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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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344 Anmerkungen<br />

Mutter aller jener, im Massenpreßverfahren von ihr abgenommenen<br />

Platten, die nun in den Handel kommen, um Matrizen unseres Geschmacks<br />

zu werden.<br />

195 Auf diese Tatsache hatten wir zu Beginn unserer Untersuchung<br />

angespielt, als wir (nach einem Exkurs über den „Idealisten", der ausschließlich<br />

„seine Welt", nicht „Welt" kennt) den heutigen Konsumenten<br />

einen „Idealisten" genannt hatten.<br />

203 An dem Ausdruck ,creative' stoße man sich nicht: Vor der Folie<br />

<strong>des</strong> gewohnten Fertigwaren-Konsums fühlt sich eben je<strong>des</strong> bescheidenste<br />

Sclber-Tun bereits als Schopfungsakt, min<strong>des</strong>tens als michelangelesk.<br />

206 Da die Zahl derer, die sich die Differenz ebenso geschickt fortoperieren<br />

lassen wie V., ungleich großer ist als die geringe Zahl von<br />

Matrizen, die im Film benötigt werden, leben in Kalifornien tausende<br />

von Phantomen, die durch nichts mehr verraten, wer sie im<br />

früheren Leben einmal gewesen waren und wie sie damals eigentlich<br />

ausgesehen hatten. Da ihnen aber die Chance, Matrizen zu werden,<br />

niemals geblüht hat, füllen sie nun, noch eine Zeit lang phantomhaft<br />

aussehend und noch immer in der Illusion, doch noch einmal als Illusion<br />

dienen zu dürfen, „vorübergehend" drugstore- oder hop-girl Jobs<br />

aus, bis ihr Alltag sie verwildern und ihre alte Natur unter dem<br />

Phantom-glamour wieder zum Vorschein kommen läßt.<br />

207 Siehe den eisten Aufsatz dieses Ban<strong>des</strong><br />

208 Der Zusammenhang von „Sozialgefalle" und „Bild" ist klassisch<br />

in „Wilhelm Meisters Lehrjahren" dargestellt: da der Burgerssohn<br />

vom ,.großen", allem gültigen Leben ausgeschlossen bleibt, verschafft<br />

er sich dieses, zwecks ,Bildung', durch <strong>des</strong>sen Abbildung und Einbildung<br />

das heißt durch Theaterspielen —<br />

210 Andererseits ist auch jede Massenware eine Abbildung, nämlich<br />

die ihres Modells. Und je<strong>des</strong> Modell ist wiederum Modell nur für<br />

Reproduktionen; und um so besseres Modell, je großer die Zahl<br />

seiner Abbildungen, also je erfolgreicher seine Massenherstellung<br />

ist. —<br />

213 Neue Schweizer Rundschau, Januar 1954.<br />

219 So gesehen, ist die so häufig bestaunte Niedrigkeit der Selbstmordziffern<br />

in Konzentrationslagern nicht mehr überraschend.<br />

224 1 Siehe <strong>des</strong> Verfassers „Kafka — pro und contra", Kap. 2<br />

224 2 „Vorübergehend" ist hier also nicht ein Zwischenfall in der<br />

„Zeit", sondern die Zeit selbst, sie selbst wird zum Zwischenfall. —<br />

Auch unser alltägliches Dasein ist ja nicht kontinuierlich „Sein in<br />

Zeit", sondern immer wieder durch das Zwischenspiel <strong>des</strong> zeitlosen

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