Vortrag Sandra Eisenberg: Woher Pflegeteams ihre Kraft nehmen
Vortrag Sandra Eisenberg: Woher Pflegeteams ihre Kraft nehmen
Vortrag Sandra Eisenberg: Woher Pflegeteams ihre Kraft nehmen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Woher</strong> <strong>Pflegeteams</strong><br />
<strong>ihre</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>nehmen</strong><br />
3. Hamburger Demenzgespräch<br />
<strong>Sandra</strong> <strong>Eisenberg</strong><br />
Hamburg, 13.06.13
Eine der größten Ängste des Menschen ist die<br />
Angst vor dem Verlassen sein.<br />
(Bauer 2007)
Menschen mit Demenz<br />
<strong>Pflegeteams</strong>
14.000 freie Stellen im Februar 2013<br />
(Bundesagentur für Arbeit)
Pflegekräfte in der Altenpflege zeigen<br />
deutlich höhere krankheitsbedingte<br />
Fehlzeiten und einen schlechteren<br />
Gesundheitszustand, als die berufstätige<br />
Durchschnittsbevölkerung.<br />
(Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur, 2007)
Fluktuation<br />
Push-Faktoren (gehen)<br />
Pull-Faktoren (bleiben)<br />
Gesondert in Deutschland für die Altenpflege zuletzt<br />
1997/98 von Becker/Meifort untersucht.
Push-Faktoren (Auszug)<br />
• Physische und psychische Arbeitsbelastungen<br />
Heben/Tragen; häufige Arbeitsunterbrechungen,<br />
bewohnerferne Tätigkeiten, Personalmangel/-wechsel, hoher<br />
Pflege- und Betreuungsbedarf<br />
• Arbeitsorganisation, Betriebsklima, Führung<br />
Unzeitgemäße hierarchische Führungsstrukturen, geringe<br />
Partizipationsmöglichkeiten, unbefriedigende<br />
Arbeitszeitgestaltung, Gehalt, Veränderungsresistenz der<br />
Einrichtungen<br />
(auch bedingt durch Fluktuation der Führungskräfte, ca. 1/3 in München<br />
2003/2004, vgl. Fussek 2005)
Schlechtes Image<br />
Wenig Selbstwertgefühl in der Szene
Push-Faktoren (Auszug)<br />
• Individuelles Stresserleben – Bewertung von Belastungen und<br />
Ressourcen<br />
• gelingende Beziehungen<br />
• Gestaltungsspielräume<br />
• Sinnerleben/Bedeutung<br />
• Arbeitszeiten<br />
• Emotionale Identifizierung mit der Einrichtung<br />
(Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur, 2007, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />
Arbeitsmedizin, 2012, Cohen-Mansfield 1999, Benner 1997)<br />
s. auch <strong>Vortrag</strong> U. Rösler, BAuA, www.demenz-support.de/Veranstaltungen, 2012
„So hemmt der Edle das Böse und<br />
fördert das Gute.“<br />
(I Ging, Buch der Wandlungen, 3. Jt. v. Chr.)
Also: das ‚Böse‘ überwinden, durch<br />
beharrliches Tun des Guten.<br />
Nicht, durch beharrliche<br />
Auseinandersetzung mit dem ‚Bösen‘.<br />
Traumata überwinden, Haltungen verändern<br />
durch neue Erfahrungen.
Nach außen - in Gesellschaft und Politik<br />
Nach innen - in die Einrichtungen und die<br />
Erlebenswelten <strong>ihre</strong>r Mitarbeiter
„Das Einzige, was geeignet wäre, Haltungen zu<br />
verändern, ist genau das, was wir in unserer vom<br />
Machbarkeitswahn und von Effizienzdenken<br />
geprägten Welt am wenigsten beherrschen:<br />
andere Menschen einzuladen, zu inspirieren, sie zu<br />
ermutigen, noch einmal eine neue Erfahrung zu<br />
machen.
Weil ja individuell erworbene Haltungen durch<br />
entsprechende Erfahrungen entstanden sind,<br />
können andere Haltungen auch nur durch andere<br />
Erfahrungen gemacht und im Hirn verankert werden.<br />
So einfach ist das“.<br />
(Gerald Hüther, 2012)
„Das, was wir häufig denken, fühlen und empfinden, wird<br />
neuronal mehr. Also haben wir die Verpflichtung unserem<br />
Gehirn, nicht so viel Müll anzubieten.“<br />
(Hüther 2012)
Die Psychologie der Gesundheit
Dauerdokumentation im volldissoziierten<br />
Zustand.<br />
Der „Stärkere“ überlebt.
„Nicht der Kampf ums<br />
Dasein, sondern<br />
Kooperation,<br />
Zugewandtheit,<br />
Spiegelung und Resonanz<br />
sind das<br />
Gravitationsgesetz<br />
biologischer Systeme.“<br />
(Bauer 2007)
Die Psychologie der Gesundheit
Salutogenese, Resilienz und<br />
Positive Psychologie<br />
→ Ressourcen nutzen, gesund werden bzw.<br />
gesund bleiben<br />
Keine ‚verordnete Fröhlichkeit‘ um die Situation<br />
erträglich zu machen, sondern Einladung, eigene<br />
Stärken zu spüren und zu nutzen
„Ressourcen sind nur Ressourcen, wenn die jeweilige<br />
Person diese Potentiale tatsächlich spüren kann.<br />
Zehn vermeintliche Freunde, von denen ich keinen spüren<br />
kann, wenn ich an sie/ihn denke, sind als Ressource nichts<br />
wert.“<br />
(Charf 2012)
Salutogenese<br />
Kohärenzgefühl (sense of coherence, SOC)<br />
1. Verstehbarkeit (comprehensibility)<br />
2. Gefühl von Bedeutsamkeit oder<br />
Sinnhaftigkeit (meaningfulness)<br />
3. Handhabbarkeit (manageability)<br />
(Antonovsky 1979)
Resilienz<br />
Psychische Widerstandskraft<br />
(Kauai-Studie, Werner, 1979)<br />
»Resilienz ist die Fähigkeit von Personen und<br />
Unter<strong>nehmen</strong>, den Eintritt von Störereignissen<br />
abzuwehren und im Falle <strong>ihre</strong>s Eintritts ihr ursprüngliches<br />
Leistungsniveau wiederherzustellen und es sogar zu<br />
erhöhen.«<br />
(Kasper 2008)
Schützende Faktoren<br />
• ein positives Temperament<br />
• Kommunikations- und Problemlösefähigkeit<br />
• Selbstvertrauen (‚Es kann mir doch gar nichts passieren‘)<br />
• die Fähigkeit zu planen<br />
(Werner in Elderlin/Hildenbrand, 2012)
Positive Psychologie<br />
…kann bezeichnet werden als<br />
Orientierung auf das Mehren des Guten in<br />
Forschung, Anwendung und Praxis,<br />
insbesondere im Hinblick auf<br />
menschliche Stärken und Ressourcen.<br />
(Auhagen 2004)<br />
„Es geht darum, das Maß von Flourishing<br />
als das Aufblühen in unserem Leben (…)<br />
zu vergrößern.“<br />
(Seligman 2011)
Theorie des Wohlbefindens (Seligman 2011)<br />
PERMA-Säulen<br />
positive emotions (positive Gefühle)<br />
engagement (engagiertes Handeln)<br />
relationships (positive Beziehungen)<br />
meaning (Lebenssinn)<br />
accomplishment (Erreichen von<br />
Zielen/Aufgabenvollendung)<br />
5 unverzichtbare Stärken<br />
Neugierde (Interesse an der Umwelt)<br />
Enthusiasmus (begeisterter<br />
Tatendrang)<br />
Bindungsvermögen (Nähe herstellen<br />
und wertschätzen können<br />
Hoffnung (das beste erwarten und<br />
darauf hinarbeiten)<br />
Dankbarkeit (sich des Guten bewusst<br />
sein, es wertschätzen und<br />
ausdrücken zu können)
Mögliche Interventionen<br />
• „Die drei guten Dinge des Tages“<br />
• Dankbarkeit ausdrücken<br />
• Achtsamkeit (Denken, Fühlen, Empfinden – ‚sympathisches Ausatmen‘)<br />
• Selbstregulation verbessern<br />
• Stärken ausbauen (z. B. Züricher Stärkentraining)<br />
• Humorfähigkeit stärken (vgl. Hirsch; Falkenberg et al. 2012)<br />
• Genusstherapie<br />
(vgl. PiD, 1/2013)
<strong>Woher</strong> wir im Team unsere <strong>Kraft</strong> <strong>nehmen</strong><br />
Wir finden in der größten Katastrophe den Witz<br />
Wir kennen die Macken der anderen und mögen sie trotzdem<br />
→ wir können verzeihen<br />
Wir sind (meist) „echt und aufrichtig“<br />
Wir achten auf uns, unsere Grenzen und die anderen<br />
Wir können uns selbst regulieren/reflektieren<br />
Wir wissen um die Lebensumstände der anderen<br />
Wir lassen uns als Menschen, wie wir sind<br />
Wir lassen unterschiedliche Meinungen/Kompetenzen gelten und<br />
profitieren davon<br />
Wir passen im Dienst „aufeinander auf“<br />
Wir machen vieles möglich/wir kriegen vieles hin<br />
Wir kennen das Haus gut<br />
Wünsche: mehr Einbeziehung/Gestaltungsmöglichkeiten (Konzept,<br />
Planung), mehr Resonanz von Führungskräften
„Liebe“ auf Dauer - Die Kunst „ein Paar“ zu bleiben<br />
1. Achte auf gute Kommunikation (1x Kritik, 5x Positives)<br />
2. Achte auf Fairness und sorge für Ausgleich und Gerechtigkeit →<br />
(Absprachen einhalten, Geben-Nehmen-Ausgleich, Autonomie-<br />
Bindungsverhältnis)<br />
3. Räume für Intimität schaffen (…) → wertvolle Begegnungen schaffen,<br />
persönliche Rückmeldungen geben<br />
4. Alltagsrituale pflegen „Rituale sind wie ein Geländer für die Seele“ (A.<br />
Winkler)<br />
5. Lernen, Verletzungen wieder gut zu machen → ansprechen,<br />
an<strong>nehmen</strong>, wieder gut machen<br />
6. Lernen, Krisen als Entwicklungschancen zu begreifen<br />
7. Erschließen von gemeinsamen Sinnquellen<br />
(Jellouschek 2012)
„Sich an das Gute im Leben gewöhnen.“<br />
(Johannes B. Schmidt)