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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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50 Über prometheische Scham<br />

chen, feststellen muß, daß er einen „miserablen" Rohstoff abgibt.<br />

Den gibt er aber <strong>des</strong>halb ab, weil er eben, statt wirklicher Rohstoff<br />

zu sein, „unseligerweise" morphologisch bereits festgelegt, weil<br />

er bereits präformiert ist. Jede Präformiertheit ist nun aber, da<br />

die von seinen diversen Geräten jeweils verlangten Formen jeweils<br />

verschieden sind, eine „falsche Präformiertheit", eine „falsche<br />

Prägung". Was er im „Human Engineering" versucht, ist,<br />

dieses „falsch Geprägte" wieder „aufzuschmelzen", aus ihm nachträglich<br />

wieder Material zu gewinnen und aus diesem nun die jeweils<br />

erforderte Prägung doch noch herzustellen. —<br />

<strong>Die</strong>se „falsche Geprägtheit" stellt seinen Hauptdefekt dar, also<br />

auch den Hauptgrund für seine „prometheische Scham". Aber doch<br />

nur den. Denn seine „schamtreibenden" Mängel sind zahlreich.<br />

Deren Liste aufzustellen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit, weil<br />

diese ja mit der Liste der Tugenden aller existierenden und aller<br />

möglichen Geräte zusammenfiele. Deshalb beschränken wir uns<br />

im folgenden auf die Erörterung <strong>des</strong>jenigen Mangels, der uns<br />

nach der „falschen Prägung" der folgenreichste zu sein scheint:<br />

auf die „leichte Verderblichkeit" <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>.<br />

<strong>Die</strong> zweite Inferiorität <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>:<br />

Er ist leicht verderblich und von der „industriellen Re-inkarnation"<br />

ausgeschlossen — Seine „Malaise der Einzigkeit"<br />

Obwohl sturer als seine Produkte, ist der Mensch nämlich auch<br />

kurzlebiger, sterblicher als diese. Jedenfalls kommt es für ihn nicht<br />

in Betracht, mit der Langlebigkeit, um nicht zu sagen: „Unsterblichkeit"<br />

die er, wenn er nur wünscht, seinen Produkten verleihen<br />

kann, in Wettbewerb zu treten.<br />

Natürlich, im strikten Sinne »unsterblich' sind auch unsere Produkte<br />

nicht; auch die Haltbarkeit unserer eingelegten Früchte,<br />

unserer gefrorenen Rühreier oder die unserer Langspielplatten<br />

oder Glühbirnen ist begrenzt. Aber in der Mehrzahl der Fälle sind<br />

wir es doch, wir <strong>Menschen</strong>, die den Produkten ihre Sterblichkeit

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