Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt
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Szenario 5 (MANV Stufe 2): Ammoniakunfall Kempten 30.Oktober 2002<br />
Hintergrund<br />
Nach einem Gasunfall am 30. Oktober 2002 in einer Kemptener Brauerei wurden<br />
circa 230 unbeteiligte Menschen verletzt.<br />
Ablauf<br />
Die Explosion des Zylinderkopfes eines Kompressors in der Kühlanlage hatte<br />
am Mittwoch den 30. Oktober 2002 um 16:30 Uhr eine ätzende Ammoniakwolke<br />
freigesetzt. Durch das Leck traten etwa 20 Minuten lang 20 bis 30 Liter des Kühlmittels<br />
Ammoniak aus. Der Feuerwehr gelang es, mit umluftunabhängigem<br />
Atemschutz ausgerüstet, den Sperrschieber der Anlage zu verriegeln und binnen<br />
zwei Stunden die Gaswolke mit Wasserwänden niederzuschlagen. Beim Einsatz<br />
gab es Atembeschwerden bei einem Feuerwehrmann und einem Rettungsassistenten,<br />
die in das Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Die Gaswolke breitete<br />
sich rasch in die Innenstadt aus, was zu massiven Beschwerden bei vielen Bürgern<br />
führte. 130 Menschen klagten über Geruchsbelästigung, später über Reizungen der<br />
Atemwege und der Augen. Es wurde ein Sanitätszelt des Roten Kreuzes in<br />
unmittelbarer Nähe zur Brauerei errichtet, die Ambulanzen der beiden Kemptener<br />
Krankenhäuser waren bald überlastet, so dass Patienten in etliche umliegende<br />
Krankenhäuser transportiert wurden. In den meisten Fällen habe sich die ärztliche<br />
Behandlung auf eine Mund- und Augenspülung beschränkt, sagte ein Polizeisprecher.<br />
Weitere 100 Anrufer meldeten sich bei der spontan eingerichteten Hotline<br />
und klagten über ähnliche Symptome. Die genaue Zahl der Verletzten ließ sich laut<br />
Polizei am Unfallstag nicht beziffern. Einsatzende war gegen 22.45 Uhr.<br />
Bewertung<br />
Auf das Austreten von 10 bis 20 Liter Ammoniak wurde schnell und adäquat reagiert.<br />
Mit der schnellen Reparatur der Leckage und der Errichtung einer „Wasserwand“<br />
wurde der Schaden reduziert. Der Aufbau eines Sanitätszelts für die notfallmässige<br />
Versorgung haben das „Überlaufen“ der nahen Krankenhäuser zwar<br />
nicht verhindern können, aber doch reduziert. Die Einrichtung einer telephonischen<br />
Hotline sowie die Verteilung Verletzter auf umliegende, weiter entfernte<br />
Krankenhäuser haben die unmittelbar betroffenen Hospitäler entlastet, und so<br />
geholfen den Massenanfall zu bewältigen.<br />
Quellen<br />
Regionalzeitung, Interviews, Brandschutz Dez. 02, Nr. 35, (Journal der Freiwilligen<br />
Feuerwehr Kempten)<br />
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