Shell BDH Hauswärme-Studie - HWWI
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3<br />
Der erste Teil der <strong>Shell</strong> <strong>BDH</strong> <strong>Hauswärme</strong>-<strong>Studie</strong> hat den aktuellen<br />
Stand sowie künftige Trends in der Wärme- und Heiztechnik für den<br />
Wohnbereich untersucht. Aufbauend auf der Analyse der technischen<br />
Potenziale von häuslicher Wärme- und Heiztechnik werden mit Hilfe<br />
von Szenario-Technik im zweiten Teil mögliche Entwicklungspfade der<br />
Wärmeerzeugung sowie ihrer Nutzung im Haushaltsbereich bis in das<br />
Jahr 2030 untersucht. Dabei erstrecken sich die folgenden Szenarien<br />
sowohl auf die Heiz- und Wärmetechnik einschließlich der eingesetzten<br />
Brennstoffe; sie schließen jedoch auch Projektionen des baulichen<br />
Wärmeschutzes mit ein. Schwerpunkte der folgenden <strong>Hauswärme</strong>-<br />
Szenarien sind jedoch Optionen und Variationen in der Entwicklung<br />
von Wärme- und Heiztechnik einschließlich der eingesetzten<br />
Brennstoffe.<br />
Im Weiteren wird zunächst ein kurzer Überblick über die wichtigsten<br />
Daten und Fakten zum Wohn- und <strong>Hauswärme</strong>bereich gegeben.<br />
Die anschließende Szenarien-Analyse unterteilt sich in drei Teile.<br />
Zunächst wird ein Trendszenario aufgestellt. Hierbei werden zum<br />
einen Technik- und Markttrends der jüngeren Vergangenheit fortgeschrieben.<br />
Zusätzlich fließen schon beschlossene oder als sehr wahrscheinlich<br />
erwartete Regulierungen – wie zum Beispiel der deutschen<br />
Energieeinsparverordnung oder die europäischen Verordnungen<br />
zur Ökodesign-Richtlinie – bereits mit in die weitere Entwicklung der<br />
<strong>Hauswärme</strong> ein. Das Trendszenario dient im Folgenden als Referenzszenario,<br />
ist jedoch schon anspruchsvoller als eine reine Trendfortschreibung<br />
wie in einem Business-As-Usual-Szenario.<br />
Im Rahmen kleiner Mini-Szenarien (Szenaretten) werden im<br />
Anschluss an das Trendszenario eine Reihe von befristeten politischen<br />
Maßnahmen-Programmen vorgestellt, die eine Energiewende im<br />
<strong>Hauswärme</strong>sektor beschleunigen könnten. Zu den diskutierten Maßnahmen<br />
gehören sowohl ein beschleunigter baulicher Wärmeschutz<br />
als auch eine zügigere Modernisierung von Heiztechnik.<br />
<strong>Hauswärme</strong>-<br />
SZENARIEN<br />
Aufbauend auf dem Trendszenario und der Analyse von Programm-<br />
Maßnahmen wird schließlich ein ambitioniertes Alternativszenario entwickelt.<br />
Das Alternativszenario wiederum ist kein Zielszenario – wie<br />
etwa die Zielszenarien für das Energiekonzept der Bundesregierung<br />
(Prognos/EWI/GWS 2010/2011) oder der Internationalen Energieagentur<br />
zur Erreichung des 2-Grad-Ziels der Klimapolitik (IEA 2012).<br />
Das Alternativszenario baut vielmehr auf Experten-Abschätzungen<br />
von Technik- und Markttrends sowie der Analyse politischer Programm-Maßnahmen<br />
auf und beschleunigt Markt- und Technikentwicklungen<br />
gegenüber dem Trend (nochmals); dazu gehört auch die<br />
Einführung neuer (Heiz)Techniken (wie stromerzeugender Heizungen<br />
oder brennstoffbetriebener Wärmepumpen), die bislang noch kaum<br />
im <strong>Hauswärme</strong>markt vertreten sind – einschließlich der Abschätzung<br />
ihrer Potenziale und möglichen Auswirkungen.<br />
Ziel der <strong>Hauswärme</strong>szenarien ist es, zu ermitteln, welchen Beitrag<br />
der <strong>Hauswärme</strong>sektor zur Energiewende in Deutschland wie<br />
beitragen kann. Aktuelle politische Programme und Regulierungen<br />
bieten eine Vielfalt von Zielen und Kriterien zur Beurteilung der<br />
Nachhaltigkeit der Wärmeversorgung im Wohnbereich: darunter<br />
finden sich die Sanierungsgeschwindigkeit des Wohngebäudebestands,<br />
die Schaffung eines klimaneutralen Gebäudebestands oder<br />
der Anteil erneuerbarer Energien an der <strong>Hauswärme</strong>erzeugung<br />
(Bundesregierung 2010; EEWärmeG 2011). Das eigentliche Ziel<br />
einer nachhaltigen <strong>Hauswärme</strong>versorgung ist jedoch Ressourcen- und<br />
Klimaschutz – und das bezahlbar bzw. zu möglichst wirtschaftlichen<br />
Bedingungen. Im Rahmen der Szenarien-Analyse werden daher<br />
Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen sowie Investitionen und<br />
Energiekosten(einsparungen) betrachtet.<br />
3.1 Daten und Fakten<br />
Wohnungsmarkt heute<br />
2011 existierten in Deutschland 39,7 Mio.<br />
Wohneinheiten in Wohngebäuden, weitere<br />
800.000 fanden sich in Nichtwohngebäuden.<br />
Die Wohngebäude setzen sich aus 15,1<br />
Mio. Ein- und Zweifamilienhäusern (11,5 Mio.<br />
und 3,6 Mio.) und 3,1 Mio. Mehrfamilienhäusern<br />
zusammen. Von den insgesamt<br />
39,7 Mio. Wohnungen befinden sich 18,7<br />
Mio. und damit 47% in Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
(11,5 Mio. und 7,2 Mio.) und<br />
die verbleibenden 21 Mio. Einheiten bzw.<br />
53% in Mehrfamilienhäusern (StaÄBL 2013).<br />
Insgesamt nahm die Zahl der Wohneinheiten<br />
im Zeitraum 1995 bis 2011 um 4,4 Mio. bzw.<br />
12,5% zu. Die Wohnfläche erhöhte sich im<br />
Zeitraum 1995 bis 2011 von rund 3 Mrd. m 2<br />
auf gut 3,5 Mrd. m 2 (siehe Abbildung 14).<br />
Dies entspricht einem Wachstum von 17%.<br />
Gleichzeitig stieg auch die Wohnfläche von<br />
37 m 2 auf 43 m 2 pro Kopf an.<br />
Dabei ist die Zahl fertiggestellter Wohnungen<br />
von über 600.000 im Jahre 1995 auf weniger<br />
als 160.000 im Jahre 2009 gesunken.<br />
Gleichzeitig stieg der Anteil der in Ein- und<br />
Zweifamilienhäusern befindlichen Wohneinheiten<br />
an der Gesamtzahl der neu errichteten<br />
Wohneinheiten. Aufgrund der geringen Neubautätigkeit<br />
lag jedoch die absolute Zahl der<br />
2009 neugebauten Wohneinheiten in Einund<br />
Zweifamilienhäusern niedriger als 1995.<br />
Denn die moderate Preis- und Mietenentwicklung<br />
auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt<br />
wie auch der weitgehende Rückzug<br />
14/Wohnflächenentwicklung<br />
WOHNFLÄCHENENTWICKLUNG<br />
in Deutschland<br />
IN DEUTSCHLAND<br />
des Staates aus dem sozialen Wohnungsbau<br />
führten zudem zu einem stark rückläufigen<br />
Geschosswohnungsbau. Der Tiefpunkt mit<br />
rund 160.000 Wohnungsfertigstellungen<br />
wurde 2008/09 erreicht. Die Fertigstellungen<br />
für 2012 wurden auf 239.500 Wohnungen<br />
geschätzt, was einem Anstieg von fast 5%<br />
gegenüber dem Vorjahr entspricht (StaBu<br />
2013).<br />
Da die Zahl der Neubauten die der Abrisse<br />
überstieg, ist die Gesamtzahl der Wohneinheiten<br />
im Zeitraum 1995 bis 2011 stetig<br />
gewachsen. Vor allem in den alten Bundesländern<br />
ist die Zahl der Wohneinheiten im<br />
vorgenannten Zeitraum um 14,2% gewachsen.<br />
Zwar nahm die Zahl der Wohneinheiten<br />
in den neuen Bundesländern (einschließlich<br />
Berlin) im Zeitraum von 1995 bis 2011<br />
ebenso zu, aber der Anstieg betrug hier<br />
lediglich 5,3%. Nach der vollzogenen Einheit<br />
zu Beginn der 1990er Jahre bestand zwar<br />
ein erheblicher Erneuerungs- und Sanierungsbedarf.<br />
Dieser schlug sich jedoch vor allem<br />
im Bau größerer Wohnungen nieder. Die Zahl<br />
der Wohneinheiten in den neuen Bundesländern<br />
stagnierte bereits zu Beginn des neuen<br />
Jahrtausends und wies am Ende des ersten<br />
Jahrzehnts im neuen Jahrtausend eine fallende<br />
Tendenz auf. Hemmend dürfte hier vor<br />
allem die Abwanderung jüngerer Bewohner<br />
gewirkt haben, die zu einem Rückgang der<br />
Nachfrage führte.<br />
Eine wichtige Determinante für den Wohnungsmarkt<br />
sind die Haushalte. Die Entwick-<br />
Mrd. m 2 m 2<br />
3,60<br />
Wohnfläche pro Kopf 43<br />
3,50<br />
42<br />
3,40<br />
Gesamtwohnfläche<br />
41<br />
3,30<br />
40<br />
3,20<br />
39<br />
3,10<br />
38<br />
3,00<br />
37<br />
2,90<br />
2,80<br />
36<br />
2,70<br />
35<br />
1995 2000 2005 2011<br />
Quelle: StaBu (2012) Bau; <strong>HWWI</strong><br />
25<br />
lung der Zahl der Haushalte verläuft jedoch<br />
nicht immer parallel zur Entwicklung der<br />
Zahl der Wohneinheiten. Knappheiten am<br />
Wohnungsmarkt führen vorübergehend zu<br />
verändertem Wohnverhalten: So kann einem<br />
regional knappen Wohnungsangebot durch<br />
die Bildung von Wohngemeinschaften begegnet<br />
werden. In der jüngeren Vergangenheit<br />
Deutschlands konnte ein derartiges Auseinanderklaffen<br />
von Wohnungs- und Haushaltszahlen<br />
Anfang der 1990er Jahre beobachtet<br />
werden. So wurden 1990 rund 1,2 Mio.<br />
mehr Haushalte als Wohneinheiten gezählt.<br />
Diese erhebliche Differenz, die tendenziell<br />
auf ein Wohnungsunterangebot hindeutet,<br />
führte vielerorts zu deutlich steigenden Mietund<br />
Immobilienpreisen. Das Unterangebot an<br />
Wohneinheiten konnte aber bereits zu Beginn<br />
des neuen Jahrtausends in Folge starker Bautätigkeit<br />
geschlossen werden. Seitdem haben<br />
sich auf Bundesebene Haushaltszahlen<br />
und Wohneinheiten weitestgehend parallel<br />
entwickelt, wenngleich auf regionaler Ebene<br />
weiterhin substanzielle Differenzen beobachtet<br />
werden konnten.<br />
Zur Beurteilung der Potenziale bei der Sanierung<br />
von Häusern ist es von Bedeutung, die<br />
Altersstruktur der in Deutschland bewohnten<br />
Wohnfläche zu kennen. Die bautechnischen<br />
Standards älterer Häuser sind zum Teil weit<br />
hinter den Standards heutiger Neubauten.<br />
Daher besteht hier noch großes Potenzial<br />
für energetische Sanierungsmaßnahmen im<br />
Bereich der Wärmedämmung und Heiztechnik.<br />
Mehr als 84,5% der 2010 bewohnten<br />
Wohnfläche sind im Jahre 1990 oder davor<br />
erbaut worden, wobei mit 43,5% der größte<br />
Anteil auf den Zeitraum 1949 bis 1978 entfällt<br />
(StaBu 2012 MZ). Nach 2000 wurden<br />
15/Bewohnte BEWOHNTE Wohnfläche WOHNFLÄCHE in IN DEUTS<br />
Deutschland 2010 (Baujahr)<br />
Ab<br />
2009<br />
2005-<br />
2008<br />
2001-<br />
2004<br />
1991-<br />
2000<br />
1987-<br />
1990<br />
1979-<br />
1986<br />
1949-<br />
1978<br />
1919-<br />
1948<br />
Bis<br />
1918<br />
0,5%<br />
2,5%<br />
3,3%<br />
3,0%<br />
<strong>Shell</strong> <strong>BDH</strong> <strong>Hauswärme</strong>-<strong>Studie</strong><br />
<strong>Hauswärme</strong>szenarien<br />
9,2%<br />
11,1%<br />
12,3%<br />
14,6%<br />
Quelle: StaBu (2010) MZ; <strong>HWWI</strong><br />
43,5%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50%