12.01.2014 Aufrufe

Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ich gehöre nicht in mein Ressort 4 3<br />

der „wirkliche Mensch" (sofern er nicht eliminiert werden kann)<br />

nur noch als in Kauf genommener Appendix hangt.<br />

Ihm freilich, dem am „Human Engineering" Beteiligten, fallt<br />

moralisch an seiner Tätigkeit nichts weiter auf weder etwas „Phantastisches"<br />

noch etwas „Unmögliches", noch etwas Dehumamsieren<strong>des</strong>.<br />

„Phantastisch" ist für ihn ja allein die Tatsache, daß er selbst<br />

in dieser Welt, die doch evidenterweise eine der Apparate ist, eine<br />

so „phantastische" Ausnahme bildet. Und eben diese Tatsache, gilt<br />

ihm auch als „unmöglich", eben in dem verächtlichen Sinne, in<br />

dem man ein untaugliches Gerät „unmöglich" nennt. Was aber<br />

den Vorwurf „dehumanisierend" betrifft, so ist dieser ihm vollends<br />

unfaßbar Gerät zu sein, ist ja seine Sehnsucht, ja sein Pensum;<br />

die durch die „cartoons" klirrenden Roboter* sind für ihn ja<br />

keine würdelosen oder erschreckenden Figuren, sondern die, zum<br />

Jux als Popanze verkleideten, Verkörperungen seiner Wunsch -<br />

träume und seiner Gleichschaltungspflicht. Warum der Stillung<br />

seiner Sehnsucht und der Erfüllung seiner Dingfrömmigkeit, warum<br />

so zufriedenstellenden und honetten Tatigkeiten etwas Ehrenruhriges<br />

anhaften sollte, muß ihm unerfindlich bleiben. Wenn es<br />

überhaupt etwas gibt, was ihn an der „Dehumanisierung" stört,<br />

so höchstens die Tatsache, daß dann und wann Kauze auftreten,<br />

denen es einfällt, dem, was er tut, das unschöne Epitheton „dehumanisierend"<br />

anzuhängen Aber höchstens das. Denn zumeist<br />

bemerkt er das Auftreten dieser Kau7e gar nicht. <strong>Die</strong> Frage, was<br />

(abgesehen von der Einzelleistung, die er sich bis zur Virtuosität<br />

eindrillt) aus ihm, dem <strong>Menschen</strong> werden soll (denn „Mensch",<br />

behaupten die Käuze, soll er ja einmal gewesen sein; und daß ihm<br />

etwas <strong>Menschen</strong>artiges auch heute noch als unabmontierbares Totgewicht<br />

anhänge, solle er doch nicht leugnen) — diese Frage beunruhigt<br />

ihn nicht, nein, er faßt sie zumeist überhaupt nicht auf,<br />

da sie in seine spezialisierte Experimentalaufgabe ja nicht hineingebort.<br />

Wenn er sie aber zur Kenntnis nimmt, so nur, um mitteilen,<br />

daß sie vermutlich in ein anderes Ressort gehöre, wo sie<br />

vi l elleicht bearbeitet werde. Sich selbst mit ihr zu beschäftigen,<br />

empfände er durchaus als „job-störend", mithin als pflichtvergessen,<br />

also als unmoralisch; letztlich sogar als indiskret: denn „In-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!