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Nachrichten Berichte Kommentare<br />
Journal<br />
4 2013<br />
.<br />
Finanzen<br />
Ferdinand Kirchhof warb<br />
bei der <strong>BKU</strong>-Bundestagung<br />
in Dresden für<br />
Reformen der Finanzverfassung<br />
Werte<br />
Bischof Koch sprach<br />
in Dresden über die<br />
Bildung gemeinsamer<br />
Werte in pluralistischen<br />
Gesellschaften
Inhalt<br />
■<br />
SCHWERPUNKT: <strong>BKU</strong>-Bundestagung<br />
in Dresden<br />
04 Wer Gesetze macht, muss die Kosten tragen<br />
Kirchhof zur Reform der Finanzverfassung<br />
05 Wertefindung entscheidende Aufgabe<br />
Bischof Koch über pluralistische Gesellschaften<br />
06 „Den Strommarkt kaputt gemacht“<br />
Eigentum und Verantwortung fallen auseinander<br />
07 Mitarbeiter als Menschen wahrnehmen<br />
Ministerpräsident setzt auf Eigenverantwortung<br />
10 Zum Unternehmer berufen!<br />
Schrift wird <strong>BKU</strong>-Jahresthema 2014<br />
■<br />
INITIATIVEN UND IDEEN<br />
14 Vision – Mission – Aktion<br />
<strong>BKU</strong>-Bundesvorstand erarbeitet Kurzdarstellung<br />
4 „Wer Gesetze macht, muss auch ihre Kosten tragen“,<br />
forderte der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts,<br />
Professor Dr. Ferdinand Kirchhof, bei<br />
der <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden.<br />
■<br />
FORUM<br />
21 Den Schopf nicht im Sumpf versenken<br />
Fahrenschon für subsidiäre Bankenregulierung<br />
■<br />
TAGUNGEN<br />
24 Wirksamer Schutz gegen Klimawandel<br />
<strong>BKU</strong> Berlin bei Klimaforscher Edenhofer<br />
■<br />
AUS DEN ARBEITSKREISEN<br />
27 <strong>BKU</strong> und AFOS helfen auf Philippinen<br />
75.000 Euro Soforthilfe in der Not<br />
5 Es gebe keinen anderen Weg, in einer<br />
pluralistischen Gesellschaft gemeinsame<br />
Werte zu finden, als den intellektuellen<br />
Diskurs aller Gruppen, betonte Bischof<br />
Dr. Heiner Koch bei der Bundestagung.<br />
Christen bräuchten diese Auseinandersetzung<br />
nicht zu scheuen.<br />
28 Vorsorgepflicht für Selbständige<br />
AK Soziale Ordnung gegen Zwangsversicherung<br />
■<br />
MENSCHEN IM <strong>BKU</strong><br />
32 Dr. Berndorff verlässt die Pax-Bank<br />
Ehemaliger <strong>BKU</strong>-Schatzmeister verabschiedet<br />
■<br />
<strong>BKU</strong>-INTERN<br />
34 Vom Industrie- zum Kirchenmanager<br />
Dr. Ullrich Geistlicher Berater in Rheinland-Pfalz<br />
■<br />
GRÜNE SEITEN<br />
Was den Menschen leben lässt und<br />
unsere Gesellschaft zusammenhält<br />
Bischof Dr. Heiner Koch zu Wertebildung als<br />
Entfaltung der Persönlichkeit und Innovation
Editorial<br />
Der Meisterbrief<br />
muss bleiben!<br />
Letzte Meldung<br />
Individualstrafrecht<br />
statt Firmenstrafrecht<br />
Der NRW- Justizminister hat ein „Gesetz<br />
zur Einführung der strafrechtlichen<br />
Verantwortlichkeit von Unternehmen<br />
und sonstigen Verbänden“ entworfen.<br />
Bei Pflichtverletzungen im Betrieb soll<br />
künftig nicht mehr nur der schuldhaft<br />
Handelnde bestraft werden, sondern<br />
auch das Unternehmen selbst.<br />
Als „Bruch mit dem Individualstrafrecht“<br />
kritisiert die Stiftung Familienunternehmen<br />
diesen Entwurf. Der<br />
<strong>BKU</strong> hat sich dieser Kritik angeschlossen<br />
und die Justizminister der<br />
Länder eindringlich aufgefordert, von<br />
der Einführung eines spezifischen Unternehmensstrafrechts<br />
abzusehen. Das<br />
NRW-Kabinett hat den Justizminister<br />
beauftragt, den Entwurf in die Konferenz<br />
der Justizminister einzubringen.<br />
Bisher sind die kartellrechtliche Sanktionierung<br />
von Unternehmen und die<br />
strafrechtliche Verfolgung individuellen<br />
Fehlverhaltens bewusst getrennt.<br />
Dabei müsse es bleiben, so die <strong>BKU</strong>-<br />
Forderung: „Individuen sind schuldfähig,<br />
aber nicht Kollektive und Organisationen.“<br />
VB<br />
Das <strong>BKU</strong>-Journal wird<br />
gedruckt mit Ökostrom auf:<br />
Umschlag 170g/m 2<br />
BVS matt (FSC-zertifiziert)<br />
Inhalt 100g/m 2<br />
BVS matt (FSC-zertifiziert)<br />
Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Meisterbrief.<br />
Die duale Ausbildung in den vielen Meisterbetrieben ist<br />
wesentlich für die wirtschaftliche Stärke der Bundesrepublik<br />
Deutschland verantwortlich und Hauptgrund<br />
für unsere im europäischen Vergleich geringe Jugendarbeitslosigkeit.<br />
Eine Abschaffung des Meisterbriefes<br />
würde dieses Erfolgsmodell gefährden.<br />
Die Europäische Kommission nimmt den qualifikationsgebundenen<br />
Gewerbezugang in Handwerk und<br />
Freien Berufen in Deutschland kritisch in den Fokus.<br />
EU-Kommissar Michel Barnier will prüfen, ob der Nachweis<br />
bestimmter Qualifikationsvoraussetzungen notwendig<br />
ist. Deutschland wird in einem aktuellen<br />
Schreiben des Kommissars angehalten, die Zugangsregelung<br />
zu allen Handwerksberufen zu begründen, die<br />
in der Handwerksordnung als meisterpflichtige Handwerke<br />
notiert sind. In Deutschland werden für etwa<br />
100 Berufe Qualifikationsvoraussetzungen verlangt,<br />
wovon 41 Berufe zum Handwerk gehören.<br />
Die aus Brüssel geforderte Begründung unserer Strukturen<br />
liegt eigentlich auf der Hand: Sie sind ein Erfolgsmodell.<br />
Andere Länder Europas beneiden uns um<br />
dieses System. Sie fragen uns, welche Elemente womöglich<br />
übertragbar seien: Bei Veranstaltungen unseres<br />
europäischen Dachverbandes christlicher<br />
Unternehmerverbände Uniapac ist die gefragte Rolle<br />
des <strong>BKU</strong> und unserer deutschen Referenten, unsere<br />
Struktur der Berufsqualifikationen und des dualen Ausbildungssystems<br />
als Erfolgsfaktoren zu präsentieren.<br />
Dieses Lernen voneinander gilt es in Brüssel zu unterstützen,<br />
statt das erfolgreiche deutsche System zu<br />
untergraben. Die deutsche Politik muss den Unternehmen<br />
ein klares Signal geben, indem sie sich deutlich<br />
gegen die Abschaffung des Meisterbriefes einsetzt.<br />
Das Meistersystem ist entscheidend für die hervorragende<br />
berufliche Qualifikationsstruktur in Deutschland<br />
und für die wirtschaftliche Solidität verantwortlich.<br />
Ohne Meister gibt es keine Lehrlinge und keine Facharbeiter.<br />
Brüssel legt die Axt an eine entscheidende<br />
Grundlage für die deutsche Soliditätskultur. Es gilt, mit<br />
aller Kraft gegenzusteuern!<br />
Beilagenhinweis:<br />
In dieser Ausgabe finden Sie eine Beilage des Verlags<br />
Butzon & Bercker.<br />
Marie-Luise Dött, MdB<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 3
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden<br />
Wer Gesetze macht, muss Kosten tragen<br />
Professor Kirchhof skizzierte Reformbedarf in der Finanzverfassung<br />
„Wir haben zwar in den Grundstrukturen<br />
eine sehr gute Finanzverfassung“,<br />
sagte Ferdinand<br />
Kirchhof, Vizepräsident<br />
des Bundesverfassungsgerichts,<br />
bei der 64. <strong>BKU</strong>-Bundestagung<br />
in Dresden. Doch seit Erlass<br />
des Grundgesetzes seien etliche<br />
Probleme neu aufgeworfen worden,<br />
bei denen die Zuständigkeit<br />
und die Verantwortung für die<br />
Folgen der Entscheidungen auseinanderfielen.<br />
„Diese Fragen müssen wir dringend<br />
angehen“, sagte Kirchhof<br />
vor den mehr als 100 <strong>BKU</strong>-Mitgliedern,<br />
die vom 11. bis 13. Oktober<br />
zum Jahresthema „Eigentum<br />
und Verantwortung“ tagten und<br />
unterschiedliche Aspekte dieses<br />
Themas diskutierten.<br />
Ein Grundsatz der Finanzverfassung<br />
der Bundesrepublik sei,<br />
dass jede Körperschaft die Kosten<br />
ihrer Verwaltung trage. Das sei im<br />
Grundsatz richtig, denn es halte zu<br />
Sparsamkeit und effizienter Organisation<br />
der Abläufe an. „Doch<br />
wo der Bund Gesetze macht und<br />
Verwaltungsaufgaben für andere<br />
erst schafft, ist das grundfalsch“,<br />
sagte Kirchhof. Als Beispiel nannte<br />
er Sozialgesetze, etwa Ausweitungen<br />
des Bafög. Meist hätten die<br />
nachgeordneten Körperschaften<br />
ohnehin kaum Spielraum bei der<br />
Umsetzung, sodass der Effizienzgedanke<br />
nicht zum Tragen komme.<br />
Vom Grundsatz der Verwaltungskausalität<br />
sei daher zum Grundsatz<br />
der Gesetzeskausalität überzugehen:<br />
„Wer die Gesetze macht,<br />
muss auch ihre Kosten tragen“, forderte<br />
Kirchhof.<br />
Ein „Grundwebfehler in der Finanzverfassung“<br />
ist für Kirchhof<br />
der Länderfinanzausgleich. „Es<br />
klingt sympathisch, ja bündisch, in<br />
der Not füreinander einzustehen“,<br />
sagte Kirchhof. Doch der Ausgleich<br />
reagiere nur auf Defizite<br />
und stopfe Haushaltslücken. „So<br />
wird den Ursachen nicht auf den<br />
Grund gegangen“, sagte Kirchhof:<br />
Es werde nicht geklärt, ob die<br />
Gespannt verfolgten die Teilnehmer der <strong>BKU</strong>-Bundestagung den Vortrag<br />
des Verfassungsrichters.<br />
Foto: Gödde<br />
Mit dem Auseinanderfallen von Zuständigkeit und Verantwortung in der<br />
Finanzverfassung der Bundesrepublik Deutschland problematisierte der<br />
Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts einen speziellen Aspekt<br />
des <strong>BKU</strong>-Jahresthemas Eigentum und Verantwortung. Foto: Bünnagel<br />
Erträge der Abgaben falsch zugeteilt<br />
oder Aufgaben falsch wahrgenommen<br />
werden. Probleme würden<br />
nicht gelöst, sondern eher<br />
noch verfestigt.<br />
Ein weiteres Problemfeld<br />
sind für Kirchhof sogenannte Dotationen<br />
des Staates an untergeordnete<br />
Gebietskörperschaften.<br />
„Es klingt zwar grundsätzlich gut<br />
und bürgernah, wenn der Bund<br />
den Ländern in Notfällen und Krisen<br />
unbürokratisch Hilfe zukommen<br />
lässt, etwa bei der Elbe-Flut“,<br />
sagte Kirchhof. Dies erfolge aber an<br />
den eigentlich verantwortlichen<br />
und kontrollierenden Gremien<br />
vorbei. Die Zuwendungen hingen<br />
von der Haushaltslage des Bundes<br />
und weiteren Zufällen ab. Zugleich<br />
führten die mit Auflagen verbundenen<br />
Dotationen das Föderalismusprinzip<br />
ad absurdum, da sie die<br />
Länderautonomie untergrüben.<br />
Sie nähmen den Empfängern die<br />
Autonomie über ihren Haushalt.<br />
Als Dotationen gewährte Anschubfinanzierungen<br />
liefen nach einigen<br />
Jahren aus, würden dann<br />
aber häufig weiter erhebliche Mittel<br />
aus dem Haushalt der zuvor beglückten<br />
Körperschaft binden.<br />
Dr. Vera Bünnagel<br />
4 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden<br />
Wertefindung entscheidende Aufgabe<br />
Bischof Koch über gemeinsame Werte in pluralistischen Gesellschaften<br />
Wie kommt man in pluralistischen<br />
Gesellschaften zu gemeinsamen<br />
Werten? Welchen<br />
Beitrag kann die katholische<br />
Kirche dazu leisten? Dazu referierte<br />
der neue Bischof von<br />
Dresden-Meißen, Dr. Heiner<br />
Koch, bei der 64. Bundestagung<br />
des <strong>BKU</strong> in Dresden.<br />
Für viele sei die Wirtschaftskrise<br />
eine Wertekrise und Folge verantwortungslosen<br />
Handelns. Sie<br />
habe den Ruf nach einer Rückbesinnung<br />
auf Werte lauter werden<br />
lassen. Es sei jedoch schwierig, eine<br />
allgemeine Werteordnung zu definieren.<br />
Schon in der Gesellschaft<br />
eines Landes betonten unterschiedliche<br />
Gruppen unterschiedliche<br />
Werte; erst recht aber auf internationaler<br />
Ebene. „Ich glaube<br />
aber sicher, dass es allgemeine<br />
Grundwerte gibt, die uns vorgegeben<br />
sind und die wir voraussetzen<br />
können“, sagte Koch.<br />
In einer freien, demokratischen<br />
Gesellschaft könne man Werte<br />
nicht als Herrschaftswissen von<br />
oben festlegen, stellte Koch fest.<br />
Auch sie in Mehrheitsentscheidungen<br />
festzulegen sei sehr problematisch:<br />
Denn auch dem Nationalsozialismus<br />
hätten selbst definierte<br />
‚Werte‘ zugrunde gelegen,<br />
die mit Gewalt und auf Kosten<br />
einer Minderheit durchgesetzt<br />
worden seien. „Es gibt keinen anderen<br />
Weg als den intellektuellen<br />
Diskurs aller gesellschaftlichen<br />
Gruppen“, betonte Koch.<br />
Dazu gehöre unbedingt auch ein<br />
religiöser Diskurs: „Glaubensfragen<br />
dürfen nicht von vornherein<br />
ausgeschlossen werden, etwa um<br />
auf einen kleinsten gemeinsamen<br />
Nenner zu kommen“, so Koch.<br />
„Das wäre von vornherein ein<br />
Sieg des Atheismus“, sagte er.<br />
Trotz rückläufiger Mitgliederzahlen<br />
der christlichen Kirchen<br />
sei der christliche Glaube keine<br />
„Minderheiten-Ethik“.<br />
Bischof Dr. Heiner Koch bei der <strong>BKU</strong>-Bundestagung.<br />
Koch zeigte sich zuversichtlich,<br />
dass in einem solchen Diskurs allgemeine<br />
Werte entdeckt werden<br />
könnten, die zwar unterschiedlich<br />
begründet, aber von allen selbstverständlich<br />
vorausgesetzt würden:<br />
dass der andere wertvoll sei; dass<br />
jeder das Recht habe, zu leben; oder<br />
dass Geiz und Betrug schlecht<br />
seien. „Als Christen brauchen wir<br />
diese Auseinandersetzung nicht<br />
zu scheuen“, ermutigte Koch. Das<br />
christliche Bekenntnis sei ein logisches<br />
Bekenntnis. Nicht logisch<br />
im mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Sinn, aber als vernünftig<br />
begründbares Bekenntnis.<br />
Er verwies auf den heiligen<br />
Paulus: Der habe ausdrücklich aufgefordert,<br />
den Glauben vernünftig<br />
zu verteidigen und „vernünftig<br />
ins Gespräch zu bringen“. Koch<br />
hob hervor: „Für uns Christen ist<br />
es eine entscheidende Aufgabe,<br />
diese Wertefrage zu stellen.“<br />
Die persönliche Wertebildung jedes<br />
einzelnen erfordere Freiraum,<br />
sagte Koch: „Freiraum, sich zu<br />
überlegen: „Woran glaube ich?“<br />
und „Was ist mir wertvoll?“. Es sei<br />
problematisch, dass dieser Freiraum<br />
in Schulen und Hochschulen<br />
zurückgehe.<br />
Zugleich seien Werte stark geprägt<br />
von der eigenen Geschichte: der<br />
gesellschaftlichen Geschichte, das<br />
merke er insbesondere in seinem<br />
neuen Bistum, wo die Menschen<br />
durch die Erfahrung des politischen<br />
Umbruchs geprägt seien.<br />
Das mache Geschichtsunterricht so<br />
wichtig.<br />
Darüber hinaus präge die individuell<br />
in der eigenen Familie erlebte<br />
Geschichte. „Daher ist Familienarbeit<br />
für uns als Kirche so<br />
entscheidend“, sagte Koch. Er hob<br />
die Bedeutung der katholischen<br />
Kindergärten und Schulen dafür<br />
hervor, Familien mit christlichen<br />
Werten vertraut zu machen, insbesondere<br />
auch in seinem Bistum<br />
mit nur 3,6 Prozent katholischer<br />
Bevölkerung. „Hier blüht etwas<br />
auf“, begeisterte sich Koch, und<br />
verwies auf die zunehmende Zahl<br />
von Erwachsenen- und Familientaufen<br />
in Dresden und Leipzig.<br />
Dr. Vera Bünnagel<br />
2014 tagt der<br />
<strong>BKU</strong> in Bonn<br />
Foto: Bünnagel<br />
Die 65. <strong>BKU</strong>-Bundestagung findet<br />
vom 26.–28. September in<br />
Bonn statt. Der Vorsitzende der<br />
Diözesangruppe Bonn, Dr. Franz<br />
Rottländer, präsentierte einladende<br />
Bilder der ehemaligen<br />
Bundeshauptstadt und Geburtsstadt<br />
Ludwig van Beethovens.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 5
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden<br />
„Den Strommarkt kaputt gemacht“<br />
Ein Lehrstück: Wenn Eigentum und Verantwortung auseinanderfallen<br />
„Ein Lehrstück, was passiert,<br />
wenn Eigentum und Verantwortung<br />
auseinanderfallen“<br />
präsentierte Dr. Rolf Pohlig,<br />
ehemaliger Finanzvorstand des<br />
Energieunternehmens RWE<br />
AG, mit der Regulierung der<br />
Energiewirtschaft.<br />
Er schlug den Bogen von der Liberalisierung<br />
des Strommarktes im<br />
Jahr 1998 bis zur heutigen Lage<br />
auf dem Strommarkt. „Politisches<br />
Wunschdenken“ habe dort ein<br />
„furchtbares Durcheinander“ hervorgebracht,<br />
so der Betriebswirt.<br />
Es gefährde langfristig die Energiesicherheit,<br />
koste die Stromverbraucher<br />
viel Geld und trage zumindest<br />
bis zum Jahr 2020 kaum<br />
zum Klimaschutz bei.<br />
Das Grundproblem ist für Pohlig<br />
das Erneuerbare-Energien-Gesetz.<br />
Bei der EEG-Umlage fielen<br />
Eigentum und Verantwortung<br />
auseinander: „Derjenige, der auf<br />
Basis des EEG produziert, trägt<br />
keine Verantwortung dafür, was<br />
mit dem Strom später passiert“, so<br />
Pohlig: weder für den Preis noch<br />
für die Versorgungssicherheit oder<br />
Überkapazitäten. Die Vergütung<br />
ist gesetzlich garantiert, ebenso die<br />
Einspeise in das Stromnetz. So bestimme<br />
nicht die Nachfrage das<br />
Angebot, sondern das Gesetz.<br />
Dr. Rolf Pohlig,<br />
veranschaulichte<br />
die Folgen des<br />
Erneuerbare-Energ<br />
i e n - G e s e t z e s .<br />
„Ich weiß nicht,<br />
wie wir aus diesem<br />
Dilemma her<br />
a u s k o m m e n<br />
sollen.“ Foto: Gödde<br />
Nach der Liberalisierung des<br />
Strommarktes im Jahr 1998 habe<br />
sich zunächst ein funktionierender<br />
Markt entwickelt. Mit dem Emissionszertifikatehandel<br />
habe die Politik<br />
ein marktkonformes Instrument<br />
eingeführt, um die CO ² -<br />
Emissionen mit einem Preis zu versehen<br />
und mittelfristig zu reduzieren<br />
– marktkonform, weil es<br />
Energieerzeuger anhalte, Emissionen<br />
dort zu reduzieren, wo dies<br />
die geringsten Kosten verursache.<br />
Mit der zusätzlichen Einführung<br />
des Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetzes (EEG) habe man das jedoch<br />
konterkariert, da die EEG-<br />
Umlage und das „Cap and Trade“-<br />
System der Europäischen Union<br />
nicht kompatibel seien.<br />
Der Strompreis sei daher durch<br />
die EEG-Umlage deutlich gestiegen,<br />
ohne dass sich die Emissionen<br />
verringert hätten: Denn die Menge<br />
der Emissionsrechte ist festgelegt.<br />
Die Rechte wurden an andere<br />
Erzeuger verkauft. Der Zertifikatepreis<br />
sei gesunken – mit der<br />
Folge, dass die CO ² intensive<br />
Stromproduktion rentabler geworden<br />
sei.<br />
Von den traditionellen Kraftwerken<br />
würden diejenigen mit den<br />
höchsten Grenzkosten stillgelegt,<br />
meist Gaskraftwerke. Fast 30 Anlagen<br />
seien in Deutschland derzeit<br />
zur Stilllegung angemeldet. Um<br />
Versorgungssicherheit in sonnenund<br />
windarmen Tages- und Jahreszeiten<br />
zu gewährleiten, müsse<br />
die Politik untersagen, dass sie<br />
vom Netz genommen werden. Dieser<br />
gravierende Eingriff in die Eigentumsrechte<br />
erfordere Kompensationen<br />
– auf Kosten der<br />
Steuerzahler.<br />
Doch das sei nicht der einzige<br />
kostenträchtige Eingriff, der der<br />
Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
habe folgen müssen.<br />
Dem Preisanstieg durch die Umlage<br />
auf traditionell erzeugten<br />
Strom folgten Ermäßigungen für<br />
energieintensive Unternehmen<br />
und Sozialtarife für Haushalte. So<br />
mache der gut gemeinte, aber<br />
schlecht gemachte Eingriff weitere<br />
erforderlich. Er habe den Markt kaputtgemacht<br />
– „wie ein Ölfleck auf<br />
einem Teich, der sich auf der ganzen<br />
Wasseroberfläche ausbreitet“,<br />
sagte er in Anspielung auf die Ölflecktheorie<br />
des österreichischen<br />
Ökonomen Ludwig von Mises<br />
(1881–1973). Dr. Vera Bünnagel<br />
6 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden<br />
Mitarbeiter als Menschen wahrnehmen<br />
Ministerpräsident setzt auf Eigenverantwortung von Unternehmen und Familien<br />
Der sächsische Ministerpräsident<br />
Stanislaw Tillich appellierte<br />
in seinem Grußwort bei<br />
der <strong>BKU</strong>-Bundestagung an Führungskräfte<br />
und Unternehmer,<br />
ihre Mitarbeiter als Menschen<br />
wahrzunehmen, nicht nur als<br />
Arbeitskraft.<br />
„Mitarbeiter sind das wichtigste<br />
Kapital der Unternehmen – aber<br />
sie sind auch eingebunden in die<br />
Verantwortung des Für- und Miteinanders<br />
in ihren Familien“, betonte<br />
er. In der heutigen Gesellschaft<br />
müsse man sich viel zu oft<br />
für familiäre Verpflichtungen gegenüber<br />
Kindern oder pflegebedürftigen<br />
Angehörigen entschuldigen<br />
– hier sei für Politik und Gesellschaft<br />
noch einiges zu tun. Die<br />
Unternehmen könnten einen wichtigen<br />
Beitrag zu einem solchen<br />
Wandel leisten und selbst davon<br />
profitieren: „Wer sich verstanden<br />
fühlt und gerne zur Arbeit kommt,<br />
ist zugleich gesünder, motivierter<br />
und produktiver“, glaubt Tillich.<br />
Als Verfechter des Subsidiaritätsprinzips<br />
hoffe er, dass Initiativen<br />
zur besseren Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf ohne politischen<br />
Zwang entstehen.<br />
Das Subsidiaritätsprinzip präge<br />
auch seine Familienpolitik. „Ich<br />
zähle auf die Eigenverantwortung<br />
von Familien, sie geht der<br />
staatlichen Verantwortung vor.“<br />
Dazu gehört für Tillich auch der<br />
Verzicht auf eine „Zwangsbeglückung“<br />
von Familien mit institutioneller<br />
Betreuung. Er sei stolz<br />
auf die hohe Müttererwerbstätigkeit<br />
in Sachsen und die hohe Betreuungsquote<br />
bei Kindergartenkindern,<br />
verteidigte jedoch auch<br />
das in Sachsen gewährte Landeserziehungsgeld<br />
für Eltern, die ihre<br />
Kinder selbst betreuen. „Unsere<br />
Gesellschaft braucht die Erfahrungen,<br />
die Kinder in ihren Familien<br />
machen“, sagte Tillich. Mit<br />
dem kürzlich eingeführten Rechtsanspruch<br />
auf Fremdbetreuung für<br />
Kinder ab dem ersten Lebensjahr<br />
gehe zwar keine Verpflichtung<br />
einher. „Doch der Weg dorthin ist<br />
relativ kurz“, warnte er. VB<br />
Singen wie die Spitzensportler<br />
Einblicke in das Leben der Chorknaben des Kreuzchores und ihrer Eltern<br />
Im „Allerheiligsten der Kruzianer“,<br />
dem Proberaum in der<br />
Kreuzkirche, gewährte Thomas<br />
Reiche, Öffentlichkeitsbeauftragter<br />
des Dresdner Kreuzchores,<br />
den <strong>BKU</strong>-Mitgliedern<br />
Einblicke in den Alltag der<br />
Chorknaben.<br />
Der Dresdner Kreuzchor ist mit<br />
800 Jahren Tradition einer der<br />
ältesten Knabenchöre der Welt.<br />
„Wir verstehen uns als einer der<br />
besten Chöre der Welt“, sagte Reiche.<br />
Das erfordere von den Kindern<br />
und Familien einigen Einsatz, berichtete<br />
der Vater von zwei Chorknaben:<br />
„Die Belastung gleicht<br />
der eines Spitzensportlers.“<br />
Fast 150 Jungen zwischen neun<br />
und 19 Jahren gehören dem Chor<br />
an. Offiziell aufgenommen werden<br />
sie in der 4. Klasse, doch bereits im<br />
Thomas Reiche<br />
(r.) und der<br />
Vorsitzende der<br />
<strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />
Dresden,<br />
Markus Haselier,<br />
vor dem Proberaum<br />
des Knabenchores<br />
in<br />
der Kreuzkirche.<br />
Foto: Bünnagel<br />
ersten Schuljahr beginnen etwa 30<br />
bis 40 ausgewählte Kinder, mit<br />
Stimmbildnern auf eine Chorkarriere<br />
hinzuarbeiten. Wer es im 3.<br />
Schuljahr in die Vorklasse schafft,<br />
geht neben dem Besuch der Kreuzschule<br />
täglich zur Ausbildung. In<br />
der vierten Klasse werden knapp<br />
20 von ihnen in einer „ergreifenden<br />
Zeremonie“ endgültig aufgenommen.<br />
Während sie zuvor noch zu<br />
Hause leben können, besteht dann<br />
Alumnatspflicht. Der Schulbesuch<br />
wird um die Tourneen im In- und<br />
Ausland herum organisiert.<br />
„Manchmal hat man da als Vater<br />
schon ein ambivalentes Gefühl“,<br />
gibt Reiche zu. „Doch der Einsatz<br />
lohnt sich“, glaubt er, nicht ohne<br />
Stolz auf seine Söhne. VB<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 7
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden<br />
Unternehmer als Teil der Gesellschaft<br />
Podium: Gegenseitige Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung<br />
lenten. Als Unternehmer sei er für<br />
seine Mitarbeiter verantwortlich.<br />
Er versuche, ihnen Orientierung zu<br />
geben. Auch sie dürften eine Leistung<br />
von ihm erwarten. Er verzichte<br />
auf Leiharbeiter und Befristungen<br />
und beteilige alle seine<br />
Mitarbeiter am Unternehmensumsatz.<br />
Diskutierten Herausforderungen der Eigentümerverantwortung<br />
(v.l.): der Münchener Autor Manfred Hoefle, IHK-Präsidentin Carola<br />
Schaar, Johannes Wedding von Wedding & Partner, Sozialethik-<br />
Professor Dr. Elmar Nass und Mario Ahlberg, Vorsitzender der <strong>BKU</strong>-<br />
Diözesangruppe Berlin.<br />
Fotos: Gödde<br />
„Oft wird zweigeteilt über Unternehmen<br />
und Gesellschaft<br />
diskutiert“, kritisierte Carola<br />
Schaar, Präsidentin der IHK<br />
Halle-Dessau, bei der Podiumsdiskussion<br />
zur Eigentümerverantwortung<br />
in Unternehmen<br />
und Gesellschaft. „Doch Unternehmen<br />
sind Teil der Gesellschaft!“<br />
Sie erfüllten in der Gesellschaft<br />
eine entscheidende Funktion, die<br />
leider nicht mit ihrem Ansehen<br />
korrespondiere, bemängelte Manfred<br />
Hoefle, Buchautor und Mitglied<br />
des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises<br />
Eigentum und Verantwortung.<br />
Besuch der<br />
Porzellanmanufaktur<br />
„Hochwertige Arbeitsplätze werden<br />
nicht von Politik und Gewerkschaften<br />
geschaffen, sondern<br />
von Unternehmern“, sagte Hoefle.<br />
Der Ruf des Mittelstands sei zwar<br />
geringfügig besser als der großer<br />
Konzerne - dafür fände er weniger<br />
politisches Gehör. „Auf dem Mittelstand<br />
basiert unsere dynamische<br />
Volkswirtschaft, er darf nicht als<br />
fünftes Rad am Wagen Corporate<br />
Germany’s behandelt werden“,<br />
forderte er. Bei entsprechender<br />
Anerkennung könnten Unternehmer<br />
ihrer Eigentümerverantwortung<br />
besser gerecht werden.<br />
Mario Ahlberg verwies auf die Parabel<br />
von den anvertrauten Ta-<br />
Professor Dr. Elmar Nass, der<br />
an der Wilhelm-Löhe-Hochschule<br />
in Fürth Wirtschafts- und Sozialethik<br />
lehrt, verwies auf das<br />
Menschenbild der Katholischen<br />
Soziallehre. „Der Mensch ist nicht<br />
nur eine Humankapitalressource,<br />
wir müssen ihn als Ganzes, als Person<br />
sehen“, betonte er. Natürlich sei<br />
seine Leistung wichtig, aber es<br />
gehöre mehr zu ihm, das müssten<br />
auch Vorgesetzte sehen. „Gerade<br />
Mittelständler haben die Chance,<br />
als Vorbilder die gesellschaftliche<br />
Kultur zu prägen“, sagte Nass.<br />
Allerdings dürfe das Pendel auch<br />
nicht in Richtung überzogener<br />
Forderungen ausschlagen: Das<br />
gehe zu Lasten des Unternehmensziels.<br />
Auch Johannes Wedding<br />
betonte mit Verweis auf die Sozialenzyklika<br />
Centesimus Annus:<br />
„Unternehmer sind nicht nur berechtigt,<br />
Gewinne zu machen, sondern<br />
dazu verpflichtet.“ Nur so<br />
könnten sie ihre gesellschaftliche<br />
Aufgabe erfüllen.<br />
VB<br />
In den Werkstätten der Porzellanmanufaktor<br />
Meißen war zu erleben,<br />
wie Meißner Porzellan entsteht. In<br />
Handarbeit fügte der Bossierer Figurenteile<br />
zusammen, in der Aufglasurmalerei<br />
erhielt das Porzellan<br />
Blumenmalereien. Der Abend<br />
schloss mit dem festlichen Abendessen<br />
„Tisch und Tafelkultur“ auf<br />
berühmten Meißner Porzellan aus<br />
drei Jahrhunderten, mit unterhaltsamen<br />
Einblicken in das Gestern<br />
und Heute.<br />
MS<br />
8 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
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Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden<br />
Zum Unternehmer berufen!<br />
Schrift des Päpstlichen Rates Justitia et Pax wird <strong>BKU</strong>-Jahresthema 2014<br />
Bei der 26. Delegiertenversammlung<br />
des <strong>BKU</strong> in Dresden<br />
wurde das neue Jahresthema<br />
des <strong>BKU</strong> beschlossen: In 2014<br />
sollen die Veranstaltungen<br />
schwerpunktmäßig die Schrift<br />
„Zum Unternehmer berufen!“<br />
aufgreifen. Damit folgte die<br />
Delegiertenversammlung dem<br />
Vorschlag der Konferenz der<br />
Diözesangruppenvorsitzenden.<br />
Nachdem in den vergangenen zwei<br />
Jahren die Eigentümerverantwortung<br />
inhaltlicher Schwerpunkt<br />
des <strong>BKU</strong> war, stehen nun die Berufung<br />
zu verantwortlichem Führen<br />
und zur Mitgestaltung des<br />
fortschreitenden Schöpfungswerks<br />
Gottes im Mittelpunkt.<br />
Der <strong>BKU</strong> ist Mitherausgeber<br />
der deutschen Fassung dieser<br />
Handreichung des Päpstlichen Rates<br />
für Gerechtigkeit und Frieden.<br />
Die Zitate einiger <strong>BKU</strong>-Mitglieder<br />
auf den beiden folgenden Seiten<br />
zeigen die große positive Resonanz,<br />
die die Schrift hervorgerufen<br />
hat.<br />
VB<br />
PÄPSTLICHER RAT<br />
FÜR GERECHTIGKEIT UND FRIEDEN<br />
ZUM UNTERNEHMER BERUFEN!<br />
EINE ERMUTIGUNG FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE<br />
IN DER WIRTSCHAFT<br />
Klaus Georg Schmidbauer hebt<br />
zwei Zitate aus der Schrift besonders<br />
hervor: „Die Berufung<br />
zum Unternehmer ist eine zutiefst<br />
menschliche und christliche.<br />
Die Bedeutung der<br />
Unternehmer im Leben der Kirche<br />
und in der Weltwirtschaft<br />
kann nicht hoch genug eingeschätzt<br />
werden.“ Sowie „Führungskräfte<br />
in der Wirtschaft<br />
nehmen eine besondere Rolle<br />
im fortschreitenden Prozess der<br />
Schöpfung ein.“ (S. 5, Nr. 6 und<br />
7).<br />
Klaus Georg Schmidbauer,<br />
Vorsitzender der Diözesangruppe<br />
Erfurt und Abteilungsdirektor<br />
bei der<br />
Landesbank Hessen-<br />
Thüringen<br />
„Die Handreichung des Päpstlichen<br />
Rates für Menschen, die<br />
sich der unternehmerischen<br />
Verantwortung stellen, gibt mit<br />
ihren praktischen Prinzipien<br />
ethische Rahmenbedingungen<br />
vor, die durch eine gute Unternehmens-Wertekultur<br />
umgesetzt<br />
werden können. Es ist ermutigend<br />
wahrzunehmen, dass Unternehmertum<br />
auch einer<br />
Berufung bedarf.“<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Christiane Underberg,<br />
Geschäftsführerin der<br />
Underberg GmbH<br />
„Das Papier ‚Zum Unternehmer<br />
berufen‘ hat die verschiedenen<br />
Seiten des Unternehmertums<br />
vorbildlich ausbilanziert. Der Unternehmer<br />
aus christlicher Verantwortung<br />
ist ein<br />
ganzheitliches Leitbild. Gerade<br />
in den neuen Bundesländern ist<br />
diese Sicht wichtig, denn hier<br />
ist die diesbezügliche Tradition<br />
noch jung. Der Begriff des Unternehmers<br />
wurde in der DDR<br />
stigmatisiert. Ich freue mich<br />
daher über die engagierte Arbeit<br />
der (noch) recht wenigen in<br />
christlicher Verantwortung stehenden<br />
Unternehmer in Sachsen<br />
und Ostthüringen.“<br />
Dr. Heiner Koch,<br />
Bischof des Bistums<br />
Dresden-Meißen<br />
10 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden<br />
„In der Verantwortung vor Gott<br />
hat jede Führungspersönlichkeit<br />
erst das Wohl der Allgemeinheit<br />
im Auge zu haben und dann<br />
erst das individuelle Eigeninteresse.<br />
Wenn Eigeninteresse auf<br />
Kosten anderer erstrebt wird,<br />
dann ist es nicht ehrbar. Non<br />
omne quod licet, honestum<br />
est.“<br />
Professor Dr. Claus Hipp,<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied und Geschäftsführer<br />
der Hipp GmbH<br />
„Ich bin stolz, dass es in der<br />
Katholischen Weltkirche nun<br />
endlich ein Papier gibt, das die<br />
wichtige Rolle betont, die Unternehmer<br />
in unserer Gesellschaft<br />
spielen. Unternehmer<br />
spielen insbesondere in kirchlichen<br />
Kreisen viel zu oft eine<br />
untergeordnete Rolle - weit hinter<br />
allen möglichen Gutmenschen.“<br />
Marie-Luise Dött MdB,<br />
<strong>BKU</strong>-Bundesvorsitzende<br />
„Die Handreichung gibt Antworten<br />
darauf, was eine christlich<br />
orientierte Personalführung anders<br />
machen kann als andere:<br />
Aus ihrer religiösen Praxis heraus<br />
ein Bewusstsein für sozialethische<br />
Prinzipien entwickeln<br />
und diese nachhaltig im Unternehmen<br />
leben.“<br />
Andrée Brüning, Vorsitzender<br />
der Diözesangruppe<br />
Aachen und Geschäftsführer<br />
von anders.beraten<br />
„Etwas realitätsfern wird trotz<br />
der Länge der Schrift nicht auf<br />
die Alltagsprobleme des Unternehmers<br />
eingegangen, sondern<br />
eine Welt von Gutmenschen beschrieben,<br />
die hier auf Erden leider<br />
nicht immer anzutreffen ist.“<br />
Elisabeth Schulte,<br />
Vorsitzende der Diözesangruppe<br />
Ruhrgebiet und<br />
Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes<br />
Dienstleistungen<br />
und Bildung e.V.<br />
„Die Veröffentlichung ‚Zum Unternehmer<br />
berufen!‘ ist für mich<br />
wie ein Kompass. Glaube und<br />
Unternehmertum gehören zusammen.“<br />
Elke Martin-Ehret,<br />
Wirtschaftsprüferin,<br />
Vorsitzende der Diözesangruppe<br />
Freiburg und<br />
Mitglied des<br />
<strong>BKU</strong>-Bundesvorstands<br />
„Es gibt nichts Gutes, außer<br />
man tut es!“ (Erich Kästner).<br />
Wirkung wird dieses Papier erst<br />
dann haben, wenn sich das<br />
erste (kirchliche?) Unternehmen<br />
wirklich offen an diesem Text<br />
messen lässt.<br />
Maria Fischer,<br />
Vorsitzende der Diözesangruppe<br />
Düsseldorf und<br />
Geschäftsführerin der<br />
Personalberatung Fischer<br />
HRM<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 11
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Dresden<br />
Mit großer Zustimmung wurden auf der Delegiertenversammlung<br />
das Jahresthema 2014 „Zum Unternehmer<br />
berufen!“ und die Finanzen beschlossen.<br />
Als ein neuer Kassenprüfer wurde als Nachfolger<br />
von Klaus Landsmann Jürgen Knieps von der Steyler<br />
Bank gewählt.<br />
Konzelebrant des Pontifikalamtes in der Hofkirche<br />
Kathedrale Ss. Trinitatis mit Bischof Dr. Heiner Koch<br />
war Pater Johannes Zabel, Geistlicher Berater der<br />
Diözesangruppe Düsseldorf. Er hatte auch die Laudes<br />
am Samstagmorgen vorbereitet und mit den<br />
Teilnehmern gebetet.<br />
Beim abschließenden Empfang: Bischof<br />
Koch mit <strong>BKU</strong>-Mitglied Norbert<br />
Gödde, der mit seinen Aufnahmen<br />
in Eigenengagement einen Bildband<br />
zur Jahrestagung erstellt und versandt<br />
hat.<br />
Foto: Schoser<br />
Ein Geschenk für Bischof Koch überbrachte der <strong>BKU</strong>-Ehrenvorsitzende,<br />
Cornelius G. Fetsch, in Vertretung des kurzfristig verhinderten Professors<br />
Dr. Lothar Roos. Die Sammlung der Dresdener Kathedralvorträge<br />
aus 1990 und ein gerahmtes Ankündigungsplakat aus der Zeit nach<br />
der Wende erinnern an die Initiativen und die Aufbruchstimmung in<br />
dieser Zeit.<br />
Dresden bei Nacht<br />
Der DG-Vorsitzende von Dresden-Meißen, Markus Haselier,<br />
hatte als Referentengeschenke Sektflaschen „August der<br />
Starke“ in der ortstypischen Keulenform besorgt, die er<br />
gemeinsam mit der Bundesvorsitzenden Marie-Luise Dött,<br />
MdB zum Abschluss auch den Mitarbeitern der Geschäftsstelle<br />
überreichte.<br />
Fotos: Gödde<br />
12 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Kurz und Knapp<br />
Inklusion nicht<br />
gegen jede Vernunft<br />
Der Verein katholischer deutscher<br />
Lehrerinnen (VkdL) hält<br />
die Versprechen des im Oktober<br />
beschlossenen nordrhein-westfälischen<br />
Inklusionsgesetzes für<br />
pädagogisch unverantwortlich<br />
und realitätsfern.<br />
Kinder und Jugendliche mit Behinderung<br />
sollen ab August 2014<br />
einen Rechtsanspruch auf einen<br />
Regelschulplatz haben. Die Schulreform<br />
sei nicht ausreichend vorbereitet,<br />
den in Anhörungen von<br />
Behindertenorganisationen, Lehrerverbänden<br />
und Experten geäußerten<br />
Bedenken würde nicht Rechnung<br />
getragen, so die Kritik. Die<br />
Reform werde ohne Rücksicht „auf<br />
Kosten der Schüler durchgeboxt“.<br />
Das Fehlen von Qualitätskriterien<br />
werde vor allem die schwächsten<br />
Glieder treffen: die Schüler mit<br />
Behinderungen, die eigentlich unterstützt<br />
werden sollten. VkdL<br />
Katholische Schule<br />
darf Muslime ablehnen<br />
Eine katholische Grundschule<br />
darf einen muslimischen Schulanfänger<br />
ablehnen, wenn seine<br />
Eltern die Teilnahme am katholischen<br />
Religionsunterricht und<br />
an Gottesdiensten verweigern.<br />
Dies hat das nordrhein-westfälische<br />
Oberverwaltungsgericht im September<br />
in einem Eilbeschluss entschieden.<br />
Es bestätigte damit einen<br />
Beschluss des Verwaltungsgerichts<br />
Minden. Die Eltern hatten sich bei<br />
der Schulanmeldung geweigert,<br />
den im Anmeldebogen formulierten<br />
Wunsch zur Teilnahme an<br />
Religionsunterricht und Schulgottesdiensten<br />
zu unterschreiben.<br />
Sie hatten in der Forderung laut<br />
Gericht einen Verfassungsbruch<br />
und ein Aufdrängen gegenüber<br />
Andersgläubigen gesehen. Laut<br />
Oberverwaltungsgericht hingegen<br />
ist die Ablehnung rechtens. Der<br />
Beschluss ist nicht anfechtbar. OVG<br />
Bischofskonferenz<br />
verleiht Medienpreis<br />
Die Deutsche Bischofskonferenz<br />
hat zusammen mit der<br />
Gesellschaft Katholischer Publizisten<br />
und dem Katholischen<br />
Medienverband zum elften Mal<br />
den Katholischen Medienpreis<br />
verliehen.<br />
Der Juryvorsitzende Bischof Dr.<br />
Gebhard Fürst betonte: „Das Hören,<br />
aber auch das Sehen kann das<br />
Herz tief berühren.“ So trügen<br />
Journalisten zur Wandlung der<br />
Welt bei. Bei den Printmedien gewann<br />
Lara Katharina Fritzsche<br />
mit „Das Leben nach dem Tod in<br />
Utøya“, wo 67 Opfer einem Amokschützen<br />
zum Opfer gefallen waren<br />
(ZEITmagazin). Bei den elektronischen<br />
Medien wurde Heidi Specogna<br />
für „Carte Blanche“ (ARTE)<br />
ausgezeichnet, einen berührenden<br />
Bericht über die Opfer von Vergewaltigungen<br />
und Plünderungen<br />
in der Republik Kongo. DBK<br />
Michael Bommers: Zwischenruf<br />
Sonne, Mond,<br />
und Sterne?<br />
Nun soll also der Heilige Martin<br />
dran glauben. Die Forderung des<br />
NRW-Linken Rüdiger Sagel, das<br />
Sankt-Martins-Fest abzuschaffen<br />
und stattdessen nur noch „Sonne,<br />
Mond und Sterne-Feste“ zuzulassen,<br />
ist ein weiterer Vorstoß in<br />
Richtung „Säkularisation 2.13“.<br />
Immer wieder einmal vernimmt<br />
man Forderungen, christliche Traditionen<br />
und Symbole aus dem öffentlichen<br />
Raum zu verbannen.<br />
Die sogenannten „Kruzifix-Urteile“<br />
sind in Bayern und Italien bis<br />
heute allerdings praktisch ohne<br />
weitgehende Folgen geblieben –<br />
Gott sei Dank!<br />
Der Gottesbezug in der Präambel<br />
unseres Grundgesetzes, das Bewusstsein<br />
einer Verantwortung vor<br />
Gott und den Menschen, konnte leider<br />
nicht in die Europäische Verfassung<br />
hinübergerettet werden.<br />
Wir wissen: Sprache steuert Bewusstsein<br />
und Haltung, verändert<br />
schließlich Verhalten. Wir sprechen<br />
noch von „Weihnachtsmärkten“,<br />
obschon vermutlich bereits ein<br />
überwiegender Anteil des Kirchenvolkes<br />
über Inhalt und Bedeutung<br />
von Weihnachten keine gesicherte<br />
Angabe mehr machen kann.<br />
Michael Bommers, Leiter des <strong>BKU</strong>-<br />
Arbeitskreises Christliche Spiritualität.<br />
Foto: privat<br />
Diejenigen, die Religion aus<br />
dem öffentlichen Leben verdrängen<br />
möchten, verweisen stets auf Toleranz<br />
und die Gefahr der Diskriminierung.<br />
Die aktuelle Debatte um<br />
den Heiligen Martin hat jedoch in<br />
erfreulicher Weise klargestellt,<br />
dass auch Muslime und andere<br />
Gläubige an christlichen Traditionen<br />
festzuhalten wünschen.<br />
Aber: Andersgläubige möchten<br />
mit uns „auf Augenhöhe“ sprechen.<br />
Sie fragen uns, was uns noch heilig<br />
sei. Es ist gut zu wissen, dass<br />
Religion eine wesentliche Dimension<br />
von Kultur und auch wirtschaftlichem<br />
Erfolg ist. Europa,<br />
so Theodor Heuss, „ist auf drei Hügeln<br />
erbaut“. Einer davon ist Golgotha<br />
und steht für den Ein-Gott-<br />
Glauben der Juden und der Christen.<br />
In diesem Bewusstsein sind<br />
wir – gerade auch als Mitglieder<br />
des <strong>BKU</strong> – eingeladen, unseren<br />
christlichen Glauben nicht zu verleugnen,<br />
sondern ihn stets besser<br />
kennenzulernen und ihn zu bekennen.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 13
Initiativen und Ideen<br />
Vision – Mission – Aktion<br />
<strong>BKU</strong>-Bundesvorstand erarbeitet Kurzdarstellung des Verbandes<br />
Vision<br />
Der demokratische Rechtsstaat<br />
und die soziale Marktwirtschaft<br />
bilden die Gesellschaftsordnung,<br />
die dem christlichen Menschenbild<br />
und den Prinzipien der Christlichen<br />
Gesellschaftslehre – Personalität,<br />
Gemeinwohl, Solidarität<br />
und Subsidiarität – weitestgehend<br />
entspricht.<br />
Als Teilhaber am Schöpfungshandeln<br />
Gottes sind Unternehmer in<br />
Freiheit innovativ tätig.<br />
Sie produzieren Güter und Dienstleistungen,<br />
die den Konsumenten<br />
und Kunden von gutem Nutzen<br />
sind, und schaffen Arbeitsplätze.<br />
Sie übernehmen Verantwortung<br />
für das Gemeinwesen und die Bewahrung<br />
der Schöpfung. Sie engagieren<br />
sich in ihrem Umfeld<br />
und bilden eine tragende Säule<br />
unserer Bürgergesellschaft, deren<br />
Keimzelle die Familie ist.<br />
Für Unternehmer sind die Mitarbeiter<br />
im Unternehmen Teil einer<br />
personalen Gemeinschaft. Sie sind<br />
dort in Würde produktiv tätig<br />
und können ihre Persönlichkeit in<br />
der Arbeit entfalten.<br />
Mission<br />
Wir arbeiten mit an der Vermittlung<br />
und Weiterentwicklung der<br />
Katholischen Soziallehre und an<br />
der Erneuerung der sozialen<br />
Marktwirtschaft, als deren Hüter<br />
und Botschafter wir uns verstehen,<br />
zu Hause und weltweit.<br />
Wir tragen ethische Werte in die<br />
Wirtschaft und ihre Organisationen,<br />
stellen der Kirche unseren<br />
ökonomischen Sachverstand zur<br />
Verfügung und tragen beides in<br />
Politik und Gesellschaft.<br />
Unternehmern bieten wir einen<br />
Raum zum persönlichen Austausch,<br />
geistliche Begleitung und<br />
Orientierung für ihr tägliches<br />
Handeln.<br />
Aktion<br />
In unseren Diözesangruppen bilden<br />
unsere Mitglieder und Gäste<br />
ein Netzwerk geschäftlicher, kirchlicher<br />
und gesellschaftlicher Kontakte.<br />
In einem persönlichen und<br />
vertrauensvollen Miteinander erfahren<br />
sie eine geistige Heimat und<br />
Werteorientierung für den betrieblichen<br />
wie persönlichen Alltag.<br />
In den Arbeitskreisen auf Bundesebene<br />
entstehen innovative<br />
Konzepte zur Wirtschafts- und<br />
Sozialpolitik sowie zur Unternehmensethik.<br />
Über ein breites Netzwerk<br />
werden diese inhaltlichen<br />
Impulse gezielt an Entscheidungsträger<br />
und Meinungsbildner<br />
in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Kirche und Medien herangetragen.<br />
<strong>BKU</strong>-Bundesvorstand<br />
Medien und Unternehmerverantwortung<br />
Frühjahrstagung in Altenberg am 16./17. Mai – mit WDR-Intendant Buhrow<br />
Zu „Medienlandschaft und<br />
Unternehmerverantwortung“<br />
findet am 16./17. Mai die <strong>BKU</strong>-<br />
Frühjahrstagung statt. Die Diözesangruppen<br />
Aachen, Bonn,<br />
Düsseldorf, Köln, Paderborn<br />
und Ruhrgebiet laden in und<br />
um den Altenberger Dom ein.<br />
Das Thema ermöglicht, die <strong>BKU</strong>-<br />
Jahresthemen „Eigentum und Verantwortung“<br />
(2013) und „Zum<br />
Unternehmer berufen!“ (2014) von<br />
einer anderen Seite zu diskutieren.<br />
Die Medienlandschaft befindet<br />
sich im rasanten Umbruch. Klassische<br />
Printmedien verlieren<br />
Marktanteile in einer zunehmend<br />
digitalisierten Medienlandschaft.<br />
Zu diskutieren ist, ob dies die<br />
Vielfalt der Informationsmöglichkeiten<br />
einschränken wird, insbesondere<br />
bei christlichen Medien.<br />
Tom Buhrow. Foto: WDR/Herby Sachs<br />
Expertenmeinungen zufolge haben<br />
Medien den größten Einfluss auf<br />
die Meinungsbildung. Die zunehmende<br />
Nutzung digitaler Medien<br />
kann dies noch verstärken: Der<br />
Netz-Nutzer gibt seine Daten und<br />
über seine Zugriffe seine Interessen<br />
preis. Können die Medien damit<br />
verantwortungsbewusst umgehen?<br />
Oder werden sie selektiver<br />
und einengender informieren?<br />
Unternehmer müssen sich vielfältig<br />
und umfassend informieren<br />
können, um ihrer Verantwortung<br />
durch gesellschaftliches Engagement<br />
und christliche Werteorientierung<br />
gerecht zu werden. Ist<br />
das angesichts der aktuellen Entwicklung<br />
gefährdet?<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Helmut Heinen,<br />
Herausgeber der Kölnischen Rundschau<br />
und Präsident des Bundesverbandes<br />
Deutscher Zeitungsverleger,<br />
referiert zur „Verantwortung<br />
des Journalismus in der<br />
veränderten Medienwelt“. Weitere<br />
Themen sind Zukunftschancen<br />
christlicher Medien und der Printmedien<br />
insgesamt. Zum Abschluss<br />
spricht WDR-Intendant Tom Buhrow<br />
zur Objektivität oder Subjektivität<br />
in Nachrichtensendungen.<br />
Hans-Dieter Joos<br />
14 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Initiativen und Ideen<br />
Schwieriges Umfeld für christlicheWerte<br />
<strong>BKU</strong> begleitet ersten christlichen Unternehmerverband in Bulgarien<br />
Unter Mitwirkung des <strong>BKU</strong><br />
und der Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung (KAS) wurde in<br />
Montana am 6. November der<br />
erste christlich-orthodoxe Unternehmerverband<br />
Bulgariens<br />
gegründet.<br />
Den Grundstein bildete das von<br />
deutscher Seite begleitete Seminar<br />
„Kirche und Wirtschaft – wie<br />
wirksam können christliche Prinzipien<br />
sein?“ im Juni in der Diözese<br />
Vidin im Nordwesten Bulgariens.<br />
15 Unternehmer und drei Priester<br />
schlossen sich nun in Anwesenheit<br />
von Sionii Bischof von Velica zu<br />
dem neuen Verein zusammen.<br />
Mit Unterstützung des KAS-Landesbüros<br />
Bulgarien kamen Unternehmer<br />
und Theologen aus der<br />
Region zum Gedankenaustausch<br />
über christliche Prinzipien im<br />
Wirtschaftsleben und zur Vereinsgründung<br />
zusammen. Der<br />
stellvertretende Direktor der Katholischen<br />
Sozialwissenschaftlichen<br />
Zentralstelle, Dr. Arndt Küppers,<br />
referierte zu den Prinzipien<br />
Der Vorstand des neuen christlich-orthodoxen Unternehmerverbandes<br />
mit den Partnern der deutschen Seite.<br />
Foto: KAS<br />
der christlichen Sozialethik. <strong>BKU</strong>-<br />
Geschäftsführer Dr. Martin Schoser<br />
erläuterte Entstehung, Struktur,<br />
Arbeit und aktuelle Projekte<br />
des <strong>BKU</strong> und gab praktische Hinweise<br />
für die Neugründung. Die<br />
Satzung des <strong>BKU</strong> war mit Unterstützung<br />
des Leiters des KAS-<br />
Landesbüros, Dr. Marco Arndt,<br />
übersetzt und angepasst worden.<br />
Wissenschaftlich begleitet wurde<br />
die Gründung von Professor Dr.<br />
Bojidar Andonov von der theologischen<br />
Fakultät der Universität<br />
Sofia, der einen Lehrauftrag an der<br />
LMU München hat. „Die Gründungsmitglieder<br />
möchten in einem<br />
schwierigen Umfeld christliche<br />
Prinzipien zur Weiterentwicklung<br />
der Gesellschaft verwirklichen,<br />
auch im Umgang der Menschen<br />
miteinander“, berichtet Schoser.<br />
Es gibt Überlegungen zu ähnlichen<br />
Initiativen an weiteren Orten. MS<br />
Christliche Unternehmensführung<br />
Erste Ergebnisse der Studie von <strong>BKU</strong> und KU Eichstätt<br />
Wodurch zeichnet sich eine<br />
gute Unternehmensführung<br />
aus? Wie wird sie grundsätzlich<br />
gedacht und gestaltet? Und<br />
welche Rolle spielen christliche<br />
Werte für die Führungskultur?<br />
Dies sind einige der Fragen der<br />
Studie zur Unternehmensführung<br />
und christlichen Leadership, die<br />
Wissenschaftler der Katholischen<br />
Universität Eichstätt-Ingolstadt<br />
in Zusammenarbeit mit dem <strong>BKU</strong><br />
beantworten wollen. Erste Ergebnisse<br />
der Studie liegen nun vor.<br />
Ein einheitlicher „christlicher Führungsstil“<br />
ist nicht erkennbar. Vielmehr<br />
verwirklichen Personen in<br />
Führungspositionen christliche<br />
Werte in ihren täglichen Führungsentscheidungen<br />
auf unterschiedliche<br />
Art und Weise. Besondere<br />
Bedeutung wird dem<br />
menschlichen Umgang mit Mitarbeitern<br />
zugemessen, der Bewahrung<br />
der Schöpfung durch besondere<br />
Rücksicht auf die Umwelt<br />
und der Verantwortung für die Gesellschaft<br />
als Ganzes durch soziale<br />
Projekte.<br />
Es zeigen sich deutliche Unterschiede<br />
hinsichtlich der Größe<br />
und Governancestrukturen des<br />
Unternehmens, in dem die Befragten<br />
arbeiten. Führungspersönlichkeiten<br />
in Familienunternehmen<br />
haben einen breiteren<br />
Handlungsraum zur Verwirklichung<br />
christlicher Werte im Vergleich<br />
zu Führungspersönlichkeiten<br />
in großen Unternehmen.<br />
Angesichts dieser Ergebnisse stellt<br />
sich die Frage nach den konkreten<br />
Unterschieden zwischen christlicher<br />
Unternehmensführung und<br />
guter werteorientierter Unternehmensführung<br />
nicht christlich<br />
geprägter Personen. Die Studie soll<br />
technische und instrumentale Unterschiede<br />
identifizieren.<br />
Weitere Ergebnisse werden bei<br />
den Eichstätter Gesprächen vom<br />
20. bis 22. Februar 2014 präsentiert.<br />
Cristian R. Loza Adaui<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 15
Initiativen und Ideen<br />
Sehnsucht, die das Herz schmerzt<br />
Wenn das richtige Umfeld für das persönliche Gespräch mit Gott fehlt<br />
Die Klosterkirche ist das Herz<br />
eines jeden Klosters, auch das<br />
der Zisterzienserinnenabtei St.<br />
Marienthal. Hier kommen die<br />
Schwestern zum Stundengebet<br />
zusammen und feiern die Heilige<br />
Messe. Doch seit über drei<br />
Jahren müssen die Schwestern<br />
in eine provisorisch eingerichtete<br />
Hofkapelle ausweichen.<br />
Drei Jahre – so lange liegt das<br />
schwerste Hochwasser in der fast<br />
800-jährigen Geschichte des Klosters<br />
zurück. Seitdem ist die Klosterkirche<br />
eine Baustelle. „Wir haben<br />
so gehofft, in diesem Jahr die<br />
Heilige Messe zu Weihnachten<br />
wieder in der Klosterkirche feiern<br />
zu können. Doch die Sanierungsarbeiten<br />
werden noch einige Monate<br />
andauern. Die Sehnsucht ist<br />
groß und nur schwer zu ertragen.<br />
Wir möchten endlich wieder unsere<br />
Gebete am wichtigsten Ort<br />
unseres Klosters an unseren Herrn<br />
richten können“, so die Priorin<br />
Sr. Elisabeth Vaterodt OCist.<br />
Das Kloster St. Marienthal ist ein<br />
Ort der Ruhe und Besinnung, auch<br />
für Gäste und Besucher: Sie tanken<br />
Kraft, erholen sich vom hektischen<br />
Alltag und konzentrieren<br />
sich bewusst auf das Wesentliche<br />
im Leben. Für viele Gäste sind diese<br />
Auszeiten immer wieder wertvoll<br />
und nötig, um die Herausforderungen<br />
in der Familie und im<br />
Beruf meistern zu können.<br />
www.kloster-marienthal.de<br />
Anzeige<br />
WIR BRAUCHEN IHRE HILFE<br />
BEI DER FINANZIERUNG<br />
DER HOCHWASSERSCHÄDEN<br />
AM KLOSTER ST. MARIENTHAL<br />
Foto: Markus Nowak/Bonifatiuswerk<br />
Das Hochwasser im August 2010<br />
hat Schäden in Höhe von rund<br />
13 Millionen Euro an und in unserem<br />
Kloster angerichtet. Etwa<br />
vier Millionen Euro der Kosten<br />
müssen wir Schwestern selbst<br />
tragen – doch aus eigenen<br />
Mitteln schaffen wir das nicht.<br />
Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende!<br />
Spendenkonto<br />
Kloster St. Marienthal<br />
Konto: 30 00 21 66 25<br />
BLZ: 850 501 00<br />
Sparkasse Oberlausitz-<br />
Niederschlesien<br />
Kennwort:<br />
013 St. Marienthal<br />
Einen Film zum Hochwasser und seinen Folgen für<br />
unser Kloster finden Sie auf unserer Internetseite<br />
www.kloster-marienthal.de oder indem Sie den<br />
QR-Code mit Ihrem Smartphone scannen.<br />
Zisterzienserinnenabtei Klosterstift St. Marienthal<br />
St. Marienthal 1 – 02899 Ostritz<br />
Tel 03 58 23 / 7 73 00 – Fax 03 58 23 / 7 73 01<br />
info@kloster-marienthal.de – www.kloster-marienthal.de
Initiativen und Ideen<br />
Nicht jede Erfahrung selbst machen<br />
Interview mit Unternehmer und Stifter Dr. Bernard Eßmann<br />
Der Unternehmer Dr. Bernard<br />
Eßmann gründete 2003 eine Kinderstiftung.<br />
Fünf Jahre später<br />
ging er mit seiner Familie ein Jahr<br />
nach Südafrika, um in einem Projekt<br />
für Aids-Waisen mitzuarbeiten.<br />
Seitdem unterstützt seine<br />
Peppercorn-Stiftung notleidende<br />
Kinder im südlichen Afrika. Im<br />
Gespräch mit dem <strong>BKU</strong> erläutert<br />
Eßmann den Projektservice International,<br />
ein Angebot für Menschen,<br />
die sich im Ausland engagieren<br />
wollen.<br />
<strong>BKU</strong>: Herr Eßmann, Sie sind Unternehmer<br />
und Stifter. Was ist die<br />
Schnittmenge dieser Bereiche?<br />
Eßmann: Als Stifter wollte ich zunächst<br />
nur mit den Zinserträgen<br />
des Stiftungskapitals arbeiten.<br />
Dann bekamen wir Spenden und<br />
ich merkte: Jetzt tust du ja das<br />
Gleiche wie in deiner Firma. Du<br />
nimmst das Geld von Investoren<br />
und versuchst, das beste Ergebnis<br />
damit zu erzielen. In beiden Funktionen<br />
wird mir sehr viel Vertrauen<br />
entgegengebracht. Das<br />
möchte ich nicht enttäuschen.<br />
<strong>BKU</strong>: Wie arbeitet Ihre Stiftung in<br />
Afrika?<br />
Eßmann: Derzeit unterstützen<br />
wir über 500 Kinder in sechs Dorfgemeinschaften,<br />
vier in Sambia<br />
Der Projektservice<br />
Unterstützung von Förderern<br />
beim Engagement im Ausland<br />
unter anderem durch:<br />
• Informationen/Kontakte<br />
• Beratung/Expertenvorträge<br />
• Vermittlung passender Projekte<br />
Die Kosten des Projektservices<br />
übernehmen die Träger:<br />
• Die Stiftung Stifter für Stifter<br />
(München)<br />
• Die Schmitz-Stiftungen (Düsseldorf<br />
und Thun/Schweiz)<br />
Kontakt: Michael Busch, Tel.:<br />
089-744200203, E-Mail: info@<br />
projektservice-international.org;<br />
www.projektservice-international.org<br />
Bernard Eßmann<br />
in Südafrika, wo<br />
seine Stiftung notleidende<br />
Kinder<br />
unterstützt.<br />
Foto: PSI<br />
und zwei in der Republik Kongo.<br />
<strong>BKU</strong>: Wie wichtig war Ihr Afrikaaufenthalt<br />
im Jahr 2008 für Ihr Engagement<br />
als Stifter?<br />
Eßmann: Meine Frau und ich<br />
wollten genau wissen, was mit<br />
den Spendengeldern passiert.<br />
Kommen die Mittel wirklich an?<br />
Dort, wo sie am dringendsten gebraucht<br />
werden? Verbessern sie die<br />
Lebensumstände der Kinder? Um<br />
das authentisch zu beantworten,<br />
mussten wir vor Ort sein.<br />
<strong>BKU</strong>: Sie haben nicht nur Ihre eigene<br />
Stiftung, sondern engagieren<br />
sich auch bei Stifter für Stifter. Was<br />
ist das Ziel dieser Stiftung?<br />
Eßmann: Stifter wissen, was Stifter<br />
brauchen: Wissen, Informationen,<br />
Kontakte, Netzwerke. Wir<br />
entwickeln Hilfen, die anderen<br />
Stiftern die Arbeit erleichtern. Indem<br />
wir als Stifter unsere eigenen<br />
Erfahrungen einbringen, wollen<br />
wir eine Kultur des Stiftens schaffen<br />
und fördern.<br />
<strong>BKU</strong>: Stifter für Stifter bietet zusammen<br />
mit den Schmitz-Stiftungen<br />
den Projektservice International<br />
an. Was ist das?<br />
Eßmann: Es gibt in Deutschland<br />
viele Menschen, die nachhaltige<br />
Projekte zur Armutsbekämpfung<br />
finanziell unterstützen möchten,<br />
aber nicht wissen, wo und wie. Auf<br />
der anderen Seite gibt es zahlreiche<br />
gute Projekte mit wirkungsvollen<br />
Konzepten, die seit Jahren<br />
erprobt sind. Der Projektservice<br />
bringt beide Parteien zusammen.<br />
Darüber hinaus stellt er Knowhow<br />
zur Verfügung und vermittelt<br />
Kontakte.<br />
<strong>BKU</strong>: Richtet sich der Service nur<br />
an Stiftungen?<br />
Eßmann: Nein, der Projektservice<br />
hilft allen Menschen, die etwas gegen<br />
die Armut im Ausland unternehmen<br />
wollen – Privatpersonen,<br />
Stiftern oder Unternehmen.<br />
<strong>BKU</strong>: Wie hätte der Projektservice<br />
Ihnen als Stifter helfen können?<br />
Eßmann: Damit hätte ich vielleicht<br />
schon früher das passende<br />
Projekt für unsere Stiftung gefunden.<br />
Nicht jeder kann ein Jahr<br />
im Projektgebiet verbringen. Die<br />
Experten von den Schmitz-Stiftungen<br />
sammeln seit über 25 Jahren<br />
Erfahrungen. Sie können das<br />
leisten, was ich mir mühsam erarbeiten<br />
musste. Allerdings möchte<br />
ich die Erfahrung in Afrika nicht<br />
missen. Insofern bin ich froh, dass<br />
es 2008 noch keinen Projektservice<br />
gab. Wer weiß, ob ich mich dann<br />
auf die Reise gemacht hätte.<br />
<strong>BKU</strong>: Was würden Sie einem<br />
Freund raten, der sich im Ausland<br />
für hilfsbedürftige Menschen einsetzen<br />
möchte?<br />
Eßmann: Zuallererst würde ich<br />
ihm natürlich die Peppercorn-Stiftung<br />
ans Herz legen! Nein, im<br />
Ernst: Wer die Zeit hat, sollte<br />
sich selbst ein Projekt suchen und<br />
vor Ort mitarbeiten. Wer sie nicht<br />
hat, sollte sich an den Projektservice<br />
International wenden.<br />
<strong>BKU</strong>: Danke für das Gespräch.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 17
Initiativen und Ideen<br />
Aus befreundeten Verbänden<br />
Nicht zu Getriebenen des Marktes werden<br />
Simone Hiesgen beim Jubiläum der Katholischen Rechtsanwälte<br />
Mit dem Thema „Die Kanzlei<br />
2.0 – Unsere digitale Gegenwart<br />
und Zukunft“ beging<br />
der Bund Katholischer Rechtsanwälte<br />
in Bonn die Jahrestagung<br />
anlässlich seines 15. Geburtstags.<br />
Die Katholischen Rechtsanwälte<br />
befassten sich insbesondere mit<br />
Fragen des elektronischen Rechtsverkehrs<br />
und der Rechtsberatung<br />
in der digitalen Revolution. Zum<br />
abendlichen Festkommers überbrachte<br />
<strong>BKU</strong>-Geschäftsführer Dr.<br />
Martin Schoser die Glückwünsche<br />
und Grüße der Partnerorganisation,<br />
die für den BKR die Geschäftsstellenarbeit<br />
führt. Gerade<br />
mit dem kommenden <strong>BKU</strong>-Jahresthema<br />
„Zum Unternehmer berufen!“<br />
sehe er in 2014 weitere Anknüpfungspunkte<br />
dafür, die Beziehungen<br />
zwischen<br />
den beiden<br />
Verbänden<br />
weiter zu intensivieren.<br />
Als Festrednerin sprach Simone<br />
Hiesgen aus Hattingen, Siegerin<br />
des Rednerwettstreits des Deutschen<br />
Anwaltstages 2010 und Gewinnerin<br />
des Georg-Prasser-Preises.<br />
In ihrem Vortrag „Der Anwalt<br />
der Zukunft – Zwischen Schöpfung<br />
und Evolution“ appellierte sie an die<br />
Festgäste, sich nicht zu Getriebenen<br />
des Marktes machen zu lassen.<br />
Man müsse sich in seinem Beruf<br />
ganz bewusst immer wieder hinterfragen<br />
– etwa bei der Annahme<br />
von Scheidungsverfahren oder bei<br />
der Führung von Strafverfahren.<br />
Man sollte versuchen, sich seine<br />
Mandaten „zu erziehen“. Bestenfalls<br />
könne man dadurch sogar verhindern,<br />
dass ein Problem überhaupt<br />
entstehe.<br />
Der BKR-Vorsitzender<br />
Dieter<br />
Trimborn<br />
von Landenberg,<br />
Josua<br />
F a l k e n a u<br />
(K.D.St.V. Ripuaria),<br />
Festr<br />
e d n e r i n<br />
Simone Hiesgen<br />
und <strong>BKU</strong>-<br />
Geschäftsführ<br />
er Dr. Martin<br />
Schoser (v.r.)<br />
beim BKR-Jubiläum.<br />
Foto: privat<br />
Sie zeigte das Spannungsfeld zwischen<br />
dem Begriff „Wertschöpfung“,<br />
der auch das Wort „Schöpfung“<br />
enthalte, und dem Begriff<br />
des „Abschöpfens“ auf. Ganz bewusst<br />
sollte ein Anwalt seine Zukunft<br />
selber schaffen und gestalten.<br />
Schließlich mache es Freude, für<br />
das einzutreten, was man für richtig<br />
und wichtig halte.<br />
Der Vorsitzende des BKR, Dieter<br />
Trimborn von Landenberg,<br />
hob in seinem Dank hervor, dass<br />
Gerechtigkeit nicht nur durch Gesetze<br />
geschaffen werden könne.<br />
Es brauche den gerechten und<br />
auch den barmherzigen Anwalt,<br />
der seine Mandanten auf ihrem<br />
schwierigen Weg begleitet. Dieses<br />
Bekenntnis, verbindlich festgehalten<br />
im Ethik-Kodex , sei hohes Ziel<br />
und täglicher Auftrag eines jeden<br />
BKR-Mitgliedes.<br />
Bei der BKR-Mitgliederversammlung<br />
wurde der Hamburger<br />
Rechtsanwalt Roger Zörb in einer<br />
Nachwahl zu einem neuen stellvertretenden<br />
Vorsitzenden gewählt.<br />
Dr. Martin Schoser<br />
BDA-Präsident Kramer<br />
beim ORDO-Preis<br />
Ingo Kramer, der am 18. November<br />
neu gewählte Präsident<br />
der Bundesvereinigung der<br />
Deutschen Arbeitgeberverbände<br />
(BDA), spricht als Festredner<br />
bei der Verleihung des<br />
ORDO-Preises der Jenaer Allianz.<br />
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis<br />
wird am 15. Mai 2014 verliehen.<br />
Zuvor wird es eine Podiumsdiskussion<br />
zur Energiepolitik geben.<br />
Mit dem ORDO-Preis prämiert<br />
das Netzwerk Institutionen, die<br />
sich der Erneuerung der sozialen<br />
Marktwirtschaft verpflichtet fühlen<br />
und dem auch der <strong>BKU</strong> angehört,<br />
ordnungspolitische Innovationen<br />
zur Fortentwicklung einer<br />
freiheitlichen und menschenwürdigen<br />
sozialen Marktwirtschaft.VB<br />
18 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Initiativen und Ideen<br />
Ordo-socialis-Preis für Paul Kirchhof<br />
<strong>BKU</strong>-Tochter zeichnet seinen ordnungspolitischen Beitrag aus<br />
Laudator Dr. Bernard Vogel, Preisträger Professor Dr. Paul Kirchhof,<br />
der scheidende Ordo-socialis-Vorsitzende Cornelius Fetsch, <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Helmut Linnenbrink und der Münchener Sozialethiker Professor<br />
Dr. Markus Vogt, Sprecher des Wissenschaftlichen Beirates (v.l.). Foto: KSI<br />
Der frühere Verfassungsrichter<br />
und Heidelberger Jura-Professor<br />
Dr. Paul Kirchhof ist am<br />
17. November mit dem erstmals<br />
verliehenen Ordo-socialis-Preis<br />
ausgezeichnet worden.<br />
Ordo socialis, die 1986 vom <strong>BKU</strong> gegründete<br />
wissenschaftliche Vereinigung<br />
zur Förderung der Christlichen<br />
Gesellschaftslehre, will mit<br />
diesem Preis Persönlichkeiten auszeichnen,<br />
die sich um die Weiterentwicklung<br />
und Verbreitung der<br />
Christlichen Gesellschaftslehre verdient<br />
gemacht haben. Die Preisverleihung<br />
fand im Rahmen eines<br />
feierlichen Festaktes im Katholisch-<br />
Sozialen Institut der Erzdiözese<br />
Köln (KSI) in Bad Honnef statt.<br />
Der KSI-Direktor und frisch gewählte<br />
Vorsitzende von Ordo socialis,<br />
Professor Dr. Ralph Bergold,<br />
führte als Begründung für die<br />
Entscheidung des Preisgerichtes<br />
aus: „Professor Kirchhof hat durch<br />
sein persönliches, christliches Engagement<br />
und durch seine wissenschaftliche<br />
und richterliche Tätigkeit<br />
wesentliche und wertvolle<br />
Beiträge zur Lösung ordnungspolitischer<br />
Probleme geleistet. Vor<br />
allem seine familien- und steuerpolitischen<br />
Gedanken, Anregungen<br />
und Vorschläge, die er mit brillanter<br />
und eindrucksvoller Sprache<br />
vorträgt, verdienen eine besondere<br />
Hervorhebung.“<br />
Die Laudatio hielt der frühere Ministerpräsident<br />
und Ehrenvorsitzende<br />
der Konrad-Adenauer-Stiftung,<br />
Professor Dr. Bernhard Vogel.<br />
Auch er hob die besonderen<br />
Leistungen Kirchhofs hervor: „Eines<br />
Ihrer großen Lebensthemen<br />
sind der Schutz und die Förderung<br />
von Ehe und Familie.“ Vogel ging<br />
auch auf das Engagement Kirchhofs<br />
für ein einfaches und gerechtes<br />
Steuersystem ein, das viele<br />
mit seinem Namen verbinden.<br />
Der Sprecher des wissenschaftlichen<br />
Beirates von Ordo socialis, der<br />
Münchener Sozialethiker Professor<br />
Dr. Markus Vogt, betonte in seinem<br />
Grußwort die Notwendigkeit, die<br />
Christliche Gesellschaftslehre weiterzuentwickeln.<br />
Hierfür sei es<br />
wichtig, den entsprechenden Dialog<br />
international zu führen. Dies sei<br />
auch Hintergrund für die Besetzung<br />
des Beirates mit zahlreichen<br />
internationalen Wissenschaftlern.<br />
Martin J. Wilde<br />
Bergold löst Fetsch<br />
im Vorstand ab<br />
Auf der Mitgliederversammlung<br />
von Ordo socialis am 10.<br />
September wurde Professor Dr.<br />
Ralph Bergold, Direktor des<br />
Katholisch-Sozialen Instituts in<br />
Bad Honnef, zum neuen Vorsitzenden<br />
gewählt.<br />
Er löst den seit der Gründung amtierenden<br />
Vorsitzenden Cornelius<br />
Georg Fetsch auf dessen Wunsch<br />
hin ab und möchte vor allem die internationale<br />
Komponente der Arbeit<br />
von Ordo socialis verstärken.<br />
Fetsch, der Ordo socialis 27 Jahre<br />
lang erfolgreich geführt und vorangebracht<br />
hat, wurde zum Ehrenmitglied<br />
gewählt. Er will den neuen<br />
Vorsitzenden mit seiner Erfahrung<br />
unterstützen.<br />
Vorstand und Mitglieder bedankten<br />
sich für seinen Einsatz und hoben<br />
seinen Führungsstil hervor,<br />
der geprägt von menschlicher Einfühlsamkeit<br />
gewesen sei.<br />
Als neuer Schatzmeister wurde<br />
Peter van den Brock gewählt, ehemaliger<br />
Direktor der Pax-Bank<br />
und Vorstand der Pax-Bank-Stiftung.<br />
Beate Kaltefleiter<br />
Ordo socialis ist eine wissenschaftliche Vereinigung zur Förderung der Christlichen<br />
Gesellschaftslehre. Diese Tochterver einigung des <strong>BKU</strong> verfolgt das<br />
Ziel, das Gedankengut der Christlichen Gesellschaftslehre durch Übersetzungen<br />
international zu verbreiten.<br />
www.ordosocialis.de<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 19
Initiativen und Ideen<br />
Zentrale Rolle der Kirche bei Sozialreformen<br />
Althammer-Vortrag bei Höffner-Gesellschaft: Sozialpolitik und Demografie<br />
Der Sozialethik Joseph Kardinal<br />
Höffners hat sich die<br />
durch das langjährige <strong>BKU</strong>-<br />
Mitglied Professor Dr. Lothar<br />
Roos gegründete Joseph-<br />
Höffner-Gesellschaft verschrieben.<br />
Anlässlich des 26. Todestages<br />
Höffners lud die Gesellschaft<br />
gemeinsam mit dem Diözesanrat<br />
der Katholiken am<br />
20. Oktober zur Diskussion<br />
über „Dringliche Aufgaben der<br />
Sozial- und Familienpolitik angesichts<br />
des demographischen<br />
Wandels“ ein.<br />
Höffner habe eine entscheidende<br />
Rolle bei der „Mitgestaltung“ der<br />
Sozialgesetzgebung der Bundesrepublik<br />
Deutschland gespielt, betonte<br />
Weihbischof Manfred Melzer<br />
im Pontifikalamt.<br />
Lothar Roos, Geistlicher Berater<br />
des <strong>BKU</strong>, betonte: „Wir werden ärmer<br />
an Kindern, ärmer an Moral<br />
und ärmer an Glauben. Und die<br />
Armut an Glauben, das lässt sich<br />
empirisch nachweisen, ist die<br />
Hauptursache für die Armut an<br />
Kindern und an Moral. Wie gehen<br />
wir mit einer solchen Situation um,<br />
für die es in der gesamten Geschichte<br />
der modernen Gesellschaft<br />
bisher kein Beispiel gibt?“<br />
Roos verwies auf Benedikt XVI.,<br />
der als vorrangige Aufgabe des<br />
Staates nenne, „für Gerechtigkeit<br />
zu sorgen“.<br />
Professor Dr. Jörg Althammer<br />
konkretisierte diese Aufgabe. Die<br />
stärkste Rezession der Nachkriegsgeschichte<br />
im Jahre 2008<br />
habe Deutschland durch sozialpolitische<br />
Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld<br />
überwunden. „Das<br />
hat deutlich gemacht, welch hohes<br />
Gut unser Sozialstaat ist und wie<br />
unverzichtbar für Wirtschaft und<br />
Gesellschaft“, so Althammer.<br />
Diskutierten dringliche Aufgaben der Sozialpolitik: Prof. Dr. Manfred<br />
Spieker, der in Osnabrück Christliche Sozialwissenschaften lehrt, Thomas<br />
Nickel, Vorsitzender des Diözesanrates der Kölner Katholiken,<br />
Prof. Althammer, Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer, die Christliche<br />
Gesellschaftslehre in Freiburg lehrt, Werner Münch, Ex-Ministerpräsident<br />
Sachsen-Anhalts, und Prof. Roos.<br />
Foto: Dick<br />
Ebenso unverzichtbar seien allerdings<br />
tiefgreifende Reformen<br />
des Sozialstaats, appellierte er an<br />
die neue Bundesregierung. Wichtig<br />
sei, in sozial gerechter und gesellschaftlich<br />
akzeptabler Weise<br />
zu reformieren. Dabei spielten die<br />
Kirchen eine zentrale Rolle.<br />
Die abnehmende und alternde Bevölkerung<br />
habe gravierende Auswirkungen<br />
auf den gesellschaftlichen<br />
Generationenvertrag, der<br />
den umlagefinanzierten Sozialversicherungen<br />
zugrunde liegt.<br />
Hier seien Anpassungen notwendig,<br />
die jedoch den sozialen Ausgleich<br />
und den sozialen Zusammenhalt<br />
nicht gefährden dürften.<br />
Der Anstieg des Renteneintrittsalters<br />
sei sozial gerecht und<br />
längst überfällig, sagte Althammer,<br />
der an der Katholischen Universität<br />
Eichstätt-Ingolstadt lehrt.<br />
Die Menschen würden immer älter,<br />
die zusätzlichen Lebensjahre<br />
dürften nicht einseitig der Rentenzeit<br />
zugeordnet werden. Althammer<br />
forderte für die Zukunft<br />
die Rente mit 70 Jahren. Für bestimmte<br />
Berufsgruppen seien jedoch<br />
flexible Lösungen notwendig.<br />
Eine kinderarme Gesellschaft müsse<br />
Abstriche machen. Denn die<br />
Kinder von heute seien die Beitrags-<br />
und Steuerzahler von morgen.<br />
Althammer plädierte nachdrücklich<br />
für eine Stärkung der Familien<br />
und kritisierte, dass der<br />
Beitrag von Eltern in der Sozialversicherung<br />
nicht angemessen<br />
berücksichtigt werde. Ein Weg<br />
wäre die Ausweitung der Rentenansprüche<br />
für Erziehungszeiten<br />
in der gesetzlichen Rentenversicherung.<br />
Das Ehegattensplitting sei<br />
steuersystematisch gerechtfertigt<br />
und unverzichtbar. Althammer<br />
warnte vor Änderungen oder gar<br />
einer Abschaffung. Die Ehe sei<br />
eine auf Dauer angelegte Verbrauchs-,<br />
Wirtschafts- und Erwerbsgemeinschaft,<br />
in der die Ehepartner<br />
gegenseitige Verpflichtungen<br />
eingehen. Damit gingen<br />
Einschränkungen der steuerlichen<br />
Leistungsfähigkeit einher, die im<br />
Splitting abgebildet werden.<br />
Zugleich sei die Ehe noch immer<br />
regelmäßig die Grundlage der Familiengründung.<br />
Da Familien<br />
durch die Kindererziehung einen<br />
besonderen Stellenwert für den<br />
Sozialstaat hätten, gelte es, sie<br />
über die Sicherstellung von Steuergerechtigkeit<br />
hinaus gezielt zu<br />
fördern, forderte Althammer.<br />
Christian Dick<br />
20 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Pax-Bank – seit 1917 Bank für Kirche und Caritas.<br />
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Forum<br />
Den Schopf nicht im Sumpf versenken<br />
Fahrenschon fordert Subsidiarität bei der Bankenregulierung<br />
Europa steht in diesen Monaten<br />
vor wesentlichen Weichenstellungen.<br />
Dr. Georg Fahrenschon,<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied und Präsident<br />
des Deutschen Sparkassen- und<br />
Giroverbandes, kommentiert<br />
die anstehenden Reformen. Er<br />
plädiert für eine von EU-Seite<br />
koordinierte Nutzung etablierter<br />
nationaler Strukturen,<br />
statt zentrale europäische<br />
Behörden zu schaffen. Entscheidend<br />
sei, die einzelnen<br />
Märkte und Geschäftsmodelle<br />
zu berücksichtigen und Risiken<br />
nicht zu vergemeinschaften.<br />
Die Entscheidungen, die im Bereich<br />
Bankenregulierung bis zum<br />
kommenden Frühjahr getroffen<br />
werden sollen, werden die Zukunft<br />
der Europäischen Union erheblich<br />
beeinflussen. Dabei geht es<br />
um nicht weniger als die Frage, ob<br />
sich Europa künftig zu einem zentralistischen,<br />
in wesentlichen Punkten<br />
aus Brüssel gesteuerten Gebilde<br />
entwickelt oder ob Europa<br />
ein Zusammenschluss selbstbestimmter<br />
Staaten bleibt, die ihre<br />
Kräfte bündeln, um gestärkt aus<br />
der Krise zu kommen und wieder<br />
eines der wirtschaftlichen Kraftzentren<br />
weltweit zu sein.<br />
Die unterschiedlichen Linien<br />
lassen sich am Projekt der Bankenunion<br />
verdeutlichen. Dabei<br />
klingt der Begriff Bankenunion zunächst<br />
einmal harmlos, ja geradezu<br />
positiv – wer könnte etwas gegen<br />
eine Bankenunion haben, die<br />
dazu beiträgt, dass sich Europa am<br />
eigenen Schopf aus dem Krisensumpf<br />
zieht? Schaut man genauer<br />
hin, so wird aber schnell deutlich,<br />
dass diese Bankenunion mit ihren<br />
einzelnen Bausteinen mitnichten<br />
harmlos ist. Sie besitzt geradezu<br />
das Potenzial, auch den Schopf<br />
noch in den Sumpf zu versenken.<br />
Das Projekt ist, nüchtern betrachtet,<br />
der Versuch der EU-<br />
Kommission, möglichst viel Macht<br />
Dr. Georg Fahrenschon. Foto: Himsel<br />
auf der europäischen Ebene zu<br />
zentralisieren. Der Zeitpunkt<br />
scheint günstig gewählt, denn im<br />
Jahr sieben der europäischen Krise<br />
hat die Hoffnung einzelner Länder<br />
spürbar zugenommen, die Lösung<br />
der jeweils eigenen wirtschaftlichen<br />
Probleme auf europäischer<br />
Ebene zu finden.<br />
Und Brüssel ist gewillt, diesem<br />
Ansinnen mit der Bankenunion<br />
nachzukommen. Deren erste und<br />
inzwischen am weitesten fortgeschrittene<br />
Säule ist die zentrale<br />
Bankenaufsicht. Ihr sollen ab<br />
Herbst 2014 insgesamt 128 Kreditinstitute<br />
aus der Eurozone unterliegen.<br />
Dabei ist es – entgegen<br />
den ursprünglichen Vorstellungen<br />
der EU-Kommission – richtig<br />
gewesen, der EZB nur die Aufsicht<br />
über die systemrelevanten Kreditinstitute<br />
zu übertragen. Für<br />
die großen, weltweit tätigen Bankkonzerne<br />
ist eine Aufsicht auf<br />
Augenhöhe, wie sie die EZB leisten<br />
kann, eine richtige und wichtige<br />
Konsequenz aus den Fehlern<br />
der Vergangenheit.<br />
Die EZB ist aber sicher nicht in der<br />
Lage, die Aufsicht über alle gut<br />
6.000 Kreditinstitute der Eurozone<br />
zu übernehmen. Denn Aufsicht<br />
muss dort stattfinden, wo die<br />
Geschäfte gemacht werden. Sie<br />
muss dem jeweiligen Geschäftsmodell<br />
Rechnung tragen und es<br />
nachvollziehen können. In dem<br />
nun verfolgten Aufsichtsmodell<br />
behält sich die EZB das Recht<br />
vor, in besonderen Fällen die Aufsichtsbefugnis<br />
auf die „Kleinen“<br />
auszudehnen. Man wird darauf<br />
achten müssen, dass diese Befugnis<br />
nicht zu extensiv genutzt wird<br />
und die Zahl der zentral beaufsichtigten<br />
Institute nicht schleichend<br />
steigt.<br />
Dass die Institute, die unter die<br />
EZB-Aufsicht fallen, im Vorfeld fit<br />
für diesen Schritt gemacht werden,<br />
ist nachvollziehbar. Es wird aber<br />
darum gehen, sowohl die Bilanzüberprüfung,<br />
also das sogenannte<br />
Balance Sheet Assessment, als<br />
auch die vorgelagerten Stresstests<br />
richtig auszugestalten. Zum einen<br />
sollten die entsprechenden<br />
Risikoportfolien länderspezifisch<br />
statt länderübergreifend ausgewählt<br />
und bewertet werden. Zum<br />
anderen sollten die Stressszenarien<br />
diejenigen Kapitalregeln zugrunde<br />
legen, die zum Zeitpunkt des<br />
Tests Gültigkeit haben. Man darf<br />
gespannt sein, was EZB und EBA<br />
sich hier einfallen lassen.<br />
Neben einer gemeinsamen<br />
Aufsicht für große Bankkonzerne<br />
muss es möglich sein, dass erfolglose<br />
Banken aus dem Markt<br />
ausscheiden und abgewickelt werden.<br />
Auch dies sollte auf nationaler<br />
Ebene erfolgen. Nicht zielführend<br />
wäre es, eine neue Zentralbehörde<br />
zur Bankenabwicklung<br />
zu schaffen. Ihr fehlte jegliche demokratische<br />
Legitimation. Der<br />
Apparat würde entscheiden, wer<br />
abgewickelt wird – und wer zahlt.<br />
Zudem wäre eine solche Riesenbehörde<br />
für ganz Europa kaum<br />
vernünftig zu steuern. Anstelle<br />
des schnellen Eingriffs „vor Ort“<br />
müsste bei Schieflage eines Instituts<br />
immer der Gremienmechanismus<br />
bemüht werden. Vorgesehen<br />
ist ein kompliziertes<br />
Geflecht von Empfehlungen ➞<br />
22 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Forum<br />
➞ unterschiedlicher nationaler<br />
und europäischer Behörden. Die alleinige<br />
Entscheidung darüber, ob<br />
und mit welcher Strategie ein<br />
Institut abgewickelt wird, läge<br />
nach diesen Vorschlägen bei der<br />
EU-Kommission.<br />
Nationalen Aufsichtsbehörden<br />
bliebe dabei allein die Funktion des<br />
„ausführenden Organs“, das die<br />
entsprechenden Vorgaben umsetzen<br />
muss. Abgesehen davon, dass<br />
für die Bildung eines solchen Mechanismus<br />
jegliche europäische<br />
Rechtsgrundlage fehlt, darf bezweifelt<br />
werden, dass die Entscheidungsprozesse<br />
dem enormen<br />
Handlungsdruck bei einer Institutskrise<br />
gerecht werden.<br />
Ebenso wenig ist nachvollziehbar,<br />
warum zur Abwicklung ein<br />
staatlicher, zentraler europäischer<br />
Fonds geschaffen werden muss, der<br />
nach Aussage der Kommission im<br />
Krisenfall die Steuerzahler vor Inanspruchnahme<br />
schützt. Es erscheint<br />
zweifelhaft, dass ein einheitlicher<br />
Abwicklungsfonds für<br />
mehr Finanzstabilität sorgt. Warum<br />
dies bei nationalen Abwicklungsfonds,<br />
die nach einheitlichen<br />
Kriterien befüllt werden müssen,<br />
nicht der Fall sein soll, leuchtet<br />
nicht ein. Entgegen dem Wunsch<br />
der Kommission muss es das Ziel<br />
sein, eine Vergemeinschaftung der<br />
Risiken zu vermeiden. Es widerspräche<br />
jeder ökonomischen Logik,<br />
wenn in marktwirtschaftlich organisierten<br />
Märkten kleine, gesunde<br />
Institute – wie Sparkassen,<br />
Kreditgenossenschaften und Regionalbanken<br />
– Mittel zur Abwicklung<br />
großer internationaler<br />
Investmentbanken mit risikoträchtigem<br />
Geschäftsmodell bereitstellen<br />
müssten.<br />
Subsidiarität ist bei der Bankenregulierung<br />
oberstes Gebot.<br />
Eine effiziente europäische Bankenregulierung<br />
muss auf bereits<br />
vorhandenen und seit vielen Jahren<br />
bewährten nationalen Strukturen<br />
aufsetzen. Zudem müssen für diejenigen<br />
Fälle, bei denen eine grenzüberschreitende<br />
Koordinierung<br />
der Abwicklung erforderlich ist,<br />
vereinheitlichte Instrumentarien<br />
geschaffen werden. Nur so können<br />
die von der Kommission nach eigenem<br />
Bekunden angestrebten<br />
Synergien erreicht werden.<br />
Statt einer zentralen neuen<br />
EU-Agentur ist ein Netzwerk<br />
etablierter, nationaler Abwicklungsbehörden<br />
der bessere Weg für<br />
Europa. Ein solches Netzwerk<br />
kann die Probleme vor Ort einschätzen<br />
und mittels gemeinsamer<br />
Standards lösen. Dass dabei in einigen<br />
Mitgliedstaaten die Behörden<br />
(noch) nicht mit der erforderlichen<br />
„Durchschlagskraft“ arbeiten,<br />
stellt diese Lösung nicht in<br />
Frage.<br />
Sollte es in diesem Netzwerk Bedarf<br />
für einen einheitlichen europäischen<br />
Restrukturierungsfonds<br />
bei Bankenabwicklungen geben,<br />
so muss er durch diejenigen gespeist<br />
werden, die einen solchen<br />
Fonds im Ernstfall in Anspruch<br />
nehmen könnten. Dennoch wachsen<br />
die Zweifel, ob sich der Netzwerkgedanke<br />
letztlich durchsetzen<br />
wird.<br />
Auch der jüngste Kompromissvorschlag<br />
aus Brüssel sollte vor<br />
diesem Hintergrund genau geprüft<br />
werden. Einen zentralen<br />
Aufsichtsmechanismus zu schaffen,<br />
der „nur“ für die systemrelevanten<br />
Institute zuständig sein soll, klingt<br />
zwar konsistent. So würde aber<br />
eine zentrale Behörde entstehen.<br />
Hier scheint Vorsicht geboten.<br />
Der Blick auf die Bankenunion<br />
zeigt, dass Brüssel immer noch allein<br />
vom Leitbild börsennotierter<br />
Bankkonzerne ausgeht. Dieses<br />
Modell – offenbar die Blaupause für<br />
sämtliche Finanzmarktregulierungen<br />
– soll möglichst zentral<br />
überwacht und kontrolliert werden.<br />
Das blendet aber einen Großteil<br />
der Finanzindustrie völlig aus. In<br />
nahezu allen Ländern Europas<br />
gibt es regional ausgerichtete Kreditinstitute,<br />
die ihr Geschäft eng an<br />
der Realwirtschaft ausgerichtet<br />
haben. Sie finanzieren die mittelständischen<br />
Unternehmen und<br />
sind Finanzpartner aller gesellschaftlichen<br />
Gruppen vor Ort.<br />
Diese Institute sind meist Stabilitätsanker<br />
für ihre jeweilige<br />
Volkswirtschaft. So richtig es als<br />
Lehre aus der Krise ist, große<br />
Bankkonzerne strengeren Regulierungen<br />
zu unterwerfen, so sehr<br />
ist es notwendig, die einzelnen<br />
Maßnahmen bei Anwendung auf<br />
die „Kleinen“ deren Bedürfnissen<br />
und Geschäftsmodellen anzupassen.<br />
Nachhaltige wirtschaftliche<br />
Stabilität in Europa zu erlangen,<br />
erfordert, funktionierende Strukturen<br />
zu stärken und zunächst<br />
dort regulierend einzugreifen, wo<br />
dies aufgrund des Geschäftsmodells<br />
beziehungsweise der Risikoaversität<br />
geboten ist.<br />
Es ist die große Vielfalt, die Europa<br />
ausmacht. Dieser Vielfalt durch falsche<br />
Regulierung und zu viel Zentralismus<br />
die Luft abzuschneiden,<br />
wäre ein Fehler. Diesen Weg sollte<br />
Europa nicht gehen. G. Fahrenschon<br />
Investing for the Common Good: Internationale<br />
Finanzmarktexperten bei Uniapac-Tagung<br />
Über ethisches Investment<br />
diskutieren am 12. Dezember<br />
internationale Finanzmarktexperten,<br />
Unternehmer und<br />
Vertreter aus Kirche und Wissenschaft<br />
in Paris.<br />
„Investing for the Common<br />
Good“ lautet das Thema der Tagung,<br />
die der europäische Dachverband<br />
christlicher Unternehmerverbände<br />
gemeinsam mit dem<br />
Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit<br />
Europe<br />
und Frieden sowie weiteren Partner<br />
organisiert. Neben anderen<br />
spricht Bischof Adrianus van<br />
Luyn, ehemaliger Präsident der<br />
europäischen Bischofskonferenz<br />
COMECE, über „Business and<br />
the Common Good“.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 23
Tagungen<br />
Wirksamer Schutz gegen Klimawandel<br />
<strong>BKU</strong> Berlin zu Gast bei Klimaforscher Professor Dr. Ottmar Edenhofer<br />
Seit der Industrialisierung besteht<br />
ein enges Zusammenspiel<br />
zwischen Wohlstand, Bevölkerungswachstum<br />
und der stetig<br />
steigendenden Verbrennung<br />
fossiler Energieträger. Wäre<br />
diese Entwicklung ohne die<br />
hohen Kohlendioxidemissionen<br />
nicht möglich gewesen?<br />
Einen engagierten,<br />
charismatischen<br />
Vortrag<br />
erlebten die<br />
Mitglieder und<br />
Gäste des Berliner<br />
<strong>BKU</strong> bei<br />
Professor Dr.<br />
Ottmar Edenhofer.<br />
Foto: PIK<br />
„Historisch ist diese Beobachtung<br />
zutreffend“, sagte Professor Dr.<br />
Ottmar Edenhofer, stellvertretender<br />
Direktor des Potsdam-Instituts<br />
für Klimafolgenforschung (PIK) bei<br />
einem Vortrag für die Diözesangruppe<br />
Berlin des <strong>BKU</strong>. Alle Länder,<br />
die in der Industrialisierung zu<br />
Wohlstand gekommen seien und<br />
die Massenarmut überwinden<br />
konnten, hätten intensiv Kohle,<br />
Öl und Gas genutzt. „Für eine<br />
nachhaltige Zukunft wird es darauf<br />
ankommen, Wohlstand und<br />
Klimaschutz als zwei Seiten derselben<br />
Münze zu sehen“, sagte<br />
Edenhofer.<br />
Bislang sei eine Entkopplung des<br />
Emissionswachstums vom Wirtschaftswachstum<br />
noch nicht gelungen.<br />
„Aber genau das ist für einen<br />
ambitionierten Klimaschutz<br />
notwendig“, forderte er. Dazu<br />
müssten die Emissionen bis zum<br />
Jahr 2020 ihren Höhepunkt erreicht<br />
haben und dann durch geeignete<br />
Klimaschutzmaßnahmen<br />
sinken. Bis 2080 müsse die Weltwirtschaft<br />
praktisch CO 2 -frei sein.<br />
Diese Transformation sei aber nur<br />
möglich, wenn neben den erneuerbaren<br />
Energien in großem Maßstab<br />
Techniken wie die Kohlenstoffabscheidung<br />
und -einlagerung im<br />
Untergrund (CCS) oder Biomasse<br />
genutzt würden. Sie brächten neben<br />
Chancen allerdings auch Schwierigkeiten<br />
und Risiken mit sich.<br />
Der katholische Ökonom und<br />
Philosoph stellte die Utopien von<br />
Karl Marx, John Maynard Keynes<br />
und Joseph Schumpeter sowie die<br />
Dystopie von Max Weber dem<br />
Paradigma von Elinor Ostrom gegenüber.<br />
Die US-amerikanische<br />
Umweltökonomin, die 2009 als<br />
erste Frau den Nobelpreis für<br />
Wirtschaftswissenschaften erhielt,<br />
setzt in ihrer Forschung auf den<br />
Erfolg einer nachhaltigen Nutzung<br />
lokaler und globaler Gemeinschaftsgüter.<br />
Auch für Edenhofer sind „die Atmosphäre<br />
als globales Gemeinschaftsgut<br />
‚Global Common‘ zu<br />
schützen und Emissionen zu begrenzen.“<br />
Leider werde das globale<br />
Energiesystem immer noch durch<br />
fossile Energieträger dominiert.<br />
Die Kohleverstromung sei preisbedingt<br />
nach wie vor attraktiv; die<br />
Kohleverflüssigung erfahre eine<br />
regelrechte Renaissance. Trotz aller<br />
Klima-Diskussionen steige die<br />
Konzentration des Treibhausgases<br />
CO 2 in der Atmosphäre kontinuierlich<br />
an.<br />
Ihre Speicherkapazität sei jedoch<br />
begrenzt. Nur ein weltweiter<br />
Preis für CO 2 könne das Erdklima<br />
nachhaltig schützen, sagte Edenhofer.<br />
Er forderte, die Nutzung der<br />
knappen und kostbaren, aber bislang<br />
kostenlose Ressource Atmosphäre<br />
durch eine weltweite CO 2 -<br />
Steuer oder ein globales Emissionshandelssystem<br />
zu bepreisen.<br />
Die Berliner <strong>BKU</strong>-Mitglieder und<br />
ihre Gäste hörten einen engagierten,<br />
charismatischen Vortrag, an<br />
den sich eine angeregte kontroverse<br />
Debatte anschloss: Ein gelungener<br />
Abschluss des Abends in<br />
der Westkuppel des 1879 gegründeten<br />
Königlichen Oberservatoriums<br />
für Astrophysik, in dem das<br />
PIK seinen Sitz hat.<br />
Fides Mahrla/Dr. Barbara Urban<br />
Mitglieder der Diözesangruppe Berlin im ehemaligen Königlichen Observatorium<br />
für Astrophysik.<br />
Foto: Krakher<br />
24 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Tagungen<br />
Rebellen sind die besseren Chefs<br />
Gesprächskreis von AEU und <strong>BKU</strong> mit Pater Mertes in Stuttgart<br />
Einmal jährlich treffen sich der<br />
Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer<br />
(AEU) und der <strong>BKU</strong><br />
in Stuttgart zu einem gemeinsamen<br />
Gesprächsabend.<br />
Nachdem der Stuttgarter Jazzchor<br />
VocaLadies mit rhythmischem<br />
Schwung alle Sinne aktiviert<br />
hatte, waren die etwa 50 Teilnehmer<br />
sehr gespannt auf Pater Klaus<br />
Mertes SJ, Kollegsdirektor in St.<br />
Blasien. Seine „13 Thesen aus der<br />
Perspektive des Bildungsraums<br />
Schule“ waren zugleich ein Diskurs<br />
zum Thema Führung und zur<br />
Frage, was anständiges Unternehmertum<br />
ausmache und präge.<br />
Haltungen und Wertewissen hätten<br />
das Potenzial, zu wachsen oder<br />
zu verkümmern. Wert-Haltungen<br />
bräuchten also Ermunterung von<br />
außen, etwa durch einen Vertrauensvorschuss,<br />
Übung und Reflexion.<br />
Nur so lerne der Mensch „zu<br />
Dem sprühenden<br />
Vortrag von Pater<br />
Mertes folgte eine<br />
lebhafte Diskussion.<br />
Foto: Gödde<br />
sehen“, anständig zu handeln, und<br />
wenn es drauf ankomme nein zusagen.<br />
Im Zweifelsfall seien Rebellen<br />
die besseren Chefs als die<br />
Angepassten, so seine These.<br />
Dem tiefgründigen, sprühenden<br />
Vortrag folgten eine lebhafte<br />
Podiumsdiskussion und Plenumsrunde.<br />
Pater Mertes, Dr. Bernhard<br />
Schirmers (<strong>BKU</strong>), Eckard Hengstenberg<br />
(AEU) und Dr. Alfred<br />
Odendahl (AEU) reflektierten ihre<br />
Erfahrungen in Schule, jungen<br />
Technologieunternehmen, Familienbetrieb<br />
und Großkonzern. Anständig<br />
auf Schwäbisch, „Nit<br />
schwätze, schaffe!“ (Bosch), stand<br />
und stehe für klassische Tugenden<br />
wie Verlässlichkeit, Vorbildsein,<br />
aber auch die Demut des Mächtigen.<br />
Reinald Wolff<br />
Unternehmer-Workshop zu CSR<br />
Kooperationsprojekt von <strong>BKU</strong> und Diözesan-Caritasverband in Neuss<br />
Rund 25 kleine und mittlere Betriebe<br />
waren der Einladung vom<br />
<strong>BKU</strong>, CSR-Beratungsstelle des<br />
Rhein-Kreis-Neuss und Diözesan-Caritasverband<br />
für das<br />
Erzbistum Köln gefolgt, um<br />
sich bei einem Workshop über<br />
die erfolgreiche Planung und<br />
Durchführung von Projekten<br />
zur Corporate Social Responsibility<br />
zu informieren.<br />
Jobpatenschaften für Langzeitarbeitslose<br />
zur Begleitung des beruflichen<br />
Wiedereinstieges, Mithilfe<br />
bei der gemeinsamen Gartenarbeit<br />
in der Einrichtung der<br />
Suchtkrankenhilfe, Hausaufgabenunterstützung<br />
für Kinder aus<br />
benachteiligten Familien oder Mitarbeit<br />
bei Suchtpräventionsmaßnahmen,<br />
etwa am alkoholfreien<br />
Cocktailstand: Für diese und weitere<br />
Projekte wünscht sich Dirk<br />
Jünger, Abteilungsleiter der CaritasSozialdienste,<br />
Kooperationen<br />
mit Unternehmen im Rhein-Kreis-<br />
Neuss.<br />
Mit dem Caritas-Kaufhaus in<br />
Neuss sei ein Veranstaltungsort gewählt<br />
worden, der besonders für<br />
Unternehmensengagement geeignet<br />
sei, so Mitorganisatorin<br />
und <strong>BKU</strong>-Mitglied Ulrike Hillenbrand.<br />
Langzeitarbeitslose Menschen<br />
fänden hier Arbeit und Qualifizierung<br />
zur Vermittlung auf den<br />
ersten Arbeitsmarkt. „Ein wichtiger<br />
Erfolgsfaktor ist, dass gesellschaftliches<br />
Engagement gleichermaßen<br />
gewinnbringend für<br />
Unternehmen und Beschäftigte<br />
als auch für eine konkrete Zielgruppe<br />
wird“, sagte die Leiterin des<br />
Projektes „CSR–Ein Gewinn für<br />
alle“ beim Diözesan-Caritasverband<br />
für das Erzbistum Köln.<br />
CSR steht für Corporate Social Responsibility<br />
und bezeichnet die<br />
Verantwortung von Unternehmen<br />
für Umwelt, Kunden, Mitarbeiter<br />
und Gesellschaft. Die Veranstaltung<br />
ist Teil des Projektes<br />
„CSR–Ein Gewinn für alle“ von<br />
Caritas und <strong>BKU</strong>, das kleine und<br />
mittlere Unternehmen dabei unterstützt,<br />
sich mit gesellschaftlicher<br />
Verantwortung auseinanderzusetzen<br />
und CSR langfristig und<br />
nachhaltig in ihrer Geschäftsphilosophie<br />
zu verankern. Gefördert<br />
wird das Projekt vom Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales<br />
und dem Europäischen Sozialfonds.<br />
Ulrike Hillenbrand<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 25
Aus den Arbeitskreisen<br />
LAPO-Projekt setzt Maßstäbe<br />
Erfolgreiche Halbzeitbilanz des BMZ-geförderten AFOS-Projektes<br />
Seit 2006 berät die AFOS-Stiftung<br />
die Mikrofinanzinstitution<br />
LAPO (Lift Above Poverty Organization)<br />
in Nigeria. Mittlerweile<br />
ist LAPO landesweit tätig,<br />
hat eine Million Kunden – fast<br />
ausschließlich Frauen, 3.000<br />
Mitarbeiter und unterliegt der<br />
Aufsicht der nigerianischen Zentralbank.<br />
Teilnehmer am<br />
Organisations-<br />
entwicklungs-<br />
Workshop für<br />
Client Relations<br />
Mitarbeiter von<br />
LAPO, geleitet<br />
durch AFOS-Vorstand<br />
Edda<br />
Schröder (3.v.r.).<br />
Foto: AFOS<br />
LAPO wurde 1987 von dem innovativen<br />
einheimischen Unternehmer<br />
und engagierten Christen<br />
Godwin Ehigiamusoe gegründet<br />
und viele Jahre vom Evangelischen<br />
Entwicklungsdienst unterstützt<br />
(EED, heute Teil von<br />
Brot für die Welt). Einfache Finanzdienstleistungen<br />
– Sparen,<br />
Klein(st)-Kredite, Leasing, Risikoversicherung<br />
– schaffen Perspektiven<br />
für die „einfachere“ Bevölkerung:<br />
• für Geschäftsinvestitionen,<br />
• zur Ausbildung der Kinder,<br />
• für verbesserte Unterkünfte und<br />
• zur finanziellen Bewältigung von<br />
familiären Schicksalen.<br />
LAPO ist in den vergangenen<br />
Jahren enorm schnell gewachsen.<br />
So entstand ein enormer Bedarf an<br />
Qualifizierung und Fortbildung<br />
der Mitarbeiter. Da es in Nigeria<br />
praktisch keine öffentlichen Bildungsinstitutionen<br />
für den Mikrofinanzsektor<br />
gibt, muss dies<br />
„in house“ geleistet werden. Hier<br />
setzt die Partnerschaft mit AFOS<br />
an. Gemeinsam mit der LAPO-<br />
Akademie als eigener Trainingsinstitution<br />
wird ein Personalentwicklungskonzept<br />
und darauf aufbauend<br />
ein Qualifizierungs- und<br />
Fortbildungskonzept erarbeitet,<br />
das dann gemeinsam mit der<br />
LAPO-Akademie umgesetzt wird.<br />
Entscheidend ist dabei, die eigenen<br />
Führungskräfte zur innerbetrieblichen<br />
Ausbildung zu befähigen<br />
und die Qualität der LAPO-<br />
Akademie zu verbessern. Inzwischen<br />
sind wichtige Grundlagen<br />
dafür gelegt: 30 bereits länger für<br />
LAPO tätige Führungkräfte<br />
durchliefen ein speziell für sie entwickeltes<br />
Trainingsprogramm. 25<br />
interne Nachwuchsführungskräfte<br />
wurden in das „Talent Pool<br />
Programm“ aufgenommen. Neun<br />
extern gewonnene Nachwuchsführungskräfte<br />
absolvierten das<br />
einjährige Fortbildungsprogramm,<br />
Nigeria, Land der Chancen und Risiken<br />
+ Schnell wachsende Absatzmärkte<br />
+ Hohes Wirtschaftswachstum<br />
+ Öl- und Gasreichtum<br />
+ Durchschnittsalter unter 20<br />
Jahren<br />
+ Unternehmerisch agierende<br />
Jugend<br />
+ Ausgeprägtes Selbstbewußtsein<br />
- Bevölkerungsexplosion,<br />
Verstädterung / Landflucht<br />
- Infrastrukturprobleme (Bildung,<br />
Gesundheit, Transport, Energie)<br />
- Korruption, Intransparenz und<br />
„Bad Governance“<br />
- Massenarmut<br />
- Sicherheitsrisiken/Terrorismus<br />
- Islamisch-christliche Konflikte<br />
und Stammesrivalitäten<br />
Projekt-Ziele<br />
1. Fördern des ländlichen Raums,<br />
Vorbereiten von Auslandstochtergesellschaften<br />
2. Spareinlagensystem verbessern<br />
3. Schaffen von leistungsfähigeren<br />
Aus- und Fortbildungsstrukturen<br />
4. Entwickeln eines Personalentwicklungskonzeptes<br />
5. Kosten senken durch Effizienzsteigerung,<br />
senkt Effektivzinsen<br />
für Kreditkunden<br />
6. Stärken der LAPO Academy<br />
bei Beratung und Training für<br />
Dritte<br />
7. Informationsaustausch im nigerianischen<br />
Mikrofinanzsektor<br />
für zwölf weitere steht dies an. Bei<br />
der Auswahl spielt neben der fachlichen<br />
Qualifikation die soziale<br />
Kompetenz eine wichtige Rolle.<br />
Denn sie sollen nicht nur Fachwissen<br />
vermitteln, sondern auch<br />
die Unternehmenswerte: Integrität,<br />
Kundenorientierung, Exzellenz,<br />
Innovation und Einfachheit.<br />
Nach einer Testphase sollen die bei<br />
LAPO gemachten Erfahrungen<br />
über die LAPO-Akademie auch<br />
anderen Mikrofinanzinstitutionen<br />
angeboten werden. Gemeinsam<br />
mit der nigerianischen Zentralbank<br />
und der Gesellschaft für Internationale<br />
Zusammenarbeit (GIZ)<br />
soll die Mikrofinanzplattform Nigeria<br />
aufgebaut werden.<br />
Bernhard Vester<br />
Kontakt: b.vester@sa-ve.com<br />
26 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Aus den Arbeitskreisen<br />
<strong>BKU</strong> und AFOS helfen auf den Philippinen<br />
Partnerschaft bewährt sich in der Not – 75.000 Euro Soforthilfe<br />
Völlig zerstört: Ein Großteil der Häuser ist nicht wiederzuerkennen.<br />
Die großzügige Hilfe der Mitglieder<br />
und Freunde des <strong>BKU</strong><br />
kommt an. Das AFOS-Team in<br />
Cebu City koordiniert gemeinsam<br />
mit den philippinischen<br />
Partnern der Cebu<br />
Chamber of Commerce and Industry<br />
und anderen lokalen und<br />
internationalen Organisationen<br />
die gemeinsame Hilfe für die<br />
Opfer des Taifun Haiyan.<br />
Am 8. November hatte der verheerende<br />
Sturm eine 400 Kilometer<br />
lange Schneise der Verwüstung<br />
durch die mittelphilippinische Inselgruppe<br />
der Visayas geschlagen.<br />
Besonders betroffen sind die<br />
Inseln Leyte, Samar und Panay sowie<br />
der Norden von Cebu und<br />
Negros.<br />
Von den Partnern der <strong>BKU</strong>-nahen<br />
AFOS-Stiftung für unternehmerische<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
– seit 2009 unterstützt diese<br />
mit der Cebu Chamber den<br />
Aufbau von Wirtschaftskammern<br />
sowie die berufliche Bildung im Lebensmittelsektor<br />
– sind vor allem<br />
die Kammermitglieder auf Leyte<br />
und die Bauernkooperativen in<br />
Nord-Negros betroffen.<br />
In Ormoc und Umgebung<br />
sind 95 Prozent der Häuser und<br />
der Ernte zerstört. In Nord-Negros<br />
sind 75 Prozent der Ernte<br />
vernichtet. In der gebirgigen Region<br />
haben die sintflutartigen Regenfälle<br />
viele Felder regelrecht<br />
zerfurcht.<br />
Der von Dr. Stefan Kunz, <strong>BKU</strong>-<br />
Mitglied und AFOS-Mitarbeiter in<br />
Cebu City, und dem AFOS-Team<br />
initiierte Spendenaufruf ist bei<br />
den Mitgliedern und Freunden<br />
des <strong>BKU</strong> auf große Resonanz gestoßen.<br />
Bislang gingen 140 Spenden<br />
im Gesamtvolumen von fast<br />
75.000 Euro ein.<br />
Neben materieller Hilfe<br />
ist ermutigender Zuspruch<br />
notwendig: Dr.<br />
Stefan Kunz in den<br />
Bergen von Negros<br />
mit Ullman Mabilog,<br />
dem Vorsitzenden<br />
einer Bauernkooperative,<br />
der seine gesamte<br />
Ernte verloren<br />
hat.<br />
Fotos: privat<br />
Dank<br />
„Wir sind von der finanziellen<br />
und moralischen Unterstützung<br />
der Mitglieder, Freunde und Kooperationspartner<br />
des <strong>BKU</strong> und<br />
der AFOS-Stiftung überwältigt.<br />
Auch im Namen unserer Partner<br />
danken wir allen Spendern<br />
für ihre Großzügigkeit. Diese<br />
unternehmerische Solidarität<br />
und christliche Nächstenliebe<br />
stärkt uns, die Betroffenen hier<br />
trotz des herben Rückschlages<br />
für unsere Arbeit weiter zu unterstützen.<br />
Im nächsten <strong>BKU</strong>-<br />
Journal werden wir über den<br />
Fortgang der Hilfe berichten.<br />
Ihnen und Ihren Familien wünschen<br />
wir ein gesegnetes Weihnachtsfest.“<br />
Dr. Stephan Kunz und AFOS-<br />
Team, Cebu City/Philippinen<br />
Der Fokus des Spendeneinsatzes<br />
soll auf der Wiederherstellung<br />
der wirtschaftlichen Aktivitäten liegen.<br />
Gemeinsam mit den lokalen<br />
Partnern wurde beschlossen, die<br />
Spenden auf etwa 380 Familien<br />
nahe Ormoc und 170 Kleinbauern<br />
in Nord-Negros (ungefähr 3.800<br />
Menschen) zu konzentrieren. Zur<br />
Verfügung gestellt werden sollen<br />
in Ormoc Baumaterial für den<br />
Hausbau und Saatgut. In Negros<br />
werden zinslose Darlehen gewährt,<br />
die den Erwerb von Saatgut ermöglichen<br />
sollen. Die Rückzahlungen<br />
sollen zum weiteren Wiederaufbau<br />
eingesetzt werden: Gegebenenfalls<br />
wird ein revolvierender<br />
Kleinkreditfonds eingerichtet.<br />
Martin J. Wilde/Henrike Berger<br />
Spendenaufruf<br />
Herzlich bitten wir um weitere<br />
Spenden, um unsere Partner beim<br />
Wiederaufbau ihrer landwirtschaftlichen<br />
und handwerklichen<br />
Betriebe zu unterstützen.<br />
Konto Nr.: 29827010,<br />
BLZ: 37060193 (Pax-Bank)<br />
Stichwort Wiederaufbau Philippinen<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 27
Aus den Arbeitskreisen<br />
Vorsorgepflicht für Selbständige<br />
Positionspapier des AK Soziale Ordnung lehnt Zwangsversicherung ab<br />
Der <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Soziale<br />
Ordnung hat am 25. November<br />
im Franz-Sales-Haus in Essen<br />
getagt und den Entwurf für ein<br />
Positionspapier zur Altersvorsorge<br />
Selbständiger verabschiedet:<br />
Vorsorgepflicht statt<br />
Zwangsversicherung. Damit<br />
greift der Arbeitskreis eine Diskussion<br />
auf, die seit einigen<br />
Jahren intensiv geführt wird<br />
und auch Teil der Koalitionsverhandlungen<br />
zwischen CDU<br />
und SPD war.<br />
Das Papier wird noch geringfügig<br />
ergänzt und dann dem <strong>BKU</strong>-Bundesvorstand<br />
vorgelegt. Der Arbeitskreis<br />
spricht sich für eine allgemeine<br />
Vorsorgepflicht für Selbständige<br />
aus. Zwar sei Altersarmut<br />
Selbständiger aufgrund mangelnder<br />
Vorsorge in Deutschland derzeit<br />
eine Ausnahmeerscheinung.<br />
Aufgrund veränderter Erwerbsformen<br />
und einem Trend zu<br />
Kleinstselbständigkeiten bestehe<br />
jedoch die Gefahr einer signifikanten<br />
Zunahme. Trete später Altersarmut<br />
ein, seien die Betroffenen<br />
auf staatliche Fürsorge angewiesen.<br />
Es entspreche den Prinzipien<br />
der Katholischen Soziallehre,<br />
dass sich jeder eigenverantwortlich<br />
gegen allgemeine Lebensrisiken<br />
schütze und die Solidarität<br />
der Gemeinschaft nur in<br />
Anspruch nehme, wenn er selbst<br />
das nicht leisten könne.<br />
Die konkrete Ausgestaltung<br />
der Vorsorgepflicht müsse an die<br />
Bedürfnisse der unternehmerischen<br />
Praxis angepasst und nach<br />
ordnungspolitischen Grundsätzen<br />
ausgestaltet werden. Zugleich müsse<br />
die Regelung dem Einzelnen<br />
größtmögliche Entscheidungsfreiheit<br />
belassen. Daher wird eine<br />
obligatorische Einbeziehung aller<br />
Selbständigen in die gesetzliche<br />
Rentenversicherung ebenso wie<br />
die Schaffung einer neuen Erwerbstätigenversicherung<br />
abgelehnt.<br />
Stattdessen sollen Selbständige<br />
die Wahl zwischen privater<br />
Vorsorge nach dem Vorbild<br />
der Rürup-Rente und dem Eintritt<br />
in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
haben. Die Vorsorgepflicht<br />
soll alle im Haupterwerb Selbständige<br />
umfassen, die nicht berufsständisch<br />
abgesichert sind. Sie<br />
soll sich auf ein Grundsicherungsniveau<br />
beschränken, da sich<br />
die Solidargemeinschaft nur auf<br />
diesem Niveau vor sogenanntem<br />
Freifahrerverhalten schützen muss.<br />
Bestehende Vorsorgeformen (Immobilien,<br />
Lebensversicherungen)<br />
sollen bei der Verpflichtung soweit<br />
wie möglich berücksichtigt werden.<br />
Als weitere Übergangsregelung<br />
sollen Selbständige ausgenommen<br />
werden, die bei Einführung der<br />
Neuregelung bereits 50 Jahre alt<br />
sind. Für Existenzgründung und<br />
wirtschaftlich schwierige Phasen<br />
werden erleichterte Beitragsregelungen<br />
gefordert.<br />
Von einer Pflicht zur Absicherung<br />
des Erwerbsminderungsrisikos<br />
sei Abstand zu nehmen. Die<br />
Altersvorsorgepflicht decke ein<br />
Risiko ab, das mit großer Sicherheit<br />
eintrete. Erwerbsminderung hingegen<br />
treffe keinesfalls jeden. Über<br />
ihre Absicherung sollten Selbständige<br />
daher wie etwa über die<br />
Arbeitslosenversicherung frei entscheiden<br />
dürfen. Hinzu komme,<br />
dass viele Selbständige bereits<br />
heute freiwillig oder obligatorisch<br />
über Berufsgenossenschaften gegen<br />
dieses Risiko abgesichert sind,<br />
sodass es zu einer Überversicherung<br />
kommen könnte. Den Ausschluss<br />
der allermeisten Selbständigen<br />
aus der staatlich geförderten<br />
freiwilligen Altersvorsorge („Riester-Rente“)<br />
fordert der <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis<br />
aufzuheben.<br />
Als Nächstes wird sich die Gruppe<br />
mit der Vereinbarkeit von Pflege<br />
und Beruf und der Zukunft der<br />
Pflegeversicherung beschäftigen.<br />
Angesichts der demografischen<br />
Entwicklung kommen gravierende<br />
Herausforderungen auf die Betriebe<br />
und jede einzelne Familie zu.<br />
Auch die Finanzierung der umlagefinanzierten<br />
Gesetzlichen Pflegeversicherung,<br />
bei der die Erwerbstätigen<br />
über ihre Beiträge die<br />
Pflegekosten insbesondere der älteren<br />
Generation finanzieren, ist<br />
betroffen. Dr. Vera Bünnagel<br />
Der Arbeitskreis zu Gast im Hotel Franz, das zu dem sozialen Konzern<br />
Franz Sales Haus gehört. Das Tagungs- und Veranstaltungshotel<br />
ist barrierefrei, die Hälfte der Mitarbeiter sind Menschen mit Behinderungen.<br />
Arbeitskreismitglied Günter Oelscher (2.v.r.) ist stellvertretender<br />
Vorsitzender des Integrationsunternehmens, in dem Menschen mit geistiger<br />
Behinderung gefördert und betreut werden.<br />
Foto: privat<br />
28 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Aus den Arbeitskreisen<br />
Brücke zwischen Bischof und Volk<br />
Serie über die Sakramente: die Diakonenweihe<br />
Der Diakon ist ein urchristliches<br />
kirchliches Amt, genauer<br />
gesagt ein Dienst. Der Diakon<br />
versteht sich, begründet im<br />
Neuen Testament (Apg 6, 1–7),<br />
als Auge und Arm des Bischofs.<br />
In der alten Kirche übten Diakone<br />
im Namen des Bischofs liturgische,<br />
katechetische, karitative und<br />
administrative Dienste aus. Das<br />
Diakonat erlebte seine erste Blüte<br />
in der Urkirche. Nach dem Mittelalter,<br />
als es nur noch zusammen mit<br />
dem Priesteramt eine Rolle spielte,<br />
hat das II. Vatikanische Konzil das<br />
Diakonat neu belebt, auch als eigenständiges<br />
kirchliches Amt.<br />
Zur Unterscheidung spricht<br />
man oft vom Ständigen Diakon. Jeder<br />
Priester und Bischof ist auch<br />
Diakon. Diakone und Priester haben<br />
Anteil an dem dreifachen Amt<br />
des Bischofs als Lehrer, Hirte und<br />
Priester. Die Dienste hängen untrennbar<br />
zusammen. Man nennt<br />
Diakone, Priester und Bischöfe<br />
Geistliche oder Kleriker. Diakonat,<br />
Priestertum und Bischofsamt sind<br />
eigene sakramentale Weihestufen.<br />
Der Unterschied zwischen Diakon<br />
und Priester ist, dass der Diakon<br />
spezielle priesterliche Aufgaben,<br />
Eucharistie und Bußsakrament<br />
nicht vornehmen kann. Und erst<br />
die Weihestufe des Bischofs enthält<br />
die Fülle des Sakraments der Weihe.<br />
Seit alters her sind Diakone,<br />
Priester und Bischöfe männlich<br />
(1 Tim 3,1–13). Keines dieser<br />
Dienstämter ist ohne eine Berufungsgeschichte,<br />
eine sorgfältige<br />
Ausbildung und eine gründliche<br />
Prüfung möglich.<br />
Glauben vertiefen<br />
In der Weiheliturgie verspricht<br />
der Diakon, sein eigenes Leben<br />
nach dem Beispiel Christi zu gestalten:<br />
in beständigem Gebet, authentischer<br />
Verkündigung und aktiver<br />
Nächstenliebe. Der Diakon<br />
spricht im Auftrag des Bischofs<br />
und der Kirche. Wenn der Diakon<br />
ehelos ist, verspricht er während<br />
der Weihe, wie alle Kleriker, zölibatär<br />
zu leben. Wenn er bereits verheiratet<br />
ist, wird die Unterstützung<br />
der Ehefrau erfragt.<br />
Dass die Erneuerung des Diakonats<br />
geglückt ist, liegt an den sich<br />
schon seit 50 Jahren abzeichnenden,<br />
sich verändernden pastoralen<br />
Situationen und zukünftigen missionarischen<br />
Aufgaben. Um dem<br />
Rechnung zu tragen, wurde weitsichtig<br />
in den Konzilsdokumenten<br />
ein Rahmen geschaffen, der immer<br />
wieder neu von den Bischöfen und<br />
Diakonen ausgefüllt werden muss<br />
und sich ändern kann. Deshalb gibt<br />
es heute Diakone mit vielen verschiedenen<br />
Aufgaben in zivilen<br />
Berufen und im kirchlichen Dienst.<br />
Ihnen allen ist gemeinsam,<br />
dass sie Brücken sind. Je nach<br />
Umfeld ist ihre Aufgabe pastoral<br />
oder missionarisch. Sie leben in dieser<br />
Welt und tragen in ihrer Person<br />
den Schatz des Glaubens in die<br />
Welt hinein. Sie tragen persönlich<br />
die Sorgen und Nöte dieser Welt<br />
zum Bischof und in die Kirche. Das<br />
sieht man deutlich in der Eucharistiefeier,<br />
bei der Verkündigung<br />
des Evangeliums, in Predigten, in<br />
den Fürbitten, vor allem aber,<br />
wenn der Diakon, stellvertretend<br />
für die Welt, mit dem Priester bei<br />
der Wandlung am Altar steht.<br />
Auch unter den Unternehmern<br />
und Führungskräften und im <strong>BKU</strong><br />
gibt es Diakone, so wie mich.<br />
Diakon Dr. Klaus Molzberger<br />
Euro-Rebell Schäffler beim <strong>BKU</strong> Hamburg<br />
Wo sind die Grenzen der Solidarität im christlichen<br />
Abendland? Dazu referierte der FDP-Politiker Frank<br />
Schäffler bei der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe Hamburg.<br />
Marcus Vitt, Vorstandssprecher des<br />
gastgebenden Bankhauses Donner Reuschel,<br />
Frank Schäffler und der DG-Vorsitzende<br />
Marcus Wilp (v.l.). Foto: DG Hamburg<br />
Solidarität habe verdient, wer unverschuldet in Not geraten<br />
sei. Das sei bei Griechenland und den weiteren Wackelkandidaten<br />
in der Europäischen Währungsunion jedoch nicht der<br />
Fall. Man dürfe sich nicht der Illusion hingeben, die Probleme<br />
mit neuen, vermeintlich besseren EU-Verträgen aus der<br />
Welt zu schaffen – schließlich seien schon die alten nicht eingehalten<br />
worden. Schäffler plädierte für die Stärkung der Einzelstaaten,<br />
statt die Europäische Union zu vertiefen. Die Mentalitätsunterschiede<br />
innerhalb Europas seien dafür zu groß. Es<br />
werde etwa nicht gelingen, in Griechenland eine Finanzverwaltung<br />
nach preußischem Stil zu installieren. Marcus Wilp<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 29
Aus den Arbeitskreisen / Rezensionen<br />
Moral – Erfolg – Nachhaltigkeit<br />
Sammelband zum Thema Corporate Social Responsibility<br />
Das Buch ist der Sammelband<br />
eines fachübergreifenden internationalen<br />
Autorenteams, das<br />
im Rahmen eines gemeinsamen<br />
Forschungsprojekts des West-<br />
Ost-Instituts Berlin und des National<br />
Institute of Business zum<br />
Thema Corporate Social Responsibility<br />
entstanden ist. An<br />
dem Forschungsprojekt haben<br />
sich 40 Institute und Universitäten<br />
beteiligt. Die Forschungsberichte<br />
sind in den Originalsprachen<br />
Deutsch, Englisch<br />
und Russisch veröffentlicht.<br />
Im Vorwort betont Rainer Wieland,<br />
Vizepräsident des Europäischen<br />
Parlaments und Präsident<br />
der überparteilichen Europa-Union<br />
Deutschland, die Bedeutung<br />
und Fortentwicklung von CSR<br />
für die Europäische Union. Im<br />
Anschluss gliedert sich der Buchinhalt<br />
nach zwei Einführungsbeiträgen<br />
in drei große Kapitel: I.<br />
„Wirtschaftsethik und moderne<br />
Soziallehren“, II. „Globale Pro-<br />
Alexander N. Krylov (Hrsg.): Corporate<br />
Social Responsibility. Wirtschaftsmodelle<br />
– Moral – Erfolg-<br />
Nachhaltigkeit, West-Ost-Verlag, Berlin,<br />
Oktober 2012, 450 Seiten, €<br />
24,90. Das Buch ist über den Altius<br />
Verlag Erkelenz erhältlich (ISBN:<br />
978-86297-006-3). Bestellung per e-<br />
mail: info@altius-verlag.de.<br />
Glauben lesen<br />
bleme und nationale Erfahrungen“<br />
und III. „Beiträge zum West-<br />
Ost-Diskurs“.<br />
„Wirtschaftsethik und moderne<br />
Soziallehren“ heißt das erste Kapitel.<br />
Es umfasst acht Forschungsberichte,<br />
die sich grundlegend<br />
mit dem Thema beschäftigen.<br />
Dazu bietet der Einführungsbeitrag<br />
des Herausgebers<br />
des Buches, Professor Dr. Alexander<br />
Krylov, zum Stellenwert<br />
von CSR in der modernen Gesellschaft,<br />
eine sehr gute Eröffnung.<br />
Erfreulich ist, dass drei Forschungsberichte<br />
aus römisch-katholischer<br />
Sicht geschrieben sind,<br />
und zwar von Professor Dr. Lothar<br />
Roos, Professorin Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer<br />
und Dr. Tadeusz<br />
Kondrusiewicz, Erzbischof von<br />
Minsk. Dadurch erhalten die<br />
christliche Sichtweise, die Aussagen<br />
der päpstlichen Enzykliken, die<br />
Dokumente des Zweiten Vatikanischen<br />
Konzils und die sozialen<br />
Konzepte der russisch-orthodoxen<br />
Kirchen ein prominentes Gewicht.<br />
Mit „Globalen Probleme und<br />
nationalen Erfahrungen“. befasst<br />
sich das zweite Kapitel. Der Inhalt<br />
der zehn Forschungsberichte ist<br />
mit der Kapitelüberschrift treffend<br />
beschrieben. Es ist zwar wünschenswert,<br />
aber nicht leicht, CSR<br />
global einzuführen. Das Kapitel berichtet<br />
von den Erfahrungen in der<br />
Europäischen Union, der Russischen<br />
Föderation, der Ukraine,<br />
im Mittelasien, Ungarn und Japan.<br />
Insbesondere der Vergleich mit Japan<br />
erinnert daran, dass das globale<br />
Projekt CSR umso herausfordernder<br />
ist, je größer der kulturelle<br />
Unterschied ist, weil CSR<br />
in verschiedenen Kulturkreisen<br />
verschieden verstanden wird. Im<br />
Vergleich zu Japan kann man,<br />
trotz aller nationalen Eigenheiten<br />
der Europäischen Nationen, hier,<br />
doch von einem christlichen<br />
Abendland mit gleichen Wurzeln<br />
sprechen. Wir tun gut daran, diese<br />
nicht freiwillig oder unter<br />
Zwang zu verlassen.<br />
„Beiträge zum West-Ost-Diskurs“<br />
heißt das dritte Kapitel. In 13<br />
Forschungsberichten geht es ganz<br />
intensiv auf CSR in der Russischen<br />
Föderation ein. Diese Kapitel und<br />
damit das Buch sind für jeden<br />
sehr empfehlenswert, der heute<br />
oder in Zukunft mit der Russischen<br />
Föderation Handel treiben möchte<br />
oder sich für das Thema CSR<br />
global interessiert.<br />
Ein besonderes Gewicht erhält<br />
das Thema Corporate Social Responsibility<br />
in Osteuropa durch<br />
den guten Einführungsbeitrag von<br />
Professor Dr. Wladimir Jakunin,<br />
Präsident der Russischen Eisenbahnen<br />
und Präsident des World<br />
Public Forums „Dialogue of Civilizations“.<br />
Dr. Klaus Molzberger<br />
Heiteres...<br />
Als Jugendlicher im Internat kam<br />
Philipp Neri oft zu spät. Einmal<br />
fand er nicht aus dem Bett ...<br />
und sein Erzieher ermahnte ihn:<br />
„Wenn es läutet, stell dir vor, du<br />
bist im Fegefeuer und Gott ruft<br />
dich ...“ Am nächsten Tag war er<br />
wieder verspätet. Seinem Präfekten<br />
erklärte er das so: „Ja, ich<br />
dachte an das Fegefeuer. Dann<br />
aber sagte ich zu mir selbst: Du<br />
hast schon so viele Dummheiten<br />
gemacht, du musst wohl länger<br />
im Fegefeuer bleiben – und da<br />
bin ich liegen geblieben...“<br />
30 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Von: Magdalena Neuner<br />
An: E.ON<br />
Betreff: Grüner Strom<br />
Wenn Strom immer grüner wird,<br />
kann sich das dann noch jeder leisten?<br />
Hallo Frau Neuner, wir arbeiten<br />
daran, dass Erneuerbare Energie<br />
bezahlbar bleibt.<br />
Unsere Energie soll sauberer werden – und<br />
dennoch wirtschaftlich sein. Ein Beispiel:<br />
Bereits seit 2001 bauen wir Hochsee-Windparks.<br />
Durch unsere Erfahrung können<br />
wir Prozesse und Verfahren beim Bau und<br />
Betrieb immer weiter verbessern. Damit<br />
senken wir die Kosten schon jetzt nachhaltig.<br />
So profitieren auch Geschäftskunden von<br />
grünerem Strom zu attraktiven Konditionen.<br />
Energie für den<br />
Mittelstand:<br />
flexibel, individuell<br />
und zu fairen Preisen.<br />
eon.de/geschaeftskunden
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
Dr. Berndorff verlässt die Pax-Bank<br />
Verabschiedung des ehemaligen <strong>BKU</strong>-Schatzmeisters nach 21 Jahren<br />
Zum Jahreswechsel 2013/2014<br />
verlässt Dr. Christoph Berndorff<br />
die Pax-Bank: nach<br />
21 Jahren Tätigkeit für die Pax-<br />
Bank, davon 19 Jahre als Vorstandsmitglied<br />
und sechs als<br />
dessen Vorsitzender. Von 1993<br />
bis 2005 war Berndorff Schatzmeister<br />
des <strong>BKU</strong>. Nun wurde er<br />
bei einem Festakt im Kölnischen<br />
Kunstverein feierlich in<br />
den Ruhestand verabschiedet.<br />
Kapitän, Steuermann, Lotse, Dirigent<br />
– mit zahlreichen Metaphern<br />
versuchten die Redner das langjährige<br />
Wirken Berndorffs im<br />
Dienst der Kirchenbank zu beschreiben.<br />
Und Vorstandsmitglied<br />
Gerd Greven pointierte: „Der<br />
Christoph ist ein guter Junge“,<br />
mit einem Zitat des langjährigen<br />
Pfarrers der Kölner Gemeinde<br />
St. Gereon, der Berndorff noch aus<br />
Messdienertagen kannte.<br />
Vorstandsmitglied<br />
Gerd Greven überreicht<br />
Dr. Christoph<br />
Berndorff (r.)<br />
einen Harlekin von<br />
Markus Lüpertz.<br />
Die Figur entstand<br />
ursprünglich für ein<br />
Kunstprojekt für<br />
das Hilfswerk Misereor.<br />
Fotos: Pax-Bank<br />
die Bankenkrise des Jahres 2008 an.<br />
Weil sie stets nach den Grundsätzen<br />
der christlichen Gesellschaftslehre<br />
arbeite, sei es der<br />
Pax-Bank gelungen, sich auch in<br />
dieser schwierigen Situation das<br />
Vertrauen der Kunden zu erhalten.<br />
Dass er auch als Chef beliebt<br />
war, bewies eine kleine Videocollage,<br />
in der die Mitarbeiter verschiedener<br />
Abteilungen Abschiedsworte<br />
an Berndorff richteten.<br />
Neben seinen Verdiensten für<br />
die Pax-Bank hoben die verschiedenen<br />
Redner Berndorffs vielfältiges<br />
ehrenamtliches Engagement<br />
hervor. Im <strong>BKU</strong> bekleidete er von<br />
1993 bis 2005 das Amt des Schatzmeisters.<br />
Gemeinsam mit seiner<br />
Frau übernahm er die Patenschaft<br />
für ein kleines indonesisches Mädchen.<br />
Zuletzt gründete das Ehepaar<br />
eine eigene Stiftung, die den<br />
Bau eines Kindergartens und einer<br />
Grundschule im äthiopischen<br />
Bergland finanziert.<br />
Auch Berndorff selbst zog eine<br />
positive Bilanz seiner 21 Jahre bei<br />
der Pax-Bank. „So, wie es war, war<br />
es gut“, zitierte er ein arabisches<br />
Sprichwort. In seiner Dankesrede<br />
verwies er auf zentrale Etappen<br />
seiner Tätigkeit – vom Aufbau<br />
der Filialen in Berlin und Erfurt<br />
über die Einführung des Euro bis<br />
hin zum Weltjugendtag mit dem<br />
deutschen Papst und, einmal mehr,<br />
der Bankenkrise 2008. Als Markenkern<br />
der Pax-Bank machte<br />
Berndorff den gemeinsamen Glauben<br />
aus, der Mitarbeiter und Kunden<br />
gleichermaßen präge und ihre<br />
Beziehungen zueinander bestimme.<br />
„Dieser Glaube bereitet Freude“,<br />
sagte der scheidende Vorstandsvorsitzende.<br />
Und auch einen<br />
Wunsch hatte er noch an seine<br />
Mitarbeiter. Auch wenn die Banken<br />
sich derzeit mit vielen Auflagen<br />
und Verordnungen herumschlagen<br />
müssen, als Losung müsse<br />
immer gelten: „Der Kunde zuerst!“<br />
Berndorffs Nachfolger als Vorstandsvorsitzender<br />
der Pax-Bank<br />
wird <strong>BKU</strong>-Mitglied Dr. Klaus<br />
Schraudner. Andreas Laska<br />
Gut war Berndorff auch für die<br />
Pax-Bank, daran ließen die Laudatoren<br />
keinen Zweifel. „Sie haben<br />
die Bank positiv geprägt und so der<br />
katholischen Kirche in Deutschland<br />
einen großen Dienst erwiesen“,<br />
betonte der Vorsitzende des Aufsichtsrats<br />
und Kölner Dompropst,<br />
Dr. Norbert Feldhoff. Ein vornehmer<br />
Mann sei er, ein Bankier alten<br />
Stils, der das Finanzinstitut mit<br />
sicherer Hand auch durch unsichere<br />
Zeiten geführt habe.<br />
Ausdrücklich sprach Feldhoff hier<br />
Dr. Christoph Berndorff und seine Gattin (r.) lauschen der Laudatio.<br />
32 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
Intern<br />
.<br />
Geburtstage<br />
■ 40 Jahre<br />
Marc Feil, Regensburg<br />
Michael Rieder, Frankfurt<br />
■ 50 Jahre<br />
Prof. Dr. Remo Laschet, Köln<br />
Wolfgang Klose, Berlin<br />
Michael Köhmstedt, Magdeburg<br />
Holger Saffier, Magdeburg<br />
Hugo Prinz von Liechtenstein,<br />
Syrgenstein<br />
Norbert Wolf, Sankt Augustin<br />
Benedikt Merten, Bergisch Gladbach<br />
Petra Maaßen, Hamm<br />
Dr. Spyros Chaveles, Hamburg<br />
Dr. Theodor-Michael Lucas, Köln<br />
Fritz Breitenthaler, Berlin<br />
Marcus Schuss, Bochum<br />
■ 60 Jahre<br />
Johannes Hartmann, Essen<br />
Georg Heeg, Köthen<br />
Dr. Bernhard Schirmers, Rottenburg<br />
Dr. Wolfgang Ehlert, Salzkotten<br />
Wolfgang Kloppenburg, Worpswede<br />
Michael Meyer, Osnabrück<br />
Dr. Peter Bühner, Engelskirchen<br />
Maria Fischer, Düsseldorf<br />
Kurt Schläppi, Berlin<br />
Detlev Vogel, Köln<br />
Hermann Goß, Regensburg<br />
Wilfried H. Mönch, Mainz<br />
■ 70 Jahre<br />
Norbert Manderla, Köln<br />
Dr. Albert Wunsch, Neuss<br />
Wolfgang Feil, Stuttgart<br />
Gerd Pelzer, Dortmund<br />
Helmut Linnenbrink,<br />
Mönchengladbach<br />
Günter Stoll, Leinfelden-Echterdingen<br />
■ 75 Jahre<br />
Rolf Strangemann, Lingen<br />
Wilhelm Werhahn, Neuss<br />
Dr. Manfred Fuchs, Mannheim<br />
Hans-Peter Kleefuss,<br />
Bergisch Gladbach<br />
Msgr. Helmut Poqué, Aachen<br />
Heinrich Peter Reuter, Bad-Nauheim<br />
Dr. Edgar Klees, Alt Karin<br />
Dr. h.c. Hanns J. Huber, Regensburg<br />
Ernst Mommertz, Köln<br />
Fridolin Schmider, Hausach<br />
■ 80 Jahre<br />
Dr. Hermann Schneider, Düsseldorf<br />
Peter Klose, Berlin<br />
Hans Georg Honnefelder, Köln<br />
Prof. Dr. Walter Schmitz-<br />
Valckenberg, Köln<br />
■ 85 Jahre<br />
Prof. Dr. Hubert Rohde,<br />
Mandelbachtal<br />
Jung neuer Vorsitzender<br />
Nachfolger von Kininger in der DG Kurpfalz<br />
Der neue Vorsitzende der DG Kurpfalz, Bernd Jung (l.), und sein Stellvertreter<br />
Karl Fesenmeyer (r.) im Kreise von Mitgliedern der Diözesangruppe<br />
und mit <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer Dr. Martin Schoser (h.l.). Foto: privat<br />
Der Vorstandsvorsitzende der<br />
Sparkasse Südliche Weinstraße,<br />
Bernd Jung (45), ist neuer Vorsitzender<br />
der Diözesangruppe<br />
Kurpfalz.<br />
Einstimmig wurde Jung auf der<br />
Mitgliederversammlung am 18.<br />
November als Nachfolger von Rainer<br />
Kininger gewählt, der nach<br />
zehn Jahren nicht wieder kandidiert<br />
hatte. Jung dankte Kininger, dessen<br />
großes Engagement besonders bei<br />
der erfolgreichen Entwicklung der<br />
Unternehmertage in Speyer und<br />
den regelmäßigen Kamingesprächen<br />
deutlich werde.<br />
Jung machte deutlich, dass man<br />
Gelegenheit für Reflexionen brauche<br />
und der Glaube dazu beitragen<br />
könne. Außerdem sollte der Glaube<br />
wieder verstärkt in die Öffentlichkeit<br />
treten. Hierzu könne der<br />
<strong>BKU</strong> wesentlich beisteuern.<br />
Als stellvertretender Vorsitzender<br />
wurde Karl Fesenmeyer gewählt,<br />
der in seinem Unternehmen<br />
IMAP M&A Consultants AG als<br />
Gastgeber des Abends die Mitglieder<br />
zum Abschluss zu einem<br />
gemütlichen Ausklang und Imbiss<br />
einlud. Dort wurden auch die<br />
Gespräche und der Gedankenaustausch<br />
weitergeführt, etwa über zukünftige<br />
Veranstaltungsformate.<br />
insbesondere der Fortgang des<br />
Unternehmertages am 4. Dezember<br />
und die Planung der Frühjahrstagung<br />
in Speyer im März<br />
2014 wurden diskutiert. MS<br />
Musketa verstorben<br />
Plötzlich und unerwartet ist im<br />
Oktober im Alter von nur 60 Jahren<br />
der langjährige Vorsitzende<br />
der Diözesangruppe Halle verstorben,<br />
Egbert Musketa. Er hat<br />
mitgeholfen, in der Region den<br />
Anliegen der katholischen Unternehmer<br />
in Kirche und Politik<br />
Gehör zu verschaffen. Wir bitten,<br />
seiner im Gebet zu gedenken.<br />
Ansprechpartner für die DG Halle<br />
ist Joachim Geuther, E-Mail:<br />
joachim@geuther.net. MS<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 33
Vom Industrie- zum Kirchenmanager<br />
Dr. Günter Ullrich, Geistlicher Berater der DG’s Saar/Trier und Koblenz<br />
Mit Dr. Hans Günter Ullrich<br />
(Jahrgang 1962) haben die Diözesangruppen<br />
Saar/Trier und<br />
Koblenz einen neuen geistlichen<br />
Begleiter mit eigener<br />
Führungserfahrung in der<br />
Wirtschaft.<br />
Der studierte Jurist und Theologe<br />
hat viele Jahre in der Industrie gearbeitet,<br />
unter anderem als Personalchef<br />
und zuletzt als Geschäftsführer<br />
bei international tätigen<br />
Automobilzulieferern. Die Diskussion<br />
um Standortverlagerungen<br />
in Länder mit niedrigerem Lohnniveau<br />
hat bei ihm dazu geführt,<br />
den immateriellen Dingen in seinem<br />
Leben mehr Gewicht einzuräumen.<br />
Er beschloss, seinem<br />
Wunsch nachzugehen, Priester zu<br />
werden – damit hatte er sich schon<br />
früher auseinandergesetzt.<br />
Theologie hatte Ullrich damals<br />
bereits im Fernstudium studiert.<br />
2006 kündigte er, 2007 weihte ihn<br />
der damalige Trierer Bischof Reinhard<br />
Marx zum Diakon und 2008<br />
zum Priester des Bistums Trier.<br />
Rasch bekam er auch in der Kirche<br />
eine „Restrukturierungsaufgabe“:<br />
Er sollte die Bildungsarbeit des<br />
Dr. Hans Günter Ullrich, neuer<br />
geistlicher Berater des <strong>BKU</strong> im<br />
Bistum Trier. Foto: Bistum Trier<br />
Bistums neu aufstellen. Das tat er<br />
offensichtlich zur Zufriedenheit<br />
von Bischof Stephan Ackermann:<br />
2011 übertrug der ihm die Leitung<br />
der Abteilung Gesellschaft und<br />
Bildung des Bistums.<br />
Schnell kam er auch mit dem <strong>BKU</strong><br />
in Kontakt. Die beiden Diözesangruppen<br />
auf dem Gebiet des Bistums<br />
gewannen schnell den Eindruck,<br />
dass ihnen kein besserer<br />
Geistlicher Berater passieren konnte.<br />
Bereits im vergangenen Jahr<br />
nahm er an der <strong>BKU</strong>-Bundestagung<br />
in Paderborn teil und begleitete<br />
als Nachfolger von Pater<br />
Wolfgang Ockenfels die Einkehrtage<br />
in Himmerod.<br />
Bei den Versammlungen in<br />
Bendorf (Koblenz) und Tholey<br />
(Saar/Trier) stellte sich Ullrich<br />
nun den <strong>BKU</strong>-Mitgliedern persönlich<br />
vor. In Bendorf referierte<br />
er zum Thema: „Was ist ein katholischer<br />
Unternehmer?“ Seine<br />
Antwort: Ein Unternehmer, der<br />
Katholik ist, habe sich mit der<br />
gleichen Wirklichkeit auseinanderzusetzen<br />
wie alle seine Kollegen.<br />
Sein Glaube sei für ihn aber<br />
ein Licht, das ihn die Welt und die<br />
Menschen in einem umfassenderen<br />
Zusammenhang wahrnehmen lasse.<br />
So bringe der Glaube für die<br />
Person des Unternehmers zusätzliche<br />
Ressourcen und Handlungsoptionen<br />
mit sich, zugleich aber<br />
auch eine größere Verantwortung<br />
für das eigene Tun.<br />
In Tholey fasste er seinen Auftrag<br />
und den des <strong>BKU</strong> zusammen mit<br />
den Worten: „Die Aufgabe unserer<br />
Zeit ist, eine Brücke zu schlagen<br />
von der Mitte der Gesellschaft<br />
zur Mitte des Glaubens.“<br />
Martin J. Wilde<br />
Mitgliederversammlung der Diözesangruppe Saar/Trier in der Abtei Tholey: Prior-Administrator Pater Mauritius<br />
Choriol OSB (m.) begrüßte die <strong>BKU</strong>-Mitglieder, rechts neben ihm: Josef Schuh, der Vorsitzende Markus<br />
Demmer und der Geistliche Berater Dr. Ullrich sowie <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer Martin J. Wilde (4.v.r.). Foto: privat<br />
34 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
<strong>BKU</strong>-Intern<br />
Wirtschaften mit Werten<br />
Bitburger-Geschäftsführer sprach bei der ersten Trierer Lunch Lecture<br />
Eine erste Kooperation zwischen<br />
dem Arbeitsbereich des<br />
neuen Geistlichen Beraters der<br />
Diözesangruppe Trier, Dr. Hans<br />
Günter Ullrich, und dem <strong>BKU</strong><br />
war eine „Lunch Lecture“ am<br />
16. Oktober in Trier.<br />
Bitburger-Geschäftsführer Dr. Werner Wolf (r.) sprach bei der ersten<br />
Trierer Lunch Lecture. Neben ihm (v.l.) der Trierer <strong>BKU</strong>-Vorsitzende<br />
Markus Demmer, der Geistliche Berater Dr. Hans Günter Ullrich und<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Josef Schuch.<br />
Foto: Bistum Trier<br />
Dort gab Dr. Werner Wolf, Sprecher<br />
der Geschäftsführung der<br />
Bitburger Brauerei, den rund 25 interessierten<br />
Teilnehmern persönliche<br />
Impulse und Anregungen<br />
aus seinem Alltag und beruflichen<br />
Stationen. Wolf verdeutlichte, dass<br />
langfristiger Erfolg von Unternehmen<br />
darauf gründet, dass sie<br />
gegenüber ihren Mitarbeitern und<br />
Kunden ihre Werte glaubhaft vermitteln.<br />
Vertrauen, Ehrlichkeit,<br />
Loyalität und Respekt müssten<br />
im Unternehmen gelebt werden.<br />
Dabei spiele auch die Verantwortung<br />
der Unternehmen eine große<br />
Rolle, die sich aus Artikel 14 des<br />
Grundgesetzes ergebe: „Eigentum<br />
verpflichtet. Sein Gebrauch<br />
soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit<br />
dienen.“ Hieraus ergebe<br />
sich logisch, dass Unternehmer<br />
auch Erfolg haben und Gewinn<br />
machen müssten. Nur wer Gewinne<br />
erwirtschafte, könne Investitionen<br />
tätigen und so Arbeitsplätze<br />
sichern und erweitern, erklärte<br />
Wolf. Mit dem Gewinn solle<br />
das Unternehmen aber verantwortlich<br />
umgehen. Martin J. Wilde<br />
Workshop zur Nachwuchsgewinnung<br />
Kick-off-Workshop zur Gewinnung junger und neuer <strong>BKU</strong>-Mitglieder<br />
Wie kann der <strong>BKU</strong> mehr und<br />
jüngere Mitglieder gewinnen?<br />
Dieser Frage widmete sich<br />
Mitte Oktober unter Leitung<br />
von Dr. Oliver Schillings (DG<br />
Köln) ein Workshop im Kölner<br />
Nikolaus-Groß-Haus.<br />
geren <strong>BKU</strong>-Mitgliedern und der<br />
Geschäftsstelle wurden Möglichkeiten<br />
und Perspektiven diskutiert.<br />
Ziel ist, das Fundament zu legen,<br />
um Themen, Ansatzpunkte,<br />
Multiplikatoren und Projektpartner<br />
zu definieren und eine Strategie<br />
und einen Maßnahmenplan<br />
für die nächsten Monate auszuarbeiten.<br />
Der erste Entwurf wird<br />
derzeit zwischen den Mitwirkenden<br />
abgestimmt.<br />
MS<br />
In vielen Diözesangruppen wird<br />
gegenwärtig diskutiert, wie der<br />
Verband ein schärferes Profil und<br />
damit mehr Aufmerksamkeit in<br />
der Öffentlichkeit gewinnen kann.<br />
In den vergangenen Jahren pendelte<br />
die Zahl der <strong>BKU</strong>-Mitglieder<br />
um 1.200 Personen, der Altersschwerpunkt<br />
liegt bei 45 bis 55<br />
Jahren. Daher ist auch die Überlegung<br />
wichtig, wie jüngere und<br />
weitere Zielgruppen für den <strong>BKU</strong><br />
interessiert werden können.<br />
Gemeinsam mit der Bundesvorsitzenden<br />
Marie-Luise Dött. MdB,<br />
Mitgliedern des Vorstandes, jün-<br />
Die Teilnehmer des ersten Workshops zur Nachwuchsgewinnung. Foto: privat<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 35
<strong>BKU</strong>-Intern<br />
Bedeutende Mitglieder der Kirche<br />
Unternehmertag der DG Eichstätt mit Staatsministerin Emilia Müller<br />
Beim Unternehmertag der Diözesangruppe<br />
Eichstätt sprach<br />
die bayerische Ministerin für<br />
Arbeit, Soziales, Familie und<br />
Integration, Emilia Müller.<br />
Paulus lehrt Unternehmensgründung<br />
Beim Mittagstisch der DG<br />
Eichstätt analysierte Professor<br />
Dr. Robert Wittmann von der<br />
Technischen Hochschule Ingolstadt<br />
aus Sicht der Betriebswirtschaftslehre<br />
das Umfeld des<br />
Apostels Paulus im Ersten Korintherbrief.<br />
Er zeigte Parallelen in den Bereichen<br />
„Ziele finden“, „Menschen<br />
gewinnen“, „Regeln abstimmen“<br />
und „Ressourcen einsetzen“ auf, die<br />
die Basis sowohl bei Paulus, als<br />
auch in der modernen Organisationslehre<br />
seien. Noch 2.000 Jahre<br />
nach dem Tod des Apostels würden<br />
wichtige Visionsregeln als<br />
Maßstab für gelungene Existenzund<br />
Gemeindegründungen herangezogen.<br />
RD<br />
Der Eichstätter<br />
DG-Vorsitzende<br />
Reinhard Dirr,<br />
Ministerin Müller,<br />
Prälat Dr.<br />
Christoph Kühn<br />
und der stellv<br />
e r t r e t e n d e<br />
DG-Vorsitzende<br />
Peter Schöpfel<br />
(v.r.) beim Unternehmertag.<br />
Foto: privat<br />
Hochschulseelsorger Pater Haas<br />
OSFS stimmte die Besucher mit einem<br />
geistlichen Impuls in der Kapelle<br />
des Canisiuskonviktes aus<br />
dem Blickwinkel eines Geistlichen<br />
ein. Er versuchte, das Spannungsfeld<br />
zwischen Wirtschaft und Spiritualität<br />
aufzulösen. Haas verwies<br />
auf die wegbereitenden Aussagen<br />
im 2. Vatikanischen Konzil<br />
und die daraus entwickelten Signale<br />
von Kardinal Döpfner.<br />
Kirche und Unternehmertum<br />
müssten noch stärker aufeinander<br />
zugehen, forderte der DG-<br />
Vorsitzende Reinhard Dirr. Er<br />
wünsche sich, dass die vielen wertschöpfenden,<br />
auch sozialen Leistungen<br />
der Unternehmer besser<br />
gewürdigt werden. Auch Prälat Dr.<br />
Christoph Kühn betonte die Bedeutung<br />
des Unternehmertums<br />
für die Gesellschaft. Die Unternehmer<br />
seien bedeutende Mitglieder<br />
der Kirche.<br />
Müller hob die große Verantwortung<br />
für die Mitarbeiter<br />
hervor, die den Mittelstand auszeichne.<br />
Dies sei ein ökonomischer<br />
Erfolgsfaktor: „Keine Wertschöpfung<br />
ohne Wertschätzung“.<br />
Sie verwies auf die Ausführungen<br />
zur Personalität des Einzelnen in<br />
der Christlichen Soziallehre. Auch<br />
die vielfältigen Aktivitäten der<br />
Unternehmer im Bereich Corporate<br />
Social Responsibility (CSR)<br />
seien wichtig. Die bayerische<br />
Staatsregierung plane, Aktivitäten<br />
zur Work-Life-Balance zu initiieren.<br />
„Die Arbeitswelt der Zukunft<br />
muss vielfältiger werden“, forderte<br />
Müller. Nicht nur die Gleichstellung<br />
von Mann und Frau, auch<br />
die altersgerechte Gestaltung von<br />
Arbeitsbedingungen in einer alternden<br />
Gesellschaft helfe, das<br />
Fachkräftepotenzial besser nutzbar<br />
zu machen. Der Elan der Jugend<br />
sei mit der Erfahrung und Kompetenz<br />
der Älteren eine erfolgreiche<br />
Kombination. Reinhard Dirr<br />
Islam und Christentum<br />
Marokkanische Delegation zu Gast in Ingolstadt<br />
Der Lehrstuhl für Christliche<br />
Sozialethik der Katholischen<br />
Universität Eichstätt-Ingolstadt<br />
organisiert ein Forschungsprojekt<br />
zum christlichislamischen<br />
Dialog und kooperiert<br />
dabei mit der DG Eichstätt<br />
des <strong>BKU</strong>.<br />
Das Forschungsprojekt „Practical<br />
Wisdom for Sustainable Management“<br />
analysiert, wie zentrale spirituelle<br />
und philosophische Traditionen<br />
und Reflexionen von Islam<br />
und Christentum im Sinne ‚praktischer<br />
Klugheit‘ in die Managerausbildung<br />
integriert werden können.<br />
Wichtiger Bestandteil des<br />
Projektes sind Exkursionen für<br />
Studenten und Professoren zu den<br />
jeweiligen Partneruniversitäten<br />
im deutschen und arabischen<br />
Raum.<br />
In diesem Rahmen besuchte eine<br />
marokkanische Delegation der Al-<br />
Akhawayn Business School die<br />
Sparkasse Ingolstadt. Der DG-<br />
Vorsitzende Reinhard Dirr berichtete,<br />
welche Rolle religiöse<br />
und spirituelle Werte für ihn persönlich<br />
und im Bankgeschäft spielen.<br />
Die Studenten stellten viele<br />
Rückfragen und berichteten von ihren<br />
Forschungsvorhaben. „The<br />
meeting was clearly a highlight of<br />
the excursion to Germany!“, bilanzierte<br />
eine Islamic-Finance-<br />
Studentin.<br />
Reinhard Dirr<br />
36 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
<strong>BKU</strong>-Intern<br />
Mehr Vielfalt für die EU<br />
DG Regensburg besucht EU-Neuling Kroatien<br />
Besuch der Gruppe bei Imam Salkan Heric.<br />
Die Herbstreise der DG Regensburg,<br />
an der auch Freunde<br />
der benachbarten Gruppen<br />
Eichstätt und Passau teilnahmen,<br />
führte vom 25. bis 30.<br />
Oktober nach Dubrovnik.<br />
Schwerpunkte der Reise nach<br />
Kroatien waren Stadtführungen<br />
und Augenzeugenberichte zum<br />
Balkankrieg in den 90er-Jahren<br />
und seinen Folgen. Mit Imam Salkan<br />
Heric wurde die Lage der<br />
muslimischen Bevölkerung vor<br />
Ort und deren Zusammenleben<br />
mit Christen und anderen Religionen<br />
diskutiert. Neben der wirtschaftlichen<br />
und sozialen Struktur<br />
wurden Aspekte des Familienlebens<br />
der Muslime angesprochen.<br />
Beim Treffen mit dem stellvertretenden<br />
Leiter der dalmatischen<br />
Handelskammer, Ivo Gerkovic,<br />
wurde deutlich, dass Kroatien in<br />
Foto: privat<br />
seiner EU-Mitgliedschaft vor allem<br />
einen Weg sieht, seine finanziellen<br />
und politischen Probleme zu lösen.<br />
In eigene unternehmerische Kreativität<br />
und schöpferisches Handeln<br />
scheint wenig Zuversicht zu<br />
bestehen. Trauriges Fazit des Besuchs<br />
der Stadt Mostar war, dass<br />
die engen familiären Bande zwischen<br />
Christen und Muslimen, die<br />
die Stadt jahrhundertelang geprägt<br />
hatten, seit dem Krieg nicht<br />
mehr vorstellbar sind. Ein Gedanke,<br />
der nachdenklich macht in einem<br />
Europa, das sich Einigkeit<br />
und Toleranz auf die Fahnen geschrieben<br />
hat. Gleichwohl bleibt die<br />
Reiseerkenntnis, dass die EU mit<br />
dem Beitritt Kroatiens an Vielfalt<br />
gewonnen hat. Für den Umgang<br />
damit sind die vom <strong>BKU</strong> vertretenen<br />
Grundwerte Solidarität, Subsidiarität<br />
und Toleranz wertvolle<br />
Richtlinien. Martin Schmack<br />
Neue Mitglieder<br />
■ Vollmitgliedschaft<br />
Croy, Albrecht Prinz von,<br />
Senior Consultant Conlab<br />
Unternehmerverband, Düsseldorf<br />
Dörnen, Klaus<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Architektur und Stadtplanung Ewers<br />
Dörnen + Partner GmbH, Hamburg<br />
und Oldenburg<br />
Grooterhorst, Dr. Ursula<br />
Rechtsanwältin und Mediatorin,<br />
Düsseldorf<br />
Jakobs, Heinz-Theodor<br />
Metallverarbeitung für Dach und<br />
Fassade, Hennef<br />
Lehmann, Dr. Christoph<br />
ROLEMA – Rechtsanwälte<br />
und Notare, Berlin<br />
Leineweber, Markus<br />
Hausoberer Krankenhaus der<br />
Barmherzigen Brüder, Trier<br />
Overberg, Dorothee<br />
overberg-projekte, Königswinter<br />
Pantel, Sylvia, MdB, Düsseldorf<br />
Reckers, Dr. Hans<br />
Rechtsanwaltskanzlei Olswang, Berlin<br />
Saier, Marie-Luise, Freiburg<br />
Salmen, Thomas<br />
Caritasverband Düsseldorf<br />
Schäffler, Frank, Bünde<br />
Sitte, Thomas<br />
Geschäftsführender Komplementär<br />
Pro Palliativnetz GmbH, Fulda<br />
Stark, Michael<br />
Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />
Großkundencenter Region Süd<br />
Commerzbank AG, München<br />
Stock, Mechthild<br />
Geschäftsführerin Büro für Kommunalberatung<br />
GmbH, Düsseldorf<br />
Tillmann, Dr. Michael<br />
Vollbracht Voege & Tillmann<br />
Rechtsanwälte, Köln<br />
Pater Zabel, Geistlicher Berater der DG Düsseldorf,<br />
die Vorsitzende Maria Fischer und<br />
Professor Sternberg.<br />
Foto: Kranz<br />
Katholiken als Minderheit?<br />
Auf Einladung der DG Düsseldorf sprach Professor Dr. Thomas<br />
Sternberg, MdL, am 16. Oktober zu „Katholische Kirche<br />
– quo vadis? Neue Erfahrungen als Minderheit“. Der kulturpolitische<br />
Sprecher der CDU-Fraktion NRW relativierte die<br />
in den Medien als beängstigend dargestellte Zahl der Kirchenaustritte<br />
und empfahl Gelassenheit. Schwankungen seien<br />
immer schon aufgetreten. Er appellierte für mehr Offenheit<br />
gegenüber der Ökumene und neuen Glaubenskonzepten in der<br />
modernen, sich wandelnden Gesellschaft. Wichtig sei die Besinnung<br />
auf die eigentlichen Inhalte der katholischen Kirche,<br />
die Papst Franziskus aufzeige. Die anschließende Diskussion<br />
bestätigte den Eindruck der <strong>BKU</strong>-Bundestagung, dass Kirche<br />
wie in Sachsen auch in einer Gesellschaft mit nur drei Prozent<br />
Katholiken lebendig sein kann.<br />
Cilly Schippers<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 37
<strong>BKU</strong>-Intern<br />
DG Berlin im Kreuzberger Himmel<br />
Pfarrer laden zu Bier und Gesprächen in den Kieztreff ein<br />
Es war ein Versuch, und er ist<br />
geglückt. Die Berliner <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />
wollte eine neue<br />
Form des Zusammentreffens<br />
ausprobieren. Mal kein Vortrag<br />
von Politikern oder Wirtschaftsfachleuten<br />
in der Katholischen<br />
Akademie. Auch kein<br />
gegenseitiges Kennenlernen der<br />
unternehmerischen Existenzen.<br />
„Vor Ort gehen“ war die Devise.<br />
Norman Gebauer, stellvertretender<br />
Vorsitzender der Diözesangruppe<br />
Berlin des <strong>BKU</strong>, hatte dafür den<br />
„Kreuzberger Himmel“ ausgesucht,<br />
eine Mischung aus Kieztreff<br />
und Restaurant der Gemeinde St.<br />
Bonifatius. Diözesanjugendseelsorger<br />
und Initiator Ulrich Kotzur<br />
stellte das ein Jahr alte Projekt vor.<br />
Er skizzierte ein Modell der Lebenszyklen<br />
von Organisationen.<br />
Das erinnerte ein wenig an Firmencoaching<br />
und Effektivitätsberatung.<br />
St. Bonifatius habe sich um<br />
die Jahrtausendwende in einer antriebsschwachen,<br />
saturierten Phase<br />
befunden: Man blieb unter sich,<br />
die Wirkung nach außen war<br />
Im Kieztreff: die Mitglieder der Diözesangruppe Berlin<br />
Foto: Gebauer<br />
schwach, neue Menschen wurden<br />
kaum angesprochen und gewonnen.<br />
Um das zu ändern, wurde der<br />
gemeindeeigene Laden links der<br />
Kirche umgebaut und darin der<br />
„Kreuzberger Himmel“ eingerichtet.<br />
Eine Einladung an alle Passanten<br />
und den Kiez, die angenommen<br />
werde. Auch für Gespräche<br />
mit den etwa zehn katholischen<br />
und evangelischen Pfarrern und<br />
Pfarrerinnen, die dort reihum Bier<br />
zapfen und bedienen.<br />
Für Kotzur entspricht das dem ursprünglichen<br />
Auftrag der Kirche,<br />
aus Gottes Zuwendung zum Menschen<br />
sich den Mitmenschen zu<br />
widmen. So ist der Himmel über<br />
Kreuzberg gewissermaßen auf die<br />
Erde des Kiezes gekommen, wie es<br />
die Deckengestaltung mit Himmelsblau<br />
und weißen Wolken im<br />
„Kreuzberger Himmel“ andeutet.<br />
Die knapp 40 Mitglieder und<br />
Freunde des Berliner <strong>BKU</strong> fühlten<br />
sich darunter bei gutem Essen<br />
und gutem Bier sehr wohl an diesem<br />
Abend. Gunnar Lammert-Türk<br />
Perspektivtagung Neue Energie<br />
Wissenschaftler, Unternehmer und Studenten diskutierten in Köln<br />
Die IHK zu Köln war vom 27.<br />
bis 29. September Treffpunkt<br />
für Wissenschaftler, Studenten<br />
und Unternehmen, die sich mit<br />
dem Thema Energie auseinandersetzen.<br />
Welche technischen Möglichkeiten<br />
gibt es zur Energiegewinnung,<br />
wie entwickelt sich der Verbrauch<br />
und wo existieren Einsparpotenziale<br />
– diesen Fragen widmete<br />
sich die Perspektivtagung „Neue<br />
Energie“. Sie ist eine gemeinsame<br />
Initiative der Kölner Gude Stiftung<br />
und des Deutschen Jungforscher<br />
Netzwerks juFORUM mit anderen<br />
namhaften Organisationen, darunter<br />
die Diözesangruppe Köln<br />
des <strong>BKU</strong>.<br />
Deutschland ist als Export-Vizeweltmeister<br />
auf die Nutzung preisgünstiger<br />
Energie angewiesen.<br />
Für die Industrie führen überhöhte<br />
Preise gegenüber dem Weltmarkt<br />
zu erheblichen Wettbewerbseinbußen.<br />
Seit der Energiewende<br />
mit dem vorgesehenen völligen<br />
Verzicht auf Kernenergie<br />
ab 2022 geht Deutschland zudem<br />
einen Sonderweg in Europa und<br />
der Welt.<br />
Gleichzeitig ist der globale Energiemarkt<br />
für fossile Brennstoffe<br />
durch neue Fördertechnologien<br />
wie das Fracking stark in Bewegung.<br />
Die Reduzierung klimaschädlicher<br />
Abgase zur Vermeidung<br />
einer globalen Erwärmung<br />
wird gefordert, ein weltweiter<br />
Konsens ist aber nicht in Sicht.<br />
Die Perspektivtagung „Neue Energie“<br />
zeigte Szenarien und Einflussfaktoren<br />
auf, darunter Aspekte<br />
wie Wirkungsgrad, Kraftwerkstechnologien,<br />
Kraft-Wärme-Kopplung,<br />
Hausdämmung, Netze, Nutzerverhalten,<br />
politische Markteingriffe<br />
und die Verfügbarkeit<br />
erneuerbarer Energien.<br />
Dr. Michael Gude, Vorstandsmitglied<br />
der DG Köln, war mit den<br />
Ergebnissen der Tagung sehr zufrieden.<br />
Dr. Oliver Schillings<br />
38 <strong>BKU</strong>-Journal 4 2013
<strong>BKU</strong>-Intern<br />
Glaubenstag zu Kirche und Medien<br />
DG’s Würzburg und Aschaffenburg tagen auf Schloss Löwenstein<br />
Im zunehmenden Werteverfall<br />
der Gesellschaft wird die<br />
Stimme der Kirche immer wichtiger.<br />
Sie muss durch die<br />
beinahe unübersehbare Vielfalt<br />
der Medien dringen, um die<br />
Menschen zu erreichen – eine<br />
Herausforderung, der sich<br />
christliche Medien in den kommenden<br />
Jahren verstärkt stellen<br />
müssen.<br />
Bischof Friedhelm Hofmann<br />
Um christliche Medien und die<br />
Wirtschaft ins Gespräch zu bringen,<br />
hatte Stephanie Erbprinzessin<br />
zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg<br />
Radio Horeb und den <strong>BKU</strong> zu<br />
einem Glaubenstag in das Schloss<br />
Löwenstein im unterfränkischen<br />
Kleinheubach eingeladen. Sie wolle<br />
die katholischen Kräfte bündeln,<br />
wobei ihr der Geist der römischen<br />
Kirche besonders am Herzen<br />
liege. Zu diesem Treffen war<br />
auch der Bischof von Würzburg,<br />
Friedhelm Hofmann, zu einem<br />
Pontifikalamt und einer Rede über<br />
Medien und Kirche eingeladen.<br />
Die frohe Botschaft soll nicht<br />
nur in den Herzen getragen werden,<br />
sondern auch, wie durch Radio<br />
Horeb, in den christlichen Medien<br />
verkündet werden – mit diesen<br />
Worten leitete der Vorsitzende<br />
der DG Aschaffenburg, Alois<br />
Konstantin Fürst zu Löwenstein-<br />
Wertheim-Rosenberg, den Glaubenstag<br />
ein. In der Predigt erinnerte<br />
Bischof Hofmann daran,<br />
dass Papst Benedikt XVI. mit dem<br />
von ihm initiierten „Jahr des Glaubens“<br />
zur Umkehr aufgerufen habe,<br />
damit wir den Weg des Glaubens<br />
wiederentdecken und als neue<br />
Menschen leben können.<br />
Der Glaube, der nie bloß in die<br />
Privatsphäre geschoben werden<br />
dürfe, habe als zentrale Dimension<br />
das Heil: Darum sei der kirchliche<br />
Einsatz zur Neuevangelisierung<br />
so wichtig. „Christus hat<br />
uns“, mit diesen Worten endete die<br />
Predigt, „aufgefordert, unser Licht<br />
leuchten zu lassen – tun wir das?“<br />
In sehr persönlichen Worten<br />
sprach Pfarrer Richard Kocher,<br />
Programmdirektor von Radio Horeb,<br />
über seine Erfahrungen mit<br />
dem Radiosender in Balderschwang.<br />
Das „Geheimnis“ von<br />
Radio Horeb sieht er in der konsequenten<br />
Verkündigung der Liturgie.<br />
www.tagesspiegel.de (Auszug)<br />
Aktuelle Termine<br />
■ Januar<br />
06.01. DG Koblenz: 19.00 Uhr, Gesprächskreis<br />
Wirtschaft<br />
09.01. DG Erfurt: 18.00 Uhr, Gottesdienst<br />
in der Krypta, 19.00 Uhr, gemeinsames<br />
Kochen im Gemeindezentrum<br />
17.01. <strong>BKU</strong>/DICV-Kooperation, 15.00-<br />
18.00 Uhr, ENGAGEMENT konkret<br />
- gelungenes Unternehmensengagement,<br />
Karl-Rahner-Akademie,<br />
Köln<br />
17.01. DG Münster: 18.00 – 21.00 Uhr,<br />
Medienabend in Kevelaer<br />
21.01. DG Münster: 17.30 Uhr, Gemeinsame<br />
Veranstaltung mit dem Malteser<br />
Hilfsdienst, Thema „Die christliche<br />
und unternehmerische Arbeit der<br />
Malteser im Bistum Münster“<br />
21.01. DG Ruhrgebiet, 19.30 – 21.00 Uhr, Bibel-Kamingespräch,<br />
Abtei Hamborn,<br />
Duisburg<br />
22.01. DG Leipzig, 12.00 Uhr, Mittagstisch<br />
im Restaurant Apels Garten<br />
22.01. Gemeinschaftsveranstaltung KAS<br />
und <strong>BKU</strong>: 19.00 Uhr, Dr. Gerhard F.<br />
Braun:, Stadt, Land Flucht – Perspektiven<br />
im ländlichen Raum<br />
27.01. DG Berlin, 18.15 Uhr, „Zum Unternehmer<br />
berufen“ - Jahresthema 2014.<br />
Heilige Messe in der Katholischen<br />
Akademie Berlin<br />
■ Februar<br />
02.02. DG Düsseldorf: 11.30 Uhr, Eucharistiefeier<br />
in der Maxkirche und Neujahrsempfang<br />
im Maxhaus mit Manfred<br />
Rekowski, Präses der evangelischen<br />
Landeskirche<br />
06.02. DG Erfurt: 18.00 Uhr, Gottesdienst<br />
in der Krypta, 19.00 Uhr, Essen und<br />
Austausch im Güldenen Rad<br />
17.02. DG Würzburg: 19.00 Uhr, Besichtigung<br />
der Vinzenz-Wäscherei<br />
19.02. DG Ruhrgebiet, 10.00 – 17.00 Uhr,<br />
Kirchlicher Dienstgebertag: Kooperationsveranstaltung<br />
mit dem Unternehmerverband<br />
Soziale Dienste und<br />
Bildung und dem Caritasverband Essen,<br />
„Die Kirchen und ihr Arbeitsrecht<br />
– und doch ein Zukunftsmodell? Neue<br />
Strategien für kirchliche Dienstgeber“,<br />
Haus der Unternehmer, Duisburg<br />
22.02. Impulstag „Mit Werten in Führung<br />
gehen“, 9.30-16 Uhr, Bucerius Law<br />
School Hamburg, www.führungskräftekongress.de<br />
■ März<br />
05.03. DG Koblenz: 19.00 Uhr, Gesprächskreis<br />
Wirtschaft<br />
06.03. DG Erfurt, 18.00 Uhr, Kreuzweg in<br />
der Schottenkirche, 19.00 Uhr, Gemeindezentrum<br />
Schottenkirche, Ausstellung<br />
und Austausch mit dem<br />
Künstler Kreuzweg Point Alpa, 20.30<br />
Uhr, Güldenes Rad<br />
7.-8.3. DG Hamburg: Einkehrwochenende<br />
im Benediktinerkloster Nütschau<br />
7.-9.3. DG’s Regensburg/Eichstätt/Erfurt:<br />
Besinnungstage für Manager und Führungskräfte<br />
im Kloster Plankstetten<br />
28.03. 9.00 Uhr, Unternehmertag Christliche<br />
Spiritualität in Oelde<br />
■ April<br />
02.04. AK Spiritualität: 9.30 Uhr, AK-Sitzung<br />
in Düsseldorf<br />
03.04. DG Erfurt: 18.00 Uhr, Gottesdienst<br />
in der Krypta, 19.00 Uhr, Gemeindezentrum,<br />
Weinrich das katholische<br />
Büro, 20.30 Uhr, Güldenes Rad,<br />
Essen und Austausch<br />
07.04. DG Würzburg: 19.00 Uhr, Neuerungen<br />
im Museum am Dom<br />
12.04. DG Saar/Trier: 12.00 Uhr, Kreuzweg<br />
für den Frieden<br />
Weitere Infos auf www.bku.de<br />
Allen Mitgliedern und Freunden des <strong>BKU</strong><br />
sowie ihren Familien und Mitarbeitern<br />
wünscht das Team der <strong>BKU</strong>-Geschäftsstelle<br />
schöne und gesegnete<br />
Weihnachtstage und einen guten Start<br />
ins Jahr 2014. Die Geschäftsstelle bleibt<br />
vom 23. Dezember bis 3. Januar 2014<br />
geschlossen.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 4 2013 39
I M P R E S S U M<br />
G 2943 F<br />
bku-JOURNAL<br />
Quartalszeitschrift des Bundes Katholischer Unternehmer<br />
Herausgeber: Bund Katholischer Unternehmer e.V.,<br />
Georgstraße 18, 50676 Köln,<br />
Telefon 0221/27237-0, Fax 0221/2723727<br />
E-Mail: service@bku.de<br />
Internet: http://www.bku.de<br />
Redaktion: Dr. Martin Schoser, Dr. Vera Bünnagel<br />
Druck: Zimmermann Druck und Medien, Köln<br />
Erscheinung: dreimal jährlich<br />
Bezugspreis: 4,00 Euro<br />
ISSN 1865-4576<br />
Adressenfeld<br />
Kommt der Pflege-Tsunami?<br />
Podium von <strong>BKU</strong>, IHK und Caritas zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
Bei Kindern sind Zeitpunkt und<br />
Dauer der Betreuung absehbar,<br />
beim Pflegefall oft nicht.<br />
Für Professor Dr. Gerhard Bäcker<br />
Soziologe an der Universität Duisburg-Essen,<br />
kommt hinzu: „Über<br />
Kindernachwuchs spricht man<br />
gerne und freudig, über pflegebedürftige<br />
Eltern praktisch nicht.“<br />
Dies sei ein Grund dafür, dass in<br />
vielen Unternehmen schlicht nicht<br />
bekannt sei, wie viele Mitarbeiter<br />
zu pflegende Angehörige hätten.<br />
Um der steigenden Anzahl der<br />
Pflegebedürftigen und der Finanzierbarkeit<br />
der Pflege willen muss<br />
aus seiner Sicht die derzeitige<br />
Quote von 70 Prozent häuslicher<br />
Pflege gehalten oder erhöht werden.<br />
Dies gehe aber nur bei einer<br />
verbesserten Vereinbarkeit von<br />
Pflege und Beruf. Er lobte die<br />
wachsende Aufmerksamkeit der<br />
Unternehmen und ihre Bereitschaft,<br />
individuelle Lösungen für<br />
Mitarbeiter mit pflegebedürftigen<br />
Angehörigen zu finden.<br />
Dr. Günter Horzetzky,<br />
Staatssekretär<br />
im NRW-<br />
Ministerium für<br />
Wirtschaft, Energie,<br />
Mittelstand<br />
und Handwerk,<br />
sprach zu Herausforderungen<br />
für<br />
Politik und Wirtschaft.<br />
Der Bonner <strong>BKU</strong>-Vorsitzende und<br />
Geschäftsführer der Rheinischen<br />
Kraftwagen Gesellschaft, Dr. Franz<br />
Rottländer, wies auf die Bedeutung<br />
eines guten Betriebsklimas hin.<br />
„Wenn ein Mitarbeiter mit der<br />
Pflege belastet ist, müssen die<br />
Kollegen das mit auffangen. Das<br />
funktioniert aber nur, wenn sie untereinander<br />
und mit ihren Führungskräften<br />
ein gutes Verhältnis<br />
haben und alle Verständnis für<br />
die Situation aufbringen.“<br />
Für NRW-Wirtschaftsstaatssekretär<br />
Dr. Günther Horzetzky ist<br />
Soziologie-Professor Becker und Unternehmensberaterin Vogel bei der<br />
Tagung in Sankt Augustin, Teil des Projekts „CSR – ein Gewinn für alle“<br />
von <strong>BKU</strong> und Diözesan-Caritasverband Köln. Fotos: Wolter/IHK (o./l.); Gödde (r.)<br />
der „Pflegefall“ zu meistern, wenn<br />
Familie, Wirtschaft, Staat und Gesellschaft<br />
neue Kooperationsformen<br />
entwickeln und die Lebensarbeitszeit<br />
entsprechend der Lebenserwartung<br />
steige.<br />
Den Fachkräftemangel benannte<br />
Dr. Frank Johannes Hensel,<br />
Caritasdirektor im Erzbistum Köln,<br />
noch vor Finanzierungsfragen als<br />
größtes Problem. Melanie Vogel,<br />
Unternehmensberaterin und Geschäftsführerin<br />
von „Women &<br />
Work“ stellte fest: „Derzeit tragen<br />
Frauen die Hauptlast der häuslichen<br />
Pflege. Wir müssen aufpassen,<br />
dass die falsche Antwort auf<br />
die Frage ‚Leben Ihre Eltern noch<br />
und wenn ja, haben Sie Geschwister?‘<br />
nicht zu einem Einstellungshindernis<br />
wird.“<br />
Der <strong>BKU</strong> wird sich in den nächsten<br />
Monaten verstärkt mit den Herausforderungen<br />
zunehmender<br />
Pflegebedürftigkeit befassen, der<br />
Arbeitskreis Soziale Ordnung hat<br />
das Thema aufgegriffen.<br />
Martin J. Wilde