HRRS-Festgabe für Gerhard Fezer zum 70 ... - hrr-strafrecht.de
HRRS-Festgabe für Gerhard Fezer zum 70 ... - hrr-strafrecht.de
HRRS-Festgabe für Gerhard Fezer zum 70 ... - hrr-strafrecht.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die Fortsetzungsfeststellungsklage im Strafprozessrecht 205<br />
voraus, dass tatsächlich ein Konventionsrecht verletzt ist. 269 Die Garantie<br />
greift immer schon dann ein, wenn <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>führer einen Konventionsverstoß<br />
vertretbar behaupten kann (arguable claim). 2<strong>70</strong> Diese allgemeine<br />
Formel ist allerdings noch nicht durch eine verbindliche Definition <strong>de</strong>s<br />
EGMR konkretisiert wor<strong>de</strong>n. 271 Der Gerichtshof argumentiert und entschei<strong>de</strong>t<br />
einzelfallabhängig. Ein<strong>de</strong>utige Grenzen lassen sich nur <strong>für</strong> Extremfälle<br />
ziehen, z. B. wenn das Vorbringen offensichtlich unbegrün<strong>de</strong>t 272 o<strong>de</strong>r die<br />
Berufung auf ein Konventionsrecht missbräuchlich und unvernünftig ist. 273<br />
Im Schrifttum geht man davon aus, dass eine plausible Behauptung bzw.<br />
eine Darlegung mit gewisser Plausibilität reicht. 274 In jüngerer Zeit scheint<br />
<strong>de</strong>r Gerichtshof jedoch zu einer Reduzierung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen zu tendieren.<br />
Bereits das Vorliegen eines Eingriffs wur<strong>de</strong> als auslösen<strong>de</strong>s Moment<br />
269<br />
EGMR, Klass u. a. v. Deutschland, Serie A Nr. 28, § 64; A. Peters, Einführung in<br />
die Europäische Menschenrechtskonvention, 2003, § 21 I., S. 140; Esser, Auf<br />
<strong>de</strong>m Weg zu einem europäischen Strafverfahrensrecht (2002), S. 195 – Wortlaut<br />
missverständlich.<br />
2<strong>70</strong><br />
A. Peters, Einführung in die Europäische Menschenrechtskonvention (2003),<br />
§ 21 I., S. 140; Grabenwarter, Europäische Menschenrechtskonvention, 3. Aufl.<br />
(2008), Rn. 171; EGMR, Powell u. Rayner v. Vereinigtes Königreich, Serie A Nr.<br />
172, § 31; Boyle u. Rice v. Vereinigtes Königreich, Serie A Nr. 131, § 52; Camenzind<br />
v. Schweiz, Reports 1997-VIII, § 53. Der Begriff ist weiter als <strong>de</strong>rjenige<br />
<strong>de</strong>s substantiierten Behauptens bei <strong>de</strong>r Individualbeschwer<strong>de</strong> in Art. 35 III<br />
EMRK, Marauhn/Grote-Richter, EMRK/GG Konkordanzkommentar (2006),<br />
Kap. 20 Rn. 20, 25, so dass die innerstaatlichen Instanzen die Behauptung einer<br />
Rechtsverletzung mit Blick auf die beson<strong>de</strong>re Schutzrichtung <strong>de</strong>s Art. 13 EMRK<br />
eher annehmen müssen als <strong>de</strong>r EGMR.<br />
271<br />
Grabenwarter, Europäische Menschenrechtskonvention, 3. Aufl. (2008), Rn. 171.<br />
272<br />
EGMR, Powell und Rayner v. Vereinigtes Königreich, Serie A Nr. 172, § 33.<br />
273<br />
Marauhn/Grote-Richter, EMRK/GG Konkordanzkommentar (2006), Kap. 20 Rn.<br />
20.<br />
274<br />
Grabenwarter, Europäische Menschenrechtskonvention, 3. Aufl. (2008), Rn. 164,<br />
1<strong>70</strong>.