26.10.2012 Aufrufe

Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt

Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt

Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stunde. In Kaiserslautern gab es ein Zivilkrankenhaus mit Spezialeinrichtungen in<br />

Traumatologie und Thoraxchirurgie. Insgesamt wurden 98 verunfallte Patienten zu<br />

diesem Krankenhaus gebracht. Von diesen sind 42 stationär aufgenommen worden.<br />

Weitere Verletzte wurden in Krankenhäuser der umliegenden Städte gebracht. Außerdem<br />

hatten sich mehrere Verbrennungskliniken in Westdeutschland darauf vorbereitet,<br />

Patienten von Ramstein aufzunehmen. Weil aber die Patienten vorzugsweise in<br />

Krankenhäuser in der Nähe von Ramstein gebracht wurden, wurden keine Patienten<br />

in die aufnahmebereiten weiter entfernten Verbrennungskliniken innerhalb der ersten<br />

Tage verlegt. Demgegenüber ist bemerkenswert, dass z. B. am 29. August zusätzlich<br />

ein medizinisches Team von San Antonio in Texas nach Ramstein beordert wurde,<br />

um 4 Patienten mit schweren Verbrennungen in das Brooke Armee Medical Centre<br />

in San Antonio zu bringen. Die Zahl der Toten stieg während der folgenden zwei<br />

Monate auf 69. Die Verletzten hatten zu 50 Prozent Brandverletzungen, zu 25 Prozent<br />

andere Verletzungen.<br />

Bewertung<br />

Wegen der lautstarken Panik und der Unmenge an Nebengeräuschen wurde der<br />

Funk- und Nachrichtenverkehr extrem erschwert. Die vor Ort aufgebauten vier<br />

„Erste Hilfe“ Stationen waren für einen Unfall dieser Größe kaum ausgerüstet,<br />

denn sie hatten z. B. nur wenige Liter Infusionslösungen. Also mussten Verletzte,<br />

die zunächst hierher gebracht wurden, unkoordiniert zu weiter entfernten Sanitätsstationen<br />

gebracht werden.<br />

Das eingesetzte US militärische Personal verwendete die ihnen vertraute Strategie<br />

des „Scoop- and Run“, eine Grundregel, die Patienten so schnell als möglich<br />

zu evakuieren, mit nur minimaler Basisbehandlung am Unfallort. Auf dem Transport<br />

zum Krankenhaus wurde deshalb kaum eine Flüssigkeitssubstitution bzw. eine<br />

medizinische Erstversorgung durchgeführt.<br />

Besondere Probleme bereiteten die verwendeten Sanitätsmaterialien und medizinischen<br />

Geräte. Bei Übergabe von erstversorgten Patienten von amerikanischen<br />

Rettungsdiensten an deutsche oder umgekehrt zeigte sich, dass das am Patienten<br />

angebrachte Rettungszubehör nicht kompatibel mit den Systemen des anderen war.<br />

Dies ist eine deutliche Warnung an den deutschen Föderalismus, wenn jedes<br />

Bundesland unkoordiniert seine eigene Ausrüstung ersteht. Bei größeren Gefahrlagen,<br />

bei deren Bewältigung Einsatzkräfte über die Bundesländergrenzen hinweg<br />

zusammengezogen werden müssen, kann nur erfolgreich gearbeitet werden, wenn<br />

alle Systeme kompatibel zueinander sind.<br />

Die meisten Tätigkeiten wurden improvisiert und niemand hatte einen Überblick<br />

über die tatsächliche aktuelle Situation, die Anzahl Verletzter, der Ausmaß der Verletzungen<br />

und die Zielorte des Abtransportes. Durch die nicht geklärten Zuständigkeiten<br />

zwischen den deutschen und amerikanischen Rettungskräften kam es zu<br />

den oben beschriebenen unkoordinierten Verteilungen auf umliegende Krankenhäuser<br />

und nachfolgend zu den aufgeführten chaotischen Zuständen. Spezialkliniken<br />

wurden scheinbar willkürlich, ohne Berücksichtigung ihrer besonderen Spezialisierung,<br />

mit Patienten beliefert.<br />

Quellen<br />

Presse: aktuelle Tagespresse<br />

Internet: 6 Übersichtsartikel www.spiegel.de, www.focus.de<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!