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Hochleistungs-Flachschleifen

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lIoc~eistmngs-F1achsc~eifen<br />

Technologie, Verfahrensplanung<br />

und wirtschaftlicher Einsatz<br />

Dr.-Ing. Taghi Tawakoli<br />

~~~;!~~D~:~~gerueure. Düsseldon [~


CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek<br />

Tawakoli, Taghi:<br />

<strong>Hochleistungs</strong>-<strong>Flachschleifen</strong>: Technologie,<br />

Verfahrensplanung und wirtschaftlicher Einsatz/Taghi<br />

Tawakoli. - Düsseldorf: VDI-Ver!., 1990<br />

Zug!.: Bremen, Univ., Diss., 1990<br />

ISBN 3-18-401062-7<br />

© VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf 1990<br />

Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen oder<br />

vollständigen photomechanischen Wiedergabe (Photokopie, Mikrokopie) und das<br />

der Übersetzung, vorbehalten. .<br />

Printed<br />

in Germany<br />

ISBN 3-18-401062-7


Vorwort<br />

Nach den Erkenntnissen des konventionellen Schleifens ist das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

schwer vorstellbar. Die Resultate bisheriger theoretischer<br />

und praktischer Untersuchungen zeigen, daß die Erhöhung einzelner<br />

Parameter, wie Schnittgeschwindigkeit, Zustellung oder bezogenes<br />

Zeitspanungsvolumen, steigende Schleiftemperatur bewirken, die zur<br />

Schädigung des zu schleifenden Werkstückes führen können. Beiin<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifen werden die Schnittgeschwindigkeit, die Zustellung<br />

und das bezogene Zeitspanungsvolumen sehr hoch gewählt. Dennoch<br />

bleiben die Schleiftemperaturen niedriger als beim herkömmlichen<br />

Schleifen.<br />

Das zeigt, daß die bisherigen theoretischen und praktischen Erkenntnisse<br />

aus der konventionellen Schleif technik nicht für das<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifen voll übernommen werden können. Auch die<br />

maschinellen und werkzeugbezogenen Voraussetzungen sind beim<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifen anders als beim herkömmlichen Schleifen.<br />

Im folgenden werden die technologischen Voraussetzungen und die<br />

theoretischen Grundlagen für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen beschrieben und<br />

diskutiert. Auch der Einfluß der Stellgrößen und ihre Auswirkungen<br />

werden untersucht und dargestellt. In diesem Rahmen werden<br />

Anleitungen für die Anwendung dieses Verfahrens in der Praxis zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Die hierzu in diesem Buch aufgezeigten Verfahren und Darstellungen<br />

basieren auf Erfahrungen, die in einer Reihe von Industrie- und<br />

Forschungsprojekten gewonnen wurden. Die Veröffentlichung selbst<br />

entstand aus einer Dissertationsschrift, die an der Universität Bremen<br />

angenommen wurde. Für die Förderung dieser Arbeit danke ich<br />

insbesondere Herrn Prof. Dr.-Ing. G. Werner, dem ehemaligen Leiter des<br />

Fachgebietes Ferti ~ungsverfahren, Fachbereich Produktionstechnik.<br />

Bremen, im Frühling 1990<br />

Taghi Tawakoli


VII<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Formelzeichenund<br />

Abkürzungen<br />

1. Einleitung 1<br />

2. Stand der Erkenntnisse 4<br />

2.1 Tiefschleifen als Einstieg in das <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen 4<br />

2.2 Technologische Voraussetzungen für die Verbindung des<br />

Tiefschleifens mit dem Hochgeschwindigkeitsschleifen 10<br />

2.3 Diskussion unterschiedlicher <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifverfahren 13<br />

2.3.1 Tiefschleifen mit kontinuierlichem Abrichten (CD-Schleifen) 14<br />

2.3.2 Hochgeschwindigkeitsflachschleifen mit CBN -Schleifwerkzeugen 16<br />

2.3.3 <strong>Hochleistungs</strong>-Bandschleifen 21<br />

3. AufgabensteIlung und Zielsetzung 24<br />

4. Technologische Grundlagen und Voraussetzungen für das<br />

<strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen 26<br />

4.1 Prozeßdefinition und Einstellgrößen 26<br />

4.2 Maschinelle Voraussetzungen 28<br />

4.3 Werkzeugbezogene Voraussetzungen 30<br />

4.4 Kühlschmierstoff-Zuführung 33<br />

4.4.1 Prozeßgerechte Zuführungssysteme 36<br />

4.4.2 Scheibenreinigung 38<br />

4.5 Konditionierung des ~chleifwerkzeuges beim <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen<br />

41<br />

4.5.1 Abrichten und Schärfen von Schleifscheiben 41<br />

4.5.2 Swing-Step-Profilierverfahren 44<br />

4.5.3 Touchieren von CBN -Schleifscheiben 47


VIII<br />

4.5.4 Schärfen von hochharten Schleifwerkzeugen 50<br />

4.6 Technologische Grundlagen zur Realisierung hoher<br />

Abtragsleistungen 53<br />

4.7 Analytische Bestimmung des werkzeugbezogenen Maximums<br />

des Zeitspanungsvolumens 66<br />

4.7.1 Der mittlere Spanraum als Grenzkriterium 68<br />

4.7.2 Die Schleifkörper- und Bindungsfestigkeit als Grenzkriterium 78<br />

4.8 Thermomechanische Prozeßbedingungen 84<br />

4.8.1 Theoretische Grundlagen und Berechnungsverfahren 86<br />

5. Beschreibung der Versuchseinrichtung für experimentelle<br />

Untersuchungen 91<br />

5.1 <strong>Hochleistungs</strong>-Flachschleifmaschine 91<br />

5.2 Meßeinrichtungen 94<br />

5.3 Einrichtung und Durchführung der Temperaturmessung 96<br />

6. Versuchsergebnisse 103<br />

6.1 Abhängigkeit der Spindelleistung von den Schleitbedingungen 103<br />

6.2 Abhängigkeit der Schleifkräfte von den Schleitbedingungen 107<br />

6.3 Abhängigkeit der Werkstückrauheit von den Schleitbedingungen 119<br />

6.4 Abhängigkeit des Verschleißes und des Schleifverhältnisses von<br />

den Schleitbedingungen 122<br />

6.5 Abhängigkeit der Temperatur von den Schleitbedingungen 126<br />

6.6 Abhängigkeit der Eigenspannungen von den Schleitbedingungen 131<br />

6.7 Einfluß der Schleifrichtung (Gleich- oder Gegenlauf) auf das<br />

Schleifergebnis 138<br />

6.8 Einfluß der Komgröße auf das Schleifergebnis 143<br />

7. Zusammenfassung 148<br />

8. Literatur 152


IX<br />

Formelzeichen und Abkürzungen<br />

A - Proportionalitätsfaktor<br />

At; mm' Kontaktfläche<br />

a, mrn Arbeitseingriff, Zustellung<br />

a... mrn Abrichtzustellung<br />

a m 2 /s Temperaturleitfähigkeit<br />

B - Bornitrid<br />

B b - Bindungsrückenfaktor<br />

bt; mm Kontaktschichtbreite<br />

b. mm Schleifscheibenbreite<br />

CI mm' auf die Einheitstiefe z = 1 mm bezogene statische<br />

Schneidendichte<br />

Ct; mm? Kornzahl pro Volumeneinheit<br />

Chi Ws/mm 3 <strong>Hochleistungs</strong>schleiffaktor<br />

dt; mm Korndurchmesser<br />

d. mm Schleifscheibendurchmesser<br />

d se mm äquivalenter Schleifscheibendurchmesser<br />

E' J/mm 3 spezifische Energie<br />

Ea - Eingriffsanfang<br />

Ee - Eingriffsende<br />

Fmax N Kornausbruchkraft<br />

F' Nimm bezogene Gesamtnormalkraftt<br />

n<br />

F' Nimm bezogene Gesamttangentialkraft<br />

t<br />

F" N/mm 2 flächen bezogene Gesamtschleifkraft<br />

ges<br />

F" Nrmrrf flächenbezogene Normalkraft<br />

n<br />

F" N/mm 2 flächenbezogene Tangentialkraft<br />

t<br />

f l - Spanraumreduzierungsfaktor


x<br />

G mm 3 /mm 3<br />

GE<br />

GL<br />

h w um<br />

heq um<br />

K %<br />

K l , K, -<br />

K, K" -<br />

K.<br />

K.<br />

K z<br />

L<br />

lk<br />

mrn<br />

1. mm<br />

N mom<br />

Nstal<br />

mm?<br />

n, n, min?<br />

n k<br />

n kl<br />

n sw<br />

p<br />

Pe<br />

Pges<br />

P L<br />

kW<br />

kW<br />

kW<br />

Pbr ' kW<br />

P'e kW/mm 3<br />

Q'.b rnrn 3 /(mm. s)<br />

Q<br />

W<br />

Schleifverhältnis<br />

Gegenlauf<br />

Gleichlauf<br />

Spanungsdicke<br />

äquivalente Spanungsdicke<br />

volumenbezogene Kornkonzentration<br />

Proportionalitätsfaktor<br />

Proportionalitätsfaktor<br />

Wärmeumwandlungsfaktor<br />

Schneidenformfaktor<br />

Kornüberstandseinflußfaktor<br />

dimensionslose Kontaktlängenkennzahl<br />

Kontaktlänge<br />

Schleiflänge<br />

momentane Schneidenzahl<br />

statische Schneidenzahl pro Flächeneinheit<br />

Schleifscheibendrehzahl<br />

Anzahl der Körner auf dem Schleifscheibenumfang<br />

Anzahl der Körner auf 1 mm Schleifscheibenbreite<br />

Schwenkzahl<br />

Exponent der Funktion Sstal(z)<br />

Spindelleistung<br />

Gesamtleistung<br />

Leerlaufleistung<br />

Bremsleistung<br />

spezifische Schleifleistung<br />

bezogenes Schärfzeitspanungsvolumen<br />

Wärmestrom ins Werkstück


XI<br />

Q'w mm 3 /(mm· s) bezogenes Zeitspanungsvolumen<br />

Q'wd mm 3 /(mm·s) bezogenes Abrichtvolumen<br />

Q'w151 mm 3 /(mm·s) bezogenes Zeitspanungsvolumen für Korn BI5I<br />

q - Exponent der Funktion N sta1 (z)<br />

q", - Längsstreckungskoeffizient der CBN-Körner<br />

qw W/mm ins Werkstück fließende Wärmemenge pro Zeit<br />

und Längeneinheit<br />

R. um arithmetischer Mittenrauhwert<br />

Ras um arithmetischer Mittenrauhwert der Schleifscheibe<br />

R, J.lrn Glättungstiefe<br />

R, um gemittelte Rauhtiefe<br />

R, um gemittelte Raubtiefe der Schleifscheibe<br />

r, mm Außenradius<br />

r, mm Ionenradius<br />

r, mm Rollenradius<br />

r, mm Schleifscheibenradius<br />

r, mm Schwenkradius<br />

TI - Temperaturmeßpunkt 1<br />

~ s Abrichtzeit<br />

t.a. s Zeit für das Abtragen der Kontaktschicht<br />

V bZ mm' Volumen des Kornüberstandes für ein Korn<br />

Vcu mm' Spanvolumen<br />

V k mm' Kornvolumen<br />

Vges mm' Gesamtvolumen einer Kornhälfte inel. des<br />

zugehörigen Spanraumes<br />

V'sd! mm'zmm bezogenes Kontaktschichtvolumen<br />

Vsp mm' Spanraumvolumen für ein Korn mit einern Komüberstand<br />

z = dJ2


XII<br />

v; mm 3 /mm bezogenes Spanraumvolumen<br />

V'Pb mm3 nicht zur Verfügung stehende Spanraum, wenn<br />

V'P.ges mm'<br />

Komüberstand<br />

z < dJ2<br />

Gesamtes Spanraumvolumen auf dem Umfang der<br />

Schleifscheibe<br />

v; mm' Spanvolumen auf dem Schleifscheibenumfang<br />

v; mm 3 /(mm. s) Grenz-Zeitspanvolumen<br />

v: mm' Komvolumen und das zugehörige Spanraumvolumen<br />

für ein Kom mit Komüberstand<br />

V c m/s Schnittgeschwindigkeit<br />

z < dJ2<br />

V cd m/s Schnittgeschwindigkeit beim Abrichten<br />

V R m/s Abrichtrollengeschwindigkeit<br />

v, mm/s Schwenkgeschwindigkeit der Abrichtrolle<br />

v w mm/s Werkstückgeschwindigkeit<br />

W m um od. mm Mittlere Maschenweite<br />

z mm Komüberstand<br />

Zl mm Komüberstandsdifferenz<br />

Zkrit mm Kritischer Komüberstand<br />

(X - Exponentialkoeffizient<br />

(Xe Grad Eingriffswinkel<br />

CXmax Grad<br />

maximaler Schwenkwinkel<br />

ßk: - Proportionalitätsfaktor<br />

ß u Grad Schneideneintrittswinkel beim Gegenlaufschleifen<br />

'Y Grad Spanwinkel<br />

'Y S-I Formänderungsgeschwindigkeit<br />

E - Schleifbarkeitskoeffizient<br />

~ - Exponentialkoeffizient<br />

7'J oe Randzonentemperatur


XIII<br />

f}o ·C Anfangstemperatur<br />

f}z ·C Temperatur unter der Randzone<br />

x W/(m·K) Wärmeleitfähigkeit<br />

Jl - Schnittkraftverhältnis<br />

1/ - Querdehnungszahl<br />

~ - Spanraumfiillungsgrad<br />

p kg/m' Dichte<br />

O'lmax N/mm 2 maximale Tangentialspannung<br />

w 8- 1 Winkelgeschwindigkeit


- 1 -<br />

1. Einleitung<br />

I<br />

Das Schleifen wurde bisher wegen seiner speziellen Eigenschaften, die<br />

sich durch hohe Präzision und hohe Werkstückoberflächenqualität bei der<br />

Bearbeitung von gehärteten Werkstoffen charakterisieren lassen, als Endbearbeitungsverfahren<br />

angewendet. Heute können gleiche Ergebnisse in<br />

.vielen Fällen dank moderner Maschinen und hochharter Schneidstoffe wie<br />

PKB (poiykristallines Bornitrid) und PKD (polykristalliner Diamant) auch<br />

durch Bearbeitungsverfahren, wie Drehen, Fräsen, Schaben usw., erreicht<br />

werden. Wenn vergleichbare Bauteilqualitäten durch unterschiedliche<br />

Verfahren zu erreichen sind, wird die Auswahl des Bearbeitungsverfahrens<br />

durch Wirtschaftlichkeitskriterien bestimmt.<br />

Die auf dem Gebiet des Schleifens in den letzten Jahren stattgefundene<br />

Entwicklung zeigt, daß die vor ca. 15 Jahren in den USA durchgeführte<br />

futurologische Studie über die Entwicklung im Bereich der Schleiftechnik<br />

richtig ist [1]. Die Prognose hat für dieses spezielle Gebiet der Fertigungstechnik<br />

bis zum Jahre 2000 entscheidende Entwicklungen vorausgesehen.<br />

Das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen mit CBN-Schleifwerkzeugen ist hierfür<br />

ein Beweis.<br />

Diese Schleiftechnologie, die aus einer Kombination der Verfahrensvarianten<br />

Hochgeschwindigkeits- und Tiefschleifen entstanden ist, läßt sich<br />

durch hohe Abtragsleistungen und Bearbeitungsgüten charakterisieren.<br />

Das Tiefschleifen zeichnet sich im Vergleich zum konventionellen Pendelschleifen<br />

durch eine bessere Oberflächengüte, geringere Temperaturbeeinflussung<br />

der Werkstück-Randschicht. höhere Druckeigenspannungen,<br />

günstigeres dynamisches Bauteilverhalten sowie geringeren Werkzeugverschleiß<br />

aus [2-7]. Allgemein ermöglicht das Tiefschleifen die wirtschaftliche<br />

Herstellung von Profilen, die meistens in einem Arbeitsgang gefertigt<br />

werden können. Das Tiefschleifverfahren wird mit geringen Schnittgeschwindigkeiten,<br />

wie sie beim Pendelschleifen üblich sind, durchgeführt.<br />

Der Einfluß erhöhter Schnittgeschwindigkeit beim Schleifen auf den Prozeßablauf<br />

und das Arbeitsergebnis wurde durch zahlreiche Untersuchungen<br />

erforscht. Die Abnahme der Schleifkräfte und Oberflächenrauheits-


-2 -<br />

werte sind die wichtigsten Vorteile, die durch die Erhöhung der Schnittgeschwindigkeit<br />

hervorgerufen werden [8-11]. Als Nachteil der erhöhten<br />

Schnittgeschwindigkeiten sind die steigenden Oberflächentemperaturen<br />

(für die untersuchten Schnittgeschwindigkeiten Vc < 80 rn/s) und die<br />

größer werdenden Gefahren durch Werkzeugbruch zu nennen. Neuere<br />

Entwicklungen auf dem Gebiet der Schleifmaschinen und Schleifwerkzeuge<br />

sind jedoch durch einen Trend zu höheren Schnittgeschwindigkeiten<br />

gekennzeichnet.<br />

Die Anwendung des Tiefschleifverfahrens bei hohen Schnittgeschwindigkeiten<br />

erscheint rückblickend als eine logische und konsequente Entwicklung<br />

.zur Steigerung der Effizienz des Schleifverfahrens. Mit dieser<br />

Verfahrenskombination können Abtragsraten erzielt werden, die über das<br />

Hundertfache höher liegen, als beim konventionellen Pendelschleifen.<br />

Die wesentlichsten Merkmale des <strong>Hochleistungs</strong>schleifens lassen sich<br />

durch hohe Zustellungen, hohe Vorschubgeschwindigkeiten und daraus<br />

resultierend hohe bezogene Zeitspanungsvolumina sowie durch hohe<br />

Schnittgeschwindigkeiten charakterisieren. Die mit diesem Verfahren<br />

verbundene Leistungssteigerung konnte erst mit der Bereitstellung entsprechend<br />

konzipierter Schleifmaschinen und von CBN-Schleifwerkzeugen,<br />

die Schnittgeschwindigkeiten über v, = 125 mls zulassen, realisiert<br />

werden.<br />

Das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen führt aber nicht nur zu einer Produktivitätssteigerung<br />

durch verkürzte Fertigungszeiten, sondern auch zu einer Verfahrensverbesserung,<br />

und zwar hinsichtlich des Werkzeugverschleißes, des<br />

spezifischen Energiebedarfs und der Werkstückoberflächengüte. Voraussetzung<br />

hierzu sind dem <strong>Hochleistungs</strong>prozeß angepaßte Schleifmaschinen,<br />

Werkzeuge, Steuerungen undHilfseinrichtungen (Kühlschmierung, Scheibenreinigung,<br />

Auswucht- und Abrichtsysteme). Trotz seiner grundsätzlichen<br />

Vorzüge hat das <strong>Hochleistungs</strong>schleifverfahren in der Praxis<br />

bislang noch keinen breiten Einsatz gefunden. Als Ursache hierfür kann<br />

das allgemein bestehende Informationsdefizit über die Auslegung, Überwachung<br />

und Steuerung dieser relativ neuen Technologie angesehen werden.


- 3 -<br />

Ziel dieser Arbeit ist, dieses Defizit abzubauen und arn Beispiel des<br />

Flacheinstechschleifens die maschinellen und technologischen Voraussetzungen<br />

zum <strong>Hochleistungs</strong>schleifen zu beschreiben. Im Hinblick auf<br />

hohe Abtragsleistungen soll der Einfluß der Schleif- und Abrichtbedingungen<br />

auf die Prozeß- und Ergebnisgrößen in praktischen Untersuchungen<br />

aufgezeigt werden. Darüber hinaus sollen Einsatzempfehlungen für<br />

den Anwender sowie Vorschläge zu einer verbesserten Maschinenkonstruktion<br />

und für verbesserte Schleifwerkzeuge für die Hersteller abgeleitet<br />

werden.


-4 -<br />

2. Stand der Erkenntnisse<br />

2.1 Tiefschleifen als Einstieg in das <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen<br />

Mit fortschreitender Entwicklung des Tiefschleifens und Ausweitung der<br />

Einsatzbereiche können heute zum Teil konventionelle Bearbeitungsverfahren,<br />

wie das Formfräsen und Drehen, substituiert werden [6,7,12].<br />

Es dauerte lange Zeit, bis nach Einführung des Verfahrens in die<br />

industrielle Fertigung das Tiefschleifen allgemeine Akzeptanz gefunden<br />

hatte. Größere Kontaktlängen, höhere Gesamtenergieumsetzung und höhere<br />

Schleifkräfte führten zu der weit verbreiteten Ansicht, daß durch das<br />

Tiefschleifen thermische Schädigungen der Werkstückoberfläche und<br />

-randzone auftreten können [2-3].<br />

Durch wissenschaftliche Untersuchungen konnten die technologischen<br />

Zusammenhänge aufgezeigt und damit die Vorzüge des Tiefschleifens<br />

gegenüber dem konventionellen Pendelschleifen erklärt werden. Insbesondere<br />

die wichtige Erkenntnis, daß die neu erzeugte Oberfläche beim<br />

Tiefschleifen während des Abtragsprozesses einer deutlich geringeren<br />

thermischen Beanspruchung ausgesetzt ist, als dies beim Pendelschleifen<br />

der Fall ist, förderte eine breite Anwendung des Tiefschleifverfahrens<br />

[4-7].<br />

Die Erforschung des Tiefschleifens im Bereich erhöhter Abtragsraten<br />

erfolgte erst mit der Einführung neuartiger Maschinen und Schleifwerkzeuge<br />

und den damit im Zusammenhang stehenden höheren Umfangsgeschwindigkeiten<br />

der Schleifwerkzeuge. Mit den hierbei gewonnenen<br />

Erkenntnissen wurde es möglich, daß heute für die Durchführung teilautomatisierter<br />

Arbeitsvorgänge leistungsfähige Maschinen mit moderner<br />

CNC-Steuerung eingesetzt werden.<br />

Die Weiterentwicklung des Tiefschleifverfahrens zu größerem Zeitspanungsvolumen<br />

führte zu der Bezeichnung <strong>Hochleistungs</strong>schleifen. Die für<br />

das <strong>Hochleistungs</strong>-Tiefschleifen eingesetzten Maschinen weisen eine hohe<br />

Spindelleistung auf und sind mit einer stufenlosen Drehzahlregelung<br />

ausgestattet. Bei Schnittgeschwindigkeiten von über 100 rn/s müssen spe-


- 5 -<br />

zielle Schleifscheiben verwendet werden. Nur wenige Korundschleifscheiben<br />

können bei Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeiten bis zu 125 rn/s<br />

eingesetzt werden. Die Entwicklung neuer Komwerkstoffe, wie CBN<br />

(kubisches Bomitrid), haben zu einem entscheidenden Fortschritt auf dem<br />

Gebiet des modernen <strong>Hochleistungs</strong>schleifens geführt. Mit den CBN-<br />

Komwerkstoffen sind bei spezieller konstruktiver Gestaltung der Schleifscheiben<br />

(z.B. metallische Bindung) sehr hohe Schnittgeschwindigkeiten<br />

(v c > 100 m/s) möglich.<br />

Um hohe Abtragsraten zu erreichen wird beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen mit<br />

wesentlich höheren Prozeßeinstellwerten gearbeitet als bei konventionellen<br />

Schleifverfahren. Dabei führt z. B. die Vergrößerung der Zustellung<br />

und des bezogenen Zeitspanungsvolumens zu einem Temperaturanstieg<br />

in der Kontaktzone zwischen Werkstück und Werkzeug [8-10,13]. Eine<br />

hohe Kontaktzonentemperatur ist jedoch keineswegs gleichzusetzen mit<br />

einer hohen Temperatur in der neu erzeugten Werkstückoberfläche. In der<br />

Unkenntnis hierüber liegt begründet, weshalb viele potentielle Anwender<br />

von dem Einsatz des <strong>Hochleistungs</strong>schleifens zurückschrecken. Die Auswirkungen<br />

der erhöhten Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit sind seit<br />

über 50 Jahren bekannt [11]: geringere Schleifkräfte und geringerer<br />

Werkzeugverschleiß sowie höhere Oberflächenqualität, die auf kleinere<br />

Spanungsquerschnitte zurückzuführen sind [14,15]. Außerdem nimmt mit<br />

steigender Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit die Temperatur in der<br />

Kontaktzone zwischen Schleifscheibe und Werkstück zu.<br />

Im Bild 2.1 ist die Werkstück-Randzonentemperatur in Abhängigkeit von<br />

der Schleüscheibenumfangsgeschwindigkeit V c dargestellt. Zu hohe Temperaturen<br />

in der Werkstückrandzone sind wegen der zu erwartenden<br />

Werkstückschädigungen unerwünscht. Wenn die Steigerung der Schnittgeschwindigkeit<br />

zu erhöhten Temperaturen sowohl in der Kontaktzone als<br />

auch in der Randzone führt, wie dies in zahlreichen Arbeiten ermittelt<br />

wurde [8-10,13,14], so ist die Steigerung der Schnittgeschwindigkeit nur<br />

bis zu dem Grenzwert zulässig, bei dem noch keine Werkstückschädigungen<br />

auftreten.<br />

Die Zustellung Cl" hat neben ihren Auswirkungen auf die Kontaktlänge,<br />

die mittlere Spanungsdicke, die kinematische Schneidenzahl, die Schleifkräfte<br />

und die Oberflächengüte ebenfalls Einfluß auf die Temperatur in


-6 -<br />

1200 I I I<br />

Schiel fschelbe<br />

Werks tücks toff<br />

-c bez. Ze I tscanunssvo lumen<br />

Zustellung<br />

Werkstückgeschw ind igke It<br />

Sch le Ifsche Ibendurchmesser<br />

0;:, 800 + Kühlschmlerstoffdruck<br />

L<br />

Lage des Meßpunktes<br />

.3<br />

e<br />

Cl)<br />

EK 100 P Ba<br />

e 15 N<br />

Q~ = 10 mm 3 /(mm s)<br />

a e<br />

= 0,1 mm<br />

V w<br />

= 100 mm/s<br />

d s<br />

= 500 mm<br />

Ps = 12 bar<br />

z = 0,1 mm<br />

./<br />

Q<br />

E<br />

,";<br />

'"E<br />

~ 400 I l/'I ---= .-<br />

I<br />

/.- r::-------<br />

I~I<br />

....~~<br />

--<br />

Schleiföl<br />

o I I I I<br />

30 60 m/s<br />

90<br />

Schni ttsescbxtndtcket t V c<br />

Bild 2.1:<br />

Werkstück-Randzonentemperaturin Abhängigkeit von der<br />

Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit [8]<br />

der Kontaktzone [4-10,13-15]. Das ist darauf zurückzuführen, daß bei<br />

konstanterVorschubgeschwindigkeit und konstanter Schnittgeschwindigkeit,<br />

das bezogene Zeitspanungsvolumen Q' w mit !le ansteigt. Dabei erfolgt<br />

ein größerer Energieumsatz, der zu einer höheren Kontaktzonen-<br />

Temperaturen führt. Wird das bezogene Zeitspanungsvolumen dadurch<br />

konstant gehalten, daß bei steigender Zustellung die Werkstückgeschwindigkeit<br />

entsprechend reduziert wird, nimmt die Randzonentemperatur<br />

zu und erreicht bei einer bestimmten Zustellung ihren Maximalwert.<br />

Bei einem weiteren Anstieg der Zustellung nimmt die Temperatur<br />

wieder ab [4-6].<br />

Im Bild 2.2 ist der Verlauf der maximalen Temperaturin der neuerzeugten<br />

Oberfläche in Abhängigkeit von der Zustellung bei konstantem<br />

bezogenen Zeitspanungsvolumen dargestellt. Der linke Bereich des Bildes<br />

ist charakteristischfür das Pendelschleifen. Die Werkstück-Randzonen


l-<br />

I<br />

i<br />

50.000<br />

oe<br />

x<br />

cc<br />

o;:.E 10.000<br />

L<br />

.3<br />

~


- 8 -<br />

spanungsvolumen (Q' w = a, . v w ), der Trend ansteigender Oberflächentemperatur<br />

umkehrt. Somit sinkt im Bereich des Tiefschleifens (rechter<br />

Bildteil) die Werkstückflächen- Temperatur bei steigender Zustellung.<br />

Die Gründe für den ansteigenden Temperaturverlauf beim Pendelschleifen<br />

und für den abfallenden Temperaturverlauf beim Tiefschleifen sind die<br />

Kontaktbedingungen zwischen Schleifwerkzeug und Werkstück. Diese<br />

sind bei den genannten Schleifverfahren grundverschieden. Beim Tiefschleifen<br />

beträgt die Kontaktlänge 20 bis 60 mm. Die zugeordneten<br />

800<br />

°C<br />

0:::,"'"<br />

~ ::J<br />

+-'<br />

ro~Q)<br />

0-<br />

E<br />

Q)<br />

+-'<br />

c<br />

Cl)<br />

c<br />

0<br />

N<br />

+-'<br />

~ ro<br />

+-'<br />

c<br />

0<br />

"'"<br />

600<br />

400<br />

200<br />

•<br />

"-<br />

r,-,I~<br />

.- ••••• :::::1"'-...1 ~. 8 ",,,.,,,<br />

"- . .<br />

I ,.....<br />

• • •<br />

• ~,", •<br />

Q' -<br />

~ ~= 4 mm 3 /(mm·s)<br />

W - 2 mm3/(mm·s)<br />

S'hl"f"h',"""'f EK 60 , 6 K, •<br />

bez. Zerspanungs angsgeSChWlndlgk 100 Cr 6<br />

Kuhlschml erstaff volumen elt .: v v~ W = 45 500 m/s mm 3 /mm<br />

. Emulsion 3 %<br />

o 15 30 45 60 mim in 75<br />

Werkstückumfangsgeschwindigkeit<br />

V w<br />

Bild 2.3: Sinkende Kontaktzonentemperatur bei steigender Werkstückgeschwindigkeit<br />

für verschiedene bezogene Zeitspanungsvolumina<br />

[9]


-9 -<br />

Werkstückgeschwindigkeiten sind kleiner als 10 mm/s. Beim Pendelschleifen<br />

ist die Kontaktlänge 0,2 bis 2 mm und die Werkstückgeschwindigkeit<br />

50 - 500 mm/s.<br />

Dabei ist die Wärmeeinwirkzeit beim Tiefschleifen 250 bis 1.000mal<br />

länger als beim Pendelschleifen. Gleichzeitig ist aber der Wärmefluß pro<br />

Oberflächeneinheit stark verringert, so daß beim Tiefschleifen zwar eine<br />

größere Gesamtwärmemenge in die Werkstück-Oberflächeneinheit einfließt,<br />

allerdings in einem viel längeren Zeitraum. Dieses bewirkt eine<br />

geringere Randzonentemperatur [4].<br />

Eine Erhöhung der Werkstückgeschwindigkeit bei sonst konstanten Einstellgrößen<br />

mindert die Temperatur in der neuerzeugten Werkstückoberfläche<br />

[9,11,13,15]. Bild 2.3 gibt den Einfluß der Werkstückgeschwindigkeit<br />

und des bezogenen Zeitspanungsvolumens auf die Oberflächentemperatur<br />

beim Rundschleifen wieder [9]. Die Temperatur wurde mittels<br />

Mantelthermoelementen beim Schleifen von Kugellagerstahl 100 Cr 6,<br />

sehr nah an der neuerzeugten Werkstückoberfläche, gemessen. Wenn Q'w<br />

konstant gehalten wird, bewirkt die Erhöhung von V w ein Abnehmen der<br />

Temperatur. Eine Steigerung der Werkstückumfangsgeschwindigkeit von<br />

15 auf 60 m/min führt je nach Q'w zu einer Reduzierung der Temperatur<br />

um etwa 200 -;-300°C. Mit steigendem bezogenen Zeitspanungsvolumen<br />

bzw. mit größerer Zustellung nimmt bei konstanter Werkstückumfangsgeschwindigkeit<br />

die Temperatur zu. Für das <strong>Flachschleifen</strong> liegen ähnliche<br />

Ergebnisse vor [11,13].<br />

Die Vorzüge der niedrigen Werkstückoberflächentemperatur bei erhöhter<br />

Weikstückgeschwindigkeit kann beim Tiefschleifen nicht voll ausgenutzt<br />

werden, weil die Werkstückgeschwindigkeit prozeßbedingt niedrig bleiben<br />

muß. Nur für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen kann eine hohe Werkstückgeschwindigkeit<br />

mit dem Vorteil niedriger Werkstückoberflächentemperatur<br />

voll genutzt werden.<br />

Zu den Vorgängen beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen wurden von Gühring<br />

erste theoretische Ansätze erarbeitet [11]. Durch die Entwicklung und<br />

Produktion von <strong>Hochleistungs</strong>-/Hochgeschwindigkeits-Schleifmaschinen<br />

fanden diese theoretischen Überlegungen ihre praktische Umsetzung [13].


- 10 -<br />

2.2 Technologische Voraussetzungen für die Verbindung des<br />

Tiefschleifens mit dem Hochgeschwindigkeitsschleifen<br />

Ähnlich der früheren Auffassung, daß beim Tiefschleifen die höhere<br />

Zustellung eine negative Werkstückrandzonenbeeinflussung zur Folge<br />

hätte, wurde dies auch hinsichtlich der hohen Schnittgeschwindigkeit<br />

beim Hochgeschwindigkeitsschleifen angenommen. Dies ist mit ein<br />

Grund, warum die Kombination der beiden Schleifverfahren sowie ihr<br />

praktischer Einsatz sich verzögerten.<br />

Wemer [16] hat mit seinem Kraft- und Temperaturmodell die Möglichkeiteiner<br />

Verbindung des Tief- und Hochgeschwindigkeitsschleifens, die<br />

zum <strong>Hochleistungs</strong>schleifen führt, analytisch aufgezeichnet. Danach ergeben<br />

sich folgende thermische und mechanische Belastungen an der<br />

Randzone der Werkstückoberfläche.<br />

a) Thermisch bedingte Belastungen der Werkstückoberfläche<br />

Die maximale Temperatur in einem Punkt nahe der neuerzeugten Werkstückoberfläche<br />

läßt sich für große Zustellungen (a, ~ 0,8 mm) und<br />

relativ kleinen Werkstückgeschwindigkeiten (v w ~ 20 mm/s) mit folgender<br />

Funktion berechnen:<br />

Tmax = (> a) = K T . (Cl)' . (v c )2-2t . (Q~)2t-l-a .<br />

E<br />

(a e<br />

)1/2-t-a/2 . (d s<br />

)1/2-t+a/2<br />

(2.1)<br />

Für den Fall guter thermischer Schleifbarkeit können für die drei Exponentialkoeffizienten<br />

dieser Beziehung folgende Werte angenommen<br />

werden:<br />

E = 0,9<br />

Dieser analytisch definierte Koeffizient berücksichtigt das<br />

Verhältnis der Verformungsenergie zur Reibenergie bei<br />

der Spanbildung in bezug auf die Wärmeentwicklung. Bei<br />

geringer Reibenergie nimmt E Werte nahe 1,0 an, bei<br />

hohem Reibenergieanteil ergeben sich s-Werte nahe 0,5.


- 11 -<br />

1 = 0,1: Dieser ebenfalls analytisch definierte Koeffizient berücksichtigt<br />

den Einfluß der Schneidenverteilung (Anzahl und<br />

Form) auf die Wärmeentwicklung. Unter den Bedingungen<br />

guter thermischer Schleifbarkeit, d. h. geringer Reibenergieanteil,<br />

nimmt I-Werte nahe ° an. Bei schlechter<br />

Schleifbarkeit, d. h. hoher Reibenergieanteil, gelten<br />

'-Werte im Bereich 0,5 bis 1,0, je nach Schneidenformausbildung.<br />

a = 0,6-1,0:<br />

Dieser empirisch bestimmte Koeffizient berücksichtigt die<br />

Energiemenge, die in Form von Wärme mit den Spänen<br />

aus der Kontaktzone herausgeführt wird. Er hängt von<br />

den thermomechanischen Eigenschaften des Werkstoffes<br />

ab und wirkt sich bei einem niedrigeren Reibenergieanteil<br />

relativ stark aus. Darüber hinaus ist er abhängig von den<br />

Prozeßparametem a., vwund d•.<br />

für die Werkstückoberflä-<br />

Somit erhält man folgende Größengleichung<br />

chentemperatur beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen:<br />

Tmax = K T . (Cd°,1 . (v c<br />

)O,2 . (Q~)+O,2bis-O,2.<br />

0,9 (~2)<br />

(a tO,7bis-O,9 . e<br />

(d )+O,lbis-O,l<br />

s<br />

Hieraus lassen sich nachstehende Schlußfolgerungen<br />

ziehen:<br />

1. Mit wachsender Zustellung a, und proportional reduzierter Werkstückgeschwindigkeit<br />

Vw(bei sonst konstanten Werten für Cl' v.,<br />

Q'w und d.) sinkt die Werkstückoberflächentemperatur beträchtlich<br />

ab.<br />

2. Mit zunehmendem bezogenen Zeitspanungsvolumen Q' we hervorgerufen<br />

durch eine höhere Werkstückgeschwindigkeit v; (bei<br />

sonst konstanten Werten für Cl' v; a, und d.), kann die<br />

Temperatur leicht ansteigen oder leicht abfallen, je nach<br />

Effizienz des Wärmeabtransportes durch die Späne.


- 12 -<br />

3. Mit zunehmender Schnittgeschwindigkeit v; (bei sonst konstanten<br />

Parametern) nimmt die Temperatur in einem nur sehr geringen<br />

Maße zu.<br />

Unter Berücksichtigung der angeführten Maßnahmen der Steigerung von<br />

Q'w und v; können die beiden Parameter (bei guter Schleifbarkeit) in<br />

optimaler Weise miteinander kombiniert werden. Diese Aussage wurde<br />

von Wemer [17] unter der Annahme getroffen, daß die Werkstückoberflächentemperatur<br />

mit zunehmender Schnittgeschwindigkeit stetig<br />

ansteigen würde.<br />

Neuere Erkenntnisse, die in dieser Arbeit dargestellt werden, zeigen, daß<br />

die Werkstückoberflächentemperatur mit steigender Schnittgeschwindigkeit<br />

nicht stetig ansteigt. Vielmehr sinkt ab einem bestimmten Betrag bei<br />

weiterer Zunahme der Schnittgeschwindigkeit die Werkstückoberflächen-<br />

Temperatur.<br />

b) Mechanisch bedingte Belastung der Werkstückoberfläche<br />

Die Abhängigkeit der bezogenen Gesamtschleifkraft pro Schleifbreiteneinheit<br />

läßt sich lt. Werner [16] durch folgende Beziehung darstellen:<br />

p' = Kn . (Cl)" (Q~)2€-1 . (a e . ds)l-€<br />

E<br />

V c<br />

(2.3)<br />

e = 0,9 und T = 0,1 (gute<br />

Mit den gleichen Exponentialkoeffizienten<br />

thermische Schleifbarkeit) ergibt sich hieraus die folgende Größengleichung<br />

für die bezogene Gesamtschleifkraft beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen:<br />

F ' = Kn . (CdO,1 . (Q~)O,8 . (a e . ds)O,l<br />

0,9 Vc<br />

(2.4)<br />

Hieraus lassen sich folgende Schlüsse für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

ableiten:<br />

1. Mit zunehmender Zustellung a, und proportional reduzierter


- 13 -<br />

Werkstückgeschwindigkeit v; steigt die Gesamtschleifkraft in<br />

geringem Umfang an.<br />

2. Mit zunehmendem bezogenen Zeitspanungsvolumen Q'w' bewirkt<br />

durch eine höhere Werkstückgeschwindigkeit v w ' steigt die<br />

Schnittkraft an.<br />

3. Mit zunehmender Schnittgeschwindigkeit v; fallt die Schnittkraft<br />

deutlich ab.<br />

Der Abfall der Gesamtschnittkraft mit zunehmendem v; ist in seiner<br />

Tendenz ebenso stark ausgeprägt wie die Zunahme der Gesamtschnittkraft<br />

mit größerem Q'W' Dies bedeutet, daß die gleichzeitige Steigerung des<br />

bezogenen Zeitspanungsvolumens und der Schnittgeschwindigkeit im<br />

Hinblick auf eine geringe bezogene Gesamtschleifkraft vorteilhaft ist.<br />

Aus den beschriebenen Zusammenhänge läßt sich die Aussage ableiten,<br />

daß sich die thermischen und mechanischen Belastungen der Werkstückoberfläche<br />

beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen in Grenzen halten. Daher muß<br />

eine Verknüpfung des Tief- und Hochgeschwindigkeitsschleifens möglich<br />

sein [17].<br />

2.3 Diskussion unterschiedlicher <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifverfahren<br />

Folgende Schleifverfahren können als Vorläufer des <strong>Hochleistungs</strong>schleifens<br />

betrachtet werden:<br />

Tiefschleifen mit kontinuierlichem Abrichten (CD-Schleifen),<br />

Hochgeschwindigkeitsschleifen mit CBN -Schleifscheiben,<br />

<strong>Hochleistungs</strong>bandschleifen.<br />

Nachstehend werden deshalb die Schleifverfahren etwas ausführlicher<br />

behandelt.


- 14 -<br />

2.3.1 Tiefschleifen mit kontinuierlichem Abrichten (CD-Schleifen)<br />

Das Schleifen mit während des Schleifprozesses kontinuierlich abgerichteten<br />

Schleifscheiben (~ontinuous wessing, kurz CD-Schleifen genannt)<br />

stellt ein <strong>Hochleistungs</strong>schleifverfahren dar, das sich in der Praxis bereits<br />

gut bewährt hat.<br />

Bild 2.4 zeigt das Prinzip des CD-Schleifens. Der Abrichtbetrag, um den<br />

sich der Schleifscheibendurchmesser reduziert, wird kontinuierlich durch<br />

eine geeignete Zustelleinrichtung von der Maschine kompensiert. Dadurch<br />

ist eine genaue Bearbeitung von Flächen und Profilen möglich. Bei<br />

diesem Verfahren stehen für den Zerspanprozeß immer scharfe Schneidkörner<br />

zur Verfügung. Der Abrichtbetrag muß dabei immer größer als der<br />

Schleifscheibenverschleiß sein. Das CD-Schleifen wird meistens für die<br />

Bearbeitung von schwer zerspanbaren Werkstoffen eingesetzt. Ein<br />

typisches Einsatzgebiet ist das Schleifen von Turbinenschaufeln aus hochwarmfesten<br />

Werkstoffen [17,18]. Der Hauptvorteil des CD-Verfahrens<br />

liegt in der stark reduzierten Fertigungszeit, die aufgrund des höheren<br />

bezogenen Zeitspanungsvolumen erreichbar ist [19].<br />

2A<br />

A<br />

Bild 2.4: Prinzip des CD-Schleifens [18]


- 15 -<br />

Das ständige Abrichten der Schleifscheibe beim CD-ScWeifen garantiert<br />

eine gute Profilhaltigkeit des Schleifwerkzeuges. Dadurch können Formfehler<br />

stark vermindert werden. Als weiterer Vorteil dieses Verfahrens<br />

kann ein geringerer Energiebedarf genannt werden. Im Bild 2.5 sind die<br />

notwendigen spezifischen Energien beim Schleifen mit und ohne<br />

kontinuierlichem Abrichten gegenübergestellt [20].<br />

Die größere spezifische Energie beim konventionellen Schleifen entsteht<br />

durch Abstumpfen der Körner während des Zerspanprozesses. Die abgeflachten,<br />

unscharfen Körner haben größere Flächen und führen zu steigender<br />

Reibung beim Schleifen, was wiederum eine Erhöhung der<br />

Temperatur in der Kontaktzone zur Folge hat.<br />

'.<br />

w<br />

<br />

600<br />

Schlei fschelbe ; HA 60/80 F P2 V<br />

;<br />

J/mm Herkstoff ; C 1032 NIckelbasisleg.<br />

Zustellung ; a e<br />

= q ·mm<br />

500 Herkstückgecshw I ndi gke I t ; V w<br />

= 23 mm/mln<br />

Schleifschelbenumfangsgeschw. ; V c<br />

= 30 m/s<br />

~OO<br />

~<br />

<br />

.'5 300<br />

N<br />

<br />

0.<br />

(/)<br />

200<br />

100<br />

-: ""./<br />

~./<br />

•..•....•<br />

./<br />

/<br />

'"<br />

..<br />

.--<br />

---. .-<br />

~ Konventionelles TIefschlelfen<br />

._--"'- -"---"- ~", "--- ,....<br />

'" .. .. '"<br />

CD - Schleifen,<br />

Abil chtzuste 11uns red = O. 32 ~m/U<br />

o 50 100<br />

150 200 mm3/mm 250<br />

bez . Zerspanungsvolumen V~<br />

Bild 2.5: Gegenüberstellung des spezifischen Energiebedarfs für das<br />

CD-Schleifen und das konventionelle Schleifen [nach 20]


- 16 -<br />

Das CD-Schleifen wird meist zur Bearbeitung von Profilbauteile im Tiefschleifverfahren<br />

eingesetzt. Das am häufigsten eingesetzte Abrichtwerkzeug<br />

ist die Diamantrolle [2,4]. Die Zustellung des Abrichtwerkzeuges<br />

beträgt meist 0,2 + 2 um pro Schleifscheibenumdrehung [18]. Die Festlegung<br />

der optimalen Werte für die Abrichtzustellung ist abhängig von<br />

der geforderten Oberflächengüte, dem Werkstoff, der Scheibenspezifikation,<br />

der Zustellung und dem bezogenen Zeitspanungsvolumen. Höhere<br />

Abtragsraten werden durch eine größere Abrichtzustellung, die eine<br />

rauhere und damit "schärfere" Scheibentopographie erzeugt, erreicht.<br />

Dabei muß allerdings eine höhere Werkstückrauheit in Kauf genommen<br />

werden.<br />

Die relativ großen Rauheitswerte im Vergleich zum Schleifen ohne CD-<br />

Verfahren werden aber nicht nur durch die rauhere Schleifscheibe erzeugt.<br />

Durch das kontinuierliche Abrichten werden zusätzlich Körner in<br />

der Bindung gelockert, die beim ersten Kontakt ausbrechen. Diese losen<br />

Körner hinterlassen tiefe Ritzspuren (Kommas) im Werkstück. Abhängig<br />

von der gestellten Aufgabe muß von Fall zu Fall ein Kompromiß zwischen<br />

hoher Abtragsleistung und hoher Werkstückoberflächenrauheit<br />

gefunden werden. Beim CD-Verfahren werden bezogene Zeitspanungsvolumen<br />

von Q'w = 50 bis 70 mm 3 j(mm -s) erreicht. Sie liegen um eine<br />

Zehner-Potenz höher als beim konventionellen Tiefschleifen und sind<br />

unter sonst gleichen Bedingungen in vielen Fällen höher als die mit<br />

CBN -Schleifscheiben erzielbaren Abtragsraten.<br />

Trotz hoher Akzeptanz des CD-Schleifens in der Praxis ist dieses Verfahren<br />

in den meisten Fällen dem <strong>Hochleistungs</strong>schleifen unterlegen. Das<br />

erreichbare bezogene Zeitspanungsvolumen ist beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

um ein Vielfaches höher als beim CD-Schleifen. Außerdem ist der<br />

häufige Scheibenwechsel beim CD-Schleifen ein Nachteil, da er mit Produktivitätsverlust<br />

und Arbeitsaufwand verbunden ist.<br />

2.3.2 Hochgeschwindigkeitsschleifen mit CBN-Schleifwerkzeugen<br />

Kubisches Bornitrid (CBN) ist ein neu entwickelter Kornwerkstoff. Er<br />

wird in einem Hochdruck-Hochtemperatur-Prozeß bei über 50 kbar und<br />

rund 2.000 °C synthetisch erzeugt [21]. Der Einsatz von CBN-Schleif-


- 17 -<br />

werkzeugen hat seit ihrer Markteinführung im Jahre 1969 stark zugenommen,<br />

zunächst für das Werkzeugschleifen, jetzt auch für das Produktionsschleifen<br />

[22].<br />

Eine Reihe von Eigenschaften sind kennzeichnend für CBN-Schleifwerkzeuge<br />

[23-27]:<br />

Hohe Verschleißfestigkeit: Nach Diamant ist CBN der härteste<br />

Werkstoff und verschleißt wesentlich weniger als Korund oder<br />

Siliziumkarbid. Dadurch bleibt die Profilgenauigkeit des<br />

Werkzeuges auch bei längeren Einsatzzeiten erhalten.<br />

Temperaturbeständigkeit: CBN weist bei Temperaturen bis ca.<br />

1.000 °C hohe Beständigkeit auf und ist dadurch für die Stahlbearbeitung<br />

geeignet. Diamant hingegen läßt sich nur bis zu<br />

Temperaturen von 800°C einsetzen.<br />

Chemische Beständigkeit: Trotz höherer Temperaturen und<br />

Drücke in der Kontaktzone zeigt der Kornwerkstoff CBN eine<br />

geringere Reaktionsfreudigkeit, insbesondere wenn als Kühlschmierstoff<br />

Schleiföl eingesetzt wird [26].<br />

Gute Wärmeleitfähigkeit: CBN besitzt eine sehr gute Wärmeleitfähigkeit.<br />

Sie ist dreimal so hoch wie bei Kupfer [27]. Diese<br />

Eigenschaft trägt zu schnellem Abtransport der Wärme aus der<br />

Kontaktzone zwischen Werkzeug und Werkstück bei.<br />

Kühler Schliff: Beim Einsatz von CBN-Korn läuft der Spanbildungsvorgang<br />

anders als bei konventionellen Schleifmitteln ab,<br />

weil sich bei diesem Werkstoff im Mittel spitzere Schneiden mit<br />

einem Spanwinkel "( von -60 bis -70° ausbilden. (Bei konventionellen<br />

Schleitkörnern ist'Y = 85 bis 90°.) Hieraus folgt, daß<br />

sich keine "heißen", leicht abfließenden Späne ausbilden, vielmehr<br />

entstehen diskontinuierlich "kalte" Späne. Das bedeutet,<br />

daß der Schleifprozeß bei der Bearbeitung von Stahlwerkstoffen<br />

mit CBN-Korn durch vergleichsweise niedrige Temperaturen und<br />

gleichzeitig höhere Einzelkorneingriffskräfte gekennzeichnet ist<br />

[12].


- 18 -<br />

Die hohe Leistungsfähigkeit von Schleifwerkzeugen aus CBN-Korn kann<br />

vor allem auf zwei Eigenschaften zurückgeführt werden:<br />

Zum einen führt die hohe Verschleißfestigkeit des CBN's zu einer deutlichen<br />

Verringerung der Bearbeitungs-Nebenzeiten insbesondere in bezug<br />

auf Schleifscheibenwechsel und Abrichtprozeß. Der geringe Verschleiß<br />

wirkt sich daneben positiv auf die Profilhaltigkeit und die Formgenauigkeit<br />

aus. Zum anderen erlaubt der gegenüber Korundschleifscheiben geänderte<br />

konstruktive Aufbau des Schleifwerkzeuges bestehend aus einem<br />

metallischen Grundkörper mit einem Belag aus CBN-Körnung höhere<br />

Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeiten. Die hohe Schnittgeschwindigkeit<br />

.ist eine der Hauptvoraussetzungen für die Realisierung hoher bezogener<br />

Zeitspanungsvolumen.<br />

Diesen Vorteilen des CBN's stehen zwei Nachteile gegenüber. Zum<br />

einen sind dabei die relativ hohen Kosten für CBN zu nennen, zum<br />

anderen läßt sich das harte CBN-Korn nur schwer und mit hohem Aufwand<br />

abrichten. Der Abrichtprozeß ist meist in zwei Arbeitsschritte,<br />

Profilieren und Schärfen, aufgeteilt. Zuerst wird durch einen Profiliervorgang<br />

die Formgenauigkeit (Profil, Rundheit) sichergestellt. Danach<br />

wird durch einen Schärfprozeß die Bindung zurückgesetzt, um einen<br />

ausreichenden Spanraum zu schaffen.<br />

Einschichtige CBN-Schleifwerkzeuge mit galvanischer Bindung werden<br />

meist ohne Abrichten eingesetzt. Ihre Herstellung ist einfacher, und durch<br />

den Stahl-Grundkörper können derartige Schleifscheiben auch für Schnittgeschwindigkeiten<br />

über 200 m/s eingesetzt werden.<br />

Keramisch gebundene CBN-Scheiben lassen sich im Vergleich zu metallgebundenen<br />

oder kunstharzgebundenen Schleifscheiben einfacher abrichten.<br />

Die Porenräume im Schleifbelag vereinfachen das Splittern und<br />

Ausbrechen der Körner aus der Bindung. Bei keramisch gebundenen<br />

CBN-Schleifscheiben kann auf das nachträgliche Schärfen verzichtet<br />

werden.<br />

Trotz hoher Kosten und noch nicht völlig beherrschter Abrichttechnik<br />

können CBN-Schleifscheiben in vielen Fällen wirtschaftlich eingesetzt<br />

werden. Zwei Beispiele zeigen den industriellen Einsatz von CBN-


- 19 -<br />

Schleifscheiben mit hoher Abtragsrate:<br />

Das erste Beispiel betrifft das Hochgeschwindigkeitsschleifen von Spannzangen<br />

mit galvanisch gebundenen CBN-Schleifscheiben, siehe Bild 2.6<br />

[28]. Der Schlitz von 1 mm Breite und bis zu 11 mm Tiefe wird mit<br />

einer galvanisch gebundenen CBN-Scheibe bei Schnittgeschwindigkeiten<br />

von 135 m/s und einer Vorschubgeschwindigkeit von 2 m/min in HSS-<br />

Werkstoff eingebracht, d. h. es wird ein maximales bezogenes Zeitspanungsvolumen<br />

von Q'w = 250 bis 350 mm 3 /(mrn. s) erreicht.<br />

Bild 2.7 zeigt als weiteres Beispiel das Schleifen von Bohremuten in<br />

einen HSS-Stahl. Für die Bearbeitung des gehärteten Rohlings wurden<br />

kunstharzgebundene CBN- und Korundscheiben eingesetzt. Dem Bild<br />

können weiterhin Vergleichswerte für das Abtragsverhältnis G und die<br />

gemittelte Rauhtiefe sowie die relativen Fertigungskosten und die<br />

Werks tück<br />

Werks tückstoff<br />

lIärte<br />

Spannzangen<br />

67 SICr 5 Stoff Nr. 1.7103<br />

38 ..• 42 IIRC<br />

Sch I eifrnasch I ne<br />

Fabr Ikat<br />

Schiel tsp lnde l<br />

Antr lebsiel stUII9<br />

max. Splndeldrehlahl<br />

KUhI schm I erung<br />

Druck<br />

KUhlschmlerdüse<br />

Gührlng<br />

GMN<br />

Ps' 8 kW<br />

"snax • 42.000 l/mln<br />

Schiel föl Stuart Excelene 325<br />

PI = 7 bar<br />

Druckkammer<br />

Sehn I t tt läcne A = rd. 202 1IIlII'<br />

Schiel fschelbe<br />

seze I chnung<br />

BelagsPcl I f Ikatlon<br />

galvanisch belegte Trennscheibe<br />

S 34 0-60-1-5-0,11-20 116<br />

8 252/GSS/S33<br />

SChI e I fbed Ingun!en:<br />

V<br />

c • rd. 135 m/s<br />

a e max = 11 mm<br />

V.' rd. 2000 nm/mln<br />

0;' max = 367 m~;/(mm SI<br />

h lllom = 2719 10 mm<br />

""'''',,~""'','' -~ -<br />

m T<br />

• rd. 2900 WerstOcke ~<br />

IT • ro. 390 m<br />

V wT = rd. 2.310 6 mm'lmrn<br />

t c<br />

• rd. 6.5 s<br />

In = r o. 5.5 s<br />

I p = rd. 15 s<br />

Werkstückwechselra!e rc. 3 s<br />

Bild 2.6: Hochgeschwindigkeitsschleifen von Spannzangen [28]


- 20 -<br />

c:r' =<br />

~ w<br />

1l5~<br />

11Im s<br />

=> i<br />

'" §; 100<br />

., '"<br />

-> c: '"<br />

.§ § %<br />

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~ ~ 50<br />

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Ṇ,<br />

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.se.«:<br />

~_schlelfschelbe<br />

~<br />

;:::;100<br />

s<br />

., ro<br />

> '"<br />

~ Q)<br />

" ~ 1;; %<br />


- 21 -<br />

2.3.3 <strong>Hochleistungs</strong>bandschleifen<br />

Auch das Bandschleifen wurde in den letzten Jahren zu einem <strong>Hochleistungs</strong>schleifverfahren<br />

weiterentwickelt. Neben dem bisher verbreiteten<br />

Einsatz als Entgratverfahren und dem Schleifen von komplizierten Teilen<br />

wurde zunehmend das Bandschleifen mit hohen bezogenen Zeitspanungsvolumen<br />

realisiert, das zum Teil mit anderen Zerspanungsverfahren konkurrieren<br />

kann [31].<br />

Beim Bandschleifen wird als Werkzeug ein endloses flexibles Gewebeband,<br />

das mit einem Kornbelag versehen ist, zum Eingriff mit der<br />

Bearbeitungsfläche gebracht. An der Schleiffläche wird das Band durch<br />

Kontaktelemente wie z. B. eine Rolle oder einem Gleitschuh unterstützt.<br />

Für das <strong>Hochleistungs</strong>bandschleifen werden heute leistungsfähige<br />

Maschinen gebaut, die pro mrn Bandbreite eine Leistung von ca. 1 kW<br />

(für eine Schnittgeschwindigkeit bis v; = 60 m/s) aufbringen können<br />

[29,31].<br />

Neue Entwicklungen und ständige Verbesserungen der Kornwerkstoffe,<br />

der flexiblen Unterlagen und der Bindemittel haben dazu geführt, daß<br />

das Bandschleifen heute als leistungsfähiges Fertigungsverfahren einen<br />

vielseitigen Einsatz gefunden hat.<br />

Als Kornwerkstoff eignen sich Zirkonkorund und der neue 3M-Kornwerkstoff<br />

wegen ihrer hohen Härten und Zähigkeiten besonders gut für das<br />

<strong>Hochleistungs</strong>bandschleifen. Unterlagen aus Polyester ermöglichen hohe<br />

Bandgeschwindigkeiten bis ca. 60 m/s. Neue Klebstoffe haben zu Verbesserungen<br />

und größerer Festigkeit an den Stoß-N erbindungsstellen des<br />

Bandes, die meist zu einem frühzeitigen Bandriß führten, beigetragen.<br />

Als Bindemittel hat sich Kunstharz auf Phenolharzbasis wegen seiner sehr<br />

hohen thermomechanischen Beständigkeit bewährt [29].<br />

Für das normale Bandschleifen betragen die Schnittgeschwindigkeiten<br />

maximal 30 m/s. Beim <strong>Hochleistungs</strong>bandschleifen werden maximal<br />

60 m/s erreicht. Diese relativ geringen Werte sind auf die begrenzte<br />

Bandfestigkeit zurückzuführen. Wenn trotzdem hohe Abtragsleistungen


- 22 -<br />

erreicht werden sollen, müssen relativ große Schnittkräfte angewandt<br />

werden. Dabei wird ein größer Komausfall und Verschleiß verursacht.<br />

Für die Stahlbearbeitung im Trockenschliff beträgt das spezifische<br />

Zeitspanungsvolumen Q'w = 70 + 100 mm 3 j(mm· s), Bei der Gußbearbeitung<br />

wetden sogar dreifach höhere Werte erreicht. Höhere bezogene Zeitspanungsvolumen<br />

verursachen jedoch kürzere Standzeiten der Schleifwerkzeuge.<br />

Die Erhöhung des bezogenen Zeitspanungsvolumen erfolgt<br />

durch die Vergrößerung der Bandgeschwindigkeit. Bei begrenzter Bandgeschwindigkeit<br />

wird eine weitere Steigerung der Abtragsleistung durch<br />

die Zunahme der Eingriffstiefe möglich. Die Erhöhung der Eingriffstiefe<br />

führt aber zu größeren Kontaktlängen, die wiederum größere Schleifkräfte<br />

und Temperaturen sowie einen erheblichen Bandverschleiß nach sich<br />

ziehen.<br />

Bandschleifen erfolgt meist ohne Einsatz eines Kühlschmierstoffes, weil<br />

die herkömmlichen Schleifbänder durch Einsatz des Kühlschmierstoffes<br />

ihre Festigkeit schnell verlieren. Heute werden im Trockenschliff Stahlwerkstoffe<br />

ohne thermische Schädigung und mit hohen bezogenen Zeitspanungsvolumen<br />

bearbeitet [31,32].<br />

Den Vorteilen und der Leistungsfähigkeit des Bandschleifens stehen<br />

folgende Nachteile gegenüber:<br />

Das Verfahren kann zur Zeit nur für das Entgraten und die<br />

Flächenbearbeitung eingesetzt werden, d.h. für das Profilschleifen<br />

ist es ungeeignet.<br />

Trotz der relativ großen Länge der Schleifbänder ist ein häufiger<br />

Bandwechsel unvermeidlich.<br />

Große Werkstückrauheiten begrenzen die Einsatzbereiche des<br />

Bandschleifens, besonders dort, wo hohe Anforderungen an die<br />

Oberflächengüte gestellt werden.<br />

Mit zunehmendem Schleifbandverschleiß führen Komabflachungen<br />

und -verrundungen zu höheren Reibkräften, die thermische<br />

Schädigungen am Werkstück hervorrufen können.


- 23 -<br />

Als direktes Konkurrenzverfahren zum <strong>Hochleistungs</strong>schleifen mit Schleifscheiben<br />

kommt deshalb das Bandschleifen nicht in Betracht. Hohe<br />

Oberflächen- und Formqualitäten lassen sich mit ihm nicht erzielen.


- 24 -<br />

3. Aufgabenstellung und Zielsetzung<br />

Die Kombination von hoher Arbeitsqualität und hoher Abtragsleistung ist<br />

eines der Hauptziele und Einsatzkriterium für die meisten spanenden<br />

Bearbeitungsverfahren. Durch das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen, welches das<br />

Tiefschleifen und das Hochgeschwindigkeitsschleifen verbindet, wird die<br />

Forderung nach hohen Abtragsraten und Fertigungsqualitäten erfüllt In<br />

den letzten 21ahrzehnten sind intensive Anstrengungen zur Verbesserung<br />

der Schleifmaschinen, Steuerungen und Schleifwerkzeuge (insbesondere<br />

in bezug auf Kornwerkstoffe und Bindungen) sowie zum Verständnis der<br />

prozeßtechnologischen Grundlagen beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen unternommen<br />

worden. Die Ergebnisse dieser Bemühungen sind beachtlich. Jedoch<br />

fehlt es an einer zusammenfassenden Darstellung der einzelnen Entwicklungsschritte<br />

und an einer verständlichen und ausreichenden Beschreibung<br />

der technologischen Grundlagen sowie der maschinellen Voraussetzungen<br />

zum <strong>Hochleistungs</strong>schleifen und der Grenzkriterien für dieses Verfahren.<br />

Es ist das Ziel dieser Arbeit, dieses Defizit für den Bereich des <strong>Hochleistungs</strong>-<strong>Flachschleifen</strong>s<br />

zu schließen.<br />

Hierbei sollen vorrangig die folgenden den Schleifprozeß bestimmenden<br />

Punkte behandelt werden:<br />

a) Maschinelle, werkzeug- und hilfseinrichtungsbezogene Voraussetzungen,<br />

b) Bestimmung der Grenzkriterien für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

und Entwicklung eines analytischen Modells für die Berechnung<br />

des maximal erreichbaren bezogenen Zeitspanungsvolumens,<br />

c) Abhängigkeit der Prozeßkenngrößen und der Werkstückeigen -<br />

schaften von den Schleifbedingungen.<br />

Zunächst werden die allgemeinen Voraussetzungen für das <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen<br />

in bezug auf Schleifmaschine, notwendige Leistung,<br />

Drehzahlen sowie das Schleifwerkzeug diskutiert. Danach sollen,<br />

ausgehend von Hilfseinrichtungen (Kühlschmierstoffanlage, Kühlschmierstoffzufuhr<br />

und Reinigungssysteme sowie Profilier- und Schärfeinrichtungen),<br />

die für die Durchführung der Arbeit konstruiert und gebaut wurden,


- 25 -<br />

weitere Voraussetzungen und Bedingungen erläutert werden. Mittels<br />

theoretischer Betrachtungen und Thesen werden auch die technologischen<br />

Grundlagen für die Realisierung hoher Abtragsraten diskutiert.<br />

Durch eine theoretisch-analytische Betrachtung sollen die Grenzkriterien<br />

für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen ermittelt werden. Daraus resultierend soll<br />

mittels eines analytischen Modells das maximal erreichbare bezogene<br />

Zeitspanungsvolumen vornehmlich für galvanisch gebundene CBN-<br />

Schleifscheiben ermittelt werden. Die theoretisch errechneten Grenzwerte<br />

sollen mit den in praktischen Untersuchungen erreichten Grenzwerten<br />

verglichen und die Richtigkeit des Modells unter Beweis gestellt werden.<br />

Abgeleitet von diesen Voraussetzungen sollen anschließend die für das<br />

<strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen signifikanten Prozeßkenngrößen, Meßgrößen<br />

und Ergebnisgrößen und ihre Abhängigkeiten von den Schleifbedingungen<br />

beschrieben und praktisch verifiziert werden. Die Abhängigkeiten<br />

und Einflußgrößen sollen vorrangig für Spindelleistung, Schleit1cräfte,<br />

Oberflächenrauheit, Temperatur, Eigenspannungen, Korngröße und<br />

Schleifrichtung untersucht werden.<br />

In diesem Rahmen werden letztlich klare Anleitungen für die Anwendung<br />

dieses Verfahrens in der Praxis zur Verfügung gestellt.


- 26 -<br />

4. Technologische Grundlagen und Voraussetzungen für das<br />

<strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen<br />

Aus dem Stand der Erkenntnisse läßt sich ableiten, daß die Verknüpfung<br />

hoher Abtragsraten und hoher Scheibenumfangsgeschwindigkeiten unter<br />

bestimmten technologischen Voraussetzungen vorteilhaft möglich ist.<br />

Diese bisher nur empirisch behandelten Bedingungen lassen sich auf der<br />

Basis der modemen Schleiftechnik auch analytisch ableiten.<br />

4.1 Prozeßdefinition und Einstellgrößen<br />

Das Planschleifen kann man aus technologischer Sicht in drei Verfahrensvarianten<br />

untergliedern, die sich in bezug auf die Prozeßführung und<br />

die maximale Abtragsrate unterscheiden:<br />

Pendelschleifen,<br />

Tiefschleifen,<br />

<strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen<br />

HEDG).<br />

(High Efficiency Deep Grinding,<br />

Unter dem letztgenannten Verfahren versteht man das Tiefschleifen mit<br />

erhöhten Scheibenumfangsgeschwindigkeiten und Abtragsraten (High-<br />

Efficiency-Deep-Grinding). Gemeinsames Merkmal des Tief- und HEDG-<br />

<strong>Flachschleifen</strong>s ist eine große Zustellung (a, = 0,2 -;-25,0 mm und mehr).<br />

Der wesentliche Unterschied zum Tiefschleifen besteht in der beim<br />

HEDG-<strong>Flachschleifen</strong> deutlich höheren Scheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

[12,33-36,38] und in der wesentlich größeren Werkstückgeschwindigkeit.<br />

In Tabelle 4.1 sind die einzelnen Verfahrensmerkmale in bezug auf die<br />

wichtigsten Stellgrößen vergleichend dargestellt. Das <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen<br />

ist durch folgende Prozeßkenngrößen charakterisiert:<br />

Hohe Scheibenumfangsgeschwindigkeit (v, > 80 m/s),<br />

Hohe Zustellung (a, = 0,2 -;-25,0 mm und mehr),<br />

Mittlere bis hohe Werte für die Werkstückgeschwindigkeit<br />

(v w = 0,5 -;- 10,0 m/min und mehr).


- 27 -<br />

Pendel- Tief- HEDG-<br />

Einstell- Schleifen Schleifen Schleifen<br />

~ größen<br />

Zustellung klein groß groß<br />

a 0,001 - 0,05 nun 0,1 - 30 mm 0,1 - 30 nun<br />

e<br />

Werkstück- groß klein groß<br />

geschwindigkeit 1 - 30 m/min 0,05 - 0,5 m/min 0,5 - 10 m/min<br />

v w<br />

Schnitt- klein klein groß<br />

geschwindigkeit 20 - 60 m/s 20 - 60 m/s 80 - 200 m/s<br />

v c<br />

bezogenes klein klein groß<br />

Zeitspanungs- 0,1 - 10 mm 3 /(mm.s) 0, 1 - 10 mm 3 / (mm .s ) 50 - 2000 mm 3 /(mm.s)<br />

volumen Q~<br />

Tabelle 4.1: Gegenüberstellung der Einstellgrößen sowie der bez. Zeitspanungsvolumen<br />

verschiedener Planschleifverfahren<br />

Neben den Prozeßkenngrößen ist auch eine intensive Kühlschmierung (Öl,<br />

hoher Druck, hoher Durchsatz, separates Reinigungssystem) erforderlich.<br />

Das bezogene Zeitspanungsvolumen ergibt sich als rechnerisches Produkt<br />

aus der Zustellung und der Werkstückgeschwindigkeit:<br />

Q'w = a, . v; (4.1)<br />

Danach können die beim <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen realisierbaren<br />

Abtragsraten unter Einhaltung der technologischen Bedingungen um den<br />

Faktor 100 und mehr höher liegen als beim herkömmlichen Pendel- und<br />

Tiefschleifen.


- 28 -<br />

4.2 Maschinelle Voraussetzungen<br />

Aus den technologischen Bedingungen ergeben sich die folgenden<br />

prozeßspezifischen Kriterien für das <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen:<br />

- Kurze Bearbeitungszeiten (1. = 0,1 + 10,0 s),<br />

- Hohe Schleifkräfte,<br />

Verstärkte dynamische Störeffekte mit entsprechend verstärkten<br />

Auswuchtproblemen,<br />

Erhöhter Bremseffekt durch das Kühlschmiermittel an der<br />

laufenden Schleifscheibe,<br />

- Erhöhte Anforderungen an den Abrichtprozeß,<br />

Erhöhte Sicherheitsanforderungen,<br />

Erhöhte Anforderungen an den Umweltschutz bei Einsatz von<br />

Öl als Kühlschmierstoff.<br />

Um diesen Kriterien neben den technologischen Bedingungen gerecht zu<br />

werden, müssen beim HEDG-<strong>Flachschleifen</strong> vielfältige maschinelle Voraussetzungen<br />

erfüllt werden. Dies geschieht durch<br />

- hohe Antriebsleistungen,<br />

- angepaßte Spindellagerung und Führungen,<br />

- angepaßte Maschinensteuerung,<br />

- steife Bettkonstruktion,<br />

- optimiertes Kühlschmierstoff-Zuführungssystem,<br />

- integriertes Auswuchtsystem,<br />

- angepaßtes Abrichtsystem.<br />

Als Basis für die nachfolgend beschriebenen Untersuchungen wurde eine<br />

<strong>Hochleistungs</strong>-Flachschleifmaschine konzipiert und gebaut, die als<br />

Prototyp einer Produktionsmaschine alle genannten Kriterien erfüllt. In<br />

Kapitel 5.1 wird diese Maschine näher beschrieben (Bild 5.1). Die


- 29 -<br />

notwendige Spindelleistung<br />

Faktoren abhängig:<br />

ist für bestimmte Aufgaben von folgenden<br />

Erwünschtes bezogenes Zeitspanungsvolumen,<br />

Geometrie des zu bearbeitenden Profils,<br />

Schnittgeschwindigkeit,<br />

Schleifwerkzeugspezifikation,<br />

Kühlschmierstoff und dessen Viskosität,<br />

- Eigenschaften des Werkstückwerkstoffes.<br />

Die Geometrie des zu bearbeitenden Profils beeinflußt den im Schleifspalt<br />

auftretenden Bremseffekt. Je tiefer die Schleifscheibe in das<br />

Werkstück eindringt und je größer die Kontaktlänge ist, desto mehr wird<br />

die Scheibe seitlich gebremst. Der Bremseffekt ist darüber hinaus von der<br />

Viskosität des Kühlschmierstoffes abhängig. Für eine grobe Berechnung<br />

der notwendigen Spindelleistung P, kann folgende Beziehung benutzt<br />

werden:<br />

P; = Pi; + Q~ . b s . Chi (4.2)<br />

gültig für<br />

Q'w 2: 100 mm 3 /(mm-s)<br />

Für Öl als Kühlschmierstoff, eine Profiltiefe von a, = 6 mm, Schleifscheibendurchmesser<br />

d, = 400 mm, Schnittgeschwindigkeit v, = 140 -;-<br />

160 m/s und CBN mittlerer Korngröße als Schneidstoff sind folgende<br />

Werte für die Bremsleistung Pbr und für den Zerspanleistungsfaktor Chi<br />

einzusetzen:<br />

P'" = 30 kW,<br />

Chi= 25 Ws/mm 3<br />

Damit gilt für die Beziehung (4.2):<br />

I p. = 30 kW + Q'w' b•. 0,025 kWs/mm' I (4.3)


- 30 -<br />

Hierin sind b; die Schleifscheibenbreite, in mm und Q'w' das bez.<br />

Zeitspanungsvolumen, in mm 3 /(mm.s) angegeben.<br />

In den meisten Fällen wird ca. 2/3 der Spindelleistung für die Überwindung<br />

des Bremseffektes des Kühlschmierstoffes (Öl) an der mit hoher<br />

Schnittgeschwindigkeit in der Nut umlaufenden Schleifscheibe aufgebraucht.<br />

Durch den hohen Bremsleistungsanteil und die hohen<br />

Zeitspanvolumina ist die notwendige Spindelleistung beim HEDG etwa<br />

3 + 6 mal so hoch wie beim konventionellen Tiefschleifen. Allgemein<br />

sollte die Spindelleistung für mittlere Schleifscheibendurchmesser (ca.<br />

400 mm) nicht weniger als 50 kW betragen. Geringere Schleifscheibendurchmesser<br />

führen zu kleineren Kontaktlängen und geringerer Reibung,<br />

was den Leistungsbedarf verringert.<br />

4.3 Werkzeugbezogene Voraussetzungen<br />

Beim <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen sind die Werkzeuge erhöhten Wirkkräften<br />

ausgesetzt. Einmal wird das Schleifwerkzeug durch die höheren<br />

Fliehkräfte beansprucht, und andererseits ergeben sich aus den erhöhten<br />

Zeitspanungsvolumina höhere Kontakt- und Schleifkräfte. Diesen Kräften<br />

müssen der Schleifgrundkörper und der Schleitbelag standhalten.<br />

Für sehr hohe Schnitt- bzw. Scheibenumfangsgeschwindigkeiten<br />

(v c > 120 m/s) kommen nur Schleifscheiben mit metallischen Grundkörpem<br />

(aus Stahl, Aluminium, Aluminium-Kunststoff-Verbunden) zur Anwendung.<br />

In diesen Fällen besteht der Schleitbelag meist aus einschichtigen<br />

(galvanischen) oder mehrschichtigen (metallgebundenen) CBN-<br />

Systemen (Bild 4.1).<br />

CBN-Schleifscheiben mit Kunstharz- oder keramischer Bindung kommen<br />

wegen der begrenzten Belagfestigkeit nur für Scheibenumfangsgeschwindigkeiten<br />

bis zu v, = 120 m/s zum Einsatz.<br />

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wird auch der Einsatz konventioneller<br />

Schleifscheiben mit keramischer oder bakelitischer Bindung beim<br />

<strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen angestrebt. Ihre Schnittgeschwindigkeit ist<br />

normalerweise auf v; = 80 m/s begrenzt. Bei spezieller Struktur und


- 31 -<br />

Bild 4.1:<br />

Galvanisch gebundene CBN-Schleifscheibe und das gefertigte<br />

Werkstück<br />

gesonderter Zulassung können konventionelle Schleifwerkzeuge aber auch<br />

bis maximal 120 m/s eingesetzt werden.<br />

Höhere Scheibenumfangsgeschwindigkeiten sind bei konventionellen<br />

Schleifscheiben nicht möglich, weil sie unter der hohen Fliehkraftbeanspruchung<br />

bersten würden. Als begrenzendes Kriterium sind die Tangentialspannungen<br />

am Innendurchmesser anzusehen [38,39].<br />

Trotz dieser Einschränkung lassen sich auch konventionelle Schleifscheiben<br />

vorteilhaft beim <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen einsetzen, wobei eine<br />

Steigerung des Zeitspanungsvolumens um den Faktor 100 möglich ist.<br />

Besonders bewährt haben sich dabei kunstharzgebundene Schleifscheiben,<br />

weil sie eine günstige Ausbildung der Spankammern aufweisen und weil<br />

sie weniger zum Zusetzen neigen als keramisch gebundene, konventionelle<br />

Schleifwerkzeuge.<br />

Als wesentliche werkzeugbezogene Voraussetzungen für das <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen<br />

sind folgende zu nennen:


- 32 -<br />

- Geringe einspannungsbedingte Unwucht (Rundlauf< 10 %<br />

der Komgröße),<br />

- Geringer Taumelschlag « 5 % der Komgröße),<br />

- Feste und gleichmäßige Einspannung,<br />

- Angepaßte Abricht- und Touchiersysteme.<br />

Diese Bedingungen betreffen sowohl die Herstellung der Werkzeuge als<br />

auch die Einspann- und Abrichtvorrichtungen. Sie sind von größter<br />

Bedeutung für den HEDG-Prozeß, und häufig hängt von ihrer Erfüllung<br />

die erfolgreiche Durchführbarkeit des Schleifprozesses ab.<br />

Schleifscheiben, die durch Aufkleben von Segmenten hergestellt werden,<br />

sind wegen der begrenzten Festigkeit der Klebeschicht und wegen der<br />

Schnittunterbrechung für das HEDG-Schleifen weniger geeignet. Ähnliches<br />

gilt für geschlitzte Schleifscheiben. Sie sind zwar in bezug auf<br />

die Einbringung des Kühlschmierstoffes in die Kontaktzone besser<br />

geeignet als ungeschlitzte Schleifscheiben, aber sie neigen zu dynamischen<br />

Anregungen von Schwingungen, die den Schleifprozeß empfindlich<br />

stören können.<br />

Bild 4.2: Teilbelegte CBN-Schleifscheibe für schräge Nuten


- 33 -<br />

Bei galvanisch gebundenen nichtzylindrischen CBN-ScWeifscheiben mit<br />

steilen konischen Konturen hat sich eine Teilbelegung der Schleifscheibe<br />

als günstig erwiesen (Bild 4.2). Durch die Teilbelegung wird der seitliche<br />

Schnittdruck verringert und die Kühlschmierstoff-Zuführung verbessert.<br />

Wesentlich für den Einsatz der Schleifwerkzeuge beim HEDG-Prozeß<br />

sind die Konditionierungsvorgänge, also das Abrichten, das Touchieren<br />

und das Schärfen. Durch das Abrichten von (konventionellen) Schleifscheiben<br />

werden Rundheit und Profil der Scheibe erzeugt. Durch das<br />

Touchieren wird das gleiche bei CBN-ScWeifscheiben bewirkt, wobei<br />

unter diesem Vorgang ein sehr feines Abrichten (im englischen "touchdressing"<br />

genannt) zu verstehen ist. Das Schärfen bewirkt die Erzeugung<br />

scharfer, gleichmäßig verteilter Schneiden an der Werkzeugoberfläche.<br />

Im Verlauf der Schleifuntersuchungen hat sich die Sicherstellung der<br />

werkzeugbezogenen Einsatzbedingungen als sehr wichtig erwiesen.<br />

4.4 Kühlschmierstoff-Zuführung<br />

Beim Schleifen werden in der Kontaktzone zwischen der Schleifscheibe<br />

und dem Werkstück große Energien umgesetzt. Diese wirken teilweise<br />

in Form von Wärme auf das Werkstück und können zu Werkstückschädigungen<br />

führen. Um diese Gefahr zu reduzieren, wird beim Schleifen in<br />

der Regel ein Kühlschmierstoff eingesetzt, der vier Aufgaben zu erfüllen<br />

hat:<br />

a) Schmieren<br />

Durch die Schmierwirkung werden Reibung und Kontaktkräfte<br />

reduziert, so daß der Energieumsatz verringert wird.<br />

b) Kühlen<br />

Der Teil der Energie, der zur Erwärmung des Werkstücks<br />

führt, muß mittels Konvektion durch den Kühlschmierstoff<br />

abgeführt werden.<br />

c) Abfuhr der Späne<br />

Die beim Schleifen entstehenden Späne müssen vom KüWschmierstoff<br />

aus der Arbeitszone herausgeführt werden.


- 34 -<br />

d) Reinigung der Schleifscheibe<br />

Wenn Werkstoffpartikel sich in der Oberfläche der Schleifscheibe<br />

festsetzen, wird der Schleifprozeß empfindlich gestört.<br />

Durch Hochdruck-Ausspülung der Schleifscheibe kann die<br />

Zusetzung verhindert werden.<br />

Die Kühlschmierstoffe sind nach DIN 51385 in nichtwassermischbare,<br />

wassermischbare und wassergemischte unterteilt [40,41]. Für das Schleifen<br />

generell kommt als nichtwassermischbarer Kühlschmierstoff Schleiföl<br />

in Frage. Von den anderen beiden Gruppen ist wassermischbare Emulsion<br />

der am meisten verbreitete Kühlschmierstoff.<br />

Allgemein verringert Öl die Schleifkräfte, besonders bei höheren Zerspanleistungen,<br />

außerdem ergeben sich bessere Oberflächengüten [42,43].<br />

Den Vorteilen des Öls stehen Umweltprobleme und Unverträglichkeiten<br />

als Nachteile gegenüber [44], denen durch Maßnahmen wie Vollverkapselung<br />

der Maschine, Absaugen, Ausfiltern und Entsorgen des Ölnebels<br />

begegnet werden muß. Für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen ist Öl jedoch<br />

besser als Emulsion geeignet. Durch den Schmiereffekt des Öls verringern<br />

sich die Schleifkräfte, die wegen der hohen Abtragsraten relativ<br />

groß sind, Außerdem verringert sich mit dem Einsatz von Öl als Kühlschmierstoff<br />

das Auswaschen der Bindung und dadurch ein frühzeitiges<br />

Ausfallen des Kornes [43].<br />

Beim <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen ist die Realisierung einer effektiven<br />

Schmierwirkung auch deshalb besonders erforderlich, um das Energieund<br />

Temperaturniveau in der Kontaktzone zu senken. Dadurch wird der<br />

Kühleffekt weniger wichtig; denn Wärme, die erst gar nicht entsteht,<br />

braucht nicht abgeführt zu werden. Insofern hat sich beim HEDG-<br />

Schleifen Schleiföl als Kühlschmierstoff bewährt, das mit hohem Druck<br />

und in ausreichender Menge zugeführt werden muß.<br />

Die abgeführten Späne werden in einer Aufbereitungsanlage aus dem Öl<br />

herausgefiltert. Das Öl muß mittels geeigneter Pumpen, Leitungen und<br />

Düsen-Elemente in die Schleifzone eingebracht werden. Hierzu benötigt<br />

man beim <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen eine spezielle Kühlschmierstoff-<br />

Zuführungsanlage, siehe Bild 4.3. Diese für den praktischen Einsatz und


- 35 -<br />

die Durchführung der Untersuchungen konzipierte Anlage erlaubt einen<br />

Gesamtdurchsatz von 350 Liter Schleiföl pro Minute bei einem Druck<br />

von 14 bar. Damit ist gewährleistet, daß Schleifscheiben bis zu einer<br />

Breite von ca. 25 mm mit einem Kühlschmierstoffstrom von mindestens<br />

14 l/(mm·min) benetzt werden können. Dieser Wert liegt um den Faktor<br />

10 höher als beim normalen Pendel- und Tiefschleifen.<br />

~:i"<br />

J<br />

#~<br />

Bild 4.3:<br />

Entwickelte Kühlschmieranlage für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

Für den separaten Prozeß der Scheibenreinigung beträgt der Durchfluß<br />

bei dieser Anlage 150 l/min, bei einem Druck von 20 bar. Als Filtersystem<br />

wurde nach einem Vergleich zwischen Schwerkraftfilter, Zentrifuge<br />

und Saugbandfilter das letztere System eingesetzt, das neben einer<br />

ausreichenden Filterwirkung einen genügend großen Durchsatz bei<br />

günstigen Kosten aufweist.<br />

Sowohl das prozeßgerechte Kühlschmieren als auch das Reinigen der<br />

Schleifscheibe erfordern aufwendige Systeme, die nachstehend noch etwas<br />

näher beschrieben werden.


- 36 -<br />

4.4.1 Prozeßgerechte Zuführungs systeme<br />

Eine prozeßgerechte, effiziente Zuführung des Kühlschmierstoffes in der<br />

Schleifzone ist u. a. eine wesentliche Voraussetzung für einen erfolgreichen<br />

HEDG-Flachschleifpl'Ozeß.<br />

Für das Pendelschleifen, das durch geringere Abtragsraten und kleinere<br />

Kontaktlängen gekennzeichnet ist, ist das Zuführen des Kühlschmierstoffes<br />

weniger problematisch als für das Tiefschleifen oder <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen.<br />

Geringere Schleifzeiten, größere Kontaktlängen und höhere<br />

Scheibenumfangsgeschwindigkeiten verstärken beim HEDG-<strong>Flachschleifen</strong><br />

die Notwendigkeit der richtigen Zuführung des Kühlschmierstoffes.<br />

Beim konventionellen Schleifen soll die Zuführungsgeschwindigkeit des<br />

Kühlschmierstoffes annähernd der Scheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

entsprechen [45,46]. In diesem Falle haftet der tangential ausströmende<br />

Kühlschmierstoff an der Scheibenoberfläche und wird von der Schleifscheibe<br />

in die Kontaktzone hineintransportiert. Dieser "Mitnahme-Effekt"<br />

wirkt sich in positiver Weise auch dann noch aus, wenn die Geschwindigkeit<br />

des Kühlmittelstromes Vkss = 0,6 . v; beträgt [46].<br />

Wenn die Zuführungs geschwindigkeit größer als 30 -;- 40 m/s wird, ist<br />

eine prozeßgerechte Beherrschung des Kühlmittelstroms schwierig. Der<br />

Strahl neigt dazu, turbulent zu werden [40], und der Zuführungsprozeß<br />

muß auf unwirtschaftlich hohe Werte gesteigert werden. Deshalb ist beim<br />

<strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen eine andere Zuführungsmethode vorteilhafter:<br />

Durch reichliche Zuführung des Kühlschmierstoffes aus mehreren<br />

Düsenelementen wird die Schleifzone im Bereich des Eintrittes der<br />

Schleifscheibe in das Werkstück überflutet. Die Schleifscheibe taucht<br />

somit in eine Kühlschmierstoffschicht ein, ehe sie in das Werkstück<br />

gelangt und durch ihre rauhe Oberfläche den anhaftenden Kühlschmierstoff<br />

in die Kontaktzone einbringt.<br />

Für alle Zuführungsarten ist die prozeßgerechte Ausbildung der Düsensysteme<br />

von großer Bedeutung. Neben Freistrahldüsen gibt es Überflutungsdüsen,<br />

Druckkammerdüsen, Schuhdüsen und Zuführung durch die<br />

Schleifscheibe. Das letztgenannte Zuführungsverfahren wurde für keramisch<br />

gebundene Scheiben beim Innenrundschleifen eingesetzt [47]. Auch


- 37 -<br />

eine freie Zuführung des Kühlschmierstoffes über die Seitenfläche der<br />

rotierende Schleifscheibe ist möglich. Beim <strong>Hochleistungs</strong>-/Hochgeschwindigkeitsschleifen<br />

haben sich überwiegend Schuhdüsen durchgesetzt. Beim<br />

<strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen dagegen haben sich Überflutungs-Düsensysteme<br />

mit mehreren Düsen am besten bewährt.<br />

Bei dünnen Schleifscheiben kann mit niedrigerem Druck und geringerem<br />

Kühlschrnierstoffzustrom unter Nutzung der Zentrifugalkräfte eine günstigere<br />

Zuführung erreicht werden. Hierfür müssen ein spezieller Flansch<br />

oder Hilfsscheiben konstruiert werden (Bild 4.4). In Abhängigkeit von der<br />

KOhlschmlerstoffzufuhr<br />

:'if-Strömender KOhlschmierstoff<br />

.' um die SChleifscheibe<br />

Bild 4.4: Kühlschmierstoffzuführung für dünne Schleifscheiben


- 38 -<br />

Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit werden die Zuführungsschläuche<br />

und Düsen so positioniert, daß der Kühlschmierstoff infolge der Zentrifugalkräfte<br />

die Flanken herunterläuft und genau im Schleifspalt bzw. kurz<br />

davor die Umfangsfläche der Scheibe umspült. Wenn die Schleifscheibe<br />

breiter als 2 mm ist, wird auf diese Weise keine ausreichende Kühlung<br />

auf der Stirnseite der Schleifscheibe erreicht. Daher kann diese Art der<br />

Zuführung nur für dünne Scheiben eingesetzt werden. Der wesentliche<br />

Vorteil dieses Systems liegt darin, daß man keine hochgenaue Anpassung<br />

von Formelementen und Leitblechen an das Scheibenprofil benötigt.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß es keine Düsenform gibt, die<br />

allen Anwendungsfällen gerecht wird. Vielmehr muß für jede Aufgabenstellung<br />

eine speziell angepaßte Lösung gefunden und ausgetestet<br />

werden. Hierbei sind folgende Gesichtspunkte zu beachten:<br />

Der Kühlschmierstoff sollte möglichst allseitig mit einem<br />

Druck von ca. 10 bar zugeführt werden.<br />

Das Düsensystem soll im Normalfall ortsfest zur Schleifscheibe<br />

positioniert werden.<br />

Vor dem Werkstück muß in jedem Fall ein Leitelement<br />

angebracht werden, damit der Kühlschmierstoff auch zu<br />

Beginn des Schleifvorganges optimal in die Kontaktzone<br />

geführt wird.<br />

4.4.2 Scheibenreinigung<br />

Das gezielte Reinigen der Spanräume des Schleifwerkzeuges von<br />

festsitzenden Spänen ist in vielen Fällen unverzichtbar und gehört daher<br />

zum Schleifprozeß, denn das Zusetzen der Spanräume beeinträchtigt den<br />

Spanbildungsprozeß. Weiterhin ergeben sich höhere Schleifkräfte, eine<br />

höhere Schleifleistung und größere Werkstückrauheiten, außerdem steigt<br />

der Schleifscheibenverschleiß. All diese Faktoren bewirken nicht nur eine<br />

Verschlechterung des Prozeßverlaufs und seiner Wirtschaftlichkeit,<br />

sondern es ist auch mit einem schlechteren Arbeitsergebnis zu rechnen<br />

[48]. Sperling hat den Zusammenhang zwischen dem Zusetzen der<br />

Schleifscheibe und der Entstehung von Brandmarken auf der Werkstück-


- 39 -<br />

oberfläche durch spezielle Untersuchungen nachgewiesen [49].<br />

Beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen, das in kürzeren Zykluszeiten und unter<br />

Einsatz meist teurerer Werkzeuge stattfindet, können Zusetzungen weitaus<br />

schädlichere Auswirkungen auf das Schleifergebnis haben als beim<br />

konventionellen Schleifen. Wegen der kurzen Schleifzeiten können der<br />

Prozeß nicht mitten im Arbeitszyklus unterbrochen und die Zusetzungen<br />

durch Maßnahmen wie Abrichten beseitigt werden.<br />

Die Neigung zum Zusetzen ist von fast allen am Prozeß beteiligten<br />

Größen abhängig, u. a. auch vom Werkstoff. So zeichnen sich Kohlenstoff-Stähle<br />

mit geringem Kohlenstoffgehalt sowie Chromstähle durch<br />

eine große Neigung zum Zusetzen aus [48].<br />

Für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen wurden zu dieser Problematik noch keine<br />

ausführlichen Untersuchungen durchgeführt. Die bisherigen Ergebnisse<br />

lassen aber einige Schlüsse zu:<br />

Keramisch gebundene Schleifscheiben neigen eher zum<br />

Zusetzen als kunstharzgebundene Schleifscheiben. Zu den<br />

gleichen Ergebnissen ist ebenfalls Lauer-Schmaltz bei seinen<br />

Untersuchungen gekommen [48].<br />

- Einschichtig galvanisch belegte CBN-Schleifscheiben neigen<br />

weniger zum Zusetzen als mehrschichtig belegte Scheiben.<br />

- Keramisch gebundene CBN-Scheiben besitzen Porenräume,<br />

die eine kompliziertere Gestalt haben als kunstharz- oder<br />

galvanisch gebundene Scheiben. Die relativ tiefen und<br />

eckigen Porenräume begünstigen das mechanische Haften und<br />

Festsetzen der Späne, was zu vermehrten Zusetzungen führt.<br />

- Bei Schleifscheiben ohne Porenräume erzeugen die Späne<br />

selbst Spanräume mit optimaler Form, bei denen nur eine<br />

geringe Zusetzungsneigung beobachtet wird.<br />

- Öl als Kühlschmierstoff führt im Gegensatz zu Emulsion zu<br />

geringerem Zusetzen.


- 40 -<br />

- Das Vorhandensein von Festschmierstoffen (z. B. Metallseifen)<br />

in der Bindung verringert die Zusetzungen und die<br />

Schleifkräfte [50,51].<br />

Geeignete Reinigungsdüsen und entsprechender Druck verhindern<br />

wirksam das Zusetzen der Spanräume. Grabner hat eine Verdoppelung<br />

des bezogenen Zeitspanungsvolumens durch ständige Umspülung der<br />

Schleifscheibe bei 35 bar erreichen können [43]. Für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

hat sich das für diese Arbeit entwickelte Reinigungssystem bei<br />

mittlerem Druck von 15 + 20 bar als optimal' erwiesen. Als Beispiel ist<br />

hier das Reinigen der Flanken einer dünnen Schleifscheibe abgebildet<br />

(Bild 4.5). Mit diesem System wurde eine Profil-Schleifscheibe mit<br />

geringem Neigungswinkel gereinigt, mit der 25 mm tiefe Nuten geschliffen<br />

wurden. Das gleiche System wurde auch auf der Umfangsfläche der<br />

Schleifscheibe mit Erfolg eingesetzt.<br />

Die in :Bild4.5 dargestellte Vorrichtung besteht aus zwei sich gegenüberstehenden<br />

Sätzen von jeweils 25 Düsen, die in einem Abstand von 1 mm<br />

Bild 4.5:<br />

Düsensystem zur Reinigung von Schleifscheibenflanken


- 41 -<br />

positioniert sind. Durch die symmetrische Anordnung wird eine Verformung<br />

der dünnen Schleifscheibe in axialer Richtung sowie die Anregung<br />

von Schwingungen vermieden. Um den Einfluß dieses Reinigungssystems<br />

auf das Zusetzungsverhalten der Scheibe zu ermitteln, wurde für unterschiedliche<br />

Düsenquerschnitte die Durchflußmenge in Abhängigkeit vom<br />

Kühlschmiermitteldruck bestimmt. Eingesetzt wurden Düsen mit einem<br />

Bohrungsdurchmesser von 0,3 bis 1,0 mm. Dabei erwiesen sich Düsen<br />

mit Bohrungsdurchmessern < 0,6 mm als ungeeignet, da sie zu schnell<br />

von Schleifspänen verstopft werden. Die besten Reinigungsresultate<br />

konnten mit Düsenbohrungen von 0,8 bis 1,0 mm bei einem Druck von<br />

15 bis 20 bar erzielt werden. Die Durchflußmenge betrug 60 l/min.<br />

4.5 Konditionierung des Schleifwerkzeuges beim <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifen<br />

4.5.1 Abrichten und Schärfen von Schleifscheiben<br />

Schleifwerkzeuge sind oftmals bei Lieferung, spätestens aber nach einer<br />

bestimmten Einsatzzeit nicht mehr schleiffähig und/oder verlieren Ihre<br />

Form- und Profilgenauigkeit. Die Wiederherstellung dieser Eigenschaften<br />

wird durch Abrichten erreicht. Trotz vielfältiger Fortschritte bei der<br />

Herstellung neuartiger Schleifwerkzeuge (z.B. Selbstschärfen während des<br />

Einsatzes) stellt das Abrichten nach wie vor einen notwendigen und auch<br />

kostenintensiven Prozeß dar. Dieses gilt besonders für profilierte Scheiben<br />

im Bereich des <strong>Hochleistungs</strong>schleifens mit hoher Scheibenumfangsgeschwindigkeit.<br />

Bei diesem Verfahren kommen CBN- und Diamantschleifscheiben,<br />

die sich durch hohe Verschleißfestigkeit und Härte<br />

auszeichnen, zur Anwendung.<br />

An den Abrichtprozeß für eine Schleifscheibe (Bild 4.6) werden zwei<br />

Forderungen gestellt [52-55]:<br />

- Herstellung der erforderlichen Form- und Profil- sowie der<br />

Rundlaufgenauigkeit der Schleifscheibe,<br />

Erzeugung eines für den Schleifprozeß geeigneten Spanraumes.


- 42 -<br />

Als nichtrotierende Abrichtwerkzeuge kommen einschneidige, mehrschneidige<br />

Abrichter und Abrichtleisten (Abrichtblöcke) in Betracht. Als<br />

rotierende Abrichtwerkzeuge werden Formscheiben, Stahlrollen und<br />

Profilrollen eingesetzt [53]. Die Auswahl eines geeigneten Abrichtverfahrens<br />

und -werkzeugs richtet sich zum einen nach den Schleifwerkzeugen<br />

(Schleifmittelart, Bindung), zum anderen erfolgt sie im Hinblick auf<br />

technologische und wirtschaftliche Forderungen an das Arbeitsergebnis<br />

[53].<br />

Profilieren<br />

Formen<br />

Schärfen<br />

definierte<br />

MakrogeOmetrie<br />

Ausb ildung der<br />

Schneidenraumstruktur<br />

M213- und Formgenauigkeit<br />

Schneidfähigkeit<br />

:s2gr~rl~~h~';b~~'::m<br />

::::::\z,~,~:~~~.? :nt:::;<br />

Bild 4.6: Definition der Konditionierung und ihrer Zielsetzung [53]<br />

(


- 43 -<br />

Bei Diamant- und CBN-Schleifscheiben, insbesondere wenn genaue Profile<br />

zu bearbeiten sind, werden Diamantabrichtrollen eingesetzt. Für<br />

Schleifscheiben mit einem einfachen Profil wie zylindrische Scheiben<br />

werden meist ein- oder mehrkörnige Abrichtwerkzeuge sowie Siliziumkarbidscheiben<br />

verwendet. Keramisch gebundene CBN-Schleifscheiben lassen<br />

sich auch mit nichtrotierenden Abrichtwerkzeugen gut abrichten.<br />

Beim Einsatz von Schleifwerkzeugen mit hochharten Schneidstoffen sind<br />

bis heute noch keine befriedigenden Abrichtmethoden bekannt. Besondere<br />

Schwierigkeiten bereiten hier die geringen Beträge und Toleranzen der<br />

Zustellung der Abrichtwerkzeuge sowie die geforderte hohe Steifigkeit<br />

des Abrichtsystems, bestehend aus Abrichtgerät und Schleifspindel. Zur<br />

Erzeugung eines wirtschaftlichen Abrichtprozesses müssen vom Abrichtsystem<br />

reproduzierbare Zustellwege im Bereich von 1 um ermöglicht<br />

werden. Hohe Genauigkeiten sind besonders für das noch junge TDC-<br />

Verfahren (Touch Dressing of ,CBN, auch Touchieren genannt) eine<br />

wichtige Voraussetzung. Bei diesem Verfahren sind Abrichtbeträge<br />

2 bis 4 J.lIIl zur Wiederherstellung der Schleiffähigkeit des Schleifwerkzeuges<br />

erforderlich, ohne sie schärfen zu müssen [56,57].<br />

Ein weiteres, relativ junges Abrichtverfahren ist das Fräsabrichten von<br />

Schleifscheiben mit einer Abrichtrolle, die auf der Umfangsfläche mit<br />

einer oder mehreren geometrisch bestimmten Schneiden aus polykristallinern<br />

Diamant (PKD) besetzt sind [58,59]. Diese Abrichtrolle wird wie<br />

beim Fräsen ohne Quervorschub mit der Schleifscheibe in Eingriff<br />

gebracht. Die Eingriffslinie zwischen Abrichtrolle und Schleifscheibe<br />

beschreibt dabei eine Zykloide. Die Anzahl dieser bogenförmigen<br />

Eingriffslinien auf dem Scheibenumfang kann bei einer Tiefe von ca.<br />

0,05 mm mehrere hundert betragen. Dieses Verfahren hat den Vorteil,<br />

daß auf das nachträgliche Schärfen verzichtet werden kann, weil durch<br />

die zykloidischen Eingriffslinien ein großes Porenvolumen erzielt wird.<br />

Dadurch kann mit höherem bezogenen Zeitspanvolumen gearbeitet<br />

werden.


- 44 -<br />

4.5.2 Swing-Step-Profilierverfahren<br />

Ein weiteres Verfahren, das jedoch noch keine breite industrielle<br />

Verwendung gefunden hat, ist das Swing-Step-Abrichtverfahren. Dieses<br />

Verfahren, mit dem auch profilierte Schleifscheiben abgerichtet werden<br />

können, unterscheidet sich von konventionellen Profilierverfahren durch<br />

eine zusätzliche Schwenkachse, d.h. die Abrichtrolle verfügt über<br />

insgesamt drei Bewegungsmöglichkeiten:<br />

rotierende Bewegung (eventuell zwei Richtungen),<br />

- radiale Zustellung zur Schleifscheibe,<br />

Schwenkung der Abrichtrolle gegenüber der Schleifscheibe.<br />

Bild 4.7 zeigt die Prinzip-Skizze des Swing-Step-Abrichtgerätes mit der<br />

Möglichkeit zur Erfassung der Abrichtkräfte durch vier "Drei-Komponenten-Quarz-Kraftmeßdosen".<br />

Der Antriebsmotor sorgt für die Drehbewegung<br />

der Abrichtrolle. Ein Schrittmotor bewirkt über ein Getriebe und<br />

eine kugelgelagerte Spindel die Zustellung der Abrichtrolle mit einer<br />

Zustellgenauigkeit von 0,1 11m.Der zweite Schrittmotor ermöglicht eine<br />

Schwenkbewegung von ca. 30° um den Schwenkpunkt.<br />

Aufnahmedorn<br />

Elektromotor<br />

--1-- .<br />

- I .... -,<br />

,// . /""<br />

/ I \<br />

. \<br />

I //<br />

"' 1· ~~<br />

" •......--- ---<br />

\<br />

·_·i<br />

\<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

Sehr! ttmotor für SWing-Step<br />

Zuste li-Sehr<br />

i ttmotor<br />

Kraftmeßdose ( 4 Stück )<br />

Führungsbahn<br />

Bild 4.7: Prinzip-Skizze des Swing-Step-Abrichtgerätes


- 45 -<br />

Beim konventionellen Abrichten einer CBN-Schleifscheibe mit einer<br />

Diamantrolle treten hohe Kräfte auf, die zu unerwünschten elastischen<br />

Verformungen im Abrichtsystem führen [13]. Folge dieser hohen Kräfte<br />

sind ein erhöhter Verschleiß der Abrichtrolle sowie Formfehler auf dem<br />

Schleifwerkzeug.<br />

Beim Swing-Step-Verfahren wird dagegen eine geringe Normalkraft erzeugt.<br />

Weil meist mit geringeren Abrichtbeträgen abgerichtet wird,<br />

bleiben die oben erwähnten Verformungen klein. Geringere Verformungen<br />

haben eine höhere Formhaltigkeit und damit geringere Fertigungstoleranzen<br />

zur Folge.<br />

Zu Beginn des Abrichtprozesses sind beim Swing-Step-Verfahren die<br />

Mittelpunkte der Schleifscheibe, Abrichtrolle und Schwenkachse nicht auf<br />

einer Geraden; die Abrichtrolle befindet sich in ihrer Ausgangslage. In<br />

Nulldurchgang<br />

,(j..~<br />

~ Zustellrichtung<br />

\<br />

Schwenkpunkt<br />

Schlei tscne tbe<br />

Bild 4.8:<br />

Kinematik des Swing-Step-Abrichtverfahrens


- 46 -<br />

dieser Stellung erfolgt die Abrichtzustellung bis die Rolle die Schleifscheibe<br />

touchiert. Anschließend wird die rotierende Abrichtrolle mit einer<br />

konstanten Winkelgeschwindigkeit geschwenkt. Die Abrichtrolle greift<br />

jetzt auf einer Kreisbahn allmählich in die Schleifscheibe ein. Diese<br />

Zusammenhänge sind im Bild 4.8 dargestellt. Wenn die Mittelpunkte der<br />

Abrichtrolle, der Schleifscheibe und der Schwenkachse sich auf einer<br />

Geraden befinden, ist der Profilierungsprozeß beendet und die weitere<br />

Schwenkung der Abrichtrolle auf die andere Seite führt zu keinem weiteren<br />

Materialabtrag auf der Schleifscheibe.<br />

In Bild 4.8 ist der erste Kontaktpunkt E, (Eingriffsanfang) zwischen<br />

Abrichtrolle und Schleifscheibe dargestellt. Mit dem Fortlauf der<br />

Schwenkbewegung wandert der Eingriffspunkt der Abrichtrolle auf dem<br />

Bogen E.Ee. Am Ende des Abrichtprozesses (letzter Kontaktmoment<br />

zwischen Rolle und Scheibe) ist die Abrichtrolle in Mittelstellung und<br />

der Punkt E, (Eingriffsende) ist in Kontakt. In Bild 4.9 ist die Abhängig-<br />

"m<br />

ca<br />

20<br />

~<br />

Cl<br />

ca um<br />

~<br />

.a<br />

ca 15<br />

~<br />

0<br />

;:<br />

.a<br />

<br />

:J<br />

N 5<br />

s:<br />

0<br />

~<br />

.a<br />

-c<br />

0<br />

Rollenradius r R D 51,9 mm<br />

KIppradius<br />

rKa155,5mm<br />

Schwenkradius r, ~ 207,5 mm<br />

Scheibenradius r s ~ 200,0 mm I<br />

,<br />

j<br />

./<br />

- •.-/'1<br />

V<br />

/<br />

V·<br />

/<br />

7<br />

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 Grad 1.0<br />

Eingriffswinkel c,<br />

Bild 4.9:<br />

Abrichtabtrag in Abhängigkeit vom Eingriffswinkel


- 47 -<br />

keit des Abrichtabtrages (Abrichtzustellung) und der dazugehörige<br />

Eingriffswinkel


- 48 -<br />

nachträgliches Schärfen [12,57,60,61]. Dieses entfällt, wenn der Abrichtbetrag<br />

in einem Bereich von aoo= 3 bis 5 um gewählt wird. Bei diesen<br />

optimalen Touchierbeträgen werden eine Lebensdauererhöhung der<br />

Schleifscheibe, geringere Schwankungen der Schleifkräfte und gleichmäßigere<br />

Werkstückqualitäten erreicht.<br />

Das Hauptproblern beim Touchieren sind die Bestimmung des ersten<br />

Kontaktes zwischen Touchier- und Schleifwerkzeug und die Realisierung<br />

der geringen Touchierbeträge von a ed = 3 + 5 um, Im Versuchsstadium<br />

befmdet sich zur Zeit die Möglichkeit, den Kontakt mittels Schallsensoren<br />

zu registrieren [60,61].<br />

Das Blockschaltbild eines hierfür entwickelten Anschnitterkennungssystems<br />

für das Touchieren von CBN-Schleifscheiben ist in Bild 4.10<br />

dargestellt. Das Rauschsignal des laufenden Abrichtwerkzeuges wird<br />

durch einen Körperschallsensor aufgenommen, durch den Ladungsverstärker<br />

verstärkt und mittels einer Diode und einem Tiefpaßfilter zu einer<br />

Gleichspannung umgewandelt. Die erzeugte Gleichspannung wird auf<br />

einen Schmitt-Trigger (Vergleichs-Einheit) gegeben und mit dessen<br />

Referenzspannung verglichen. Beim Auftreten des ersten Kontaktes steigt<br />

der Pegel der Rauschsignal-Gleichspannung über die Referenzspannung<br />

'l<br />

--------- ---------------------_.,<br />

Auswerteeinheit :<br />

1 ~<br />

fau• 3 Hz 100=250 Hz<br />

Tiefpaßfilter<br />

Hochpaßfilter<br />

Niederimpedanz<br />

I~<br />

c=l1JT I ~I/j 1


- 49 -<br />

des Schmitt-Triggers und erzeugt das Ausgangssignal. Letzteres wird in<br />

ein Ton- und Lichtsignal umgewandelt und zeigt den ersten Kontakt an.<br />

Es ist vorgesehen, den Ausgang an die Steuerung des Abrichtgerätes<br />

oder die Schleifmaschine zwecks Bestimmung des weiteren Ablaufs des<br />

Touchiervorgangs anzuschließen.<br />

Mit Hilfe von Kraftmeßdosen, die bei rotierenden Abricht-<br />

(Touchier-)Werkzeugen zur Erfassung der Touchierkräfte eingesetzt<br />

werden, kann ein sehr kleiner Kraftanstieg von 1 N festgestellt und<br />

gemessen werden. Somit könnten auch Kraftmeßdosen als Alternative zu<br />

Sensoren zur Bestimmung des ersten Kontaktes eingesetzt werden.<br />

Weitere Schnitterkennungsmöglichkeiten bieten Thermo- und Lichtsensoren.<br />

Durch den Temperaturanstieg in der Kontaktzone wären Infrarot-<br />

Thermosensoren bei entsprechender meßtechnischer Signalverarbeitung in<br />

der Lage, den ersten Kontakt zu bestimmen.<br />

Ein weiteres Problem des Touchierens ist der bisherige Informationsmangel<br />

über das optimale Werkzeug. Zur Zeit werden meist Mehrkornabrichter<br />

als nichtrotierende Werkzeuge zum Touchieren von CBN-Schleifscheiben<br />

eingesetzt. Diese Werkzeuge verschleißen sehr schnell und sind<br />

nicht in der Lage, genaue Touchierbeträge einzuhalten. Die PKD-Blöcke<br />

(polykristalliner Diamant) sind wegen ihres geringeren Verschleißes<br />

günstigere Touchierwerkzeuge als Mehrkornabrichter. Bild 4.11 zeigt das<br />

Kernstück einer Vorrichtung zum seitlichen Touchieren (Kalibrieren) von<br />

CBN-Schleifscheiben. Es sind zwei runde PKD-Blöcke als Werkzeug zu<br />

erkennen.<br />

Geeignetere Touchierwerkzeuge wären Diamantscheiben oder -rollen, die<br />

einen geringeren Verschleiß und eine wesentlich größere Lebensdauer<br />

erwarten lassen.<br />

Zusammengefaßt ermöglicht das Touchieren eine bessere Ausnutzung von<br />

CBN-Schleifwerkzeugen. Die Standzeiten von einschichtigen CBN-<br />

Schleifscheiben, .die ihre Schneidfähigkeit verloren haben, könnten sich<br />

durch das Touchieren erheblich verlängern. Für galvanisch gebundene


- 50 -<br />

Bild 4.11:<br />

PKD-Werkzeuge zum seitlichen Touchieren (Kalibrieren) von<br />

CBN-Schleifscheiben<br />

CBN-Schleifscheiben ist ein gesamter radialer Touchierbetrag von ca. 5%<br />

der Korngröße zu empfehlen. Dabei verbessern sich die Werkstück-Rauheitswerte<br />

um mehr als 50 %. Es sind jedoch noch einige Weiterentwicklungen<br />

erforderlich, insbesondere auf den Gebieten der Schnitterkennung,<br />

der Touchierwerkzeuge sowie der Steifigkeit und der Genauigkeit von<br />

Zustellvorrichtungen.<br />

4.5.4 Schärfen von hochharten Schleifwerkzeugen<br />

Als Schärfen hochharter Schleifwerkzeuge wird das "Freiziehen" ,<br />

"Öffnen" oder "Zurücksetzen der Bindung" definiert. Durch das Schärfen<br />

gewinnt eine profilierte Scheibe wieder ihre Schneidenraumstruktur und<br />

wird damit wieder schneidfähig.<br />

Dieses Zurücksetzen der Bindung läßt sich durch verschiedene Verfahren<br />

erreichen. Das Andrücken eines keramisch gebundenen Korundblocks<br />

gegen die rotierende Schleifscheibe ist das übliche Verfahren. In der


- 51 -<br />

Praxis werden die Schärtblöcke meistens mit der Hand gegen die<br />

umlaufende Schleifscheibe gedrückt, bis die Bindung zurückgesetzt ist.<br />

Für reproduzierbare Schärfprozesse werden Geräte und Vorrichtungen<br />

eingesetzt, die einen definierten Vorschub zwischen dem Schärtblock<br />

und dem Schleifwerkzeug ermöglichen.<br />

Schleich [62,63] hat diesen Prozeß weitgehend untersucht und für das<br />

bezogene Schärf-Zeitspanvolumen Q'sb folgendes Modell entwickelt:<br />

Q~b = 0,95· «: ..1c,.(1 - R p ). R~/2 . Vcd (4.4)<br />

wm . qm . Zkrit<br />

qn = Längsstreckungskoeffizient der CBN-Körner (qm = 1,41)<br />

C K = Komzahl pro Volumeneinheit des Schleitbelages<br />

W m = mittlere Maschenweite<br />

Zl


- 52 -<br />

Scheibe geschleudert [65]. D~s chemische Abtragen der Bindung wird<br />

für metallgebundene Diamant- und CBN-Scheiben mit mittlerer und<br />

grober Körnung angewendet. Bei diesem Verfahren wird der belegte Teil<br />

der Schleifscheibe kurz in eine Säure eingetaucht. Ist der gewünschte<br />

Komüberstand erreicht, wird das Schleifwerkzeug ausgespült. Bei diesem<br />

Verfahren findet der Schärfprozeß außerhalb der Maschine statt.<br />

Der Vollständigkeit halber seien hier noch weitere Schärfverfahren, wie<br />

Schleifen von weichem, langspanendem Stahl, Erodierschärfen und<br />

Anbringen von losem Kom in der Kontaktzone, erwähnt.<br />

Bild 4.12 zeigt die Prinzip-Skizze einer neu für diese Arbeit entwickelten<br />

Schärfvorrichtung für CBN-Schleifscheiben. Es werden Schärfblöcke mit<br />

[EJ~<br />

Pos. Stck Benennung<br />

3/~ Wege-Magnetvent 11<br />

2<br />

3<br />

~<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Stromregelventll<br />

Rückschlagventil<br />

HydraulIkzylinder<br />

Absperrhahn<br />

Manometer<br />

Kraftmeßdose<br />

SChär fb lock<br />

CBN-SChlel f scne tbe<br />

Steuerung für 3/~ wege-<br />

Magnetvent 1I<br />

Bild 4.12:<br />

Prinzip-Skizze der entwickelten Schärfeinrichtung


- 53 -<br />

einer auf bis 1000 N einstellbaren Kraft und einem bis auf 100 mm/s<br />

einstellbaren Vorschub gegen die Scheibe gedrückt. Hier kann der<br />

gewünschte Vorschub auf einmal oder in beliebigen Schritten, mit<br />

einstellbarer Pausenzeit zwischen den Schritten, erfolgen. Gleichzeitiges<br />

Profilieren und Schärfen führt zu einer Verringerung der Profilierkräfte<br />

und zur Abnahme des Abrichtrollenverschleißes, da während des Schärfens<br />

die Bindung zurückgesetzt wird und die Abrichtrolle nur mit den<br />

Schleifkömem Kontakt hat.<br />

4.6 Technologische Grundlagen zur Realisierung hoher Abtragsleistungen<br />

Durch den Zerspanprozeß beim Schleifen entstehen Wärme und Späne,<br />

die aus der Kontaktzone zwischen Schleifscheibe und Werkstück<br />

abtransportiert werden müssen. Mit steigendem bezogenen Zeitspanvolumen<br />

nehmen sowohl die erzeugte Prozeßwärme als auch das Spanvolumen<br />

zu. Nur durch deren schnelle Abführung aus der Kontaktzone ist<br />

ein funktionsgerechter Ablauf des Schleifprozesses möglich.<br />

Beim Tiefschleifen mit relativ geringer Schnittgeschwindigkeit und geringer<br />

Schleifleistung ist auch die umgesetzte Energie verhältnismäßig<br />

gering. Wegen der verfahrensbedingten relativ großen Kontaktlänge und<br />

der relativ großen Kontaktzeit (geringe Werkstückgeschwindigkeit) fließt<br />

ein Teil der Energie bei niedriger Temperatur in das Werkstück. Wird<br />

beim Tiefschleifen (geringe Schnittgeschwindigkeiten, z.B. 30 m/s) mit<br />

größerem bezogenen Zeitspanvolumen, d.h. mit höherer Werkstückgeschwindigkeit<br />

gearbeitet, so ist ein ausreichendes Abführen der Wärmeenergie<br />

kaum möglich, denn dafür steht die erforderliche Zeit nicht zur<br />

Verfügung. Es kommt zu einem Wärmestau und zu thermischen Schädigungen<br />

im Werkstück. Dieser Zusammenhang ist der Hauptgrund dafür,<br />

daß das konventionelle Tiefschleifen mit höherem bezogenen Zeitspanvolumen<br />

nicht möglich ist.<br />

Beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen werden in kürzerer Zeit noch größere Energiemengen<br />

umgesetzt. Im Schleifprozeß ist daher dafür Sorge zu tragen,<br />

daß diese Energie zu keinen thermischen Schädigungen in der oberflächennahen<br />

Werkstückrandzone führt. Mit zunehmender Energiemenge


- 54 -<br />

sollten hier erheblich größere Vorschübe gewählt werden, um den<br />

Wärmefluß in das Werkstück zu verhindern. Die Schleifscheibe, die auch<br />

als Wärmequelle angesehen werden kann, verläßt bei hohen Werkstückgeschwindigkeiten<br />

die neu erzeugte Oberfläche schneller. Der überwiegende<br />

Teil der in Wärme umgesetzten Energie wird mit den Spänen und dem<br />

Kühlschmierstoff aus der Kontaktzone nach außen gebracht.<br />

In Bild 4.13 ist die gemessene Temperatur knapp unter der Werkstückoberfläche<br />

in Abhängigkeit von der Werkstückgeschwindigkeit und dem<br />

bezogenem Zeitspanungsvolumen für unterschiedliche Zustellungen (a, =<br />

3; 6; 9 mm) dargestellt. Danach ist bei konstanter Zustellung ein Temperaturabfall<br />

mit wachsendem bezogenem Zeitspanungsvolumen zu verzeichnen.<br />

Dies ist auf eine Erhöhung der Werkstückgeschwindigkeit<br />

zurückzuführen. Mit steigenden Beträgen für die Zustellung a, steigt auch<br />

die Randzonentemperatur.<br />

0::,<br />

~::1<br />

800<br />

·e<br />

700 I \<br />

Werks tücksescnvtncicket<br />

r<br />

600<br />

~ 500<br />

Cl<br />

.,<br />

~<br />

c;<br />

c<br />

~<br />

400<br />

"" 300<br />

~ c;~<br />

200<br />

Schleifscheibe<br />

scnt eIrscne Ibencurcnnesser<br />

Werks toff<br />

• ~ ( w = 500 mm/mln<br />

I sennt ttgeschwindlgkel t<br />

\ ~ i I Kühlschmierstoff<br />

Kühlschmierstoffdruck<br />

I -menge<br />

90A 80 Q 4 BH501100<br />

Os = 400 mm<br />

16 MnCr 5<br />

V c = 100 m/s<br />

Schlei föl<br />

7.5 bar I 150 I/min<br />

1<br />

100<br />

0<br />

10<br />

50<br />

100 500 mml/(mm· si 600<br />

200 1000 2000 4000 6000 8000<br />

Werkstückgeschwlndlgkel t a e<br />

= 3 mm<br />

10000 mm/mln<br />

Bild 4.13: Werkstück-Oberflächentemperatur in Abhängigkeit vom<br />

bezogenen Zeitspanungsvolumen


- 55 -<br />

400<br />

°C<br />

0;, 300<br />

L<br />

E!<br />

~<br />

'"0.<br />

E<br />

sC.,<br />

200<br />

s: u<br />

«o<br />

.•..<br />

Ḷ,<br />

.0<br />

0<br />

~ ., 100<br />

30<br />

o<br />

_./I~·~<br />

_.<br />

Das bezogene Zeitspanungsvolumen Q' w setzt sich aus dem Produkt von<br />

Zustellung ae und Werkstückgeschwindigkeit Vw zusammen (Q'w = ae·v w ).<br />

Eine Vergrößerung der Zustellung bewirkt größere Kontaktlängen, die<br />

aufgrund der steigenden Reibung zu höheren Temperaturen führen.<br />

Dagegen führt eine Vergrößerung der Werkstückgeschwindigkeit zu einer<br />

niedrigeren Schleiftemperatur. Diese Überlegungen zeigen, daß die<br />

Steigerung des bezogenen Zeitspanungsvolumens in erster Linie durch<br />

die Vergrößerung der Werkstückgeschwindigkeit erreicht werden kann,<br />

weil die Werkstückoberflächentemperatur geringer bleibt. Eine hohe<br />

Werkstückgeschwindigkeit ist somit eine der fundamentalen Voraussetzungen<br />

für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen.<br />

Weiterhin sorgt eine hohe Schnittgeschwindigkeit nicht nur für geringere<br />

Schleifkräfte und Vergrößerung des Spanaufnahmevolumens, sie begünstigt<br />

auch den Spanprozeß und führt ab einer bestimmten Schnittgeschwin-<br />

1Ir-<br />

/. ~kOnVentlOnelle Schlei rscne ibe<br />

1/ •<br />

•<br />


- 56 -<br />

Dieser Zusam-<br />

digkeit zu sinkenden Werkstückoberflächentemperaturen.<br />

menhang ist in Bild 4.14 dargestellt.<br />

Hier ist der Temperaturverlauf in Abhängigkeit von der Schnittgeschwindigkeit<br />

für zwei unterschiedliche Schleifscheiben aufgezeigt. Als Schleifwerkzeug<br />

wurden eine galvanisch gebundene CBN-Schleifscheibe (B252)<br />

und eine bakelitisch gebundene Korundscheibe, die höheren Schnittgeschwindigkeiten<br />

standhält, eingesetzt. Bis ca. vc = 100 mls steigt die<br />

Temperatur für beide Schleifscheiben an, wobei das Temperaturniveau<br />

bei der Korundscheibe höher liegt. Bei weiterer Zunahme von vc fällt die<br />

Temperatur wieder ab, die bei einer Geschwindigkeit von v; = 130 m/s<br />

etwa das gleiche Temperaturniveau wie für vc = 60 mls erreicht. (Die<br />

gewählte Korundscheibe dürfte nur bis zu einer Scheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

v, = 120 m/s eingesetzt werden.)<br />

Die mit zunehmender Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit zunächst<br />

ansteigende Temperatur kann mit der Zunahme der zu leistenden Reibarbeit<br />

erklärt werden. Dreht die Schleifscheibe schneller, wird weniger<br />

Material pro in Eingriff befindlicher Schneide abgetragen, die Spanungsdicke<br />

wird geringer, während die Reibung aufgrund des häufigeren<br />

Eingriffs größer wird. Die Folge sind höhere Temperaturen in der<br />

Kontaktzone. Diese Tendenz hält bis zu einer bestimmten Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

an und kehrt sich dann um.<br />

Dieser Abfall der Oberflächentemperatur läßt sich mit der folgenden<br />

"Kontaktschichttheorie" erklären. Dazu wird zunächst auf den Begriff<br />

der Gleichgewichtstemperatur im Spanbildungsprozeß für eine Schneide<br />

eingegangen.<br />

Beim Eindringen der Schneide in den Werkstoff steigen sowohl der Spanungsquerschnitt<br />

als auch die Temperatur mit zunehmender Schneidenlänge<br />

an. Die Schneidenkontakttemperatur steigt dabei nur bis zu einem<br />

bestimmten oberen Grenzwert (Spanbildungs-Gleichgewichtstemperatur)<br />

an und bleibt danach über der gesamten Schneideneingriffsstrecke<br />

konstant [15]. Diese Aussage ist zur Beschreibung der Zusammenhänge<br />

in der obersten Schicht der Kontaktfläche zwischen Schleifscheibe und<br />

Werksruck beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen nicht ausreichend, weil sie sich<br />

nur auf das einzelne Korn bezieht, und sie muß daher erweitert werden.


- 57 -<br />

Bild 4.15a zeigt den tendenziellen Verlauf der Kontaktschicht- und<br />

Kontaktzonentemperatur. Erreicht die Kontaktschichttemperatur die<br />

Gleichgewichtstemperatur, ist auch die maximale Randzonentemperatur<br />

erreicht. In Bild 4.15b ist die Kontaktschicht stark vergrößert dargestellt.<br />

Um die genaueren Zusammenhänge zu erläutern, ist es zuerst notwendig,<br />

auf die Kontaktschicht und ihre charakteristischen Merkmale tiefer<br />

a. )<br />

Gleichgewichtstemperatur<br />

- _1_- ,..:.' _<br />

L-<br />

.= '"<br />

L-<br />


- 58 -<br />

einzugehen. Die oberste Schicht unter der Kontaktfläche zwischen<br />

Schleifscheibe und Werkstück kann als "Kontaktschicht" bezeichnet<br />

werden. Ihre Dicke entspricht der Spanungsdicke (Bild 4.15).<br />

Im allgemeinen liegt die kinematische Schneidenzahl N Idn beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

höher als beim Tiefschleifen. Die Anzahl der momentan<br />

in Eingriff befindlichen Schneiden ist proportional zur kinematischen<br />

Schneidenzahl. Das führt beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen zu einer größeren<br />

Anzahl von Schneidenbahnen, die, wie im Bild 4.16 skizziert dargestellt,<br />

sehr dicht nebeneinander liegen. Wie vorher beschrieben, verursacht jeder<br />

Schneideneingriff nach kurzer Anlaufzeit eine hohe Temperatur. Durch<br />

die hohe Anzahl von Eingriffen und die Wärmeleitung erwärmt sich die<br />

ganze Kontaktschicht auf Temperaturen zwischen 1000 + 1800 "C und<br />

erreicht die Gleichgewichtstemperatur.<br />

Stähli [66] hat herausgefunden, daß sich Wärme in Stahlbauteilen am<br />

Anfang schneller auf der Oberfläche als in die Tiefe ausbreitet. Er hat<br />

eine Stahloberfläche kurzzeitig mittels hochfrequenter Elektronenstrahlimpulse<br />

bis zum Schmelzen erhitzt. Die Kontaktfläche hatte einen Durchmesser<br />

von 1 mm und wurde innerhalb von 11,1 ms (Impulsdauer) mit<br />

200 W/rnrn 2 erhitzt. Aufgrund der guten Wärmeleitung des Werkstückes<br />

Schneidenbahnen<br />

Tiefschleifen<br />

für<br />

Schneidenbahnen für<br />

HOChleistungsschleifen<br />

Bild 4.16:<br />

Skizzierte Darstellung der Schneidbahnen für das Tief- und<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifen


- 59 -<br />

verläuft der Wärmedurchfluß am Anfang schneller auf der Oberfläche als<br />

in die Tiefe, bedingt durch geringere Wärmeleitfähigkeit der aufliegenden<br />

Luftschicht. Bild 4.17 zeigt die Isothermen für die Wärmeausbreitung<br />

auf der Fläche und ins Werkstückinnere.<br />

Der von Stähli beobachtete Effekt soll auf das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

übertragen werden. Wird die Wärmeeinbringung beim Schneideneingriff<br />

mit dem kurzzeitigen Elektronenimpuls gleichgesetzt, kann angenommen<br />

werden, daß der sich durch die Schneideneingriffe entwickelnde Wärmestau<br />

seitlich größer ist als in der Tiefe des Werkstückes. Die seitliche<br />

Wärmeverteilung vereinfacht den Zerspanprozeß für die benachbarte<br />

Schneide und bewirkt eine Verminderung der Schleifkräfte. Beim Tiefschleifen<br />

ist diese Möglichkeit nicht gegeben, da die Schneidenbahnen<br />

wegen der geringeren kinematischen Schneidenzahl weiter auseinander<br />

liegen.<br />

mm<br />

~ 1 mm<br />

-l<br />

200 V1lmm' 11,1 ms I<br />

I<br />

I<br />

-~<br />

I<br />

I<br />

~<br />

""''', ---- ~ :::;::;>" ::;:> 7/'"<br />

.s:<br />

0,2-<br />

"0<br />

~<br />

E<br />

0<br />

><br />

"0 c:<br />

s'"<br />

~<br />

0,4<br />

0,6<br />

I<br />

I<br />

Stahl mit 1% C<br />

Bild 4.17:<br />

Temperaturfeld bei thermischer Kurzzeitbelastung, unmittelbar<br />

nach Beendigung des Aufheizvorgangs (nach [66])


- 60 -<br />

Die Zeit für das Abtragen der Kontaktschicht kann rechnerisch ermittelt<br />

werden, was nachfolgend anhand eines Beispieles geschieht. Für eine<br />

Zustellung ae = 6 mm und ein bezogenes Zeitspanungsvolumen von<br />

Q'w = 100 mm 3 /(mm.s) und eine mittlere Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

von v, = 100 m/s läßt sich die Zeit zum Abtragen der<br />

Kontaktschichtdicke folgendermaßen berechnen:<br />

Die Kontaktlänge l, beträgt in guter Näherung:<br />

lk = Ja e • ä,<br />

(4.6)<br />

Für eine Zustellung von a, = 6 mm und einen Schleifscheibendurchmesser<br />

d, = 400 mm ergibt sich für lk:<br />

Ik=J6 mm·400 mm~49 mm<br />

Die äquivalente Dicke der Kontaktschicht<br />

Formel berechnen:<br />

heq läßt sich nach folgender<br />

h _ ae· VW Q'<br />

« ': =~<br />

Vc V c<br />

(4.7)<br />

100 mm 3 /(mm.s) _ = 0001 mm<br />

~ = -------;~-~~-------- ,<br />

Das Volumen der Kontaktschicht<br />

sich wie folgt ableiten:<br />

mit einer Breite von b, = 1 mm läßt<br />

V;ch = h . heq<br />

(4.8)


- 61 -<br />

»: = 49 mm· 0,001 mm = 0,049<br />

mm 3<br />

mm<br />

(4.9)<br />

Das Verhältnis von bezogenem Zerspanungsvolumen für die Kontaktschicht<br />

V' sch und bezogenem Zeitspanungsvolumen Q' w entspricht der<br />

Zeit ~, in der die Kontaktschicht abgetragen wird.<br />

. V;ch _ 0,049 mm 3 /mm = 0,49 ms (4.10)<br />

tsch = Q'w - 100 mm3/(mm· s)<br />

Bleiben alle angenommenen Parameter konstant und wird für das<br />

bezogene Zeitspanungsvolumen Q' w = 1.000 mm 3 /(mm· s) angenommen,<br />

ergibt sich die Zeit für das Abtragen einer Kontaktschicht zu<br />

t 5ch = 0,0490 ms. Die Kontaktschicht bildet sich kontinuierlich neu, also<br />

ca. 2.000 + 20.000 mal pro Sekunde. Durch diese relativ kurzen Zeiten<br />

hat die Wärme kaum Gelegenheit, in das Werkstück zu fließen. Die<br />

Schleifenergie fließt hauptsächlich mit der in Form von Spänen abgetragenen<br />

Kontaktschicht aus der Kontaktzone heraus.<br />

Die Wärme, die durch die Kontaktschicht in das Werkstück fließt, ist<br />

von zwei Faktoren abhängig. Zum einen von der Schichtdicke und zum<br />

anderen vom Temperaturniveau. Das Produkt aus dem Schichtvolumen<br />

(Variable der Schichtdicke ), und der spezifischen Wärme des Werkstoffs<br />

ist der Wärmeinhalt der Kontaktschicht.<br />

Am Umkehrpunkt (Bild 4.14) liegen in der Kontaktschicht hohe Temperaturen<br />

vor, die den Spanbildungsprozeß vereinfachen. Wird dieser Punkt<br />

überschritten, so bewirkt das Steigen der Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

keine Zunahme der Reibarbeit mehr, sondern beschleunigt<br />

die Wärmeabfuhr aus der Kontaktzone. Beim HEDG-Schleifen bildet sich<br />

demnach eine Zone in der oberen Kontaktschicht, in der die Gleichgewichtstemperatur<br />

(ca. 1.000 bis 1.800 "C) vorliegt. Von dieser Stelle an<br />

verringert sich die Dicke der Kontaktschicht mit steigender Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit,<br />

während die Temperatur (Gleichgewichtstemperatur)<br />

unverändert bleibt. Je dünner diese Schicht wird, um<br />

so weniger Energie kann sie trotz des hohen Temperaturniveaus aufneh-


- 62 -<br />

men. Die Temperatur in der Zone unterhalb der dünnen Kontaktschicht<br />

und auf der neu erzeugten Oberfläche fallen ab. Bei niedrigeren Schnittgeschwindigkeiten<br />

liegt die Kontaktschichttemperatur unter der Gleichgewichtstemperatur<br />

(s. Bild 4.15). Daher bleibt trotz größerer Kontaktschichtdicke<br />

die Randzonentemperatur gering. Die Begründung dafür ist,<br />

daß bevor die Temperatur von der Kontaktzone zur unteren Seite der<br />

Kontaktschicht ansteigt, die Kontaktschicht abgetragen wird.<br />

Eine Erhöhung des bezogenen Zeitspanungsvolumens führt nicht zu einer<br />

proportionalen Steigerung der Schleifkräfte und der Schleifleistung. Beim<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifen liegt der spezifische Energiebedarf viel niedriger<br />

als beim konventionellen Tief- und Pendelschleifen. Er beträgt zum Teil<br />

weniger als 10 % des Energiebedarfs, der für das konventionelle<br />

Schleifen erforderlich ist.<br />

Die wesentlichen Gründe hierfür sind:<br />

a) Der für die elastische Verformung des Werkstückes notwendige<br />

Anteil des Energiebedarfs beim Zerspanprozeß liegt beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

niedriger als beim konventionellen Schleifen, da die<br />

heiße Kontaktschicht sich leichter verformen läßt.<br />

b) Wegen der höheren Formänderungsgeschwindigkeit und der hohen<br />

Temperatur der Kontaktschicht beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen werden<br />

für die plastische Verformung des Werkstücks beim Spanbildungsprozeß<br />

geringere Kräfte und Energien benötigt.<br />

c) Ein weiterer Grund für den niedrigeren spezifischen Energiebedarf<br />

ist die größere Spanungsdicke, die durch größere Zustellung und<br />

größere Vorschübe zustande kommt. Im allgemeinen benötigt man<br />

weniger Energie, wenn ein bestimmtes Spanvolumen in einem<br />

Stück zerspant wird, als wenn es in mehreren dünneren Schichten<br />

abgetragen wird. Beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen ist im Vergleich<br />

zum Tiefschleifen die Spanungsdicke wegen der höheren Werkstückgeschwindigkeit<br />

erheblich größer.<br />

Wird mit ungeeigneten Werkzeugen, Schleifparametern, Abrichtbedingungen<br />

und/oder ungenügender Kühlschmierstoffversorgung gearbeitet,


- 63 -<br />

muß mit gravierenden Prozeßstörungen gerechnet werden. Bei zugesetzten<br />

Schleifscheiben steigt die Reibung stark an und führt zu größerem<br />

Wärmestau in der Kontaktzone und damit zu hoher Erwärmung des<br />

Werkstückes, das dadurch beschädigt werden kann.<br />

Bei schwer zerspanbaren Materialien, z. B. Titan, ist der Reibanteil beim<br />

Zerspanprozeß sehr hoch. Dadurch wird mehr Energie für den Prozeß<br />

benötigt, welche nicht ohne thermische Schädigung aus der Kontaktzone<br />

abgeführt werden kann. Abhilfe kann meist durch geringeren Energieeinsatz,<br />

d.h. kleinere Zerspanleistung und geringere Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit,<br />

erreicht werden [67,68].<br />

Bild 4.18 stellt den qualitativen Einfluß der Werkstückgeschwindigkeit<br />

und des bezogenen Zeitspanungsvolumens auf die Randzonentemperatur<br />

dar. Bei richtiger Auslegung des Prozesses liegt die Randzonentemperatur<br />

beim Tiefschleifen in Bereichen, die für die Werkstücke unschädlich sind<br />

[4]. Zwischen dem Tiefschleifbereich und HEDG-Bereich ist eine Zone,<br />

die durch höhere Temperaturen gekennzeichnet ist. Unter anderem ist die<br />

hohe Temperatur in diesem kritischen Bereich, der knapp über dem konventionellen<br />

Tiefschleifen liegt, verantwortlich für die vergeblichen Versuche,<br />

höhere bezogene Zeitspanungsvolumina mit der Methode des<br />

Tiefschleifens zu erreichen.<br />

Ein großes Zeitspanvolumen bedeutet auch gleichzeitig ein großes Spanvolumen,<br />

das in den Spanräumen der Schleifscheibe untergebracht und<br />

aus der Kontaktzone mit dem Kühlschmierstoff nach außen geführt werden<br />

muß. Die Späne, die während einer Umdrehung der Schleifscheibe<br />

erzeugt werden, müssen ein geringeres Volumen haben als die Spanräume<br />

auf dem Schleifscheibenumfang. Das bedeutet, daß die Spanräume die<br />

Grenze für das maximale bezogene Zeitspanungsvolumen setzen. Die Erhöhung<br />

der Spanräume geschieht zum einen durch den Einsatz größerer<br />

Körnung und zum anderen durch die Vergrößerung der Porenräume, die<br />

sich aber in anderem Zusammenhang nachteilig auswirken kann.<br />

Abgesehen von größerer Oberflächenrauheit führen gröbere Körner zu<br />

größeren Schleifkräften und auch die Zahl der in Eingriff befindlichen<br />

Schneiden reduzieren sich. Daneben führt die Vergrößerung der Poren


- 64 -<br />

"'::l<br />

L-<br />

:=J<br />

+-'<br />

eo<br />

L-<br />

CLl<br />

0.<br />

E<br />

CLl<br />

+-'<br />

C<br />

CLl<br />

s:<br />

U<br />

«o<br />

-'>-<br />

L-<br />

CLl<br />

.0<br />

0<br />

'>-<br />

CLl<br />

s:<br />

U<br />

(/)<br />

Tiefschleifbereich<br />

Kritische<br />

Temperatur<br />

0<br />

100 200 300<br />

bezogenes Zeitspanungsvolumen Q~<br />

Werkstückgeschwindigkeit<br />

V w<br />

~ 400<br />

(mm's)<br />

-<br />

Bild 4.18: Qualitativer Einfluß der Werkstückgeschwindigkeit und des<br />

bezogenen Zeitspanvolumens auf die Randzonentemperatur<br />

was nicht im-<br />

räume zu geringerer Festigkeit des Schleifscheibenbelags,<br />

mer erwünscht ist.<br />

Größere Kornkonzentration ist eine weitere Maßnahme, die das Realisieren<br />

hoher bezogener Zeitspanungsvolumina günstig beeinflußt. Eine<br />

größere Konzentration führt zu einer größeren kinematischen Schneidenzahl<br />

und einer geringeren Spanungsdicke. Hierdurch sind im allgemeinen<br />

höhere Gesamtschleifkräfte zu erwarten. Beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

nehmen die Schleifkräfte nicht proportional mit bezogenem Zeitspanungsvolumen<br />

zu und bleiben relativ niedrig. Höhere Konzentration und<br />

gleichzeitig große Spanraumvolumen lassen sich durch galvanisch<br />

gebundene Schleifscheiben erzielen. Daher ist in vielen Fällen eine<br />

galvanisch gebundene Schleifscheibe das bessere Werkzeug beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen.


- 65 -<br />

Weiterhin spielt der Kühlschmierstoff beim Zerspanprozeß eine wichtige<br />

Rolle. Er sorgt für die Schmierung in der Kontaktzone und den Abtransport<br />

der Wärme und Späne. Guter Schmiereffekt und gleichzeitig guter<br />

Kühleffekt sind erforderlich. In der Praxis lassen sich aber beide Effekte<br />

nicht gleichzeitig erzielen. Schleiföle haben einen guten Schmiereffekt,<br />

während wasserlösliche Schmierstoffe günstigere Wärmeaufnahmeeigenschaften<br />

besitzen. Für bestimmte Werkstoffe und Schleifbedingungen<br />

spielt die Wärmeabfuhr die wichtigere Rolle, für manch andere Schleifaufgabe<br />

ist die Schmierung die wichtigere Aufgabe des Kühlschmierstoffes.<br />

Für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen hat sich Öl mit seinem günstigeren<br />

Schmiereffekt als am meisten verwendeter Kühlschmierstoff etabliert<br />

[12,13]. Optimale Kühlschmierstoffzuführung und Scheibenreinigung sind<br />

für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen von großer Bedeutung; sie sind in Kapitel<br />

4.4 behandelt worden.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sich beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

durch die weiter oben definierte Kontaktschicht die Zusammenhänge,<br />

die zu verringerten Werkstückoberflächen-Temperaturen führen,<br />

erklären lassen. Für den raschen Abtrag der heißen Kontaktschicht sorgen<br />

die hohe Schnitt- und Werkstückgeschwindigkeit, die beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

zu den fundamentalen Voraussetzungen gehören. Der<br />

schnelle Abtrag der Kontaktschicht verhindert größeren Wärmeübergang<br />

in die Randzone, wodurch eine thermische Schädigung des Werkstückes<br />

verhindert wird.<br />

Ausgehend von diesen theoretischen Überlegungen und experimentellen<br />

Erfahrungen sind neben einer geeigneten Maschine, großer Schnittgeschwindigkeit,<br />

großer Zustellung und großer Werkstückgeschwindigkeit<br />

ist durch folgende Faktoren die Realisierung hoher Abtragsraten positiv<br />

zu beeinflussen:<br />

- Galvanisch gebundene CBN-Schleifscheiben (wegen der<br />

Möglichkeit des Einsatzes bei hohen Schnittgeschwindigkeiten),


- 66 -<br />

- Mittlere Korngröße,<br />

- Mikrokristallines Kom wegen seiner Splitterfreudigkeit. Durch<br />

kleine Absplitterungen wird die Schärfe der Körner mit<br />

geringem Verschleiß wieder hergestellt [60],<br />

- Öl als Kühlschmierstoff mit geeigneten Zufuhrsystemen und<br />

-drücken.<br />

In erster Linie sollte die Steigerung des bezogenen Zeitspanungsvolumens<br />

beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen durch eine Erhöhung der Werkstückgeschwindigkeit<br />

gegenüber der Zustellung erreicht werden (siehe Bild 4.13).<br />

4.7 Analytische Bestimmung des werkzeugbezogenen Maximums des<br />

Zeitspanungsvolumens<br />

Wie auch dem konventionellen Pendel- und Tiefschleifen sind auch dem<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifen durch unterschiedliche Faktoren Leistungsgrenzen<br />

gesetzt. Bild 4.19 zeigt eine Übersicht der wichtigsten Grenzkriterien für<br />

das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen. Als Grenzkriterien sind die Größen und<br />

Eigenschaften, die mit dem Werkstück, dem Werkzeug, der Werkzeugmaschine<br />

und der Fertigungsqualität zusammenhängen, dargestellt. Die für<br />

die Beurteilung dieser Kriterien notwendigen Voraussetzungen in bezug<br />

auf Schleifmaschine, Schleifwerkzeug, Stellgrößen etc. sind in den<br />

Kapiteln 4.1, 4.2 und 4.3 beschrieben worden.<br />

Im folgenden Abschnitt sollen zwei wesentliche Grenzkriterien, der<br />

Spanraum und die Werkzeugfestigkeit, näher untersucht werden. Ein<br />

analytisch abgeleitetes Modell zur Bestimmung des bezogenen Grenz-<br />

Zeitspanungsvolumens dient dabei als Grundlage.


Grenzen des <strong>Hochleistungs</strong>schlei fens


d K<br />

2<br />

- 68 -<br />

4.7.1 Der mittlere Spanraum als Grenzkriterium<br />

Die Spanräume im Schleifwerkzeug haben die Aufgabe, das abgetragene<br />

Material aufzunehmen und aus der Kontaktzone herauszuleiten. Spanräume<br />

werden grundsätzlich durch das Zurücksetzen der Bindung beim<br />

Schärfvorgang erzielt. Das Spanraumvolumen bei CBN-Schleifscheiben<br />

kann rechnerisch oder durch das Abtasten der Schleifwerkzeugoberflächen<br />

ermittelt werden. Nachfolgend wird ein analytisch abgeleitetes<br />

Rechenmodell zur Bestimmung des maximal erreichbaren bezogenen<br />

Zeitspanungsvolumens vorgestellt.<br />

Für eine Berechnung des Spanraumes muß ein geometrisch definierbares<br />

Idealkorn vorausgesetzt werden, das nach einem bestimmten Schema in<br />

der Bindung und auf dem Grundkörper angeordnet ist. Als Kommodell<br />

wird die mit Rasterelektronenmikroskopen nachweisbare häufigste<br />

Kornform, die Oktaederform von CBN-Kömem vorausgesetzt [23,62,69].<br />

Bild 4.20 zeigt idealisierte Körner in schematischer Anordnung auf dem<br />

Grundkörper.<br />

Bindung<br />

Bild 4.20:<br />

Idealisiertes Kom und die Anordnung auf dem Grundkörper


- 69 -<br />

Auf dem Bild ist ein sogenannter kritischer Komüberstand (d. h. keine<br />

feste Verankerung des Kornes in der Bindung) dargestellt.Dieser beträgt<br />

dJ2. Bei diesem Wert ist die Bindung bis auf 50 % der Korngröße<br />

zurückgesetzt oder sie ist bis zu 50 % des Komdurchmessers belegt. Das<br />

einzelne Komvolumen V k läßt sich mit Gleichung 4.11 berechnen:<br />

1 2<br />

Vk = 6· dk· Wm<br />

(4.11)<br />

W rn<br />

= mittlere Maschenweite der Körnung<br />

Die Hälfte des einzelnen Komvolumens über dem Bindungsniveau<br />

entspricht:<br />

Vk 1 dk 2<br />

-=-·-·W<br />

2 6 2 m<br />

(4.12)<br />

Der freie Raum oberhalb der Komhälfte (Bindung) entspricht dem<br />

Spanraum Vspfür ein einzelnes Kom:<br />

v;,p = V<br />

ges --<br />

V k<br />

2<br />

(4.13)<br />

wobei V ges das gesamte Volumen der Komhälfte und des dazugehörigen<br />

Spanraums darstellt.<br />

1 dk 2<br />

Vges = 2 . 2 .Wm<br />

(4.14)<br />

Der einzelne Spanraum V,p läßt sich durch das Einsetzen der Gleichungen<br />

4.12 und 4.14 in Beziehung 4.13 bestimmen:<br />

1 dk 2 1 dk 2<br />

v;,p = ( 2·2· wm) - (6.2 .wm) (4.15)


- 70 -<br />

V<br />

1 2<br />

sp<br />

=-·dk·w 6 (4.16)<br />

m<br />

Wenn alle Körner in idealisierter Form nebeneinander auf dem Umfang<br />

einer zylindrischen Scheibe mit dem Durchmesser d, und der Breite b,<br />

angeordnet werden, wird Ihre Anzahl n, wie folgt berechnet:<br />

21[" • d s • b s<br />

nk = 2<br />

W m<br />

(4.17)<br />

Die Summe aller Spanräume dieser Schleifscheibe mit 50%igem Kornüberstand<br />

ergibt sich dann zu:<br />

1 2<br />

Vsp,ges = 6 . dk . W m . nk = Vsp . nk (4.18)<br />

Aus Gleichung 4.17 und 4.18 folgt:<br />

1<br />

Vsp,ges = - .d k<br />

• w2 • 21[" • d s • b s<br />

6 m 2 W m<br />

(4.19)<br />

In Gleichung 4.19 werden die Maschenweite w m und der mittlere<br />

Korndurchmesser d k in mm angegeben.<br />

Daraus ergibt sich nach Umformung:<br />

1<br />

"Vsp,ges = "3 . d k . 1[" • ä, . b, (4.20)<br />

In Tabelle 4.2 sind für fünf unterschiedliche Korngrößen die Anzahl der<br />

Körner sowie die Spanräume pro Millimeter Scheibenbreite bei einem<br />

Schleifscheibendurchmesser d, = 400 mm dargestellt. Der mittlere Korn-


- 71 -<br />

durchmesser und die mittlere Maschenweite ergeben sich aus FEPA-<br />

Standard und DIN 848.<br />

mittlerer mittlere Anzahl der Spanraum je Spanraum je nun<br />

Korndurch- Maschen- Körner je Einzelkorn der Scheibenmesser<br />

weite mm Schei- breite<br />

benbreite<br />


- 72 -<br />

3<br />

I mm_ 1<br />

Qw 252 = 105,556 --·143,28 = 15.115,6<br />

, mm<br />

für Körnung B252<br />

3<br />

mm (4.22)<br />

(mm·8)<br />

3<br />

I mm_ 1<br />

Qw 151 = 63,249 -- ·143,28 = 9.057,2<br />

, mm<br />

für Körnung B151<br />

mm 3 (4.23)<br />

(mm· s)<br />

Diese Werte stellen theoretische Grenzwerte dar, die sich praktisch<br />

jedoch nicht realisieren lassen, da bestimmte Faktoren eine volle Ausnutzung<br />

des Spanraumes reduzieren, so benötigen Z. B. die Späne mehr<br />

Raum als sie selbst an Volumen aufweisen. Bei gleich großem Spanraum<br />

und Spanvolumen wäre eine große Energiemenge für die Umformung der<br />

Späne erforderlich.<br />

Für konventionelle Schleifverfahren und Schleifscheiben wird ein<br />

Spanraumfüllungsgrad f = 0,2 als optimal angesehen. Beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

sind aufgrund der kurzen Verformungszeiten etwas höhere<br />

Spanraumfüllungsgrade (~ = 0,2 + 0,3) möglich. Der Spanraumfüllungsgrad<br />

ist der Quotient aus einem einzelnen Spanvolumen V cu und dem<br />

zugehörigen Spanraumvolumen v; [23,48,62,69].<br />

Vcu<br />

~=-v:<br />

sp<br />

(4.24)<br />

Als weiterer Faktor ist der Einfluß des Kornüberstandes zu betrachten.<br />

Im vorgestellten Modell und in Tabelle 4.2 wird von einem Kornüberstand<br />

z = 1/2 dl


d K<br />

2<br />

- 73 -<br />

bz<br />

z<br />

-- - ---<br />

Wm d k /2<br />

(4.25)<br />

Daraus folgt:<br />

2w m·z<br />

(4.26)<br />

b, = d<br />

k<br />

z<br />

Z1<br />

Bindung<br />

Bild 4.21: Darstellung der unterschiedlichen Komüberstände und der<br />

damit zusammenhängenden geometrischen Größen


- 74 -<br />

Das Spanraumvolumen V'Pb' das wegen des geringeren Kornüberstands<br />

z < dJ2 nicht mehr zur Verfügung steht, läßt sich für einzelne Körner<br />

nach folgender Gleichung berechnen.<br />

Vspb = Ys p - (Yspz - Vbz) (4.27)<br />

Vi b<br />

1 2<br />

z<br />

=-·z·b 6 z<br />

(4.28)<br />

1 2<br />

Vspz = 2 . z . W m<br />

(4.29)<br />

Mit V,p nach Gleichung 4.13 und b z nach Gleichung 4.26 folgt:<br />

1 2 1 2 2 w~ . z2<br />

V. b = (- . d k . W ) - (- . z . W ) + (- .z . ) (4.30)<br />

sp 6 m 2 m 3 d~<br />

Die Gleichung vereinfacht sich zu:<br />

1 2 3z z3<br />

v: b = - .d k . W . (1 - - + 4 . -)<br />

sp 6 m d k d%<br />

(4.31)<br />

Für unterschiedliche Werte des Kornüberstandes z ergibt sich für V,pb aus<br />

der Gleichung 4.31:<br />

z = 0,5 Yspb = 0 (4.32)<br />

z = 0,45 Yspb = 0,014' Ys p = 1,4% . v,p (4.33)


- 75 -<br />

z = 0,35 Yspb = 0,121' Ys p = 12,1%· Ys p (4.34)<br />

Bei unterschiedlichem Komüberstand ist ein Komüberstandsfaktor<br />

berücksichtigen:<br />

K, zu<br />

K, = Ysp - Yspb<br />

Ys p<br />

(4.35)<br />

Wird ein Komüberstand von z = 0,35 -+- 0,45 d k angenommen, folgt für<br />

x,<br />

K; = 0,98 -;- 0,88 (4.36)<br />

Eine wettere Reduktion des Spanraumes ergibt sich bei Berücksichtigung<br />

des Bindungsrückenfaktors. Das Abtragen oder Zurücksetzen der Bindung<br />

vor und hinter dem Kom tritt ungleichmäßig stark auf. Hinter dem Kom<br />

bleibt die Bindung in Form eines Bindungsrückens zum Teil erhalten und<br />

verringert den möglichen Spanraum. Bild 4.22 zeigt die Bindungsrücken<br />

hinter einem Schleifkom. Die Bindungsrücken können bis zu 30 % des<br />

Spanraumes in Anspruch nehmen. Das bedeutet, daß für den Bindungsrückenfaktor<br />

B, Werte zwischen 0,7 und 1,0 berücksichtigt werden<br />

müssen.<br />

Für die restlichen Faktoren, die die volle Ausnutzung des Spanraurnes<br />

beschränken, wie z.B. der Werkstoff, die Spanform, die Bindungsart, die<br />

unterschiedlichen Reibungskoeffizienten zwischen Span und Bindung im<br />

Spanraum, die Komgröße und die Konzentration des Schleifwerkzeuges,<br />

Schwingungen der Schleifmaschine sowie die Kühlschmierung, wird ein<br />

allgemeiner Faktor fo definiert. Dieser Faktor kann Werte zwischen 0,1<br />

und 1 annehmen. Für optimale Bedingungen und bei gut schleifbaren<br />

Werkstoffen gilt f o = 1.<br />

Alle Einflußfaktoren ergeben zusammen den reduzierenden Einflußfaktor<br />

f 1 für den Spanraum. Dieser läßt sich wie folgt berechnen, dabei ist


- 76 -<br />

Bindungsrücken<br />

Korn<br />

z, Kornüberstand<br />

Bindung<br />

Bild 4.22: Bindungsrücken hinter dem Schleifkom<br />

f, Allgemeinfaktor, f. Spanraumfüllungsgrad, B, Bindungsrückenfaktor<br />

und K, Komüberstandsfaktor:<br />

fI = 10 . f.. (1 - ((1 - B b ) + (1 - Kz))) (4.37)<br />

Für f, = 0,1 + 1,0<br />

f. = 0,20 + 0,3<br />

B, = 0,70 + 1,0<br />

K, = 0,88 + 0,98<br />

Für den Reduzierungsfaktor f 1 läßt sich durch Einsetzen der maximalen<br />

und minimalen Werte für f o , f. ' B, und K, der kleinste und größte<br />

Wert bestimmen. Danach ergibt sich für f 1 folgende gerundete Werte:


- 77 -<br />

i, = 0,012 -7 0, 294 (4.38)<br />

Mit Berücksichtigung des Reduzierungsfaktors f 1 wird das gesamte Spanvolumen<br />

oder das maximale Materialvolumen, das durch eine einzige<br />

Schleifscheibenumdrehung abgetragen werden kann, berechnet:<br />

"Vspv = i..Vsp,ges (4.39)<br />

Daraus<br />

folgt<br />

1<br />

Vspv = h . 3 . d k . 7r • ds . b, (4.40)<br />

Multipliziert man das Spanvolumen, das auf dem Umfang der Schleifscheibe<br />

untergebracht werden kann, mit der Anzahl der Umdrehungen<br />

pro Sekunde, so ergibt sich ein Grenz-Zeitspanungsvolumen, das gleich<br />

dem bezogenen Zeitspanungsvolumen pro mm Scheibenbreite ist.<br />

v;pv = Vspv . ns (4.41)<br />

Weiter<br />

gilt<br />

Vi I 1<br />

spv = Q w,max = 3 .h .dk . 7r • ds . n, (4.42)<br />

Der Ausdruck (n .d.. n,) entspricht der Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

v, und wird in Gleichung 4.42 eingesetzt. Daraus ergibt<br />

sich die erreichbare Zerspanleistung für galvanisch gebundene CBN-<br />

Scheiben.<br />

I V;p = Q~,max = ~ . h . dk • vcl (4.43)


- 78 -<br />

Berechnungsbeispiel<br />

Für zwei CBN-Schleifscheiben der Körnung B151 und B252 mit einem<br />

Durchmesser d, = 400 mm erhält man unter Berücksichtigung des<br />

Reduzierongsfaktors f 1 folgende Grenz-Zeitspanungsvolumen:<br />

Q'w= 181,4 + 4445 mm 3 /(mm.s) für eine Körnung B252 und<br />

Q'w = 108,7 + 2255 mm 3 /(mm. s) für eine Körnung BI51.<br />

Mit galvanisch gebundenen CBN-Schleifscheiben wurden bei relativ gut<br />

schleitbarem Material sowie optimierten Schleitbedingungen im Versuch<br />

folgende bezogene Zeitspanungsvolumina erzielt:<br />

für B252: Q'w = 3000 mm 3 /(mm·s) und<br />

für BI51: Q'w = 2000 mm 3 /(mm.s).<br />

Diese Ergebnisse liegen ziemlich dicht unter der oberen Grenze der<br />

analytisch ermittelten Werte. Der vorgestellte analytische Zusammenhang<br />

beschränkt sich lediglich auf das <strong>Hochleistungs</strong>schleifverfahren, und an<br />

erster Stelle steht dabei das mit galvanisch gebundenen CBN-Schleifscheiben.<br />

4.7.2 Die Schleifkörper- und Bindungsfestigkeit als Grenzkriterium<br />

Als Schleifscheibengrundkörper kommen für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

bei Umfangsgeschwindigkeiten v, > 120 m/s nur die Werkstoffe Stahl-,<br />

Aluminium-, und Aluminium-Kunstharz in Frage. In den Schleifkörpem<br />

treten während des Schleifens unter der Einwirkung von Spannkräften,<br />

Schleifkräften und Fliehkräften erhebliche Spannungen auf. Maßgeblich


- 79 -<br />

sind hier die Fliehkraftspannungen mit der Maximalspannung O"tmax, der<br />

Tangentialspannung am Rande der Bohrung [38,39].<br />

Zur Ermittlung dieser Spannungen kann die Schleifscheibe vereinfacht als<br />

umlaufende Scheibe mit durchgehender mittiger Bohrung betrachtet<br />

werden. Für zylindrische Schleifkörper gleicher Dicke läßt sich die<br />

maximale Tangentialspannung nach folgender Funktion berechnen [39,70]:<br />

2<br />

_ . 2. 3 + v . r2. 1 + 1 - v . ri )<br />

(Jtmax - P w 4 a ( 3 + v r~<br />

(4.44)<br />

Für einen Stahlgrundkörper (mit der Querdehnzahl v = 0,3, P = Dichte,<br />

w = Winkelgeschwindigkeit, r. = Außenradius, ri = Innenradius) vereinfacht<br />

sich die Gleichung (4.44) zu:<br />

2<br />

2 2 r·<br />

(Jtmax = 0,825· p. w . ra . (1 + 0,212· -1)<br />

ra<br />

(4.45)<br />

Wegen der unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften<br />

der verschiedenen Schleifbeläge kann es zu Haftproblemen an der<br />

Verbindungsstelle zum Schleifkörper kommen. Die Berücksichtigung aller<br />

an der Verbindungsstelle auftretenden Effekte sind nicht Gegenstand<br />

dieser Arbeit. Das Haftproblem könnte reduziert werden, wenn die<br />

Verbindung zwischen Körnern, Bindung und Schleifkörper auf chemischer<br />

Basis möglich würde. Bis jetzt gibt es nur mechanische Verbindungen.<br />

Zur Ermittlung der Tangentialspannungen im Schleifbelag kann dieser als<br />

dünnwandige umlaufende Scheibe angesehen werden. Die auftretenden<br />

Spannungen können dann nach Gleichung 4.46 berechnet werden.<br />

2 2<br />

(Jt=p·w ·r a (4.46)


- 80 -<br />

Für einige Grundkörper und Schleifwerkzeuge sind die Grenzwerte für<br />

die maximale Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit festgelegt worden.<br />

Diese Grenzwerte wurden experimentell ermittelt:<br />

kunstharzgebundene Schleifwerkzeuge oder Grundkörper vc<br />

s 120 mJs;<br />

keramisch gebundene Schleifwerkzeuge oder Grundkörper<br />

v; ~ 120 mJs;<br />

Grundkörper und Schleifwerkzeuge aus Aluminium-Kunstharz,<br />

Aluminium und Stahl jeweils v, ~ 250 mJs.<br />

Die Sprengfestigkeit der zuletzt angeführten Grundkörperwerkstoffe liegt<br />

in der Regel weit über der erforderlichen Betriebsfestigkeit. Trotzdem ist<br />

es sinnvoll, die Grundkörper nicht bis zur Sprengfestigkeit hin auszulasten,<br />

da vor Erreichen der Sprenggeschwindigkeit am Schleifkörper<br />

unzulässige Verformungen auftreten.<br />

Die Festigkeit der Klebverbindungen an segmentierten Schleifscheiben<br />

begrenzt den Einsatz von Klebstoffen als Bindungs- oder Verbindungselement.<br />

Solche Schleifwerkzeuge lassen sich zur Zeit für Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeiten<br />

bis v; = 120 mJs einsetzen. Die Weiterentwicklung<br />

geeigneter Klebstoffe oder günstigerer Verbindungstechniken<br />

können zum verstärkten Einsatz segmentierter Scheiben beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

führen.<br />

Die Bindungsfestigkeit eines Schleifwerkzeuges ist maßgebend für die<br />

Kornhaltekraft, d.h. mit steigender Bindungsfestigkeit steigt die zulässige<br />

Kombelastung an. Diesen Zusammenhang hat Yegenoglu [23] für<br />

kunstharzgebundene CBN-Schleifscheiben untersucht. Im Versuch drückte<br />

er mit einer spitzen Vorrichtung die Körner aus der Bindung heraus und<br />

ermittelte die dabei auftretenden Kräfte. Diese Komausbruchkraft nimmt<br />

mit steigender Komgröße zu und fällt mit steigender Glättungstiefe Rps<br />

ab (Bild 4.23). Die Zunahme der Glättungstiefe führt zu größerem<br />

Komüberstand. Aus Bild 4.23 kann für eine Glättungstiefe ~s = 40 11m<br />

folgende Komausbruchkraft für zwei unterschiedliche Komgrößen<br />

abgelesen werden:


- 81 -<br />

F kmax = 32 N für B 252<br />

F lmax = 16 N für B 151<br />

Da die kunstharzgebundenen CBN-Schleifscheiben keine optimalen<br />

Werkzeuge für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen sind, wurden die Untersuchungen<br />

meist mit metallgebundenen (ein- und mehrschichtigen) Scheiben<br />

durchgeführt. Ein direkter Vergleich zwischen Kunstharzbindung und<br />

Metallbindung ist wegen ihrer unterschiedlichen Festigkeit nicht sinnvoll.<br />

Die Kornhaltekräfte für kunstharzgebundene Scheiben (Bild 4.21) können<br />

aber als Anhaltswerte benutzt werden. Bei metallgebundenen Scheiben ist<br />

auf jeden Fall wegen der höheren Festigkeit der Bindung<br />

1), hdE _e_. i I i i I<br />

N<br />

/01 1<br />

:;:<br />

E~<br />

~<br />

~ 4)1-<br />

2<br />

I' J ~<br />

/, .J<br />

Fkmax r .-<br />

:.(<br />

\ .'<br />

i{Z<br />

:!JI<br />

I<br />

l)<br />

GlaHungstlefe<br />

Rps<br />

10 pm MI<br />

Bild 4.23: Die Belastbarkeit der CBN-Körper für Kunstharzbindung in<br />

Abhängigkeit von Korngröße und Glättungstiefe [23]<br />

mit größeren Kornausbruchkräften zu rechnen. D.h. wenn die Kornausbruchkraft<br />

der Kunstharzbindung für metallische Bindung zugrunde gelegt<br />

wird, liegt man auf der sicheren Seite.


- 82 -<br />

Die beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen auftretenden Schleifkräfte sind für zwei<br />

galvanisch gebundene eBN-Schleifscheiben unterschiedlicher Korngröße<br />

in Tabelle 4.3 dargestellt. Die gemessenen flächenbezogenen Schleifkraftkomponenten<br />

können für die Berechnung der Bindungsfestigkeit und<br />

damit für die Auslegung des Schleifwerkzeuges dienen. Bei Berechnung<br />

der flächenbezogenen Schleifkräfte wurden außerordentlich hohe bezogene<br />

Zeitspanungsvolumina von Q'w = 3000 mm 3 j(mm·s) für B 252 und<br />

Q'w = 2000 mm 3 j(mm·s) für B 151 zugrunde gelegt.<br />

Um den Zusammenhang zwischen der Kornausbruchkraft und den beim<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifen wirkenden Einzelkomkräften ermitteln zu können,<br />

ist es notwendig, die Anzahl der vorhandenen Körner pro mm" Schleifwerkzeug<br />

zu bestimmen.<br />

Flächenbezogene Schleifkräfte Einsatzbedingungen<br />

CBN- F" F" F" Werkstoff: 16MnCrS<br />

n t ges<br />

Korn [NImm'] [NImm'] [NImm'] Umfangsgeschw.: V = 180 rn/s<br />

c<br />

bez. Zeitspanungsvolumen:<br />

252 9,09 5,54 10,64 ~252 = 3000 tnnf I(mm.s)<br />

151 8,54 4,77 9,78 ~151 = 2000 tnnf I(mm.s)<br />

Tabelle 4.3:Flächenbezogene Schleifkräfte für zwei galvanisch gebundene<br />

eBN-Schleifscheiben und die zugehörigen Schleitbedingungen<br />

Tabelle 4.4 zeigt die berechnete Anzahl der eBN-Körner pro mrrr'<br />

Schleifscheibe für die ideale Zusammensetzung der Körner, und die<br />

tatsächliche Anzahl der Körner auf dem Schleifbelag der eingesetzten<br />

Schleifscheiben. Die Auszählung der Körner zweier verschiedener<br />

Werkzeughersteller ergab nur geringe Abweichungen für galvanisch<br />

gebundene eBN -Schleifscheiben.


- 83 -<br />

Korndurchmesser Anzahl der Körner auf Auf dem Schleiffür<br />

CBN-Körner 1 mrff. gerechnet für belag gezählt<br />


- 84 -<br />

4.8 Thermomechanische Prozeßbedingungen<br />

Die in das Werkstück fließende Wärmemenge ist meist der begrenzende<br />

Faktor beim Schleifen, da sie zu Brandmarken, Mikrorissen, Weichhautbildung,<br />

Maß- und Formabweichungen sowie zu unerwünschten Zugeigenspannungen<br />

in der Werkstückoberfläche führen kann.<br />

Die Wärme beim Schleifen entsteht durch äußere und innere Reibung<br />

infolge elastischer und plastischer Verformung sowie durch Scher- und<br />

Trennarbeiten [9]. Je schneller diese Wärme aus der Kontaktzone<br />

abgeführt wird, desto besser kann bei erhöhter Leistung geschliffen werden.<br />

Die Schleiftemperatur ist abhängig von verschiedenen Faktoren und<br />

Parametern, die hier unter verschiedenen Aspekten aufgeführt werden:<br />

Kühlschmierstoff<br />

und Scheibenreinigung<br />

- Zuführung<br />

- Zusammensetzung<br />

- Konzentration<br />

- Durchflußmenge<br />

- Druck<br />

- Reinigung<br />

- Reinigungsmenge<br />

- Reinigungsdruck<br />

- Zusätze<br />

Werkstück<br />

- chemische Zusammensetzung<br />

- Gefüge<br />

- Härte<br />

- Werkstückgeometrie<br />

- Einspannung des Werkstücks<br />

- Spanform<br />

- Zerspanbarkeit<br />

- thermisch-physikalische Eigenschaften<br />

Schleifscheibe<br />

- Komart<br />

- Komgröße<br />

- Bindung<br />

- Porenräume<br />

- Konzentration<br />

- Topographieausbildung<br />

- Abmessungen<br />

- Auswuchtzustand<br />

Schleif- und Abrichtparameter<br />

- Zustellung<br />

- Werkstückgeschwindigkeit (Vorschub)<br />

- Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

- Schleifverfahren<br />

- Schleifrichtung<br />

- Abrichtbedingungen


- 85 -<br />

- Zusetzungsneigung<br />

- Verschleiß<br />

- Rundheit<br />

- Elastizitätsmodul<br />

Die erwähnten Einflußgrößen haben einen unterschiedlich starken Einfluß.<br />

Manche beeinflussen die Wärmeentwicklung beträchtlich, manche haben<br />

geringere Auswirkungen. Außerdem ist zu beachten, daß sich Einflußfaktoren<br />

bei Abhängigkeit von anderen Faktoren ändern können. Die exakte<br />

Bestimmung der Einflüsse sämtlicher erwähnter Faktoren wäre äußerst<br />

aufwendig. Daher sollen bei den hier beschriebenen Schleifuntersuchungen<br />

nur die praxisnahen Parameter variiert und andere Faktoren konstant<br />

gehalten werden.<br />

Außerdem ist die Bestimmung der Temperatur in der Kontaktzone mit<br />

großen Schwierigkeiten verbunden. Viele Wissenschaftler haben versucht,<br />

die Schleiftemperatur mittels Thermoelementen zu bestimmen [9,10,11,71,<br />

72,73]. Es wurden dazu Eindraht-Thermoelemente und Zweidraht-Thermoelemente<br />

mit oder ohne Mantel eingesetzt. Diese Bemühungen haben<br />

allerdings zu meist sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt.<br />

Das Hauptproblem bei der Bestimmung der Temperatur in der Kontaktzone<br />

liegt im schnellen und ungleichmäßigen Spanbildungsprozeß. Beim<br />

Schleifen liegen Formänderungsgeschwindigkeiten von 10 5 + 10 9 S-1 vor<br />

(beim Drehen beträgt sie 10 4 + 10 6 s', beim Walzen 10 2 + 10 5 S-I) [74].<br />

Die Höhe der Formänderungsgeschwindigkeit, die kurze Einwirkzeit und<br />

andere Einflußfaktoren wie der Kühlschmierstoff begrenzen die genaue<br />

Bestimmung der Temperatur in der Kontaktzone und beim Spanbildungsprozeß.<br />

Trotz aller Schwierigkeiten kann auf die Messung der<br />

Schleiftemperatur in der Forschung nicht verzichtet werden. Sie soll<br />

mittels neuer und weniger träger Meßmethoden genauer bestimmt werden.<br />

Die meisten der Autoren, die sich mit der Temperaturmessung befaßt<br />

haben, haben ihre Messungen beim konventionellen Pendelschleifen (hohe<br />

Werkstückgeschwindigkeit und kleine Zustellung) durchgeführt [9,10,11,-<br />

71,73,75,77].<br />

Beim Tiefschleifverfahren, bei dem den Thermoelementen wegen der<br />

relativ niedrigen Werkstückgeschwindigkeit genügend Zeit für die


- 86 -<br />

Erwärmung zur Verfügung steht, wurden bisher nur sehr wenige Messungen<br />

durchgeführt. Beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen, bei dem im Gegensatz<br />

zu anderen Schleifverfahren mit höherem Energieumsatz in kürzerer Zeit<br />

zu rechnen ist, ist das Wissen über die herrschenden Temperaturen in<br />

der Kontaktzone und auf den neuerzeugten Oberflächen von großer<br />

Bedeutung.<br />

Die Frage wird noch interessanter, wenn man die bisherigen Untersuchungen<br />

berücksichtigt, die zu der Feststellung kommen, daß die<br />

Wärmemenge mit steigender Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit und<br />

zunehmendem bezogenen Zeitspanvolumen stetig ansteigt. Beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

liegen diese Werte um ein Vielfaches über denen des<br />

konventionellen Schleifens. Es ist auch ungenügend geklärt, wie sich die<br />

hochharten CBN-Schleifwerkzeuge im Vergleich zu den Korundschleifscheiben<br />

verhalten und zu welchen Temperaturen sie im Werkstück<br />

führen.<br />

4.8.1 Theoretische Grundlagen und Berechnungsverfahren<br />

In der Kontaktzone zwischen Schleifscheibe und Werkstück greifen<br />

mehrere Schneiden der Schleifkörner in das Material ein und bewirken<br />

den Spanabtrag. Jede Schneide, die am Zerspanprozeß beteiligt ist, trägt<br />

in kürzester Zeit mit großer Geschwindigkeit aus einem kleinen Bereich<br />

(wenige MIkrometer) Material ab. Die Spanbildung ist ungleichmäßig<br />

und mit der Umsetzung mechanischer Energie in Wärme verbunden.<br />

Der Spanbildungsprozeß läßt sich in die folgenden Stadien unterteilen.<br />

Zuerst bewirkt das Kom eine elastische Verformung des Materials. Mit<br />

fortlaufender Bewegung der Schneide kommt es zu einer elastischen,<br />

dann zu einer plastischen Verformung des Werkstoffs mit innerer<br />

Reibung. Zum Schluß kommt es durch äußere elastische und plastische<br />

Verformungen und innere Reibung im Werkstück zur Spanbildung [8].<br />

Mechanische Energie wird in Wärme umgesetzt und verteilt sich von der<br />

Kontaktzone aus in die Späne, den Kühlschmierstoff, die Schleifscheibe<br />

und die oberflächennahe Werkstückrandzone.


- 87 -<br />

Der umgesetzte Gesamtwärmestrom Q kann nicht der aufgenommenen<br />

Spindelleistung P, gleichgesetzt werden. Ein Teil der Leistung geht durch<br />

die Erzeugung eines Luftstroms, den Transport des Kühlschmierstoffes.<br />

den Transport der Späne und durch die mechanische Reibung der Spindel<br />

verloren und wird nicht in der Kontaktzone in Wärme umgesetzt. Diese<br />

Energien werden mit dem Wärmeumwandlungsfaktor K, berücksichtigt.<br />

r: = «.. Q (4.47)<br />

Für K, wurden Werte zwischen 0,85 und 1 bestimmt. Für die Berechnung<br />

der Temperatur wird meist K, = 1 eingesetzt. In Bild 4.24 ist die<br />

Bild 4.24: Wärmequelle und Wärmeverteilung während des Schneideneingriffs<br />

[8]


- 88 -<br />

Wärmeentstehung und -verteilung an der Einzelschneide gezeigt. Die<br />

umgesetzte Energie wird über folgende Wege aus der Kontaktstelle nach<br />

außen ttansportiert:<br />

- ein Teil der Energie fließt in das Werkstück;<br />

- ein Teil der Energie wird mit den Spänen und dem Kühlschmierstoff<br />

nach außen transportiert;<br />

die restliche Energie fließt in die Schleifscheibe.<br />

Die prozentuale Verteilung der Wärmeenergie auf die erwähnten Bereiche<br />

ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Mehrere Autoren kommen<br />

bei ihren Untersuchungen zu verschiedenen Ansätzen. Lee [77] hat festgestellt,<br />

daß ca. ein Drittel der Gesamtwärme in das Werkstück fließt<br />

und ca. die Hälfte mit dem Kühlschmierstoff abgeführt wird. Dagegen<br />

fließen nach Malkin [78] 60 + 80 % der Wärme in das Werkstück.<br />

Brandin [10] behauptet, daß 20 % der Wärme in die Späne und 80 %<br />

in das Werkstück fließt. Choi [72] hat für CBN-Schleifscheiben den<br />

Wärmefluß aus der Kontaktzone in die Schleifscheibe zu 73 % und in<br />

das Werkstück zu 27 % berechnet. Der Wärmeanteil, der in das Werkstück<br />

fließt, wird von Wemer [79] zwischen 30 und 95 % angegeben. Es<br />

kann nicht von einer festen Verteilung der Wärme auf Werkstück,<br />

Kühlschrnierstoff und Schleifscheibe ausgegangen werden, weil viele Einflußgrößen<br />

den Wärmefluß beim Schleifprozeß beeinflussen können.<br />

Um genauere Werte für den Wärmefluß in das Werkstück zu erhalten,<br />

haben andere Autoren [80,81] das Werkstück isoliert und die Schleifwärme<br />

mittels Wasser, das im Werkstück fließt, nach außen transportiert.<br />

Dadurch konnte die Wärmemenge kalorimetrisch bestimmt werden.<br />

Da die genaue Temperaturmessung in der Kontaktzone auf direktem<br />

Wege nicht möglich ist und die indirekten Methoden mit aufwendigen<br />

Meßtechniken und Probenvorbereitungen verbunden sind, haben viele<br />

Forscher versucht, über eine funktionale Beziehung die Temperatur in<br />

Abhängigkeit von Stellgrößen und Prozeßkenngrößen zu bestimmen.<br />

Wemer [82] entwickelte folgendes Temperaturmodell:


K'<br />

- 89 -<br />

1 2(1-E3(l-ßJ())<br />

?J = '!90 [_1. K~3-ß·J( . V~(l-€3) . (-) (4.48)<br />

z<br />

V w<br />

dabei<br />

gilt:<br />

d1-€3(1-ßK)<br />

se<br />

. aE3(1-J()j<br />

e<br />

f}o = Anfangstemperatur in "C<br />

K 1 ,K 2 ,ß = Faktoren, abhängig von thermischen Eigenschaften des<br />

Werkstoffes, Kühlschmierbedingungen und Körnung der<br />

Schleifscheibe -<br />

K = Exponentialkoeffizient u.a. abhängig von der Zustellung und<br />

dem Werkstückmaterial<br />

ß.J = Exponentialkoeffizient der Schnittkraftdefinitionsgleichung,<br />

abhängig von der Schneidenzahl, dem Werkstückmaterial und<br />

der Schleifscheibenbindung.<br />

Bei diesem Modell müssen die einzelnen Stellgrößen durch experimentelle<br />

Untersuchungen für jedes weitere Schleifproblem erneut bestimmt<br />

werden. Die Anwendung dieses Modells ist an Voraussetzungen gebunden,<br />

die seinen Einsatz hauptsächlich auf das Pendelschleifen (geringe<br />

Zustellung und Kontaktlänge ) beschränken. Es wird voraussetzt, daß<br />

v; > 50 mm/s ist [82].<br />

Eine von Takazawa [75] entwickelte Funktion für den Temperaturverlauf<br />

im Werkstück lautet:<br />

f}z = 2qw' a{) .3 1. LO,53 . e(-0,69.L-Ü,37.z)<br />

Jr·,X·v '<br />

w<br />

(4.49)<br />

Mit dieser Funktion kann die örtliche Temperatur unter der neuerzeugten<br />

Oberfläche berechnet werden. Für z = 0 ergibt sich folgende Funktion<br />

für die Temperatur auf der neuerzeugten Oberfläche:<br />

_0 2qw . a{) (lk . VW)O 53<br />

ir > ·31·--'<br />

- Jr . ,X • v w ' 4a{)<br />

(4.50)


- 90 -<br />

Das Modell von Takazawa wurde von anderen Autoren unverändert oder<br />

mit geringen Modifikationen übernommen [74,83,84].<br />

Es existieren weitere theoretische Ansätze für die Temperaturbestimmung<br />

beim Schleifen [85]. Da jedoch viele unterschiedliche Faktoren die<br />

Wärmeentwicklung in der Kontaktzone beeinflussen, haben die bis jetzt<br />

entwickelten Modelle keine Allgemeingültigkeit. Auch Lowin [9] ist zu<br />

der Feststellung gekommen, daß noch kein allgemeingültiges Modell zur<br />

genauen Temperaturberechnung existiert.<br />

• Die analytischen Modelle beinhalten in der Regel konstante Kenngrößen,<br />

wie die Wärmeleitfähigkeit und Temperaturleitfähigkeit, die aber wiederum<br />

selbst temperaturabhängig sind und für unterschiedliche Gefügezustände<br />

eines Werkstoffes unterschiedliche Werte annehmen [86]. Diese<br />

Abhängigkeiten werden normalerweise in den analytischen Berechnungen<br />

nicht berücksichtigt, obwohl sie zu Abweichungen von den tatsächlich<br />

herrschenden Temperaturen führen können. Für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

mit den CBN-Schleifwerkzeugen bei wesentlich höheren Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeiten<br />

wurden bis jetzt weder theoretische<br />

noch experimentelle Temperaturbestimmungen vorgenommen.


- 91 -<br />

5. Beschreibung der Versuchseinrichtung<br />

5.1 Schleifmaschine<br />

Für die experimentelle Untersuchung des <strong>Hochleistungs</strong>schleifens wurde<br />

eine CNC-Flachschleifmaschine, Typ FS 126 der Firma Gühring-<br />

Automation, eingesetzt Bild 5.1.<br />

Diese Maschine, die für Forschungszwecke speziell ausgerüstet wurde,<br />

zeichnet sich durch hohe Werte für Spindelleistung (50 kW) und<br />

Drehzahl (9000 min", stufenlos regelbar) aus. Bei Schleifscheiben mit einem<br />

maximalen Durchmesser von d, = 400 mm können damit Schnittgeschwindigkeiten<br />

von bis zu 185 mls erreicht werden.<br />

Die Schleifspindel wird über Riemen mit einer Übersetzung von 1 zu 1,5<br />

von einem Gleichstrommotor angetrieben. Die Spindel ist wälzgelagert<br />

und zeichnet sich durch große Steifigkeit und hohe Rundlaufgenauigkeit<br />

(1 um) aus.<br />

Bild 5.1: <strong>Hochleistungs</strong>flachschleifmaschine Typ FS 126 der Fa.<br />

Gühring Automation


- 92 -<br />

Die Führungen der drei translatorischen Achsen der Maschine sind<br />

wälzgelagert und werden durch Servo-Gleichstrommotoren über Kugelrollspindeln<br />

angetrieben. Der kleinste steuerbare Verfahrweg beträgt 111m.<br />

Die Tischgeschwindigkeit ist in einem Bereich von 0,02 bis 15 m/min<br />

einstellbar.<br />

Besonders wichtig ist bei diesen hohen Umfangsgeschwindigkeiten ein<br />

gutes Auswuchten des Schleifspindelsystems. Es erfolgt automatisch<br />

durch einen Hydrokompenser, Typ HBA 3001, der Fa. Dittel. Der Hydrokompenser<br />

kann die augenblickliche Unwucht des gesamten Spindelsystems<br />

feststellen und durch Einspritzen von Kühlschmierstoff in<br />

Taschen, die sich in der Stirnfläche des Flansches befinden, auswuchten.<br />

Dieses Prinzip funktioniert gut bis zu Drehzahlen von 5.000 U/min. Bei<br />

höheren Drehzahlen fließt die eingespritzte Flüssigkeit nicht ganz in die<br />

Taschen, so daß bei höheren Drehzahlen vorher konventionell ausgewuchtet<br />

werden muß.<br />

Damit ein eventuelles Bersten der Schleifscheibe das Bedienungspersonal<br />

oder die Maschine nicht gefährdet, wurde die Schutzhaube entsprechend<br />

verstärkt. Um dennoch den Schleifprozeß beobachten zu können und um<br />

die Kühlschmierstoff-Zuführung zu kontrollieren, wurde die vordere Tür<br />

der stählernen Schleifhaube durch dickes Panzerglas ersetzt.<br />

Als Folge der hohen Schnittgeschwindigkeit entsteht beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

starker Ölnebel im Schleifraum. Zur Vermeidung<br />

gesundheitlicher Schäden des Maschinenpersonals wurde die Maschine<br />

mit einer Absaugung und einem elektrostatischen Luftfilter ausgerüstet.<br />

Diese befindet sich direkt auf der Schleifmaschine. Es werden ca. 4.000<br />

m 3 /h Luft aus dem Schleifraum abgesaugt und gefiltert.<br />

Für die Untersuchungen wurde die Maschine mit folgenden zusätzlichen<br />

Einrichtungen ausgerüstet:<br />

- leistungsfähige Kühlschmierstoffanlage (Eigenbau),<br />

- Abrichtsystem nach dem Swing-Step-Verfahren (in Kooperation<br />

mit der Fa. KW-Abrichttechnik entwickelt),


- 93 -<br />

- Schärfvorrichtung (Eigenbau),<br />

- AC-Gerät zur Schwingungsreduzierung (Leihgerät der Fa.<br />

Diamant Boart Deutschland GmbH, Haan).<br />

Die Kühlschmierstoffanlage reinigt und fördert den Kühlschmierstoff mit<br />

einer Fördennenge von bis zu 500 lImin bei einem einstellbaren Druck<br />

von bis zu 20 bar. Einzelheiten über Kühlschmierstoffanlage, KüWschmierstoffzuführung<br />

und Scheibenreinigung werden in Kapitel 4.4<br />

ausführlich behandelt.<br />

Das verwendete Swing-Step-Abrichtsystem zeichnet sich u.a. durch<br />

geringe Schwingungen beim Profilieren aus, was sich günstig auf die<br />

Verringerung der Profilabweichung auswirkt. Die spezifischen Eigenschaften<br />

und die Kinematik des Swing-Step-Abrichtens sind in Kapitel 4.5<br />

beschrieben.<br />

Näheres über die leistungsfähige Schärfvorrichtung, die für das Zurücksetzen<br />

der Bindung an abrichtbaren CBN-Scheiben eingesetzt wurde, ist<br />

ebenfalls in Kapitel 4.5 dargestellt.<br />

Die Firma Diamant Boart hat in Zusammenarbeit mit der Universität<br />

Leuven in Belgien ein AC-Gerät (AC = Adaptive Control) entwickelt,<br />

mit dem drehzahlabhängige Schwingungen automatisch durch Verlassen<br />

des kritischen Schleifscheibendrehzahlbereichs verringert werden können.<br />

Bei unzulässig hohen Schwingungen, die bei bestimmten Drehzahlen auftreten,<br />

schaltet das Gerät auf vorher programmierte geringere Drehzahlen<br />

herunter. Bewegt sich der Prozeß wieder im Rahmen der üblichen<br />

Schwingungsamplitude, wird die Schleifscheibendrehzahl wieder auf den<br />

aktuell programmierten Wert angehoben. Das Gerät kann Rattermarken,<br />

die durch kritische Drehzahlen zeitweise auftreten, verhindern. Bei langen<br />

Werkstücken und geringer Werkstückgeschwindigkeit hat sich das Gerät<br />

bewährt. D. h. es liefert gute Ergebnisse bei Schleifprozessen, die in<br />

bezug auf die Werkstückgeschwindigkeit den Tiefschleifverhältnissen<br />

entsprechen. Es stellt sich aber heraus, daß das Gerät für <strong>Hochleistungs</strong>schleifaufgaben,<br />

die nur wenige Sekunden Zeit benötigen, weniger gut<br />

geeignet ist, da die Schwingungsmessung und die Drehzahlanpassung Zeit<br />

benötigen.


- 94 -<br />

5.2 Meßeinrichtung<br />

Zur Messung der Schleifkräfte wurde ein Dreikomponenten-Dynamometer<br />

der Fa. Kistler in Form einer Meßplatte verwendet. Dabei werden die<br />

drei orthogonalen Komponenten einer Kraft durch piezoelektrische<br />

Kraftsensoren aufgenommen. Für jede der drei Kraftkomponenten wird<br />

im Dynamometer eine proportionale elektrische Ladung erzeugt, die im<br />

nachgeschalteten Ladungsverstärker in analoge Gleichspannung verwandelt<br />

wird. Ein AD-Wandler, der in einem 16-Bit-Meßrechner eingebaut<br />

ist, wandelt dann diese in entsprechende Digitalwerte, die durch eine<br />

Software weiterverarbeitet und dann in Form von Meßwerttabellen oder<br />

Diagrammen registriert werden.<br />

Für jede Kraftkomponente wird ein eigener Ladungsverstärker eingesetzt.<br />

Der der Eingangsstufe des jeweiligen Ladungsverstärkers nachgeschaltete<br />

Tiefpaßfilter unterdrückt die beim Messen entstehenden hochfrequenten<br />

Störschwingungen. Das Blockschaltbild dieser Anordnung ist im Bild 5.2<br />

wiedergegeben.<br />

Für die Bestimmung der Oberflächenkennwerte wurde ein Tastschnittgerät<br />

der Fa. Rank Taylor-Hobson, Typ Talysurf 5, eingesetzt.<br />

»> Schleifscheibe<br />

Werkstück<br />

0z, Oy , Ox: Ladungen<br />

uz, uy, u, : Spannungen<br />

Messrechner<br />

- Messwertverarbeltung<br />

- Plottprogramm<br />

u z<br />

Bild 5.2: Kraftmeßeinrichtung beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen (Blockschaltbild)


- 95 -<br />

Weiterhin kam eine vom Fachgebiet Fertigungsverfahren entwickelte<br />

Abtastvorrichtung zur Bestimmung der Topographie der Schleifscheiben<br />

zum Einsatz [87]. Die Abtastvorrichtung besteht aus einer sehr genau<br />

laufenden Präzisionsspindel zur Aufnahme der Schleifscheibe, einem<br />

kleinen Rädchen, das über ein Untersetzungsgetriebe von einem<br />

Schrittmotor angetrieben wird und dem Abtastkopf eines Oberflächenmeßgerätes<br />

(Talysurf 5) sowie der zugehörigen Auswerteeinheit (Bild<br />

5.3). Mit dem Abtastkopf wird die Schleifscheibe axial abgetastet, danach<br />

dreht das Rädchen die Schleifscheibe um einen sehr kleinen Winkel, so<br />

daß die nächste Abtastlinie ca. 10 11m Abstand hat. Dieser Vorgang<br />

wiederholt sich so lange, bis eine repräsentative Fläche des Schleifbelages<br />

abgetastet ist. Mittels eines Programms werden die Abtastwerte verarbeitet<br />

und die Topographie der Abtastfläche vergrößert ausgeplottet.<br />

Daraus lassen sich Veränderungen feststellen und der Zustand der Körner<br />

und der Bindung kontrollieren.<br />

Darüber hinaus wurde die elektrische Schleifspindelleistung mit einem<br />

Leistungsmeßgerät der Fa. Valenite-Modco, Typ G 72-PS, ermittelt.<br />

Bild 5.3: Abtastvorrichtung zur Bestimmung der Schleifscheibentopographie


- 96 -<br />

Dabei mißt ein Meßwandler die momentane Spannung und den Strom am<br />

Spindelmotor und multipliziert beide Größen. Das Produkt wird als elektrische<br />

Wirkleistung (elektrische Spindelleistung) an einem auf dem<br />

Meßgerät eingebauten Display angezeigt und über einen AD-Wandler zur<br />

weiteren Verarbeitung in den Prozeßrechner eingegeben.<br />

Die in den Werkstückrandzonen erzeugten Eigenspannungen wurden<br />

röntgenographisch vom Institut für Werkstofftechnik (IWT) mit einem<br />

Q-Goniometer gemessen. Das Meßverfahren beruht auf der Erfassung der<br />

durch die Bearbeitungsverfahren verursachten relativen Änderung der<br />

Atomabstände. Mit Hilfe der bekannten elastizitätstheoretischen Zusammenhänge<br />

läßt sich somit der in der Randzone herrschende Eigenspannungszustand<br />

berechnen. Die Meßergebnisse und deren Bewertung<br />

werden in Kapitel 6.6 dargestellt.<br />

Die Schleiftemperaturen in der Nähe der Kontaktzone zwischen<br />

Werkstück und Schleifscheibe wurden durch mehrere Mantelthermoelemente<br />

erfaßt. Das Meßverfahren wird im folgenden Kapitel ausführlich<br />

dargestellt.<br />

5.3 Einrichtung und Durchführung der Temperaturmessungen<br />

Für die Temperaturmessung beim Schleifen wurden die unterschiedlichsten<br />

Meßmethoden eingesetzt. Die wichtigsten seien hier erwähnt:<br />

- Photozellen,<br />

- Thermowiderstände,<br />

- Temperaturrneßfarben,<br />

- Eindraht- Thermoelemente,<br />

- Zweidraht- Thermoelemente (mit oder ohne Mantel),<br />

- Infrarot -Temperaturmessungen.<br />

Am häufigsten werden die Ein- und Zweidraht-Thermoelemente für die<br />

Bestimmung der Schleiftemperatur verwendet. Die Thermoelemente lassen<br />

in großen Temperaturbereichen eine relativ genaue Messung zu. Sie<br />

können durch Bohrungen oder andere Maßnahmen in der Kontaktzone<br />

oder kurz darunter angebracht werden.


- 97 -<br />

Um die Abmessungen der Thermoelemente und damit ihre Ansprechzeit<br />

weiter zu verringern, versuchte Choi [72] auf der Basis von Zweidraht-<br />

Thermoelementen durch Aufdampfen auf verschiedene Unterlagen dünne<br />

Thermoelemente herzustellen. Er konnte zwar noch keine zufriedenstellenden<br />

Ergebnisse erzielen, aber die Weiterentwicklung dieser Art von<br />

Thermoelementen könnte eine genauere Temperaturmessung in der<br />

Kontaktzone ermöglichen.<br />

Die Temperaturmessung in der Kontaktschicht oder während des Eingriffs<br />

einer Schneide ist fast nicht möglich. Lowin [9] zeigte, daß die eingesetzten<br />

Methoden für die genaue Messung der Schleiftemperatur in der<br />

Kontaktzone ungeeignet sind. Es wird aber versucht, mit Messungen an<br />

unterschiedlichen Stellen unter der Randschicht durch Interpolieren und<br />

Extrapolieren die mittlere Randzonentemperatur zu bestimmen.<br />

Die Ansprechzeit der Thermoelemente ist für die Bestimmung der sich<br />

schnell ändernden Schleiftemperatur von großer Bedeutung. Die Ansprechzeiten<br />

von Mantelthermoelementen (die auch in dieser Arbeit verwendet<br />

wurden), sind in Bild 5.4 dargestellt. Die Messungen wurden in<br />

400<br />

ms<br />

:F Meßm


- 98 -<br />

siedendem Wasser vorgenommen und geben 9!lO-Wert-Zeiten für zwei<br />

Thermoelementtypen und unterschiedliche Durchmesser wieder.<br />

Für die Temperaturmessung im Rahmen dieser Arbeit wurden in und<br />

unter der Randzone sowie an unterschiedlichen Stellen der Kontaktzone<br />

Mantelthermoelemente mit einem Außendurchmesser von 0,5 mm verwendet.<br />

Sie bestehen aus NiCrlNi-Drähten, die zum Schutz mit einem<br />

Mantel aus Inconel umhüllt sind. Die Drähte sind bis zur Schweißstelle<br />

isoliert. Nach DIN 43710 (Entwurf 1984) "Grundwerte der Thermospannung<br />

in mV für Fe-CuNi", und Herstellerangaben [89] sind die Thermoelemente<br />

für Temperaturmessungen bis zu ca. 1.000 °C geeignet. Die<br />

CrNi/Cr-Thermoelemente sind als "Typ K" bekannt und besitzen im<br />

gesamten Meßbereich eine gute Linearität.<br />

85 v_<br />

+z<br />

-<br />

0.500 0


- 99 -<br />

Da Thermoelemente eine Vergleichstemperatur benötigen, wurde eine<br />

Meßkarte mit einem genauen Temperaturfühler benutzt. Die Meßkarte<br />

mißt die momentane Raumtemperatur und gibt sie als Vergleichstemperatur<br />

an den Prozeßrechner weiter. An die Meßkarte können gleichzeitig<br />

fünfzehn Thermoelemente angeschlossen werden. Die Meßsignale von den<br />

Thermoelementen werden zur Meßkarte geführt und zusammen mit den<br />

Meßsignalen der Vergleichsstelle im Prozeßrechner verstärkt. Ein geeignetes<br />

Rechenprogramm sorgt für die Verarbeitung der Daten und ihre<br />

Darstellung auf Monitor und Plotter. Durch Kalibrier- und Eichversuche<br />

in Eiswasser, kochendem Wasser und auch bei höheren Temperaturen in<br />

einem elektrischen Ofen wurde nachgewiesen daß die erwarteten Ansprechzeiten<br />

zutreffen und daß eine genaue Temperaturerfassung möglich<br />

ist.<br />

Für die Temperaturmessung wurden fünf Löcher dicht unter die zu<br />

erzeugende Werkstückoberfläche gebohrt und die entsprechenden<br />

Thermoelemente eingebaut. Bild 5.5 zeigt die Verteilung der Meßstellen<br />

im Abstand von 0,1 bis 1 mm unterhalb der neuerzeugten Oberfläche.<br />

Die Thermoelementspitzen wurden 5 mm tief in das Werkstück exakt auf<br />

Bild 5.6: Für die Temperaturmessung vorgebohrtes Werkstück


- 100 -<br />

Schleifscheibenmitte eingebracht. Sie wurden mittels einer Vorrichtung<br />

in die Bohrung gedrückt und in dieser Stellung festgeklemmt. Eine Leitpaste<br />

sorgte in der Bohrung für besseren Kontakt zwischen Thermofühler<br />

und Werkstück.<br />

Bild 5.6 zeigt ein für die Temperaturmessung vorbereitetes Werkstück.<br />

Das Werkstück kann zweimal eingesetzt werden und ist für eine<br />

Zustellung von 10 mm vorgesehen. An der mittleren Bohrung ist eine<br />

Klemmvorrichtung zum Festhalten der Thermoelemente angebracht.<br />

Bild 5.7 zeigt einen Meßschrieb der fünf in unterschiedlicher Tiefe<br />

angebrachten Thermoelemente. Der Werkstückstoff 42CrMo4 hat eine<br />

Härte von 34 HRC. Zum Schleifen wurde eine galvanisch gebundene<br />

~<br />

.3<br />

~'"<br />

c,<br />

E<br />

~<br />

600<br />

·C<br />

400<br />

200<br />

Schlei fschelbe<br />

GY B 252 N 200 G<br />

Werkstoff 42 CrMo 4; HRC40<br />

f-------------I-I Schlei fscheibenumfangsgeschw. "c = 100 m/s<br />

Zustellung a e = 5 mm<br />

bezogenes Zei tspanungsvolumen Q~ = 30 mm'/(mm*s)<br />

Kühlschmierstoff<br />

Schlei föl<br />

o<br />

• r ,<br />

• I f. \<br />

.i /.I '.. '<br />

/V\: -t /\ \ \<br />

I / i1'(" \ I" '. \ \ Tiefe --<br />

i:i~'A\\\<br />

i I: ",", ", \ \<br />

; i i " 'J \. \ \ \<br />

•••••


- 101 -<br />

CBN-Scheibe mit der Körnung B252 eingesetzt. Die Zustellung betrug<br />

a. = 5 mm und das bezogene Zeitspanvolumen Q'w = 30 mm 3 /(mm. s).<br />

Die Temperatur-Zeit-Kurven TI bis T, sind den fünf Thermoelementen<br />

zugeordnet. Dabei ist T, der Temperaturverlauf des der Randzone am<br />

nächsten liegenden Elements. In diesem Fall ist ein Temperaturunterschied<br />

von über 100°C zwischen dem ersten und letzten Thermofühler<br />

zu erkennen, gemessen wurde eine Temperatur von ca. 500°C in einem<br />

Abstand von 0,1 mm unter der neuerzeugten Werkstückoberfläche. Der<br />

Versatz der Temperaturmaxima in Bild 5.7 ist verständlich, da die Thermoelemente<br />

in Schleifrichtung jeweils 5 mm voneinander entfernt waren<br />

(wie in Bild 5.5). Die Thermofühler konnten nur versetzt untereinander<br />

angebracht werden, weil ihre Durchmesser zum Teil größer als ihre<br />

Tiefenstaffelung waren.<br />

Durch Extrapolieren wurde die mittlere Randzonentemperatur für die<br />

Schleifoberfläche berechnet.<br />

Die Schleifuntersuchungen haben weiter gezeigt, daß bei genügend langen<br />

Werkstücken kurz nach Erreichen bzw. kurz vor dem Ende der vollen<br />

Kontaktlänge eine konstante Temperaturverteilung vorliegt, falls sich die<br />

Bedingungen während des Schleifens nicht ändern. Es wurde auch<br />

beobachtet, daß bei verbrannten Werkstücken die Werkstoffschädigung<br />

den gleichen Tiefenverlauf im ganzen Werkstück aufweist, solange die<br />

Kontaktlänge konstant bleibt.<br />

In der Kontaktzone selbst herrscht nicht überall die gleiche Temperatur.<br />

Manche Autoren behaupten, daß die maximale Temperatur in der Mitte<br />

der Kontaktlänge herrscht [20].<br />

Für die Temperaturmessung in der Kontaktzone wurde zuerst die<br />

Kontaktlänge für bestimmte Schleifscheibendurchmesser und Zustellungen<br />

bestimmt. Dann wurden an fünf Stellen mit einem Abstand von 0,1 mm<br />

von der Kontaktzone fünf Bohrungen angebracht (Bild 5.8). Die<br />

Bohrungen reichen bis zur Mitte der Kontaktbreite und ihr Durchmesser<br />

betrug 0,5 mm.


- 102 -<br />

(a)<br />

/ ,'.,7'-<br />

__ ,?<br />

----<br />

T,<br />

T 2<br />

0' ~~.~.t~::f'<br />

/<br />

7LJ<br />

t=_-:c==--- ----1/<br />

o»<br />

Röntgenbild<br />

10 mm<br />

Bild 5.8: Temperaturmeßpunkte unter verschiedenen Stellen der<br />

Kontaktzone (Röntgenaufnahme)<br />

Die Erfassung der Meßwerte erfolgte nach dem gleichen Verfahren wie<br />

bei der Bestimmung der Randzonentemperatur. Der Schleifprozeß mußte<br />

0,1 mm über den Thermoelementen und genau an der vorgesehenen<br />

Kontaktstelle beendet werden. Die exakte Vorbereitung der Werkstücke<br />

sowie der Bohrungen sind hierbei Voraussetzung für eine genaue<br />

Meßwerterfassung und Vermeidung der Zerstörung der Thermoelemente<br />

durch Anschleifen.<br />

Mit diesem Verfahren wurden die Kontaktzonentemperaturen für verschiedene<br />

Arbeitsbedingungen bestimmt. Die Ergebnisse sind im Kapitel 6.5<br />

beschrieben.


- 103 -<br />

6. Versuchsergebnisse<br />

6.1 Abhängigkeit der Spindelleistung von den Schleitbedingungen<br />

Die Spindelleistung ist beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen für die Konzeption<br />

der Schleifmaschine und die Auslegung der Schleitbedingungen von<br />

erheblicher Bedeutung. Grundsätzlich ist beim HEDG-Schleifen ein<br />

Vielfaches der Spindelleistung im Vergleich zum konventionellen<br />

Tiefschleifen erforderlich.<br />

Die Spindel- bzw. Schleifleistung ist beim Schleifen von verschiedenen<br />

Parametern abhängig. Die Haupteinflußgrößen sind:<br />

- Schleitbedingungen: Schnittgeschwindigkeit, Zustellung,<br />

Werkstückgeschwindigkeit,<br />

- Schleifwerkzeug: Werkzeugdurchmesser, Werkzeugbreite,<br />

Komtyp, Komgröße, Komzustand (Schärfe), Komüberstand<br />

(Abrichtbedingungen, Schärtbedingungen), Konzentration,<br />

Bindung, Struktur,<br />

- Kühlschmierstoff: Viskosität, Druck, Menge, Temperatur,<br />

Form und Anzahl der Zuführungsdüsen, Reinigungssystem,<br />

- Werkstück: Werkstoff, Geometrie.<br />

Die vielfältigen Einflußgrößen sollen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf<br />

die Schleifleistung hier im nicht einzelnen behandelt werden. Für das<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifen läßt sich der Leistungsbedarf in folgende zwei<br />

Komponenten einteilen:<br />

- Überwindung des Bremseffekts im Schleifprofil bei laufender<br />

Schleifscheibe und Einsatz von Kühlschmierstoff,<br />

- Schnittleistung (netto).


- 104 -<br />

Bild 6.1 zeigt die Abhängigkeit der aufgenommenen elektrischen<br />

Spindelleistung von der Schnittgeschwindigkeit. Es wurde eine 6,5 mm<br />

tiefe Evolventenverzahnung mit einer CBN-ScWeifscheibe bei<br />

Verwendung von Öl als Kühlschmierstoff geschliffen.<br />

Mit der Schnittgeschwindigkeit steigt die Spindelleerlaufleistung P L ohne<br />

Kühlschmierung nur geringfügig an, während die Spindelleistung mit<br />

eingeschalteter Kühlschmierung auf grund der Bremsleistung in der<br />

vorgefertigten Nut deutlich höher ist und von ca. 12 auf 25 kW ansteigt,<br />

wenn v; von 120 auf 180 m/s erhöht wird. Auch die Gesamtleistung P, es<br />

nimmt mit v; bei gleicher Steigung zu. Dabei liegt Pges um einen nahezu<br />

konstanten Betrag höher, welcher der Zerspanungsleistung entspricht<br />

[12,34].<br />

50,-----------------------------,---<br />

Schlei tscne tbe GY B252 GSS<br />

kW I Schleifscheibendurchmesser: d s<br />

= qOO mm<br />

Werkstoff<br />

EInsatzstahl<br />

Zustellung<br />

a e = 6,5 mm<br />

40[bez. Zeltspanvolumen Q~ = 217 mm'/(mm'sJ<br />

KUhlschmlerstoff Schleif 01<br />

~<br />

::: s:' I<br />

,,-'" g 30 r-H I I<br />

B g;l ~<br />

'"<br />

QJ<br />

'I<br />

~<br />

;; ~ I<br />

co '- 20~1<br />

& ~ j P L<br />

mlt KOhlung<br />

netto<br />

I flelstung<br />

, ~ I I<br />

10 ---11 I I P L ohne KOhlung I<br />

~/l _<br />

_ .t. I<br />

O~ ! I I I I<br />

o 120 1qO 160 180 m/s 200<br />

Schiel fschelbenumfangsgeschwlndlgkel<br />

t vc<br />

Bild 6.1: Abhängigkeit der aufgenommenen elektrischen Spindelleistung<br />

von der Schnittgeschwindigkeit


- 105 -<br />

Bild 6.2 zeigt die Abhängigkeit der Spindelleistung für das <strong>Flachschleifen</strong><br />

eines Gußwerkstückes von der Werkstückgeschwindigkeit beim Einsatz<br />

einer CBNSchleifscheibe vor und nach dem Touchieren. Die galvanisch<br />

gebundene CBN-Schleifscheibe (B252) wurde 30 11m (vom Radius)<br />

touchiert Das Touchieren wurde mittels einer Diamantrolle im<br />

Gegenlauf bei geringem axialen Vorschub (1 mm/s) in 6 Durchgängen<br />

mit jeweils 5 11mZustellung durchgeführt.<br />

Die aufgenommene Spindelleistung liegt für die touchierte Schleifscheibe<br />

um ca. 30 % höher. Der Grund für die gestiegene Leistung liegt in der<br />

Abflachung (geringere Schärfe) der CBN-Kömer und in der Abnahme des<br />

Komüberstands sowie der Spanräume.<br />

rn<br />

Q)<br />

60<br />

50<br />

WI<br />

Cl<br />

Ö<br />

CL. 40<br />

Cl<br />

c:<br />

Oj<br />

ṟn<br />

Q) 30<br />

Q)<br />

" c:<br />

o,<br />

Cf) 20<br />

Q)<br />

E<br />


- 106 -<br />

Trotz des hohen Leistungsbedarfs für das Überwinden des Bremseffekts<br />

beim HEDG liegt der Energiebedarf für das Zerspanen von 1 mm'<br />

Werkstoff viel niedriger als beim konventionellen Tiefschleifen. Bild 6.3<br />

zeigt den spezifischen Energieverbrauch für das Schleifen von ähnlichen<br />

Nuten beim konventionellen Tief- und beim HEDG-Schleifen. Beim<br />

konventionellen Schleifen sind wegen geringerer Schnittgeschwindigkeit<br />

und wegen der Verwendung von Emulsion als Kühlschmierstoff die<br />

Brems- und Leerlaufleistung zwar viel geringer als beim HEDG-Schleifen.<br />

Trotzdem bleibt der spezifische Energiebedarf für das HEDG-<br />

Schleifen viel geringer und beträgt nur ca. 6 % des Energiebedarfs beim<br />

konventionellen Tiefschleifen. Der geringere Energiebedarf ist ein<br />

weiterer Vorteil des <strong>Hochleistungs</strong>schleifens und auch einer der Gründe<br />

für das Ausbleiben thermischer Schädigungen am Werkstück.<br />

150<br />

W<br />

J/mm 3<br />

125<br />

~<br />

Cl 100 ~ cuccu<br />

- cu<br />

75<br />

Schleifscheibe<br />

bez .Zeitspanu ngsvolume n<br />

Zustellung<br />

Sc hni tt ge sc hwi ndig ke il<br />

KOhlschmie,slofl<br />

:ABOEVCF<br />

:O'w .4 mm'/(mm.s)<br />

r a , ,.,. 4 mm<br />

:vc a 30 m/s<br />

:Emulsion 3°/.<br />

:c<br />

0<br />

cn<br />

cu<br />

s:<br />

0<br />

CI)<br />

50<br />

-N<br />

cuo,<br />

25<br />

Schleifscheibe<br />

bez .Zeit spanu ngsvolumen<br />

Zuslellung<br />

Sc hn i tt g es c hw i ndig keil<br />

KOhlschmie,slolf<br />

:8252 GSS<br />

:O'w - 3000 mm'/(mm.s)<br />

:a. "'"6 mm<br />

:vc - IBO m/s<br />

:SchleilOI<br />

cn<br />

o<br />

Konventionelles<br />

Tiefschleifen<br />

7.05<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

Bild 6.3: Vergleich des spezifischen Energieverbrauchs beim konventionellen<br />

Tiefschleifen und beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen


- 107 -<br />

6.2 Abhängigkeit der Schleifkräfte von den Schleifbedingungen<br />

Die Summe aller Kräfte, die auf die momentan im Eingriff befindlichen<br />

Schneiden wirken, ergibt die Gesamt-Schleifkraft. Sie setzt sich vektoriell<br />

aus den Normal- und Tangentialkraftkomponenten zusammen. Das<br />

Produkt aus Tangentialkraftkomponente und Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

entspricht in mechanisch-physikalischem Sinn der<br />

Schleifleistung [8-10,14,15,]. Mit steigender Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

nehmen die Schleifkräfte ab. Weil die Zahl der eingreifenden<br />

Schneiden absinkt, muß auch die mittlere Spanungsdicke kleiner werden.<br />

Dieses Verhalten wurde für geringe und mittlere Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeiten<br />

von verschiedenen Autoren beschrieben und<br />

bestätigt [8-11,14,15,90].<br />

Der Schleifbarkeitskoeffizient E ist eine werkstoffbezogene KenngröBe,<br />

die entscheidenden Einfluß auf die Schleifkraft hat. Werkstoffen mit einer<br />

schlechten thermisch-mechanischen Schleifbarkeit ist ein niedriger Schleifbarkeitskoeffizient<br />

(nahe 0,5) zugeordnet, was sehr hohe, überwiegend<br />

durch Reibvorgänge verursachte Gesamtschleifkräfte zur Folge hat.<br />

Demgegenüber weisen Werkstoffe mit guter Schleifbarkeit einen<br />

s-Koeffizienten mit Werten nahe 1 auf. In Bild 6.4 ist die Abhängigkeit<br />

der Schleifkraft von der Scheibenumfangsgeschwindigkeit für zwei<br />

unterschiedliche Werkstoffgruppen qualitativ dargestellt [4]. Die erste<br />

Gruppe mit überwiegendem Spanformungskraftanteil, gekennzeichnet<br />

durch hohe E-Werte, weist einen deutlichen Abfall der Schleifkraft mit<br />

steigender Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit V c auf. Diese Werkstoffe<br />

sind in der Regel gut schleifbar. Die zweite Gruppe mit überwiegendem<br />

Reibungskraftanteil, gekennzeichnet durch niedrige E-Werte, weist<br />

nur ein schwaches Absinken der Schleifkräfte bei steigenden vc-Werten<br />

auf. Werkstoffe dieser Art sind schwer zu schleifen und weisen bei hoher<br />

Schnittgeschwindigkeit hohe Schleifkräfte auf [4]. Das bedeutet, daß die<br />

Intensität des Schleifkraftabfalls über der Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

vom Werkstoff abhängig ist.<br />

Ernst [91] und Daude [71] haben das Absinken der Schleifkraft bei<br />

steigender Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit mit günstigeren<br />

kinematischen Verhältnissen erklärt. Gühring [11] bestätigt diese positive<br />

Auswirkung günstiger kinematischer Verhältnisse und weist weiter nach,


- 108 -<br />

daß für die sinkende Schleifkraft der Einfluß verminderter Werkstoffestigkeit<br />

bei höheren Temperaturen maßgebend ist.<br />

Die aufgeführten Gründe für die Abnahme der Schleifkräfte gelten für<br />

das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen jedoch nicht ohne Einschränkung. Durch die<br />

Erhöhung der Schnittgeschwindigkeit bei sonst konstanten Bedingungen<br />

sinkt die mittlere Spanungsdicke und auch die Anzahl der im Eingriff<br />

befindlichen Schneiden, was wiederum zur Verringerung der Schleifkräfte<br />

führt. Allerdings sind beim Hochgeschwindigkeitsschleifen die Schnittkräfte<br />

geringer, auch wenn mit unveränderter Spanungsdicke geschliffen<br />

wird.<br />

Prins [92] hat durch Einkornversuche festgestellt, daß die Tangentialkraft<br />

mit steigender Schnittgeschwindigkeit und konstanter Schnittiefe abfällt.<br />

F' = ~'<br />

{~:VE-~{a({D}l-E<br />

'C<br />

u..<br />

....,<br />

-- ro<br />

L-<br />

.Y.<br />

ro<br />

E<br />

L-<br />

a<br />

z:<br />

~<br />

E = 0.5<br />

N<br />

Q)<br />

o<br />

E = 1.0<br />

o 30 60 90 m/s<br />

Schleifscheibenumfangsgeschwlndigkeit<br />

V c<br />

120<br />

Bild 6.4: Qualitativer Einfluß der Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

auf die Schleifkraft bei unterschiedlichem Werkstoffverhalten<br />

[4]


- 109 -<br />

In diesem Fall kann nicht von kleiner werdendem Spanungsquerschnitt<br />

gesprochen werden, da die Schnittiefe der Furche konstant bleibt. Die<br />

Ursache für das mit steigender Schnittgeschwindigkeit auftretende<br />

Absinken der Kraft muß in der Spanbildung gesucht werden. Das heißt,<br />

die Ursache liegt an geringere Bedarf an Energie und damit an Kraft für<br />

die elastische und auch plastische Verformung beim Schneideneingriff.<br />

Höhere Schnittgeschwindigkeiten bewirken auch ein weniger duktiles<br />

Werkstoffverhalten bei der Verformung und verringern so die Kraft und<br />

Energie, die für die Schleifoperation aufzubringen ist.<br />

Nach König [8] und Stefens [74] findet beim Eingreifen der Schneide in<br />

das Werkstück zuerst eine elastische Verformung statt. Die Fortsetzung<br />

des Schneideneingriffes bewirkt eine elastische und plastische Verformung<br />

und führt zum Schluß zur Spanbildung. Auch in diesen Phasen bleibt die<br />

elastische Verformung Bestandteil des Spanprozesses. Bild 6.5 zeigt die<br />

Verformung in verschiedenen Phasen des Schneideneingriffes beim<br />

Schleifen [8]. Der Energiebedarf für die elastische und plastische<br />

Verformung ist erheblich. Beim HEDG-Schleifen fmdet die die Spanabnahme<br />

wegen der höheren Schnittgeschwindigkeit und der hohen Temperatur<br />

der Kontaktschicht (nicht Werkstückoberflächentemperatur) bei<br />

einem geringeren Umformgrad statt. Daraus ergibt sich ein niedrigerer<br />

Kraft-und Energiebedarf.<br />

---<br />

Fn<br />

F t<br />

~<br />

Elastische<br />

Verformung<br />

Reibung Kornl<br />

Werkstückstoff<br />

Elastische und<br />

plastische Verformung<br />

Reibung KornIWerkstückstoff<br />

Innere Werkstückstoff.<br />

reibung<br />

Elastische<br />

und<br />

plastische Verformung +<br />

Span abnahme<br />

Reibung<br />

Innere<br />

KornIWerkstückstoff<br />

Werkstückstoffreibung<br />

Bild 6.5: Schneideneingriff beim Schleifen [8]


- 110 -<br />

,~<br />

120<br />

Nimm<br />

\<br />

100<br />

90<br />

80<br />

'e:<br />

~ 70<br />

~<br />

ro ro ""<br />

60<br />

E<br />

0<br />

:z<br />

50<br />

N<br />

C><br />

'"<br />

~O<br />

30<br />

20<br />

10<br />

\i\<br />

i\.""-<br />

Schiel rscnetbe : B 252 GSS<br />

Werkstoff : 16 MnCr 5<br />

Zustellung : a e<br />

= 6 mm<br />

-, ~. I I<br />

bez . Zeltspanungsvolumen : Q~ = 100 mm'/(mm·sl<br />

I I<br />

.- r--.<br />

• : I w<br />

= 100 mm<br />

"'-...1 ............ • : Iw =<br />

50 mm-<br />

-<br />

~-- :::r---=-<br />

1"--.'<br />

,., " --.- -~-<br />

F' n<br />

1---<br />

••...•...........•.~.<br />

~-<br />

t<br />

1'--..:' --- F'<br />

~<br />

1--.. -<br />


- 111 -<br />

Die Bilder 6.7 und 6.8 zeigen die Abhängigkeit der Schleifkräfte vom<br />

bezogenen Zeitspanungsvolumen. Bei diesen Untersuchungen wurde das<br />

bezogene Zeitspanungsvolumen Q'w auf Werte bis 3.000 mm 3 j(mm. s)<br />

erhöht. Es wurden Nuten mit hoher Oberflächenqualität bei Schnittgeschwindigkeiten<br />

v; = 180 m/s mit zwei Schleifscheiben unterschiedlicher<br />

Komgröße (B252 und Bt5t) geschliffen. Bei einer Zustellung von<br />

a, = 6 mm konnte nur bis Q'w = 1.500 mm 3 j(mm -s) geschliffen werden,<br />

da bei diesen Bedingungen die maximale Vorschubgeschwindigkeit der<br />

Maschine (15.000 mm/min) erreicht wurde. Zur weiteren Erhöhung des<br />

bezogenen Zeitspanungsvolumens wurde die Zustellung auf 10 bzw. 12<br />

mm heraufgesetzt. Die Kraftverläufe in den Bildern 6.7 und 6.8 bestehen<br />

aus drei Teilbereichen, die durch folgende spezifische Bedingungen<br />

charakterisiert sind:<br />

500 ~<br />

Schleifscheibe : IB 252 GSSI /.<br />

Nimm Werkstoff : 16 MnCr 5 •<br />

Schnittgeschwindigkeit : "c = 180 m/s •••• /.Tt-l<br />

KOhischmierstoff : Schlei föl ••••<br />

'W ~O •<br />

u; I I / a = 12 mm<br />

;".'= K 0' 0,7 0, 15 ./·1 e<br />

c: F' = -- , ( _w_ I (a e , d s ' / "<br />

s n 0,85 V c "<br />

~ ,/ a> 6<br />

~ 200 /1".<br />

mm.... : : : ~<br />

U'> • 1 .~.<br />

L;> ~ 100 • .,....."<br />

•....••.. •---+1---- ------<br />

.><br />

500 1000 2000 2500 ~ 3000<br />

(mm·SI<br />

bez. Zet tsnanunqsvc ltmen o~<br />

Bild 6.7: Schleitkräfte für eine galvanisch gebundene CBN-<br />

Schleifscheibe B252


- 112 -<br />

Bereich 1: Q'w = 0 + 1.500 mm 3 /(mm s)<br />

Bereich 2: Q'w = 1.500 + 2.500 mm 3 /(mm.s)<br />

Bereich 3: Q'w ~ 2.500 mm3/(mm.s)<br />

(nur für Scheibe B252)<br />

a.= 6mm<br />

a, = 10 mm<br />

a. = 12 mm<br />

Der Übergang von Bereich 1 auf Bereich 2 ist durch einen sprunghaften<br />

Anstieg der Schleifkräfte gekennzeichnet. Dieses Verhalten läßt sich mit<br />

der größer werdenden Kontaktlänge erklären, die durch die Zunahme der<br />

Zustellung a. von 6 auf 10 mm entsteht. Im Bereich 3 ist eine Zunahme<br />

der Normalkraft durch die Erhöhung der Zustellung a, von 10 auf 12 mrn<br />

nicht mehr zu beobachten.<br />

Bei einer Zustellung von a, = 12 mm war für die Schleifscheibe B252<br />

ein maximales bezogenes Zeitspanungsvolurnen von Q'w = 3.000<br />

mm'Arnm-s) möglich. Mit diesem Wert ist die Grenzleistung des<br />

500 i I I I I<br />

scuertscnetbe<br />

NImm 1 Werkstoff<br />

SehnI ttgeschwindigkel<br />

~ 400 I KOhlschmierstoff<br />

t<br />

:18151 GSSI<br />

: 16 HnCr 5<br />

: v e<br />

= 180 m/s<br />

: SehleIföl I / I I<br />

~C:<br />

c;<br />

~ c;<br />

Q)<br />

c;<br />

8.<br />

E<br />

o<br />

""~<br />

ro<br />

~<br />

-"<br />

Q)<br />

~<br />

, K Q~ 0,6 0,2<br />

tn = 0,8 . ( ---v:-) . (ae·ds)<br />

300 I ,I<br />

200 I I ~~ I<br />

N , I<br />

J!5 100 I ••<br />

• F~<br />

• Fi<br />

o 500 1000 1500<br />

bez. zet tsoanuncsvotuaen Q~<br />

2000 mm'<br />

Imm·s,<br />

2500<br />

Bild 6.8: Schleifkräfte für eine galvanisch gebundene CBN-<br />

Schleifscheibe B 151


- 113 -<br />

Prozesses und dieser Schleifscheibe noch nicht erreicht. Die Versuche<br />

konnten jedoch an dieser Stelle nicht weitergeführt werden, weil die<br />

maschinenbedingte maximal mögliche Vorschubgeschwindigkeit erreicht<br />

war.<br />

Für die feinkörnigere Schleifscheibe (BI51) war bei einem bezogenen<br />

Zeitspanungsvolumen von Q'w = 1.500 mm 3 /(mm· s) das Grenz-Zeitspanungsvolumen<br />

erreicht. Bei diesem Wert war das Aufnahmevermögen der<br />

Spanräume erschöpft. Eine weitere Zunahme des bezogenen Zeitspanungsvolumens<br />

bis Q'w = 2.000 mm 3 /(mm·s) ist mit einer überproportionaleri<br />

Steigerung der Schleifkräfte verbunden. Eine weitere Steigerung des<br />

bezogenen Zeitspanungsvolumens könnte durch Erhöhung der Schnittgeschwindigkeit<br />

erzielt werden.<br />

Die Kontaktlänge hat entscheidenden Einfluß auf die Schleifkräfte und<br />

den Prozeßablauf. Sie kann über folgende Parameter verändert werden:<br />

- Zustellung,<br />

- Schleifscheibendurchmesser ,<br />

- Werkstücklänge.<br />

Die Werkstücklänge hat nur dann Einfluß auf die Kontaktlänge lk' wenn<br />

sie kleiner als die bei gegebenem Schleifscheibendurchmesser und<br />

gegebener Zustellung erreichbare Kontaktlänge I, ist. Der funktionale<br />

Zusammenhang für die Kontaktlänge läßt sich wie folgt darstellen<br />

[8,9.13]:<br />

h=~ (6.1)<br />

Für kurze Werkstücke (l, < IJ sind die Schleifkräfte F' (auf die Breite<br />

der Schleifscheibe bezogen) geringer, aber die flächenbezogenen<br />

Schleifkräfte sind höher. Bild 6.9 stellt die flächenbezogene Normalkraft<br />

F'', in Abhängigkeit von der Werkstücklänge I, für unterschiedliche<br />

Zustellungen dar. In diesem Diagramm sind zwei Parameter, die<br />

Werkstücklänge und die Zustellung, die die Kontaktlänge maßgeblich<br />

beeinflussen, dargestellt.


- 114 -<br />

2.0<br />

N<br />

mw<br />

1.8<br />

l.E<br />

~.:=<br />

~<br />

~ 1.4 ro<br />

E<br />

0<br />

Z<br />

Schleifscheibe B 252 GSS, d = 400 mm<br />

s<br />

Werkstoff 16 Mncr 5<br />

bez Ze t tspanunosvoluaen Qw = 100 mm'/(mm s)<br />

I X scn rei fschel berumtanoscescns. "c = 120 m/s<br />

KÜhlschmierstoff<br />

scnietröt<br />

I I I I<br />

•<br />

1 '=1 1 Beginn der vollen Kontaktlänge I :=;001""""""-- I<br />

~Ll--<br />

--<br />

N<br />

Q)<br />

D<br />

1.2<br />

1.0<br />

0.8 I I I I I I I I I I I I<br />

o 10 20 30 40 50 60 70 80 90 mm 100 110<br />

Werkstück länge I w<br />

Bild 6.9: Flächenbezogene Schleifkraft F", in Abhängigkeit von der<br />

Werkstücklänge für verschiedene Zustellbeträge<br />

Bei genügend langen Werkstücken, z.B. I, bzw. 1, > lk, werden die<br />

Kräfte nur durch die Zustellung a, bestimmt. Für geringere Zustellbeträge<br />

ergeben sich größere flächenbezogene Schleifkräfte in normaler Richtung<br />

als für höhere Zustellbeträge. Der Grund hierfür ist die geringere<br />

Kontaktlänge bei kleinerer Zustellung. Für eine Zustellung von a, = 12<br />

mm berechnet sich die Kontaktlänge lk nach Gleichung (6.l) mit a. = 12<br />

mrn und d, = 40d mm zu I, = 69 mm.<br />

Wie dem Diagramm zu entnehmen ist, steigt die Kraft F", bis zu einer<br />

Werkstücklänge von 69 mm bei Reduzierung der Werkstücklänge an. Für<br />

die Zustellbeträge a, = 9 rnrn, a, = 6 mm und a, = 3 mrn beträgt die<br />

sich ergebende Kontaktlänge jeweils lk = 60 mm, lk = 49 mm und l, =<br />

35 rnrn.


- 115 -<br />

Für kurze Werkstücke sowie beim Eingriffsbeginn wird die volle<br />

Kontaktlänge nicht erreicht. Daher bleiben die flächenbezogenen<br />

Schleifkräfte hoch. Mit größer werdender Eingriffslänge nimmt F", bis<br />

zum Erreichen der vollen Kontaktlänge kontinuierlich ab. Für die<br />

Zustellungen a, = 3, 6 und 9 mm steigen die flächenbezogenen Normalkräfte<br />

weiter an. Als Grund hierfür läßt sich die Vergrößerung der<br />

Reibung zwischen Schleifscheibe und Werkstück erklären. Das<br />

bedeutet,daß birn Erreichen der vollen Kontaktlänge nur die Hälfte der<br />

Schleifscheibe im Werkstück eingedrungen ist. Mit Fortgang des<br />

Prozesses bleibt die Kontaktlänge konstant aber die andere Hälfte der<br />

Scheibe führt zur Erhöhung der Schleifkräfte. Dieser Reibeffekt<br />

verursacht erhöhte Schleifkräfte nur bis die Schleiflänge eine ca.<br />

zweifache Kontaktlänge erreicht hat. Danach bleiben die Schleifkräfte<br />

konstant solange lk konstant bleibt.<br />

Neben der Kontaktlänge ist auch die Kontaktbreite oder auch die Schleifbreite<br />

für das HEDG- Verfahren von Bedeutung. Daneben kann auch die<br />

Form der Kontaktfläche (seitlich) erheblichen Einfluß haben. Im<br />

folgenden sollen diese Probleme an einer Schleifaufgabe diskutiert<br />

werden [33].<br />

Die Aufgabe bestand darin, eine Nut mit einer Schnittiefe (Zustellung)<br />

a e = 25 mm, einer Breite in der Spitze von 1,0 + 1,5 mm sowie einem<br />

Flankenwink:el von 2° in einem Warmarbeitsstahl (45NiCr6; 35 HRC) zu<br />

schleifen (Bild 6.10). Derartige Nutprofile kommen z.B. an Spritzgußwerkzeugen<br />

häufig vor. Eine weitere Förderung bestand darin, diese Nut<br />

möglichst in einem Durchgang mit der erforderlichen Oberflächengüte zu<br />

erzeugen. Eine hohe Oberflächengüte an den Flanken war notwendig, da<br />

hierdurch gewährleistet wird, daß sich das erzeugte Kunststoff-Spritzgußteil<br />

sauber aus der Werkzeugform löst. Es war ein Mittenrauhwert R..<br />

von ca. 1,0 um gefordert. Außerdem sollte die Nutwand keine thermischen<br />

Schädigungen (Brandflecke, Risse) aufweisen.<br />

Im Vergleich zu normalen Rechtecknuten liegt das Hauptproblem bei der<br />

Fertigung solcher Profile mit geringen Flankenwinkel in der erheblich<br />

vergrößerten Kontakt fläche zwischen Schleifscheibe und Werkstück. Das<br />

verursacht hohe Zerspanungs- und Reibkräfte, wodurch die Gefahr einer<br />

thermischen Schädigung des Werkstückes erhöht wird. Deshalb muß der


- 116 -<br />

1 0<br />

1 0<br />

l1"\<br />

N<br />

1,5<br />

Bild 6.10:<br />

Nutform<br />

richtigen Zuführung des Kühlschmierstoffes erhöhte Aufmerksamkeit<br />

beigemessen werden. Auch die Spezifikation und Konstruktion des<br />

Schleifwerkzeuges - insbesondere die Auswahl der richtigen Körnung -<br />

sind vor allem bei der Bearbeitung von ungehärteten Stahlwerkstoffen<br />

von entscheidender Bedeutung für die Realisierung guter Bearbeitungsergebnisse.<br />

Zur Lösung der gestellten Fertigungsaufgabe wurden drei unterschiedliche<br />

galvanisch gebundene CBN-Schleifscheiben eingesetzt. Die ersten beiden<br />

Scheiben waren an den Flanken mit der Korngröße B151 voll belegt. Das<br />

zweite Schleifwerkzeug war radial geschlitzt. Beide Scheibenarten führten<br />

nicht zu befriedigenden Arbeitsergebnissen, machten aber die Anforderungen,<br />

die zur Lösung der Fertigungsaufgabe an ein Schleifwerkzeug zu<br />

stellen sind, deutlich.<br />

Als bestgeeignetes Werkzeug wurde eine seitlich nicht voll belegte,<br />

galvanisch gebundene CBN-Schleifscheibe mit der Körnung B251<br />

eingesetzt (Bild 4.2), die in dieser Ausführung neuartig ist. Die<br />

Erfahrungen mit den vorher eingesetzten CBN-Schleifscheiben führten zu<br />

folgenden Änderungen der Werkzeugausführung, die im praktischen<br />

Einsatz noch weiter optimiert wurde:<br />

l. Schleifkörper aus vorgespanntem Stahl.<br />

2. Gröbere Körnung B251 statt B151.


- 117 -<br />

3. Teilbelegung der seitlichen Schleifscheibenflächen. Die dritte<br />

Maßnahme dient dazu, die hohe seitliche Reibung zwischen<br />

Schleifscheibe und Werkstück zu reduzieren und gleichzeitig<br />

eine bessere Kühlmittelzufuhr in den seitlichen Kontaktzonenbereichen<br />

zu gewährleisten.<br />

Zur Festlegung der Scheibenbelegung diente die Überlegung, daß der<br />

Schleifbelag an den Flanken das gleiche spezifische Volumen abzutragen<br />

hat wie der Schleifbelag am Umfang der Scheibe. Das von der Schleifscheibenflanke<br />

abzutragende Werkstoffvolumen beträgt (bei einem<br />

Flankenwinkel von 2°) nur ca. 4 % des Zerspanungsvolumens an der<br />

Umfangsfläche. Um in allen Bereichen der Scheibe eine gleiche<br />

Abtragsleistung zu erreichen, wurden die Flanken mit einem entsprechend<br />

reduzierten Schleifbelag versehen. Der Umfang und ein Teilbereich der<br />

Flanken (bis zu einer Höhe von 1,5 mm) sind voll belegt, während beide<br />

Flanken mit 18 Belagsegmenten (10 mm breit und 30 mm hoch) belegt<br />

sind. Diese Segmente liegen einander genau gegenüber, so daß beim<br />

Schleifen keine alternierenden Querkräfte auftreten können.<br />

Die insgesamt ergriffenen Maßnahmen führten zu einem neuartigen,<br />

leistungsfähigen Schleifwerkzeug, das dadurch gekennzeichnet ist, daß:<br />

- der vorgespannte Schleifkörper zu einer erhöhten Stabilität<br />

des Schleifwerkzeuges führt;<br />

- die Verwendung eines gröberen Schleifkornes bei der<br />

Bearbeitung des relativ weichen Stahlwerkstoffes sowohl<br />

kleinere Schnittkräfte als auch höhere Zerspanleistungen - bei<br />

sehr guten Rauheitswerten - zur Folge hat;<br />

- die Teilbelegung der Scheibenflanken weniger Reibung und<br />

kleinere Schnittkräfte, aber auch eine geringere spezifische<br />

Zerspanleistung bedingt.<br />

Die Optimierung des Schleifwerkzeuges und der Einsatz geeigneter<br />

Kühlschmierstoff- und Reinigungsdüsen führte zu akzeptablen Schleifkräften.


- 118 -<br />

300 I I I ~<br />

Schiel fscheibe<br />

Y n 251 N 200 G<br />

Schi e i tscne i bendurchmesser<br />

d s = ~OO mm<br />

Werkstoff<br />

~5 Ni Cr6; 35 HRC<br />

250<br />

bez. Zei tsoanunssvctoaen<br />

Q,; = 50 rnrnl/(mm 5)<br />

Kühlschmierstoff<br />

~<br />

Schlei föl<br />

u,<br />

Kühischmlerstoffdruck I -sence 6 bar I 300 I/mln<br />

§ 200 I I I ..~,.,- I<br />

c<br />

u,<br />

E<br />

~<br />

~<br />

.,<br />

.c<br />

bl<br />

100 I I ,.,- I ~ ~ i,l I<br />

50<br />

c<br />

B<br />

~ 150 f-.. I ..,......=1 .....1"""""'--<br />

Q.<br />

0<br />

0 5 10 15 20 mm 25<br />

Zustellung<br />

a<br />

Q)<br />

10 5 3.33 2,5 mm/s 2,0<br />

Werkstückgeschwlndlgkel t Vw<br />

Bild 6.11: Schleifkraftkomponenten in Abhängigkeit von Zustellung und<br />

Werkstückgeschwindigkeit bei konstanten bezogenen Zeitspanungsvolumen<br />

In Bild 6.11 sind die Schleifkraftkomponenten für Zustellungen bis a, =<br />

20 mm bei unterschiedlichen Schnittgeschwindigkeiten (v, = 120 und v;<br />

= 180 m/s) dargestellt. Bei konstandten bezogenen Zeitspanungsvolumen<br />

führt eine Steigerung der Zustellung a. und entsprechender Reduzierung<br />

der Werkstückgeschwindigkeit V w zu einer Zunahme der Schleifkräfte.<br />

Die Steigerung der Schleifkräfte resultiert aus der größer werdenden<br />

Kontaktliinge und der dadurch ansteigenden Zahl der kinematischen<br />

Schneiden.


- 119 -<br />

6.3 Abhängigkeit der Werksrockrauheit von den Schleifbedingungen<br />

Eine der wesentlichen Kenngrößen des Bearbeitungsergebnisses beim<br />

Schleifen ist die Rauheit der erzeugten Werkstückoberfläche.<br />

In Bild 6.12 wird der Zusammenhang zwischen Rauheit R, und<br />

Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit für Zustellungen von a, = 5, 10<br />

und 15 mm dargestellt. Bild 6.13 zeigt den gleichen Zusammenhang für<br />

den Mittenrauhwert Ra. Bei den Untersuchungen wurden galvanisch<br />

gebundene, 8 mm breite eBN-Scheiben mit unterschiedlichen Komgrößen<br />

(B252 mittel und B427 grob) angewendet.<br />

28<br />

~m<br />

24<br />

20<br />

Schleifscheibe<br />

SchIelf scheIbendurchmesser<br />

~ Iwerkstoff<br />

bez. Zei tspanunosvo lumen<br />

" IKühlschmlerstoff<br />

: GY B 252-N 200-G<br />

u. GY B 427-N 200-G<br />

: d =<br />

s 400 mm<br />

: 16 MnCr 5; HV 170<br />

Qw = 50 mml/(mm's)<br />

Schlelföl<br />

f---


- 120 -<br />

In Bezug auf die gemittelte Rauhtiefe R, und den arithmetischen Mittenrauhwert<br />

R.. können folgende Feststellungen getroffen werden:<br />

a) Die Werkstückrauheit fallt mit steigender Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

v; stetig ab. Die größte Rauheitsabnahme<br />

liegt zwischen 100 und 120 m/s (Bild 6.12).<br />

b) Bei gröberem Korn (B427) ergeben sich größere Rauheitswerte<br />

(Bild 6.12 und Bild 6.13).<br />

Diese Beobachtungen stimmen mit analytischen Erkenntnissen überein<br />

[93]. Die festgestellten Rauheitswerte (R, = 8 + 24 J.Un) liegen im<br />

erwarteten Bereich.<br />

GY B 252-N 200-G<br />

u. GY B 427 -N 2oo-G<br />

d s<br />

= 400 mm<br />

16 MnCr 5; HV<br />

---1\<br />

170<br />

: Q~ = 50 mm'!(mm's) _<br />

SCh"'T<br />

--!---r/"27<br />

7<br />

B 252<br />

10<br />

15 mm<br />

Zustellung a e<br />

20<br />

10 3,33<br />

mm/s<br />

Werkstückgeschwlndlgkel t v w<br />

Bild 6.13:<br />

Mittenrauhtiefe R. in Abhängigkeit von der Zustellung a"und<br />

der Werkstückgeschwindigkeit V w bei unterschiedlichen<br />

Korngrößen und Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeiten


- 121 -<br />

Die beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen erreichten Oberflächen-Rauheitswerte<br />

beim Einsatz von CBN- und Korundscheiben entsprechen den Werten des<br />

konventionellen Schleifens. Der Anstieg der Rauheitswerte, der durch<br />

Zunahme der Werkstückgeschwindigkeit beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

verursacht wird, wird zum Teil durch große Zustellung und Schnittgeschwindigkeit<br />

kompensiert. Somit können mit etwa 100fachem<br />

bezogenen Zeitspanungsvolumen beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen ähnliche<br />

Rauheitswerte erreicht werden wie beim konventionellen Schleifen.<br />

Durch den Einsatz spezieller Techniken (Touchieren der Schleifscheibe<br />

mit einem Diamantwerkzeug) sind für die Werkstückrauheit beim<br />

<strong>Hochleistungs</strong>profilschleifen auch deutlich niedrigere Werte (R, = 2 + 4<br />

um) zu erzielen.<br />

Bild 6.14 stellt einen Vergleich der Oberflächenrauheitswerte für eine<br />

galvanisch gebundene CBN-Schleifscheibe vor und nach dem Touchieren<br />

dar. Sie wurde mittels einer Diamant-Abrichtrolle um einen Betrag von<br />

chleitscheioa<br />

Schnittgeschwindigkeit<br />

Werkstückgeschwindigkeit um a:<br />

Zustellung<br />

cd<br />

Kühlschmierung<br />

a:<br />

Schleifverfahren<br />

15<br />

.c<br />

-.a;<br />

25<br />

10<br />

5<br />

0<br />

ce<br />

N<br />

::J<br />

CU •...<br />

c<br />

Q)<br />

.c<br />

:CU<br />

o<br />

'E<br />

Q)<br />

.0<br />

0<br />

Ra Rz Rt<br />

Bild 6.14: Vergleich der erzeugten Oberflächenrauheitswerte einer<br />

touchierten und einer nicht touchierten CBN-Schleifscheibe


- 122 -<br />

30 um in 6 Arbeitsschritten von je 5 um touchiert. Die touchierte<br />

Schleifscheibe liefert eine Oberflächengüte, die um ca. 85 % geringere<br />

Werte aufweist als die nicht touchierte Schleifscheibe.<br />

Durch das Touchieren werden die exponierten Schleifspitzen entfernt.<br />

Dadurch kommt eine größere Anzahl von Körnern in Eingriff, die einen<br />

gleichmäßigeren Zerspanprozeß mit geringerer Spanungsdicke und daher<br />

eine bessere Oberflächengüte gewährleisten. Die große Verbesserung der<br />

Werkstückrauheit beim Touchieren ermöglicht den Einsatz von gröberen<br />

CBN-Körnern. Außerdem ist eine touchierte CBN-Scheibe in bezug auf<br />

Oberflächenrauheit konkurrenzfähiger gegenüber konventionellen Schleifscheiben.<br />

Wegen größerer Kräfte und des kurzen Prozeßablaufs wird für ein<br />

touchiertes Schleifwerkzeug neben der geringeren Oberflächenrauheit eine<br />

höhere, meist erwünschte Druckeigenspannung erwartet, siehe Kapitel 6.6.<br />

6.4 Abhängigkeit des Verschleißes und des Schleifverhältnisses von<br />

den Schleifbedingungen<br />

Im folgenden der radiale Schleifscheibenverschleiß in Abhängigkeit vom<br />

bezogenen Zerspanungsvolumen für eine Korundschleifscheibe und zwei<br />

CBN-Schleifscheiben verglichen. In Bild 6.15 ist der radiale Verschleiß<br />

einer Korund-Schleifscheibe beim Schleifen von Einsatzstahl in Abhängigkeit<br />

vom bezogenen Zerspanungsvolumen dargestellt.<br />

Der relativ geringe Verschleiß und das hohe Schleifverhältnis (konventionelle<br />

Schleifscheiben) von G = 78 zeigen, daß das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

auch beim Einsatz von konventionellen Schleifscheiben<br />

wirtschaftlicher ist als bei herkömmlichen Schleifverfahren.<br />

Die Bilder 6.16 und 6.17 zeigen den radialen Scheibenverschleiß für<br />

eine galvanisch gebundene (einschichtige) CBN-Schleifscheibe und eine<br />

metallgebundene (mehrschichtige) CBN-Schleifscheibe.<br />

Die galvanisch gebundene Scheibe erreichte ihr Standzeitende nach ca.<br />

2,8 . 1()6 mm'rmm. Dabei erreichte sie ein Schleifverhältnis von


- 123 -<br />

600<br />

/lm<br />

500<br />

~<br />

<br />

-<br />

s:<br />

0 300<br />

e<br />

CI><br />

><br />

tU<br />

'0<br />

tU<br />

a:<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Schleifscheibe :90A 80 Q 4 BH50/100<br />

Sc h I elfsch 81 ben d u reh m e s e e r :d •.• 400 mm<br />

Werk.loff :16 MnCr 5<br />

bez.Z eltspa n u ngsvo I u m an :0";' •• 200 mm'/{mm.s)<br />

Zustellung :a •.• 6 mm<br />

Sc h n ittg es eh wl n d igkeit<br />

:vo·100mls<br />

Kühlschmierstoff<br />

:Schl.if61<br />

K 0 h I sch m l e rstoffd ruck/- meng e :7.5 bar/150 IImln<br />

/<br />

-:<br />

/~<br />

./ \<br />

V/I So,,~.:.~":""'''I-<br />

•<br />

---. /j<br />

o 18000 36000<br />

tmi' Imm 72000<br />

bez.Zerspanungsvolumen<br />

V';'<br />

Bild 6.15:<br />

Radialer Scheibenverschleiß in Abhängigkeit vom bezogenen<br />

Zerspanungsvolumen für Korund-Schleifscheibe<br />

G = 35.070. Der Radialverschleißverlauf der galvanisch gebundenen<br />

Schleifscheiben ist durch hohen anfänglichen Verschleiß charakterisiert.<br />

Nachdem die exponierten Komspitzen verschlissen sind, verringert sich<br />

der Werkzeugverschleiß. Die hohe Kornkonzentration für die einschichtige<br />

CBN-Schleifscheibe ist für den geringen Verschleiß und den höheren<br />

G-Wert verantwortlich.<br />

Die mehrschichtige CBN-Schleifscheibe ist im Vergleich zur einschichtigen<br />

Schleifscheibe durch einen etwas höheren Verschleiß gekennzeich


- 124 -<br />

~<br />


- 125 -<br />

120<br />


- 126 -<br />

6.5 Abhängigkeit der Temperaturvon den Schleifbedingungen<br />

In Bild 6.18 ist tendenziell die Werkstück-Obertlächentemperaturin<br />

Abhängigkeit von den Schleifparametern dargestellt. Dem Bild (oben<br />

links) kann entnommen werden, daß beim HEDG-Verfahren mit<br />

steigender Werkstückgeschwindigkeit die Temperatur in der Randzone<br />

abfällt. Die Erhöhung der Werkstückgeschwindigkeit bewirkt beim<br />

HEDG-Schleifen eine kürzere Einwirkzeit der Wärmequelle (Schleifscheibe)<br />

auf das Werkstück und daher eine geringere Wärmeeinbringung<br />

in das Werkstück. Weiterhin (oben rechts) ist die Abhängigkeit der<br />

Randzonentemperaturvon der Zustellung dargestellt. Es ist zu ersehen,<br />

~ oe<br />

800<br />

L-<br />

:::J<br />

+-'<br />


- 127 -<br />

daß die Temperatur beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen mit zunehmender<br />

Zustellung steigt. Beim konventionellen Tief schleifen bewirkt die<br />

Zunahme der Zustellung (bei konstantem bezogenen Zeitspanungsvolumen)<br />

im Gegensatz zum HEDG-Schleifen ein Absinken der Randzonentemperatur.Die<br />

steigende Temperaturbeim HEDG ist auf die steigende<br />

Kontaktlänge, die größere Reibung und die höhere Energieumsetzung<br />

zurückzuführen.<br />

Unten in Bild 6.18 ist die Abhängigkeit der Randzonentemperaturvon<br />

der Schnittgeschwindigkeit für eine Korundscheibeund eine CBN-Schleifscheibe<br />

dargestellt. Das Temperaturniveauliegt für die Korundscheibe<br />

~<br />

°C<br />

800<br />

700<br />

600<br />

Q)<br />

c<br />

0<br />

N 500<br />

+-'<br />

-'" co<br />

+-'<br />

c qOO<br />

0<br />

""<br />

L-<br />

Cl)<br />

0 300<br />

c<br />

L-<br />

::J 200<br />

•....<br />

eo<br />

L-<br />

Cl)<br />

0.<br />

E<br />

Cl)<br />

>-<br />

100<br />

0<br />

Schlei tscne ibe<br />

scn le I fsche Ibendurchmesser<br />

Werkstoff<br />

Sch lei tscnet benumtencscescns.<br />

Zustellung<br />

Küh Isennt erstaff<br />

&<br />

90 A 80 Q q BH 50/100<br />

d s = 400 mm<br />

16 MnCr 5<br />

V c = 100 m/s<br />

a e<br />

= 6 mm<br />

SchIel föl<br />

I<br />

&<br />

/·1 &-<br />

& Q ~ = 10 mm'/mm*s<br />

• Q ~ = 50 mm'/mm*s<br />

• Q ~ = 100 mm'/mm*s<br />

• Q w = 300 mm'/mm*s<br />

s: Q w = 500 mm'/mm*s<br />

/1 //·1 . ~1~1 J<br />

• ===--==f-I--t-I<br />

-7' l---------j L--- r<br />

I I<br />

., 11<br />

:~ l--r===~ 7-·----~ 1 I j- I I<br />

I -~==<br />

5<br />

Meßstellen In der Kantaktzone<br />

Bild 6.19:<br />

Kontaktzonentemperatur an fünf verschiedenen Stellen der<br />

Kontaktzone für unterschiedliche bezogene Zeitspanungsvolumina<br />

(Gegenlaufschleifen)


- 128 -<br />

höher als für die CBN-Schleifscheibe, was mit der höheren Wärmeleitfähigkeit<br />

und dem geringeren negativen Spanwinkel der CBN-<br />

Schleifscheibe zu erklären ist. Die Temperatur steigt bis v; '" 100 m/s<br />

ständig an. Dieses thermische Verhalten stimmt mit den Ergebnissen<br />

anderer Autoren überein [4-6,8,9,11,13,15,20,72,73].<br />

Die weitere Steigerung der Schnittgeschwindigkeit (in diesem Fall V c ><br />

100 m/s) führt zu sinkenden Temperaturen. In diesem Bereich liegen<br />

keine Untersuchungen von anderen Autoren vor. Die Gründe für die<br />

Umkehr des Temperaturverlaufs sind in Kapitel 4.6 ausführlich diskutiert.<br />

Durch Temperaturmessungen .an verschiedenen Stellen der Kontaktzone<br />

sollte der Ort mit der maximalen thermischen Belastung bestimmt<br />

werden. Bild 6.19 zeigt den Verlauf der Kontaktzonentemperatur an fünf<br />

verschiedenen Stellen für unterschiedliche bezogene Zeitspanungsvolumen.<br />

Für das relativ geringe bezogene Zeitspanungsvolumen Q'w = 10<br />

mm 3 /(mm. s) liegt die maximale Temperatur in etwa in der Mitte der<br />

Kontaktzone. Diese Feststellung stimmt gut mit den Ergebnissen von [20]<br />

überein. Eine weitere Steigerung von Q' w verschiebt den Ort der<br />

maximalen Temperatur zum Meßpunkt Nr. 5, der der neuerzeugten<br />

Oberfläche am nächsten liegt.<br />

Die Steigerung von Q'w (über vw) bewirkt danach eine starke<br />

Reduzierung der Temperatur. Die maximale Temperatur für Q' w =<br />

500 mm 3 /(mm .s) beträgt beispielsweise nur noch ca. 15 % der maximalen<br />

Temperatur für Q'w = 10 mm 3 /(mm.s). Beim Gleichlaufschleifen sind die<br />

Temperaturwerte für kleinere bezogene Zeitspanungsvolumina höher als<br />

beim Gegenlaufschleifen. Für größere Q'w-Werte ist die Temperatur bei<br />

beiden Verfahren etwa gleich (Bild 6.28).<br />

Bild 6.20 zeigt die Spitzentemperaturen an den 5 Meßstellen bei<br />

Annäherung an die Kontaktzone. Der Schleifprozeß wurde zuerst in<br />

einem Abstand von 10 mm vor der Zone, in der die Thermoelemente<br />

angebracht sind, abgebrochen und die Temperatur ermittelt. Danach<br />

wurde bis 5 bzw. 3 mm vor Meßstelle 1 geschliffen und gleichzeitig die<br />

Temperatur gemessen. Beim vierten und fünften Versuch wurde jeweils


- 129 -<br />

0;:.<br />

Q)<br />

c;<br />

B 100<br />

B c<br />

~<br />

~Q)<br />

"0<br />

C<br />

150 I I I I I I I<br />

°C<br />

Schleifscheibe 90 A 80 Q 4 BH 50/100<br />

Schiel fscheibendurchmesser<br />

d s = 400 mm<br />

Werkstof f 16 MnCr 5<br />

Schle Ifschei oenuaransssescrw. v c = 100 m/s<br />

Zustellung<br />

a e = 6 mm<br />

bezogenes Zeltspanungsvolumen Qw = 400 mm'/(mm*s)<br />

Kühlschmierstoff<br />

Schlelföl<br />

Kühlschmlerstoffdruck I-menge 7,5 bar I 150 I/mln<br />

I I ~----.-<br />

• _ ~ ~ ..c:=::=:: •.==--- I<br />

~ I .-z:;:::> :- r ~! ~ I<br />

=> • • I .- ~<br />

~ ? • I I -. --...;<br />

~ ~ I I<br />

10 mm<br />

~<br />

Restweg :<br />

5 mm<br />

.10 mm<br />

3 mm}_:1ff.=-r,<br />

o I<br />

2<br />

~""""T~ll 1\'-T 2<br />

T5 T4 3<br />

• 5 mm<br />

• 3 mm<br />

• Leersch l1 ff<br />

I I I I I !<br />

Meßstellen In der Kontaktzone<br />

Bild 6.20: Kontaktzonentemperatur für unterschiedliche Meßstellen und<br />

Schleiflängen bzw. unterschiedliche Abstände zu den<br />

Meßpunkten<br />

bis auf 2 bzw. 1 mm an die vorgesehene Kontaktzone geschliffen. Die<br />

beiden letzten Ergebnisse sind in einer Kurve dargestellt. Beim Versuch<br />

mit einem Restweg von 10 mm ist die Temperatur an der Meßstelle 5<br />

arn höchsten, weil der Weg bis zu dieser Kontaktstelle kürzer und weil<br />

für das höher bezogene Zeitspanungsvolumen (Q'w = 400 mm 3 /(mm·s))<br />

die Temperatur an der Meßstelle 5 höher ist (Bild 6.19).<br />

Bei den darauffolgenden Versuchen unter gleichen Schleifbedingungen<br />

mit Restwegen von 5, 2 und 1 mm war die Temperatur trotz kürzerer<br />

Abstände zu den Meßpunkten (Thermoelementen) besonders am<br />

Meßpunkt 5 niedriger. Das hat zwei Gründe: zum einem ist die gesamte<br />

Energieumsetzung wegen des relativ geringeren abgetragenen Werkstoffvolumens<br />

ebenfalls niedriger und zum anderen ist die Zeit, in der der


1-1 --j<br />

- 130 -<br />

Schleifprozeß stattfindet, sehr kurz. Daher fließt nur eine geringe<br />

Wärmemenge in das Werkstück und damit auch zu den Thermoelementen.<br />

Nachdem das Material bis zur vorgesehenen Kontaktzone abgetragen wirr,<br />

wurden weitere Temperaturmessungen durchgeführt, und zwar mit in der<br />

Kontaktzone rotierender Schleifscheibe aber ohne Vorschubbewegung und<br />

damit ohne Materialabtrag. Das Schleiföl wurde unter den gleichen<br />

Bedingungen in die Kontaktzone und über das Werkstück geleitet Die<br />

Kontaktzone erwärmte dabei trotz der relativ kurzen Durchlaufzeit den<br />

mit Raumtemperatur zugeführten Kühlschrnierstoff um ca. 50 "C (Bild<br />

6.20).<br />

Zum Vergleich ist der Temperaturverlauf in der Kontaktzone in Bild 6.21<br />

für zwei verschiedene Werkstoffe dargestellt. Es wurden der<br />

~<br />

<br />

c<br />

0<br />

N<br />

•....<br />

.>


- 131 -<br />

niedriglegierte Vergütungsstahl 42CrMo4 in normalisiertem Zustand und<br />

der Einsatzstahl 16MnCr5 in unbehandeltem Lieferzustand bei zwei<br />

unterschiedlichen Werten des bezogenen Zeitspanungsvolumens Q'w =<br />

100 und 200 mm 3 /(mm. s) geschliffen. Die Temperatur wurde wieder an<br />

fünf verschiedenen Stellen der Kontaktzone gemessen.<br />

Wie schon bei den vorherigen Ergebnissen, sinkt die Temperatur mit<br />

steigendem bezogenen Zeitspanungsvolumen infolge der höheren Werkstückgeschwindigkeit<br />

ab. Bei beiden bezogenen Zeitspanvolumina liegt<br />

beim Werkstoff 42CrMo4 die Temperatur niedriger als bei 16MnCr5, was<br />

auf die günstigere Schleifbarkeit des niedriger legierten Stahls zurückzuführen<br />

ist.<br />

6.6 Abhängigkeit der Eigenspannung von den Schleifbedingungen<br />

Maßhaltigkeit, Formhaltigkeit und Oberflächenrauheit sind die üblichen<br />

Kriterien für die Qualitätsbeurteilung eines bearbeiteten Bauteiles. In<br />

vielen Fällen reichen diese Eigenschaften für die Qualitätssicherung aus,<br />

jedoch für hochbeanspruchte oder kritische Bauteile charakterisieren sie<br />

nur die Geometrie und sagen nichts aus über die Beeinflussung der<br />

physikalischen Eigenschaften, die durch Bearbeitung verändert werden.<br />

Das Schleifen - meist das letzte Bearbeitungsverfahren - verändert die<br />

vorhandenen Eigenspannungen, die durch vorherige Bearbeitungsverfahren<br />

oder Härten in den Werkstoff eingebracht worden sind.<br />

Kenntnisse über den Eigenspannungszustand können in vielen Fällen<br />

genauere Aussagen über die physikalischen Eigenschaften des Bauteiles<br />

und über Einflüsse der Bearbeitungsverfahren liefern als Temperaturmessungen<br />

oder metallographische Untersuchungen. Daher ist die Messung<br />

der Eigenspannung, besonders um gezielt Eigenschaften in das Werkstück<br />

zu induzieren, unverzichtbar. Da die röntgenographische Spannungsanalyse<br />

die Eigenspannung in einer dünnen Randzone (Eindrlngtiefe der<br />

Röntgenstrahlen in Stahl 5 + 10 11m) erfaßt, und die Reichweite der<br />

Schleifeigenspannung in der gleichen Größenordnung liegt, ist dieses<br />

Meßverfahren hierfür besonders geeignet.


- 132 -<br />

Die durch Schleifen verursachten Eigenspannungen<br />

Prozeßgrößen abhängig [94-100]:<br />

sind von folgenden<br />

- Stellgrößen,<br />

- Schleifwerkzeug: Komwerkstoff, Komgröße, Bindung und<br />

Bindungshärte,<br />

- Kühlschmierstoff: Art, Menge und Druck,<br />

- Abrichtbedingungen,<br />

- Werkstoff,<br />

- Schleifverfahren,<br />

- Verschleißverhalten des Schleifwerkzeuges.<br />

Generell kann gesagt werden, daß die Prozeßgrößen, die höhere Kontaktzonentemperaturen<br />

verursachen, zu Zugspannungen an der Werkstückrandzone<br />

führen, die meist unerwünscht sind, besonders bei dynamisch<br />

belasteten Bauteilen. Bearbeitungsbedingungen, die höhere mechanische<br />

Kräfte hervorrufen, verursachen Druckeigenspannungen [94-103]. Im<br />

Schleifprozeß treten Wärme und mechanische Kräfte gleichzeitig auf, die<br />

Steigerung der Schleifkräfte geht dabei meist mit einer Erhöhung der<br />

Temperatur einher. Dies hat zur Folge, daß die Steuerung des Prozesses<br />

zur Erzielung bestimmter Eigenspannungen nicht so ohne weiteres möglich<br />

ist. Eine Verringerung der Reibkräfte führt allgemein zu geringerer<br />

Wärmeentwicklung in der Kontaktzone. Der Einsatz eines geeigneten<br />

Kühlschmierstoffes mit geeignetem Zuführdruck und angepaßter Durchflußmenge<br />

verringert die Schleif temperatur, was zu geringeren Zugeigenspannungen<br />

oder möglicherweise gar zu Druckeigenspannungen führen<br />

kann. Wird Öl als Kühlschmierstoff eingesetzt, verringert dies zwar die<br />

Schleifkräfte. ohne aber die gute Kühlwirkung eines wasserhaltigen<br />

Kühlschmierstoffs zu besitzen [40,45]. Für Werkstoffe, bei denen beim<br />

Zerspanprozeß hohe Reibkraftanteile auftreten, führt Öl durch Verringerung<br />

der Schleifkräfte trotz der eingeschränkten Kühlwirkung zu<br />

niedrigeren Schleiftemperaturen. Für die Werkstoffe, die einen geringeren<br />

Reibanteil beim Schleifen besitzen, kann ein wasserhaltiger Kühlschmierstoff<br />

wegen günstigerer Wärmeabfuhr für bessere Kühlung sorgen. Feinere<br />

Abrichtbedingungen bewirken höhere Kräfte und bessere Oberflächenqualitäten,<br />

gleichzeitig aber auch zu einer höheren Schleiftemperatur,<br />

die eine Verlagerung der Spannungen in Richtung Zug bewirkt<br />

[96].


- 133 -<br />

Allgemein ist CBN durch kühleren Schliff und durch Spannungen, die<br />

mehr im Druckbereich liegen, bekannt [7,72,98-100]. Einige Autoren<br />

haben für konventionelle Korundscheiben Zugeigenspannungen und für<br />

CBN-Scheiben Druckeigenspannungen festgestellt [72,99,100].<br />

Für den kühleren Schliff mit CBN-Schleifscheiben werden unterschiedliche<br />

Ursachen genannt Zum einen ist das schärfere Kom und zum anderen<br />

die bessere Wärmeleitfähigkeit maßgebend. Die schärferen Körner<br />

führen zu geringerer Reibung und Temperatur und wegen der höheren<br />

Wärmeleitfähigkeit transportieren die CBN-Kömer große Wärmemengen<br />

aus der Kontaktzone nach außen. Ein weiterer wichtiger Grund für<br />

kühleren Schliff mit geringer Reibung und die Verlagerung der Eigenspannung<br />

in Richtung von Druckeigenspannung ist der geringere Spanwinkel<br />

für CBN-Kömer. Der negative Spanwinkel für Korundkörner beträgt<br />

I = 85 + 90° und für CBN-Kömer I = 65 + 70° [12].<br />

Die Eigenspannungen in Schleifrichtung sind in der Regel positiver als<br />

die Eigenspannungen senkrecht zur Schleifrichtung [7,96,98,101] (Bild<br />

6.22). Weil die Wärmedehnung in allen Richtungen gleich groß sein<br />

muß, müssen auch die thermisch bedingten Eigenspannungen in<br />

Schleifrichtung und senkrecht dazu gleich groß sein. Demgegenüber<br />

werden die mechanisch bedingten Druckeigenspannungen nicht in allen<br />

Richtungen gleich groß sein.<br />

Tönshoff und Brinksmeier [7,102] geben folgende Erklärung: Beim<br />

Schleifen von Stahl ist der Spanbildungsprozeß durch einen extrem hohen<br />

allseitigen Druckspannungszustand im Bereich der Spanwurzel gekennzeichnet.<br />

Nachdem aber der Span abgetrennt ist, verbleibt ein Rest dieser<br />

Druckspannung vorrangig in den seitlichen Bereichen der einzelnen<br />

Zerspanungsriefen. Das Werkstoffvolumen, das sich vor den einzeln<br />

eingreifenden Schneidelementen befunden hat, wird in Form von Spänen<br />

entfernt. Damit werden auch die diesem Volumen zugeordneten Spannungszustände<br />

eliminiert bzw. reduziert. Mit anderen Worten, es werden<br />

Teile der Spannungen in Schleifrichtung mit dem Spanabtrag abgebaut,<br />

dadurch ergeben sich höhere (positivere) mechanisch bedingte Eigenspannungen<br />

senkrecht zur Schleifrichtung.<br />

Als Ergänzung zu dieser Erklärung ist folgendes zu erwähnen: Die<br />

Spanbildungstemperatur senkrecht zur Schleifrichtung des einzelnen Korns


- 134 -<br />

t><br />

'"C ::J<br />

C<br />

C<br />


- 135 -<br />

In einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Universität Bremen,<br />

Fachbereich Produktionstechnik mit dem Institut für Werkstofftechnik<br />

Bremen wurde das Schwingfestigkeitsverhalten tief geschliffener Bauteile<br />

untersucht. Tiefgeschliffene Bauteile zeigen im Vergleich zu pendelgeschliffenen<br />

Bauteilen bei Anstieg der Zustellung eine Verlagerung der<br />

Eigenspannungen in den Druckbereich bei verschiedenen untersuchten<br />

Gefügezuständen [7,101,103]. Bild 6.22 zeigt den Verlauf der Eigenspannung<br />

in Abhängigkeit von der steigenden Zustellung und proportional<br />

ee<br />

0<br />

Ln<br />

""' cc<br />

cc<br />

..,<br />

..,<br />

U><br />

<br />

-- ~<br />

<br />

.""- c><br />

900<br />

I1<br />

mn2<br />

800<br />

7GO<br />

600<br />

500<br />

400<br />

sz: 300 u<br />

<br />

30<br />

<br />

0><br />

<br />

cc 200<br />

100<br />

./<br />

-. -<br />

•<br />

L.----:"" I-- \ •<br />

•......... gehärtet (58 HRC)<br />

•<br />

vergütet (34 HRC)<br />

I.<br />

.--<br />

Werkstoff : 42 CrMo 4<br />

Schleifscheibe : EK 46/60 F /G 11 ke<br />

bez . Zet tsoanoncsvo luaen : Q~ = 6 mml/(mm·s) -<br />

SchnIttsescns i nd i gke i t : V s = 30 n/s<br />

KühIschmi erstoff : Emulsion 2 %. 3 bar<br />

G 0.01<br />

0.05 0.1 0.5<br />

Zustellung a e<br />

mm 5 10<br />

600 120 60 12 6 mm/s 1.2 0.6<br />

Werkstückgeschwlndlgkei t V w<br />

Bild 6.23: Biegewechselfestigkeit in Abhängigkeit von der Zustellung<br />

und von der Werkstoffvorbehandlung [7]


- 136 -<br />

dazu fallender Werkstückgeschwindigkeit. Trotz konstantem bezogenen<br />

Zeitspanungsvolumen weisen die durch das Tiefschleifen gefertigten<br />

Bauteile höhere Druckeigenspannungen als die pendelgeschliffenen auf.<br />

Der Eigenspannungszustand hat großen Einfluß auf die Lebensdauer und<br />

die Biegewechselfestigkeit von Bauteilen. Bild 6.23 zeigt die auf 50 %<br />

Ausfall bezogene Biegewechselfestigkeit R BW für die untersuchten Schleifproben,<br />

und zwar für den vergüteten und den gehärteten Werkstoffzustand.<br />

Die Steigerung der Biegewechselfestigkeit mit steigender Zustellung<br />

ist besonders für den gehärteten Zustand deutlich ausgeprägt. Die<br />

günstigere Biegewechselfestigkeit ist auf höhere Druckeigenspannungen<br />

(betragsmäßig) zurückzuführen.<br />

Die punktuellen Messungen der Eigenspannungen an den mit CBN-<br />

Schleifscheiben durch <strong>Hochleistungs</strong>schleifen bearbeiteten Werkstücken<br />

sind im Bild 6.24 dargestellt. Die Schleifuntersuchungen mit einer<br />

galvanisch gebundenen CBN-Schleifscheibe der Körnung B252 mit<br />

SchIel fschelbe GY B 252 N 200 G<br />

Werkstoff Q2 CrMo Q<br />

Kühlschmierstoff SchIel föl<br />

iIIIIIIIIJJ Quer zur Schleifrichtung<br />

~ parallel zur SchIel fr Ichtung<br />

'"C<br />

::J<br />

C<br />

"c = 100 m/s<br />

Q~ = 30 mm'/(mm's)<br />

- 2000 I 1111It-----<br />

N/mm2<br />

t:> - 1600 +--------IlIIII<br />

~ -1200<br />

c;<br />

Q)<br />

'"<br />

Q)<br />

:ij -800<br />

s: u<br />

«o<br />

~<br />

~ -QOO<br />

o<br />

a e = 6.25 mm<br />

Q~ = 30 mm'/(mm·s)<br />

a e<br />

= 6.25 mm<br />

v c<br />

= 1QO m/s<br />

o<br />

6.25 12.5 mm<br />

100 140 m/s<br />

Zustellung a e<br />

SchI eI fsche I benumfangsgeschw<br />

I nd Igke I t vc<br />

20 30 IjQ ~ (mm·s)<br />

bezogenes ZeI tspanunqsvolumen<br />

Q~<br />

Bild 6.24: Hohe Druckeigenspannungen für das <strong>Hochleistungs</strong>schleifen<br />

mit CBN-Schleifscheibert


- 137 -<br />

verschlissenen Komspitzen waren im unteren Leistungsbereich des<br />

<strong>Hochleistungs</strong>schleifens durchgeführt worden. Als Kühlschmierstoff wurde<br />

reines Schleiföl eingesetzt.<br />

Wegen der geringen Zahl der Schleifuntersuchungen kann hier keine<br />

allgemeingültige Aussage gemacht werden. Aber die Ergebnisse lassen<br />

folgende vorsichtige vorläufige Schlußfolgerungen zu:<br />

- Alle Eigenspannungen liegen mit relativ hohen Werten im<br />

Druckeigenspannungsbereich.<br />

- Mit steigendem bezogenen Zeitspanungsvolumen Q' w steigt<br />

der Betrag der Druckeigenspannungen. Dieses Phänomen<br />

kann mit wachsender Werkstückgeschwindigkeit. die zu<br />

niedrigeren Schleif temperaturen führt, erklärt werden. Das<br />

heißt, wegen geringerer Schleiftemperatur werden die thermisch<br />

bedingten Zugeigenspannungen von den mechanisch<br />

bedingten Druckeigenspannungen überkompensiert (Bild<br />

6.24c).<br />

- Eine Vergrößerung der Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

bei relativ geringen bezogenen Zeitspanungsvolumina<br />

an der unteren Grenze des <strong>Hochleistungs</strong>schleifens führt zu<br />

höheren Temperaturen, die eine Verlagerung der Eigenspannungen<br />

in Zugrichtung verursachen (Bild 6.24b).<br />

Die sehr hohen Druckeigenspannungen im Bild 6.24 können nicht durch<br />

eventuelles Abschrecken während des Schleifprozesses zustande<br />

gekommen sein, weil ihr Wert über den durch Abschreckhärte erreichbaren<br />

Eigenspannungen liegt. Die genaueren Hintergründe müssen durch<br />

weitergehende Untersuchungen über die Veränderungen des Gefügezustands,<br />

die Tiefenverläufe der Härte sowie das Bauteilverhalten der<br />

Werkstücke geklärt werden. Die Ergebnisse deuten weiterhin an, daß -<br />

durch gezielte Auswahl des Schleifwerkzeuges und der Schleifbedingungen<br />

- das Härten für manche Bauteile u. U. entfallen kann, da durch<br />

den Schleifprozeß bereits die notwendigen physikalischen Randzoneneigenschaften<br />

erzeugt werden können.


- 138 -<br />

6.7 Einfluß der Schleifrichtung (Gleich- oder GegenlauD auf das<br />

Schleifergebnis<br />

Allgemein sind für das konventionelle Pendel- und Tiefschleifen im<br />

Gleichlaufverfahren wirtschaftliclie und technologische Vorteile gegenüber<br />

dem Gegenlaufverfahren zu verzeichnen [8,20]. Beim Gleichlaufschleifen<br />

verbessern sich Oberflächengüte, Verschleißverhalten und Abtragsverhältnis.<br />

Die Schleifkräfte sind geringer und daher fallt auch der erforderliche<br />

spezifische Energiebedarf geringer aus. Temperaturrnessungen ergaben<br />

für beide Schleifverfahren etwa gleiche Ergebnisse [9,83].<br />

_ .....---<br />

. _ "". ,~-""",,,,,,,,,,--<br />

_ "'~"':'" v'~_<br />

Gegenlauf<br />

Gleichlauf<br />

Schleifscheibe<br />

Werkstoff<br />

Zustellung<br />

bez. Zeitspanungsvolumen<br />

Schnittgeschwindigkeit<br />

Kuhlschmierstoff<br />

: GY B252-N 200-G<br />

: 16 Mner 5<br />

. a, =5mm<br />

: Q'w = 50 mm 3 /(rnm·s)<br />

: v c =120 rn/s<br />

: Schleiföl<br />

Bild 6.25: Visueller Vergleich zwischen Gleich- und Gegenlaufschleifen<br />

Beim HEDG-Schleifen wurde die Abhängigkeit der Schleifergebnisse<br />

vorn gewählten Schleifverfahren untersucht. In diesem Zusammenhang<br />

zeigt Bild 6.25 zwei Werkstücke, die unter den gleichen Bedingungen im<br />

Gegen- bzw. im Gleichlauf geschliffen wurden. Es zeigte sich, daß die<br />

im Gleichlauf geschliffenen Werkstücke thermisch stärker belastet waren.<br />

Als Erklärung für diese Beobachtung können mehrere Ursachen herangezogen<br />

werden [12,34,35]:


- 139 -<br />

1. Bessere Wirksamkeit des Kühlschmierstoffes beim Gegenlaufschleifen.<br />

Dieses ergibt sich (insbesondere bei großen<br />

Zustellungen) anschaulich aus Bild 6.26. Denn beim Gegenlaufschleifen<br />

wird frisches Öl in ausreichender Menge auf der<br />

neu erzeugten Oberfläche wirksam. Beim Gleichlaufschleifen<br />

hingegen wird der Schmierstoff weniger günstig in die Kontaktzone<br />

eingeleitet, und er erwärmt sich auf dem Weg durch<br />

die gesamte Kontaktzone bis zur neu erzeugten Werkstückoberfläche.<br />

2. Beim Gleichlaufschleifen kommen die heißen Späne, der<br />

erwärmte Kühlschmierstoff sowie die erwärmte Schleifscheibenoberfläche<br />

mit der neu erzeugten Werkstückoberfläche<br />

in direkten Kontakt.<br />

3. Zusetzungen der Scheibenoberfläche mit Werkstoffpartikeln<br />

wirken sich beim Gleichlaufschleifen spontan als Wärmequellen<br />

aus, auch wenn sie nach dem Verlassen der Kontaktzone<br />

wieder weggeschleudert werden. Beim Gegenlaufschleifen<br />

kommen auf der neu erzeugten Werkstoffoberfläche<br />

nur die Zusetzungspartikel zur Wirkung, die fest an der<br />

Scheibenoberfläche haften geblieben sind.<br />

Dieser Ansicht über den thermisch ungünstigeren Gleichlauf-Schleifprozeß<br />

steht die Beobachtung entgegen, daß die Schleifkräfte beim Gleichlaufschleifen<br />

deutlich geringer sind als die beim Gegenlaufschleifen (Bild<br />

6.27). Für diesen scheinbaren Widerspruch gibt es folgende Erklärung:<br />

Beim Gleichlaufschleifen beginnt der Spanbildungsprozeß bei jedem<br />

Schneideneingriff mit dem maximalen Spanungsquerschnitt, der mit<br />

fortschreitender Spanbildung bis zum Wert Null abnimmt. Beim<br />

Gegenlaufschleifen ist es genau umgekehrt. Hieraus folgt, daß die<br />

Spanbildung beim Gleichlaufschleifen unvermittelt einsetzt, während beim<br />

Gegenlaufschleifen erst eine intensive Reib- und Deformationsphase<br />

(verbunden mit erhöhten Spanbildungskräften) durchlaufen werden muß,<br />

ehe die Spanbildung einsetzt [12].


- 140 -<br />

-V w<br />

-V<br />

w<br />

Gegenlauf<br />

Gleichlauf<br />

Bild 6.26: Kühlschmierstoffzuführung beim Gleich- und Gegenlaufschleifen<br />

Die Differenz der Schleifkräfte beim Gleich- und beim Gegenlufschleifen<br />

wird mit wachsendem bezogenen Zeitspanungsvolumen abnehmen, d.h.<br />

bei sehr hohen Abtragsleistungen kommt auch beim Gegenlaufschleifen<br />

das Schleifkom ziemlich schnell zum Eingriff und die Reib- und<br />

Deformationsphase fehlt.<br />

Wie Bild 6.26 zu entnehmen ist, wird beim Gegenlaufschleifen durch den<br />

ungehindert auftreffenden Kühlschmierstoff eine intensive Kühlung der<br />

geschliffenen, erhitzten Werkstoftbereiche erreicht. Der ganze Vorgang<br />

ist mit einem ausgeprägten Abschrecken zu vergleichen [9].<br />

In einer anderen Versuchsreihe wurde der Einfluß vom Gleich- und<br />

Gegenlauf auf die Temperaturentwicklung für unterschiedliche bezogene<br />

Zeitspanungsvolumina untersucht (Bild 6.28). Dabei wurde die Temperatur<br />

an fünf verschiedenen Stellen innerhalb der Kontaktzone gemessen.<br />

Das Thermoelement 1 (Punkt 1) befindet sich an der höchstgelegenen<br />

Stelle der Kontaktzone. Punkt 5 kennzeichnet die fünfte Meßstelle, den<br />

tiefsten Punkt der Kontaktzone (neuerzeugte Oberfläche). Aus Bild 6.28<br />

kann entnommen werden, daß die Kontaktzonentemperatur steigt, je geringer<br />

Q'w ist (das gilt nicht für Schleifen mit sehr niedrigen Q'w).


- 141 -<br />

o i I • I I<br />

Resultierende Schleifkraft<br />

der Schlei fschelbe 8252<br />

9 0<br />

20 I I 11 I \""v I<br />

'C<br />

LL<br />

.....,<br />

4-<br />

co<br />

L<br />

~ēo<br />

E<br />

L<br />

o<br />

z:<br />

40<br />

ResuI tlerende scn le I fkr aft<br />

der Schlei fscheibe 8427<br />

N<br />

QJ<br />

.D<br />

60 I I I \ I /<br />

Schleifscheibe<br />

Werkstoff<br />

Zustellung<br />

80 fwerkstuCkgeSChWindi gkei t:<br />

sennt ttgeschwindigkei t<br />

oez . Zeltspanvolumen<br />

KühI schmI ers tof f<br />

Nimm<br />

GY 8252-N 200-G<br />

GY 8427-N 200-G<br />

16 MnCr 5<br />

a e = 5 mm<br />

v w<br />

= 10 mm/s<br />

V<br />

c<br />

= 120 m/s<br />

Q~ = 50 mm 3 /mm's<br />

Schlei föl<br />

10~40 -20 o<br />

20 Nimm 40<br />

Gleichlauf<br />

r ~~r Gegenlauf<br />

~<br />

bez. Tangentialkraft Ft<br />

Bild 6.27: Vergleich der Schleifkraftkomponenten beim Gleich- und<br />

Gegenlaufschleifen bei unterschiedlicher CBN-Kömung


- 142 -<br />

Bei geringerem Q'w liegen die Kontaktzonentemperaturen beim Gleichlaufschleifen<br />

höher als beim Gegenlaufschleifen.<br />

Der Ort der maximalen Temperatur in der Kontaktzone verändert sich in<br />

Abhängigkeit von Q'w. Bei einem geringen bezogenen Zeitspanungsvolumen<br />

Q'w = 10 mm 3 /(mm.s), wie es dem Tiefschleifen entspricht, wird in<br />

der Mitte der Kontaktzone die höchste Temperatur verzeichnet. Mit<br />

diesen Ergebnissen wurden die Untersuchungen anderer Autoren bestätigt<br />

[15,20,83]. Beim HEDG-Verfahren hingegen liegt die maximale Temperatur<br />

auf der neuerzeugten Oberfläche allerdings auf einem niedrigeren<br />

Niveau. Für Gleich- und Gegenlaufschleifen ergeben sich dabei etwa<br />

~<br />

Q)<br />

c<br />

°C<br />

900<br />

800<br />

700<br />

Schleifscheibe 90 A 80 Q " BH 50/100<br />

Schleifscheibendurchmesser d s<br />

= "00 mm<br />

werkstoff 16 MnCr 5<br />

Schlei tscne toenontansssescns. v c<br />

= 100 m/s<br />

Zustellung a e<br />

= 6 mm<br />

Kühlschmierstoff Schiel föl<br />

Kühlschmierstoffdruck I-menge 7,5 bar / 150<br />

1_'<br />

i '"<br />

I/mln<br />

~ I ~/I'>.I l<br />

+-' 600 I _",= 17 "<br />

.::.!.<br />

ro<br />

~ ~---~I~~~---~<br />

o 500 ,\ Gleichlauf:<br />

::.::: "Q" = 10 mm3/(mm-s)<br />

~ Y\.. cQ" = 50 mm3/(mm-s)<br />

~ .00 / \ OQ",= "00 mm3/(mmos)<br />

~ 300 I<br />

L.<br />

~ 200<br />

E<br />

Q)<br />

I--<br />

100<br />

o I I I I I I I I<br />

Meßstellen In der Kontaktzone<br />

Bild 6.28: Temperatur in der Kontaktzone und auf der neu erzeugten<br />

Oberfläche für Gleichlauf- und Gegenlaufschleifen


- 143 -<br />

gleiche Werte. Es sei erwähnt, daß für breitere Schleifscheiben im allgemeinen<br />

höhere Temperaturen speziell beim Gleichlaufschleifen zu<br />

erwarten sind.<br />

Bild 6.25 zeigt hierfür ein typisches Beispiel. Ein mit einer CBN-Schleifscheibe<br />

(b, = 8 mm) nach dem Gleichlaufverfabren bearbeitetes Werkstück<br />

zeigt eindeutig Brandmarken.<br />

Aus den dargestellten Ergebnissen läßt sich hinsichtlich der Wahl<br />

"Gleich- oder Gegenlaufschleifen" folgendes empfehlen:<br />

- Für mittlere bezogene Zeitspanungsvolumina (Qw' = 20 + 70<br />

mm'j(mm. s)) soll wegen geringerer thermischer Schädigung<br />

das Gegenlaufschleifverfahren gewählt werden.<br />

- Für geringe bezogene Zeitspanungsvolumina Qw' < 20<br />

mm 3 j(mm. s), was etwa dem konventionellen Schleifen<br />

entspricht, und für hohe bezogene Zeitspanungsvolumina Qw'<br />

> 70 mm 3 j(mm. s) ist es sinnvoller, in den meisten Fällen das<br />

Gleichlaufschleifen anzuwenden, da die spezifischen Schleifkräfte<br />

und der Schleifscheibenverschleiß geringer sind.<br />

6.8 Einfluß der Komgröße auf das Schleifergebnis<br />

Die Wahl eines gröberen Schleifkorns führt im allgemeinen zu höheren<br />

Spanungsdicken, die wiederum niedrigere Schleifkräfte nach sich ziehen<br />

[14]. In den durchgeführten Untersuchungen ergaben sich zum Teil stark<br />

abweichende Ergebnisse.<br />

Zunächst wurden Versuche mit zwei CBN-Schleifscheiben (Durchmesser:<br />

400 mm, Belagbreite: 8 mm) mittlerer bzw. grober Komgröße (B252<br />

bzw. B427) mit galvanischer Bindung durchgeführt. Anschließend wurden<br />

die Versuche an zwei schmaleren CBN-Schleifscheiben (Belagbreite: 2<br />

mm) mit den Kömungen B252 und B151 mit ansonsten gleicher Bindung<br />

und gleichem Durchmesser wiederholt. Die Ergebnisse der Untersuchungen<br />

mit den ersten beiden Schleifscheiben können wie folgt zusammengefaßt<br />

werden:


- 144 -<br />

Aufgrund der flachen Rechteckform der geschliffenen Nuten ergaben<br />

sich keine axialen Kraftkomponenten. In Bild 6.29 sind die ermittelten<br />

Kraftkomponenten für die Zustellung a, = 10,0 mm und für die beiden<br />

unterschiedlichen CBN-Kömungen über der Scheibenumfangsgeschwindigkeit<br />

v; aufgetragen. Hieraus lassen sich folgende Schlußfolgerungen<br />

ableiten:<br />

a) Mit zunehmender Scheibenumfangsgeschwindigkeit v; nehmen<br />

die Komponenten der Normal- und der Tangentialschleifkraft<br />

stetig ab.<br />

b) Die Tangentialkraftkomponente ist stets kleiner als die<br />

Normalkraftkomponente.<br />

-•..<br />

u,<br />

..:'C:<br />

u..<br />

c;<br />

~


- 145 -<br />

c) Die Schleifkräfte für die grobe Körnung (B427) liegen<br />

I deutlich höher als die Schleifkräfte für die feinere Körnung<br />

(B252).<br />

Die letztgenannte Beobachtung ist unerwartet und zeigt erstmals deutlich<br />

ein Phänomen auf, das U.U. zur Abkehr von einer bisher als gesichert<br />

angesehenen Erkenntnis führen kann [12,34,35].<br />

Bislang wurde davon ausgegangen, daß bei feinkörnigen Schleifscheiben<br />

wegen der größeren Schneidenzahl (bei sonst konstanten Prozeßbedingungen)<br />

stets höhere Schnittkräfte auftreten müssen, weil bei kleineren Spanungsquerschnitten<br />

der Reibkraftanteil zunimmt. Dieses Postulat gilt allerdings<br />

nur dann, wenn der Verschleißprozeß an den zu vergleichenden<br />

200 , , , ,<br />

Schlei fschelben<br />

Nimm I Werkstoff<br />

Werkstoff Iänge<br />

Zustellung<br />

~ 150tschlelfschelbenUmfangSgeSchw.<br />

~C: Kühlschmierstoff<br />

c;<br />

~ c<br />

~ g<br />

E<br />

100<br />

~<br />

~<br />

.c '"<br />

u<br />


- 146 -<br />

Schneidkörnern identisch ist und wenn der Spanbildungsprozeß unter<br />

ganz bestimmten kinematisch-geometrischen und spannungsmechanischen<br />

Bedingungen abläuft [15,20].<br />

Die genaue Erforschung dieser komplexen Zusammenhänge muß späteren<br />

Untersuchungen vorbehalten bleiben.<br />

Bild 6.30 stellt einen Vergleich der Schleifkräfte in Abhängigkeit vom<br />

bezogenen Zeitspanungsvolumen für zwei unterschiedliche Korngrößen<br />

dar. In diesem Bild zeichnet sich das feinere CBN-Kom (BI51) durch<br />

höhere Schleifkraftkomponenten aus. Die höheren Schleifkräfte für<br />

feineres CBN-Korn im Vergleich zur mittleren Korngröße B252<br />

entsprechen den bisherigen Erwartungen.<br />

LL<br />

Q)<br />

+-'<br />

4-<br />

:co<br />

L<br />

.Y:<br />

4-<br />

Q)<br />

-.c<br />

u<br />

C/)<br />

o 100 200 300 400 500 \.lm 600<br />

CBN<br />

- Korngröße<br />

Bild 6.31:<br />

Tendenzieller Verlauf der Schleifkräfte in Abhängigkeit von<br />

der Korngröße für CBN-Schleifwerkzeuge


- 147 -<br />

Bei größerem bezogenen Zeitspanungsvolumen Q'w > 300 mm 3 /(mm. s)<br />

verringert sich die Differenz der Schleifkräfte bei Komgröße B252 und<br />

B151 (Bilder 6.7 und 6.8).<br />

Für die beobachteten höheren Schleifkräfte beim Einsatz gröberer CBN-<br />

Körner gilt folgendes:<br />

Die größeren mittleren Spanungsquerschnitte, die durch grobes Kom hervorgerufen<br />

werden, führen zu einer dickeren Kontaktschicht. Wenn diese<br />

Kontaktschichtdicke bestimmte Werte überschreitet, wird zum Erreichen<br />

der Gleichgewichtstemperatur in der unteren Kontaktschicht mehr Zeit<br />

und Energie benötigt, was wiederum höhere Schleifkräfte bewirkt<br />

(Kapitel 4.6).<br />

Der tendenzielle Verlauf der Schleifkräfte in Abhängigkeit von der<br />

Komgröße für CBN-Schleifwerkzeuge ist in Bild 6.31 dargestellt.<br />

Insgesamt ist festzustellen, daß die beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen auftretenden<br />

Kräfte bei mittleren Komgrößen am niedrigsten sind. Die CBN-<br />

Körner, die gröber oder feiner als ca. B200 sind, verursachen höhere<br />

Schleifkräfte, die zu größerem Werkzeugverschleiß, größeren Formabweichungen<br />

und meistens höheren Schleiftemperaturen führen. Daher sollte,<br />

so lange die erforderte Oberflächenqualität es erlaubt, eher mit mittlerer<br />

Komgröße gearbeitet werden als mit gröberem oder feinerem Kom.


- 148 -<br />

7. Zusammenfassung<br />

Das <strong>Hochleistungs</strong>-<strong>Flachschleifen</strong>, auch HEDG (High-Efficiency-Deep-<br />

Grinding) genannt, ist eine Weiterentwicklung des Tiefschleifens in die<br />

Richtung erhöhter Scheibenumfangsgeschwindigkeiten. Es ist durch die<br />

Kombination hoher Abtragsleistungen und hoher Schnittgeschwindigkeiten<br />

prädestiniert und somit durch hohe Werte für Zustellung, Werkstückgeschwindigkeit<br />

und Scheiben umfangs geschwindigkeit gekennzeichnet. Mit<br />

diesem Schleifverfahren lassen sich Nuten und Profile von mehreren<br />

Millimeter Tiefe in einem Übergang mit sehr hoher Arbeitsgüte, Rauheit<br />

und Gefügeintegrität erzeugen. Dabei liegen die erreichbaren Abtragsleistungen<br />

weit über den beim Drehen und Fräsen erreichbaren Werten.<br />

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die technologischen und<br />

maschinellen Aspekte des <strong>Hochleistungs</strong>-<strong>Flachschleifen</strong>s analysiert und<br />

durch praktische Untersuchungen weitgehend verifiziert. Hinsichtlich der<br />

\<br />

maschinellen und werkzeugmäßigen Voraussetzungen zeigte sich, daß<br />

konventionelle Einrichtungen zur Realisierung des HEDG-Schleifens nicht<br />

hinreichend sind. Maschinen mit steifer Konstruktion, hohen Spindelleistungen<br />

und Drehzahlen sowie geeignete Systeme für die Kühlschmierstoffzufuhr<br />

und angepaßte Werkzeuge sind unabdingbare Voraussetzungen.<br />

Die beim HEDG-Schleifen realisierten extrem hohen Abtragsraten<br />

bedingen eine hohe Energieumsetzung in der Kontaktzone zwischen<br />

Werkstück und Schleifscheibe. Diese Energie wandelt sich in weitgehend<br />

in Wärme um, die nur zu einem geringen Teil in das Werkstück<br />

abfließen darf. Zur Abfuhr der Prozeßwärme aus der Schleifzone muß ein<br />

geeigneter Kühlschmierstoff in prozeßgerechter Form eingesetzt und zugeführt<br />

werden. Gleichzeitig muß die Schleifscheibenoberfläche durch<br />

Hochdruck-Zuführung des Kühlschmiermittels von anhaftenden Werkstoffpartikeln<br />

gereinigt werden. Die konstruktive Auslegung des Kühlschmierstoff-Zuführungssystems<br />

(Düsenform, Druck, Strom) wurden detailliert<br />

beschrieben.<br />

Wichtig für den HEDG-Prozeß ist auch die abrichtende Konditionierung<br />

der Schleifscheibe, denn das Wirkprofil der Schleifscheibe und die<br />

Schnittschärfe der wirksamen Werkzeugoberfläche müssen permanent


- 149 -<br />

garantiert sein. Hierzu wurde eine sogenannte Swing-Step-Abrichtvorrichtung<br />

eingesetzt, die zum Zwecke der Prozeßoptimierung mit geeigneten<br />

Antrieben und Steuerungselementen sowie mit Kraftmeßelementen<br />

ausgerüstet wurde. Die mechanischen Grundlagen und kinematischen<br />

Voraussetzungen dieses intervallgesteuerten Abrichtprinzips wurden beschrieben<br />

und mit konventionellen Abrichtmethoden verglichen.<br />

Beim Abrichten von CBN-Schleifscheiben muß die Schnittschärfe durch<br />

einen nachfolgenden Schärfprozeß erzeugt werden. In diesem Zusammenhang<br />

wurde der Einfluß der Spanraumform quantitativ beschrieben. Dabei<br />

konnte nachgewiesen werden, daß die optimale mittlere Spanraumgeometrie<br />

durch den Prozeß der Spanbildung und weniger durch das'<br />

Schärfen erzeugt wird. Der Prozeß der Schärfung ist dabei für den<br />

Vorgang einer initiativen Öffnung der Scheibenoberfläche erforderlich.<br />

Trotz höchster Abtragsraten bis zu 3.000 mmvtrnm s) sind dem<br />

<strong>Hochleistungs</strong>-<strong>Flachschleifen</strong> auch Grenzen gesetzt, die sich aus dem<br />

pro Zeiteinheit verfügbare Spanraumvolumen ergeben. Das entwickelte<br />

analytische Modell gestattet die Berechnung der maximalen bezogenem<br />

Zerspanleistung in Abhängigkeit von den Prozeßparametem. Die<br />

Rechenergebnisse konnten durch praktische Untersuchungen verifiziert<br />

werden.<br />

Neben konventionellen bakelitisch und keramisch gebundene Schleifwerkzeugen<br />

mit Al z 0 3 -Kom haben sich für das HEDG-Schleifen vor allem<br />

metallisch gebundene CBN-Werkzeuge als geeignet erwiesen. Im Rahmen<br />

der experimentellen <strong>Hochleistungs</strong>-Schleifuntersuchungen wurden<br />

Schleifkräfte, Scheibenverschleiß und Arbeitsergebnisse bestimmt.<br />

Geeignet für das HEDG-Schleifen sind auch konventionelle Korundscheiben<br />

mit bakelitischer Bindung. Sie weisen ein relativ niedrigen Verschleiß<br />

auf (hohes G-Verhältnis), sind gut abrichtbar und zeigen eine geringe<br />

Zusetzungsneigung. Wesentliche Einsatzvoraussetzung für konventionelle<br />

Schleifscheiben beim <strong>Hochleistungs</strong>-<strong>Flachschleifen</strong> ist eine<br />

ausreichende Sprengfestigkeit; denn sie müssen Umfangsgeschwindigkeiten<br />

von V c > 80 m/s standhalten.<br />

Im Hauptteil der Arbeit wurden zunächst die technologisch-mechanischen<br />

Grundlagen des HEDG-Schleifens zur Realisierung hoher Abtragsleistun-


- 150 -<br />

gen diskutiert. Dabei wurde vorrangig versucht, die bisher ungeklärten<br />

Fragen in bezug auf Schleifkräfte, Prozeßtemperaturen und Einfluß der<br />

Schleifrnittelart beim <strong>Hochleistungs</strong>schleifen zu erörtern. Hierzu wurde<br />

mit der Kontaktschicht-Theorie ein neuer Erklärungsansatz eingeführt, der<br />

von einer prozeßrelevanten Wirkschicht zwischen Scheibe und Werkstück<br />

ausgeht, die in ihrer Dicke der mittleren Spanungsdicke entspricht.<br />

Da bei hohen Abtragsleistungen und erhöhten Energieumsätze gemeinhin<br />

auch höhere Prozeßtemperaturen erwartet werden, wurden die in der neu<br />

erzeugten Werkstück-Randzone und in der Kontaktzone auftretenden<br />

Temperaturen durch Messungen mittels Mikro-Thermoelementen<br />

bestimmt. Dabei konnte die allgemein verbreitete Ansicht widerlegt<br />

werden, daß die Randzonentemperatur mit steigender Scheibenumfangs-<br />

.geschwindigkeit permanent ansteigt. Sowohl für konventionelle Schleifscheiben<br />

als auch für CBN-Schleifwerkzeuge konnte aufgezeigt werden,<br />

daß die Werkstück-Randzonentemperatur mit v; nur bis ca. 100 mls ansteigt.<br />

Überschreitet die Scheibenumfangsgeschwindigkeit diesen<br />

Grenzwert, fällt die Randschichttemperatur nach Durchlauf eines<br />

Maximums wieder ab. Diese Beobachtung ist für die Entwicklung des<br />

HEDG-Schleifens von großer Wichtigkeit. Sie ist überraschend, läßt sich<br />

aber durch die Kontaktschichttheorie erklären.<br />

Auch für die Ausbildung der Werkstückeigenspannungen in der<br />

Werkstück-Randzone ist die niedrige Wirktemperatur beim HEDG-<br />

Schleifen von Bedeutung. Denn dadurch werden Druck-Eigenspannungen<br />

dominant, die durch plastische Verformung bei niedrigen bzw. kurzzeitig<br />

wirkenden Temperaturen entstehen. Punktuelle Messungen der Oberflächen-Eigenspannung<br />

an Stahlbauteilen, die bei höchsten Abtragsleistungen<br />

mit CBN-Werkzeugen geschliffen wurden, zeigen bemerkenswerte Ergebnisse.<br />

Es zeigen sich extrem hohe Druckeigenspannungen, die zum Teil<br />

deutlich höher liegen als die Werkstoff-Festigkeit. Mit der vorliegenden<br />

Arbeit konnten erstmals derart hohe Druck-Eigenspannungswerte bei<br />

einem niedrig-legierten Stahl nachgewiesen werden. Dieses überraschende<br />

Ergebnis könnte ein Hinweis dafür sein, daß man in bestimmten Fällen<br />

durch gezielte Ausführung des Schleifprozesses das thermische Härten<br />

substituieren kann.<br />

Im letzten Kapital der Arbeit werden die Ergebnisse von Schleifversuchen


- 151 -<br />

in bezug auf die wesentliche Prozeßkriterien - Schleifkraft, Prozeßleistung,<br />

Oberflächenrauheit. Verschleiß, Schleifverhältnis. Temperaturen<br />

und Eigenspannungen - in Abhängigkeit von den wesentlichen Prozeßparametern<br />

beschrieben. Auch der Einfluß der Schleifrichtung (Gleich-I-<br />

Gegenlaut) und der Korngröße auf das Schleifergebnis wurde dargestellt.<br />

Der mit dieser Arbeit erreichte Erkenntnisstand gestattet Maschinen- und<br />

Werkzeugherstellern sowie Anwendern entsprechende <strong>Hochleistungs</strong>-<br />

Schleifverfahren zu planen und umzusetzen sowie entsprechende<br />

Einrichtungen zu entwickeln.


- 152 -<br />

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beim Schleifen;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1985<br />

[41] Trautvetter, E. Kühlschmierstoffe für die spanende Metallbearbeitung;<br />

Trenn-Kompendium Bd. 2, ETF-Verlag, Bergisch<br />

Gladbach, 1983<br />

[42] König, W. Kühlschmierstoffzuführung beim Außenrund-<br />

Vits, R. schleifen;<br />

Jahrbuch Schleifen, Honen, Läppen und<br />

Polieren, 54. Ausgabe, Vulkan-Verlag,<br />

Essen, 1987<br />

[43] Grabner Leistungssteigerung bei keramisch gebundenen<br />

CBN-Schleifscheiben durch<br />

Hochdruckkühlschmierung;<br />

Industrie-Anzeiger, 109 (1987) 43/44,<br />

S. 61/62<br />

[44] König, W. Schadstoffe beim Schleifvorgang;<br />

Meis, F.U. Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeits-<br />

Neder, L. schutz, Forschung - Fb Nr. 427, Dortmund,<br />

Sartori, P. 1985<br />

Holtus, G.<br />

Johannsen, H.


- 158 -<br />

[45] Werner, G. Advanced Application of Coolants and<br />

Lauer-Schmaltz, Prevention of Wheel Loading in Grinding<br />

H. Metalworking Lubrication;<br />

The American Society of Mechanical Engineers,<br />

S. 225/232, New York, 1980<br />

[46] ou, H.W. Kühlschmieren - Voraussetzungen für<br />

kostengünstiges Schleifen und Abrichten;<br />

Vortrag im Rahmen des VDI-Seminars<br />

"Schleifen als qualitätsbestimmende Endbearbeitung",<br />

Stuttgart, 8.-9. Februar 1982,<br />

[47] Salje, E. Kühlmittelzufuhr durch die Schleifscheibe<br />

Riefenstahl, J. beim Innenrundschleifen;<br />

Industrie-Anzeiger, 104 (1982) 53, S. 39/40<br />

[48] Lauer-Schmaltz, Zusetzung von Schleifscheiben;<br />

H. Dissertation, RWTH Aachen, 1979<br />

[49] Sperling, F. Grundlegende Untersuchungen beim <strong>Flachschleifen</strong><br />

mit hohen Schleifscheibenumfangsgeschwindigkeiten<br />

und Zerspanleistungen;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1970<br />

[50] Elbel, K. Acrylharzgebundene Schleifkörper steigern<br />

Produktivität und Genauigkeit;<br />

Werkstatt und Betrieb, 120 (1987) 9,<br />

S.717n20<br />

[51] Wamecke, G. Richtig Schmieren, PMMA-gebundene<br />

Grün, F.-J. Scheiben mit Metallseife arbeitet mit kühlem<br />

Elbel, K. Schliff und erzielt gute Oberflächenwerte;<br />

Maschinenmarkt, 93 (1987) 21, S. 26/32


- 159 -<br />

[52] Tönshoff, H.K. Übersicht über die Möglichkeiten und<br />

Gärtner, W. Grenzen des Profilierens und Abrichtens von<br />

Diamant- und Bornitrid-Schleifscheiben;<br />

Industrie Diamanten Rundschau (IDR),<br />

15 (1981) 4, S. 212/218<br />

[53] Minke, E. Grundlagen der Verschleißausbildung an<br />

nicht-rotierenden Abrichtschneiden zum<br />

Einsatz an konventionellen Schleifwerkzeugen;<br />

Dissertation, Universität Bremen, 1988<br />

[54] Messer, J. Abrichten konventioneller Schleifscheiben<br />

mit stehenden Werkzeugen;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1983<br />

[55] Meyer, H.R. Über das Abrichten von Diamant und CBN-<br />

Schleifwerkzeugen;<br />

Jahrbuch Schleifen, Honen, Läppen und<br />

Polieren, 50. Ausgabe, Vulkan Verlag,<br />

Essen, 1981, S. 312/331<br />

[56] König, W. Touch Dressing of CBN-Wheels (TDC),<br />

Stuckenholz, B. Bessere Oberflächen durch gezieltes<br />

Abrichten;<br />

Industrie-Anzeiger, 108 (1986) 63/64,<br />

S.27/28<br />

[57] Meyer, H.-R. Keramisch gebundenes CBN beim Innen-<br />

Sauren, J. rundschleifen;<br />

Industrie-Anzeiger, 109 (1987) 61/62,<br />

S. 18/25<br />

[58] Wamecke, G. Abrichten kunstharzgebundener CBN -Schleif-<br />

Grün, F.J. scheiben;<br />

VDI-Z, 129 (1987) 3, S. 80/85


- 160 -<br />

[59] Wamecke, G. Anwendung von PKD-Schneidplatten in<br />

Grün, P.-J. Abrichtrollen;<br />

Geis- Drescher, Industrie Diamanten Rundschau (IDR) ,<br />

W, 22 (1988) 1, S. 25/30<br />

[60] Stuckenholz, B. Das Abrichten von CBN-Schleifscheiben mit<br />

kleinen Abrichtzustellungen;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1988<br />

[61] Tönshoff, H.K. Piezo-Abrichten - ein Abrichtsystem für<br />

Grabner, T. CBN-Schleifscheiben;<br />

VDI-Z, 130 (1988) 6, S. 66-68<br />

[62] Schleich, H. Schärfen von Bornitrid-Schleifscheiben;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1982<br />

[63] König, W. Abrichten und Schärfen von CBN-Schleif-<br />

Schleich, H. scheiben;<br />

Industrie Diamanten Rundschau (IDR) ,<br />

17 (1983) 2, S. 68n8<br />

[64] Holz, R. Schleif technisches Handbuch;<br />

Sauren, J. Ernst Winter & Sohn (Gmbh & Co), 1986<br />

[65] Salje, E. Strahlschärfen von CBN und Diamant-<br />

Möhlen, H. Schleifscheiben;<br />

Mertens, U. Industrie Diamanten Rundschau (IDR) ,<br />

21 (1987) 3, S. 180/183<br />

[66] Stähli, G. Die hochenergetische Kurzzeit-<br />

Oberflächenhärtung von Stahl mittels<br />

Elektronenstrahl-, Hochfrequenz- und Reib-<br />

Impulsen;<br />

Härterei-Technische Mitteilungen,<br />

29 (1974) 2, S. 55/57<br />

[67] Kahles, J.P. Machining of Titanium Alloys;<br />

Eylon, D. Journal of Metals, 37 (1985) 4, S. 27/35


- 161 -<br />

[68] Hönscheid, W. Abgrenzung werkstoff gerechter Schleifbedingungen<br />

für die Titanlegierung TiAl6V 4;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1975<br />

[69] Triemel, J. Untersuchung zum Stirnschleifen von<br />

Schnellarbeitsstählen mit Bomitridwerkzeugen;<br />

Dissertation, TU Hannover, 1975<br />

[70] N.N. Dubbel, Taschenbuch für den Maschinenbau;<br />

14. Auflage, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,<br />

New York, 1981<br />

[71] Daude, O. Untersuchung des Schleifprozesses -<br />

Zusammenhang Schleifscheibe, Bearbeitungsbedingungen<br />

und Arbeitsergebnis;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1966<br />

[72] Choi, H.Z. Beitrag zur Ursachenanalyse der Randzonenbeeinflussung<br />

beim Schleifen;<br />

Dissertation, Universität Hannover, 1986<br />

[73] Grof, H.E. Beitrag zur Klärung des Trennvorganges<br />

beim Schleifen von Metallen;<br />

Dissertation, TU München, 1977<br />

[74] Steffens, K. Thermomechanik des Schleifens;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1983<br />

[75] Takazawa, K. Effects of Grinding Variables on Surface<br />

Structure of Hardened Steel;<br />

BuH. of the Japan Soc. of Prec. Engineering,<br />

2 (1966) 1, S. 14/21<br />

[76] Kaiser, M. Thermoelektrische Erfassung von Schleifkörnern<br />

und Bindungsbrücken zur Untersuchung<br />

des Schleifprozesses;<br />

Industrie-Anzeiger, 97 (1975) 28, S. 549/550


- 162 -<br />

[77] Lee, D.G. An Experimental Study of Thermal Aspects<br />

of Grinding;<br />

Dissertation, University of Cincinnati, Ohio,<br />

USA,1971<br />

[78] Malkin. S. The Attritious and Fracture Wear of<br />

Grinding Wheels;<br />

Dissertation, Massachusetts Institute of<br />

Technology, Boston, USA, 1968<br />

[79] Wemer, G. Schleifscheiben-Spezifikation und Werkstückstoff<br />

als bestimmende Merkmale für anwendbare<br />

Schnittgeschwindigkeit und Zeitspanvolumina;<br />

Jahrbuch Schleifen, Honen, Läppen und<br />

Polieren, 49. Ausgabe, Vulkan-Verlag,<br />

Essen 1979<br />

[80] Sauer, WJ. Thermal Aspects of Grinding;<br />

Dissertation, Camegie Mellon University,<br />

Pittsburgh, Pennsylvania, USA, 1971<br />

[81] Popov, S.A. Contactless Method of Temperature<br />

Davydov, V.M. Measurement in Grinding;<br />

Russian Engineering Journal, 49 (1969) 1,<br />

S.74n7<br />

[82] Wemer, G. Konzept und technologische Grundlagen zur<br />

adaptiven Prozeßoptimierung des Außenrundschleifens;<br />

Habilitationsschrift, RWTH Aachen, 1973<br />

[83] Damlos, H.H. Prozeßablauf und Schleifergebnisse beim<br />

Tief- und Pendelschleifen von Profilen;<br />

Dissertation, TU Braunschweig, 1984


- 163 -<br />

[84] Görne, J. Simulationsmodell zur Prozeßauslegung beim<br />

Schrägeinstechschleifen;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1986<br />

[85] Sipailov, V.A. Calculating Grinding Temperatures;<br />

Russian Engineering Journal, 46 (1966) 8,<br />

S.78n9<br />

[86] Richter, F. Die wichtigsten physikalischen Eigenschaften<br />

von 52 Eisenwerkstoffen;<br />

Verlag Stahleisen mbH, Düsseldorf, 1973<br />

[87] Wemer, G. Weiterentwicklung analytischer und prakti-<br />

Minke, E. scher Methoden zur Bestimmung der Oberflächentopographie<br />

von Schleifscheiben;<br />

Abschlußbericht zum FNK-Forschungsprojekt<br />

Nr. 471, Universität Bremen, 1985<br />

[88] N.N. Temperaturmessungen mit Miniatur-Mantel-<br />

Thermoelementen;<br />

Philips Elektronie Industrie GmbH, Kassel<br />

[89] - Thermodrähte, Thermopaare;<br />

Produktinformation der Fa. Heraeus, 1984<br />

[90] Kurrein, M. Die Messung der Schleifkraft;<br />

Werkstattstechnik (1927) 20, S. 585/594<br />

[91] Ernst, W. Erhöhte Schnittgeschwindigkeit beim Außenrund-Einstechschleifen<br />

und ihr Einfluß auf<br />

das Schleifergebnis und die Wirtschaftlichkeit;<br />

Dissertation, RWTH Aachen, 1964<br />

[92] Prins, J.F. Wechselwirkung zwischen Diamanten und<br />

Werkstückstoffen in Einkomversuchen;<br />

Diamant-Information M24, De Beers<br />

Industrie-Diamanten (Deutschland) GmbH


- 164 -<br />

[93]<br />

[94]<br />

[95]<br />

[96]<br />

[97]<br />

[98]<br />

Wemer, G.<br />

Minke, E.<br />

Macherauch, E.<br />

Wohlfahrt, H.<br />

Wolfstieg, U.<br />

Althaus, P.G.<br />

Brinksmeier, E.<br />

König, W.<br />

Lowin, R.<br />

Tönshoff, H.K.<br />

Brinksmeier, E.<br />

Die Bezugs-Grundrauheit, Funktionale Ableitung<br />

und praktische Anwendung;<br />

VDI-Z, 128 (1986) 11, S. 429/438<br />

Zur zweckmäßigen Defmition von Eigenspannungen;<br />

Härterei-Technische Mitteilungen,<br />

28 (1973) 3, S. 201/211<br />

Werkstückeigenspannungen beim Einsatz von<br />

CBN- und Korundschleifscheiben zum<br />

Innenschleifen;<br />

Industrie Diamanten Rundschau (IDR),<br />

17 (1983) 4, S. 184/190<br />

Randzonenanalyse geschliffener Werkstücke;<br />

Dissertation, Universität Hannover, 1982<br />

Ermittlung des Eigenspannungszustandes in<br />

der Randzone geschliffener Werkstücke und<br />

Bestimmung seiner Auswirkung auf das<br />

Funktionsverhalten;<br />

Forschungsberichte des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen, Nr. 2886, Westdeutscher Verlag,<br />

Opladen, 1979<br />

Eigenspannungen durch Schleifen -<br />

wesentliche Einflußgrößen des Prozesses, in:<br />

Eigenspannungen, Entstehung - Messung -<br />

Bewertung, Band 2, S. 251/270;<br />

herausgegeben von Macherauch, E. und<br />

Hauk, V., Deutsche Gesellschaft für Metallkunde<br />

e.V., 1983

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