Endbericht - Beuth Hochschule für Technik Berlin
Endbericht - Beuth Hochschule für Technik Berlin
Endbericht - Beuth Hochschule für Technik Berlin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fachbereich VII – Elektrotechnik, Mechatronik, Optometrie<br />
Auslegung, Aufbau und Test eines elektrischen Energiewandlungssystems<br />
<strong>für</strong> eine innovative Windenergieanlage<br />
B.Eng. Benjamin Wette, Prof. Dr.-Ing. Nicolas Lewkowicz<br />
Kooperationsparnter: EnerKite GmbH; Projektlaufzeit: 01.01.2013-30.11.2013<br />
Kurzfassung<br />
Der steigende Energiebedarf der Welt und Unglücke wie die Reaktorkatastrophe von Fukushima führen einem vor<br />
Auge, wie wichtig es ist, an alternativen Energiegewinnungsmethoden zu forschen. Im Bereich der regenativen<br />
Energien leistet die Energiegewinnung durch Windkraft ein Drittel der gesamt erzeugten Energie durch regenerative<br />
Energien. Der Projektpartner dieser Forschungsassistenz, die Firma Enerkite, beschäftigt sich mit einer kleinen<br />
Sparte der Windkraftenergieerzeugung, mit den Flugwindkraftanlagen. Ziel dieses Forschungsvorhabens war die<br />
Realisierung eines elektrischen Energiewandlungssystems <strong>für</strong> eine innovative Windenergieanlage.<br />
Abstract<br />
The rising demand for energy in the world and disasters such as the Fukushima nuclear disaster visualises how<br />
important it is to research on alternative energy generation methods. In the field of active native energies energy<br />
by wind power makes one third of the total energy generated by renewable energy sources. The project partners,<br />
this research assistant, the company Enerkite deals with a small segment of the wind-power generation, with the<br />
flight wind turbines. The aim of this research project was the implementation of an electrical power conversion<br />
system for an innovative wind turbine.<br />
Einleitung<br />
Im Zuge der Entwicklung und Anwendung immer neuer<br />
Möglichkeiten zur Erzeugung elektrischer Energie spielen<br />
die erneuerbaren Energien eine immer wichtigere<br />
Rolle. Die Nachfrage nach Nachhaltigkeit, CO 2<br />
-neutralem<br />
Verhalten und Sicherheit der Energieerzeugung<br />
führen zu einem starken Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien. Dies ist ein Trend der in naher Zukunft zunehmen<br />
wird, denn eine gesicherte und saubere Energieversorgung<br />
ist das Fundament <strong>für</strong> Wohlstand in einer<br />
neuen umweltbewussteren Welt. Ziel dieser Arbeit ist<br />
der Vergleich verschiedener Konzepte zur Bordstromversorgung<br />
der Enerkites während des Flugs mit anschließender<br />
Entwicklung einer ausgewählten Variante.<br />
Die Winddrachen der Firma Enerkite befinden sich noch<br />
in einer, in den Kinderschuhen steckenden Sparte der<br />
regenerativen Energien, die Höhenwindkraftwerk (engl.<br />
AWE (airborne wind energy) oder AWECs (airborne<br />
wind-energy conversion systems)). Ein einfacher Zusammenhang<br />
zwischen der zu erzeugenden Leistung<br />
und der Windgeschwindigkeit brachte Forscher und<br />
Unternehmen auf die Idee, ihre windeinfangenden<br />
Systeme (wie z.B. Drachen, Flügel, Turbinen, etc.) in<br />
größeren Höhen zu positionieren.<br />
Technische Zusammenhänge<br />
Im Bereich der Höhenwindkraftwerke nutzt man Eigenschaften<br />
der Höhenwinde, die man am Boden nicht<br />
nutzen kann. Der relativ einfache Zusammenhang zwischen<br />
der Windgeschwindigkeit und der von einem<br />
Windkraftwerk, jeglicher Art, erzeugten Energie veranschaulicht,<br />
woran der Reiz liegt, das windeinfangende<br />
System in größeren Höhen positionieren zu müssen.<br />
Vereinfacht herleiten kann man sich diesen Zusammenhang<br />
durch:<br />
[1]<br />
ρ = Luftdichte, bei 15°C 1.225 [kg/m 2 ],<br />
A = Fläche in Quadratmeter [m 2 ] die z. B.<br />
vom Windrad überstrichen wird<br />
ν = Windgeschwindigkeit in [m/s]<br />
Die aus der im Wind steckenden Leistung umsetzbare<br />
Leistung P w<br />
ist hauptsächlich von zwei Faktoren bestimmt.<br />
Erstens der Fläche A, die von Wind überstrichen<br />
oder eingefangen wird und zweitens der Windgeschwindigkeit<br />
v. Diese beiden Faktoren zeigen, dass<br />
zukünftige Windkraftanlagen, egal ob am Boden durch<br />
einen Turm mit der Gondel verbunden oder am Himmel<br />
immer größer und höher werden, um die zu erzeugende<br />
Leistung zu maximieren.<br />
74 Nachhaltige Forschung in Wachstumsbereichen – Band iv
Fachbereich VII – Elektrotechnik, Mechatronik, Optometrie<br />
AWECs und Ihre Unterschiede<br />
AWECs (airborne wind-energy conversion systems) lassen<br />
sich in zwei verschiedene Kategorien einteilen. Sie<br />
unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie ihre<br />
Arbeitshöhe erreichen. Man unterscheidet zwischen aerodynamischen<br />
und aerostatischen Systemen.<br />
Aerostatische Systeme<br />
Bei den aerostatischen Systemen nutzt man sogenannten<br />
Aerostaten (z.B. Zeppeline oder Ballons) um die<br />
Arbeitshöhe zu erreichen. Bei solchen Systemen nutzt<br />
man die Eigenrotation des Systems (Flattner-Rotoroder<br />
Savonius-Rotor-Prinzip) oder man integriert andere<br />
aerodynamische Systeme (z.B. Propeller, Repeller)<br />
<strong>für</strong> die Energieernte.<br />
Aerodynamische Systeme<br />
Bei aerodynamischen Systemen wird der aerodynamische<br />
Windauftrieb des Systems genutzt um die Arbeitshöhe<br />
zu erreichen. Aerodynamische Systeme sind unter<br />
anderem Tragflächen- und Drachenkonstruktionen,<br />
die so genannten Kites. Außer bei den Kites benötigen<br />
die anderen Systeme ein weiteres System, welches die<br />
Energieernte übernimmt. Hier werden in den meisten<br />
Fällen Rotoren, Propeller oder Turbinen verwendet.<br />
Kites, die kein weiteres System benötigen, lassen sich<br />
in zwei Kategorien, wie die elektrische Energie aus<br />
dem Wind gewonnen wird, einteilen. Zum einen gibt<br />
es die Kites, die nach der so genannten X-Wind oder<br />
Crosswindtechnik arbeiten. Hier wird der Kite so in den<br />
Wind gestellt, dass die Kräfte die am Kite erzeugt werden,<br />
über die Seile an eine Bodenstation weitergeleitet<br />
werden. Durch die auf einem Schienensystem gelagerte<br />
Bodenstation werden die Zugkräfte am Kite in eine<br />
translatorischen Bewegung am Boden umgewandelt.<br />
Diese translatorische Bewegung wird über einen Generator<br />
zur Energieerzeugung verwendet.<br />
Die zweite Kategorie von Kites, nachdem auch die Kites<br />
der Firma Enerkite arbeiten, nutzen das so genannte<br />
Jo-Jo-Prinzip. Der Kite ist über eine Winde mit der Bodenstation<br />
verbunden. In der Start- bzw. Arbeitsphase<br />
wird der Kite gestartet und treibt den Generator an. Ist<br />
die Winde vollständig abgewickelt wird der Kite in die<br />
Leerlaufstellung gebracht und kann mit einem Bruchteil<br />
der erzeugten Energie wieder an den untersten Arbeitspunkt<br />
gezogen werden. Ähnlich wie bei einem Jo-Jo beginnt<br />
der Zyklus von vorn.<br />
Abb. 1: Enerkite Designkonzept mit Repellereinlass<br />
Statt flexiblen Winddrachen können auch Starflügler<br />
verwandt werden, bestehend aus einem mit Folie bespannten<br />
Rahmen und laminierten Styropor Winglets,<br />
geworden. Starflügler können die gewachsenen Anforderungen,<br />
die mit steigender Flughöhe und steigenden<br />
Windgeschwindigkeiten einhergehen, erfüllen. Sie<br />
sind massiver und auch schwerer als die vorherigen<br />
Drachenkonstruktionen. Diese Entwicklung geht mit erhöhten<br />
Anforderungen an die Sicherheit von Mensch<br />
und Maschine einher und macht komplexe autonome<br />
Regel-, Mess- und Steuerungsvorgänge notwendig.<br />
Notwendigkeit der zusätzlichen<br />
Stromerzeugung<br />
Um diese Aufgaben bewerkstelligen zu können muss<br />
man sicherstellen, dass die Kites ein zusätzliches System<br />
zur Bordstromerzeugung bzw. -versorgung erhalten.<br />
Die Bordstromversorgung ist nötig, da die Flügel<br />
mit verschiedenen elektronischen Verbrauchern ausgerüstet<br />
sind – von Sensoren bis hin zur LED-Befeuerung.<br />
So ist es essentiell, dass die Energiever-sorgung dauerhaft<br />
während der gesamten Betriebszeit gesichert ist.<br />
Wie und wo erzeugt man den Strom?<br />
Zur Stromerzeugung sind die verschiedensten Technologien<br />
möglich. Zu allererst ist zu klären, wie und<br />
vor allem wo der Strom erzeugt werden soll. Durch die<br />
Gegenüberstellung der verschiedenen Varianten und<br />
Bewertung dieser kann die technisch und wirtschaftlichste<br />
Variante ermittelt werden. Die links stehende<br />
Abbildung zeigt die präferierte und wie sich am Ende<br />
herausstellte, realisierbarste Lösung, ein in den Kite<br />
integrierten Repeller.<br />
Wo soll der Strom erzeugt werden?<br />
Beim Ort der Stromerzeugung <strong>für</strong> die Bordstromversorgung<br />
gibt es zwei Möglichkeiten, die in Betracht kommen.<br />
Die erste Möglichkeit ist die Stromerzeugung am<br />
Boden. Über die Steuerseile und einer miteingewobenen<br />
Leitung wird die am Boden erzeugte Spannung<br />
den Verbrauchern im Kite zur Verfügung gestellt. Die<br />
Alternative hierzu ist die Stromerzeugung direkt vor Ort<br />
am Kite. Bei genauerer Betrachtung ergeben sich die<br />
folgenden Vorteile, <strong>für</strong> eine Energieerzeugung am Kite:<br />
kein Spannungsabfall durch die ca. 500m Seil<br />
bzw. Leitungslänge<br />
keine teure aufwendige Leitungsherstellung<br />
kein Verschleiß der Leitungen durch das sich<br />
wiederholende Auf- und Abrollen der Haltebzw.<br />
Steuerseile<br />
Wie wird der Strom erzeugt?<br />
Bei der Stromerzeugung wird nach dem gleichen Muster<br />
vorgegangen. Die Tabelle 1 nach VDI 2222 und VDI<br />
2225 zeigt die technisch realisierbarste Variante. An<br />
Hand der Tabelle 1 lässt sich erkennen, dass der Repeller<br />
nach Priorität und Gewichtung die höchste technische<br />
Gewichtung erzielt.<br />
<strong>Beuth</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Technik</strong> <strong>Berlin</strong><br />
75
Fachbereich VII – Elektrotechnik, Mechatronik, Optometrie<br />
Da die grundlegende Entscheidung steht, einen Repeller<br />
einzusetzen, ist im Labor das Prinzip in einem<br />
kleinen leistungsschwächeren Maßstab umgesetzt worden.<br />
Hierzu wurden herkömmliche Modelbaumotoren<br />
und Luftschrauben verwendet. Für den Generatorbetrieb<br />
wird auf Grund der erhöhten Anforderungen ein<br />
Maxon EC-4pole Motor (Art.-Nr.: 327739) ausgewählt.<br />
Dieser Motor zeichnet sich durch aus, dass er keine<br />
Drehmomentwelligkeit besitzt. Des Weiteren durch sein<br />
geringes Rastmoment und den damit einhergehenden<br />
erhöhten Leichtlauf.<br />
Abb. 2: Schematische Darstellung des Energiewandlungsprinzipes<br />
Tabelle 1: technische Gewichtung der Varianten<br />
Umsetzung im Labor<br />
Die Abbildung 2 zeigt ein Schema des im Labor aufgebauten<br />
Messprinzips. Der Ventilator (22) erzeugt den<br />
Wind, der den Wind am Kite am Himmel wiederspiegeln<br />
soll. Der durch den Wind in Rotation gebrachte<br />
Repeller (18) wandelt durch das Generatorprinzip die<br />
Drehbewegung in Strom um. Eine Gabellichtschranke<br />
(5) detektiere über eine entsprechende Inkrementalscheibe<br />
die Position des Motors. Die aus der Gabellichtschranke<br />
ausgegebenen Pulse werden von einer<br />
NI DAQ Box (11) aufgenommen und als entsprechende<br />
Drehzahl auf einem PC (12) ausgegeben. Die rechte Abbildung<br />
(Abbildung 3) zeigt den ersten Testaufbau im<br />
Labor.<br />
Abbildung 4 zeigt die Ergebnisse von drei unterschiedlichen<br />
Versuchen mit unterschiedlichen Propellern um<br />
die errechneten Ergebnisse mit Laborergebnissen vergleichen<br />
zu können. Die Versuche mit den nicht idealen<br />
Luftschrauben sind hinreichend genau an die Ergebnisse<br />
aus den Berechnungen herangekommen. Da wir uns<br />
gerade in den elektrischen Feinarbeiten befinden, lässt<br />
sich noch kein abschließendes Urteil über die erzeugte<br />
Leistung und der tatsächlich zur Verfügung gestellten<br />
Leistung sagen. Das werden die nächsten beiden Monate<br />
zeigen.<br />
Abb. 3: Umsetzung im Labor<br />
Abb. 4: Anlaufverhalten verschiedener Propeller<br />
76 Nachhaltige Forschung in Wachstumsbereichen – Band iv
Fachbereich VII – Elektrotechnik, Mechatronik, Optometrie<br />
Zusammenfassung<br />
Die Forschungsassistenz hat es ermöglicht, eine Problemstellung<br />
aus der Industrie zu bearbeiten, sie zu<br />
präzisieren, Lösungsvorschläge zu erarbeiten und in<br />
Abstimmung mit dem Projektpartner diese umzusetzen.<br />
Es ist ein System entstanden, welches in der Lage ist<br />
Energie im Flug aus dem Wind zu gewinnen und so<br />
dem System und seinen Verbrauchern zur Verfügung<br />
zu stellen. Die beteiligten Partner an der Forschungsassistenz<br />
haben durch dieses Vorhaben die Kenntnisse<br />
erhalten, um an den Ergebnisse weiter zu forschen und<br />
zu entwickeln, um es prototypenreif herstellen zu können.<br />
Somit ist eine Grundlage gegeben, dass System<br />
im Alltag unter realen Bedingungen testen zu können.<br />
Literatur<br />
[Hau 08] Erich Hau: Windkraftanlagen Grundlagen,<br />
<strong>Technik</strong>, Einsatz, Wirtschaftlichkeit<br />
4., vollständig neu bearbeitete Auflage<br />
[Ste 08] Stein, Jonas: Praktikumsbericht 2013<br />
[Wet 10] Wikipedia / Höhenwindenergie<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/<br />
H%C3%B6henwindenergie<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1 Jonas Stein / Benjamin Wette /<br />
Enerkite Designkonzept mit Repellereinlass<br />
Abb. 2 Jonas Stein / Schematische Darstellung des<br />
Energiewandlungsprinzipes<br />
Abb. 3 Benjamin Wette / Umsetzung im Labor<br />
Abb. 4 Jonas Stein / Anlaufverhalten verschiedener<br />
Propeller<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr.-Ing. Nicolas Lewkowicz<br />
<strong>Beuth</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Technik</strong> <strong>Berlin</strong><br />
FB VII<br />
Luxemburger Straße 10, 13353 <strong>Berlin</strong><br />
Telefon: (030) 4504-2322<br />
E-Mail: lewkowicz@beuth-hochschule.de<br />
Kooperationspartner<br />
EnerKite GmbH<br />
Fichtenhof 5, 14532 Kleinmachnow<br />
Telefon: (033203) 182581<br />
Web: www.enerkite.de<br />
<strong>Beuth</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Technik</strong> <strong>Berlin</strong><br />
77