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N151 MS IonenquellenDetektoren B BA

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Instrumentelle Analytik Massenspektrometrie <strong>MS</strong> Seite<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 1/18<br />

4.2.2 Ionenquellen<br />

Das Massenspektrum eines Moleküls hängt sehr stark von der Art der Fragmentierung und<br />

damit von der Art der Ionisierung ab.<br />

Elektronenstoß-Ionisation (EI)<br />

harte Ionisation, starke Fragmentierung<br />

Molekülpeak oft nicht zu registrieren<br />

Chemische Ionisation (CI)<br />

Elektrospray-Ionisation (ESI)<br />

weiche Ionisation<br />

Laser Desorption (MALDI)<br />

Fast atom bombardment (FAB)<br />

Ionisation nicht verdampfbarer Proben<br />

mittels Desorption<br />

Die beiden neueren Verfahren ESI und MALDI sind die wichtigsten Verfahren in der Untersuchung von<br />

großen Biomolekülen in der Proteinanalytik und Sequenzierung von Peptiden.<br />

4.2.2.1 Harte Ionisation<br />

(Elektronenstoß-Ionisation EI )<br />

Wichtigste und am häufigsten verwendete Methode für flüchtige Analyten mit m < 1000 amu<br />

Prinzip: Die Ionisation erfolgt durch den Beschuss der gasförmigen Moleküle mit thermischen<br />

Elektronen hoher Energie bei stark vermindertem Druck (ca.10 −5 mbar).<br />

Als Elektronenquelle dient eine Glühkathode aus Wolfram oder Rhenium.<br />

Beschleunigungs<br />

Spannung 1-10 kV<br />

Abb.: Schema einer Ionenquelle mit Elektronenstoßionisation<br />

Abb.: Ionenausbeute als Funktion der<br />

Primärenergie der Elektronen<br />

Standard-Elektronenenergie: 70 eV<br />

• Ionenausbeute gering (ca. 10 -5 )<br />

• reproduzierbare Fragmentierung<br />

Ionisierungspotential<br />

ca. 7-14 eV


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Mechanismus der Ionisierung und Fragmentierung bei der EI<br />

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1) M + e - → M +• + 2e - Primärionisation der Analytmoleküle zu Radikalkationen<br />

mit hoher Überschussenergie (Elektron wird entfernt, bevorzugt<br />

eines der freien Elektronenpaare bei vorhandenen Heteroatomen<br />

oder einer Doppelbindung).<br />

M + e - → M -•<br />

Elektroneneinfang mit Bildung negativer Ionen<br />

(sehr selten: M + /M - = 1/1000)<br />

Überschussenergie von ca. 10 eV in M +• (Schwingungs-<br />

Rotationsanregung) führt zur gewünschten Fragmentierung.<br />

(Spaltung einer C-C Bindung benötigt nur ca. 2 eV)<br />

2) Innerhalb einiger µs zerfallen die hochangeregten Molekülionen in Primärfragmente..<br />

Zwei Möglichkeiten: - Molekül-Radikalkation zerfällt in Molekülkation + Neutralradikal<br />

- Molekül-Radikalkation zerfällt in Radikalkation + Neutralmolekül<br />

M +• → A + + B •<br />

M +• → A • + B +<br />

Fragmentierung in Kation und Neutralradikal<br />

M +• → C +• + D Fragmentierung in Radikalkation plus Neutralteilchen<br />

3) Die Primärfragmente haben meist noch genügend innere Energie, um weiter zu zerfallen.<br />

In einer Kette von mitunter sehr komplexen Fragmentierungs- und Umordnungsreaktionen<br />

entstehen so weitere Fragmente.<br />

Abb.: Schematischer Fragmentierungsmechanismus eines org. Moleküls bei der EI


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Wichtige Fragmentierungsreaktionen<br />

Terminologie / Symbolik<br />

Molekülkation: M + , M +• , [M] +• , M ┐+•<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 3/18<br />

Fragmentbildung:<br />

• Homolyse: Bindungsbruch durch Wanderung des Elektrons<br />

Zeichen: ;<br />

• Heterolyse: Bindungsbruch durch Wanderung eines Elektronenpaares<br />

Zeichen: ;<br />

• keine Aussage<br />

über Mechanismus<br />

Beispiel: Allylspaltung<br />

1) Primärionisation<br />

2) Homolyse<br />

Spaltung geht von<br />

der Radikalstelle<br />

aus<br />

2’) Heterolyse<br />

Spaltung geht von<br />

der Ladung aus


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<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 4/18<br />

1) Allylspaltung<br />

Leichte Spaltung einer Bindung in Nachbarschaft zu einer Doppelbindung (Allylstellung).<br />

2) Benzylspaltung<br />

Benzylfragment bildet sich besonders leicht, wenn die Probe eine Benzylgruppe enthält.<br />

Fragment stabilisiert sich durch Umlagerung in Tropylium-Kation.<br />

3) Alkylspaltung<br />

Die Stabilität von Carbokationen nimmt in der Reihe CH + 3 < RCH + 2 < R 2 CH + < R 3 C + zu.<br />

Die Spaltung an Verzweigungspunkten der Kohlenstoffkette ist daher am wahrscheinlichsten.<br />

Die positive Ladung verbleibt bevorzugt am höchstsubstituierten C-Atom<br />

4) α-Spaltung<br />

Die C-Bindung in α-Stellung (eine Bindung Abstand) zu Heteroatomen wird gespalten.<br />

Grund: freie Elektronenpaare des Heteroatoms stabilisieren die positive Ladung des Radikalions.<br />

α-Spaltungen treten mit großer Wahrscheinlichkeit in Carbonylverbindungen, Ethern, und in<br />

Nachbarschaft zu OH-, SH- und Aminogruppen auf.<br />

5) Decarbonylierung<br />

Kationen, die durch α-Spaltung aus einer Carbonylgruppe entstanden sind, spalten sehr<br />

leicht ein CO-Neutral-Molekül ab.


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Wichtige Umlagerungsreaktionen<br />

6) Onium-Reaktion<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 5/18<br />

Folgereaktion der bei der α-Spaltung gebildeten Ammonium-, Oxonium-, Sulfonium-, etc. Ionen.<br />

Dabei wird ein H-Atom aus dem an das Heteroatom gebundenen Rest, unter Abspaltung dieses<br />

Restes auf das Heteroatom übertragen.<br />

7) Retro-Diehls-Adler-Reaktion<br />

Ein Sechsring (Cyclohexen) mit einer Doppelbindung zerfällt in ein Dien und in ein Dienophil.<br />

(Umkehrung der Diels-Alder-Reaktion)<br />

8) McLafferty-Umlagerung<br />

Ein H-Atom wird über einen “Sechsring-Übergangszustand“ auf eine Doppelbindung übertragen.<br />

Gleichzeitig wird ein (substituiertes) Ethenmolekül abgespalten.<br />

Zusammenfassung:<br />

• Eine Fragmentierung ist immer dann günstig, wenn das entstehende Radikal bzw. Kation stabil ist.<br />

• Die Abspaltung eines neutralen Moleküls (z.B. CO, C 2 H 4 ) ist günstig.<br />

• Besonders bevorzugt sind Spaltungen neben mesomeren Systemen im Molekül (Benzyl-, Allyl-).<br />

• Ebenso bevorzugt sind Spaltungen neben Heteroatomen (O, N, S ), insbesondere in α-Stellung.<br />

Dabei wird meist der schwerere Substituent eliminiert.<br />

• Gesättigte Kohlenwasserstoffe werden besonders an Verzweigungen des Gerüsts gespalten (Alkyl-).<br />

• Bei Cyclohexan-verwandten Verbindungen (Sechsring mit einer Doppelbindung) ist eine<br />

Retro-Diels-Alder-Reaktion möglich.<br />

• Eine McLafferty Umlagerung ist bei allen Verbindungen möglich, bei denen ein H-Atom über<br />

einen Sechsring-Übergangszustand an eine Doppelbindung übertragen werden kann.


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Beispielspektren zur Fragmentierung<br />

(Elektronenstoßionisation)<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 6/18<br />

Das Tropylium spaltet weiter ein Ethin (C 2 H 2 )<br />

ab und wird zum Cyclopentadienyl (m/z = 65).<br />

Ebenso spaltet der Benzolring (m/z = 77)<br />

weiter ein neutrales Ethinmolekül ab.


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4.2.2.2 Weiche (sanfte) Ionisation<br />

Mit weichen Ionisierungsmethoden wird weniger Energie auf die Moleküle übertragen.<br />

⇒ Moleküle fragmentieren nicht so schnell und der Molpeak kann registriert werden.<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 7/18<br />

1) Chemische Ionisation (CI)<br />

Methode der Wahl bei flüchtigen Substanzen, die keinen Molpeak zeigen (m bis 1000 amu).<br />

Prinzip: In die Ionisierungskammer wird zusätzlich ein “Reaktandgas“ (meist Methan, Isobutan oder<br />

Ammoniak) im Überschuss eingeleitet. Die Elektronen stoßen dann hauptsächlich mit dem Reaktandgas<br />

zusammen. Diese aktivierten Reaktandgasionen können dann mit den eigentlichen Probemolekülen<br />

reagieren (Protonierung des Analyten bei Stoßwechselwirkung).<br />

Die dampfförmige Probe strömt<br />

senkrecht zur Bildebene in die<br />

Ionenquelle<br />

Reaktionen in der Ionenquelle<br />

Primär: CH 4 + e- → CH +• 4 + 2e - Ionisation des Reaktandgases<br />

CH 4 + e - → CH + 3 + H • + 2e - (z.B. Methan)<br />

CH 4 + e - → CH +• 2 + H 2 + 2e -<br />

CH +• 4 + CH 4 → CH + •<br />

5 + CH 3 Sekundärionen durch H-Transfer<br />

CH + 3 + CH 4 → C 2 H + 5 + H 2<br />

CH +•<br />

2 + 2CH 4 → C 3 H + 5 + 2H 2 + H •<br />

Unter einem Druck von 1 hPa des Reaktandgases werden also hauptsächlich folgende Ionen gebildet:<br />

CH + +<br />

5 , C 2 H 5 , C 3 H + 5 (Massenzahlen 17, 29 und 41), die dann mit den Analytmolekülen reagieren und<br />

auch im Spektrum als Peaks erscheinen.<br />

Sekundär: Protonentransfer:<br />

CH + 5 + M → CH 4 + [M+H] + stabiles Quasimolekül: M → M + 1<br />

C 2 H + 5 + M → C 2 H 4 + [M+H] + Masse: M → M + 1<br />

Alkyladdition :<br />

C 2 H + 5<br />

+<br />

+ M → (M)⋅C 2 H 5<br />

C 3 H + 5<br />

+<br />

+ M → (M)⋅C 3 H 5<br />

Masse: M → M + 29<br />

Masse: M → M + 41<br />

Hydridabspaltung :<br />

CH 5 + + M → CH 4 + H 2 + [M-H] + Masse: M → M - 1<br />

C 2 H 5 + + M → C 2 H 5 + [M-H] + Masse: M → M - 1


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Abb.: Kombinierte Chemische Ionisations- und Elektronenstoß-Ionisations-Quelle<br />

Der Elektronenstrahl verläuft senkrecht zur Bildebene.<br />

2) Atmosphärendruck Chemische Ionisation (APCI)<br />

(atmospheric pressure chemical ionisation)<br />

Thermospray -Ionenquelle zur LC/<strong>MS</strong>-Kopplung<br />

Heizung<br />

(200-600 °C)<br />

“Stickstoffvorhang“<br />

Skimmer<br />

Einlass<br />

0.2-2 ml/min<br />

zum Massenanalysator<br />

Durchmesser 100µm<br />

Zerstäubergas (N 2 )<br />

Make-up-Gas (H 2 O ..)<br />

Korona-Entlading<br />

(1 - 2 kV)<br />

Vakuumpumpe<br />

1. Mechanismus (chemische Ionisation)<br />

• Die Probenlösung wird zerstäubt und in einer beheizten Röhre verdampft.<br />

• Eine Korona-Entladung durch ein extrem inhomogenes Feld an der Spitze einer Nadel<br />

erzeugt (unmittelbar vor dem Probeneinlass des <strong>MS</strong>) hochenergetische Primärelektronen.


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<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 9/18<br />

• Die freigesetzten Elektronen setzen eine Kette von Reaktionen in Gang, bei der letztlich<br />

positive Analytionen erzeugt werden.<br />

Fragmentierung spielt kein Rolle.<br />

N 2 + e - → N +• 2 + 2e -<br />

N +• 2 + 2N 2 → N +• 4 + N 2<br />

N +• 4 + H 2 O → H 2 O +• +2N 2<br />

H 2 O +• + H 2 O → H 3 O + + OH⋅(H 2 O) n<br />

H 3 O + + M → [M+H] + + H 2 O<br />

(Bildung von Quasimolekülion<br />

durch Protontransfer)<br />

2. Mechanismus (Ladungsrückstand-Ionisation)<br />

Die Elektronen aus der Korona-Entladung wechselwirken mit den Molekülen des Lösungsmittels,<br />

des Make-up-Gases (H 2 O, NH 3 , ..) und den Probenmolekülen.<br />

Reaktion: Tropfen → Mikrotropfen → Cluster → Analytion (siehe Skizze)<br />

• Da die Prozesse bei Atmosphärendruck ablaufen, finden genügend viele Wechselwirkungen<br />

mit Probenmolekülen statt, um ausreichend viele Ionen zu erzeugen.<br />

• Fragmentierungen spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />

• APCI-Techniken sind sanfte Ionisationsprozesse und sehr gut geeignet für die Analyse<br />

polarer und nichtpolarer sowie labi1er Komponenten mittlerer Molmasse.<br />

Es können fast alle pharmazeutischen Verbindungen analysiert werden.<br />

Die Methode ist auch gut geeignet zur Spurenanalytik von Luftschadstoffen.


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3) Elektrospray Ionisation (ESI)<br />

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Beim ESI-Vefahren wird eine Lösung des Analyten (10 -3 bis 10 -5 mol/l) bei Atmosphärendruck aus<br />

einer Kapillare in ein starkes elektrisches Feld versprüht. Dabei erfolgt eine pos. Ladungsübertragung.<br />

Je nach Spraykapillare und Flussrate unterscheidet man:<br />

mikro-ESI: Versprühung an einer Stahlkapillare (Ø ca. 0,1 mm) mit Flussraten von 1-5 µg/min.<br />

Oft direkte Kopplung zu HPLC. Pumpe erforderlich.<br />

nano-ESI:<br />

Versprühung aus ausgezogenen Glaskapillaren (Ø ca. 1µm) mit Flussraten von<br />

ca. 20 nl/min. Keine Pumpe erforderlich.<br />

Aufbau einer ESI Quelle<br />

Da die Versprühung unter Normaldruckbedingungen erfolgt ist der Transfer des Analyten<br />

zum Hochvakuum des Massenspektrometers auch hier sehr aufwendig.<br />

• Rasche und feine Zerstäubung der an der Kaplillarspitze austretenden Lösung in hoch<br />

geladene Initial-Tröpfchen aufgrund der hohen Feldstärke an der Spitze.<br />

• Transfer der geladenen Tröpfen über eine geheizte Transferkapillare (Ø 100-500 µm)<br />

zur Vorvakuumstufe.<br />

• Aufheizung der Tröpfchen und Desolvatisierung in der Vorvakuum- und der nachfolgenden<br />

Hochvakuumstufe.<br />

• Beim Erreichen der Öffnung zum Massenanalysator haben sich durch vollständige Desolvatisierung<br />

freie Ionen gebildet. Die Effizienz der Ionenbildung (0,01 bis 0,1 vergl. EI 0,00001) wird zusätzlich<br />

erhöht, wenn gegen den Spraystrom ein Stickstoffstrom fließt.<br />

Mechanismus der Ionenfreisetzung<br />

• An der Kapillarspitze wird die Flüssigkeitsoberfläche mit positiven Ladungsträgern angereichert.<br />

Die Ladungen werden zur negativen Gegenelektrode gezogen und bilden dabei den sog.<br />

Taylor Konus, der aus der Balance zwischen elektr. Feld und Oberflächenspannung resultiert.<br />

• Ab einer gewissen Distanz erfolgt eine Destabilisierung und es werden Tropfen mit Durchmessern<br />

von ca. 2-10 µm und positiver Überschussladung in einem stabilen Spray emittiert.<br />

• Das Lösungsmittel in den Tropfen verdampft und die Tröpfchen schrumpfen.<br />

• Die Oberflächenladungsdichte nimmt zu. Bei Erreichen einer kritische Größe bilden sich<br />

Ausstülpungen und es werden viele kleine Tröpfen freigesetzt, die nur ca. 2% der Masse,<br />

aber ca. 15% der Ladung des Muttertropfens tragen.


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• Der Vorgang wiederholt sich bis schließlich nur noch einzelne Tropfen von ca. 1 nm Ø vorliegen,<br />

die das Analytmolekül in einer Solvathülle enthalten.<br />

• Ist das Lösungsmittel schließlich ganz verdampft, bleiben Ionen mit einer großen Anzahl von<br />

Ladungen übrig. Für Protein-Ionen gilt grob: eine Ladung/1000 amu.<br />

Leistungsmerkmale der ESI<br />

Besonderheit der ESI: Bildung mehrfach geladener Ionen bei M > 1000 Da.<br />

• Es können alle herkömmlichen Analysatoren verwendet werden.<br />

• Massenspektrometer mit geringem m/z-Verhältnis (einige 1000) können benutzt werden, um<br />

Moleküle mit Molgewichten über 100000 zu bestimmen. Warum?<br />

• Viele Signale zu einem Molekülion (mit verschiedenen Ladungen) tragen zur Verbesserung<br />

der Genauigkeit und Verlässlichkeit der Methode bei.<br />

Beispiel: ESI-Spektrum einer unbekannten Substanz mit Molekülgewicht M


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Das Signal bei m 1 (m/z = 1274.4) trägt z Ladungen (oder genauer gesagt ist z-fach protoniert).<br />

Daraus folgt also:<br />

M + z<br />

m1 =<br />

⇒ M = m 1 z − z<br />

z<br />

Das Signal bei m 2 (m/z = 991.4) trägt 4 Ladungen mehr (4 Protonen mehr).<br />

Daraus folgt:<br />

M + ( z + 4)<br />

m 2 =<br />

z + 4<br />

⇒ M = m ( z + 4) − z 4<br />

2 −<br />

m z − z = m z + 4) − z 4 ⇒ z =13 ,9986 = 14<br />

1 2 ( −<br />

M = m1 z − 4 = 1274,4⋅14<br />

−14<br />

= 17828<br />

4.2.2.3 Ionisation nicht verdampfbarer Proben<br />

(Bombardierungs-Ionisierungen; Desorptionsmethoden)<br />

Mit der Entwicklung der Bombardisierungs-Ionisation (ca. 1980) ergab sich eine grundsätzliche<br />

Erweiterung der Anwendbarkeit der Massenspektrometrie. Mit diesen “Desorptionsmethoden“ war es<br />

nun möglich, gasförmige Ionen von nichtflüchtigen, hochmolekularen Makromolekülen zu analysieren.<br />

Verfahren: FAB (Fast Atom Bombardment)<br />

MALDI (Matrix-Assisted Laser Desorptuion Ionisation)<br />

FIB/SI<strong>MS</strong> (Fast Ion Bombardment = Secondary Ion Mass Spectrometry)<br />

1) Fast Atom Bombardment (FAB)<br />

Prinzip (Barber 1980):<br />

• Die Probe wird in einer schwer flüchtigen, flüssigen Matrix (meist Glyzerin) molekular gelöst<br />

und auf dem FAB-Target (Metallträger) in die Ionenquelle gebracht.<br />

• Beschuss der Probe mit neutralen Atomen (Ar, Xe) führt zur Desorption und Ionisation<br />

der Probe (z.B. Peptide , Nucleotide).<br />

Die keV-Primärteilchen werden durch<br />

Ladungsaustausch in der FAB-Kanone<br />

erzeugt.<br />

Xe + e - → Xe + + 2e -<br />

Xe + → Beschleunigung → Xe + schnell<br />

Xe + schnell +Xe → Xe schnell + Xe +<br />

• Es entsteht ein kontinuierlicher, relativ<br />

intensiver Ionenstrom, weil die vom<br />

Primärstrahl zerstäubte Oberfläche<br />

des Matrixtropfens durch Nachfließen<br />

ständig erneuert wird.<br />

Abb.: Schema einer FAB-Ionenquelle ("Fast Atom Bombardment")


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Mechanismus der Desorption und Ionisation:<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 13/18<br />

• Beim Eindringen in die flüssige Matrix geben die keV-Primärpartikel in einer Stoßkaskade ihre<br />

kinetische Energie ab, wobei sich bis zu 150 Å tiefe Krater in der Tropfenoberfläche bilden.<br />

Pro Primärpartikel werden innerhalb von ca. 10 -10 s ca. 1000 Matrixmoleküle mit den darin<br />

gelösten Analytmolekülen desorbiert (impact cavities).<br />

Die kinetische Energie des auftreffenden Primärteilchens führt so zu einer kurzzeitigen<br />

thermischen Überhitzung (thermal spike)<br />

• In der Folge bildet sich ein Übergangsbereich zwischen flüssiger Matrix und dem Vakuum<br />

(selvedge region), in dem ein hoher Druck (Aufheizen) und eine hohe Teilchendichte vorliegt 1 .<br />

• Nachfolgend sinkt die innere Energie der thermisch angeregten Moleküle stark, da die<br />

Ausdehnungsarbeit bei der Expansion ins Vakuum aus dem Reservoir der Inneren Energie<br />

der Analytmoleküle aufgebracht wird (intermolekulare Wechselwirkungsenergie).<br />

• Die desorbierten Analytmoleküle kühlen bei der weiteren Expansion stark ab.<br />

Es verbleibt damit wenig Überschussenergie bei den generierten Ionen, so dass nur<br />

Quasimolekül-Kationen ([M+H] + , [M+Na] + etc.) auftreten.<br />

Fragmentierungen spielen wegen der geringen Überschussenergie keine Rolle.<br />

heiße<br />

Stoßkaskade<br />

Abb.: Vorgänge bei verschiedenen Desorptionsmethoden (FAB, MALDI, FIB/SI<strong>MS</strong>)<br />

Kennzeichen von FAB-Spektren<br />

• FAB-<strong>MS</strong>-Spektren zeigen einen für die Matrix charakteristischen Hintergrund,<br />

z.B. Ionenserien des Gycerins: [(Gly)n+H] + , n = 1-15.<br />

• mehrfach geladene Ionen werden bei FAB-<strong>MS</strong> selten beobachtet.<br />

1 Die Ausdehnung von der flüssigen Phase in das Vakuum erfolgt ähnlich wie die Ausbreitung der Stosswelle<br />

bei einem Überschallstrahl (supersonic jet).


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2) Matrix-Assisted Laser Desorption/Ionisation (MALDI)<br />

Sanfte Ionisierung sehr schwerer Moleküle (m bis 500000 amu)<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 14/18<br />

Prinzip (Hillenkamp und Kara, Münster 1987)<br />

• Die zu untersuchende Probe wird mit einer konzentrierten Lösung der Matrix gemischt und<br />

auf einem metallischen Probenhalter getrocknet.<br />

Beim Trocknen werden die gelösten Analytmoleküle in die kristallisierende Matrix eingebaut.<br />

• Nach der Überführung ins Vakuum wird die feste Matrix/Analyt-Mischung mit kurzen Laserimpulsen<br />

(0,5 - 20 ns UV, 5 - 200 ns IR) beschossen, wobei gasförmige Ionen freigesetzt werden.<br />

Mechanismus der Desorption/Ionisation:<br />

• Mechanismus ähnlich wie bei der FAB aber keine Erneuerung der Matrixoberfläche.<br />

• Bei der Verwendung von UV-Lasern (meist N 2 -Laser 337 nm oder Nd:YAG-Laser 266/355 nm)<br />

erfolgt Resonanzanregung der Elektronen des aromatischen Systems der Matrixmoleküle.<br />

• Die Energie relaxiert innerhalb von ps in Schwingungszustände (IC).<br />

Dabei erfolgt auch ein Energieübertrag auf die Analytmoleküle (rapid heating).<br />

• Das ultraschnelle Aufheizen führt dazu, dass die mit der Fragmentierung (Spaltung)<br />

der Analytmoleküle konkurrierende Verdampfung überwiegt.<br />

• Neben einem unerwünschten Matrixuntergrund entstehen überwiegend Molekülionen<br />

und Quasimolekül-Ionen (meist protoniert oder deprotoniert) der Form:<br />

[nM ± mY] k±<br />

z.B. [M] + , [M+H] + , [M-H] + , [2M+H] + , [M+2H] + , [M+H] 2+ , etc.<br />

Funktion der Matrix beim MALDI-Prozess<br />

• Die Matrix isoliert die Analytmoleküle voneinander und schützt sie vor zu hoher Laserenergie.<br />

Die Analytmoleküle sollen bei der Laserwellenlänge nicht absorbieren!<br />

• Die Matrixsubstanz stellt die zur Desorption der Analytmoleküle notwendige Energie zur<br />

Verfügung und liefert Protonen oder abstrahiert diese zur Ionisation des Analyten.<br />

Protonenübergang<br />

Abb.: Prinzip des MALDI-Prozesses (Matrix-Assisted-Laser-Desorption/Ionisation)


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Wichtige Matrixsubstanzen<br />

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Matrixmoleküle für die UV-Laseranregung müssen eine chromophore Gruppe im UV-Bereich<br />

besitzen, z.B. aromatische Systeme.<br />

Nikotinsäure<br />

DHB: 2,5 Dihydroxybenzoesäure<br />

Super-DHB: (2-Hydroxy-5-methoxybenzoesäure)<br />

MALDI-TOF<br />

MALDI wird üblicherweise in Kombination mit TOF durchgeführt.<br />

Verbesserte Auflösung und Massenbereich<br />

durch “verzögerte Extraktion”<br />

(Delayed Extraction) der Ionen<br />

(DE-MALDI-TOF).<br />

Abb.: Prinzip der verzögerten Ionenextraktion beim linearen TOF (DE-MALDI-TOF)<br />

• Zur Zeit t = 0 werden die Analytmoleküle durch Laserbeschuss vom Probenträger freigesetzt,<br />

besitzen aber unterschiedliche Geschwindigkeiten.<br />

• Nach der Zeit t = t 1 wird das Beschleunigungspotential zwischen Probenteller und<br />

Beschleunigungsgitter angelegt.<br />

⇒ ursprünglich schnelle Ionen befinden sich näher am Gitter und durchlaufen daher ein<br />

geringeres Potentialgefälle bei geringerer Feldstärke.<br />

⇒ Fokussierung


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4.2.3 Detektoren<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 16/18<br />

Umwandlung des Ionenstromes nach dem Massenanalysator in einen elektrisch messbaren Strom.<br />

Ionenstrom: 10 -9 bis 10 -18 A : ⇒ großer Dynamikbereich erforderlich<br />

⇒ Verstärkungsfaktor 10 6 - 10 8 notwendig<br />

Gebräuchliche Verfahren:<br />

• Faraday Becher (faraday cup FC): Ionen fallen auf einen “Auffänger” und geben ihre Ladung<br />

an diesen ab. Der Entladungsstrom wird elektrisch verstärkt.<br />

• Sekundär-Elektronen-Vervielfacher (SEV): Elektronen lösen Sekundärelektronen aus, die<br />

kaskadenartig verstärkt werden.<br />

• Micro-Channel-Plate (MCP):<br />

Zweidimensionale Anordnung von vielen mikroskopischen SEV-Einheiten.<br />

4.2.3.1 Faraday Becher<br />

Der Faraday-Becher wird zum direkten Auffangen der Ionen verwendet. Ein angeschlossenes Elektrometer<br />

misst damit direkt die Ladung der Ionen.<br />

• Ionen aus dem Massenanalysator werden direkt in<br />

elektrischen Strom umgewandelt.<br />

• Neutralisierung der Ladungen unabhängig von<br />

Masse und Energie<br />

Nachteile:<br />

• mittlere Empfindlichkeit (10 -14 A)<br />

• geringe Zeitauflösung (ms)<br />

4.2.3.2 Sekundär-Elektronen-Vervielfacher (SEV)<br />

SEVs sind ähnlich konstruiert wie Photomultiplier. Sie bestehen aus einer Kaskade von Dynoden, die<br />

durch einen Lawineneffekt der Sekundärelektronen die eintreffende Ladung der Ionen verstärken.<br />

• Auf die Konversionsdynode (1) auftreffende<br />

Ionen erzeugen Elektronen<br />

• Elektronenvervielfachung in einer Reihe<br />

weiterer Dynoden (2...11)<br />

• An der Anode (A) wird der Elektronenstrom<br />

(Verstärkung bis 10 8 ) aufgefangen<br />

• Zeitauflösung: ca. 10 -8 s<br />

Nachweisgrenze: 1 Ion/ 10 s<br />

Nachteile:<br />

• Vervielfachung ist abhängig von<br />

- Ionenmasse,<br />

- Ionenart,<br />

- Ionenenergie,<br />

- Zustand der Dynodenoberfläche


Instrumentelle Analytik Massenspektrometrie <strong>MS</strong> Seite<br />

Dynolyte Photomultiplier (Gekapselter SEV)<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 17/18<br />

Ein sog. Dynolyte Photomultiplier arbeitet mit einem versiegelten SEV und kann deshalb nicht<br />

mit Ionen kontaminiert werden.<br />

• Ionen aus dem Massenspektrometer werden an der Konversionsdynode in Elektronen konvertiert.<br />

• Diese Elektronen werden beschleunigt und treffen auf einen Phosphor unmittelbar vor<br />

einem Photomultilpier.<br />

• Die Photonen aus dem Phosphor treffen auf die Photokathode und lösen Elektronen aus.<br />

• Verstärkung des Elektronenstromes in der nachfolgenden Dynodenkaskade.<br />

Konversions-<br />

Dynode (± 2 kV)<br />

Elektronen<br />

Licht<br />

Photoelektronen<br />

Ionen<br />

Elektronenabweisgitter<br />

Phosphor<br />

(+ 6..10 kV)<br />

Photomultiplier<br />

Abb.: Schema eines hochempfindlichen Ionendetektors (Dynolyte)<br />

Channeltron (Channel Electron Multilier CEM “Posthorn“-Detektor)<br />

Ein Channeltron ist eine hornförmige Dynoden-Struktur die im Inneren mit einer Elektronenemittierenden<br />

Schicht (z.B. Antimon) überzogen ist.<br />

• Ionen aus dem Massenspektrometer werden so abgelenkt, dass sie beim Auftreffen auf die<br />

Widerstandsschicht Elektronen freisetzen.<br />

• Die hornförmige Bauweise ergibt eine kontinuierlich arbeitende Dynode.<br />

Der Potentialabfall entlang der Widerstandsschicht beschleunigt die Sekundärelektronen,<br />

welche durch einen Lawineneffekt vervielfacht werden.<br />

• Nachweis von einzelnen Ionen möglich.<br />

Abb.: Schema einer kontinuierlich arbeitenden Dynode (Channeltron)


Instrumentelle Analytik Massenspektrometrie <strong>MS</strong> Seite<br />

<strong>N151</strong>_<strong>MS</strong>_<strong>IonenquellenDetektoren</strong>_b_<strong>BA</strong>.doc - 18/18<br />

4.2.3.3 Microchannel-Plate (MCP)<br />

Ein Channelplate ist eine zweidimensionale Elektronenverstärkungseinheit, die aus mehreren Millionen<br />

einzelnen Channeltrons (Innendurchmesser ca. 10 µm, Länge ca. 0,5 mm) besteht,<br />

welche innen mit einer Elektronen-emittierenden Schicht überzogen sind.<br />

• An die Channeltron-Kapillaren wird eine hohe Spannung (einige kV) angelegt, so dass die<br />

Sekundärelektronen beschleunigt und vervielfacht werden.<br />

• Die Anode (oder ein nachgeschalteter Phosphorschirm) kann ortsauflösend ausgelesen werden.<br />

• Durch den kurzen Weg der Elektronen von der Kathode zur Anode werden Zeitauflösungen<br />

im 100 ps-Bereich erzielt.<br />

• hohe Empfindlichkeit bzw. Verstärkung: (50 mV/ Ion)<br />

ortsabhängige Detektion möglich (z.B. bei Sektorfeldgeräten Erhöhung der Auflösung)<br />

Nachweis von einzelnen Ionen möglich.<br />

Abb.: Einzelansicht einer Kapillare einer Microchannel-Plate<br />

Abb.: Querschnitt und Schema einer Microchannel-Plate (MCP)

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