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Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt

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Bewertung<br />

Die Vorgänge um die Geiselnahme im Moskauer Musical-Theater „Nord-Ost“<br />

haben in ihrem Verlauf und ihrem Ausmaß alle Vorstellungskraft gesprengt und<br />

dementsprechend weltweit höchste Beachtung unter Sicherheitsorganen, Rettungsorganisationen<br />

und in der wissenschaftlichen Fachwelt gefunden. An dieser Stelle<br />

werden einige der Themen, die in der Öffentlichkeit zur Debatte standen lediglich<br />

aufgeführt, auf ihre enormen Auswirkungen kann aber nicht eingegangen werden.<br />

Russland sieht sich im Kampf gegen den Terrorismus und rechtfertigt damit<br />

einen derartigen Einsatz zur Erhaltung der Staatsräson: „Wir haben bewiesen, dass<br />

man Russland nicht in die Knie zwingen kann“ stellte Präsident Putin fest. Ob<br />

Russland der am 29. April 1997 verabschiedeten C-Waffen-Konvention, die einen<br />

Einsatz und die Produktion chemischer Kampfstoffe verbietet, zuwiderhandelt<br />

wurde diskutiert. Der Vorgang hat die innenpolitische Realität in vielen Ländern<br />

beeinflusst.<br />

Über die Belüftungsanlage des Theaters wurde von einer Spezialeinheit „Alpha“<br />

des Geheimdienstes ein Betäubungsmittel in den Theatersaal eingeleitet. In solch<br />

einem großen Raum lässt sich jedoch die Konzentration eines eingesetzten Gases<br />

nicht kontrollieren und so wird unkalkulierbar wie Gesunde, Gestresste oder<br />

Erschöpfte darauf reagieren. Der Einsatz und die Zusammensetzung des Narkosegases<br />

wurden den anwesenden Rettungsdiensten nicht bekannt gegeben. So waren<br />

die Vorbereitungen wie die Bereitstellung eines Verbandplatzes, von Rettungswagen<br />

statt Bussen oder geeigneter Gegenmittel ungenügend. Die Ärzte konnten<br />

lediglich symptomatisch behandeln, nämlich im wesentlichen Atemnot und Kreislaufstörungen<br />

und sahen sich einer großen Zahl von vital beeinträchtigten Personen<br />

gegenüber, die drohten an ihren erschlafften Zungen oder Erbrochenem zu<br />

sterben bzw. an Kreislaufversagen litten.<br />

Im internationalen Fernsehen war bei der Erstürmung zu erkennen, dass die stürmende<br />

Truppe keine Atemschutzgeräte trug, was optimistisch gedacht auf ein<br />

schnell an- und abflutendes Gas schließen ließ. Zwei deutsche Geiseln überlebten<br />

und wurden am Tag darauf ins Klinikum Rechts der Isar in München ausgeflogen.<br />

Münchner Toxikologen wiesen im Blut der deutschen Geiseln das Narkosemittel<br />

Halothan nach und vermuteten, das dies also bei der Beendigung der Moskauer<br />

Geiselnahme eingesetzt worden sei.<br />

Wird Halothan als farblose, süßlich riechende Substanz eingeatmet, gelangt sie<br />

sofort ins Blut. Folgen können Übelkeit, Erbrechen, Blutdruckabfall, Atmungsverlangsamung<br />

und Herzrhythmusstörungen sein, die bei Überdosierung zum Herzstillstand<br />

führen können. Halothan (2-Brom-2-Chlor-Triflurethan) wird seit langem<br />

weltweit in Kliniken als medizinisches Narkosegas eingesetzt. In Deutschland<br />

wird das Gas allerdings immer seltener verwendet, da das Mittel<br />

vergleichsweise schlecht steuerbar ist, Leberschäden verursacht und eher langsam<br />

im Körper abgebaut wird. Da kaum Patientendaten verfügbar waren, ist nach wie<br />

vor umstritten, ob es zur bzw. nach der Befreiung oder während eines Klinikaufenthalts<br />

in Moskau verabreicht wurde.<br />

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