HRRS-Festgabe für Gerhard Fezer zum 70 ... - hrr-strafrecht.de
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44 Karsten Gae<strong>de</strong><br />
kungen zu legitimieren. 76 Es bleibt aber eine Lösung zu beachten, die in <strong>de</strong>r<br />
heutigen Diskussion mehr Gewicht verdient, <strong>zum</strong>al <strong>de</strong>r EGMR sie – in einer<br />
freilich an<strong>de</strong>ren Konstellation – bereits gefor<strong>de</strong>rt hat: 77 Es kommt auch<br />
eine Verfahrensabtrennung in Betracht, die <strong>de</strong>m Recht auf <strong>de</strong>n Verteidiger<br />
<strong>de</strong>s Vertrauens verstärkt Rechnung tragen könnte. Diese Lösung kann gewiss<br />
nicht stets zur Anwendung gelangen. Doch kann es ebenso wenig richtig<br />
sein, <strong>de</strong>m Angeklagten im Konfliktfall praktisch stets <strong>de</strong>n Verteidiger<br />
seines Vertrauens zu nehmen. Dies gilt nicht zuletzt <strong>de</strong>shalb, weil gera<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>r staatlich verfügten Verbindung <strong>de</strong>r Grund <strong>für</strong> die schlechtere Argumentationslage<br />
<strong>de</strong>s Angeklagten liegt.<br />
4. Das Recht auf <strong>de</strong>n Beistand eines staatlich<br />
finanzierten Verteidigers<br />
Ein kurzer Hinweis soll auch die Pflichtverteidigung betreffen, konkret die<br />
Frage, ob Art. 6 III lit. c EMRK zu einer weitergehen<strong>de</strong>n Bestellung von<br />
Pflichtverteidigern anhalten könnte. 78 Die Rechtsprechung <strong>de</strong>s EGMR erscheint<br />
mir hier als wichtige Grundlage da<strong>für</strong>, bestehen<strong>de</strong> positive Ansätze<br />
zu § 140 II StPO zu verstärken. 79 Der EGMR hat auch bei vergleichsweise<br />
geringen Strafdrohungen bzw. praktisch geringen Straferwartungen bereits<br />
staatliche Finanzierungen gefor<strong>de</strong>rt. 80 Vor allem die Entscheidungen im Fall<br />
R.D. gg. Polen und S.C. gg. Großbritannien weisen darauf hin, dass letztlich<br />
die Fähigkeit <strong>de</strong>s Mandanten, sich selbst effektiv zu verteidigen, das ent-<br />
76<br />
Vgl. schon Burhoff StraFo 2008, 62, 68; m.w.N. Gae<strong>de</strong> (Fn. 5), S. 224.<br />
77<br />
EGMR, Hennig v. AUT, §§ 33 ff., wistra 2004, 177; Esser (Fn. 10), S. 5<strong>70</strong>; Gae<strong>de</strong><br />
wistra 2004, 166, 173.<br />
78<br />
So prinzipiell <strong>zum</strong> Beispiel schon Weigend StV 2000, 384, 385.<br />
79<br />
Zur heutigen Auslegung vgl. Meyer-Goßner (Fn. 14), § 140 Rn. 30 ff., 23 ff., 26<br />
ff.; SK/Wohlers, 39. Lfg. (2004), § 140 Rn. 33 ff., 36 ff., 46 ff.<br />
80<br />
Vgl. z.B. EGMR, Quaranta v. SWI, Nr. 205, § 33; Benham v. GB, Rep. 1996-III,<br />
§§ 61/64; Hooper v. GB, 16.11.2004, §§ 20 f.; Villiger, ZStR 113 (1995), 279,<br />
289; vgl. auch näher Demko, <strong>HRRS</strong>-<strong>Festgabe</strong> <strong>Fezer</strong> 2008.