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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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Human engineering 39<br />

in ihnen seine Metamorphose in ein Unterdruckwesen zu erzwingen.<br />

Erfordert ein drittes Zentrifugalbedingungen, dann konstruiert<br />

man eben das Modell einer Zentrifuge, um von dieser sein Innerstes<br />

nach außen schleudern zu lassen und um von ihr in ein Wesen<br />

transformiert zu werden, das in solcher Exzentrität leben kann.<br />

Der erste Schritt <strong>des</strong> Verfahrens besteht also stets darin, den<br />

vorkritischen Schwellenpunkt <strong>des</strong> gerade-noch-Erträglichen auszufinden;<br />

der zweite darin, diesen Punkt einzuexerzieren; und der<br />

dritte darin, diesen Punkt, nachdem das Exerzitium gelungen,<br />

„hinter dem Rücken der Physis" weiter hinauszuschieben. Der Erfinderischkeit<br />

<strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> sind dabei keine Grenzen gesetzt: in<br />

der Tat gibt es keine Katastrophenbedingung, die er nicht in einem<br />

lebenswahr (das heißt: geräte-wahr) hergestellten Lehr- und Martermodell<br />

ab-, oder richtiger vor-bilden könnte. An keiner Subtilität,<br />

an keinem Luxus läßt er es beim Bau dieser Modelle fehlen :<br />

denn auf sie hat er seine Karte ja gesetzt; mit ihrer Hilfe hofft er,<br />

eines Tages das Geräte-Abiturium abzulegen und seine Scham von<br />

den bewunderten Apparaten loswerden zu können.<br />

Was aus dem Leib werden soll, ist also jeweils durch das Gerät<br />

festgelegt; durch das, was das Gerät verlangt. Damit erfährt das<br />

Verhältnis zwischen „Nachfrage und Angebot" eine eigentümliche<br />

Pervertierung; eine Pervertierung, die über die Perversion <strong>des</strong> Verhältnisses,<br />

die heute ohnehin üblich ist, weit hinausgeht.<br />

Unter „üblicher Pervertierung" verstehe ich dabei zweierlei:<br />

1. die Umkehrung der zeitlichen Reihenfolge, die Tatsache also,<br />

daß gewöhnlich nicht die Nachfrage dem Angebot, sondern umgekehrt<br />

das Angebot der Nachfrage vorausgeht. Und 2. die Tatsache,<br />

daß auch diese Nachfrage hergestellt wird, also ein (für den<br />

Absatz <strong>des</strong> ersten Produktes unerläßliches) „zweites Produkt' 1 darstellt.*<br />

Aber eines ist doch in dieser, heute normalen Pervertierung,<br />

min<strong>des</strong>tens dem Schein nach, noch intakt geblieben: nämlich die<br />

Rollenverteilung von Nachfrage und Angebot: als „Subjekt <strong>des</strong><br />

Bedürfnisses" gilt, auch wenn er als Konsument in sein Bedürfnis

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