HRRS-Festgabe für Gerhard Fezer zum 70 ... - hrr-strafrecht.de
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Die Fortsetzungsfeststellungsklage im Strafprozessrecht 171<br />
19 IV GG <strong>für</strong> vereinbar. Das Rechtsschutzbedürfnis könne entfallen, wenn<br />
die verspätete Geltendmachung gegen Treu und Glauben verstößt, 161 weil<br />
<strong>de</strong>r Berechtigte sich verspätet auf das Recht beruft, obwohl er vom Klagegrund<br />
Kenntnis hatte o<strong>de</strong>r hätte haben müssen, 162 und unter Umstän<strong>de</strong>n<br />
untätig geblieben ist, unter <strong>de</strong>nen vernünftigerweise etwas zur Wahrung<br />
<strong>de</strong>s Rechts unternommen wird, 163 so dass <strong>de</strong>r Beklagte und sonstige Beteiligte<br />
nach <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Falles darauf vertrauen durften,<br />
dass keine Klage mehr erhoben wird. 164 Das öffentliche Interesse an <strong>de</strong>r<br />
Wahrung <strong>de</strong>s Rechtsfrie<strong>de</strong>ns kann in <strong>de</strong>rartigen Fällen verlangen, die Anrufung<br />
<strong>de</strong>s Gerichts nach langer Zeit untätigen Zuwartens als verwirkt anzusehen.<br />
165 Auch ein an sich unbefristeter Antrag kann <strong>de</strong>shalb nicht nach Belieben<br />
hinausgezogen o<strong>de</strong>r verspätet gestellt wer<strong>de</strong>n, ohne unzulässig zu<br />
wer<strong>de</strong>n. 166 Gleichwohl dürfe hierdurch <strong>de</strong>r Weg vor die Gerichte nicht in<br />
un<strong>zum</strong>utbarer, aus Sachgrün<strong>de</strong>n nicht mehr zu rechtfertigen<strong>de</strong>r Weise erschwert<br />
wer<strong>de</strong>n. 167<br />
Als Rechtsfigur ist die Verwirkung auch im Strafverfahrensrecht anerkannt.<br />
168 Ausnahmsweise können <strong>de</strong>shalb auch die unbefristeten Rechtsbehelfe<br />
<strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Antrags nach § 98 II 2 StPO infolge Verwir-<br />
161<br />
BVerfGE 32, 305 f.<br />
162<br />
BVerwGE 44, 294 f.<br />
163<br />
BVerfG NJW 2005, 1855, 1856 = <strong>HRRS</strong> 2005 Nr. 214; BVerfG NJW 2003, 1514,<br />
1515; BVerfGE 32, 305, 308 f.<br />
164<br />
Kopp/Schenke, VwGO, 14. Aufl. (2005), § 74 Rn 19.<br />
165<br />
BVerfG NJW 2005, 1855, 1856 = <strong>HRRS</strong> 2005 Nr. 214; BVerfGE 32, 305, 308 f.<br />
166<br />
BVerfG NJW 2003, 1514, 1515; BVerfG NJW 72, 675; BVerfGE 32, 305, 309.<br />
167<br />
BVerfG StRR 2008, 220, 221 = <strong>HRRS</strong> 2008 Nr. 310; BVerfG NJW 2003, 1514,<br />
1515; BVerfGE 10, 264, 267 ff.<br />
168<br />
Meyer-Goßner, Fn. 47, Vor § 296 Rn. 6; OLG Hamm NStZ-RR 2004, 144, 145;<br />
Park StRR 2008, 221; Burhoff, Handbuch <strong>für</strong> das <strong>strafrecht</strong>liche Ermittlungsverfahren,<br />
4. Aufl. (2006), Rn. 602 – Rechtsschutz ist zeitlich nicht unbegrenzt;<br />
sehr kritisch Schlüchter, GS Meyer (1990), S. 445, 453 ff. – kaum tragfähig als<br />
Grundlage <strong>für</strong> Rügeverlust, S. 464.