PDF 54.868kB - Hochschule Ulm
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Die Ganganalyse zeigt, dass<br />
ein Abrollen mit der Prothese<br />
bis in den Zehenbereich<br />
möglich ist. Die Druckbilder<br />
beider Füße gleichen sich mit<br />
zunehmender Geschwindkeit<br />
an. Die Abbildung gibt die<br />
Verhältnisse bei einer Laufgeschwindigkeit<br />
von 6 km/h<br />
wieder. Allerdings sind die<br />
Druckkräfte beim amputierten<br />
linken Fuß (VFP) größer<br />
als am normalen rechten<br />
Fuß (NF). Die Verlagerung<br />
des Druckmittelpunktes (COP<br />
center of pressure) ergibt ein<br />
Diagramm in der gewünschten<br />
physiologischen Schmetterlingsform.<br />
VFP / NF Druckbilder VFP / NF<br />
durchschnittlich Druck maximal<br />
Links COP-Diagramm Rechts<br />
beispielsweise beim Abrollen den Übergang<br />
vom Schaft in die Sohle sowie den<br />
Bereich vom Sprunggelenk bis in die<br />
untere Hälfte des Unterschenkels.<br />
Ganganalyse belegt Erfolg und Misserfolg<br />
Der Prototyp der Prothese, der im<br />
Rahmen zweier Abschlussarbeiten<br />
entstand, baut sich aus 11 Gewebelagen<br />
mit unterschiedlichem Faserverlauf<br />
auf und besitzt eine Wandstärke von 2<br />
Millimetern. Für die Funktionalität und<br />
den Tragekomfort müssen jedoch noch<br />
weitere Aspekte berücksichtigt werden.<br />
Wichtig ist zum einen die Anbindung<br />
des Laufschuhs an die Prothese. Sie<br />
erfolgt hier über die exakt eingepasste<br />
Carbonsohle. Zum anderen sollte der<br />
Fußstumpf so gebettet werden, dass<br />
möglichst keine Druckstellen entstehen.<br />
Sie richtet sich in erster Linie<br />
nach den im Gipsmodell abgebildeten<br />
Verhältnissen. Eine ovale Vertiefung an<br />
der Auflagefläche schafft Raum für die<br />
Platzierung eines regulierbaren Luftkissens,<br />
das den Tragekomfort erhöhen<br />
soll.<br />
Die Königsdisziplin ist die Ganganalyse.<br />
Sie zeigt letztlich, ob die Prothese<br />
hält, was man sich von ihr verspricht:<br />
ein normales physiologisches Gangbild.<br />
Die Ganganalyse gibt Aufschluss über<br />
die tatsächliche dynamische Kraft- und<br />
Druckverteilung bei unterschiedlichen<br />
Laufgeschwindigkeiten. Da das Labor<br />
hierfür nicht ausgerüstet ist, werden<br />
solche Tests andernorts durchgeführt.<br />
Die Patientin hat den Prototypen der<br />
Vorfußprothese bereits erfolgreich<br />
getestet. Bei einer Laufgeschwindigkeit<br />
von 6 Kilometern pro Stunde, was in<br />
etwa den Verhältnissen beim Joggen<br />
entspricht, zeigen sich ein weitgehend<br />
normales Gangmuster und akzeptable<br />
Druckbilder beider Füße.<br />
Ein Prototyp muss zum Produkt reifen<br />
Trotz der ersten Erfolge besteht Verbesserungsbedarf,<br />
der nur gemeinsam<br />
mit der Patientin erfüllt werden kann.<br />
„Der Dauertest steht noch aus“, weiß<br />
Felix Capanni zu berichten. „Hierfür<br />
müssen wir vor allem am Tragekomfort<br />
arbeiten und die Einbettung des Amputationsstumpfes<br />
verbessern“. Capanni<br />
hat mit der Einführung von Medizin-<br />
Produkten in den Markt Erfahrung. Er<br />
weiß, dass es vom Prototypen bis zu<br />
einem marktfähigen Produkt ein langer<br />
Weg ist. Abgesehen von den technischen<br />
Optimierungsprozessen müssen<br />
Medizin-Produkte in Deutschland<br />
und im europäischenWirtschaftsraum<br />
verschiedenen Normen gerecht werden.<br />
Es gilt, die grundlegenden Anforderungen<br />
der Europäischen Richtlinie<br />
für Medizinprodukte zu erfüllen, bevor<br />
ein Produkt auf denMarkt gebracht<br />
werden kann. „Unsere Studenten lernen<br />
deshalb auch frühzeitig die formalen<br />
Regeln der Kunst kennen“, bekennt<br />
Capanni. Denn eines ist sicher: Nur wer<br />
die Pflicht beherrscht, ist in der Kür<br />
erfolgreich. Und manches Medizin-Produkt<br />
wie die Vorfußprothese fällt aufgrund<br />
seiner Individualität dann doch<br />
eher in die Kategorie Kür. Ingrid Horn<br />
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