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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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292 Über die Bombe und die Wurzeln unserer Apokalypse-Blindheit<br />

lichen <strong>Menschen</strong>) verlangt, daß er zwei absolut verschiedene Typen<br />

von Dasein zugleich verkörpere: sich arbeitend als „Konformist"<br />

benehme; „handelnd" dagegen als Nicht-Konformist; daß er also<br />

ein schizophrenes Leben führe und aushalte, ein Leben, das von<br />

einem niemals sich ausgleichenden Gefälle zwischen zwei, einander<br />

widersprechenden, Aktionsarten beherrscht wäre. Und dies:<br />

Schizophrenie als Postulat wäre nun allerdings etwas so Ungeheuerliches,<br />

daß im Vergleich mit diesem Postulat alle Forderungen,<br />

die Moralen, selbst die am maßlosesten überfordernden, bis<br />

heute an den <strong>Menschen</strong> gestellt haben, zu liebenswürdigen Anregungen<br />

zusammenschrumpfen würden. —<br />

Wir sagten: Es sei das „Geheimgelöbnis" <strong>des</strong> medialen <strong>Menschen</strong>,<br />

„nicht zu sehen, bzw. nicht zu wissen, was er tut''; also das<br />

dem Tun innewohnende Eidos oder Telos nicht anzuvisieren, kurz:<br />

(in Analogie zu unserem früher verwendeten Ausdruck „Apokalypse-blind")<br />

„Ziel-blind" zu bleiben. —<br />

Der Ausdruck „Gelöbnis" ist dabei natürlich eine bloße Metapher,<br />

denn er unterstellt ja eine Freiheit, die dem medialen <strong>Menschen</strong><br />

gar nicht mehr zukommt. Wenn wir die Metapher verwendeten,<br />

so um durch sie anzuzeigen, daß er nicht wissen solle, was<br />

er tut; daß sein Nichtwissen im Interesse <strong>des</strong> Betriebes gewünscht<br />

ist. Aber daß er das Bedürfnis hätte, zu wissen, wäre eine falsche<br />

Unterstellung. In der Tat wäre, min<strong>des</strong>tens in actu <strong>des</strong> Arbeitens<br />

selbst, der Blick auf das Telos, das ja ohnehin „vorgesehen" ist (oder<br />

gar auf <strong>des</strong>sen Telos: die Verwendung) ganz nutzlos für ihn, ja<br />

arbeitsbehindernd. Gewöhnlich bleibt ihm also der Gedanke, das<br />

Eidos anzuvisieren, ganz fremd; und sehr häufig kann er es gar<br />

nicht mehr: und zwar <strong>des</strong>halb nicht, weil er ja bei der Absolvierung<br />

seiner (Serien)-Arbeit ständig mit ständig neu auftauchenden und<br />

wieder verschwindenden Etappenstücken herumzuspielen hat; weil<br />

es ja niemals vorkommt, daß seine Arbeit ihr Ende in einem fertigen<br />

Produkt findet; weil sie vielmehr immer nur „äußerlich aufhört"<br />

: eben dann, wenn die Sirene in sein Wiederholungsspiel hineintönt.<br />

Damit ist aber eine radikale Verwandlung <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> angezeigt.<br />

Von den frühen platonischen Dialogen an bis zu Heideggers<br />

Analyse <strong>des</strong> „Bewandnis-charakters" war ja menschliches Tun und

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