Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt
Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt
Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Konzepten und Beschaffungen, die nur bedingt miteinander kompatibel waren.<br />
Hinzu kommt eine unterschiedliche Organisation der Gefahrenabwehr in den einzelnen<br />
Bundesländern. Die bestehenden Einsatzmittel sind überaltert, nur noch<br />
teilweise funktionsfähig bzw. einsatzbereit. Einheitliche Handlungsabläufe und<br />
eine geeignete Ausstattung für eine größere Anzahl betroffener Personen, die mit<br />
gefährlichen chemischen, radioaktiven Stoffen oder biologischen Agenzien kontaminiert<br />
sind, liegen nicht vor.<br />
Das Management eines Unfalls mit chemischen Gefahrstoffen, unabhängig von<br />
Größe, Orte und Zeitpunkt des Geschehens, stellt eine ungeheure Anforderung an<br />
die bestehenden Systeme dar. Obwohl Deutschland in der Notfallmedizin über<br />
eines der besten Rettungssysteme weltweit verfügt und eine Großzahl von (überwiegend<br />
freiwilligen) Feuerwehrangehörigen zur Verfügung steht, bestehen bei der<br />
Bewältigung von Katastrophen – vor allem unter <strong>Zivilschutz</strong>aspekten, erhebliche<br />
Lücken. In den letzten 10 Jahren herrschte im <strong>Zivilschutz</strong> ein politisch verordnter<br />
Sparzwang, der mit einer veränderten außenpolitischen Sicherheitslage begründet<br />
wurde. So wurde postuliert, dass nur noch von punktuellen Schadenslagen<br />
ausgegangen werden müsse, insbesondere keine großflächigen Zerstörungen der<br />
Infrastruktur zu bewältigen seien, und die Abwehrkräfte nur mit ausreichend Zeitvorlauf<br />
ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen müssten, so dass zahlreiche Sondervorhaltungen<br />
und Planungen eingestellt werden könnten. Insbesondere die<br />
bisherige Annahme, der Zivil- und Katastrophenschutz könne seine Gefahrenabwehr<br />
aufgrund einer hinreichend langen Vorwarnzeit nach Bedarf lageabhängig<br />
vorbereiten, lässt sich nur noch sehr eingeschränkt aufrechterhalten.<br />
Um Grosschadensereignisse dieser Art bewältigen zu können, bedarf es unstrittiger<br />
Weise eines „koordinierten Miteinander“. Hilfe ist interdisziplinär, ggf. überörtlich,<br />
überregional oder bundesweit im erforderlichen Umfang zu leisten. Demgegenüber<br />
stehen die bisherigen Auffassungen von Feuerwehr und Hilfsorganisationen:<br />
die „Feuerwehr“ betrachtet es bisher nicht als ihre Aufgabe, Verletzte in<br />
großem Umfang zu dekontaminieren bzw. zu behandeln. Eine notfallmedizinische<br />
Versorgung – einschließlich der Triage – ist aber aus medizinischen Gesichtspunkten<br />
gelegentlich bereits im kontaminierten Bereich vor der Dekontamination<br />
durchzuführen. Der „Rettungsdienst“ hingegen sieht die Dekontamination nicht als<br />
seine Aufgabe. Die Hilfsorganisationen fühlen sich für die Behandlung der Verletzten<br />
erst nach der Dekontamination verantwortlich – zumal sie weder Ausstattung<br />
noch „know how“ besitzen, um im kontaminierten Bereich tätig zu werden.<br />
Im Rahmen des <strong>Forschung</strong>svorhabens sollte möglichst auch eine Konsensusfindung<br />
diesbezüglich stattfinden, des Weiteren soll im Anschluss eine Entwicklung<br />
von Notfall- und Katastrophenplänen für chemische Gefahrstoffzwischenfälle<br />
erfolgen. Die Ausbildung von speziellen Einsatzkräften sowie die Aus- und Weiterbildung<br />
für alle Einsatzkräfte ist nicht nur im Hinblick auf den Umgang und das<br />
Arbeiten mit Schutzkleidung eine zwingende Notwendigkeit. Bei der praktischen<br />
Umsetzung der erwarteten <strong>Forschung</strong>sergebnisse sollen die gewonnenen Erkenntnisse<br />
unter anderem auch bei Durchführung von Gefahrenabwehrmaßnahmen und<br />
<strong>Zivilschutz</strong>aufgaben im Gesundheitswesen Berücksichtigung finden. Eine Anpassung<br />
der Ausstattung des Einsatzgerätes „Dekontamination Personen“ wird angestrebt.<br />
17