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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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§ 13<br />

79<br />

Abweisung <strong>des</strong> Einwan<strong>des</strong>. b) <strong>Die</strong> Welt ist nicht augenlos<br />

Soviel zur Metaphorik.<br />

Als Begründung für seinen Metaphorik-Vorwurf hatte mein<br />

Opponent aber vorgebracht: Von wirklicher Scham könne <strong>des</strong>halb<br />

keine Rede sein, weil nur derjenige sich wirklich schäme, der sich<br />

unter der Aufsicht, unter den Augen, einer „Instanz" wisse. <strong>Die</strong><br />

Gerätewelt aber sei augenlos; kein Mensch sei so exzentrisch, zu<br />

behaupten, er werde von den Geräten gesehen. Also kämen diese<br />

als „Instanzen" nicht in Betracht.<br />

Das klingt plausibel. Aber nur <strong>des</strong>halb, weil wir, von Theorien<br />

befangen, schon nicht mehr wissen, was uns plausibel ist, solange<br />

wir unbefangen sind. Dem Unbefangenen ist nämlich nichts plausibler,<br />

als daß er von den Dingen angeblickt wird. Nichts ist er<br />

weniger als ein Erkenntnistheoretiker, der sich lediglich als (Welt)<br />

Sehender auffaßte; vielmehr betrachtet er sich mit der gleichen<br />

Selbstverständlichkeit als ein (von der Welt) Angesehener und Gesehener<br />

— womit nicht nur gemeint ist, daß er sich von Mitmensch<br />

und Tier angesehen weiß, sondern von der ganzen sichtbaren Welt.<br />

Gewöhnlich, min<strong>des</strong>tens ursprünglich, wird „Sichtbarkeit" von<br />

ihm als ein durchaus gegenseitiges Verhältnis verstanden: alles,<br />

was er sieht, sieht auch ihn.<br />

Zu betonen, daß wir damit nicht behaupten, daß er von Stuhl,<br />

Tisch oder Bild effektiv gesehen werde, ist überflüssig. Was wir<br />

behaupten, ist allein, daß es zu seiner unbefangenen „Weltanschauung"<br />

gehöre, sich als „von der Welt angeschaut" zu betrachten.<br />

Wenn er keine Theorie daraus macht, so eben, weil es sich um<br />

seine vor-theoretische „Welt-Anschauung" handelt, die sich im<br />

Augenblick, da er eine theoretische Attitüde einnimmt, verflüchtigt.<br />

Darum ist vielleicht auch das Wort „Weltanschauung" unangebracht;<br />

aber das Wort tut nichts zur Sache, da er sich, was<br />

beweiskräftiger ist, als alle nachhumpelnde Theorie es sein könnte,<br />

durchweg als ein „Gesehener" benimmt. <strong>Die</strong> Behauptung könnte<br />

durch zahllose empirische Zeugnisse belegt werden, z. B. durch die<br />

von der Psychoanalyse (mit völlig anderen Absichten gesammelten)

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