br />

2009 neugebauten Wohneinheiten in Einund<br />

Zweifamilienhäusern niedriger als 1995.<br />

Denn die moderate Preis- und Mietenentwicklung<br />

auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt<br />

wie auch der weitgehende Rückzug<br />

14/Wohnflächenentwicklung<br />

WOHNFLÄCHENENTWICKLUNG<br />

in Deutschland<br />

IN DEUTSCHLAND<br />

des Staates aus dem sozialen Wohnungsbau<br />

führten zudem zu einem stark rückläufigen<br />

Geschosswohnungsbau. Der Tiefpunkt mit<br />

rund 160.000 Wohnungsfertigstellungen<br />

wurde 2008/09 erreicht. Die Fertigstellungen<br />

für 2012 wurden auf 239.500 Wohnungen<br />

geschätzt, was einem Anstieg von fast 5%<br />

gegenüber dem Vorjahr entspricht (StaBu<br />

2013).<br />

Da die Zahl der Neubauten die der Abrisse<br />

überstieg, ist die Gesamtzahl der Wohneinheiten<br />

im Zeitraum 1995 bis 2011 stetig<br />

gewachsen. Vor allem in den alten Bundesländern<br />

ist die Zahl der Wohneinheiten im<br />

vorgenannten Zeitraum um 14,2% gewachsen.<br />

Zwar nahm die Zahl der Wohneinheiten<br />

in den neuen Bundesländern (einschließlich<br />

Berlin) im Zeitraum von 1995 bis 2011<br />

ebenso zu, aber der Anstieg betrug hier<br />

lediglich 5,3%. Nach der vollzogenen Einheit<br />

zu Beginn der 1990er Jahre bestand zwar<br />

ein erheblicher Erneuerungs- und Sanierungsbedarf.<br />

Dieser schlug sich jedoch vor allem<br />

im Bau größerer Wohnungen nieder. Die Zahl<br />

der Wohneinheiten in den neuen Bundesländern<br />

stagnierte bereits zu Beginn des neuen<br />

Jahrtausends und wies am Ende des ersten<br />

Jahrzehnts im neuen Jahrtausend eine fallende<br />

Tendenz auf. Hemmend dürfte hier vor<br />

allem die Abwanderung jüngerer Bewohner<br />

gewirkt haben, die zu einem Rückgang der<br />

Nachfrage führte.<br />

Eine wichtige Determinante für den Wohnungsmarkt<br />

sind die Haushalte. Die Entwick-<br />

Mrd. m 2 m 2<br />

3,60<br />

Wohnfläche pro Kopf 43<br />

3,50<br />

42<br />

3,40<br />

Gesamtwohnfläche<br />

41<br />

3,30<br />

40<br />

3,20<br />

39<br />

3,10<br />

38<br />

3,00<br />

37<br />

2,90<br />

2,80<br />

36<br />

2,70<br />

35<br />

1995 2000 2005 2011<br />

Quelle: StaBu (2012) Bau; <strong>HWWI</strong><br />

25<br />

lung der Zahl der Haushalte verläuft jedoch<br />

nicht immer parallel zur Entwicklung der<br />

Zahl der Wohneinheiten. Knappheiten am<br />

Wohnungsmarkt führen vorübergehend zu<br />

verändertem Wohnverhalten: So kann einem<br />

regional knappen Wohnungsangebot durch<br />

die Bildung von Wohngemeinschaften begegnet<br />

werden. In der jüngeren Vergangenheit<br />

Deutschlands konnte ein derartiges Auseinanderklaffen<br />

von Wohnungs- und Haushaltszahlen<br />

Anfang der 1990er Jahre beobachtet<br />

werden. So wurden 1990 rund 1,2 Mio.<br />

mehr Haushalte als Wohneinheiten gezählt.<br />

Diese erhebliche Differenz, die tendenziell<br />

auf ein Wohnungsunterangebot hindeutet,<br />

führte vielerorts zu deutlich steigenden Mietund<br />

Immobilienpreisen. Das Unterangebot an<br />

Wohneinheiten konnte aber bereits zu Beginn<br />

des neuen Jahrtausends in Folge starker Bautätigkeit<br />

geschlossen werden. Seitdem haben<br />

sich auf Bundesebene Haushaltszahlen<br />

und Wohneinheiten weitestgehend parallel<br />

entwickelt, wenngleich auf regionaler Ebene<br />

weiterhin substanzielle Differenzen beobachtet<br />

werden konnten.<br />

Zur Beurteilung der Potenziale bei der Sanierung<br />

von Häusern ist es von Bedeutung, die<br />

Altersstruktur der in Deutschland bewohnten<br />

Wohnfläche zu kennen. Die bautechnischen<br />

Standards älterer Häuser sind zum Teil weit<br />

hinter den Standards heutiger Neubauten.<br />

Daher besteht hier noch großes Potenzial<br />

für energetische Sanierungsmaßnahmen im<br />

Bereich der Wärmedämmung und Heiztechnik.<br />

Mehr als 84,5% der 2010 bewohnten<br />

Wohnfläche sind im Jahre 1990 oder davor<br />

erbaut worden, wobei mit 43,5% der größte<br />

Anteil auf den Zeitraum 1949 bis 1978 entfällt<br />

(StaBu 2012 MZ). Nach 2000 wurden<br />

15/Bewohnte BEWOHNTE Wohnfläche WOHNFLÄCHE in IN DEUTS<br />

Deutschland 2010 (Baujahr)<br />

Ab<br />

2009<br />

2005-<br />

2008<br />

2001-<br />

2004<br />

1991-<br />

2000<br />

1987-<br />

1990<br />

1979-<br />

1986<br />

1949-<br />

1978<br />

1919-<br />

1948<br />

Bis<br />

1918<br />

0,5%<br />

2,5%<br />

3,3%<br />

3,0%<br />

<strong>Shell</strong> <strong>BDH</strong> <strong>Hauswärme</strong>-<strong>Studie</strong><br />

<strong>Hauswärme</strong>szenarien<br />

9,2%<br />

11,1%<br />

12,3%<br />

14,6%<br />

Quelle: StaBu (2010) MZ; <strong>HWWI</strong><br />

43,5%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50%

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