„Kuhhandel“ zu fünft - Bezirk Oberfranken
„Kuhhandel“ zu fünft - Bezirk Oberfranken
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Die Viehmärkte in Schweinfurt zählten gegen Ende des 19. Jahrhunderts <strong>zu</strong> den bedeutendsten in Deutschland. Aufnahme 1890.<br />
Im letzten April öffnete das „Bauernmuseum im Fischerhof -<br />
Landkreis Bamberg“ nach dreijähriger Bau- und Sanierungsphase<br />
wieder seine Tore und zeigte <strong>zu</strong>m Auftakt eine neue<br />
überregionale Sonderausstellung, die sich über rund 370 qm<br />
Ausstellungsfläche erstreckte. Sie trägt den Titel „Kuh-Handel<br />
- Vom Umgang mit einem Nutztier“ und wird 2004 im<br />
Oberfränkischen Bauernhofmuseum in Kleinlosnitz <strong>zu</strong> sehen<br />
sein, anschließend im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum<br />
Regen (2005), im Rieser Bauernmuseum Maihingen<br />
(2006) und <strong>zu</strong>letzt im Gerätemuseum des Coburger Landes<br />
in Ahorn (2007). Die fünf beteiligten Museen, deren Schwerpunkt<br />
auf der Dokumentation der Landwirtschaft und der<br />
ländlichen Kultur in ihrer Region liegt, haben für diese Ausstellung<br />
ihre besten Exponate <strong>zu</strong>sammengetragen und gemeinsam<br />
elf Themen rund ums Rind bearbeitet.<br />
Die Ausstellung beginnt mit dem, „wo überall Kuh drin ist“,<br />
mit der Vermarktung und dem Wert des Rindes. Verblüffen-<br />
<strong>„Kuhhandel“</strong> <strong>zu</strong> <strong>fünft</strong><br />
Ein neuer Ausstellungsverbund in Bayern<br />
Birgit Jauernig<br />
des kam dabei <strong>zu</strong> Tage. Wem ist bewusst, dass in Europa die<br />
gefährlichen Schwarzen Pocken mit Hilfe von Rinderserum<br />
besiegt wurden? Noch heute lautet der Fachbegriff für Impfung<br />
„Vakzination“, abgeleitet von der lateinischen Bezeichnung<br />
„vacca“, die Kuh. Dass Milch, Fleisch und Leder die<br />
wichtigsten Produkte des Rindes sind, ist allgemein bekannt,<br />
dass aber rund 25 000 Kosmetika und Medikamente aus dem<br />
Rind gewonnene Wirk- und Hilfsstoffe beinhalten, wurde<br />
erst in Zeiten von BSE publik.<br />
Die Beziehung zwischen Rind und Kapital ist jedem Landwirt<br />
bewusst, der heute von Bullenmast und Milchleistung leben<br />
muss. Nicht nur die Anschaffung der Tiere kostet Geld,<br />
sondern auch der Kauf der Milchkontingente. Mit weniger<br />
als 60 Kühen lohnt sich inzwischen kein Milchwirtschaftsbetrieb<br />
mehr, und für einen neuen Stall müssen ca. 5000 Euro<br />
pro Tier investiert werden, nicht <strong>zu</strong> reden vom Anschaffungspreis<br />
notwendiger Maschinen. In früheren Zeiten be-<br />
153
deutete der Besitz von Rindern Reichtum: Das englische<br />
Wort für Vieh, „cattle“, besitzt den gleichen Wortstamm wie<br />
„Kapital“, und „pecunia“ (lat.: Geld, Vermögen) leitet sich ab<br />
von „pecus“ (lat.: Vieh). Häufig taucht das Rind in unserer<br />
Sprache auf, nicht nur in Form von Schimpfwörtern bevor<strong>zu</strong>gt<br />
für weibliche Personen und Polizeibeamte, sondern<br />
auch als „Stimmvieh“ oder als die Kuh, die man vom Eise<br />
bringen muss. Rinder sind präsent in unseren Kirchen als Attribute<br />
des Evangelisten Lukas und der Patrone für die Haustiere<br />
Wendelin und Leonhard. Zum Schutz für das wertvolle<br />
Vieh wurden früher Eisenvotive und Votivbilder gestiftet.<br />
Mit der Sorge um die Gesundheit der Tiere beschäftigt sich<br />
der zweite Aspekt der Ausstellung, illustriert mit Exponaten<br />
aus der Sammlung des Scheßlitzer Tierarztes Dr. Schäl.<br />
Untrennbar miteinander verbunden sind die Themen Zucht<br />
und Futter. Erst die Fortschritte in der Landwirtschaft mit<br />
dem Anbau neuer Futterpflanzen, der Stallhaltung und den<br />
Verbesserungen im Feldbau ermöglichten eine ertragreiche<br />
Rinderhaltung. Die ersten Zuchtversuche im 18. Jahrhundert<br />
mit Kreu<strong>zu</strong>ngen zwischen den kleinen robusten Landschlägen<br />
und den für ihre Milchleistung berühmten Rassen aus der<br />
Schweiz und den Niederlanden scheiterten oftmals daran,<br />
dass nicht genügend Futter für die großen und anspruchsvollen<br />
Tiere beschafft werden konnte. Am Beispiel der Schweizerei<br />
im Fürstbistum Bamberg konnten die mühseligen Anfänge<br />
der modernen Landwirtschaft nachvollzogen werden.<br />
Kuhsilhouetten in der Größe der damaligen Rinder (<strong>zu</strong>m<br />
Beispiel 1,15 m Widerristhöhe noch <strong>zu</strong> Anfang des 19. Jahrhunderts)<br />
und die Angabe der Futtermengen und Milcherträge<br />
machen die Zuchterfolge bis <strong>zu</strong>r Gegenwart in der Ausstellung<br />
augenfällig. Informationen über die Geschichte der<br />
154<br />
Werbeplakat um1930.<br />
Fleckvieh<strong>zu</strong>cht im Ries leiten über in die Gegenwart und enden<br />
mit Aspekten <strong>zu</strong>r Biotechnologie.<br />
Bis weit ins 20. Jahrhundert lebten Mensch und Vieh meist<br />
unter einem Dach. Grundrisse von Viehställen aus ganz Bayern<br />
verdeutlichen die regional unterschiedlichen Hausformen,<br />
Wirtschafts- und Besitzstrukturen in der Landwirtschaft.<br />
Die historische Entwicklung der Rinderhaltung belegen<br />
Fotografien, Modelle und Utensilien <strong>zu</strong>r Tierpflege. Das<br />
Werbeschild einer Firma für Stalltechnik aus den 1960er/70er<br />
Jahren versprach mehr Freizeit und leichtere Arbeit mit dem<br />
Slogan „80 Rinder - 1 Mann“. Im Text werden die aus heutiger<br />
Sicht beurteilten Fehlentwicklungen dieser Zeit mit Spaltenböden<br />
und engen Anbindeständern ebenso angesprochen<br />
wie die modernen Freilaufställe und die Bemühungen um<br />
„Kuhkomfort“ und artgerechte Haltung.<br />
Der Aspekt der Arbeit im Zusammenhang mit dem Rind ist<br />
in der Gegenwart nur noch älteren Menschen präsent. Wenn<br />
der Text in diesem Teil der Ausstellung darauf hinweist, dass<br />
1952 noch 39 % aller Milchkühe in Bayern eingespannt wurden,<br />
so muss wiederum regional differenziert werden. Rinder<br />
als Zugtiere wurden vor allem in Gebieten mit geringen Besitzgrößen<br />
noch lange beibehalten, da sie durch ihre vielfältige<br />
Nutzbarkeit und ihre Anspruchslosigkeit rentabler waren<br />
als Pferde und Traktoren. Erst als der Faktor Zeit auch in der<br />
Landwirtschaft <strong>zu</strong> Buche schlug, endete die Zusammenarbeit<br />
von Mensch und Rind.<br />
In der Ausstellung <strong>„Kuhhandel“</strong> wird eine wohl einzigartige<br />
Vielfalt an Jochen gezeigt, angefangen von den im 19. Jahrhundert<br />
in Deutschland verbotenen Doppelnackenjochen bis<br />
hin <strong>zu</strong>m komfortablen Kuhkummet. Die prächtigsten Exemplare<br />
mit Bemalung, Schnitzereien sowie punzierten und getriebenen<br />
Metallapplikationen stammen aus dem Coburger<br />
Land.<br />
Emaille-Werbeschild für Milchleistungsfutter um1930.
Die Kötztinger Firma Aschenbrenner, Spezialunternehmen für Stalleinrichtungen, wirbt für die Vorzüge der technisierten Landwirtschaft.<br />
Eine spektakuläre Fotografie vom Viehmarkt in Schweinfurt<br />
aus dem Jahr 1890 belegt <strong>zu</strong>sammen mit Zahlen aus Unterfranken<br />
die Bedeutung des Viehhandels als Wirtschaftsfaktor:<br />
Allein 1908 wurden von den Schweinfurter Viehmärkten fast<br />
29 000 Stück Mastvieh nach Frankfurt und Straßburg ausgeführt;<br />
der Viehmarkt in Neustadt/Saale hatte 1907 durch den<br />
Verkauf von 3250 Ochsen einen Umsatz von 1,7 Millionen<br />
Mark. Durch den Bau der Eisenbahn erschloss sich vor allem<br />
für die fränkischen Viehhändler und Bauern eine ganz besondere<br />
Einnahmequelle: Die ausgewachsenen Zugochsen aus<br />
Franken wurden in die großen Zuckerrübenanbaugebiete,<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel in die Magdeburger Börde, verkauft, dort<br />
<strong>zu</strong>nächst bei der Ernte eingesetzt, anschließend mit den Rübenabfällen<br />
gemästet und als Schlachtvieh in die Großstädte<br />
gebracht.<br />
Rindfleisch ist in der Zeit der Massentierhaltung <strong>zu</strong>m Reizwort<br />
geworden. Unerlaubte Futtermittel<strong>zu</strong>sätze und Medikamente,<br />
die Skandale um die zeitweise grausamen Formen<br />
der Kälbermast, Berichte von Tiertransporten und schließlich<br />
BSE ließen den Verbrauch an Rindfleisch deutlich sinken.<br />
Das Thema „Fleisch“, in der Ausstellung wirkungsvoll inszeniert<br />
mit großformatigen Schulwandbildern, informativen<br />
Grafiken sowie diversen Schlachtutensilien, birgt zwangsläufig<br />
Konfliktstoffe. Dem 1904 eröffneten Bamberger Schlachthof<br />
wurde absichtsvoll eine eigene Texttafel gewidmet, um<br />
die Bedeutung solcher Einrichtungen <strong>zu</strong> betonen, die heute<br />
aus Kostengründen gern von den Kommunen an private Träger<br />
abgegeben werden. Der Bamberger Schlachthof wird weiterhin<br />
kommunal betrieben und gewährt kurze Transportzeiten<br />
für die Schlachttiere aus der Region, steht unter ständiger<br />
tierärztlicher Aufsicht und bezahlt die Schlächter nicht nach<br />
Akkord, sondern nach kommunalem Tarif.<br />
Vor allem das Thema „Fleisch“ steht damit in engem Zusammenhang<br />
mit den Gedanken, die der Ausstellung <strong>zu</strong>grunde<br />
liegen, wortspielend mit dem <strong>„Kuhhandel“</strong> als Geschäft, bei<br />
dem mancher der Beteiligten nicht sicher weiß, wer nun profitiert<br />
und wer einen <strong>zu</strong> hohen Preis bezahlt. Sicher gehört<br />
meist das Rind <strong>zu</strong> den Dummen bei diesem Geschäft, wenn<br />
es das Pech hat, sein Leben in einem engen Stall bei Futter<br />
von zwielichtiger Zusammenset<strong>zu</strong>ng fristen <strong>zu</strong> müssen. Der<br />
Dumme könnte auch der Bauer sein, mit seinen Existenzsorgen<br />
und den vielen Arbeitsstunden, oftmals in Abhängigkeit<br />
von einer multinational verflochtenen Futtermittelindustrie.<br />
Aber auch der Staat steht mit seinen Sisyphus-Bemühungen<br />
um den Verbraucherschutz nicht auf der Profitseite. Ist der<br />
Verbraucher der Gewinner, wenn er weiterhin Agrarprodukte<br />
<strong>zu</strong>m Billigtarif kaufen kann? Weiß er wirklich, welchen<br />
Preis er zahlt?<br />
Diese Fragen dürfen bei der Bearbeitung des Themas „Rind“<br />
nicht fehlen, doch die Antworten liegen im Ermessen jedes<br />
einzelnen Besuchers. Die Ausstellung <strong>„Kuhhandel“</strong> will<br />
nicht beeinflussen oder provozieren, sondern informieren,<br />
Interesse wecken und <strong>zu</strong>m eigenen Nachdenken anregen,<br />
wenn das überraschend breite Spektrum „rund ums Rind“<br />
anschaulich in Form einer volkskundlichen Ausstellung ausgebreitet<br />
wird.<br />
In diesem Sinne wird auch mit dem Aspekt „Die verwaltete<br />
Kuh“ verfahren. Der Besucher liest, wie intensiv ein moderner<br />
Landwirt eingebunden ist in das System von Subventionen<br />
und Reglementierungen, und der bürokratische Auf-<br />
155
wand seit BSE überbordet bei der Erfassung der 15 Millionen<br />
Rinder, um dem Verbraucher Sicherheit durch ein geschlossenes<br />
Informationssystem von der Geburt des Kalbes bis <strong>zu</strong>r<br />
Schlachtung <strong>zu</strong> gewährleisten.<br />
Mit der größten Zahl an Exponaten wartet das Thema<br />
„Milch“ auf. Zentrifugen, Butterfässer, Rahmschüsseln und<br />
Buttermodel aus der „alten Zeit“ stehen Melkmaschinen und<br />
modernen Milchcontainern gegenüber. Email- und Blechschilder,<br />
Prospekte sowie zahlreiche Schulwandbilder von<br />
der ehemaligen Landwirtschaftsschule in Forchheim bieten<br />
buntes Anschauungsmaterial. Auf Heuballen sitzend, können<br />
sich die Besucher außerdem per Video eine hochmoderne<br />
Melkanlage erklären lassen.<br />
Einen amüsanten Abschluss der übrigens auch farblich abwechslungsreich<br />
gestalteten Ausstellung bildet das Kapitel<br />
„Kuhdesign“. Hier findet der Kuh-Fan bunte Vielfalt: Von<br />
der Harley-Davidson-Kuh über Kuh-Waschlappen und Bettwäsche<br />
im Kuh-Look bis hin <strong>zu</strong>r lila Kuh-Handtasche, <strong>zu</strong>m<br />
Kuhtoaster und Kuh-Comics. Stellvertretend für die Welle<br />
der Kuh-Paraden darf hier eine lebensgroße Kunstkuh (mit<br />
goldenen Hörnern) nicht fehlen.<br />
Der Ausstellungsverbund<br />
Ausstellungsverbünde gibt es schon seit geraumer Zeit. Die<br />
großen Freilichtmuseen machten den Anfang. Von Kiekeberg<br />
bis an die Glentleiten entstehen auf diesem Wege regelmäßig<br />
große Wanderausstellungen mit umfangreichen Katalogen,<br />
abwechselnd von einem Mitglied des Verbundes konzipiert<br />
und realisiert. Die Themen wie „Mechanisierung in der<br />
156<br />
Landwirtschaft“, „Gesinde“, „die Kartoffel“ u.v.m. werden<br />
gemeinsam bearbeitet. Die reich illustrierten Kataloge sind<br />
deshalb facettenreich und spiegeln neben der regionalen Vielfalt<br />
auch den aktuellen Forschungsstand wider. Durch die<br />
hohe Auflage sind sie vom Besucher <strong>zu</strong> einem ausgesprochen<br />
günstigen Preis <strong>zu</strong> haben. Nur nebenbei bemerkt: Die Wissenschaftler<br />
in den volkskundlichen Museen pflegen damit<br />
einen von den meisten Universitäten seit langem vernachlässigten<br />
Bereich, nämlich die historisch orientierte Sachvolkskunde.<br />
Die Ausstellungsverbünde dienen nicht nur den eigenen<br />
Interessen, sondern mindestens gleichermaßen denen der<br />
Besucher: Geboten werden regelmäßig sehenswerte Ausstellungen<br />
mit ausgesuchten Exponaten aus den deutschen Freilandmuseen,<br />
ohne dass ein einzelnes Museum alljährlich zeitlich<br />
und finanziell überfordert würde.<br />
Für die kleineren Museen sind die Projekte der „großen“<br />
Kollegen auf einer <strong>zu</strong> hohen Ebene angesiedelt: Kaum <strong>zu</strong> erbringen<br />
ist meist der finanzielle Anteil für Ausstellungsarchitektur,<br />
grafische Arbeiten, Werbung, Katalog, Dienstreisen<br />
und wissenschaftliche Zuträgerarbeit. Oft reicht auch die in<br />
den Museen <strong>zu</strong>r Verfügung stehende Ausstellungsfläche nicht<br />
aus. Das Modell an sich aber ist kompatibel.<br />
Die Entstehungsgeschichte des Ausstellungsverbundes für<br />
den <strong>„Kuhhandel“</strong> ist völlig unspektakulär und begann mit einem<br />
Anruf bei den befreundeten Kollegen/innen, ob sie nicht<br />
Literatur oder sonstiges Material <strong>zu</strong>m Thema Rinderhaltung<br />
besäßen. Dabei musste - noch vor den Meldungen über BSE<br />
und MKS - konstatiert werden, dass die Kuh wohl ein unbekanntes<br />
Wesen sei und dass sich noch kein Museum in Bayern<br />
intensiver mit dem wichtigsten Nutztier des Menschen<br />
auseinandergesetzt hat. Einzig ein in Bremen erschienener<br />
Blick in die Ausstellung im „Bauernmuseum im Fischerhof - Landkreis Bamberg“.
Ausstellungsband aus dem Jahr 1997 konnte ausfindig gemacht<br />
werden.<br />
Die Vorbereitungen für eine gemeinsame Ausstellung sind<br />
angesichts drohender Etatkür<strong>zu</strong>ngen bisweilen schwierig.<br />
Aber sie bewähren sich, weil auf diese Weise Mängel und<br />
Stärken der beteiligten Museen ausgeglichen bzw. genutzt<br />
werden konnten. So verfügt beispielsweise das Gerätemuseum<br />
in Ahorn über einen hervorragenden Fundus, besitzt aber<br />
inzwischen wegen der Stellen- und Mittelkür<strong>zu</strong>ngen nur un<strong>zu</strong>reichende<br />
personelle und finanzielle Kapazitäten. Das Bauernmuseum<br />
hingegen hatte umfangreiche inhaltliche Vorarbeit<br />
geleistet, konnte aber aus dem eigenen Bestand kaum ein<br />
nennenswertes Stück beisteuern. Einzelkämpfer mit gekürzten<br />
oder für weitere Aufgaben geteilten Stellen sind die Museumsleiter<br />
in Kleinlosnitz und Regen. Für sie wäre eine<br />
große Ausstellung mit Katalog eine nicht tragbare Bürde.<br />
Wertvolle inhaltliche Arbeit, Kreativität, geteilte Kosten und<br />
eine informative, didaktisch ansprechende Ausstellung mit<br />
aktuellem Be<strong>zu</strong>g waren das Ergebnis der Zusammenarbeit.<br />
Da<strong>zu</strong> gibt es einen kleinen Ausstellungsbegleitband sowie ein<br />
von einer Pädagogin erstelltes museumspädagogisches Programm<br />
für die dritte und vierte Jahrgangsstufe der Grundschulen.<br />
Ein zweites Thema ist in Vorbereitung, nämlich das<br />
„Bild vom Bauern“ (vorläufiger Arbeitstitel) mit zeitlichem<br />
Schwerpunkt im 19. Jahrhundert und in der Gegenwart. Da-<br />
Metallbeschlagenes Stirnjoch aus dem Coburger Land.<br />
bei tritt als sechstes Mitglied das Bauerngerätemuseum des<br />
Stadtmuseums Ingolstadt in Hundszell hin<strong>zu</strong>.<br />
Was so<strong>zu</strong>sagen aus Gründen der Qualitätsoptimierung bisher<br />
erprobt wurde, kann in schwierigen Zeiten, wie sie jetzt für<br />
das eine oder andere Museum vielleicht anbrechen werden,<br />
lebensnotwendig sein. Gemeinschaftliche Arbeit und gegenseitige<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng, wie sie für den <strong>„Kuhhandel“</strong> erfolgreich<br />
geleistet wurden, sind ein geeigneter Weg für unsere<br />
Museen, Phasen der knappen Mittel ohne all<strong>zu</strong> große Schäden<br />
<strong>zu</strong> überstehen. Denn man weiß aus Erfahrung, wie<br />
schwierig es ist, ein in Agonie gefallenes Museum wieder <strong>zu</strong><br />
beleben und mit Besuchern <strong>zu</strong> füllen.<br />
Ausstellungsbegleitband: Bitsch, Helmut u.a.: Kuh-Handel. Vom<br />
Umgang mit einem Nutztier, o.O. 2003, 48 S. mit 37 Abb. und<br />
umfangreichem Literaturverzeichnis. 4,50<br />
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