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Projektarbeit<br />

Geländeaufnahmen und Verbuschungskartierung<br />

von Wachholderheiden<br />

im Raum Hechingen/Schlatt<br />

(LRA Balingen)<br />

Benjamin Eiserlo, Petr Kundla, Georg Zondler<br />

0


Inhaltsangabe<br />

1 Einleitung ......................................................................................................................................... 2<br />

1.1 Ziel ........................................................................................................................................... 3<br />

1.2 Projektpartner und Mitwirkende ............................................................................................ 3<br />

1.3 Problemstellung ...................................................................................................................... 3<br />

1.4 Projektfläche ........................................................................................................................... 4<br />

2 Wacholderheide .............................................................................................................................. 5<br />

2.1 Allgemein ................................................................................................................................. 5<br />

2.2 Ökologie und Verbreitung ....................................................................................................... 5<br />

2.3 Naturschutz ............................................................................................................................. 6<br />

2.4 Auszug aus dem Naturschutzgesetz: ....................................................................................... 7<br />

2.5 Gefährdung ............................................................................................................................ 10<br />

2.6 Erhalt durch Pflege ................................................................................................................ 11<br />

2.7 Zielsetzung ............................................................................................................................. 11<br />

3 Beschreibung des Projektgebiets .................................................................................................. 12<br />

3.1 Beschreibung der Fläche ....................................................................................................... 12<br />

4 Flächeneinteilung .......................................................................................................................... 17<br />

4.1 Beschreibung der Sukzessionszonen ..................................................................................... 17<br />

4.2 Zusammenfassung ................................................................................................................. 21<br />

4.3 Flächenaufteilung .................................................................................................................. 22<br />

4.4 Arbeitsschritte in GIS (ArcMap)............................................................................................. 23<br />

5 Variantenstudium .......................................................................................................................... 24<br />

5.1 Beweidung mit Schafen ......................................................................................................... 24<br />

5.2 Beweidung mit Rindern ......................................................................................................... 26<br />

5.3 Beweidung mit Ziegen ........................................................................................................... 28<br />

5.4 Beweidung durch Wild .......................................................................................................... 28<br />

5.5 Pflege durch Mulchen ........................................................................................................... 29<br />

5.6 Kontrolliertes Abbrennen ...................................................................................................... 30<br />

5.7 Pflege durch Einsatz von Motorsäge und Freischneider ....................................................... 31<br />

5.8 Zusammenfassung ................................................................................................................. 31<br />

6 Quellen .......................................................................................................................................... 32<br />

7 Anhang .......................................................................................................................................... 32<br />

1


1 Einleitung<br />

Die Wacholderheide an sich ist eine vom Menschen erschaffene Nutzungsform<br />

aus der Vergangenheit. Ihr Aussehen und ihren Charakter verdanken Sie dem<br />

Schaffen und Nutzen des Menschen, der über längere Zeit auf die natürliche<br />

Umwelt einwirkte. Durch die Beweidung mit Schafen sind die Flächen über<br />

lange Zeit erhalten geblieben und gepflegt worden. Allein die Beweidung durch<br />

das Vieh reichte jedoch nicht immer aus um die Flächen offen zu halten, darum<br />

befasste sich der Mensch mit verschiedenen Möglichkeiten der Offen-Land-<br />

Haltung um der aufkommenden Sukzession entgegenzuwirken.<br />

In Zusammenarbeit mit Herrn Ressel vom Landratsamt Zollernalbkreis soll nun<br />

eine Verbuschungskartierung erstellt werden, um herauszufinden inwieweit die<br />

Sukzession auf der Fläche schon Fortgeschritten ist.<br />

Die Fläche befindet sich im Raum Schlatt und ist ca. 44 ha groß. Sie wurde in<br />

den vergangen Jahren mittels der Schäferei bewirtschaftet. Aufgrund der<br />

Flächengröße konnte die Sukzession in manchen Bereichen ohne Probleme<br />

voranschreiten. Diese Sukzessionsflächen sollen nun mit Hilfe einer<br />

Verbuschungskartierung erfasst werden, um einen genauen Überblick über den<br />

jetzigen Ist-Zustand zu erhalten. Im Anschluss wird geprüft, in welchen<br />

Bereichen Pflegemaßnahmen notwendig sind um die Sukzession<br />

zurückzudrängen und um eine dauerhafte Offen-Land-Haltung der Fläche<br />

sicherzustellen.<br />

2


1.1 Ziel<br />

Ziel ist es, die Fläche in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen. Hieraus<br />

stellt sich die Frage ob die Maßnahme maschinell oder manuell durchgeführt<br />

werden kann oder soll. Nach dieser Maßnahme wäre es wünschenswert die<br />

Offen-Land-Haltung wieder Naturnah, mittels der Schäferei zu bewirtschaften.<br />

Mit Hilfe der Geo-Informationssysteme werden die Ergebnisse belegt und<br />

nachvollziehbar dargestellt. Die Darstellung beschränkt sich auf den Bereich<br />

Hechingen-Schlatt in Baden-Württemberg.<br />

1.2 Projektpartner und Mitwirkende<br />

Landratsamt Zollernalbkreis<br />

Gis-Labor der HS-Rottenburg<br />

Herr Ressel<br />

Markus Held, Christoph Schlotter<br />

1.3 Problemstellung<br />

Das kulturlandschaftliche Bild der Wacholderheide ist in unserer Gesellschaft<br />

schon lange verankert. Aus diesem Grund wird ihr auch in der heutigen Zeit ein<br />

hoher Stellenwert zugeschrieben. Ausschlaggebend dafür sind die große Vielfalt<br />

von Insekten und Pflanzen und der Hintergrund der Kulturgeschichtlichen<br />

Begebenheiten. Darum gilt es diese einmalige Landschaftsform zu erhalten und<br />

zu pflegen, auf eine möglichst naturnahe Art und Weise. Daraus resultiert eine<br />

aufwendige und meist teure Planung sowie Umsetzung der einzelnen<br />

Arbeitsschritte.<br />

3


1.4 Projektfläche<br />

Die Projektfläche liegt im Zollernalbkreis, Hechingen-Schlatt. Das Gebiet liegt<br />

an einem Hang, welcher zu den Randbereichen bewaldet ist. Am Unterhang<br />

besteht die Fläche zum größten Teil aus Magerrasen mit vereinzelter<br />

Sukzession. Zum Oberhang hin nimmt die Sukzession stark zu. Zur genaueren<br />

Beschreibung der Projektfläche siehe 3.1<br />

Hierzu ein Layer: Karte, Gesamtfläche<br />

Kartenübersicht; Hechingen-Schlatt<br />

4


2 Wacholderheiden<br />

2.1 Allgemein<br />

Die Gattung Juniperus umfasst etwa 60 Arten. Sie gehört zur Unterfamilie der<br />

Cupressoideae aus der Familie der Zypressengewächse, die über die gesamte<br />

Nordhalbkugel verbreitet sind. In Baden-Württemberg ist nur eine Art heimisch,<br />

„der Gewöhnliche Wacholder“ (Juniperus communis). Dieser wächst in der<br />

Regel <strong>als</strong> aufrechter, meist vom Grunde an verzweigter Strauch. Das Holz,<br />

welches eine wohlriechende Eigenschaft hat wird gern zum Räuchern<br />

verwendet, dient aber auch zur Herstellung von Pfeifenstielen und<br />

Spazierstöcken. Die Früchte (Wacholderbeeren) geben aufgrund ihrer<br />

ätherischen Öle Destillaten wie z.B. Gin ihren charakteristischen Geschmack.<br />

Die Wachholderbeere kann auch zum Kochen oder backen verwendet werden,<br />

ebenso hat sie eine heilende Wirkung. Es gibt männliche und weibliche Büsche.<br />

Alle drei Jahre bekommen die weiblichen Büsche schwarze, essbare Beeren. Die<br />

darin enthaltenen ätherischen Öle sind gut gegen Atemwegserkrankungen,<br />

Gelenkbeschwerden und viele andere Krankheiten.<br />

2.2 Ökologie und Verbreitung<br />

Als typische Lichtholzart kam der Wacholder ursprünglich an Felsen sowie in<br />

lichten, trockenen Wäldern vor. In Baden-Württemberg kommt der Wacholder<br />

insbesondere im Jura der Schwäbischen Alb und in den Schichten des<br />

Muschelkalks, etwa im Neckar- oder Tauberland bevorzugt vor.<br />

Heute hat er seine hauptsächliche Stellung <strong>als</strong> Weidezeiger auf Magerrasen<br />

eingenommen. Da der Wacholder von den Weidetieren gemieden wird, konnte<br />

er sich ohne Probleme, auf den von Schafen beweideten Magerrasen stark<br />

verbreiten. Durch die damalige bzw. historische Weidenutzung entstand eine<br />

charakteristische Sonderform der Kulturlandschaft. Diese stellt in Baden-<br />

Württemberg vor allem in den Gebieten mit kalkreichen geologischen<br />

Formationen (Schwäbische Alb, Gäulandschaften, Taubergebiet) ein<br />

landschaftsprägendes Bild dar. Zwar kommen die Flächen nur noch vereinzelt<br />

vor, jedoch genießen Sie einen hohen Stellenwert in der Kulturlandschaft.<br />

5


2.3 Naturschutz<br />

Kurzrasige, regelmäßig beweidete Wacholderheiden besitzen aufgrund ihrer<br />

offenen Struktur eine besondere Bedeutung für den Schutz seltener<br />

lichtliebender Tier- und Pflanzenarten. So bieten sie wertvolle Habitate für<br />

zahlreiche Schmetterlinge und Insekten sowie für Pflanzen der Roten Liste (z.B.<br />

Orchideen oder Enzian-Arten). Durch die Beweidung mit Schafen entstehen<br />

viele sich auf das Mikroklima auswirkende Kleinstrukturen, die in gemähten<br />

Flächen kaum vorkommen würden, z.B. offene Bodenstellen oder ein<br />

unregelmäßiger Stockwerksaufbau der Vegetationsschicht. Neben zahlreichen<br />

Spinnen, Käfern und Armeisenarten sind die Heuschrecken am meisten<br />

vertreten. In ganz Baden-Württemberg gibt es insgesamt nur 62<br />

Heuschreckenarten und davon kommt fast die Hälfte aller heimischen Arten in<br />

Wacholderheiden vor. Typischen Arten wären z.B. Heidegrashüpfer<br />

(Stenobothrus lineatus) sowie die gefährdete Rotflügelige Schnarrschrecke<br />

(Psophus stridulus).<br />

Dies ist ein Auszug aus der Biotopbeschreibung-Wacholderheide der<br />

Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg:<br />

Der Dichter EDUARD PAULUS fing 1873 die Stimmung in einer<br />

Wacholderheide mit den folgenden Worten sehr treffend ein:<br />

„AM STIMMUNGSVOLLSTEN SIND SIE IM HERBST, WENN AUS<br />

DEN KURZEN, SONNVERBRANNTEN RASEN NOCH BLAUE<br />

GLOCKEN UND GENTIANEN UND ROTE SKABIOSEN BLÜHEN, DIE<br />

WEITOFFENEN, GROßEN WEIßSTRAHLENDEN BLUMENKRONEN<br />

DER STENGELLOSEN SILBERDISTEL WIE LAUTER SONNEN AUF<br />

DER HEIDE LIEGEN. ÜBER DEN STEINBROCKEN STEHEN HOHE<br />

BÜSCHE VON SCHLEHDORN, WEIßDORN UND WILDEN ROSEN,<br />

VOLL VON KLEINEN, TIEFFARBIGEN, DEN WINTER<br />

ÜBERDAUERNDEN FRÜCHTEN. UND HOCH IM ABENDHIMMEL<br />

SCHWIMMT REGLOS IN DER UNSÄGLICHEN STILLE<br />

GOLDGLÄNZEND EIN WEIH."<br />

6


2.4 Auszug aus dem Naturschutzgesetz:<br />

§ 24 a Besonders geschützte Biotope<br />

(1) Die folgenden Biotope in der in der Anlage zu diesem Gesetz beschriebenen<br />

Ausprägung sind besonders geschützt:<br />

1. Moore, Sümpfe, naturnahe Bruch-, Sumpf- und Auwälder, Streuwiesen,<br />

Röhricht bestände und Riede, Seggen- und binsenreiche Nasswiesen;<br />

2. naturnahe und unverbaute Bach- und Flussabschnitte, Altarme fließender<br />

Gewässer, Hülen und Tümpel, jeweils einschließlich der Ufervegetation,<br />

Quellbereiche, Verlandungsbereiche stehender Gewässer sowie naturnahe<br />

Uferbereiche und naturnahe Bereiche der Flachwasserzone des Bodensees;<br />

3. offene Binnendünen, Zwergstrauch- und Wacholderheiden, Trocken- und<br />

Magerrasen, Gebüsche und naturnahe Wälder trockenwarmer Standorte<br />

einschließlich ihrer Staudensäume;<br />

4. offene Felsbildungen, offen natürliche Block- und Geröllhalden;<br />

5. Höhlen, Dolinen;<br />

6. Feldhecken, Feldgehölze, Hohlwege, Trockenmauern und Steinriegel, jeweils<br />

in der freien Landschaft.<br />

(2) Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder erheblichen oder<br />

nachhaltigen Beeinträchtigung der besonders geschützten Biotope führen<br />

können, sind verboten. Weitergehende Verbote in Rechtsverordnungen und<br />

Satzungen über geschützte Gebiete und Gegenstände bleiben unberührt. (...)<br />

Anlage zu § 24 a Abs. 1<br />

Definitionen der besonders geschützten Biotoptypen Vorbemerkung:<br />

a. Die nach § 24 a besonders geschützte Biotope werden anhand der Standorts-<br />

Verhältnisse, der Vegetation und sonstiger Eigenschaften definiert.<br />

b. Zur Verdeutlichung der Biotopdefinitionen sind in der Regel besondere<br />

typische Arten aufgeführt. Insbesondere bei Wiesen- und Waldbiotopen<br />

7


egründet nicht das Vorkommen einer einzigen typischen Art, sondern erst die<br />

Kombination von mehreren der genannten Arten das Vorliegen eines besonders<br />

geschützten Biotopes.<br />

c. Bei den Nummern 1.6, 1.8 und 3.5 sind zusätzlich die Kenn- und Trennarten<br />

des jeweiligen Biotoptyps durch Fettdruck gekennzeichnet. Diese Arten<br />

kommen fast nur in besonders geschützten Grünlandbiotopen, in der Regel aber<br />

nicht auf intensiv genutztem Grünland vor. Erst wenn mehrere der Kenn- und<br />

Trennarten auftreten, ist davon auszugehen, dass ein besonders geschützter<br />

Biotop vorliegt. (...)<br />

Anlage zu § 30 Naturschutzgesetz – Wacholderheiden und Magerrasen<br />

3.3 Wacholderheiden<br />

Wacholderheiden sind beweidete oder ehem<strong>als</strong> beweidete Magerrasen,<br />

einschließlich deren Brachestadien, mit lockerstehenden Wacholderbüschen<br />

sowie anderen Sträuchern und Bäumen, meist auf kalkreichen, zum Teil auch<br />

oberflächlich entkalkten Standorten. Nicht erfasst sind Wacholderheiden unter<br />

einer Fläche von 1.000 m2, soweit es sich nicht um Magerrasen im Sinne von<br />

Nummer 3.5 handelt. Besondere typische Arten der Wacholderheiden sind Arten<br />

der Magerrasen und folgende Arten:<br />

• Gewöhnlicher Wacholder (Juniperus communis)<br />

• Stengellose Silberdistel (Carlina acaulis)<br />

• Enzian-Arten (Gentianella ciliata, Gentianella germanica, Gentiana verna)<br />

• Schaf-Schwingel (Festuca ovina agg.)<br />

• Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum)<br />

• Aufrechte Trespe (Bromus erectus)<br />

8


Anlage zu § 30 Naturschutzgesetz – Magerrasen<br />

3.5 Magerrasen<br />

Magerrasen sind durch Nährstoffarmut oder geringe Nährstoffverfügbarkeit<br />

gekennzeichnete, extensiv nutzbare Weiden und Wiesen sowie deren<br />

Brachestadien einschließlich locker mit Gehölzen bestandener Flächen. Dazu<br />

gehören Borstgrasrasen, Flügelginsterweiden, Besenginsterweiden und<br />

Trespenrasen. Nicht erfasst sind Flächen, die kleiner <strong>als</strong> 500 m2 sind, es sei<br />

denn, sie liegen in engem räumlichen Verbund zueinander oder zu anderen<br />

besonders geschützten Biotopen. Besondere typische Arten der Magerrasen<br />

sind:<br />

• Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)<br />

• Aufrechte Trespe (Bromus erectus)<br />

• Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus)<br />

• Fingerkraut-Arten (Potentilla incana, Potentilla neumanniana, Potentilla<br />

heptaphylla)<br />

• Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) Wohlriechende Skabiose<br />

(Scabiosa canescens)<br />

• Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria)<br />

• Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium)<br />

Wolfsmilch-Arten (Euphorbia seguieriana, Euphorbia cyparissias)<br />

• Kleine Pimpernelle (Pimpinella saxifraga)<br />

• Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum)<br />

• Gewöhnlicher Hufeisenklee (Hippocrepsis comosa) Gewöhnlicher<br />

Wundklee (Anthyllis vulneraria)<br />

• Echter Gamander (Teucrium chamaedrys)<br />

• Aufrechter Ziest (Stachys recta)<br />

• Trifthafer (Helictotrichon pratensis)<br />

• Gewöhnlicher Taubenkropf (Silene vulgaris)<br />

9


• Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa)<br />

• Knabenkraut-Arten (Orchis militaris, Orchis simia) Ragwurz-Arten<br />

(Ophrys spp.)<br />

• Hundswurz (Anacamptis pyramidalis)<br />

• Kreuzblumen-Arten (Polygala comosa, Polygala amarella)<br />

• Kalk-Blaugras (Sesleria albicans)<br />

• Echtes Labkraut (Galium verum)<br />

• Knollige Spierstaude (Filipendula vulgaris)<br />

• Hügel-Meister (Asperula cynanchica)<br />

• Großes Schillergras (Koeleria pyramidata)<br />

• Berg-Klee (Trifolium montanum)<br />

• Frühlings-Segge (Carex caryophyllea)<br />

• Borstgras (Nardus stricta)<br />

2.5 Gefährdung<br />

Die mangelnde Rentabilität der Beweidung von Magerstandorten führte zur<br />

Umwandlung vieler Weideflächen in andere Nutzungsformen (z.B. Siedlungen,<br />

Straßen, Mähwiesen und Ackerland). Auf anderen Flächen entstand durch<br />

natürliche Sukzession oder Aufforstung wieder Wald; dies bewirkte eine<br />

"Ausdunkelung" und damit das Verschwinden des lichtbedürftigen Wacholders<br />

sowie der anderen, an die lichten Strukturen der Wacholderheiden angepassten<br />

Tier- und Pflanzenarten.<br />

10


2.6 Erhalt durch Pflege<br />

Durch neuartige Bewirtschaftungsmöglichkeiten ist die traditionelle Schäferei<br />

immer mehr in den Hintergrund gerückt. Heutzutage kommen spezielle<br />

Pflegemaßnahmen zum Einsatz, um ein Zuwachsen der Flächen durch<br />

Sukzession zu verhindern. Durch die Naturschutz-Richtlinien sind diese Flächen<br />

schützenswert. Hieraus resultiert eine besondere Verantwortung der Forstämter<br />

und Landratsämter Baden-Württembergs. Durch die Organisation der<br />

erforderlichen Pflege gewährleisten Sie den Erhalt der schützenswerten Flächen.<br />

Hierbei werden Maßnahmen angewendet, welche maschinell oder manuell<br />

stattfinden, wie z.B. das Entfernen unerwünschter Sukzession und Mahd durch<br />

den Einsatz von Mähwerken oder Schafen. Jedoch ist die naturschonende<br />

Variante mit Schafen immer noch die bevorzugte Pflegemaßnahme in der<br />

Wacholderheide. Somit dient diese Bewirtschaftung auch dem Erhalt einer<br />

historischen Landnutzungsform, sowie dem Erhalt eines historischen<br />

Landschaftsbildes.<br />

2.7 Zielsetzung<br />

Wacholderheiden zu erhalten, ist in unsere Zeit ein Bestandteil der<br />

Landschaftspflege. Man versucht Nutz- und Schutzfunktionen meist unter einen<br />

Hut zu bringen, was die gelenkte Touristenführung und das Pflegen auf<br />

naturschonende Weise beinhaltet. Durch die kleinen Restflächen ist ein Schutz<br />

jeder einzelnen Wacholderheide wünschenswert. Öffentliche und private<br />

Interessen müssten dem Erhalt der Wacholderheide entgegenkommen um einen<br />

dauerhaften Schutz zu gewährleisten.<br />

11


3 Beschreibung des Projektgebiets<br />

3.1 Beschreibung der Fläche<br />

Die Fläche befindet sich an der Gemarkung Hechingen-Schlatt, Sie liegt in der<br />

gemäßigten Klimazone auf einer Höhe von 640 m ü. NN. Das Gebiet hat eine<br />

süd-westlich Exponierte Lage. Die durchschnittliche Jahrestemperatur gemessen<br />

an der auf 520 über N.N. liegenden Station Hechingen beträgt 8,3 °C und die<br />

mittlere jährliche Niederschlagsmenge 837 mm. Der wärmste Monat ist der Juli<br />

mit durchschnittlich 17.3°C und der kälteste der Januar mit -0.5°C im<br />

Durchschnitt. Der meiste Niederschlag fällt im Juli mit durchschnittlich 105<br />

mm, der geringste im Januar mit durchschnittlich 48 mm.<br />

Ursprünglich von Wald bedeckt wurde die Fläche durch die Weidewirtschaft<br />

aufgelichtet und offengehalten. Daraus Resultiert eine Bodenverarmung welche<br />

auf die Bewirtschaftung mittels Viehhaltung zurück zu führen ist. Aufgrund<br />

dessen Bildete sich der sogenannte Magerrasen, welcher viele positive<br />

Eigenschaften in Bezug auf die Tierwelt mit sich bringt. Es herrscht eine große<br />

Biodiversität an Flora und Fauna, die speziell nur an bestimmten Standorten<br />

vorkommt. Auf der Fläche finden sich auch Kleinbiotope wie z.B.<br />

Feuchtbiotope mit Binsengewächsen und Schachtelhalm. Hierzu eine Auflistung<br />

der gefundenen Besonderheiten solcher Vorkommnisse.<br />

1. Feuchtbiotop mit Schachtelham und Binsengewächsen<br />

2.Tümpel<br />

3.Trinkwasserschutzgebiet<br />

4.Felsvorsprung<br />

5.Waldrand<br />

6.Weg- und Straßenränder<br />

7.Weideränder<br />

Das Gebiet ist weitestgehend von Wäldern umschlossen, bestehend aus Bu-<br />

Mischwäldern, vereinzelte Kiefern- und Fichtenbestände. Auf der Fläche selbst<br />

kommen viele solitäre und gruppenweise Hart- sowie Weichhölzer vor.<br />

Gefunden wurden Walnuss (Juglans regia), Kastanie (Castanea sativa), Fichte<br />

(Picea abies), Esche (Fraxinus excelsior), Wacholder (Juniperus communis),<br />

Weißdorn (Crataegus), Schlehe (Prunus spinosa), Buche (Fagus sylvatica),<br />

12


Kiefer (Pinus sylvestris), Linde (Tilia S.) und vereinzelte Obstbäume wie Apfel<br />

(Malus sylvestris) und Pflaume (Prunus) .<br />

Das Alter der vorkommenden Bäume variiert sehr stark. Es ist nahezu jede<br />

Altersklasse vertreten. Aufgrund der hohen Artendiversität werden wir nicht<br />

tiefer in die Materie eindringen und jede einzelne Pflanze oder Hecke in<br />

Augenschein nehmen können.<br />

Die Fläche zeigt im unteren Teil ein homogenes Bild auf, bezogen auf die offene<br />

Magerrasenlandschaft. Begibt man sich jedoch in den oberen Teil des<br />

Projektgebietes, kommt es einem sehr inhomogen vor, da sich die Sukzession an<br />

verschiedenen Stellen schon in einem fortgeschrittenen Stadium befindet.<br />

Am besten lässt sich die Fläche mittels Bildern erörtern, welche hier Aufgezeigt<br />

werden.<br />

13


Hier ein Blick auf die Sukzessionskategorie 1. Man sieht einen offenen<br />

Magerasen ohne starke Begleitvegetation wie z.B. Schlehen oder Dornen. Dieser<br />

Teil der Fläche wurde, dank der Schäferei offenen gehalten und gepflegt.<br />

Ebenso kann man gut die Solitärbäume, wie auch die Gruppenanhäufungen von<br />

kleineren Hecken und die einzelnen Wacholder erkennen. Diese Fläche<br />

entspricht zwar nicht ganz dem typischen Wacholdercharakter, aber dafür besitzt<br />

sie aufgrund der vielen unterschiedlichen Schichtungen ein hohes Angebot an<br />

Lebensräumen.<br />

14


Hier ein Ausschnitt aus einer Sukzession die schon sehr weit vorrangeschritten<br />

ist. Dieser Teil bedarf dringenden einer Freistellung der Sukzessionsvegetation.<br />

Man erkennt Schlehen, Fichten, Kiefern, welche sich in unterschiedlichen<br />

Altersstadien befinden. Im Zentrum des Bildes handelt es sich, nach unseren<br />

Kriterien, um die Kategorie 4, das bedeutet hier muss schnell eingegriffen<br />

werden in Bezug auf die Freistellung. Wenn dies nicht passiert wird der Schäfer<br />

in Zukunft keine Möglichkeit haben diesen Teil offenzuhalten, da die Schafe die<br />

Neigung haben um die Schlehen herum zu fressen.<br />

15


In dieser Darstellung erkennt man gut den Charakter einer Wacholderlandschaft.<br />

Einzelweise stehen die Wacholder auf der Fläche. Am rechten Rand findet man<br />

einen Sukzessionskegel, der nach den Auswahlkriterien <strong>als</strong> Kategorie 3<br />

eingestuft wurde, was bedeutet, dass eine Freistellung angebracht wäre. Auf die<br />

Freistellungsmöglichkeiten, wie die Durchführung praktisch umgesetzt werden<br />

soll kommen wir im Variantenstudium zu sprechen.<br />

16


4 Flächeneinteilung<br />

4.1 Beschreibung der Sukzessionszonen<br />

Auf der gesamten Projektfläche schreitet die Sukzession unterschiedlich schnell<br />

voran. Je nach Intensität der aktuellen und vorangegangenen Beweidung und der<br />

Zugänglichkeit der einzelnen Flächen für die Schafe, können verschiedene<br />

Vegetationsformen und Sukzessionszonen unterschieden werden.<br />

Offener Kalkmagerrasen (Zone I)<br />

Diese offenen Wacholderheiden sind gekennzeichnet durch vereinzelte Gehölze<br />

(z.B. Fichte, Kiefer, Walnuss, Eiche) die auf maximal 10% der Fläche<br />

vorkommen. Neben diesen einzelnen Solitären findet man aber den<br />

überwiegenden Teil der Gehölze in der Strauchschicht.<br />

17


Mäßig verbuchter Kalkmagerrasen (Zone II)<br />

(beginnende Sukzession)<br />

Auf diesen Flächen zeichnet sich eine beginnende rundliche oder teilweise<br />

kleinflächige Sukzession ab. Zusätzlich zu der vorangegangenen Strauch- und<br />

Baumschicht ist eine zunehmende Verbuschung der Krautschicht zu beobachten,<br />

hauptsächlich mit Schwarzdorn (Prunus spinosa) und Wacholder (Juniperus<br />

communis). Diese Flächen sind von ca. 10 – 25% der Gesamtfläche mit<br />

Gehölzen der Kraut- und Strauchschicht bedeckt. Solange diese Flächen<br />

kontinuierlich mit Schafen beweidet werden, sind Pflegemaßnahmen noch nicht<br />

dringend notwendig.<br />

18


Stark verbuschter Kalkmagerrasen (Zone III)<br />

(fortgeschrittene Sukzession)<br />

Auf den Flächen mit stark verbuschten Kalkmagerrasen sind zwischen 25 – 50%<br />

der Fläche durch Gehölzentwicklung in der Kraut- und Strauchschicht bedeckt.<br />

Kleinflächig findet eine zunehmende Verbuschung mit Gehölzen statt, die vor<br />

allem in der Strauchschicht stattfindet. Diese Flächen benötigen eine dringende<br />

Pflege, da die Gehölzsukzession in der Strauchschicht von den Schafen nicht<br />

mehr zurückgedrängt werden kann.<br />

19


Sehr stark verbuschter Kalkmagerrasen (Zone IV)<br />

(bestehende Sukzession mit Gehölz)<br />

Flächen, auf denen eine lückige Gehölzschicht mit ca. 50 – 75% der<br />

Gesamtfläche vorhanden ist, werden <strong>als</strong> sehr stark verbuscht aufgenommen.<br />

Pflegemaßnahmen, die in diesem fortgeschrittenen Stadium durchgeführt<br />

werden sind sehr teuer und zeitaufwendig, und deshalb nur sinnvoll, wenn eine<br />

anschließende, gründliche und dauerhafte Beweidung der Fläche gewährleistet<br />

werden kann.<br />

20


Vollständig verbuschter Kalkmagerrasen (Zone V)<br />

In diesen Zonen ist ein nahezu vollständig geschlossener Gehölz bestand mit<br />

über 75% vorhanden. Der Übergang zum eigentlichen Wald verläuft fließend.<br />

4.2 Zusammenfassung<br />

Kartierungsschlüssel „Sukzessionszustand“<br />

Bezeichnung<br />

Verbuschung der<br />

Gesamtfläche<br />

Merkmale<br />

Offen 0 – 10% einzeln stehende Sträucher und Bäume<br />

Mäßige<br />

Verbuschung<br />

10 – 25% einzeln stehende Sträucher und Bäume,<br />

und beginnende rundliche oder teilweise<br />

kleinflächige Verbuschung<br />

= beginnende Sukzession<br />

Starke<br />

Verbuschung<br />

25 – 50% einzeln stehende Sträucher und Bäume,<br />

und partiell-flächige Verbuschung<br />

= fortgeschrittene Sukzession<br />

Sehr starke<br />

Verbuschung<br />

Vollständige<br />

Verbuschung<br />

50 – 75% lückige Verbuschung der Fläche<br />

75 – 100% geschlossene Verbuschung der Fläche<br />

21


4.3 Flächenaufteilung<br />

Die Projektfläche ist in vielen Teilbereichen einem enormen Sukzessionsdruck<br />

ausgesetzt, den die Beweidung durch Schafe nur in einigen Bereichen<br />

kompensieren kann. Die längliche, schlauchförmige Ausdehnung und die in<br />

manchen Teilen erschwerte Zugänglichkeit der Fläche fördern diese<br />

Entwicklung zusätzlich.<br />

Insgesamt nehmen die einzelnen Sukzessionszonen folgende Anteile an der<br />

Gesamtfläche ein:<br />

Zone 0 (sonstige Flächen): 0,3 ha → 0,7 %<br />

Zone 1 (offener Kalkmagerrasen): 12,5 ha → 28,8 %<br />

Zone 2 (beginnende Sukzession): 2,0 ha → 4,0 %<br />

Zone 3 (fortgeschrittene Sukzession): 2,5 ha → 5,5 %<br />

Zone 4 (bestehende Sukzession mit Gehölz): 4,0 ha → 10,0 %<br />

Zone 5 (Wald): 22,2 ha → 51,0 %<br />

Gesamtfläche:<br />

43,5 ha<br />

22


4.4 Arbeitsschritte in GIS (ArcMap)<br />

Es werden nun die einzelnen Arbeitsschritte grob beschrieben, die mit Hilfe des<br />

Programms ArcMap durchgeführt wurden. Ziel war es eine übersichtliche und<br />

einfach zu verstehende Gesamtübersicht des Projektgebietes mit den jeweiligen<br />

Layern zu erhalten.<br />

Übertragung der aufgenommenen Daten vom mobilen GPS-Gerät (Mobile<br />

Mapper von Thales) auf den PC.<br />

anschließende Konvertierung der Daten in lesbare GIS-Daten (Shape-Files)<br />

mit Hilfe des mitgelieferten Thales-Programms.<br />

Auswahl des Koordinatensystems und Transformation der einzelnen Poly-<br />

Linien um die Genauigkeit der Daten zu erhöhen.<br />

mit Hilfe der Editor-Toolbar werden die aufgenommenen Poly-Linien<br />

ergänzt und weitere Zonengrenzen eingezeichnet.<br />

anschließend werden die gesamten Poly-Linien mit der Editor-Toolbar in<br />

Polygon-Flächen umgewandelt, und diesen dann die einzelnen<br />

Sukzessionsstufen <strong>als</strong> Attribute zugewiesen.<br />

Erstellung der einzelnen Layouts mit den jeweiligen Sukzessionszonen und<br />

Beschreibungen<br />

23


5 Variantenstudium<br />

Zur Offenhaltung von Freiflächen können verschiedene Maßnahmen angewandt<br />

werden. Es kann unterschieden werden in maschinelle Bearbeitung, Beweidung<br />

mit Wildtieren, Beweidung mit Haustieren und Abbrennen.<br />

Die verschiedenen Maßnahmen haben unterschiedliche Effekte auf Flora und<br />

Fauna zur Folge. Zur Bewertung aus ökonomischer Sicht müssen auch die<br />

Kosten beachtet werden. Außerdem muss auch die Akzeptanz in der<br />

Bevölkerung der verschiedenen Verfahren berücksichtigt werden. Eine<br />

Beweidung mit Haustieren ist in der Landschaftspflege schon seit vielen Jahren<br />

erprobt. Zur Pflege von Wacholderheiden eignen sich aufgrund der marginalen<br />

Standorte besonders gut Schafe oder Ziegen.<br />

5.1 Beweidung mit Schafen<br />

Da Wacholderheiden erst durch Schafe entstanden sind, eignen sich diese<br />

außerordentlich gut, um Wacholderheiden offen zu halten. Besonders geeignet<br />

ist dabei die Hütehaltung mit nächtlichen Pferchen auf einem Pferch-Acker. Der<br />

auf diese Weise eintretende Stoffentzug ist für Wacholderheiden und<br />

Magerrasen von großer Bedeutung zu ihrer Erhaltung. Aufgrund dieser<br />

Tatsachen ist die Koppelhaltung für Wacholderheiden ungeeignet. Können die<br />

Schafe großflächig und extensiv weiden, so kommt das selektive Fressverhalten<br />

besonders zum Vorschein. Durch das Aufsuchen immer derselben Lagerplätze<br />

kommt es zu einer, für Wacholderheiden, typischen Nährstoffverlagerung. In<br />

großen Bereichen findet eine Aushagerung statt und in anderen Bereichen eine<br />

extreme Eutrophierung, auf denen nur noch angepasste Pflanzenarten<br />

vorkommen. Vor allem junge, eiweißreiche Triebe werden gerne von den<br />

Schafen gefressen. Die Trittwirkung der Tiere wird im Gegensatz zu Pferden<br />

oder Rindern <strong>als</strong> schonend eingestuft. Auf dem durch die Schafe durch Tritte<br />

freigelegten Mineralboden können wiederum spezialisierte Pflanzenarten<br />

keimen und sich ansiedeln. Durch Beweidung werden auch Flächen, die sehr<br />

unzugänglich sind und mit Maschinen nicht zu erreichen sind, gepflegt. Schafe<br />

verbeißen sehr tief, weshalb der Bewuchs im beweideten Areal sehr kurz<br />

gehalten wird. Zur Wahl der richtigen Schafrasse kann gesagt werden, dass sich<br />

alle deutschen Rassen zur Pflege eignen. Allerdings werden reine Fleischrassen<br />

mit den Weidebedingungen nicht so gut fertig wie extensive Rassen, wie zum<br />

24


Beispiel das Merinoschaf oder Heidschnucken, die auch auf der Schlatter-Heide<br />

eingesetzt werden. Ein Problem bei der Pflege durch Schafe stellt allerdings die<br />

Vermarktung von Fleisch und Wolle dar. So findet die Wolle der Schafe kaum<br />

noch Absatzmärkte und wird teilweise sogar <strong>als</strong> Dämmmaterial für Häuser<br />

verwendet. Ähnlich sieht es mit dem Fleisch aus, das sich auch kaum<br />

vermarkten lässt. So sind die Schäfer sehr stark auf Fördermittel angewiesen.<br />

Für die Beweidung von Kalkmagerrasen wird eine Besatzdichte von 5 Schafen<br />

je ha bei einer Beweidungsdauer von 50-125 Tagen angesetzt. Die Kosten liegen<br />

laut Literatur bei 131€ bis 195€ und die Leistungen aus Verkauf von Fleisch und<br />

Wolle, Mutterschafprämie und Vertragsnaturschutz bei 94€- 214€ (siehe<br />

Tabelle). Auf den Flächen der Schlatter-Heide wird ca. 17 ha durch die<br />

Beweidung von Schafen gepflegt, in den Zonen 1; 2 und 3. Die Beweidung<br />

durch Schafe hat in der Bevölkerung eine sehr hohe Akzeptanz und wird mit<br />

einer harmonischen Landschaft in Verbindung gebracht.<br />

Kosten<br />

€ / MuS €/ha<br />

Lohnkosten 75 - 80 192-204<br />

Veränderliche<br />

Kosten 31 - 51 78-129<br />

Tierarzt,<br />

Medikamente 8 19<br />

Kraft- Mineralfutter 13 32<br />

Heuzukauf k. A. k. A.<br />

Wasser, Strom 5 13<br />

Hundehaltung k. A. k. A.<br />

Tierzukauf 4 9<br />

Schur 2 5<br />

Entsorgung Wolle 0 0<br />

Einstreu k. A. k. A.<br />

Entmistung k. A. k. A.<br />

Feste Kosten 23-62 58-155<br />

Gebäude 5 13<br />

Maschinen,<br />

Fahrzeuge 35 88<br />

25


Brunnen k. A. k. A.<br />

Zäunungen k. A. k. A.<br />

Leistungen<br />

Verkauf Schafe,<br />

Fleisch 50 124<br />

Verkauf Wolle 1 3<br />

Mutterschafprämie 20 51<br />

benachteiligte<br />

Gebiete k. A. k. A.<br />

Vertragsnaturschutz 22-143 56-358<br />

Kosten Gesamt 131-195€ 327-489€<br />

Leistungen<br />

Gesamt 94-214€ 234-536€<br />

(Tabelle basiert auf Berger u. Roth 1994, Brünne 1994, Rahmann 2000, Wolke<br />

u. Zimmermann 1997)<br />

5.2 Beweidung mit Rindern<br />

Da Milchvieh in der Regel sehr hohe Leistungsanforderungen an das Futter<br />

stellt, sind solche Rassen nicht für die Pflege von Wacholderheiden geeignet.<br />

Als geeignete Weiden für Milchvieh kommen nur Grünlandflächen mit sehr<br />

guter Futterqualität in Frage, die auf Wacholderheiden nicht vorzufinden sind.<br />

Durch das hohe Gewicht der Rinder kommt es zu Trittschäden, die in steilen<br />

Lagen zu Erosion führen können. Auf den relativ großen Kotflecken (30cm – 40<br />

cm) findet während der gesamten Vegetationsperiode keine Beweidung mehr<br />

statt, was dazu führt, dass hier Pflanzen ungestört keimen können. Da Rinder<br />

weniger selektieren <strong>als</strong> Schafe oder Ziegen, beugen sie einer Verunkrautung vor.<br />

Diese Effekte wirken sich positiv auf eine Strukturänderung der<br />

Wacholderheiden aus. Kleinere, robustere Rassen, wie zum Beispiel Schottische<br />

Hochlandrinder oder Galloways eignen sich besser zur Pflege <strong>als</strong> große<br />

26


Intensivrassen. Rinder, die auf solchen Flächen gehalten werden, können in der<br />

Milch- oder Fleischproduktion nicht mit Rindern, die auf besseren Standorten<br />

gehalten werden oder mit Stallhaltungen nicht mithalten.<br />

Kosten<br />

€/ha<br />

Jahr<br />

im<br />

Lohnkosten 118<br />

Feste Kosten 19<br />

Gebäude (Freilandhaltung) 0<br />

Abschreibungen 19<br />

Veränderliche Kosten 39<br />

Winterfutter 9<br />

Mineralfutter 2<br />

Tierarzt, Medikamente 4<br />

Wasser, Strom 0<br />

Tiertransporte 24<br />

Gemeinkosten 50<br />

Kosten gesamt 226 €<br />

Leistungen<br />

Direktvermarktung 84<br />

Mutterkuh- und Ochsenschlachtprämie 53<br />

Agrarumweltprogramm Markt- und standortsgerchte<br />

Landwirtschaft 75<br />

Heuverkauf 10<br />

Leistung Gesamt 222€<br />

27


5.3 Beweidung mit Ziegen<br />

Zur Beweidung und Pflege von Magerrasen eignet sich die Ziege sehr gut, da<br />

sie besonders gerne Gehölze verbeißt. Ziegen verbeißen besonders gerne Buche,<br />

Birke, Eiche, Hainbuche und Weißdorn, aber auch Brombeere, Fichte und<br />

Schlehe werden verbissen. Da Ziegen auch sehr gerne schälen, führt das zum<br />

Absterben junger Bäume und Büsche, was der Offenhaltung sehr zugute kommt.<br />

Die Magerrasengesellschaften verändern sich durch die Beweidung von Ziegen<br />

kaum, letztere hat aber sehr großen Einfluss auf die Zurückdrängung von<br />

Gehölzen. Durch die Fähigkeit der Ziegen, sich auf die Hinterbeine zu stellen,<br />

erreichen sie auch höher gelegenes Blattmaterial. Da sich das Fleisch der Ziegen<br />

kaum vermarkten lässt, ist der Bestand in Mitteleuropa in den letzten 50 Jahren<br />

sehr stark zurückgegangen. Untersuchungen haben gezeigt, dass es für die<br />

Offenhaltung besonders sinnvoll ist, in eine Schafherde mehrere Ziegen zu<br />

integrieren. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist ähnlich hoch wie bei<br />

Schafen.<br />

5.4 Beweidung durch Wild<br />

Grundsätzlich sind Rothirsch, Sika wild und Elche zur Offenhaltung geeignet.<br />

Durch ihr Fressverhalten werden vor allem Gehölze verbissen. Anders <strong>als</strong> bei<br />

Schafen und Rinder ist nicht eine statische Landschaft zu erwarten, sonder eine<br />

sich laufend verändernde Landschaft. Die Besatzdichte richtet sich nach dem<br />

Nahrungsangebot der zu Beweidenden Fläche und beläuft sich auf ca.2, 5 - 7<br />

Tiere pro ha. Die Fläche sollte mindesten so groß sein das die Tiere langfristig<br />

ausreichend Nahrung finden und möglichst auch im Winter ohne Zufütterung<br />

auskommen. Gebiete mit erhöhtem Besucheraufkommen eignen sich weniger<br />

zur Beweidung durch Wild. Da in Mitteleuropa große Beutegreifer fehlen, muss<br />

überlegt werden ob der Bestand durch Jagd in der passenden Größe gehalten<br />

wird. Das Wildbret lässt sich sehr gut vermarkten so dass sich die Kosten<br />

weitgehend decken. Allerdings sollten laut Bayerischer Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft „Landschaftsteile, die aufgrund ihrer Ausprägung eine besondere<br />

Bedeutung für das Landschaftsbild haben oder in unmittelbarer Umgebung<br />

bedeutender Bau- und Kunstdenkmäler gelegen sind“ nicht mit Wildtieren<br />

beweidet werden. Somit scheiden diese Verfahren auf der Schlatter-Heide aus.<br />

28


5.5 Pflege durch Mulchen<br />

Unter Mulchen versteht man das Abmähen oder Abschlagen oberirdischen<br />

Bewuchses, der dann zerkleinert und gleichmäßig verteilt am Boden liegen<br />

bleibt. Der Einfluss des Mulchens hängt sehr stark davon ab, wie oft gemulcht<br />

wird und wie tief der Schnitt erfolgt. Mulchen führt die vorhandenen<br />

Miner<strong>als</strong>toffe in den Stoffkreislauf zurück, durch Mineralisierung werden die<br />

Nährstoffe wieder der Pflanze zur Verfügung gestellt. Wird spät im Jahr und nur<br />

einmal gemulcht, so nähert sich der Stoffhaushalt der natürlichen Sukzession an.<br />

Da aber durch Regen, Staub und natürliche Verwitterungsvorgänge im Boden<br />

ständig Nährstoffe eingetragen werden, führt Mulchen längerfristig zu einer<br />

Eutrophierung und somit zu einer Wandlung des Standortes, was nicht<br />

erwünscht ist. Bei hohen Niederschlägen, kühleren Lagen und Böden, die den<br />

Niederschlag schnell ablaufen lassen, (Schlatter-Heide) überwiegt allerdings die<br />

Auswaschung. Bei zweimaligem Mulchen im Jahr nehmen insbesondere<br />

Streuwiesenarten ab, Hochstaudenpflanzen hingegen nehmen zu. Da hier ein<br />

Magerrasen vorliegt, muss ein Nährstoffentzug durch Abräumen erfolgen, um<br />

den Zustand nicht zu verändern. Wird aber nicht jedes Jahr und nicht auf allen<br />

Teilen der Fläche gemulcht, so kann auf Abräumen verzichtet werden.<br />

Außerdem ist zu beachten, dass beim Mulchen eine erhebliche Beschädigung<br />

der am Boden lebenden Fauna auftritt. Vor allem Arten, die mehrere Jahre zur<br />

Geschlechtsreife benötigen, werden stark gefährdet. Vorteile bieten hier<br />

Balkenmäher, die höher schneiden und somit den Tieren am Boden ausreichend<br />

Platz lassen. Auch haben Messerbalken nicht den Sogeffekt wie Kreiselmulcher.<br />

Von Vorteil ist außerdem, von innen nach außen zu arbeiten, um den Tieren die<br />

Möglichkeit zur Flucht zu geben. Aufgrund dieser Tatsachen sollte ein<br />

Messerbalken einem Kreiselmulcher vorgezogen werden. Es muss auch beachtet<br />

werden, dass durch die flächige Befahrung eine Verdichtung des Bodens<br />

stattfindet. Mulchgeräte aus der Landwirtschaft sind oft zu schwach, wenn die<br />

Sukzession schon weiter fortgeschritten ist und verholztes Material beseitigt<br />

werden soll. Es sollte deshalb auf Geräte aus der Forstwirtschaft zurückgegriffen<br />

werden. Auf der Schlatter-Heide eignen sich die Zonen 1; 2 und 3 zum Mulchen<br />

ca. 17,5 ha zum Mulchen, diese Flächen werden aber durch Beweidung frei<br />

gehalten so dass auf Mulchen weitgehen verzichtet wird. In der Bevölkerung<br />

findet das Mulchen keine große Akzeptanz, was wahrscheinlich daran liegt, dass<br />

mit schwerem Gerät über „natürliche“ Flächen gefahren wird. Die Kosten beim<br />

Mulchen belaufen sich je nach Aufwuchs, Maschine und Geländebeschaffenheit<br />

29


auf 25 – 175 €/ha (nach PROCHNOW und SCHLAUDERER 2002) bzw. 80 –<br />

320 €/ha (nach KELLERMANN und REINÖHL 1997).<br />

5.6 Kontrolliertes Abbrennen<br />

Abbrennen hat in Mitteleuropa schon sehr früh die Landschaftsentwicklung<br />

geprägt, so wurden schon im Neolithikum Wälder gerodet, um Ackerland zu<br />

erhalten. Im Schwarzwald wurde bis zu Beginn der Industrialisierung<br />

Abbrennen in der Reutbergwirtschaft angewandt. Das kontrollierte Abbrennen<br />

ist heute in Deutschland ein kaum verbreitetes Mittel und sehr umstritten, da es<br />

vor allem die Fauna schädigt. Entscheidend für die Auswirkungen auf Flora und<br />

Fauna ist vor allem die Art des Brennens. Wandert das Feuer mit dem Wind<br />

(Mit wind-Abbrennen) über die Fläche, so entstehen bei großer<br />

Rauchentwicklung hohe Flammen. Die Temperatur am Boden bleibt aber relativ<br />

gering. Beim Gegenwind-Abbrennen steigt die Temperatur am Boden stark an<br />

und schädigt auch die Wurzeln, vor allem werden aber Pflanzen geschädigt, die<br />

ihre überwinternden Organe oberirdisch ausbilden. In Heidelandschaften wird<br />

meist das Gegenwind-Abbrennen angewandt. Diese Maßnahme sollte im späten<br />

Winter oder im zeitigen Frühjahr angewandt werden. Beim Abbrennen sind<br />

auch die gesetzlichen Bestimmungen zu beachten.<br />

Auszug aus dem Naturschutzgesetz Baden-Württemberg: „§29 Abs. 2: Es ist<br />

verboten, die Vegetation auf Wiesen, Feldrainen, ungenutztem Gelände, an<br />

Hecken, Hängen oder Böschungen sowie Hecken, lebende Zäune, Bäume (§25<br />

Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe c), Gebüsche und Röhricht bestände abzubrennen. §29<br />

Abs. 4: Das Verbot des Absatzes 2 gilt nicht für Kulturarbeiten einschließlich<br />

Maßnahmen zur Unkraut- und Schädlingsbekämpfung, die behördlich<br />

angeordnet oder im Einzelfall ausdrücklich zugelassen werden [...].“<br />

Abbrennen ist genehmigungspflichtig und es sollte der Feuerwehr gemeldet<br />

werden, um ein Außerkontrollegeraten des Feuers zu verhindern. Die Individuen<br />

Zahl von Insekten auf gebrannten Flächen nimmt stark ab, Schmetterlinge und<br />

Gliederfüßer haben kaum eine Überlebenschance, aber auch Reptilien und<br />

kleine Säugetiere werden getötet. Die Kosten sind vergleichsweise niedrig. Sie<br />

liegen bei ca. 40 – 142€/ha. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist sehr gering,<br />

da Feuer <strong>als</strong> zerstörerisch eingestuft wird. Es ist anzunehmen, dass das<br />

30


Abbrennen keine große Bedeutung in der Landschaftspflege einnehmen wird.<br />

Dies gilt auch für die Schlatter-Heide.<br />

5.7 Pflege durch Einsatz von Motorsäge und Freischneider<br />

Auf einigen Teilen der Fläche ist die Sukzession soweit fortgeschritten das eine<br />

Zurückdrängung des Bewuchses nur noch mit dem Freischneider oder der<br />

Motorsäge möglich ist. Diese Flächen werden im Gebiet der Schlatter-Heide<br />

von der Beweidung und sonstigen Maßnahmen ausgeklammert und werden ihrer<br />

natürlichen Entwicklung überlassen. Ein weiteres Ausbreiten wird durch die<br />

oben genannten Mittel verhindert. Der Einsatz von Freischneidern oder<br />

Motorsägen ist relativ teuer, was ebenfalls gegen diese Maßnahme spricht. Ein<br />

weiterer Nachteil ist das die gefällten Bäume und Büsche entfernt werden<br />

müssen, was wiederum Kosten verursacht. In der Schlatter-Heide sind das<br />

Flächen der Zonen 4 und 5 ca. 26,2 ha.<br />

5.8 Zusammenfassung<br />

Durch Beweidung mit Schafen und gelegentliches Mulchen kann die Fläche<br />

dauerhaft und schonend in ihrem jetzigen Zustand erhalten werden. Einzelne<br />

Durchgangskorridore mit dickeren Gehölzen, müssten teilweise durch den<br />

Einsatz von Motorsägen und Freischneidern verbreitert werden. Die Pflege<br />

durch Schafe wird schon sehr lange angewandt und es sind viele<br />

Erfahrungswerte vorhanden. Insgesamt werden auf der Schlatter-Heide 17, 5 ha<br />

durch Schafe gepflegt. Abbrennen und Beweidung durch Wildtiere oder Rinder<br />

kommen nicht zum Einsatz da die Flächen wenig geeignet für diese Maßnahmen<br />

sind, oder keine Akzeptanz in der Bevölkerung finden.<br />

31


6 Quellen<br />

Spatz, Günther: Freiflächenpflege. Stuttgart: 1994, Ulmer Verlag<br />

Anders, Kenneth: Handbuch Offenlandmanagement. Berlin: 2004,<br />

Berlin Springer Verlag<br />

Wacholderheiden im Regierungsbezirk Tübingen; Ministerium für<br />

Ernährung Landwirtschaft Umwelt und Forsten; Forstdirektion<br />

Tübingen<br />

Alfred Ringler, gefährdete Landschaften; Lebensräume auf der Roten<br />

Liste; BIV Verlagsgesellschaft München Wien Zürich<br />

www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de<br />

www.lubw.baden-wuerttemberg.de<br />

www.zollernalbkreis.de<br />

www.ostalblamm.de<br />

www.plenum-rt.de<br />

7 Anhang<br />

Karten der einzelnen Sukzessionszonen<br />

CD mit den gesamten Projektdaten<br />

32

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