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Wettinger Schul- spiegel - egloff-druck

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Autorität, die brauch ich,<br />

die will ich und die kann ich!<br />

Neu Autorität nach Haim Omer<br />

In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />

stossen wir vermehrt an Grenzen. Dies ist in<br />

der aktuellen Entwicklung in Familie, <strong>Schul</strong>e<br />

und Ausbildung deutlich wahrzunehmen. Althergebrachte<br />

und traditionelle Vorstellungen<br />

von Rolle, Autorität und Beziehungsmuster<br />

werden mehr und mehr hinterfragt.<br />

• Wie gelingt es Machtspiele ins Konstruktive<br />

zu wenden?<br />

• Wie kann die gesunde Autorität stärker<br />

gezeigt und gelebt werden?<br />

Der israelische Psychologie-Professor Haim<br />

Omer (1949) prägte den Begriff der neuen<br />

Autorität, indem er Grundsätze des gewaltlosen<br />

Widerstandes und die multisystemische<br />

ressourcenorientierte Therapie neu verknüpfte.<br />

Daraus sind erfolgreiche Interventionen für den<br />

Erziehungs- und Bildungsbereich entstanden.<br />

Haim Omer begann mit der Beratung von<br />

Eltern, die sich von ihren Kindern überfordert<br />

oder bedroht fühlten. Er wollte den Eltern<br />

einen Leitfaden geben, wie sie ihre elterliche<br />

Präsenz zurückgewinnen können. Kinder und<br />

Jugendliche sollen von ihren Eltern erfahren,<br />

dass die Elternposition nicht kündbar ist und<br />

die Mutter und der Vater da sind und da bleiben,<br />

auch dann, wenn es Probleme gibt. Die<br />

Autorität durch Beziehung war in erster Linie<br />

ein Korrekturprogramm für die aus dem Ruder<br />

geratene Erziehung.<br />

Ein weiterer wichtiger Grundpfeiler des Ansatzes<br />

ist der gewaltlose Widerstand von Gandhi.<br />

Der gewaltlose Widerstand ist eine Form von<br />

sozialem Kampf, welche mittels Präsenz gelebt<br />

wird und deeskalierend auf das System<br />

wirkt.<br />

Heute spricht man in Fachkreisen von «Neuer<br />

Autorität». Der ursprüngliche Erziehungsansatz<br />

weitete sich auf die <strong>Schul</strong>e und Gesell-<br />

19<br />

schaft aus. Haim Omer orientierte sich an der<br />

Frage, welche Form von Autorität für die heutige<br />

Gesellschaft möglich und praktisch<br />

umsetzbar ist.<br />

Die neue Autorität zeigt sich nicht nur im<br />

Erlernen von Handlungsschritten, sondern<br />

auch in der Etablierung eines neuen Gefühls.<br />

Dieses neue Autoritätsgefühl ist geprägt von<br />

gestärkten Beziehungen.<br />

Die wichtigsten Prinzipien der neuen<br />

Autorität:<br />

Präsenz und wachsame Sorge<br />

Die Eltern und die Lehrpersonen sind in einem<br />

guten Kontakt zu sich selbst. Sie pflegen einen<br />

wertschätzenden Umgang und übernehmen<br />

die Verantwortung für die Werte und Regeln<br />

des Zusammenlebens. Eltern und Lehrpersonen<br />

kennen ihre Ziele, können ihr Verhalten<br />

gut steuern und kontrollieren. Falls das Gleichgewicht<br />

der Beziehungen gestört wird oder<br />

Regeln gebrochen werden, können sie adäquat<br />

reagieren.<br />

Beharrlichkeit<br />

Eltern und Lehrpersonen müssen bei Regelüberschreitungen<br />

nicht besiegen, sondern auf<br />

dem Ziel beharren. Anstatt sofort zu Konsequenzen<br />

zu greifen, um allenfalls eine Situation<br />

noch mehr zum Eskalieren zu bringen,<br />

kann das Eisen geschmiedet werden, wenn es<br />

kalt ist. Eltern und Lehrpersonen reagieren<br />

zum Beispiel auf eine Provokation, indem sie<br />

sagen: «Ich komme darauf zurück!» Somit ist<br />

die Brücke zu einer sinnvollen Konsequenz<br />

geschlagen.<br />

Netzwerk und Kooperation<br />

Ich habe Autorität in dem Masse, wie ich sie<br />

von der Umwelt bekomme. Eltern, Freunde,<br />

Verwandte und Lehrpersonen unterstützen<br />

sich gegenseitig im Erziehungsauftrag. Kinder<br />

und Jugendliche sind in einem tragenden Netz<br />

aufgehoben, wenn sie wissen, dass die erziehungsverantwortlichen<br />

Erwachsenen zusammen<br />

kooperieren und sich austauschen.<br />

Transparenz<br />

In der Bildung der Autorität wird die Transparenz<br />

genutzt. Das Netzwerk und Helfersystem<br />

wird über wichtige Vorkommnisse oder Regelüberschreitungen<br />

informiert. Das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

wird gestärkt. Ein Publikum<br />

ist da und beobachtet mit, die Eltern sind<br />

nicht allein, wenn es schwierig wird.<br />

Versöhnung und Wiedergutmachung<br />

Eltern und Lehrpersonen sind interessiert an<br />

einer guten Beziehung, auch wenn es Schwierigkeiten<br />

gibt. Fehler sind unvermeidbar, aber<br />

können auch korrigiert werden. Mit einer<br />

sorgfältig geplanten Wiedergutmachung ermöglichen<br />

die Erziehenden dem Kind, das<br />

gute und konstruktive Verhalten zu zeigen<br />

und weiter anzuregen.<br />

Ressourcen<br />

Wertschätzender Umgang mit Kindern und<br />

Jugendlichen ist die Basis einer gesunden Entwicklung.<br />

Kinder und Jugendliche erhalten<br />

Rückmeldung auf ihr Verhalten und ihre potenziellen<br />

Möglichkeiten. Stärken werden erkannt,<br />

kommuniziert und in schwierigen Situationen<br />

nicht vergessen.<br />

Monika Peter, <strong>Schul</strong>sozialarbeit<br />

Martin Villing, <strong>Schul</strong>leitung

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