12.01.2014 Aufrufe

Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Versuchte imitatio Instrumentorum 37<br />

tage", die er nun einmal, auf Grund seiner „Erbsünde": der Geburt,<br />

nolens volens treibt, auf das denkbar geringste Maß reduziere<br />

—<br />

<strong>Die</strong>sen Versuch unternimmt er nun also. Und zwar in gewissen<br />

Selbstmetamorphosen, die er „Human Engineering", also „Ingenieurarbeit<br />

am <strong>Menschen</strong>" nennt. <strong>Die</strong>se Metamorphose-Versuche,<br />

von denen wir einige gleich etwas naher kennzeichnen werden, beginnt<br />

er stets damit, daß er seine Physis ungewöhnlichen und unnatürlichen<br />

Bedingungen, „physischen Grenzsituationen"* aussetzt,<br />

Situationen, die dieser gerade noch ertragbar sind; und<br />

dass er deren Reaktionen studiert. Aber natürlich studiert er diese<br />

Reaktionen nicht <strong>des</strong>halb, um sich darüber zu informieren, wie<br />

seine Physis s e i ; nicht, um zu erfahren, wie diese sich „von<br />

Natur aus"als Leib begrenzt habe, und um diese Grenzen nun<br />

kartographisch nachzuziehen (über seine natürlichen Grenzen<br />

würde der unnatürlichen Bedingungen ausgesetzte Leib ja<br />

schwerlich Auskunft erteilen können, und was von der heutigen<br />

Physik gilt: daß sie durch die Tatsachen <strong>des</strong> Experiments und der<br />

Beobachtung ihren Gegenstand bereits modifiziert, gilt auch<br />

hier), sondern umgekehrt, um zu finden, ob sich seine<br />

Leibhchkeit nicht irgendwo eine Blöße gebe, ob sie nicht in<br />

flagranti „weicher Stellen" ertappt werden könnte: womit ich<br />

Stellen meine, an denen sie amorph, undefiniert, schwankend und<br />

zweideutig geblieben ist; Stellen, die (da noch amorph) noch<br />

modellierbar waren; und die (da noch modellierbar) es eben doch<br />

noch erlauben würden, sie den Ansprüchen der Geräte zu<br />

adaptieren.<br />

Nicht wie seine Physis ist, will der „Human Engineer" also<br />

wissen; sondern bis zu welchem Punkte sie „gerade noch" sein<br />

könnte (nämlich ohne bei der Zerreißprobe drauf zugehen); nicht,<br />

wie sie gewachsen ist, sondern welchen, ihr fremden, Zumutungen<br />

si l e „gewachsen" bliebe, nicht, was an ihr feststeht, sondern welche<br />

ihrer Schwellen nicht feststehen, welche gerade noch verschoben<br />

Werden konnten. <strong>Die</strong> künstlich hergestellten physischen Grenz-<br />

Situationen interessieren ihn ausschließlich <strong>des</strong>halb, weil er darauf<br />

abzielt, sie zu überbieten. Denn hat er ein „gerade noch Erträgliches'<br />

ausgefunden; und ist es ihm durch Selbstdressur gelungen,<br />

es ein halbwegs Erträgliches, also in eine neue Gewohnheit, zu

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!