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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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§ 7<br />

<strong>Die</strong> Attitüde <strong>des</strong> verwandelten Prometheus: „Hybride Demut"<br />

Eine so totale Verweigerung seines Soseins, eine so radikale<br />

rejectio fati" wie die in diesen Operationen erstrebte hat der<br />

Mensch nie zuvor gewagt, wohl noch nicht einmal in seinen mystischen<br />

Praktiken oder seinen magischen Selbstverwandlungen. Neben<br />

den Absichten <strong>des</strong> „Human Engineering" erscheint sein Turmbau<br />

zu Babel als ein lammfrommes Geschäft: das Format, das der<br />

Mensch damals durchbrach, war ja lediglich das seiner Machwerke,<br />

lediglich die erlaubte Maximalgröße seiner Produkte. Seine<br />

Übertretung war also durchaus „unschuldig", denn mit Hilfe welcher<br />

Kriterien er die erlaubte Höchstgrenze hätte ausfinden oder<br />

einhalten sollen, war ja nicht festgelegt. Und da dem <strong>Menschen</strong><br />

das Herstellen von Dingen nun einmal freisteht, verfügt er wohl<br />

überhaupt über kein derartiges Kriterium: es sei denn, er mache<br />

sich selbst zum Kriterium, das heißt: er definiere den Grenzpunkt<br />

als in. demjenigen Augenblick erreicht, in dem er, „kleiner als er<br />

selbst", mit sich selbst „nicht mehr mitkommt", das heißt: seinen<br />

Produkten nicht mehr gewachsen ist. Also heute. —<br />

Min<strong>des</strong>tens soviel ist gewiß, daß er, wenn er auch diesen Grenzpunkt<br />

mißachtet und auch seinen Leib alteriert, ein grundsätzlich<br />

neues, ein wirklich unerhörtes, Kapitel beginnt.<br />

Aber man mißverstehe nicht. Nicht die Alterierung als solche<br />

is s t es, die uns „unerhört" scheint. Wer aus unseren Argumenten<br />

die versteckte Stimme eines „metaphysisch Konservativen"* heraushört,<br />

verfehlt deren Sinn. Keine Position liegt mir ferner als<br />

die <strong>des</strong> „metaphysischen Ethikers", der das Seiende, weil es (wirklich<br />

oder eingebildeterweise) so ist, wie es ist, als „gut", als „gebotenen<br />

Status quo" betrachtet; also die Moralität <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> in<br />

den Rahmen <strong>des</strong>sen, was „ist wie es ist und so zu sein hat" einordnet,<br />

oder der die Gebote und Verbote aus diesem Status geradezu<br />

ableitet. <strong>Die</strong> Chancen für eine „metaphysische Moral" sind längst<br />

verspielt; und es wäre ein vergebliches Bemühen, die quaestiones

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