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HRRS-Festgabe für Gerhard Fezer zum 70 ... - hrr-strafrecht.de

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Ungehobene Schätze in <strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s EGMR <strong>für</strong> die Verteidigung? 31<br />

telbare Tatprovokation umfassen. 31 Hier hat er praktisches Verständnis gezeigt,<br />

in<strong>de</strong>m er sich nicht nur <strong>de</strong>m abstrakten Verbot unzulässiger Tatprovokationen<br />

gewidmet hat: Der EGMR hat insbeson<strong>de</strong>re mit Aufklärungspflichten<br />

und einer Art Beweislastumkehr auch <strong>de</strong>n oft vorentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Beleg <strong>de</strong>r Provokation menschenrechtlich erleichtert, schließlich auch Beweisverwertungsverbote<br />

gefor<strong>de</strong>rt. 32 All dies ist bis heute nicht voll in<br />

<strong>de</strong>utsches Recht umgesetzt.<br />

Ein an<strong>de</strong>res Beispiel ist <strong>de</strong>r europaweite Trend hin zu Hörfallen, V-Leuten<br />

und Ver<strong>de</strong>ckten Ermittlern, also <strong>de</strong>r Trend »from coercion to <strong>de</strong>ception«. 33 Hier<br />

haben wir in Deutschland erfahren müssen, dass <strong>de</strong>r BGH <strong>zum</strong> Beispiel die<br />

»Innovation Hörfalle« letztlich bei Straftaten von erheblicher Be<strong>de</strong>utung<br />

ohne je<strong>de</strong> gesetzliche Grundlage akzeptiert hat. 34 Die <strong>für</strong> strengere Maßstäbe<br />

stehen<strong>de</strong> Selbstbelastungsfreiheit soll nicht betroffen sein. Der EGMR<br />

hingegen hat insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>r Entscheidung im Fall Allan gg. Großbritannien<br />

gezeigt, dass die Selbstbelastungsfreiheit sehr wohl betroffen ist,<br />

wenn schweigen<strong>de</strong> Beschuldigte über scheinbar vertrauliche Gespräche gezielt<br />

ausgehorcht wer<strong>de</strong>n. 35 Dies hat im letzten Jahr immerhin dazu geführt,<br />

dass <strong>de</strong>r 3. Strafsenat <strong>de</strong>s BGH vorsichtig von <strong>de</strong>n Prinzipien <strong>de</strong>s Großen<br />

31<br />

Grundlegend EGMR, Teixeira <strong>de</strong> Castro v. PO, StV 1999, 127 f.; erweiternd<br />

EGMR, Ramanauskas v. LIT [GC], <strong>HRRS</strong> 2008 Nr. 200 und (mit Übersetzung)<br />

Pyrgiotakis v. LIT, <strong>HRRS</strong> 2008, 292 ff. (Nr. 500).<br />

32<br />

EGMR, Ramanauskas v. LIT [GC], <strong>HRRS</strong> 2008 Nr. 200 m. Bespr. Gae<strong>de</strong>/Buermeyer<br />

<strong>HRRS</strong> 2008, 279 ff.; schon EGMR, Edwards u. Lewis v. UK [GC],<br />

ECHR 2004-X, §§ 46 ff. = <strong>HRRS</strong> 2005 Nr. 1; Meyer-Goßner (Fn. 14), Einl. Rn.<br />

148a; ausführlich Gae<strong>de</strong> StV 2006, 599, 601 f., 603 ff.; siehe zuvor schon EGMR,<br />

Edwards u. Lewis v. UK, StraFo 2003, 360 m. Anm. Sommer; zur Umsetzung<br />

Sinner/Kreuzer StV 2000, 124 ff.; Gae<strong>de</strong>/Buermeyer <strong>HRRS</strong> 2008, 279 ff.<br />

33<br />

So etwa anhand <strong>de</strong>s engl. »pro-active policing« Ashworth, The Criminal Process, 2.<br />

Aufl. (1998), S. 130.<br />

34<br />

BGHSt GS 42, 139 ff.<br />

35<br />

Allan v. GB, Rep. 2002-IX, §§ 49 ff. = StV 2003, 257 ff. m. Anm. Esser JR 2004,<br />

98 ff. und Anm. Gae<strong>de</strong>, StV 2003, 260 ff.; <strong>zum</strong> wichtigen Kontext <strong>de</strong>s Art. 8<br />

EMRK (Gesetzesvorbehalt!) <strong>de</strong>rs. StV 2004, 46 ff.

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