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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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Anmerkungen 327<br />

perfektionierten Gerät eigentlich unangemessen ist. Primär ist der<br />

Mensch hier als Fehlerquelle gesehen.<br />

32 2 Als ,blamables': denn daß es unverschuldet ist, macht (wie wir<br />

spater sehen werden) einen Defekt nicht weniger beschämend, sondern<br />

beschämender. — Siehe S. 68ff.<br />

33 Wenn Verf. 1930 in seiner „Weltfremdheit <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>" (erschienen<br />

1956 als „Pathologie de la Liberte" in den „Redliches Philosophiques")<br />

den <strong>Menschen</strong> als „unfestgelegt", „indefini", „nicht zu<br />

Ende geschaffen" — kurz: als „freies und undefinierbares Wesen" definierte;<br />

als Wesen, das sich nur durch das, was es jeweils aus sich<br />

selbst mache, definiere und definieren könne (und Sartre hat ja sein<br />

Credo bald sehr ähnlich formuliert) so handelte es sich hier wie dort<br />

um einen verspäteten Versuch, die (natürlich auch damals schon bestehende)<br />

Tatsache <strong>des</strong> „Austauschs der Subjekte der Freiheit und Unfreiheit"<br />

durch die Überbetonung einer philosophisch-anthropologischen<br />

Freiheit in den Hintergrund zu schieben. Solche Definitionen<br />

scheinen <strong>des</strong>halb plausibel, weil in ihnen {wie in fast jeder nichttheologischen<br />

Anthropologie) das tierische Dasein als Vergleichsfolie<br />

benutzt und dabei „das Tier" (selbst bereits eine ad hoc erfundene<br />

Abstraktion) als Gefangener seines Spezies-Schicksals, also als unfrei,<br />

vorausgesetzt wird. <strong>Die</strong> Verifizierung dieser Voraussetzung ersparte<br />

man sich, sie galt (nicht zuletzt durch theologische Tradition) als selbstverständlich.<br />

— Heute scheint mir die Wahl dieser Folie fragwürdig.<br />

Einmal <strong>des</strong>halb, weil es philosophisch gewagt ist, für die Definition <strong>des</strong><br />

<strong>Menschen</strong> eine Folie zu verwenden, die mit der effektiven Folie <strong>des</strong><br />

menschlichen Daseins nicht übereinstimmt: schließlich leben wir ja<br />

nicht vor der Folie von Bienen, Krabben und Schimpansen, sondern<br />

vor der von Glühbirnenfahriken und Rundfunkapparaten. Aber auch<br />

naturphilosophisch scheint mir die Konfrontierung „Mensch und Tier"<br />

inakzeptabel: die Idee, die Einzelspezies „Mensch" als gleichberechtigtes<br />

Pendant den abertausenden und voneinander grenzenlos verschiedenen<br />

Tiergattungen und -arten gegenüberzustellen und diese abertausende<br />

so zu behandeln, als verkörperten sie einen einzigen Typenblock<br />

tierischen Daseins, ist einfach anthropozentrischer Größenwahn.<br />

<strong>Die</strong> Fabel von den Ameisen, die auf ihren Hochschulen „Pflanzen,<br />

Tiere und Ameisen" unterscheiden, sollte als Warnung vor dieser kosmischen<br />

Unbescheidenheit jedem Lehrbuch der „Philosophischen Anthropologie"<br />

vorausgehen. — Wählt man statt der Folie „Tierwelt"<br />

diejenige, die effektiv Hintergrund <strong>des</strong> menschlichen Daseins ist: also<br />

die vom <strong>Menschen</strong> gemachte Welt der Produkte, dann verändert sich<br />

das Bild „<strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>" sofort: sein Singular „der" zerfallt; und mit<br />

diesem zugleich seine Freiheit. —<br />

35 Ein gewisses bumerang-haftes Element gehört übrigens insofern

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