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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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Anmerkungen 333<br />

wie die ursprunglich vor-spezifiscbe Qualität sich in spezifische Sinnesqualitaten<br />

verzweigt.<br />

81 Nadi Fertigstellung meines Buches finde ich in "Walter Benjamins<br />

bewunderungswertem Baudelaire-Essay (Schriften 1 S. 46Off ,<br />

Suhrkamp Verlag 1955) im Zusammenhang seiner Diskussion der Kategorie<br />

„Aura" eine ausdrückliche Behandlung dieser Gegenseitigkeit<br />

der Sichtbarkeit, die das hier Behauptete vorwegnimmt. Dort auch<br />

(S- 462) Valerys Bestimmung der Traumwahrnehmung: „Im Traume<br />

liegt eine Gleichung vor. <strong>Die</strong> Dinge, die ich sehe, sehen mich ebensowohl<br />

an wie ich sie sehe."<br />

84 Zu diesem Zwecke an folkloristische Monotonie-Elemente anzuknüpfen,<br />

bereitet ihr spe?ielle Schadenfreude.<br />

86 Leider gibt es in der Kunstgeschichte keine Sonderstudie über die<br />

Rolle <strong>des</strong> Gesichts in den verschiedenen Epochen. Eine solche Studie<br />

wurde nämlich zeigen, daß es entsprechende „Gesichtsdegradierungen"<br />

auch früher schon gegeben hat; so etwa im Manierismus, der nicht nur<br />

alle Gesichter ahnlich, sondern auch (was %. B. m den Fallen Bassano<br />

und Greco notorisch ist) viel zu klein zu präsentieren liebte. Aber auch<br />

im Barock ist außer im ausdrucklichen Portrait der in ein wild flattern<strong>des</strong><br />

Gewandwesen verwandelte Mensch ungleich wichtiger als <strong>des</strong>sen<br />

Gesicht. Ob auch damals das Gesicht dadurch entwertet wurde, daß<br />

zwei nicht-individuelle Machte den <strong>Menschen</strong> als Opfer m Anspruch<br />

nahmen, kann hier nicht untersucht werden. Aber nahe liegt der Verdacht,<br />

da die Epoche, um die es sich handelt, zugleich die der aufblühenden<br />

Naturwissenschaft und die der Gegenreformation war; und<br />

ihre Kunst rücksichtslosesten Realismus mit rücksichtslosestem supranaturalem<br />

Überschwang, standig kollidierend, verbunden hat. —<br />

91 Zum Beispiel hat die Zeit <strong>des</strong> mit der Maschine konformistisch<br />

Arbeitenden mit der (in aller modernen Zeitphilosophie als selbstverständlich<br />

unterstellten) irreversibel vorwärtsgehenden Zeit <strong>des</strong> Subjekts<br />

nichts mehr zu tun. Sie ist vielmehr zyklisch, besteht aus kleinsten<br />

Zeitstrecken, die mit den immer neu einsetzenden identischen<br />

Geratleistungen ko-extensiv sind; ähnelt also der vom Sekundenzeiger<br />

angezeigten Zeit, freilich ohne daß, wie auf der Uhr, die Zahl der<br />

Umlaufe selbst noch einmal gezahlt wurde. Nur zu Beginn der Arbeit<br />

jSchwimmen' die Wiederholungen noch im breiteren Strome der vorwärtsgehenden<br />

Zeit ,mit'; und nur wahrend dieser Anlaufsfrist sind<br />

sie auch langweilig; das heißt: so lange, als der irreversible Zeitstrom<br />

seine Kraft noch nicht eingebüßt hat — was aber nach kurzer Zeit<br />

stattfindet. — Hat sich die Arbeit dann aber eingespielt, dann scheinen<br />

sich die Wiederholungen nicht mehr in Sukzession zu folgen; sie bilden<br />

keine Reihe mehr; so wenig etwa wie die Atemzuge <strong>des</strong> Atmenden<br />

(der immer beim Atmen ist, aber niemals weiß, beim wievielten

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