13.01.2014 Aufrufe

Manuskript - Hessischer Rundfunk

Manuskript - Hessischer Rundfunk

Manuskript - Hessischer Rundfunk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Hessischer</strong> <strong>Rundfunk</strong><br />

hr2-kultur<br />

Redaktion: Dr. Karl-Heinz Wellmann<br />

Wissenswert<br />

Kochwerkstatt:<br />

Nachrichten vom guten Essen<br />

Von Yvonne Mabille<br />

Mittwoch, 22. September 2010, 08.30 Uhr, hr2-kultur<br />

Sprecher: Jochen Nix<br />

Sprecherin: Dagmar Fulle<br />

10-132<br />

COPYRIGHT:<br />

Dieses <strong>Manuskript</strong> ist urheberrechtlich geschützt. Der Empfänger darf es nur zu privaten Zwecken benutzen. Jede andere<br />

Verwendung (z.B. Mitteilung, Vortrag oder Aufführung in der Öffentlichkeit, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verteilung oder<br />

Zurverfügungstellung in elektronischen Medien, Übersetzung) ist nur mit Zustimmung des Autors/ der Autoren zulässig. Die<br />

Verwendung zu <strong>Rundfunk</strong>zwecken bedarf der Genehmigung des Hessischen <strong>Rundfunk</strong>s.


Seite 2<br />

Atmo 1<br />

Hundehecheln / Hundeführer-Rufe / Bellen<br />

liegenlassen<br />

Sprecher<br />

Hetzjagd auf Schloss Kranichstein. Seit dem frühen Morgen sind die<br />

Besuchsknechte mit den Hunden in Wald und Wiesen auf den Spuren des Wilds<br />

unterwegs. Sie wollen die Fährte aufnehmen.<br />

Sprecherin<br />

Im 17. Jahrhundert übernahmen die Landgrafen von Hessen-Darmstadt die<br />

Parforcejagd aus Frankreich. Ihre Jagdveranstaltungen in Kranichstein, im<br />

Norden von Darmstadt, wurden berühmt.<br />

Atmo 1<br />

weg<br />

Sprecher<br />

Noch haben die Jagdhörner nicht zum Aufbruch geblasen. Jäger und Piköre, die<br />

die Meute führen, sitzen bei einem kräftigen Jagdfrühstück im Schloss<br />

versammelt. Onno Faller von der Kochwerkstatt weiß Näheres.<br />

O-Ton 1<br />

Faller<br />

Ein Parforcefrühstück war eher eine hetzige Angelegenheit. Es war immer mit<br />

Eile verbunden. Denn es war eine Art Wartesituation. Als Speisen eignen sich<br />

dazu natürlich Speisen, die man gut transportieren konnte. Bei anderen Jagden<br />

waren Küchenchefs dabei, Köche waren dabei, Jagdköche. Ganze Wägen voll<br />

mit Geschirr, natürlich alles mobil. Mobile Küche im Prinzip, um dann Speisen<br />

auch zu kochen. Das Parforcefrühstück war in dieser Hinsicht ziemlich<br />

reduziert, nämlich auf kalte transportable Speisen.<br />

Sprecherin<br />

Die Kochwerkstatt – mit vollem Namen heißt sie „Kochwerkstatt Gesellschaft<br />

für Kochen als Kunstgattung“ – ist im Raum Aschaffenburg-Frankfurt<br />

beheimatet. Onno Faller und Dorothee Becker haben sie 2001 gegründet, um<br />

das handwerkliche Kochen als Kulturerbe zu pflegen und als künstlerisches<br />

Ausdrucksmittel zu fördern. Sie studieren historische Kochbücher und alte<br />

Gemälde. Still-Leben mit Speisen und Gerätschaften vergangener Zeiten


Seite 3<br />

verraten viel. So konnten sie experimentierend und probierend viel altes Wissen<br />

vom Kochen und vom Essen wiederbeleben. Das interessierte Publikum erfährt<br />

davon bei Veranstaltungen und in Workshops.<br />

Sprecher<br />

Zum Beispiel beim barocken Jagdfrühstück, das die Kochwerkstatt in<br />

Kranichstein im historischen Rahmen kredenzt. Onno Faller erzählt, was dazu<br />

gehört:<br />

O-Ton 2<br />

Faller<br />

Die beste Speise, die man transportieren kann, das ist natürlich eine – ich will<br />

sie nicht als barocke Tupperdose bezeichnen, obwohl in Ansätzen die Funktion<br />

tatsächlich erfüllt wird – sondern die Pastete.<br />

Sprecher<br />

Diese Pastete aus Teig diente als Transport- und Aufbewahrungsgefäß für fertig<br />

zubereitetes Fleisch. Übergossen mit einer sauren Soße hielt sich das Fleisch<br />

zwei, drei Wochen in der luftdicht verschlossenen Pastete. Eine gute Sache – in<br />

Zeiten ohne Plastikschüssel und Kühlschrank. Das Besondere an der runden<br />

Teigdose ist, dass sie freihändig nur aus Roggenmehl mit etwas Wasser<br />

modelliert wird. Dorothee Becker von der Kochwerkstatt hat sich diese<br />

Fertigkeit wieder angeeignet.<br />

O-Ton 3<br />

Es ist ne ziemliche Kunst, diesen Teig zu entwickeln, dass er überhaupt<br />

zusammenhält. Denn sie wird gar nicht in einer Form gebacken, sondern frei<br />

aufgebaut und dann muss sie ja auch so im Ofen rund bleiben, obwohl sie aus<br />

einem völlig weichen Teig ist.<br />

Sprecher<br />

Der Pastetendeckel ist leicht gewölbt und aus Weizenteig geformt. Der dehnt<br />

sich besser als Roggenteig – auch das muss man wissen. Zum Schluss wird er<br />

kostbar verziert.


Seite 4<br />

Sprecherin<br />

Es braucht viel Kenntnis und Praxis, um ein solches Kunstwerk herzustellen.<br />

Ohne Erfahrungswissen misslingt beim Kochen selbst weniger Kompliziertes.<br />

Der Koch muss zum Beispiel die Qualität der Zutaten einschätzen können, und<br />

er muss den Kochvorgang mit seinen Sinnen begleiten – Sehen, Tasten,<br />

Schmecken, Riechen.<br />

Sprecher<br />

Das Jagdfrühstück in Kranichstein endet abrupt. Die Hunde haben das Wild<br />

aufgespürt. Das ist das Zeichen zum Aufbruch.<br />

Atmo 2<br />

Jagdhörner, Hundebellen, Hufschlag – schön gemischt, kurz frei und weg<br />

Sprecherin<br />

Überlassen wir die fürstliche Gesellschaft ihrem Jagdfieber.<br />

Sprecher<br />

Wir bleiben aber beim Thema Frühstück. Frühstück heute.<br />

O-Ton 4<br />

Methfessel<br />

Wir sind zum Beispiel in Deutschland damit aufgewachsen, dass man Frühstück<br />

hat, Mittagessen, Abendessen hat. Zum Frühstück gibt es eine bestimmte<br />

Struktur. Die einen essen Müsli, die andern essen Brötchen oder Brot oder<br />

Toast. Aber es ist ein begrenzter Rahmen. Wenn sie in die asiatischen Länder<br />

kommen, da bekommen sie morgens schon Suppe, Nudelsuppe oder<br />

Reissuppe. Oder sie essen in Thailand einen Curry morgens. Am Frühstück<br />

können sie mal unheimlich gut sehen, wie unterschiedlich Kulturen eigentlich<br />

sind.<br />

Sprecherin<br />

Barbara Methfessel ist Professorin an der Pädagogischen Hochschule in<br />

Heidelberg. Sie forscht und lehrt im Bereich Ernährung und Verbraucherbildung<br />

und hat den Bachelor-Studiengang Gesundheitsförderung mit aufgebaut.<br />

O-Ton 5<br />

Die Grundgeschmacksarten, die haben alle Menschen mitbekommen. Aber die<br />

Grundgeschmacksarten sagen ja noch gar nicht, in welcher Esskultur man das


Seite 5<br />

umsetzt. Und wie man das umsetzt, das ist eigentlich Gewohnheit. Das sind<br />

unsere kulturellen Bezüge.<br />

Sprecher<br />

Süß, sauer, salzig und bitter das sind die Grundgeschmacksarten. Süße ist die<br />

erste Gaumenfreude. Schon die Muttermilch schmeckt süß.<br />

Sprecherin<br />

Als Kinder gewöhnen wir uns an die Speisen und an die Art ihrer Zubereitung in<br />

unserem Kulturkreis. Lebensmittel, die häufig auf den Tisch kommen, haben<br />

größere Chancen als selten angebotene, zu bevorzugten Speisen zu werden.<br />

O-Ton 6<br />

Methfessel<br />

Und dann ist ein wichtiger Punkt, welche Geschmackskonstellationen kommen<br />

und wie Geschmäcker entwickelt werden z.B. über Gewürze. Linsen gibt es in<br />

fast jeder Kultur. Aber wie Linsen gewürzt werden, wie Linsengerichte gestaltet<br />

werden, das ist absolut unterschiedlich. Das ist in Indien anders, als sie hier im<br />

Schwäbischen die Saitenwürstchen mit Linsen und Spätzle haben. <br />

Sprecher<br />

… und auch Faktoren jenseits des Geschmacks beeinflussen die<br />

Geschmacksentwicklung, fördern oder stören sie.<br />

O-Ton 7<br />

Da gibt es physiologische Prozesse. Wenn man zum Beispiel krank war, dann<br />

kann es sein, dass der Körper das Essen, was man gegessen hat, als man krank<br />

wurde, ablehnt, weil der Körper speichert, dass dieses Essen nicht gut ist für<br />

den Körper. Das gibt sich aber mit den Jahren. Und dann gibt es aber noch das<br />

andere, und das ist die emotionale Besetzung des Essens.<br />

Sprecherin<br />

Wir mögen einen bestimmten Geschmack, weil er mit einer Situation verbunden<br />

ist, in der wir uns wohlfühlen. Essen in angenehmer Gesellschaft, mit<br />

Menschen, die man mag, das wird etwas Ungewohntes, etwas zunächst<br />

Abgelehntes womöglich in eine Leibspeise verwandeln.


Seite 6<br />

Sprecher<br />

Wenn hingegen am Familienesstisch nur gestritten wird, kann kaum Freude am<br />

Essen aufkommen.<br />

O-Ton 8<br />

In unserm Gehirn, vor allem im limbischen System wird der Geschmack<br />

gespeichert mit den Emotionen, die mit diesem Geschmack verbunden sind.<br />

Klang 1 unter O-Ton 8<br />

Schlagzeug/Besen, gleichmäßig wiederholtes „snare“ bleibt liegen<br />

O-Ton 9<br />

Klang 1<br />

Und mein Lieblingsbeispiel ist eigentlich, wie Jugendliche den bitteren<br />

Geschmack von Bier sich richtig antrainieren als einen guten Geschmack, nur<br />

damit’s cool ist, damit sie erwachsen werden. D.h. wenn etwas statusmäßig<br />

hoch besetzt ist, dann gewöhnt man sich mit Zwang selbst einen Geschmack an,<br />

den man irgendwie ertragen will.<br />

Schlagzeug/ Besen „snare“ weg<br />

Sprecherin<br />

Geschmack wird erlernt. Kaum jemand weiß das besser zu nutzen als die<br />

Nahrungsmittelindustrie. Seit Jahrzehnten traktiert sie unsere Geschmacksnerven<br />

mit künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern. Barbara<br />

Methfessel.<br />

O-Ton 10<br />

Wenn Sie das mal angucken, was sich geändert hat in den letzten 30, 40 Jahren,<br />

da sehen Sie, dass zum Beispiel die Lebensmittel, die wir benutzen, die<br />

Geschmacksvariationen, die wir haben, absolut verändert sind. Und mit dem<br />

Ganzen ist – um es mal etwas radikal zu sagen – auch ein Totalangriff<br />

verbunden, dessen Ziel ist, Geschmack zu manipulieren. Und zwar Geschmack<br />

auch auf die Geschmacksrichtung bestimmter Konzerne zu manipulieren.<br />

Sprecher<br />

Kinder, die überwiegend Fertigprodukte essen, gewöhnen sich so an die<br />

Industrie-Würze, dass sie den Geschmack natürlicher Produkte wie zum<br />

Beispiel von Erdbeeren oder Himbeeren als fade empfinden.<br />

Sprecherin<br />

Herzhafter Fleischgeschmack wird in Fertig-Saucen und Tüten-Suppen durch<br />

Glutamat vorgetäuscht. „Umami“ heißt dieser Geschmack, der inzwischen


Seite 7<br />

neben süß, sauer, salzig und bitter als eine fünfte Geschmacksvariante<br />

bezeichnet wird. Auch Fett spielt eine große Rolle. Fett hat zwar keinen eigenen<br />

Geschmack, es erzeugt aber ein angenehmes Gefühl im Mund.<br />

Klang 2 (wie Klang 1)<br />

Schlagzeug/Besen, gleichmäßig wiederholtes „snare“ unterlegen<br />

O-Ton 11<br />

Und dieses Mundgefühl auf der einen Seite und die Geschmacksverstärkung, die<br />

durch Fett kommt, führt auch dazu, dass die Menschen Fett gern mögen. Fett-<br />

Kohlenhydrat-Kombinationen, wie man sie z. B. bei frittierten Kohlenhydraten<br />

hat, die sind eigentlich der Renner.<br />

Sprecherin<br />

Dass der regelmäßige Verzehr von Burgern und anderen industriell erzeugten<br />

Fertiggerichten der Gesundheit schadet, hat sich herumgesprochen – es fehlt<br />

an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Dass gleichzeitig<br />

die Kulturtechnik des handwerklichen Kochens und damit ein riesiger<br />

Wissensschatz verlorengeht, das dringt erst langsam ins Bewusstsein. Barbara<br />

Methfessel von der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg:<br />

Klang 2<br />

weg<br />

O-Ton 12<br />

Methfessel<br />

Es gab immer soziale Gruppen, die aufgrund ihrer schlechten Lebenssituation<br />

nie in dem Sinne die bürgerliche Küche verfolgt haben. Aber in der Nachkriegszeit,<br />

so in den 50er, 60er Jahren gab es doch so etwas wie ein gewisses stabiles<br />

Wissen über die gemischte Küche. Was aber heute zu beobachten ist, ist dass<br />

durch die Vielzahl der Snacks, die aber nicht die notwendigen Nährstoffe haben,<br />

wir eine Konzentration zum Teil auf Gerichte haben, die energiereich, aber<br />

nährstoffarm sind. Und so verschwindet, das ist etwas, was ich bei meinen<br />

Studierenden auch merke, es verschwindet also auch das Wissen, wie ich<br />

einfach, schnell und auch für mich geschmacklich gut Nahrung zubereite, mir<br />

Gerichte zubereite und mich selber versorge. Und die Abhängigkeit von<br />

Fertiggerichten wird da größer.


Seite 8<br />

O-Ton 13<br />

Beifall, Gejohle, Kinderstimmen – (Moderator:) Ich bitte jetzt die Vertreter der<br />

Teilnehmenden Schulen zu mir auf die Bühne. Jeweils zwei Vertreter –<br />

Borretsch, Petersilie, Schnittlauch, Pimpernelle, Kerbel, Kresse und<br />

Sauerampfer.<br />

Sprecher<br />

Grüne-Soße-Woche in Frankfurt am Main. An fünf Vormittagen treten je vier<br />

Schulklassen aus Hessen in einen edlen Koch-Wettstreit: Wer macht die beste<br />

Grüne Soße?<br />

O-Ton14<br />

(Grüne Soße / Mädchen)<br />

Als erstes mussten die Kräuter gewaschen werden. Dann mussten die Stiele<br />

abgemacht. Dann haben wir sie klein geschnitten. Dann haben wir sie mit<br />

diesem Joghurt oder Mayonnaise, saure Sahne gemischt.<br />

Sprecher<br />

Mit dabei ist an diesem Tag die Klasse 6b der Carlo Mierendorff Schule in<br />

Preungesheim. Die 12jährigen haben sich im Fach Arbeitslehre gerade ein<br />

halbes Jahr mit Ernährung befasst. Luzie Betz, ihre Lehrerin, erzählt.<br />

O-Ton 15<br />

Luzie Betz<br />

Bei den Schülern muss man wirklich ziemlich klein anfangen. Wir fangen damit<br />

an, dass man erstmal die grüne Soße, die einzelnen Kräuter kennenlernt. Das<br />

kennen die meisten nicht. Die richtige Bezeichnung. Dann auch guckt: Wo<br />

kommen Eier her? Welche nimmt man da? Weg vom Tütenkochen. Weg von der<br />

Tiefkühl-Pizza, sondern versucht das selbst herzustellen mit frischen<br />

Lebensmitteln.<br />

Sprecherin<br />

Die Küche mit ihren Gerätschaften ist vielen nicht mehr vertraut, sagt Luzie<br />

Betz. Erst wird mit Messbecher, Küchenwaage und Rührschüssel Bekanntschaft<br />

gemacht. Dann kommt Eierkochen, Obstsalat -<br />

O-Ton 16<br />

Betz


Seite 9<br />

Was ist Obst, was ist Gemüse? Allein diese Unterscheidung. Wir machen<br />

Obstsalat, was tun wir alles rein? Da kommen teilweise skurrile Ideen. Wie ne<br />

Gurke in einen Obstsalat zu tun oder ne Zwiebel, wo man erstmal gucken muss.<br />

O-Ton 17<br />

Mädchen – stockend<br />

Das Mehl und Salz in einer Rührschüssel verrühren und Eier dazugeben und<br />

zwei Esslöffel Zucker mit dem Schneebesen umschlagen. Den Teig zudecken, 15<br />

Minuten quellen lassen.<br />

Sprecherin<br />

Pfannkuchen backen steht im Lehrplan. Die Kinder hätten lieber Pizza. Aber<br />

Pizza geht nicht. Denn für einen Hefeteig reicht die vorgesehene Doppelstunde<br />

nicht.<br />

darunter<br />

einblenden<br />

O-Ton18<br />

O-Ton 19<br />

Stimmengewirr, danach:<br />

Moderator: Gibt es jemanden, der aus einem andern Land kommt und denkt, da<br />

gibt es sowas Ähnliches? Nee. Also Grüne Soße ist und bleibt Frankfurterisch.<br />

Methfessel<br />

Also, wenn Geschmack Gewohnheit ist, dann muss ich doch ein Interesse daran<br />

haben, Kinder an bestimmte Geschmäcker zu gewöhnen. An bestimmte Speisen<br />

zu gewöhnen. Und wie kann ich das besser als über das, was sie jeden Tag<br />

essen.<br />

Sprecherin<br />

Barbara Methfessel plädiert für gute Schulverpflegung. Ganztagsschulen sind<br />

auch in Deutschland beschlossene Sache. Fehlt es am politischen Willen, allen<br />

Kindern, auch denen aus sozial schwachen Familien, ein gesundes Mittagessen<br />

zu servieren?<br />

O-Ton 20<br />

Wir könnten viele Hochglanzbroschüren sparen, wir könnten viele<br />

Gesundheitskosten sparen, wenn wir in alle Schulen und auch Kindergärten<br />

oder Krippen eine gute Ernährung bringen.


Seite 10<br />

Sprecherin<br />

Die Erfahrung zeigt, dass es geht. Gutes Essen in einer ansprechenden<br />

Schulkantine serviert, kommt an. Anja Erhart, deren Agentur für Ernährungsfragen<br />

auf Schulverpflegung spezialisiert ist, weiß, was Schüler mögen.<br />

O-Ton 21<br />

Anja Erhart<br />

Die sagen, wir möchten selbst entscheiden, welche Beilagen wir möchten und<br />

wieviel wir davon essen. Das Gleiche ist bei Salatbars oder bei Nudelbars. Also,<br />

dass ist ein Vorurteil, dass Kinder nicht gern Salat essen. Die essen schon, die<br />

versuchen auch – aber die möchten selbst. Wenn da ein fertiger Salatteller<br />

steht, dann bleibt er stehen. Wenn ich aber eine Salatbar habe, wo ich mir<br />

auswählen kann, dann ist die Bereitschaft, das auszuprobieren sehr groß.<br />

Sprecherin<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat Qualitätsstandards für die<br />

Schulverpflegung entwickelt. Aber ihre Einhaltung ist nicht zwingend. An der<br />

Kostenfrage scheiden sich die Geister. Fest steht: Die Folgen falscher<br />

Ernährung werden die Gesundheitskosten von morgen erhöhen, und das wird<br />

die Gesellschaft teurer zu stehen kommen als eine gesunde Schulverpflegung<br />

heute.<br />

Sprecher<br />

Jedes Turngerät auf dem Schulhof wird doppelt auf Qualität geprüft und mit<br />

TÜV-Siegel versehen. Wann gilt das endlich auch für die Schulverpflegung?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!