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Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 1

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Das Exerzitium 271<br />

bleibt; und die <strong>des</strong> Fühlens im Vergleich damit geradezu starr zu<br />

bleiben scheint.<br />

<strong>Die</strong>se Um-Akzentuierung ist uns aber <strong>des</strong>halb wichtig, weil durch<br />

sie angezeigt ist, daß je<strong>des</strong> der Vermögen ein anderes Verhältnis<br />

zur Geschichte hat. Daß wir zur Geschichte vor allem unsere,<br />

sich verändernden Taten, Produkte und Gedanken rechnen,<br />

ist ja kein Zufall; sie haben eben in einem ganz anderen Tempo<br />

ihre Leistungen und Leistungsgrenzen geändert als die anderen<br />

Vermögen, die nun hinterherhumpeln, gewissermaßen als Vermögen,<br />

die geschichtlich nicht synchronisiert sind. Umgekehrt ist<br />

es kein Zufall — diesen Gedanken werden wir bald noch einmal<br />

aufnehmen — daß es niemals eine, der Geschichte der „res gestae"<br />

oder der Geistes geschieh te analoge „Geschichte der Gefühle"" gegeben<br />

hat; ja, daß das emotionale Leben auf Grund seiner Langsamkeit<br />

geradezu als „Natur", als das Konstante und Ungeschichtliche<br />

im <strong>Menschen</strong> gelten konnte. Mit welchem Recht, werden wir bald<br />

sehen.<br />

IV<br />

DIE AUSBILDUNG DER MORALISCHEN PHANTASIE<br />

UND DIE PLASTIZITÄT DES GEFÜHLS<br />

§ 13<br />

Über das heute notwendige Exerzitium<br />

Da es also die Tatsache <strong>des</strong> Gefälles gibt; da wir als Fühlende<br />

noch immer im rudimentären Heimarbeiter-Stadium stecken, in<br />

dem wir zur Not einen einzigen Selbsterschlagenen bereuen können,<br />

während wir als Tötende oder gar als Leichenproduzenten<br />

bereits das stolze Stadium industrieller Massenproduktion erreicht<br />

haben; da sich die Leistungen unserer Herzen: unsere Hemmungen,<br />

unsere Ängste, unsere Vorsorge, unsere Reue im umgekehrten<br />

Verhältnis zum Ausmaß unserer Taten entwickeln (also proportional<br />

zu deren Zuwachs zusammenschrumpfen) — sind wir, sofern<br />

die Folgen dieses Gefälles uns nicht tatsächlich vernichlen, die zer-

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