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Zivilschutz- Forschung - Bundesverwaltungsamt

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erschweren. Inhalative und perkutane Aufnahme haben die größte Bedeutung,<br />

gefolgt von der Inkorporation mit kontaminierter Nahrung und Wasser. Hauptangriffspunkte<br />

der chemischen Kampfstoffe sind Lunge, Haut und Nervensystem.<br />

Die wesentlichen chemischen Kampfstoffe sind Flüssigkeiten, die unterschiedlich<br />

schnell verdunsten. Sesshafte Stoffe haben eine Verweildauer von Tagen bis<br />

Wochen, nicht-sesshafte flüchtige Stoffe eine Verweildauer von Minuten bis<br />

Stunden.<br />

Die Bundeswehr hat im C-Waffen Angriffsfall für betroffene Soldaten die Fürsorgepflicht<br />

und Aufgabe, eine Dekontamination durchzuführen. Für diese Verteidigungssituation<br />

sind Szenarien und empirisch verwendete Kampfstoffe bekannt,<br />

außerdem hat die Bundeswehr für ihre Soldaten Schutzanzüge (semipermeabel,<br />

beschichtet mit Aktivkohle), Handschuhe (Isopropylgummi- oder Butylgummihandschuhe;<br />

Vinylhandschuhe sind unwirksam) und Atemmasken mit Aktivkohle-<br />

und Aerosolfiltern. Für Cyanwasserstoff müssen spezielle Filter verwendet<br />

werden, da sie durch Aktivkohle kaum resorbiert wird. Hieraus ergibt sich der Vorteil,<br />

dass ein gewisser Schutz besteht und die Detektion durch geeignete Nachweisverfahren<br />

durchgeführt werden kann. Durch Teststreifen und Messgeräte kann die<br />

Kontamination an den Schutzanzügen nachgewiesen werden (Verbesserung könnte<br />

hier das derzeit erprobte RAID-M bringen). Spürröhrchen und spezielle Messgeräte<br />

können die Diagnose durch Nachweis des Kampfstoffes in der Umgebung<br />

bestätigen. Die im kontaminierten Bereich tätigen Soldaten bzw. Verwundeten<br />

werden durch die ABC-Abwehrtruppe dekontaminiert und in einem Feldlazarett /<br />

Rettungszentrum primärmedizinisch versorgt. Außerhalb der Schutzzone kann am<br />

so genannten SanE-Platz die medizinische Versorgung fortgeführt werden. Die<br />

Dekontamination erfolgt im Schutzanzug durch eigens dafür eingesetzte Soldaten<br />

als Nassdekontamination, oder als Nassdekontamination in Kombination mit<br />

Trockendekontamination durch Auftragen eines Puders an den Schwachstellen des<br />

Schutzanzuges (Reißverschluss) und schließlich Entfernen der Kleidung. Mittel<br />

der Wahl für die Nassdekontamination ist Wasser, in seltenen Fällen kommt als<br />

Dekontaminationsmittel 0,5%ige Hypochloridlösung zum Einsatz. Für die Wunddekontamination<br />

besonders geeignet ist eine 1–2%ige Calziumhypochlorit-<br />

Lösung. Die Lösung darf nicht in Körperhöhlen verwendet werden, weil die<br />

Gefahr von Verwachsungen besteht. Für die Augen-Dekontamination eignet sich<br />

eine 2%ige Natriumbicarbonat-Lösung. Auch Fremdkörper können Kampfstoffe<br />

enthalten und sollen chirurgisch entfernt und anschließend in konzentrierter<br />

Calziumhypochlorit-Lösung getaucht werden. Die gängigsten Dekontaminationsmittel<br />

wirken auf 3 verschiedene Arten:<br />

1) sie gehen mit der Substanz eine chemische Reaktion ein (selten langer<br />

Wirkungseintritt),<br />

2) sie absorbieren die Substanz, oder<br />

3) sie verdünnen.<br />

Nach jeglicher Dekontamination sollte eine Erfolgskontrolle durchgeführt werden.<br />

Es gibt jedoch keine Methode, die mit Sicherheit den Kontaminationsgrad nach<br />

einer Dekontamination festlegen kann. Durch die Schutzkleidung kontaminierte<br />

Wunden sollen steril abgedeckt werden, was durch die ABC-Selbstschutzaus-<br />

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