Walter Werner - VSOP
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Konzepte, Methoden und Anwendungsfelder<br />
beteiligungsorientierter Sozialplanung<br />
<strong>VSOP</strong>-Workshop «Partizipative Sozialplanung. Beteiligung in der<br />
Planungspraxis» am 13./14. Juni 2013 in Leipzig<br />
<strong>Walter</strong> <strong>Werner</strong>, <strong>VSOP</strong>-Fachgruppe Sozialberichterstattung & Sozialpolitik<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 1
Inhalt<br />
1. Einführung<br />
2. Systematisierungsansätze von Beteiligung<br />
3. Fallbeispiele eigener Planungs- und Beteiligungsprozesse<br />
4. Bürgerbeteiligung und Stadtentwicklung<br />
5. Beteiligung – Nutzen, Checkliste, Tipps<br />
6. SozialplanerInnen-Rollen in Beteiligungsprozessen<br />
7. Leitbild Bürgerkommune und Governance<br />
8. Quellen und Literaturtipps<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 2
Merksätze zur Beteiligung<br />
Alle Macht geht vom Volke aus. Aber wo geht sie hin?<br />
Bertold Brechtt<br />
Bei Demokratie geht es um eine soziale Ordnung, die gelernt werden muss und<br />
von der Beteiligung an Entscheidungen lebt.<br />
Oskar Negt<br />
Inklusion ist die Einbeziehung aller Gesellschaftsmitglieder in die gesellschaftlichen<br />
Subsysteme in Form umfassender Partizipationsrechte.<br />
Talcott Parsons<br />
Im Gespräch gibt es zwei Möglichkeiten zur Gestaltung: das dialektische und das<br />
dialogische Vorgehen, als Spiel von Gegensätzen, das zur Übereinstimmung führt<br />
oder als ergebnisoffener Austausch von Ansichten und Erfahrungen. Richard Sennett<br />
Partizipation ist eine Praxis. Sie kann nicht als Modell von oben ersonnen und<br />
implementiert werden.<br />
Michael Vester<br />
Die Idee der Bürgerbeteiligung ist ein bisschen wie Spinat essen: Niemand hat<br />
etwas dagegen, weil es im Prinzip gut für einen ist.<br />
Sherry Arnstein<br />
Beteiligung braucht Vertrauen, Planung, Kommunikation, Raum und Zeit. <strong>Walter</strong> <strong>Werner</strong><br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 3
Wenn´s nur um die große Zahl geht<br />
Festivalisierung der Bürgerbeteiligung<br />
Nutzen Sie als SozialplanerIn die offiziellen Partizipationstage<br />
zu Events und inszenieren eine große «Beteiligungsheerschau» ?!?<br />
-------<br />
21.01. Welttag der Jogginghose<br />
20.02. Welttag sozialer Gerechtigkeit<br />
03.04. Tag der älteren Generation<br />
07.04. Weltgesundheitstag<br />
29.04. Europäischer Tag der Generationensolidarität<br />
03.05. Internationaler Tag der Behinderten<br />
10.09.ff Woche des Bürgerlichen Engagements<br />
20.09. Weltkindertag<br />
21.09. Weltalzheimertag<br />
01.10. Internationaler Tag der älteren Menschen<br />
Okt.<br />
Habitat-Tag (erster Donnerstag im Oktober)<br />
17.10. Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut<br />
05.12. Volunteers Day<br />
10.12. Internationaler Tag der Menschenrechte<br />
--------<br />
..... und Sie werden sehen, wie schnell die Zeit `rum geht.<br />
Bei Beteiligung geht´s aber um mehr.<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 4
Beteiligung spielt sich auf kommunaler Ebene ab<br />
– Leitlinien und Leitfäden zur Beteiligung in Kommunen –<br />
Wer Beteiligung will, muss auch was dafür tun!<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 5
Systematik von Beteiligungsverfahren<br />
– Standardmatrix –<br />
Kriterien<br />
Direkt<br />
Indirekt<br />
Formal<br />
Beteiligung nach<br />
BauGB, SGB,<br />
Beteiligungs-RL<br />
Gemeinderat,<br />
Beirat,<br />
Ausschuss<br />
Informell<br />
BürgerInitiativen,<br />
AGen, Foren,<br />
Netzwerke<br />
Anwaltsplanung,<br />
Planungszelle,<br />
Bürgergutachten<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 6
Reichweite und Intensität von Beteiligung<br />
– Wie lässt sich Bürgerbeteiligung systematisieren ? –<br />
Die Stufen<br />
der Mitwirkung<br />
Ein hoher Mitwirkungs-<br />
Grad setzt eine hohe<br />
Ergebnisoffenheit bei<br />
allen Beteiligten voraus.<br />
Leitfaden Mitwirkung<br />
der Stadt Zürich 2006<br />
Beteiligungsverfahren lassen sich in verschiedene Richtungen differenzieren:<br />
• förmliche – informelle Verfahren<br />
• direkte – indirekte Verfahren<br />
• Kleingruppen – Großgruppenverfahren<br />
• einstufige – mehrstufige Verfahren<br />
• Dialog – verschriftete Verfahren<br />
• Präsenz – Online-Verfahren (E-Partizipation, Internetforen)<br />
• Verfahren mit gezielter oder zufälliger Auswahl – Selbstselektionsverfahren .....<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 7
Systematik von Beteiligungsverfahren<br />
– nach Methodik und Akzentsetzung –<br />
Repräsentative Verfahren<br />
• Bürgerversammlung/Town Meeting<br />
• Beirat, Bürgerrat (wisdom council)<br />
• Planungszelle/Bürgergutachten<br />
• Bürgerpanel/Bürgeraudit<br />
• Bürgerhaushalt<br />
• Arbeitsgruppen nach §§ SGB<br />
• .....<br />
Innovation / Kreativität<br />
• Zukunftswerkstatt, Z-Konferenz<br />
• World-Café / Thementisch<br />
• Open Space-Konferenz<br />
•, Delphi-Befragung, Methode 635<br />
• Online-Dialog (Internetforen, Chats, Blogs)<br />
• Szenario-Workshop, Planspiel<br />
• .....<br />
Interessenausgleich<br />
• Runder Tisch<br />
• Mediation<br />
• Konsensus-Konf/ Sys. Konsentieren<br />
• Fishbowl, Fokusgruppe<br />
• Anwaltsplanung/Citizen Advisory Gr<br />
• Appreciative Inquiry (wertschätz. Verf.)<br />
• .....<br />
Sozialraumaktivierung<br />
• Gemeinwesenarbeit<br />
• Planning for Real<br />
• Planerladen / Aktions-Café<br />
• Stadtteilspaziergang<br />
• Projektefrühstück<br />
• Charette-Verfahren (Profi-Bürger-Team)<br />
• .....<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 8
Struktur eines Beteiligungskonzepts<br />
Ein Beteiligungskonzept muss auf das Vorhaben passen, kooperativ angelegt sein<br />
und eine Struktur haben. Eine zu starke Formalisierung kann zu Widerständen führen.<br />
Beispiel Heidelberg – 7 Bausteine<br />
1. Beschreibung Beteiligungsgegenstand<br />
2. Prozessplanung (ggf. mehrphasig)<br />
3. Wahl der Methoden<br />
4. Auswahl der zu Beteiligenden<br />
5. Festlegung Rückkoppelungsverfahren<br />
6. Bestimmung der Evaluationskriterien<br />
7. Erarbeitung Zeitplan / Kostenschätzung<br />
Besonderheiten der HD-Satzung<br />
§ 1 Frühzeit. Information (Vorhabenliste)<br />
§ 2 Anwendungsbereich (excl. VV BauGB)<br />
§ 3 Instrumente (gesetzlich und informell)<br />
§ 4 Voraussetzungen (1.000 EW, 1% örtl.)<br />
§ 5 Zuständigkeit (Koord.st., ggf. Beirat)<br />
§ 6 Beteilungskonzept verpflichtend<br />
§ 7ff. Durchführung, Ergebnisse, Kosten<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 9
Was in einem Sozialplanerleben<br />
so an Beteiligung zusammen kommt ...<br />
Eigene Erfahrungen mit Partizipation in 35 Jahren als Sozialplaner in Mannheim:<br />
Strukturen und Prozesse .... in Netzwerken, Gremien, Initiativen, Projekten, Quartieren .....<br />
Dauerhafte Beteiligung<br />
Lokale Agenda 21<br />
Jugendhilfeplang<br />
Stadtjugendplan<br />
Temporäre Beteiligung<br />
Planung<br />
Stadtteilkultur<br />
Bürgerhäuser<br />
Kinderfreundliches<br />
Mannheim<br />
Stadtpflegeausschuss/Ahiplanung<br />
Quartiersplanung<br />
Arch-Wettbewerbe<br />
Dez.übergreif.AG<br />
Sozialverträglichk.<br />
Planungsgespräch<br />
mit Älteren<br />
Obdachlosen-<br />
Programm<br />
Freiwilligenagentur<br />
Programmplanung<br />
Jugendarbeitslosig<br />
Gerontopsychiatr.<br />
Forum<br />
Familienförderung<br />
Alleinerziehende<br />
Demenzfreundl.<br />
Mannheim<br />
Teilhabeplanung<br />
Aktionsplanung<br />
Behindertenforum<br />
Integrationskonzepte<br />
f. Migranten<br />
Gemeins. Wohnen<br />
& Konversion<br />
Bauleitplanung<br />
TÖB, STEP<br />
.....<br />
Seniorengenossenschaften<br />
.....<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 10
Bsp. Sozialorientierte Quartierplanung<br />
Sozialplanung Jungbusch<br />
Der Jungbusch (5.500 EW)<br />
– Mannheims lebendigster<br />
und vielfältigster Stadtteil<br />
Ausgangs- /Auftragslage 1983<br />
• Sozialorientierte Entwicklungsplanung<br />
Behutsame Stadterneuerung<br />
• Selbstorganisation d. BewohnerInnen<br />
• Planerladen & Planungswerkstatt<br />
• Infrastrukturverbesserung (Zentrum,<br />
Kita, Spielplätze, Beratung, Turnhalle)<br />
• Verkehrsberuhigung, -entlastung<br />
• Lokale Ökonomie, Hilfe zur Arbeit<br />
• Sozialer Zusammenhalt, Interkultur<br />
Aktuelle Situation 2013<br />
• Soziale Stadt, URBAN II-Kulisse<br />
• Koordinierungskreis, Betreiberaussch.<br />
• Quartiermanagement, Aktionsfonds<br />
• Kultur als Motor: Popakademie, Musikpark,<br />
Creative Factory für Jugendliche<br />
• Nachtwandel, Stadtteilfest, Sportfest<br />
• Jungbuschhalle plus X<br />
• Ganztagsschule, interkulturelle Kitas<br />
• dialogische Projekteplanung, Foren<br />
Nachbetrachtung (in der Buschtrommel Dezember 2011)<br />
Für mich ist die Jungbusch-Entwicklung der letzten dreißig Jahre der vitale Beweis, dass Menschen<br />
aus Milieus, denen man ein solches Engagement für ihr Stadtviertel nicht zutraut, sehr wohl dazu<br />
in der Lage sind, wenn man ihnen die Tür zur Bürgergesellschaft auch wirklich aufmacht. Offene<br />
Planung, die die Richtung, aber nicht das Ergebnis vorgibt, setzt Kreativität frei. Damit sind zwar<br />
die sozialen Probleme nicht vom Tisch, aber die exemplarische Phantasie zu ihrer Lösung ist da.<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 11
Bsp. Beteiligung in der Jugendhilfe<br />
Aktivierung von Kindern und Jugendlichen<br />
Planung von/für mit Kindern<br />
• KIDS e.V. + Kinderbeauftragte<br />
• Norm UN-Kinderrechtskonvention<br />
• Kinderstadtplanung<br />
• Kinderfreundlichkeitsprüfung<br />
• Spielraumplanung<br />
• Kinderparlament<br />
• Kinderberichterstattung<br />
• Stadtteil-Kinderberichte<br />
• Kinderarmut Beteiligung<br />
• Skateparks in von Kindern<br />
Wohnortnähe u. Jugendl.<br />
• .....<br />
Regie Kommune<br />
Planung von/für mit Jugendlichen<br />
• Freizeitinteressen Jugendl. (Diss.)<br />
• Stadtteilorientierung Off. Jugendarbeit<br />
• Räume für Jugendinitiativen<br />
• Neustruktur. Jugendverbandsarbeit<br />
• Streetwork/Mobile Jugendarbeit<br />
• AG Jugendarbeit nach § 78 KJHG<br />
• Programmplanung Jugendarbeitslose<br />
(Befragung, Unternehmensakquise)<br />
• Interkulturelle Jugendarbeit<br />
• Stadtteilintegrationsprojekt<br />
(„Arbeit für alle“ des Jobcenter JuMA)<br />
• .....<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 12
Bsp. Beteiligung im Profi-Netz<br />
– Gerontopsychiatrisches Forum Mannheim –<br />
Selbstverständnis des Forums in zehn Eckwerten<br />
gegr. 1994<br />
Fach-Netzwerk<br />
in Regie der Kommune<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 13
Bsp. Bürgerbeteiligung an der Stadtentwicklung<br />
Mannheimer Motto: Gestalte deine Stadt – Eine Stadt baut sich neu<br />
Urbanität, sozialer Zusammenhalt und<br />
Toleranz wachsen nur mit einer aktiven<br />
Bürgerschaft und einer Verwaltung, die<br />
sich am Geist und der Prozesslogik der<br />
Bürgergesellschaft ausrichtet!<br />
Offenes Bürgerforum<br />
zur Konversion<br />
moderiert durch städt.<br />
Entwicklungs-GmbH<br />
und ZukunftslotsInnen<br />
Stationen des Beteiligungsprozesses<br />
BürgerInfoVeranstaltung 07-04-2011<br />
Arbeitsbuch «1000 Ideen», Workshops, Touren<br />
Bürgerforum 22-10-2011<br />
5 AGs Wohnen, Arbeit, Kultur, Ökologie, Bildung<br />
Verknüpfung strategischer Stadtziele<br />
BIMA-Verhandlungen, Kulturhauptstadt 2020,<br />
BUGA 2023, Konversion & Stadtentwicklung<br />
Weißbuch I Konversion 14-02-2012<br />
„Ein MA offener Räume u starker Urbanität“<br />
Bürgerschaftliche Plattformen<br />
Wohnen, Grün & Blau, Ingenieursmeile,<br />
Kunst und Arbeitshöfe, Energetisches Bauen<br />
2. Bürgerforum 01-12-2012<br />
AGs BUGA, Medienpark, Saportstadt, ZeitStrom ua.<br />
Weissbuch II Konversion 19-02-2013<br />
Eckpunkte, Marken, Studien, Projekte, Netzwerken<br />
14
Bürgerforum zum Wohnen auf den Konversionsflächen in MA<br />
offen, dynamisch, kommunikativ, konsensuell, ergebnisorientiert<br />
„Bei ihrer Auseinandersetzung<br />
mit den Herausforderungen<br />
der Mannheimer<br />
Konversion haben die<br />
Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer heute Ergebnisse<br />
erarbeitet, die nicht nur<br />
wichtige Empfehlungen für<br />
die freiwerdenden Flächen<br />
darstellen, sondern für die<br />
Stadtentwicklung in<br />
Mannheim generell<br />
bedeutsam sind.“<br />
OB Dr. Peter Kurz<br />
Offenes Bürgerforum<br />
zur Konversion<br />
moderiert durch städt.<br />
Entwicklungs-GmbH<br />
und ZukunftslotsInnen<br />
15
Bsp. Plattform für Gemeinschaftliches Wohnen<br />
Voraussetzungen, Bausteine, Vereinbarungen, Marschrouten in MA<br />
Gemeinschaftliches Wohnen vor Ort braucht ein Ensemble an Voraussetzungen:<br />
Runder Tisch für Wohngruppenprojekte, Initiativen und Investoren: die „Plattform“<br />
Anlauf- und Koordinierungsstelle in der Verwaltung als Beratungs- und<br />
Entwicklungsagentur für neue Wohnformen und Gemeinschaftswohnen<br />
Wohnbörse für Angebot und Nachfrage nach Gemeinschaflichem Wohnen in MA<br />
Baukastensystem für gute Praxis Gemeinschaftlichen Wohnens<br />
Aufnahme Gemeinschaftlichen Wohnens in das kommunale Wohnraumförderkonzept<br />
Vernetzung durch eine Informationsplattform (Internet, Leitfäden)<br />
Entwicklung einer Marke „Gemeinschaftliches Wohnen in Mannheim“<br />
Offenes Bürgerforum<br />
zur Konversion<br />
moderiert durch städt.<br />
Entwicklungs-GmbH<br />
und ZukunftslotsInnen
Bsp. Netzwerk für Innovation<br />
Innovationsforum Speyer für lokale Strukturentwicklung<br />
Arbeitsmarktgespräch<br />
Zeitarbeitam 24-01-2013<br />
mit Prof. Hengsbach<br />
PPP-Modell<br />
in Regie eines<br />
sozialwirtschaftlichen<br />
Unternehmens mit<br />
arbeitmarktpolitischer<br />
Ausrichtung<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 17
Kräfteviereck kommunaler Sozialplanung<br />
– die Kunst der Balance zwischen Auftrag und Erwartung –<br />
Verwaltung<br />
Politik<br />
Soziale Dienstleistungen / OE<br />
Politikberatung<br />
Sozialplanung<br />
Beteiligung<br />
Praxisforschung<br />
BürgerInnen<br />
Wissenschaft<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 18
Bürgerbeteiligung an der Stadtentwicklung<br />
– im Regelkreis demokratischer Legitimation –<br />
RECHT<br />
Abwägung<br />
Verfahrenserfordernis<br />
Rechtsverwirklichung<br />
Rechtssicherheit<br />
PLANUNG<br />
Inhalte, Räume<br />
Aktivierung<br />
Koordination<br />
Konfliktlösung<br />
Beteiligung<br />
an Entwicklungsplanung<br />
POLITIK<br />
Entscheidungsebene<br />
Konsensbildung<br />
Demokrat. Legitimation<br />
Vertrauen<br />
GESELLSCHAFT<br />
Selbstbestimmung<br />
Teilhabe<br />
Betroffenheit<br />
Inklusion<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 19
Integrierte Stadtentwicklung<br />
– mit Beteiligung nach BauGB –<br />
Integrierte Stadtentwicklung<br />
Gewinnt Substanz, wenn mehrere Faktoren zusammen treffen:<br />
Politischer Wille, ressortübergreifende Koordination der Fachplanungen in der Kommune,<br />
Koordinierung zentraler Politikfelder und öffentlicher und privater Investitionsentscheidungen,<br />
Öffnung für zivilgesellschaftliche Prozesse, Aktivierung der lokalen Wirtschaft (PPP),<br />
Flexibilität für Kreativität und Innovation, Bereitschaft zu transparenter Kommunikation<br />
Beispiel koopstadt – für interdisziplinäre akteursübergreifende Lernprozesse<br />
Städteverbund Bremen, Nürnberg und Leipzig zum Austausch über ihre Politikstrategien in<br />
Schwerpunkträumen der integrierten Stadtentwicklung .....<br />
..... promoviert jeweils vor Ort durch Stadtteilforen, Themen-AGs, QuartiermangerInnen,<br />
BildungsmanagerInnen („vom Lernen vor Ort zur Bildung im Quartier“), WirtschaftskoordinatorInnen,<br />
Arbeitsläden, EigentumsberaterInnen, WohnungsmodernisierungsberaterInnen<br />
Beteiligung nach BauGB<br />
BauGB schreibt Beteiligung zwingend vor. Maßgebend sind hier § 3 Abs. 1 „Frühzeitige<br />
öffentliche Beteiligung“ und § 3 Abs,2 „Auslegung von Bebauungsplänen“.<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 20
Nutzen von Beteiligung<br />
Argumente der BefürworterInnen<br />
Beteiligung hat viele Vorteile:<br />
• macht Pläne, Projekte, Dienste besser<br />
• ist Zugang zu Informationen<br />
• ist ein Frühwarnsystem für Probleme<br />
• ist ein Mittel zur Konfliktlösung<br />
• ist Aktivierung lokalen Wissens<br />
• ist Mobilisierung von Engagement<br />
• bringt Kompetenz für Aushandlungen<br />
• erhöht Akzeptanz und Identifikation<br />
• stärkt demokratische Kompetenz<br />
• ist Essenz demokratischer Kultur<br />
Stolpersteine der Beteiligung<br />
Beteiligung wird schwierig, wenn<br />
• Thematisierung nicht erwünscht ist<br />
• Prozesssteuerungskompetenz fehlt<br />
• Transparenz nicht gegeben ist<br />
• Spezialinteressen Vorrang haben<br />
• Angst vor offenen Prozessen da ist<br />
• unvermittelbare Interessen da sind<br />
• unlösbare Konflikte vorliegen<br />
• Bereitschaft zur Kooperation fehlt<br />
• wichtige Stakeholder sich entziehen<br />
• demokratische Planungskultur fehlt<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 21
Checkliste für Beteiligung<br />
Auftragslage<br />
Management<br />
Akteure<br />
Prozessdesign<br />
Methoden<br />
Ressourcen<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Umsetzung<br />
Ratsbeschluss, OB-Verfügung, Beteiligungspflicht<br />
Plan-/Projektziele, Entscheidungsspielraum, Intensität,<br />
Verbindlichkeit, Steuerung, Moderation<br />
Auswahlmodus TN-Kreis, Politik, Verwaltung, Wirtschaft,<br />
BI, Verbände, Netzwerke, Wiss., Absprachen, Aktivierung<br />
Ablaufplan des P-Prozesses – Vorbereitung, Umsetzung,<br />
Evaluation, Flexibilität für Veränderungen<br />
Methodenwahl, Methodenkompetenz<br />
Budget für P-Prozess, Personal- und Sachkosten, Zeit,<br />
Verfügbarkeit und Verbindlichkeit<br />
PR-Konzept, Verantwortlichkeit, Mittel<br />
Ergebnisse, Lösungswege, Umsetzungsbausteine,<br />
Prozesskorrekturen, Evaluation<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 22
Tipps für eine gute Beteiligungspraxis<br />
• Ein Beteiligungskonzept vorlegen und die politische Unterstützung sichern<br />
• Beteiligung so früh wie möglich planen und von Anfang an Transparenz herstellen<br />
• Klare Rahmenbedingungen schaffen und Verbindlichkeit vereinbaren<br />
• Rollen und Aufgabenteilung der Akteure klären<br />
• Management und Federführung des Beteiligungsverfahrens regeln<br />
• Kosten des Beteiligungsprozesses ermitteln und Mittel bereit stellen<br />
• Dauer des Beteiligungsverfahrens festlegen<br />
• Alle Fakten auf den Tisch (soweit keine rechtlichen Gründe entgegenstehen)<br />
• Für realistische Erwartungen sorgen (bei allem Zukunftsblick)<br />
• Flexibel sein für die Prozessdynamik, Änderungen zulassen, Fehler zugeben<br />
• Respektvoll mit allen Beiträge der Beteiligten umgehen<br />
• Zeitnahe Fragen beantworten, Probleme und Zuständigkeiten klären<br />
• Ergebnisse schriftlich dokumentieren und präsentieren<br />
• Konsequenzen/Vorschläge den Entscheidungsträgern zur Entscheidung vorlegen<br />
Der springende Punkt ist das commitment, nicht die Technik (Wien, Praxisbuch Partizipation, 113).<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 23
Rollenspektrum für SozialplanerInnen<br />
in Beteiligungsprozessen<br />
Die REGEL ist: SozialplanerInnen entwerfen mit ihrer gelernten Planungstechnik<br />
gesellschaftliche Wirklichkeit und Lebenswelten und setzen die Akzeptanz voraus.<br />
Im Beteiligungsprozess haben Sie je nach Situation und Naturell versch. ROLLEN:<br />
• MODERATORin, MEDIATORin, NETZWERKERin<br />
• ANWALT/ANWÄLTIN, FÜRSORGERin, ÜBERSETZERin, MENTORin, COACH<br />
• KOORDINATORin, STEUERMANN/STEUERFRAU, DIRIGENTin<br />
• AUFKLÄRERin, ANALYTIKERin, ANALYSTin, FORSCHERin,<br />
• ENTWICKLERin, DESIGNERin, DRAMATURGin, CHANGE AGENT<br />
• ENGAGEMENT-MANAGERin, LOTSE/LOTSIN, ANSTIFTERin,<br />
• HANDLUNGSMENSCH, ORGANISATORin, UMSETZERin<br />
• KOMMUNIKATORin, EMPATHin, MUTMACHERin,TROSTSPENDERin<br />
• STADTSCHAMANE, MISSIONARin, SEHERin, PREDIGERin<br />
• ..... und was für ein BETEILIGUNGSTYP sind Sie?<br />
BETEILIGUNG heißt: von der konstruierten und vermessenen Außenwelt in die Innenwelt<br />
der Leute vorzudringen, die BürgerInnen als ExpertInnen ihres Alltags zu entdecken.<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 24
Der neue Kurs heißt Governance ...<br />
Governance<br />
ist die „Gesamtheit der zahlreichen Wege, auf denen Individuen, öffentliche<br />
wie private Institutionen ihre gemeinsamen Angelegenheiten regeln“<br />
(UN-Bericht, Our global neighbourhood)<br />
Rollenverteilung bei der Governance<br />
ist partizipative Steuerung als Austauschbeziehung zwischen Akteuren<br />
entlang ihrer Rollenverteilung, also zwischen denen die<br />
• diskutieren, entwerfen, entwickeln (Zivilgesellschaft),<br />
• entscheiden (Politik),<br />
• handeln und umsetzen (Verwaltung, Dienstleister/Auftragnehmer, BürgerInnen)<br />
Facetten der Governance<br />
• Norm: gute Stadtpolitik – transparent, partnerschaftlich, nachhaltig<br />
• Analyse: Interdependenzbewältigung – nicht hierarchisch, miteinander<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 25
... und am Ende doch nur Particitainment?<br />
Particitainment<br />
so Klaus Selle, ist „Beteiligung ohne Interesse an den Ergebnissen und<br />
ohne Bereitschaft zur Veränderung“ (Selle, 17)<br />
Man nennt es Beteiligung<br />
„Man nennt es ‚Beteiligung‘, sucht aber letztlich nur nach Wegen, das<br />
ohnehin Geplante und der Öffentlichkeit als ‚alternativlos‘ oder ‚einmalige<br />
Chance‘ Dargestellte möglichst reibungsfrei durch- und umzusetzen.“<br />
(Selle, 141, 174)<br />
Aber: wir haben einen Wandel im Beteiligungsverständnis<br />
• vom Beteiligten zum mitberatenden, mitgestaltenden Akteur<br />
• von formellen über informelle Verfahren zur kooperativen Governance<br />
• vom Universalbürger zum differenzierten Rollenträger:<br />
TeilnehmerIn, Investor, NGO, stakeholder, InterpretIn, Kunde ...<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 26
Leitbild Bürgerkommune<br />
– Entwicklungsmodell für lokale Demokratie –<br />
Leitbild Bürgerkommune<br />
umfasst alle Lebensbereiche, die in lokalen Lebensräumen organisiert sind,<br />
und alle Akteure, die unmittelbar auf das Zusammenleben Einfluss nehmen<br />
(BT-Enquetekommission BE, Drs. 14/8900, S.159)<br />
Rollen und Strategien der BürgerInnen<br />
Vier Rollen: Politischer Souverän, Marktakteur, Beteiligte/r, Aktive/r<br />
Vier Demokratisierungsstrategien: lokale Demokratie stärken,<br />
für Transparenz sorgen, Potenziale erkennen, Good practice<br />
Widersprüchliche Realität<br />
Tiefer Graben zwischen Programmatik der Bürgerkommune und Realität<br />
..... in dem Leitbild taucht unverkennbar die Idee der „Sozialgemeinde“<br />
aus den 50er Jahren wieder auf (Achinger / Auerbach, „Sozialplan für Deutschland“):<br />
„Kommune als örtliche Vertrauens-, Verwaltungs- und Durchführungsstelle<br />
eines neuen Sozialplans“ (Muthesius, DV)<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 27
Governance der Bürgergesellschaft<br />
Lokale Demokratie und die Kunst der Governance<br />
„Lokale Demokratie ist dann lebendig, wenn in allen wichtigen Fragen die<br />
Möglichkeit besteht, sich zu beteiligen, ohne Barrieren überwinden zu<br />
müssen“ ... „das Handeln vieler aufeinander zu beziehen und soweit wie<br />
möglich auf gemeinsame Ziele und Handlungsfelder auszurichten.“<br />
(Selle, 141, 158)<br />
Bürgergesellschaft<br />
entsteht dort, wo ein Grundmaß an Kommunikation und Vertrauen da ist,<br />
über Alternativen entschieden werden kann, Konsensfindung Maßstab ist.<br />
Sozialplanung und Bürgerbeteiligung<br />
gehören zusammen: Ohne Plan keine Beteiligung und ohne Beteiligung<br />
kein Plan, der demokratische Akzeptanz findet.<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 28
Planung & Bürgerbeteiligung<br />
... und wohin das manchmal führt<br />
Der Bürger wünscht sich<br />
eine schlichte und bürgerfreundliche<br />
Anlage.<br />
Die Verwaltung greift diese Anregung<br />
freudig auf und trägt sie dem<br />
zuständigen Ausschuss vor.<br />
Die vom Bürger gewählten Abgeordneten<br />
machen einen Gegenvorschlag<br />
und leiten ein Planverfahren ein.<br />
Die Planungsabteilung macht<br />
einen Entwurf, der allen gesetzlichen<br />
Bestimmungen entspricht und in der<br />
behördeninternen Abstimmung ohne<br />
Widersprüche gebilligt wird.<br />
Die Genehmigungsbehörde nimmt<br />
in Anwendung der Novelle zum<br />
Bundesänderungsgesetz eine<br />
geringfügige Änderung des Plans vor.<br />
Nachdem alle bürokratischen Hürden<br />
genommen sind, wird der Plan von<br />
erfahrenen Planern in die Tat<br />
umgesetzt..<br />
10.06.2013 Verein für Sozialplanung 29
Dank für die geduldige «Beteiligung»<br />
Ausgewählte Literaturtips I – Allg. Publikationen<br />
Beckmann, Jens / Keck, Gerhard, 1999:<br />
Beteiligungsverfahren in Theorie und Anwendung. Leitfaden [Hrsg. Akademie für Technikfolgenabschätzung BaWü].<br />
Bertelsmann Stiftung, 2013:<br />
Beteiligungskompass (unter www.beteiligungskompass.org mit Methoden, Praxisbeispielen, Experten, Preise)<br />
Forschungsjournal Soziale Bewegungen , 2013:<br />
Demokratie. Zwischen Krise und Erneuerung, Heft 1 Januar 2013.<br />
Handler, Martina / Trattnigg, Rita, 2011:<br />
Zukunft der Öffentlichkeitsbeteiligung. Chancen, Grenzen, Herausforderungen [Hrsg. Lebensministerium/ÖGUT].<br />
Klein, Ansgar / Sprengel, Rainer / Neuling, Johanna (Hg.), 2013:<br />
Jahrbuch Engagementpolitik 2013. Staat und Zivilgesellschaft, Wochenschau-Verlag Schwalbach.<br />
Nanz, Patrizia / Fritsche, Miriam, 2012:<br />
Handbuch Bürgerbeteiligung. Verfahren und Akteure, Chancen und Grenzen. Bundeszentrale für politische Bildung.<br />
Rosenbrock, Rolf / Hartung, Susanne (Hg.), 2012:<br />
Handbuch Partizipation und Gesundheit. Verlag Hans Huber Bern.<br />
Roth, Roland, 2011:<br />
Bürgermacht. Eine Streitschrift für mehr Partizipation. Bundeszentrale für politische Bildung Bonn.<br />
Selle, Klaus, 2013:<br />
Über Bürgerbeteiligung hinaus. Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe? Analysen und Konzepte.<br />
edition stadtentwicklung. Verlag Dorothea Roon Dortmund.<br />
Sennett, Richard, 2012:<br />
Zusammenarbeit. Was unsere Gesellschaft zusammenhält. Hanser Verlag Berlin.<br />
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Danke<br />
Ausgewählte Literaturtips II – Leitfäden<br />
Leitfäden / Leitlinien für Beteiligung in Kommunen<br />
BERLIN Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin (Hg.), 2012:<br />
Handbuch zur Partizipation [1. Auflage 2011].<br />
BREMEN/LEIPZIG/NÜRNBERG Freie Hansestadt Bremen/Stadt Leipzig/Stadt Nürnberg (Hg.), 2011:<br />
Entwicklung koopstadt. Beteiligung. Eine Momentaufnahme aus Bremen, Leipzig und Nürnberg. Pilotprojekt im<br />
Rahmen der „Nationalen Stadtentwicklungspolitik“.<br />
GRAZ Büro für Beteiligungsverfahren (Hg.), 2012:<br />
Leitfaden zur Bürgerbeteiligung, Fürstenau.<br />
HEIDELBERG Stadt Heidelberg (Hg.), 2012:<br />
Leitlinien für mitgestaltende Bürgerbeteiligung in der Stadt Heidelberg.<br />
NRW Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk NRW (Hg.), 2012:<br />
Werkzeugkasten Dialog und Beteiligung. Ein Leitfaden zur Öffentlichkeitsbeteiligung [Reihe Dialog schafft Zukunft].<br />
WIEN Stadt Wien / Magistratsabteilung Stadtentwicklung und Stadtplanung (Hg.), 2012:<br />
Praxisbuch Partizipation. Gemeinsam die Stadt entwickeln.<br />
WIEN Strategiegruppe Partizipation (Hg.), 2012:<br />
Arbeitsblätter Partizipation [ Hrsg. Lebensministerium/Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT)]<br />
ZÜRICH Stadt Zürich/Stadtentwicklung (Hg.), 2012:<br />
Mitwirkungs- und Beteiligungsprozesse. Checkliste.<br />
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