Korle Bu Teaching Hospital - Bvmd
Korle Bu Teaching Hospital - Bvmd
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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur in Accra, Ghana<br />
Famulatur: Internal Medicine /General Medicine im <strong>Korle</strong>-<strong>Bu</strong><br />
<strong>Teaching</strong> <strong>Hospital</strong>, Accra<br />
Motivation<br />
Für eine Famulatur im Ausland entschied ich mich, da ich erfahren wollte, wie Medizin unter völlig anderen<br />
Voraussetzungen als in Deutschland praktiziert wird. Aufgrund meines Interesses an Global Health wollte ich<br />
einen Eindruck von der Organisations- und Arbeitsweise sowie den alltäglichen Herausforderungen der<br />
Gesundheitsversorgung in einem Entwicklungs- bzw. Schwellenland gewinnen. Außerdem beabsichtigte ich, mir<br />
ein eigenes Bild von diesem Land und der Lebenswirklichkeit seiner Bevölkerung zu machen. Ich hoffte, somit<br />
mein Verständnis für andere Kulturen und Gesellschaften zu vertiefen, neue Perspektiven kennenzulernen und<br />
meinen Horizont erweitern zu können. Schließlich bewarb ich mich für den bvmd-Austausch mit Ghana, Nepal<br />
und Ruanda. Einerseits reizten mich Afrika sowie Asien sehr und andererseits musste ich mich aufgrund<br />
fehlender Sprachkenntnisse auf englischsprachige Ziele beschränken. Alle drei Länder gelten zudem als<br />
vergleichsweise stabil und sicher in der jeweiligen Region.<br />
Vorbereitung<br />
Von dem umfangreichen Austauschangebot der bvmd erfuhr ich bereits in der Vorklinik durch Aushänge und<br />
Informationsveranstaltungen auf dem Campus. Schnell war für mich klar, dass ich mich dort eines Tages für eine<br />
Auslandsfamulatur bewerben würde. Deren Organisation im Rahmen eines festen und anerkannten Programmes<br />
bietet einige unschlagbare Vorteile, so z.B. die bvmd als Ansprechpartner und Koordinator, einen engen Kontakt<br />
zu den einheimischen Studierenden im Gastland, ggf. ein soziales Programm, kostenfreie Unterkunft und<br />
Verpflegung (bilaterale Programme) sowie die Möglichkeit, sich um einen großzügigen Fahrtkostenzuschuss zu<br />
bewerben. Schließlich reichte ich Ende 2012 meine Bewerbung für eine Auslandsfamulatur inkl. Sprachtest (in<br />
Heidelberg gegen Gebühr im Zentralen Sprachlabor der Uni sowie beim Deutsch-Amerikanischen Institut<br />
abzulegen) und englischsprachigem Motivationsschreiben ein. Die investierte Zeit und Mühe hatte sich gelohnt,<br />
als ich im Februar 2013 nach einer ersten Absage doch noch auf einen kurzfristig freigewordenen Platz für<br />
Ghana nachrücken konnte. Das bedeutete jedoch auch, dass nun die Bewerbung um den genauen Ort und die<br />
klinische Abteilung folgte, wofür weitere vier Letters of Motivation zu schreiben waren... An dem von der bvmd<br />
angebotenen Trikont-Seminar sowie einer universitätseigenen Vorbereitungsveranstaltung konnte ich leider aus<br />
terminlichen Gründen nicht teilnehmen.<br />
Visum<br />
Als deutscher Staatsbürger benötigt man zur Einreise nach Ghana ein Visum. Dieses sollte nach dem Erhalt der<br />
IFMSA-Card of Acceptance (ca. 6-7 Wochen vor Austauschbeginn) sowie einer zeitnahen Flugbuchung<br />
schnellstmöglich in der ghanaischen Botschaft in Berlin persönlich oder auf dem Postweg beantragt werden.<br />
Neben dem Visumsantrag (als PDF-Download auf der Website der Botschaft verfügbar) mit Lichtbild in<br />
vierfacher Ausfertigung sowie dem Reisepass sind noch weitere Nachweise in Kopie einzureichen<br />
(Einladungsschreiben der IFMSA/FGMSA, Gelbfieberimpfbescheinigung, <strong>Bu</strong>chung von Hin- und Rückflug,<br />
Kontoauszug, Studienbescheinigung und ggf. Dean’s Letter). Ich beantragte ein Educational/Single Entry-Visum<br />
und betraute aufgrund der knappen Zeit eine Visaagentur in Berlin mit der Abgabe der Unterlagen vor Ort.<br />
Leider gab es bei der Bearbeitung meines Antrages ein Problem: die Botschaft akzeptierte den vorgelegten<br />
Invitation Letter (PDF-Download in der IFMSA-Datenbank unter Card of Documents) nicht, da der IFMSA-<br />
Briefkopf des Schreibens die Anschrift der Zentrale in Frankreich enthielt. Ich wurde aufgefordert, ein 100%<br />
ghanaisches Einladungsschreiben zu beschaffen, was mir schließlich über den NEO der FGMSA in Accra gelang.<br />
Selbst als ich dieses dann nachgereicht hatte, sollte es noch Wochen dauern, bis die Botschaft schließlich nach<br />
etlichen Nachfragen der Visaagentur und einigen persönlichen Anrufen meinerseits zwei Tage vor meinem<br />
Abflug das Visum ausstellte... Ich kann euch nur raten, euch frühestmöglich um das Visum zu kümmern sowie<br />
hartnäckig dranzubleiben und wünsche euch bedeutend mehr Glück bei eurem Antrag!!!<br />
Gesundheit<br />
Das A und O der Vorsorge in dieser Rubrik ist sicher der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung für den<br />
Reisezeitraum. Darüber hinaus ist auch eine ausreichende medizinische Prophylaxe entscheidend. Ich nahm drei<br />
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Monate im Voraus die reisemedizinische Beratung des Heidelberger tropenmedizinischen Institutes in Anspruch.<br />
Nach einer Überprüfung meines bisherigen Impfschutzes (inkl. Hepatitis B) erhielt ich die Reiseimpfungen<br />
gegen Gelbfieber (die Impfbescheinigung ist Voraussetzung zur Einreise nach Ghana!), Hepatitis A, Typhus,<br />
Meningokokken (ACWY) und Tollwut. Außerdem verschrieb man mir Malarone ® zur Chemoprophylaxe der<br />
Malaria, die in Westafrika endemisch ist. Ich habe die Tabletten über einen Zeitraum von fast sechs Wochen<br />
durchgehend genommen und gut vertragen. Weiterhin schlief ich unter einem imprägnierten Moskitonetz und<br />
trug täglich kurz vor Einbruch der Dämmerung großzügig Moskitorepellent (NoBite ® mit 50% DEET) auf die<br />
unbedeckten Hautstellen auf. Mit all diesen Vorkehrungen blieb es bei einem einzigen, folgenlosen Stich in 5<br />
Wochen. Meine Reiseapotheke umfasste: Ibuprofen, Paracetamol, Fenistil ® -Gel, Magnesiumdragees, <strong>Bu</strong>scopan ® ,<br />
Dimenhydrinat, Loperamid, Ciprofloxacin, Kohletabletten, orale Rehydratationslösung, Octenisept ® , Sterillium ® ,<br />
Jodsalbe, Pflaster, Verbandszeug und Thermometer. Insbesondere die Medikamente zur Behandlung von<br />
Reisediarrhoe und Übelkeit konnte ich bei zwei Anlassen gut gebrauchen. Auch Haut- und<br />
Schleimhautdesinfektionsmittel waren häufig im Einsatz, letzteres zusammen mit einigen Pflastern, da man sich<br />
z.B. am Strand schnell kleinere Blessuren zuziehen konnte. Zudem erfreuten sich meine Magnesiumdragees unter<br />
den Austauschstudenten großer Beliebtheit, da viele von uns früher oder später einmal mit Muskelkrämpfen zu<br />
kämpfen hatten. Angesichts der sehr einseitigen Ernährung würde ich sogar raten, ernsthaft über die Mitnahme<br />
von (Multi-)Vitamin-/Mineralstofftabletten nachzudenken. Ein weiterer Tipp von meiner Seite wären noch<br />
antibiotische Augentropfen, zumindest für Kontaktlinsenträger. Ich durfte als solcher nämlich mehrfach die<br />
Erfahrung machen, mit brennenden, geröteten und verklebten Augen aufzuwachen... Abschließend kann ich<br />
euch noch drei Ratschläge der Heidelberger Tropenmediziner ans Herz legen: auf strikte Lebensmittelhygiene<br />
achten (Boil it, cook it, peel it, or forget it!) sowie das Baden in Süßwasser (Schistosomiasis und Bilharziose!) und<br />
Tierkontakt vermeiden (gerade in Accra gibt es viele streunende Hunde).<br />
Sicherheit<br />
Im Vorfeld meiner Reise schloss ich eine Auslandskrankenversicherung, eine Privat- und<br />
Berufshaftpflichtversicherung (kostenlos z.B. für Marburger-<strong>Bu</strong>nd-Mitglieder) sowie bei der Flugbuchung eine<br />
TAP-Reiseversicherung (Reiserücktritt, Hilfeleistung und Rücktransport, Gepäck) ab. Darüber hinaus nahm ich<br />
wichtige Dokumente im Original sowie in Kopie mit und stellte mir ein DIN-A4-Blatt mit zentralen<br />
Informationen zusammen (Notfallrufnummer für Kreditkartensperre, Kontakdaten der deutschen Botschaft in<br />
Accra, Notfallrufnummern und Policennummern sämtlicher Versicherungen, Rufnummer der ghanaischen<br />
Kontaktstudenten). Wenige Tage vor meiner Ankunft in Ghana hatte der Oberste Gerichtshof über die von der<br />
Opposition angefochtenen Präsidentschaftswahlen des Vorjahres entschieden und das Ergebnis bestätigt. In<br />
diesem Zusammenhang wurden landesweit die Sicherheitsmaßnahmen erhöht, da man Ausschreitungen und<br />
Zusammenstöße der politischen Lager befürchtete. Allerdings hatten deren Anführer ihre Gefolgschaft zu Ruhe<br />
und Besonnenheit aufgerufen. Letztlich blieb alles friedlich, worauf die meisten Ghanaer auch sehr stolz waren.<br />
Während meines gesamten Aufenthaltes habe ich mich stets sicher gefühlt. Ich konnte mich tagsüber problemlos<br />
alleine frei bewegen und bin abends/nachts mit der Gruppe unterwegs gewesen, ohne dass mir in fünf Wochen<br />
irgendetwas zugestoßen ist.<br />
Geld<br />
Die ghanaische Währung ist der Cedi, der weiter in je 100 Pesewas unterteilt wird. Zum Zeitpunkt meines<br />
Aufenthaltes entsprachen 3 Cedi grob etwa 1 €. Als Zahlungsmittel nahm ich 250 Euro in Bar sowie meine Visa-<br />
Kreditkarte mit nach Ghana. Gleich am Flughafen wechselte ich 200 Euro am FOREX-Schalter bei den<br />
Gepäckbändern in die Landeswährung. Damit war ich für die nächste Zeit gut ausgestattet. Später zog ich mir<br />
dann mit meiner Kreditkarte direkt Geld am Automaten (ATM). In <strong>Korle</strong> <strong>Bu</strong> kann ich hierfür vor allem die<br />
Filiale der Ghana Commercial Bank empfehlen. Sie befindet sich hinter den Studentenwohnheimen Richtung<br />
Hauptstraße in der Nähe der Feuerwehr. Weitere ATMs befinden sich neben der Haupteinfahrt des<br />
Klinikgeländes. Diese waren jedoch meistens defekt. Es empfiehlt sich grundsätzlich die Barzahlung, wofür man<br />
stets genügend kleine Scheine (1 und 5 Cedi) sowie Münzgeld dabei haben sollte. Euro kann man auch im<br />
Nachhinein in einem der zahlreichen FOREX-Büros in Cedi wechseln lassen. Das Preisniveau ist in Ghana<br />
spürbar niedriger als in Deutschland − zumindest solange man fleißig handelt, wo es angebracht ist (Taxis,<br />
Souvenirs, manche Stände). Die meisten Straßenstände und fliegenden Händler haben Festpreise, ebenso Tro-<br />
Tros und Sammeltaxis. Natürlich sind die Accra Mall sowie Restaurants und Clubs, die vorwiegend von<br />
Ausländern frequentiert werden, entsprechend teurer. Während meines fünfwöchigen Aufenthaltes in Ghana<br />
habe ich insgesamt umgerechnet zwischen 600 und 700 € ausgegeben, inkl. Ausgehen, Reisen und Souvenirs.<br />
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Sprache<br />
Amtssprache in Ghana ist Englisch und so konnte ich mich mit der Mehrzahl der Leute gut verständigen.<br />
Allerdings musste ich mich in das vieleorts gesprochene Pidgin English und den besonderen Dialekt etwas länger<br />
einhören. In der Klinik sind ein exzellentes Gehör (es wird sehr leise gesprochen) sowie gute Kenntnisse in<br />
Medical English von Vorteil. Manche Patienten sprechen auch lediglich eine der vielen lokalen Sprachen, sodass<br />
ich die Ärzte oder Studenten um Übersetzung bitten musste. Unter diesen Sprachen ist Twi am meisten<br />
verbreitet. Zwar hatte ich es im Vorfeld nicht erlernt, aber vor Ort wurde mir dann doch die eine oder andere<br />
Floskel geläufig. Die Einheimischen reagierten stets positiv überrascht, wenn ich sie auf Twi begrüßte, nach<br />
ihrem Befinden fragte oder mich für etwas bedankte. Das Twi-Wort „obruni“, das schlicht „Weißer/Weiße“<br />
bedeutet, hört man ziemlich oft von den (häufig schmunzelnden) Ghanaern, ohne dass es in irgendeiner Weise<br />
abwertend gemeint ist.<br />
Verkehrsverbindungen<br />
Nach einiger Suche habe ich mich für einen Flug mit der portugiesischen Airline TAP von Frankfurt über<br />
Lissabon nach Accra entschieden. Dieser war mit ca. 630 € eine der günstigsten und die Gesamtreisezeit blieb<br />
ebenfalls im Rahmen. Direktflüge sind i.d.R. einige hundert Euro teurer. Ein Preisvergleich im Internet lohnt<br />
sich allemal! Im Land kommt man prinzipiell auf drei verschiedenen Wegen von A nach B (wenn es nicht gerade<br />
zu Fuß sein soll): Taxi, Tro-Tro und <strong>Bu</strong>s. Taxis gibt es gerade in Accra en masse. Aber auch auf dem Land<br />
begegnet man ihnen immer wieder. Falls ihr individuell Taxi fahren wollt, so macht euch einfach am Straßenrand<br />
bemerkbar, bis eines der Autos anhält. Danach teilt man dem Fahrer sein Ziel mit und verhandelt über den Preis.<br />
Gerade als „obruni“ ist dieser anfangs meist viel zu hoch und so ist es durchaus ratsam, sich verschiedene<br />
Angebote einzuholen (eine innerstädtische Fahrt in Accra kostet je nach Distanz, Verkehrsaufkommen und<br />
Tageszeit zwischen 3 bis max. 8 Cedi). Zögert nicht, das Taxi weiterfahren zu lassen, wenn euch der Preis nach<br />
wie vor zu hoch ist. Oft zeigt sich der Fahrer dann jedoch im letzten Moment noch erstaunlich<br />
kompromissbereit... Manchmal wissen die Fahrer selbst nicht so genau, wie sie zu einem Ziel eurer Wahl<br />
kommen. Dann ist es als Fahrgast ratsam, die ungefähre Lage bzw. andere Bezugspunkte in der Umgebung zu<br />
kennen. Viele Taxifahrer helfen sich aber auch untereinander, die richtige Route zu finden. Eine Unterart der<br />
Taxis sind die wesentlich günstigeren shared taxis, die von bestimmten Punkten abfahren und ein festes Ziel<br />
haben. Sie sind vor allem durch das große Schild mit dem Reiseziel erkennbar, das vor der Abfahrt auch dem<br />
Dach des Wagens platziert ist. Hier steigt man einfach zu und wartet, bis sich das Auto mit anderen Passagieren<br />
gefüllt hat. Die Fahrt kostet meist zwischen 0,5 und 2 Cedi (Festpreis!). Tro-Tros sind uralte Kleinbusse und<br />
verkehren zuhauf im ganzen Land. Auch diese hält man einfach mit Handzeichen an und erkundigt sich, ob das<br />
angepeilte Ziel auf dem Weg liegt. Sollte noch ein Platz frei sein, so kommt man in den Genuss einer wirklich<br />
abenteuerlichen Fahrt (innerstädtisch etwa gleiches Preisniveau wie shared taxis, ebenfalls Festpreise). In der<br />
Regel werden die Kleinbusse im Laufe der Zeit mit 20-25 Menschen voll besetzt. Am gewünschten Ziel einfach<br />
laut rufen, dass man aussteigen möchte. Längere Überlandfahrten mit Tro-Tros können dann schon mal<br />
lebensgefährlich werden, wenn die Schlaglöcheranzahl auf den Straßen es den Fahrern noch erlaubt, in völliger<br />
Dunkelheit herzhaft zu rasen und waghalsigste Überholmanöver auszuführen. Ich durfte leider eine Fahrt<br />
erleben, bei der ich mehrfach dachte, meine letzte Stunde hätte geschlagen... Leider gibt es oft keine gute<br />
Alternative, um günstig in entlegenere Gebiete zu kommen. Passt auf euch auf! Mit Reisebussen kann man<br />
längere Strecken durch das Land zurücklegen und je nach <strong>Bu</strong>sunternehmen (STC, V.I.P, Imperial Express) sind<br />
die Fahrten auch ziemlich komfortabel. Zusammen mit meiner Gruppe bin ich beispielsweise für 40 Cedi pro<br />
Person im klimatisierten Reisebus 12 Stunden über Nacht nach Tamale gereist.<br />
Kommunikation<br />
Die Mobilfunknetze sind in Ghana erfreulicherweise gut ausgebaut. Große Anbieter sind Vodafone und MTN.<br />
Direkt nach meiner Ankunft in Accra erstand ich noch am Flughafen nahe den Gepäckbändern eine Vodafone-<br />
SIM-Karte (2 Cedi), die ich dann mit 20 Cedi Guthaben (scratchcard) auflud. Damit konnte ich eine ganze Zeit<br />
lang telefonieren, SMS schreiben und surfen. Mobilfunk-Inlandsgespräche sind in Ghana ziemlich günstig und<br />
selbst ein mehrminütiges Telefonat ins deutsche Festnetz bleibt preislich im Rahmen. Jedoch kommunizierte ich<br />
die meiste Zeit über Whatsapp, Facebook und E-Mail mit der Heimat. Nach einiger Zeit legte ich mir mit<br />
meinem Guthaben ein eigenständiges Volumenpaket zum mobilen Surfen zu (3 GB für 30 Cedi, Infos zu den<br />
Paketen auf vodafone.com.gh), was mir nun auch das gelegentliche Skypen über die Handy-App ermöglichte.<br />
Auf dem Campus gibt es auch ein Internetcafé (im Nachbargebäude des R-Blocks). Außerdem kann man u.a. in<br />
Ya’s Tante-Emma-Laden WLAN-Vouchers erwerben, um sich in das verfügbare Netzwerk einzuloggen. Von<br />
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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur in Accra, Ghana<br />
beiden Möglichkeiten habe ich jedoch keinen Gebrauch gemacht, da mir das mobile Breitband-Internet für das<br />
Smartphone völlig ausreichte.<br />
Unterkunft<br />
In Accra war ich im Studentenwohnheim direkt auf dem Campus des <strong>Korle</strong>-<strong>Bu</strong> <strong>Teaching</strong> <strong>Hospital</strong><br />
untergebracht. Das Zimmer wurde mir von dem ghanaischen Austauschkoordinator (NEO) zugewiesen. Es<br />
befand sich in einem mehrgeschossigen Gebäude mit Pförtnerloge im Erdgeschoss, dem sogenannten D-Block.<br />
Hier teilte ich mir einen Raum, den zwei ghanaische Medizinstudenten für den Zeitraum ihrer Ferien zur<br />
Verfügung gestellt hatten, mit einem weiteren deutschen Austauschstudenten. Die Zimmer hatten einen kleinen<br />
Balkon, waren ausreichend möbliert und mit einem Deckenventilator sowie Mückengitter an Fenstern und Türen<br />
ausgestattet. Waschbecken, Duschen und Toiletten gab es für jeden Flügel auf jeder Etage. Deren Sauberkeit ließ<br />
leider ziemlich zu wünschen übrig, was auch daran gelegen haben mag, dass sich das Reinigungspersonal<br />
während unseres Aufenthaltes im Ausstand befand... Aber auch abgesehen davon war der Zustand der<br />
Sanitäreinrichtungen gewöhnungsbedürftig. Häufig gab es kein fließendes (kaltes) Wasser (ganz im Gegensatz<br />
zum R-Block), sodass ich mich mit einem Plastikeimer ausgestattet zu den Wassertanks hinter dem Gebäude<br />
begeben musste, um das begehrte Nass für Körperpflege oder Kleiderwäsche zu zapfen. Da die Nachfrage groß<br />
war, passierte es mehrfach, dass letztlich auch diese Container leer waren und die Auffüllung einige Tage auf sich<br />
warten lies. Diese unfreiwillige Trockenperiode musste ich dann mit feuchten Waschlappen bzw. Wasserholen bei<br />
den umliegenden Gebäuden überbrücken. In unserem Wohnheim gab es außerdem noch spartanische und kaum<br />
genutzte Gemeinschaftsküchen auf jeder Etage sowie Aufenthaltsräume, in denen die Studierenden<br />
hauptsächlich die Fussballspiele der Premier League im Fernsehen verfolgten. Der sogenannte R-Block war<br />
deutlich älter als der D-Block, konnte jedoch mit einer Tischtennisplatte im Eingangsbereich aufwarten.<br />
Außerdem befand sich hier der Tante-Emma-Laden von Ya, in dem es viele Dinge des täglichen Bedarfs zu<br />
kaufen gibt. Auch Frühstück und warmes Mittagessen sind hier erhältlich (gegen Vorlage der Essenscoupons, die<br />
die ghanaischen Austauschbeauftragten verteilen). Nur einen Steinwurf vom R-Block entfernt ist das Med Diner<br />
gelegen, wo man ebenfalls mit den Coupons essen gehen kann. Außerdem gibt es gleich nebenan einen<br />
Wäscheservice.<br />
Literatur<br />
Im Vorfeld meiner Reise legte ich mir den englischsprachigen Bradt-Reiseführer zu. So konnte ich mich bereits in<br />
Deutschland in dem allgemeinen Kapitel über Ghana recht umfassend informieren. Auch vor Ort leistete mir<br />
dieses <strong>Bu</strong>ch immer wieder gute Dienste. Zum deutschsprachigen Reiseführer von Cobbinah kann ich nichts<br />
Genaueres sagen, da ich in diesen nur einen flüchtigen Blick warf. Er kostete jedoch etwa das Doppelte des<br />
Bradt. Weiterhin waren die Erfahrungsberichte früherer Austauschstudenten eine wahre Goldgrube − ich erhielt<br />
hier eine Menge wertvoller Tipps! Ergänzend las ich mir noch durch die Reise- und Sicherheitshinweise des<br />
Auswärtigen Amtes durch.<br />
Mitzunehmen<br />
Hier eine kleine Auflistung der Dinge (abgesehen von Standardklamotten), die mir gerade so einfallen und die<br />
ich gut gebrauchen konnte: Moskitonetz (plus Befestigungsmaterial: Schnur, Duct tape), Repellent, Medikamente<br />
(einschließlich Malaria-Chemoprophylaxe, evtl. Vitamintabletten), Pflaster und Verbandszeug, Sonnencreme, evtl.<br />
Kontaktlinsenlösung, Sonnenbrille, Taschenmesser, Ladegerät für Handy, Auslandsadapter (UK),<br />
Desinfektionstücher, Mülltüten, Reisewaschmittel, Wäscheklammern und -leine, feuchte<br />
Waschlappen/Erfrischungstücher, Bettzeug, Flip-Flops/Badelatschen, Duschgel/Shampoo, Ohropax, Klopapier<br />
(gibt es aber auch auf dem Campus zu kaufen), Taschenlampe, Regenjacke, festes Schuhwerk (müssen aber keine<br />
Mega-Alpinwanderstiefel sein), Badesachen, einen Pulli für den Flug bzw. gegen zu agressive Klimaanlagen in<br />
Ghana, Gastgeschenke aus Deutschland (Schokolade und Gummibärchen kamen gut an), landestypisches<br />
Getränk für die „International Food and Drinks Night“, evtl. Bonbons oder Ähnliches zum Verschenken an<br />
Kinder. Ein Hinweis an die Damen: Tampons sind in Ghana quasi nicht erhältlich!<br />
Krankenhaus: für die Herren Hemden, evtl. Krawatten (nicht verpflichtend, aber erwünscht), Stoffhosen,<br />
dezentes Schuhwerk, Kittel, Stethoskop, Pupillenleuchte, Händedesinfektionsmittel, Namensschild,<br />
Kugelschreiber [Reflexhammer habe ich nicht gebraucht, Kasack und Hose sowie Schutzbrille auch nicht (war<br />
nie im OP), Latexhandschuhe, Hauben, Mundschutz waren überflüssig].<br />
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Reise und Ankunft<br />
Bei meiner Anreise kam ich unverhofft in den Genuss eines sechsstündigen Lufthansa-Direktfluges nach Accra,<br />
da die Maschine der TAP (gehört zur Star Alliance) Verspätung hatte und man mich daher in Frankfurt rasch<br />
und unbürokratisch umbuchte. Bereits im Flugzeug erhielt ich eine Embarkation Card sowie eine Zollerklärung<br />
zum Ausfüllen. Am Flughafen angekommen musste ich zunächst einer Mitarbeiterin des<br />
Gesundheitsministeriums meinen Gelbfieberimpfnachweis vorlegen. Die Beamten an der Passkontrolle<br />
fotografierten schließlich jeden Einreisenden mit einer Webcam und nahmen sämtliche Fingerabdrücke beider<br />
Hände. Dann wartete ich auf mein Gepäck (welches glücklicherweise auch nach einigen Minuten auf dem Band<br />
lag), wechselte Geld und deckte mich mit einer neuen SIM-Karte ein. Schließlich wurde ich von einem<br />
ghanaischen Studenten empfangen. Wir warteten noch eine ganze Weile auf eine weitere Austauschstudentin, die<br />
mit einem späteren Flieger kam. Dann ging es mit dem Taxi durch das nächtliche Accra zum Campus in <strong>Korle</strong><br />
<strong>Bu</strong>. Ich kam an einem Samstagabend an und konnte aufgrund von Verzögerungen in der Klinikverwaltung nicht<br />
wie vorgesehen am nächsten Montag anfangen, sondern erst donnerstags. Bis zu diesem Zeitpunkt pilgerte<br />
täglich einer der ghanaischen Studenten mit uns zu den entsprechenden Büros, wo wir lange warten mussten, um<br />
letztlich wieder weggeschickt zu werden. In den ersten Tagen hatte ich also genug Zeit, mich zu akklimatisieren,<br />
den Campus zu durchstreifen, die Gruppe sowie die einheimischen Studenten genauer kennenzulernen und<br />
zusammen mit ihnen Accra zu erkunden.<br />
Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke<br />
Der erste Tag in der Klinik begann damit, dass einer der ghanaischen Studenten uns zum Sekretariat des Head of<br />
Department of Medicine and Therapeutics begleitete, wo wir am Vortag ein Schreiben der Fakultät eingereicht<br />
hatten. Hier wurden wir nun verschiedenen Stationen zugeteilt und erhielten jeweils ein Begleitschreiben. Danach<br />
brachte uns der Sekretär zu unseren Bestimmungsorten, wo wir kurz vorgestellt wurden. Ich war auf der<br />
internistisch-neurologischen Station im zweiten Stock eingesetzt. Die Station hatte zwei Flügel (Männer und<br />
Frauen), die in jeweils in einen großen Raum endeten, in dem ca. 15 Patienten Bett an Bett untergebracht waren.<br />
Die Einrichtung war sehr spartanisch und Privatsphäre gab es für die Patienten so gut wie keine. Zu den<br />
hygienischen Bedingungen möchte ich nur sagen, dass es auf der gesamten Station für das Personal ein einziges<br />
Waschbecken und eine kleine Flasche mit Alkohol zur Händedesinfektion gibt (also steckt euch ein eigenes<br />
Fläschchen in den Kittel). Latexhandschuhe sind immerhin weiter verbreitet. Das Krankheitsspektrum umfasste<br />
neben einigen Malariafällen, Tbc und HIV vor allem Hypertoniker und Diabetiker mit all ihren kardiovaskulären<br />
Folgeerkrankungen. Außerdem waren einige neurologische Krankheitsbilder vertreten. Die Patienten waren oft<br />
noch relativ jung. Zur Stationsroutine im Laufe der Woche musste man sich aktiv erkundigen. Ich hatte nicht das<br />
Gefühl, dass die Ärzte besonderen Wert auf meine Anwesenheit legten. Meistens war ich morgens um 8 Uhr in<br />
der Klinik und verabschiedete mich dann gegen 13 Uhr. Meine Rolle als Austauschstudent war über die gesamte<br />
Famulatur hinweg unfreiwillig passiv (kaum selbstständige Anamnese und Untersuchung, keine invasiven<br />
Maßnahmen) und beschränkte sich größtenteils auf die recht ermüdende Teilnahme an meist stundenlangen<br />
Visiten. Häufig war hier soviel Personal zugegen, dass letztlich ziemlich abseits des Patientenbettes stand.<br />
Zusammen mit der wirklich sehr leisen Unterhaltung der Ärzte und ihrem Dialekt hatte ich oft Schwierigkeiten,<br />
den jeweiligen Fall zu erfassen und musste mich im Nachhinein durch Fragen oder das Überfliegen der<br />
Krankenakte genauer informieren. Die Visiten liefen völlig anders als in Deutschland. Ärzte sind in Ghana neben<br />
den zahlreichen traditionellen Heilern immer noch unantastbare „Halbgötter“. Die Arzt-Patienten-Beziehung<br />
gestaltet sich entsprechend paternalistisch sowie direktiv. Die Patienten wurden kaum einbezogen (meist nur zwei<br />
oder drei kurze Fragen und die körperliche Untersuchung), es wurden dafür sehr lange und ausführlich<br />
pathophysiologische Grundlagen diskutiert und alles wirkte ziemlich desorganisiert. Leider konnte ich einige<br />
Male auch beobachten, dass die Ärzte am Patientenbett völlig unangebrachte Scherze − auch über den Patienten<br />
selbst − machten. Auf der anderen Seite habe ich gerade unter den jungen Assistenten (house officers) einige<br />
sehr nette und engagierte Ärzte kennengelernt, mit denen ich mich eingehender über ihre Ausbildung und Arbeit<br />
unterhalten konnte. Von der Qualität der körperlichen Untersuchung und dem Ausbildungsstand der Ärzte war<br />
ich wirklich durchweg angetan. Ihnen sind die modernsten diagnostischen und therapeutischen Methoden<br />
bekannt. Umso frustrierender ist es jedoch, dass diese häufig in Ghana gar nicht verfügbar sind oder der Patient<br />
und seine Familie die nötigen finanziellen Mittel nicht aufbringen können. Zwar gibt es seit einigen Jahren eine<br />
gesetzliche Krankenversicherung, aber deren Leistungen sind weitaus geringer als in Deutschland. Einige<br />
Patienten werden daher selbst mit schwerwiegenden Krankheitsbildern wieder nach Hause geschickt oder<br />
verbringen die Nacht auf einer Pritsche in der Notaufnahme und sind am nächsten Morgen tot, da kaum<br />
ärztliche Maßnahmen ergriffen wurden... Was die technische Ausstattung im Krankenhaus angeht, so bot sich<br />
mir ein sehr uneinheitliches Bild. Beispielsweise gab es moderne Pulsoxymeter, die nur aus Fingerclip mit<br />
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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur in Accra, Ghana<br />
Display bestanden. Gleichzeitig wurde aber der Blutdruck nach wie vor mit antiquierten und sperrigen Kästen<br />
gemessen, die eine echte Quecksilbersäule enthielten. An Medikamenten aus aller Herren Länder mangelt es<br />
jedoch nicht und Antibiotika werden sehr freigiebig und in abenteuerlichen Kombinationen verabreicht. Nach<br />
den Visiten, die morgens begannen und um die Mittagszeit endeten, löste sich auf Station alles auf. An<br />
verschiedenen Tagen gab es dann aber die Möglichkeit, die house officers und residents in die Ambulanz oder<br />
die Notaufnahme zu begleiten, wo ich zusätzliche Eindrücke sammeln konnte. Zudem nahm ich einmal an der<br />
großen Abteilungsbesprechung freitagmorgens teil. In der ersten Woche meiner Famulatur waren noch keine<br />
ghanaischen Medizinstudierenden anwesend, da deren Rotation erst in der darauffolgenden Woche startete.<br />
Dann orientierte ich mich zunehmend an deren Tagesablauf, der vorwiegend aus der Betreuung einzelner<br />
Patienten, bedside teaching sowie Vorlesungen und Seminaren am Nachmittag bestand. Die Studierenden sind<br />
für den Stationsalltag wirklich ziemlich herausgeputzt und viele von ihnen bringen iPads und iPhones mit auf die<br />
Station − ziemlich gewöhnungsbedürftig angesichts der Armut vieler Patienten und der Begrenztheit der<br />
medizinischen Versorgung. Da ich in den drei Famulaturen zuvor in Deutschland stark eingebunden war und<br />
jede Menge praktische Erfahrung sammeln konnte, störte ich mich wenig an meinem reinen „Observership“ auf<br />
Station. Eine willkommene Abwechslung vom Klinikalltag war dann aber die einmalige Möglichkeit, zusammen<br />
mit ghanaischen Studierenden an der Health Week teilzunehmen. Diese landesweite Kampagne, bei der Gruppen<br />
von Medizinstudierenden freiwillig in sämtliche Distrikte Ghanas fahren, um dort die lokale Bevölkerung über<br />
Gesundheitsthemen aufzuklären, hat eine mehr als vierzigjährige Tradition. Ich konnte mit einer Gruppe nach<br />
Akwatia in der Eastern Region fahren, wo Industriediamanten abgebaut werden. Während der Woche war ich<br />
zusammen mit einem ghanaischen Studenten dem Health Centre in einer kleineren Stadt zugeteilt. Wir<br />
begleiteten die Arzthelferin sowie ihre Mitarbeiter bei einer Impfkampagne gegen Masern, Mumps und Röteln in<br />
zahlreiche kleine Dörfer im Umland. Hier lebten teilweise 40 Menschen in Lehmhütten zwischen den<br />
Kakaoplantagen und tranken das Wasser aus dem Fluss, da der Brunnen schon seit langem nicht mehr<br />
funktionierte. Parallel zur Impfung der Kinder sprachen wir dann mit den Bewohnern über Bluthochdruck und<br />
dessen Folgen. Die Menschen waren sehr interessiert und stellten viele Fragen. Ihre Offenheit und<br />
Gastfreundschaft uns gegenüber war wirklich sehr beeindruckend. Im Verlauf der Woche waren wir unter<br />
anderem noch bei einer örtlichen Radiostation auf Sendung und besuchten eine Schule der Salvation Army. Die<br />
Health Week gehörte definitiv zu den beeindruckendsten Erlebnissen meines Aufenthaltes. Neben den vielen<br />
wertvollen Erfahrungen hatte ich hier das Gefühl, Ghana richtig intensiv kennenzulernen und den Menschen<br />
besonders nahe sein zu können. Solltet ihr ebenfalls die Gelegenheit haben, an der Health Week teilzunehmen,<br />
so nutzt sie unbedingt − es wird euch sehr bereichern!<br />
Land und Leute<br />
Maßgeblich zum Gelingen des Austausches trugen die ghanaischen Studierenden bei, die uns herzlich<br />
willkommen hießen, engagiert betreuten, vieles für uns organisierten und uns auf den Reisen durch das Land<br />
begleiteten. Die Nachmittage unter der Woche nutzten wir vorrangig, um Accra zu erkunden. Auf den Straßen<br />
der Stadt herrscht ein buntes Treiben, es wird quasi überall gehandelt und der Verkehr ist äußerst dicht. Alle paar<br />
Schritte wirbt irgendeine exotische Religionsgemeinschaft um Anhänger (ein Gottesdienstbesuch ist wirklich ein<br />
Erlebnis!). Aus unserer Perspektive erscheint alles recht chaotisch, aber irgendwie funktioniert es dann meistens<br />
doch. Neben Jamestown, dem Kwame Nkumrah Memorial oder den Märkten zogen uns auch die Strände im<br />
Umland (Bojo Beach, Kokrobite) an. Abends fuhren wir öfter zum Essen, Trinken und Tanzen in das<br />
Ausgehviertel Osu. Das erste Wochenende verbrachten wir dann in den Bambushütten von Barbara’s Village<br />
nahe der Hauptstadt. Am zweiten Wochenende fuhren wir schließlich zum Kakum National Park mit seinem<br />
Canopy Walk sowie nach Cape Coast. Das dritte Wochenende führte uns ganz in den Osten des Landes an die<br />
Grenze zu Togo, wo wir zu den Wli-Wasserfällen wanderten. Mein letztes Wochenende war das reiseintensivste,<br />
da wir Tamale, Larabanga und den Mole National Park ganz im Norden besuchten. Nur Kumasi schafften wir<br />
leider nicht mehr. Somit konnte ich in der Kürze der Zeit eine ganze Menge sehen und erleben, wobei die viele<br />
Fahrerei zugegebenermaßen auch anstrengte. Die Offenheit, Herzlichkeit, Lebensfreude und der Optimismus<br />
der Ghanaer war bemerkenswert und ansteckend. Die Menschen begegneten mir stets freundlich-interessiert und<br />
taten dies meist ohne Hintergedanken. Das ständige Angesprochenwerden war jedoch gewöhnungsbedürftig und<br />
konnte manchmal auch einfach zuviel werden... Neben der Schönheit seiner Natur ist Ghana reich an fruchtbarer<br />
Erde und Bodenschätzen. Jedoch ist der darauf basierende Wohlstand sehr ungleich verteilt und erreicht die<br />
„einfachen Leute“ meist nicht. So ist das Land im Großen wie im Kleinen voller Gegensätze. Obwohl hier die<br />
Primärschule die meisten Kinder erreicht, die Bevölkerung nicht unter Hunger und Kriegen zu leiden hat,<br />
Mobiltelefone häufig zum Straßenbild gehören und sich das Land vielerorts als moderner, aufstrebender<br />
Wirtschaftsstandort präsentiert, lässt sich doch die Tatsache nicht verleugnen, das Ghana weiterhin zu den<br />
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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur in Accra, Ghana<br />
Entwicklungsländern (wenn auch im Übergang) zählt. So muss man sich z.B. in puncto Hygiene,<br />
Umweltbewusstsein, öffentliche Infrastruktur oder Integrität von Amtsträgern auf grundlegend andere<br />
Verhältnisse als in der Heimat einstellen. Bei aller Kritik sollte man sich allerdings stets vor Augen halten, dass<br />
Ghana zur Spitzengruppe der entwickelsten Länder auf dem afrikanischen Kontinent gehört und sich die<br />
Situation in anderen Ecken weitaus problematischer darstellt. Der initiale „Kulturschock“ blieb jedoch bei<br />
keinem von uns aus und es gab Dinge, an die man sich als Europäer vermutlich auch nach Jahren noch nicht<br />
gewöhnt haben wird... Alles in allem fühlte ich mich jedoch in Ghana sehr wohl.<br />
Fazit<br />
Die Famulatur in Ghana stellte meinen allerersten Auslandsaufenthalt im Rahmen des Medizinistudiums dar. Der<br />
Zeitraum von knapp fünf Wochen war für mich ideal, um einen intensiven, tiefergehenden Eindruck von Land<br />
und Leuten zu bekommen sowie die dortige Gesundheitsversorgung kennenzulernen. Da ich bezüglich der<br />
eigentlichen Famulatur keine großen Erwartungen gehegt hatte, konnte ich mich mit meiner durchweg passiven<br />
Rolle gut arrangieren. Bei entsprechend energischem Einsatz oder in einer anderen Abteilung wäre es vielleicht<br />
möglich gewesen, etwas mehr selbst zu machen. Was das von den ghanaischen Studierenden angebotene soziale<br />
(Reise-)Programm und die Betreuung angeht, so wurden meine Erwartungen übertroffen. Die Famulatur hat<br />
mein Interesse an Afrika verstärkt und obwohl ich mir nicht vorstellen könnte, dort längere Zeit zu arbeiten,<br />
würde ich gerne weitere Länder auf diesem Kontinent bereisen, nachdem ich in Ghana selbst schon vieles<br />
gesehen habe. Ich bin dankbar für die bereichernden Erfahrungen und das einmalige Erlebnis, dass dieser<br />
Austausch mir beschert hat und könnte mir weitere Auslandsaufenthalte gut vorstellen.<br />
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