Die Hufrehe_Fürst_2009 - Horses.ch
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<strong>Hufrehe</strong><br />
I. Einleitung/Wesen<br />
<strong>Die</strong> <strong>Hufrehe</strong> = Laminitis (englis<strong>ch</strong>)<br />
PD Dr. A. <strong>Fürst</strong><br />
Departement für Pferde, Universität Züri<strong>ch</strong><br />
Februar <strong>2009</strong><br />
Zusammenfassung: Abs<strong>ch</strong>nitt aus dem ehoof (Weishaupt et al. )<br />
<strong>Die</strong> <strong>Hufrehe</strong> zählt zu den wi<strong>ch</strong>tigsten und s<strong>ch</strong>merzhaftesten orthopädis<strong>ch</strong>en Erkrankungen des<br />
Pferdes. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei um eine diffuse, aseptis<strong>ch</strong>e Entzündung und/oder eine Degeneration der<br />
Huflederhaut als Manifestation einer stoffwe<strong>ch</strong>selbedingten, systemis<strong>ch</strong>en Allgemeinstörung bzw. als<br />
Folge einer me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Überbelastung einer oder mehrerer Gliedmassen. Häufige Rehepatienten<br />
sind übergewi<strong>ch</strong>tige Pferde, wie dies bei Pferden von s<strong>ch</strong>werem Habitus und untrainierten Tieren (z.B.<br />
Ponys und Esel) gerne der Fall ist. Aus einer akuten <strong>Hufrehe</strong> kann eine <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong><br />
hervorgehen, wel<strong>ch</strong>e von akuten S<strong>ch</strong>üben begleitet sein kann. Pferde, die einmal an <strong>Hufrehe</strong> erkrankt<br />
sind, können trotz Genesung zeitlebens rückfällig werden, wobei die Rezidivrate bei ni<strong>ch</strong>t Beheben<br />
der dafür prädisponierenden Faktoren besonders gross ist.<br />
II. Leitsymptome<br />
1. <strong>Die</strong> akute <strong>Hufrehe</strong><br />
a. Initialphase<br />
<strong>Die</strong> Initialphase ist eine klinis<strong>ch</strong> nahezu symptomlose Phase, die aus diesem Grund gerne unbemerkt<br />
bleibt. Sie kann je na<strong>ch</strong> Ursa<strong>ch</strong>e der Rehe zwis<strong>ch</strong>en wenigen Stunden und bei systemis<strong>ch</strong>en<br />
Erkrankungen bis zu mehreren Tagen andauern. In dieser Zeit kommt es dur<strong>ch</strong> die auslösenden<br />
Faktoren zur S<strong>ch</strong>ädigung der Hufstrukturen, ohne dass dabei S<strong>ch</strong>merzsymptome auftreten. Allmähli<strong>ch</strong><br />
vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tert si<strong>ch</strong> dann aber der Allgemeinzustand und eine vermehrte Pulsation der Digitalarterien<br />
setzt ein.<br />
b. Entzündungsphase<br />
Allgemeinzustand: <strong>Die</strong>ser ist deutli<strong>ch</strong> reduziert. Herzfrequenz, Atemfrequenz und Körpertemperatur<br />
sind erhöht, die S<strong>ch</strong>leimhäute sind injiziert und gerötet. <strong>Die</strong> Futteraufnahme ist vermindert oder ganz<br />
aufgehoben.<br />
Stellung im Stehen: Beim Versu<strong>ch</strong>, die betroffenen Gliedmassen zu entlasten, nimmt das Pferd eine<br />
<strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>e Stellung im Stehen ein. Sind ledigli<strong>ch</strong> die häufiger betroffenen Vorderhufe erkrankt,<br />
werden diese weit na<strong>ch</strong> vorne gestellt, um das Gewi<strong>ch</strong>t auf die Hintergliedmassen zu verlagern. Dabei<br />
kann der weniger s<strong>ch</strong>merzende Teil des Hufes, der Ballen-, Strahl- und Tra<strong>ch</strong>tenberei<strong>ch</strong>, vermehrt<br />
Last aufnehmen. Sind die Hufe der Hinterbeine mitbetroffen, werden diese weit unter den<br />
S<strong>ch</strong>werpunkt des Pferdes na<strong>ch</strong> vorne gestellt. Typis<strong>ch</strong> für die Erkrankung ist, dass die Gliedmassen<br />
we<strong>ch</strong>selseitig entlastet werden und das Aufnehmen eines Beines s<strong>ch</strong>wierig bis unmögli<strong>ch</strong> ist. Bei<br />
s<strong>ch</strong>werem Verlauf kann es bis zum Festliegen kommen, wobei die Pferde, bedingt dur<strong>ch</strong> die starken<br />
S<strong>ch</strong>merzen, kolikartige Symptome zeigen können.<br />
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<strong>Hufrehe</strong><br />
Typis<strong>ch</strong>e Entlastungshaltung bei<br />
ho<strong>ch</strong>gradiger <strong>Hufrehe</strong><br />
Festliegen bei ho<strong>ch</strong>gradiger <strong>Hufrehe</strong><br />
Gangbild: Pferde mit akuter <strong>Hufrehe</strong> zeigen ein <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>es Gangbild. <strong>Die</strong> S<strong>ch</strong>ritte sind kurz<br />
und die Hufe werden nur wenige Augenblicke ab Boden gehoben. <strong>Die</strong> Patienten versu<strong>ch</strong>en die<br />
s<strong>ch</strong>merzenden Zehenwände zu entlasten und fussen auf den weniger s<strong>ch</strong>merzhaften Tra<strong>ch</strong>ten auf, was<br />
als Tra<strong>ch</strong>tenfussen bezei<strong>ch</strong>net wird; dabei kann au<strong>ch</strong> das für diese Erkrankung <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>e<br />
Zehens<strong>ch</strong>leudern beoba<strong>ch</strong>tet werden. In der Wendung heben diese Patienten die Vorderextremitäten<br />
seitwärts an und verharren bei der Kehrtwendung meist mit den Hinterextremitäten auf der Stelle, was<br />
als starker Wendes<strong>ch</strong>merz interpretiert wird. Auf wei<strong>ch</strong>em Untergrund, wel<strong>ch</strong>en die Tiere gezielt<br />
aufsu<strong>ch</strong>en, präsentieren si<strong>ch</strong> die bes<strong>ch</strong>riebenen Symptome abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ter.<br />
Palpation: <strong>Die</strong> Hufzangenprobe ist über dem Sohlenkörper oft äusserst s<strong>ch</strong>merzhaft, wobei die Hufe<br />
meist au<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> wärmer sind; dies kann besonders gut im Berei<strong>ch</strong> des Kronrands gefühlt werden.<br />
<strong>Die</strong> Pulsation der Digitalarterien ist verstärkt. <strong>Die</strong> Pulsqualität ist kräftig po<strong>ch</strong>end und hart.<br />
c. Rotations- und Senkungsphase<br />
Im Berei<strong>ch</strong> des Kronrands kann bei gravierenden Fällen eine Eindellung ertastet werden; dabei<br />
ers<strong>ch</strong>eint die Kante des Kronhornes prominenter. <strong>Die</strong> Sohle kann si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> unten vorwölben. An<br />
dieser Stelle droht das Hufbein dur<strong>ch</strong> die Sohle zu bre<strong>ch</strong>en. Bei einer ho<strong>ch</strong>gradigen S<strong>ch</strong>ädigung der<br />
Lederhaut kann si<strong>ch</strong> die Hornkapsel vollständig ablösen. Anzei<strong>ch</strong>en dafür ist eine Blutauss<strong>ch</strong>witzung<br />
im Berei<strong>ch</strong> des Kronrands mit einhergehendem partiellem bis totalem Auss<strong>ch</strong>uhen.<br />
2. <strong>Die</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong> (subklinis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong>)<br />
Allgemeinzustand ungestört<br />
Charakteristis<strong>ch</strong>es Gangbild in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Ausprägung wie bereits bei der akuten Rehe<br />
bes<strong>ch</strong>rieben; wegen festgewa<strong>ch</strong>sener Tra<strong>ch</strong>ten ist die Tra<strong>ch</strong>tenfussung häufig ausgeprägter.<br />
Geringgradig bis deutli<strong>ch</strong> vermehrte Pulsation der Digitalarterien<br />
Hufzangenprobe über dem Sohlenkörper empfindli<strong>ch</strong> bis negativ<br />
Hufveränderungen: <strong>Die</strong>se äussern si<strong>ch</strong> je na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weregrad und zeitli<strong>ch</strong>em Abstand zum akuten<br />
S<strong>ch</strong>ub wie folgt:<br />
Mindere Hornqualität<br />
Verbreiterte weisse Linie<br />
Zusammenhangstrennungen innerhalb der Zehenwand<br />
Blutige Verfärbungen der Zehensohle<br />
Hohe und lange Tra<strong>ch</strong>ten<br />
Konvergierende Ringbildung im Zehenwandberei<strong>ch</strong><br />
Knollenartige Verformung der Hornkapsel «Knoll- bzw. Rehehuf»<br />
2
<strong>Hufrehe</strong><br />
Hufdeformationen bei <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>er <strong>Hufrehe</strong> Hufdeformationen bei <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>er <strong>Hufrehe</strong> =<br />
Knollhuf<br />
3. Akuter S<strong>ch</strong>ub einer <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en <strong>Hufrehe</strong> (<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e, rezidivierende<br />
<strong>Hufrehe</strong>)<br />
Allgemeinzustand gestört, aber meist in geringerem Ausmass als bei der primären akuten Rehe<br />
Charakteristis<strong>ch</strong>es Gangbild mit ausgeprägter Tra<strong>ch</strong>tenfussung und Wendes<strong>ch</strong>merz<br />
Vermehrte Pulsation der Digitalarterien<br />
Hufzangenprobe über dem Sohlenkörper oft ho<strong>ch</strong>gradig s<strong>ch</strong>merzhaft<br />
Hufveränderungen wie zuvor bes<strong>ch</strong>rieben<br />
III. Diagnostik<br />
1. <strong>Die</strong> akute <strong>Hufrehe</strong><br />
Anamnese: Fris<strong>ch</strong>e Weiden, zuviel Kraftfutter, Geburt, Kolik, Gabe von <strong>Hufrehe</strong> auslösenden<br />
Medikamenten, Stoffwe<strong>ch</strong>selerkrankungen etc, wel<strong>ch</strong>e Auslöser waren für eine systemis<strong>ch</strong>e<br />
Allgemeinstörung oder eine dur<strong>ch</strong> unsa<strong>ch</strong>gemässes Training und/oder harte Bodenbes<strong>ch</strong>affenheit<br />
bedingte me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Überbelastung der Gliedmassen.<br />
Adspektion: Oft übergewi<strong>ch</strong>tige Pferde, typis<strong>ch</strong>e Stellung (vorne vorständig, hinten unterständig);<br />
Gangbild <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong> verändert; Hornkapsel von aussen primär unverändert, in ho<strong>ch</strong>gradigen<br />
Fällen Einsinken an der Krone; Allgemeinbefinden ho<strong>ch</strong>gradig gestört.<br />
Palpation: Deutli<strong>ch</strong> vermehrte Pulsation der Digitalarterien; Hufzangenprobe: stark positiv<br />
Radiologie: Seitli<strong>ch</strong>e Aufnahme mit Kontrastgebung an der Zehenwand zur Beurteilung einer ev. in<br />
Gange befindli<strong>ch</strong>en Hufbeinrotation. Eine Rotation ist anhand der Abwei<strong>ch</strong>ung der Parallelität von<br />
Hufbein zu Hufwand ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, womit die Diagnose «<strong>Hufrehe</strong>» untermauert wäre. <strong>Die</strong> Absenkung<br />
selber ist man<strong>ch</strong>mal s<strong>ch</strong>wierig zu erkennen.<br />
3
<strong>Hufrehe</strong><br />
Normales Röntgenbild<br />
Rotation und Absenkung des Hufbeines bei<br />
<strong>Hufrehe</strong><br />
Diagnostis<strong>ch</strong>e Anästhesie: <strong>Die</strong> mittlere palmar/plantar Anästhesie (MPA) ist in den meisten Fällen<br />
positiv. Vereinzelt kann sie jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> nur zum Teil positiv sein, weil die Huflederhaut no<strong>ch</strong> von den<br />
tiefen Ulnarisästen mitversorgt wird. <strong>Die</strong>se Nerven werden bei der MPA ni<strong>ch</strong>t anästhesiert.<br />
Ev. digitale Venographie: <strong>Die</strong>se kann zur Darstellung der Blutgefässe im Huf mittels Kontrastmittel<br />
herangezogen werden. Sie lässt eine differenzierte Beurteilung und Aussage über den S<strong>ch</strong>weregrad,<br />
den Verlauf und die Prognose zu.<br />
Sektion und Histologie: Hat eine akute <strong>Hufrehe</strong> bestanden, ers<strong>ch</strong>eint die Lederhaut in der Sektion<br />
blutig-rot verfärbt. Deutli<strong>ch</strong> ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist dies, wenn eine Ablösung der Hornkapsel (partielles oder<br />
totales Auss<strong>ch</strong>uhen) vorgelegen hat. Mikroskopis<strong>ch</strong> finden si<strong>ch</strong> Ödeme und Thromben. Bei<br />
<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>er <strong>Hufrehe</strong> kann sowohl makroskopis<strong>ch</strong> wie au<strong>ch</strong> mikroskopis<strong>ch</strong> Narbenhorn zwis<strong>ch</strong>en dem<br />
Kronhorn und dem neuen Wandhorn festgestellt werden.<br />
Zug der tiefen Beugesehne begünstigt die<br />
Rotation<br />
2. <strong>Die</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e, subklinis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong><br />
Besonderheiten: Verstärkung der Symptome na<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>lagswe<strong>ch</strong>sel und na<strong>ch</strong> Belastung.Veränderte<br />
Hornkapsel: Verbreiterung der weissen Linie, Stau<strong>ch</strong>ung der Zehenwand, mindere Hornqualität,<br />
Reheringe, stärker angewa<strong>ch</strong>sene Tra<strong>ch</strong>ten.<br />
3. <strong>Die</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong> mit akutem S<strong>ch</strong>ub<br />
Besonderheiten: Hufe optis<strong>ch</strong> im Sinne der <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en <strong>Hufrehe</strong> verändert, s<strong>ch</strong>wierigere Beurteilung<br />
man<strong>ch</strong>mal bei guter Hufkorrektur und gutem Bes<strong>ch</strong>lag (Raspeln der Zehenwand zur Diagnose!)<br />
4
<strong>Hufrehe</strong><br />
Bea<strong>ch</strong>te: Erfolgt die Beurteilung unmittelbar na<strong>ch</strong> einem Neubes<strong>ch</strong>lag, kann die Rotation des<br />
Hufbeins dur<strong>ch</strong> die Korrektur abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t und verfäls<strong>ch</strong>t sein; Gaseins<strong>ch</strong>lüsse in der Zehenwand<br />
können zudem auf einen Hufabszess hinweisen<br />
Differentialdiagnostis<strong>ch</strong>e Überlegungen<br />
<strong>Die</strong> akute <strong>Hufrehe</strong><br />
Aseptis<strong>ch</strong> traumatis<strong>ch</strong>e Lederhautentzündung: Allgemeinbefinden ungestört; keine verdä<strong>ch</strong>tige<br />
Anamnese: kann bei Belastung in akute und/oder <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e, subakute <strong>Hufrehe</strong> übergehen<br />
<strong>Die</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e, subakute <strong>Hufrehe</strong><br />
Aseptis<strong>ch</strong> traumatis<strong>ch</strong>e Lederhautentzündung: Kann bei Belastung in akute und/oder <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e,<br />
subakute <strong>Hufrehe</strong> übergehen; Allgemeinbefinden ungestört; keine verdä<strong>ch</strong>tige Anamnese<br />
<strong>Die</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong> mit akutem S<strong>ch</strong>ub<br />
Hufabszess im Rehehuf: Ausgehend von loser/hohler Wand oder vom Bes<strong>ch</strong>lag (Vernagelung); meist<br />
nur ein Huf betroffen<br />
IV. Ätiologie<br />
Fütterung:<br />
<strong>Die</strong> Fütterung ist oft verantwortli<strong>ch</strong> für eine <strong>Hufrehe</strong> «Fütterungsrehe». Besonders häufig wird eine<br />
<strong>Hufrehe</strong> dur<strong>ch</strong> ein Überangebot Kraftfutter (wei<strong>ch</strong>es Brot, Mis<strong>ch</strong>futter) oder jungem Gras ausgelöst,<br />
weshalb eine saisonale Häufung im Frühjahr beoba<strong>ch</strong>tet werden kann.<br />
Kraftfutter und junges Gras sind lei<strong>ch</strong>t verdauli<strong>ch</strong> und begünstigen das Wa<strong>ch</strong>stum<br />
mil<strong>ch</strong>säurebildender Bakterien. Dabei kommt es zur Absenkung des pH’s. <strong>Die</strong> zur physiologis<strong>ch</strong>en<br />
Magendarmflora zählenden gramnegativen Bakterien sterben dadur<strong>ch</strong> ab und grosse Mengen an<br />
Endotoxinen (Zellwandbestandteile abgestorbener gramnegativer Bakterien) werden freigesetzt.<br />
Neben Endotoxinen werden immer häufiger gefährli<strong>ch</strong>e Exotoxine grampositiver Bakterien (v.a.<br />
Streptokokkus bovis), wel<strong>ch</strong>e ebenfalls via Darm in den Körperkreislauf gelangen, als primär<br />
ursä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Faktoren der Pathogenese diskutiert. Beide Toxine induzieren eine generalisierte<br />
Entzündung und Degeneration der Wandlederhaut mit einhergehender S<strong>ch</strong>ädigung empfindli<strong>ch</strong>er<br />
interzellulärer Verbindungen der Hornkapsel. Au<strong>ch</strong> spielen die Fruktane bei der <strong>Hufrehe</strong> eine wi<strong>ch</strong>tige<br />
Rolle. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei um einen Frucktzucker, der s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t im Dünndarm und dann sehr ras<strong>ch</strong><br />
im Dickdarm verdaut wird. Dur<strong>ch</strong> den ras<strong>ch</strong>en Abbau steigen die g+ Bakterien ras<strong>ch</strong> an und die g-<br />
Bakterien ras<strong>ch</strong> ab. Bestimmte Gräser sind sehr rei<strong>ch</strong>haltig an Fruktanen wie Knäulgras und Raigras.<br />
Sonne und Kälte fördern den Fruktangehalt in den Gräsern: Daher sind im Frühling und Herbst<br />
deutli<strong>ch</strong> höhere Konzentrationen im Gras vorhanden.<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Erkrankungen<br />
Fettleibigkeit: Übergewi<strong>ch</strong>t prädisponiert Pferde, Esel und Ponys für Störungen und Erkrankungen des<br />
Stoffwe<strong>ch</strong>sels (Zuckerintoleranz, Insulinresistenz, Diabetes mellitus, equines metabolis<strong>ch</strong>es Syndrom<br />
=EMS).<br />
Das Hypophysenadenom stellt eine wi<strong>ch</strong>tige Ursa<strong>ch</strong>e für die <strong>Hufrehe</strong> beim Pferd dar. Das<br />
Krankheitsbild wird als Cushing bezei<strong>ch</strong>net.<br />
Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Überbelastung:<br />
Beidseitig: Wenn ein Pferd zu lange auf hartem Boden geritten oder gefahren wird, kann dies zu einer<br />
<strong>Hufrehe</strong> führen.<br />
Einseitig: Kann ein Pferd auf einer Gliedmasse infolge eines äusserst s<strong>ch</strong>merzhaften orthopädis<strong>ch</strong>en<br />
Problems kaum Gewi<strong>ch</strong>t aufnehmen, besteht ein erhöhtes Risiko, dass die kontralaterale Gliedmasse<br />
infolge Überbeanspru<strong>ch</strong>ung an «Belastungsrehe» erkrankt.<br />
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<strong>Hufrehe</strong><br />
Übergewi<strong>ch</strong>t und das Verna<strong>ch</strong>lässigen der Hufe (Pflege und Bes<strong>ch</strong>lagsintervalle) können infolge der<br />
unphysiologis<strong>ch</strong>en Belastung zu einer <strong>Hufrehe</strong> führen. Fris<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>lagene Pferde sind dur<strong>ch</strong> zu<br />
heisses Aufri<strong>ch</strong>ten ebenfalls einem erhöhten Reherisiko ausgesetzt.<br />
Erkrankungen, die systemis<strong>ch</strong>e Allgemeinstörungen zur Folge haben können wie Equines Cushing<br />
Syndrom, Na<strong>ch</strong>geburtsverhalten, Vergiftungen, gastrointestinale Erkrankungen (Kolik, Dur<strong>ch</strong>fall etc.),<br />
dur<strong>ch</strong> Mikroorganismen wie Pilze, Bakterien etc. verursa<strong>ch</strong>te Infektionen (Aspergillose, Ehrli<strong>ch</strong>iose,<br />
etc.), Sepsis, Blutgerinnungsstörungen…<br />
Medikamente:<br />
Auf dem Markt existieren diverse Medikamente, die beim Pferd eine <strong>Hufrehe</strong> induzieren können; z.B.<br />
können bestimmte kortisonhaltige Präparate (Glukokortikoide), v.a. bedingt dur<strong>ch</strong> ihre<br />
gefässverengende Wirkung (Vasokonstriktion), eine <strong>Hufrehe</strong> auslösen. <strong>Die</strong>sbezügli<strong>ch</strong> besonders<br />
gefährli<strong>ch</strong> sind Depotkortisone, wie Triamcinolonazetat, Flumethasonazetat, Methylprednisolonazetat<br />
und Dexamethasonazetat<br />
Typis<strong>ch</strong>er Cushingpatient<br />
Typis<strong>ch</strong>er Cushingpatient<br />
V. Therapiestrategien<br />
<strong>Die</strong> Pathogenese der <strong>Hufrehe</strong> ist äusserst komplex und trotz intensiven Investitionen in die Fors<strong>ch</strong>ung<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t eindeutig geklärt. Aus diesem Grund sind Therapiestrategien und Prophylaxemassnahmen<br />
erst ansatzweise vorhanden und geben immer wieder Anlass zu polarisierenden Diskussionen. Bei der<br />
<strong>Hufrehe</strong> handelt es si<strong>ch</strong> um einen absoluten Notfall. Aus diesem Grund und um Spätfolgen zu<br />
vermeiden, muss das Pferd umgehend medizinis<strong>ch</strong> versorgt werden. Je früher die Therapie eingeleitet<br />
wird, desto besser stehen die Chancen für eine erfolgrei<strong>ch</strong>e Heilung und einen Wiedereinsatz im Sport.<br />
1.Therapiegrundsätze:<br />
Ursa<strong>ch</strong>e beseitigen: Bei vorberi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er akuter Aufnahme einer Überdosis Kraftfutter bzw. jungem<br />
Gras oder ähnli<strong>ch</strong>em, muss mittels Nasens<strong>ch</strong>lundsonde der Magen entleert und im Ans<strong>ch</strong>luss Öl,<br />
wel<strong>ch</strong>es die Darmpassage bes<strong>ch</strong>leunigt und Toxine bindet, verabrei<strong>ch</strong>t werden.<br />
Besteht der Verda<strong>ch</strong>t, dass eine Erkrankung vorliegt, die eine systemis<strong>ch</strong>e Stoffwe<strong>ch</strong>selstörung zur<br />
Folge hat, wel<strong>ch</strong>e die Rehe ausgelöst haben könnte, muss diese genauer abgeklärt und behandelt<br />
werden.<br />
Wei<strong>ch</strong>es Aufstallen<br />
Hufe kühlen: Mittels Eiss<strong>ch</strong>uhen, Coldpacks (besonders im Berei<strong>ch</strong> des Kronrands)<br />
Absolute Bewegungsrestriktion bis zum Abklingen der Symptome<br />
Kein Kraftfutter, Reduktion des Raufutters<br />
Gabe von viel Flüssigkeit; Infusionstherapie (Glucose)<br />
Wei<strong>ch</strong>e Polsterverbände mit Ho<strong>ch</strong>stellung der Tra<strong>ch</strong>ten<br />
S<strong>ch</strong>merzbekämpfung/Antiphlogistika<br />
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<strong>Hufrehe</strong><br />
<strong>Die</strong> akute <strong>Hufrehe</strong><br />
Hemmung der Bildung von Blutgerinnsel dur<strong>ch</strong> Gabe blutverdünnender Medikamente<br />
<strong>Die</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e, subklinis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong><br />
Spezialeisen: Entlastung der s<strong>ch</strong>merzhaften Anteile, Kraftübertragung über Tra<strong>ch</strong>ten und Strahl<br />
ermögli<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Die</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong> mit akutem S<strong>ch</strong>ub<br />
Hufe auss<strong>ch</strong>neiden, auf pathologis<strong>ch</strong>e Veränderungen untersu<strong>ch</strong>en, Zehenwand (so vorhanden)<br />
beraspeln<br />
Spezialeisen na<strong>ch</strong> Abklingen des akuten S<strong>ch</strong>ubs wie bei <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>, subklinis<strong>ch</strong>er <strong>Hufrehe</strong><br />
2. Bes<strong>ch</strong>lagskorrektur<br />
Je na<strong>ch</strong> Qualität des Bes<strong>ch</strong>lags und S<strong>ch</strong>weregrad der Erkrankung ist abzuwägen, ob die Hufeisen zu<br />
entfernen sind oder ni<strong>ch</strong>t. Bei einem korrekten, no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu alten, qualitativ guten Bes<strong>ch</strong>lag werden<br />
i.d.R. nur die dorsalen Nägel entfernt, um den Zug an der dorsalen Hufwand zu reduzieren. Der Strahl<br />
wird mit Einlagen unterstützt. Weist der Bes<strong>ch</strong>lag jedo<strong>ch</strong> Mängel auf oder ist das Pferd<br />
bes<strong>ch</strong>lagsbedürftig, sollten die Hufeisen vorsi<strong>ch</strong>tig, ohne Kraftaufwand entfernt werden. Hierzu<br />
werden die Nieten gelöst und die Nägel einzeln mit der Zange gezogen und das Eisen sorgfältig<br />
abgenommen.<br />
Verbände:<br />
Na<strong>ch</strong> Entfernen der Eisen sind die Hufe mit einem «Reheverband» zu s<strong>ch</strong>ützen. Mittels Gips oder<br />
Scot<strong>ch</strong>cast wird ein Polster unter dem Strahl und den Eckstreben angebra<strong>ch</strong>t. <strong>Die</strong>ses muss so ho<strong>ch</strong><br />
sein, dass der Huf im Berei<strong>ch</strong> der Tra<strong>ch</strong>ten angehoben wird. <strong>Die</strong>se Einlage wird mit einem Verband<br />
fixiert. Damit kann errei<strong>ch</strong>t werden, dass ein Teil des Körpergewi<strong>ch</strong>ts vom Strahl übernommen<br />
werden kann. Glei<strong>ch</strong>zeitig wird dur<strong>ch</strong> die Belastung die Dur<strong>ch</strong>blutung im Stahl intensiviert und somit<br />
das Blut ras<strong>ch</strong>er wieder aus der Peripherie abgeführt. Der Zug der tiefen Beugesehne wird reduziert,<br />
wodur<strong>ch</strong> die Gefahr einer Rotation minimiert werden kann. Alleine mit dieser Massnahme kann meist<br />
s<strong>ch</strong>on eine deutli<strong>ch</strong>e Linderung der Symptomatik erzielt werden. Belastet das Pferd dana<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
besser, sollte der Verband no<strong>ch</strong> einmal sorgfältig angepasst werden.<br />
7
<strong>Hufrehe</strong><br />
Bes<strong>ch</strong>lagskorrektur<br />
Akute <strong>Hufrehe</strong>:<br />
Während der akuten <strong>Hufrehe</strong> darf kein Hufeisen aufgenagelt werden. <strong>Die</strong> Na<strong>ch</strong>teile der Reizung der<br />
Lederhaut und die damit verbundenen S<strong>ch</strong>merzen sind grösser als ein eventuell zu erzielender Nutzen<br />
des Bes<strong>ch</strong>lags.<br />
Chronis<strong>ch</strong>e, subklinis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong>:<br />
Bei milder Symptomatik kann es hilfrei<strong>ch</strong> sein, die Hufe mit breiten, ges<strong>ch</strong>lossenen oder verkehrten<br />
Hufeisen und wei<strong>ch</strong>er Polsterung zu bes<strong>ch</strong>lagen. Der Bes<strong>ch</strong>lagsvorgang birgt aber immer au<strong>ch</strong> das<br />
Risiko einer Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung und sollte daher vom Tierarzt freigegeben werden<br />
Chronis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong> mit akutem S<strong>ch</strong>ub:<br />
Eine Hufkorrektur sollte na<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit erst na<strong>ch</strong> den radiologis<strong>ch</strong>en Befunden (Position<br />
Hufbeinspitze, Dicke der Hornsohle) vorgenommen werden. <strong>Die</strong> Tra<strong>ch</strong>ten sind sorgfältig zu kürzen,<br />
um das rotierte Hufbein wieder annähernd in eine physiologis<strong>ch</strong>e Lage zu bringen und die<br />
Kraftübertragung über den Strahl zu ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
Rehhuf vor Korrektur<br />
Rehhuf na<strong>ch</strong> Korrektur<br />
Spezialeisen:<br />
Allen Hufeisen zur Behandlung von <strong>Hufrehe</strong> ist gemeinsam, dass jegli<strong>ch</strong>e Lastübernahme über die<br />
Zehenwand oder den Zehenwandtragrand vermieden werden muss. An dieser Stelle darf der Huf ni<strong>ch</strong>t<br />
aufliegen! Des Weiteren muss versu<strong>ch</strong>t werden, die Kraftübertragung mehrheitli<strong>ch</strong> über Tra<strong>ch</strong>ten und<br />
Strahl erfolgen zu lassen; dies wird dur<strong>ch</strong> die Verwendung von Kunststoffpolstern erlei<strong>ch</strong>tert. Der<br />
fertig bes<strong>ch</strong>lagene Huf muss vollflä<strong>ch</strong>ig fussen können; wurde zu viel von den Tra<strong>ch</strong>ten korrigiert, ist<br />
das Stehen und Gehen extrem s<strong>ch</strong>merzhaft.<br />
Stegeisen: <strong>Die</strong>ses hat zwei seitli<strong>ch</strong>e Zehenkappen und einen breiten Steg. Somit wird die dorsale<br />
Zehenwand entlastet und der Strahl zur Belastung genützt.<br />
Heart bar shoe: <strong>Die</strong>s ist ein Hufeisen mit einer V-förmigen Unterstützung, die den Strahl zum Tragen<br />
heranzieht (A<strong>ch</strong>tung: Strahlspitze!!!).<br />
Hufeinlagen: <strong>Die</strong> Verwendung von Platte und Polster hat si<strong>ch</strong> bewährt.<br />
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<strong>Hufrehe</strong><br />
<strong>Hufrehe</strong>bes<strong>ch</strong>lag<br />
3. <strong>Hufrehe</strong>medikation<br />
S<strong>ch</strong>merzbekämpfung/Antiphlogistka:<br />
Ni<strong>ch</strong>tsteroidale Entzündungshemmer (NSAIA) haben si<strong>ch</strong> als äusserst wirkungsvoll erwiesen. <strong>Die</strong>se<br />
sollten ho<strong>ch</strong> dosiert (aber ni<strong>ch</strong>t überdosiert!) über einen genügend langen Zeitraum verabrei<strong>ch</strong>t<br />
werden. Folgende ni<strong>ch</strong>tsteroidale Entzündungshemmer/Antiphlogistika haben si<strong>ch</strong> bei Rehepatienten<br />
bewährt: Phenylbutazon (Medikament der Wahl), Flunixin meglumin, Acetylsalicylsäure, Vedaprofen,<br />
DMSO-Infusion.<br />
Bea<strong>ch</strong>te: Kortikosteroide sind, da sie jede Form einer <strong>Hufrehe</strong> begünstigen, absolut kontraindiziert und<br />
deshalb bei Rehepatienten oder zur Rehe prädestinieren Tieren (Übergewi<strong>ch</strong>t, <strong>Hufrehe</strong>vorges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
etc.) untersagt.<br />
Vasokonstriktion<br />
(Gefässkontraktion) mittels Kühlung: <strong>Die</strong> Kontraktion der Blutgefässe wird mittels Kühlung errei<strong>ch</strong>t.<br />
<strong>Die</strong>s sollte mögli<strong>ch</strong>st ras<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ehen, weil si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Kühlung die Blutgefässe verengen<br />
(Vasokonstriktion) und einer weiteren Ans<strong>ch</strong>wemmung s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>er Entzündungsmediatoren<br />
umgehend entgegnet werden kann; Dauer der Kühlung ca. 2-3 Tage.<br />
Bea<strong>ch</strong>te: Eis ist kaltem Wasser den Vorzug zu geben, da es ni<strong>ch</strong>t nur effizienter kühlt, sondern au<strong>ch</strong><br />
die Hornkapsel weniger aufwei<strong>ch</strong>t.<br />
Blutverdünnung<br />
Verlegungen von Blutgefässen dur<strong>ch</strong> Gerinnsel (Thrombosierung) vorbeugen dur<strong>ch</strong> Gabe von<br />
blutverdünnenden Medikamenten.<br />
Glukose-Infusion<br />
Mittels Glukose-Infusionen kann der Gefahr eines peripheren Glukosemangels entgegengewirkt<br />
werden, wel<strong>ch</strong>er Rehe induzierende Enzyme (Metalloproteinasen) aktivieren würde.<br />
Antbiotika<br />
Liegt eine Sepsis vor, ist eine Antibiotikatherapie indiziert.<br />
Aderlass<br />
Eine etwas umstrittene Methode ist der Aderlass. Mit dieser Massnahme sollen die im Kreislauf<br />
zirkulierenden Toxinmengen gesenkt werden. Dazu werden ca. 1.5L/100kg Blut entnommen. Parallel<br />
dazu erhält das Pferd Glukoseinfusionen, um den Kreislauf zu stabilisieren und den Zellstoffwe<strong>ch</strong>sel<br />
zu fördern.<br />
9
<strong>Hufrehe</strong><br />
4. Spezielle Therapieformen<br />
Hufwandresektion:<br />
In komplizierten Fällen kann die Hufwand reseziert werden.<br />
Indikationen: Serom oder Infektion im Berei<strong>ch</strong> der weissen Linie, sehr viel Narbenhorn, starke<br />
Rotation. kein Anspre<strong>ch</strong>en auf die konservative Therapie<br />
Te<strong>ch</strong>nik: <strong>Die</strong> dorsale Zehenwand wird distal vom Kronwulst beginnend bis zum Tragrand entfernt.<br />
Das darunterliegende Narbenhorn wird bis zu den neuen Hornblätt<strong>ch</strong>en glei<strong>ch</strong>falls entfernt.<br />
Im Ans<strong>ch</strong>luss an die Operation müssen während einiger Wo<strong>ch</strong>en Verbände mit einem die Hornkapsel<br />
stabilisierenden Bes<strong>ch</strong>lag angebra<strong>ch</strong>t werden. Während einem Zeitraum von ca. zwei Monaten muss<br />
das Pferd zudem in der Boxe gehalten werden.<br />
Ziel: Das Narbenhorn stellt ein qualitativ minderwertiges Horn dar. Es ist sehr anfällig für Infektionen<br />
und garantiert keine stabile Verbindung zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen Horns<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. Weiter verhindert<br />
es, dass das Kronhorn parallel zum Hufbein na<strong>ch</strong> distal wä<strong>ch</strong>st. Wenn dieses Narbenhorn entfernt<br />
wird, kann das Kronhorn wieder ungehindert na<strong>ch</strong> distal wa<strong>ch</strong>sen.<br />
Tenotomie der tiefen Beugesehne:<br />
Dur<strong>ch</strong> eine Tenotomie der TBS (auf Höhe des Röhrbeins oder in der Fesselbeuge) kann der<br />
palmare/plantare Zug auf das Hufbein reduziert und die Gefahr des Rotierens vermindert werden.<br />
<strong>Die</strong>se Operation ist bei progressiver Hufbeinrotation bei Erhaltung von Zu<strong>ch</strong>t- und Weidetieren letzte<br />
Instanz. Sie muss unbedingt von einem geeigneten Hufbes<strong>ch</strong>lag begleitet sein, wel<strong>ch</strong>er die Standflä<strong>ch</strong>e<br />
na<strong>ch</strong> hinten vergrössert.<br />
5. Management der <strong>Hufrehe</strong>patienten<br />
Korrekte Fütterung, sobald das Pferd mehrheitli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>merzfrei ist, darf es wieder lei<strong>ch</strong>t gearbeitet<br />
werden.<br />
Radiologie: Zur Erfassung aber au<strong>ch</strong> zur Dokumentation des Zustandes des Hufbeins bei<br />
Therapiebeginn<br />
Orthopädis<strong>ch</strong>er Bes<strong>ch</strong>lag na<strong>ch</strong> Abklingen des akuten Rehezustandes<br />
Vasodilatation (siehe <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e, subklinis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong>)<br />
VI. Komplikationen<br />
Rotation bzw. Na<strong>ch</strong>rotation des Hufbeins, Absenkung des Hufbeins, Dur<strong>ch</strong>bre<strong>ch</strong>en des Hufbeins<br />
dur<strong>ch</strong> die Sohle, Auss<strong>ch</strong>uhen in gravierenden Fällen, Hufabszesse, Hufbeinosteitis (Pedal osteitis),<br />
Rezidive bzw. Übergehen einer akuten in eine <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e <strong>Hufrehe</strong><br />
VII. Prognose<br />
<strong>Die</strong> Symptome sollten innerhalb von 2-14 Tagen abklingen. Bei langsamer Progression der Heilung<br />
muss mit Komplikationen gere<strong>ch</strong>net werden; dies ist in ca. 10% der Patienten der Fall.<br />
<strong>Die</strong> Prognose ist mitunter von folgenden Faktoren abhängig:<br />
Allgemein<br />
Der Rehehuf ist in Bezug auf weitere Huferkrankungen anfälliger als ein gesunder Huf. <strong>Die</strong><br />
unpigmentierte Zone der weissen Linie besteht aus qualitativ s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tem Horn, wodur<strong>ch</strong><br />
Bakterien lei<strong>ch</strong>ter eindringen und z.B. einen Hufabszess auslösen können. Zudem ist die<br />
Gefahr von Rezidiven gross und das Bes<strong>ch</strong>lagen eines Rehehufes s<strong>ch</strong>wieriger.<br />
Gewi<strong>ch</strong>t des Pferdes<br />
Im Allgemeinen ist die Prognose bei lei<strong>ch</strong>ten Pferden oder Ponys wesentli<strong>ch</strong> besser als bei s<strong>ch</strong>weren<br />
bzw. übergewi<strong>ch</strong>tigen Pferden<br />
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<strong>Hufrehe</strong><br />
Ätiologie/Ursa<strong>ch</strong>e der <strong>Hufrehe</strong><br />
S<strong>ch</strong>weregrad der Erkrankung<br />
Zum Beispiel kann der Grad der Rotation (siehe Radiologie) als prognostis<strong>ch</strong>er Faktor herangezogen<br />
werden:<br />
Keine Rotation: Prognose im Allgemeinen gut; Widereinsatz im Sport wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />
Mit Rotation:<br />
< 7 Grad: Günstige Prognose; Widereinsatz im Sport mögli<strong>ch</strong><br />
7-12 Grad: Vorsi<strong>ch</strong>tige Prognose; der Widereinsatz im Sport ist fragli<strong>ch</strong><br />
> 12 Grad: S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te bis ungünstige Prognose; es muss damit gere<strong>ch</strong>net werden, dass das Pferd<br />
ni<strong>ch</strong>t in den Sport zurückkehren wird.<br />
VIII. Prophylaxe<br />
Gewi<strong>ch</strong>tskontrolle: Vermeiden von Überfütterung und Fettleibigkeit bzw. kontrollierte<br />
Gewi<strong>ch</strong>tsreduktion bei Übergewi<strong>ch</strong>t<br />
Training: Ein dem Pferd angemessenes Training (Vermeiden von Hö<strong>ch</strong>stbelastungen bzw. einer<br />
Unterbelastung)<br />
Fütterung: Der Leistung und dem Bedarf angepasste und ausgewogene Ernährung (im Besonderen<br />
bezügli<strong>ch</strong> des Kraftfutters); langsame Fütterungsumstellung, besondere Vorsi<strong>ch</strong>t ist bei<br />
Weideumstellung, Frühjahrsweiden oder weideungewohnten Tieren geboten<br />
Allgemeinerkrankungen re<strong>ch</strong>tzeitig behandeln<br />
Gutes Operations- und Kolikmanagement während des stationären Aufenthalts in einer Klinik<br />
Hufverband-Reheprophylaxe: Bei Pferden, die an einem orthopädis<strong>ch</strong>em Problem leiden und<br />
demzufolge mit der betroffenen Gliedmasse (z.B. bei Frakturpatienten) kaum Gewi<strong>ch</strong>t aufnehmen<br />
können, besteht ein erhöhtes Risiko, dass sie an der kontralateralen Gliedmasse eine<br />
belastungsinduzierte <strong>Hufrehe</strong> entwickeln; weshalb diese mittels eines Reheverbands mit<br />
«Unterstützung des Strahls» ges<strong>ch</strong>ützt werden muss.<br />
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