Das war Gießen 2013 - Gießener Allgemeine
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aMpenlicht<br />
bis fünf Minuten vor der Eröffnung so sein.<br />
Aber auch das gehört dazu.<br />
Auf Ihrer Homepage findet man <strong>Gießen</strong><br />
2014 schon in der Kategorie »Abgeschlossene<br />
Projekte«. Wenn ich an die vielen<br />
Baustellen in der Stadt denke, muss ich da<br />
aber grinsen.<br />
CG: Dann ist es vielleicht<br />
in die falsche Kategorie<br />
gerutscht (lacht). Aber<br />
weitgehend ist ja wirklich<br />
alles fertiggestellt.<br />
Ist eine Landesgartenschau für einen Landschaftsarchitekten<br />
so etwas wie die Champions<br />
League für einen Fußballer?<br />
CG: Man kann das vielleicht nicht ganz genau<br />
vergleichen, aber Gartenschauen sind<br />
schon immer eine besondere Herausforderung<br />
für uns, weil wir in einer relativ überschaubaren<br />
Zeit in einer Kommune maßgeblich<br />
Weichen stellen können. <strong>Das</strong> ist<br />
etwas Tolles. Landschaftsarchitekten haben<br />
nicht immer solche großen Projekte. Wir<br />
machen auch Autobahn- und Hinterhofbegrünungen.<br />
Im Vergleich ist eine Landesgartenschau<br />
etwas ganz Herausragendes. Und<br />
für mich ist <strong>Gießen</strong>, dadurch dass ich in<br />
Frankfurt geboren und in Friedrichsdorf aufgewachsen<br />
bin, noch mal mehr besonders.<br />
Wegen der Heimtagefühle. <strong>Das</strong>s ich in Hessen<br />
eine Gartenschau machen durfte, hat<br />
mich schon sehr gefreut.<br />
Um beim Fußball zu bleiben: Sie mussten<br />
sich im Vorfeld gegen 27 andere Mannschaften<br />
durchsetzen und müssen sich den<br />
»Die Stadt mit<br />
dem Park verzahnt««<br />
Pokal sozusagen nun auch noch mit einem<br />
Gegner teilen. A24 Landschaft aus Berlin<br />
gestaltet die Lahnaue. Ist das nicht<br />
unbefriedigend?<br />
CG: Überhaupt nicht. Der Wettbewerb <strong>war</strong><br />
von Anfang an auf zwei Teile ausgelegt und<br />
wir haben uns sehr stark auf die Wieseckaue<br />
fokussiert. Die Kollegen<br />
haben auch sehr viel Erfahrung.<br />
Ich sehe es eher<br />
als bereichernd. Vor allem<br />
für die Stadt <strong>Gießen</strong>.<br />
Ist der Landesgartenschau-Markt in der<br />
Branche umkämpft und mit Renommee<br />
verbunden?<br />
CG: Er ist sogar mit sehr viel Renommee<br />
verbunden. Es ist nicht leicht, so einen<br />
Wettbewerb zu gewinnen. Allerdings wird<br />
dabei oft nicht gesehen, welche Arbeit in<br />
den Büros dahintersteckt.<br />
Es geben regelmäßig 30<br />
bis 40 Büros Bewerbungen<br />
ab. Alle investieren<br />
sehr viel Geld und versuchen,<br />
die tragende Idee zu<br />
entwickeln. <strong>Das</strong> ist harte Arbeit. Wahrscheinlich<br />
gibt es keinen anderen Bereich –<br />
außer Grafik und Design – wo man derart in<br />
kostenlose Vorleistung geht, um Aufträge zu<br />
akquirieren. Ich finde den Wettbewerbsgedanken<br />
aber super. Wir haben uns sehr damit<br />
auseinandergesetzt. Die Kommunen bekommen<br />
so von den vielen guten Arbeiten<br />
die beste. Und das ist doch sinnvoll.<br />
Warum haben Sie den Zuschlag<br />
bekommen?<br />
»In keinem Bereich solch<br />
kostenlose Vorleistung«<br />
CG: <strong>Das</strong> <strong>war</strong> eine Vielzahl von Kriterien.<br />
Wir haben sehr stark die Schwachpunkte<br />
des Parks erkannt. Zum Beispiel die fehlende<br />
Verknüpfung mit der Stadt. Es ist ein<br />
60er-Jahre-Park gewesen, der durch Freibad,<br />
Parkdeck, Festplatz und Verkehrsschule<br />
richtig eingepfercht <strong>war</strong>. Dieses Defizit<br />
konnten wir durch den Platz an der THM,<br />
den Quellgarten und die Wissenschaftsachse<br />
beheben. Die offene Terrasse ist nun eine<br />
Einladung. Oder durch den Rückbau einer<br />
Straße. Es ist ein Novum, dass man als<br />
Landschaftsarchitekt eine Straße zurückbauen<br />
darf. Dadurch haben wir den Park direkt<br />
an die Stadt herangeführt. Wir haben es an<br />
mehreren Punkten geschafft, die Stadt mit<br />
dem Park zu verzahnen.<br />
<strong>Das</strong> Motto in <strong>Gießen</strong> heißt »Auf zu neuen<br />
Ufern«. Wie sind Sie darauf eingegangen?<br />
CG: Ich finde, dass wir<br />
das exemplarisch sehr<br />
gut umgesetzt haben, indem<br />
wir es den <strong>Gießen</strong>ern<br />
ermöglichen, an ihre<br />
Ufer heranzutreten.<br />
Unter ökologischen Aspekten. Und das entspricht<br />
doch schon mal dem Motto.<br />
Braucht man als Landschaftsarchitekt<br />
eigentlich auch einen grünen Daumen?<br />
CG: Natürlich. Sie müssen sich gut mit<br />
Pflanzen und Bodenverhältnissen<br />
auskennen.<br />
Wie weit gehen Ihre Aufgaben bei einer<br />
Landesgartenschau. Entscheiden Sie auch,<br />
welche Farbe eine Blume haben wird?<br />
Der Quellgarten:<br />
Durchaus experimentell<br />
Animation<br />
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