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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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Der Mensch ist nicht nach Maß gearbeitet 33<br />

wenn er sie als bon mot gemeint haben sollte, eine unterstellte Indignation<br />

der Geräte und die Scham <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>. „Schließlich"<br />

(so dürfte man den Instruktor wohl reden lassen) „können wir doch<br />

den Geraten und Projekten nicht <strong>des</strong>halb Alterationen zumuten,<br />

weil ausgerechnet wir als Bedingungsstücke von so unverläßlicher<br />

Faktur sind." —<br />

Nichts läge nun näher als die Beschwichtigung: „Wie groß auch<br />

immer der Kraft-, Tempo- und Prazisionsvorsprung der Geräte —<br />

als Dinge sind und bleiben sie eben starre und definitive Stücke;<br />

während wir <strong>Menschen</strong> — und das macht unsere Würde ja aus —<br />

lebendig sind, modellierbar, adaptionsfähig, elastisch, also frei." —<br />

Aber gerade das würde der Luftwaffe - Instruktor bestreiten. „Umgekehrt!"<br />

würde er rufen. „Wenn ich uns <strong>Menschen</strong> ,faully constructions'<br />

nenne, so ja gerade <strong>des</strong>halb, weil wir im Vergleich mit<br />

den Dingen starr sind und unfrei!"<br />

Was meint er? Wie käme er dazu?<br />

Vergessen wir für einen Augenblick die zur Stolz-Schablone gewordene<br />

Unterscheidung zwischen totem Ding und lebendigem<br />

<strong>Menschen</strong>.<br />

Unsere Produktewelt definiert sich ja nicht durch die Summe<br />

einzelner endgültiger Stücke, sondern durch einen Prozeß: durch<br />

die taglich neue Produktion täglich neuer Stucke. Sie .definiert sich<br />

also gar nicht, vielmehr ist sie indefinit, offen, plastisch, täglich<br />

umbaubegierig, täglich adaptionsbereit für neue Situationen, täglich<br />

auf dem Sprung in neue Aufgaben; täglich stellt sie sich, in<br />

error and trial-Methoden umgebaut, als andere dar.<br />

Und wir ? Und unser Leib ?<br />

Nichts von täglichem Wechsel. Unser Leib von heute ist der von<br />

gestern, noch heute der Leib unserer Eltern, noch heute der Leib<br />

unserer Ahnen; der <strong>des</strong> Raketenbauers unterscheidet sich von dem<br />

<strong>des</strong> Troglodyten in so gut wie nichts. Er ist morphologisch konstant;<br />

Moralisch gesprochen: unfrei, widerspenstig und stur; aus der Perspektive<br />

der Gerate gesehen: konservativ, unprogressiv, antiquiert,<br />

unrevidierbar, ein Totgewicht im Aufstieg der Geräte. Kurz: die<br />

Subjekte von Freikeit und Unfreiheit sind ausgetauscht. Frei sind<br />

die Dinge: unfrei ist der Mensch*<br />

Und das und nichts anderes hatte der Instruktor gemeint, als er<br />

3<br />

Anders

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