Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt
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Der Rettungsdienst musste vor Ort mehrere Arbeiter behandeln, die später sicherheitshalber<br />
zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht wurden.<br />
Ablauf<br />
Als Arbeiter morgens um 10 Uhr einen LKW mit Gefahrgut öffneten, kam ihnen<br />
eine Wolke mit Dämpfen entgegen und sie nahmen den stechenden Geruch einer<br />
Chemikalie wahr. Vermutlich war die Ladung durch ein Bremsmanöver beschädigt<br />
worden. Obwohl die Arbeiter sofort flüchteten, erlitten sie Beeinträchtigungen<br />
der Atemwege sowie massive Bewusstseinsstörungen, hatten gerötete Augen<br />
und Hautreizungen, klagten über Übelkeit und Erbrechen. Die Feuerwehr sperrte<br />
das betroffene Gebiet großräumig ab. Um zu verhindern, dass sich eine Schadstoffwolke<br />
ausbreitet, wurde eine „Wasserwand“ als Riegelstellung eingerichtet. 50<br />
Bewohner aus den umliegenden Häusern wurden vorsichtshalber evakuiert. Über<br />
Radiodurchsagen ließ die Polizei durchsagen, Fenster und Türen geschlossen zu<br />
halten. Nach Durchsicht der Beförderungspapiere stellte die Polizei fest, dass es<br />
offensichtlich Differenzen gab zwischen den Angaben auf den Beförderungspapieren<br />
und der tatsächlich geladenen Ware. Zur Unterstützung wurde auch die Bregenzer<br />
Feuerwehr gerufen. Erst der hinzugerufene Chemiker vom Umweltinstitut<br />
des Landes Vorarlberg, konnte die Chemikalie Stunden nach dem Zwischenfall als<br />
„Heptanol“ identifizieren, die als gesundheitsschädlich und reizend einzustufen ist.<br />
Eine unbekannte Gefahr ging zusätzlich von anderen geladenen Stoffen wie<br />
Chromsäure und Natriumfluorid aus. Eine Vermischung bzw. Reaktion untereinander<br />
konnte nicht ausgeschlossen werden. Nach Kontakt mit der TUIS-Zentrale<br />
wurden zwei Fachleute von der Werkfeuerwehr eines Chemieunternehmens aus<br />
Burghausen als Fachberater des Herstellers mit einem Hubschrauber eingeflogen.<br />
Insgesamt waren über 250 Helfer von FW, THW, Polizei und BRK im Einsatz.<br />
Entwarnung: 15 Uhr.<br />
Bewertung<br />
Die Verletzungen der beiden Fahrer, der vier weiteren Arbeiter und der fünf<br />
Polizeibeamten macht betroffen: Offensichtlich wurde im Berufsalltag einer Spedition<br />
das Auslaufen von letztlich 10 Liter Flüssigkeit anfänglich nicht ernst genug<br />
genommen. Der hier beschriebene Gefahrgutunfall zeigt, wie sehr sich eine Bewältigung<br />
der Lage und die Bergung erschwert, wenn der ausgetretene, zu bekämpfende<br />
Stoff unbekannt ist. Wenn die Beförderungspapiere nicht verlässlich Auskunft<br />
geben und dem Fachmann nicht von Anbeginn ein Hinweis auf die zu untersuchende<br />
Substanz vorliegt, so kann die Analyse eines gänzlich unbekannten<br />
Stoffs einen erheblichen Zeitverlust im Stundenbereich bedeuten. Analysen im<br />
Spurenbereich können Tage erfordern, wenn nicht gezielt mit Messgeräten in Richtung<br />
auf eine vorgegebene Sustanz oder Substanzgruppe ermittelt werden kann.<br />
Muss bei Anwesenheit anderer chemischer Substanzen mit Vermischung oder gar<br />
Reaktion gerechnet werden, kann die Situation noch unübersichtlicher werden,<br />
gesteigert durch Auftreten von Explosionen oder Bränden. Eine rasche Ermittlung<br />
der möglichen Reaktionsprodukte ist dann äußerst schwierig.<br />
Quellen<br />
www.Vntipps.vol.at, Zeitung, Internet, Interview<br />
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