Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt
Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt
Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Szenario 6 (MANV Stufe 2): Der Flugzeugzusammenstoß und die folgenden<br />
Flugzeugabstürze bei der Flugschau in<br />
Ramstein am 28. August 1988<br />
Hintergründe<br />
Ein schöner Sommertag am Sonntag, den 28. August 1988; 350.000 Besucher am<br />
Rand der Rollbahn der US-amerikanischen Airbase Ramstein. Die italienische<br />
Militärstaffel „Frecce Tricolori“ flog in 40 m Höhe mit ihren Kampfmaschinen<br />
waghalsige Manöver. Doch plötzlich kollidierte einer der Jäger mit zwei anderen.<br />
Die Flugzeuge trudelten zu Boden, zerschellten in einem riesigen Glutball. Eine<br />
Feuerwalze aus brennendem Kerosin und die Druckwelle der Explosion schossen<br />
auf die Menge der Besuchertribünen zu. 31 Menschen verloren unmittelbar an der<br />
Unglückstelle ihr Leben. Bis zum 21. 11. 1988 starben insgesamt 70 Personen, 450<br />
Personen wurden schwer verletzt. Viele von ihnen sind auch heute noch immer in<br />
Behandlung.<br />
Ablauf<br />
Nach der initialen Panik kehrten Tausende von Schaulustigen zur Unglückstelle<br />
zurück und erschwerten hiermit nachhaltig das Rettungsgeschehen. Die Feuerwehr<br />
kam zur Schadensstelle und konnte das Feuer leicht unter Kontrolle bringen. Nach<br />
wenigen Minuten erreichten Krankenwagen und Hubschrauber den Schadensort.<br />
Vor Ort, in unmittelbarer Nähe, waren vier „Erste Hilfe“ Stationen aufgebaut, die<br />
aber für einen Unfall dieser Größenordnung nur ungenügend ausgerüstet waren.<br />
Da diese nur wenige Patienten adäquat versorgen konnten, wurden viele Verletzte<br />
unkoordiniert zur Triage und medizinischen Erstversorgung vor dem Transport<br />
zu Krankenhäusern zu drei anderen, weiter entfernten Sanitätsstationen gebracht.<br />
Von dort wurden die Verletzten ebenfalls unkoordiniert zu verschiedenen Krankenhäusern<br />
in der Umgebung verlegt. In Landstuhl, nahe Ramstein, gab es ein gut ausgerüstetes<br />
amerikanisches Militärkrankenhaus, zu dem deshalb die meisten Patienten<br />
gebracht wurden. So hatte sich dort in der Initialphase das Personal um 120<br />
verunfallte Patienten zu kümmern. Wegen der großen Anzahl Verletzter mussten<br />
auch invasive Notfallmaßnahmen wie Tracheotomie und Amputationen in der Notaufnahme<br />
durchgeführt werden.<br />
Mehr als 40 Patienten konnten nach der Behandlung das militärische Krankenhaus<br />
am gleichen Tag verlassen. 60 deutsche Bürger wurden noch am selben Tag bzw. in<br />
der Nacht vom deutschen Rettungsdienst in andere, nicht militärische Krankenhäuser<br />
weiterverlegt. Das Zivilkrankenhaus Landstuhl mit 406 Betten nahm 70 Patienten<br />
entgegen, welche teilweise in der Krankenwagenhalle triagiert und erstbehandelt<br />
wurden. Ernsthaft Verletzte wurden von nur einem Anästhesisten und einer Krankenschwester<br />
versorgt. 50 der insgesamt 70 Patienten mussten stationär im Krankenhaus<br />
bleiben. Von diesen mussten zu einem späteren Zeitpunkt 10 mit schweren Verbrennungen<br />
zur Spezialklinik nach Ludwigshafen weitertransportiert werden. Dieses<br />
Krankenhaus war für die Notfallbehandlung mit Spezialisierung auf Orthopädie,<br />
Traumatologie, Intensivmedizin, plastische Chirurgie, Brandbehandlung und Rehabilitation<br />
von paraplegischen Patienten spezialisiert. Insgesamt erhielt dieses Krankenhaus<br />
30 Patienten mit Verbrennungen, von denen 28 bereits innerhalb der ersten<br />
fünf Stunden nach dem Unfall ankamen. Vier Patienten starben innerhalb der ersten<br />
76